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Indessen wird, so sichtbar als es war, Den beiden Weisen doch davon nichts offenbar, Ob sie die Schöne gleich mit großen Augen messen. Die Herren dieser Art blendt oft zu vieles Licht; Sie sehn den Wald vor lauter Bäumen nicht. Doch sind die unsrigen entschuldigt; denn indessen Daß Phanias ein liebliches Vergessen Von allem, was sein steifer Pädagog Ihm jemahls vorgeprahlt, aus schönen Augen sog, War auf Musarions Verlangen Das akademische Gefecht schon angegangen, Womit sie etwas sich zu gut zu thun beschloß. Kleanth bewies bereits: »Der Weise nur sey groß Und frey, geringer kaum ein wenig Als Jupiter, ein Krösus, ein Adon, Ein Herkules, und zehnmahl mehr ein König Auf mürbem Stroh als Xerxes auf dem Thron; Des Weisen Eigenthum, die Tugend, ganz alleine Sey wahres Gut, und nichts von allem dem Was unsern Sinnen reitzend scheine Sey wünschenswürdig« – Kurz, die Wuth für sein System Ging weit genug, ganz trotzig, ohne Röthe, Zu prahlen: Wenn in »Cypriens Figur Die Wollust selbst leibhaftig vor ihn träte, Schön, wie die Göttin sich dem Sohn der MyrrhaSohn der Myrrha: dem Adonis, dem geliebtesten unter ihren sterblichen Günstlingen. nur Bey Mondschein sehen ließ, – und diese Venus böte Auf seinem Stroh ihm ihre schöne Brust Zum Polster an – ein Mann wie Er verschmähte Den süßen Tausch.« – Hier war es, wo die Lust Des Widerspruchs Theophron sich nicht länger Versagen kann – ein Mann von krausem schwarzem Bart Und Augen voller Gluth, kein übler Sänger Und Citarist, dabey ein Grillenfänger So gut als jener, nur von einer andern Art. »Das geht zu weit, (fiel er Kleanthen in die Rede) Zum mindsten führet es gar leicht zu Mißverstand. Nicht daß ich hier das Wort der Wollust rede Im gröbern Sinn! Die ist unleugbar eitel Tand Und Schaum und Dunst, ein Kinderspiel für blöde Unreife Seelen, die mit ihren Flügeln noch Im Schlamm des trüben Stoffes steckenIm Schlamm des Stoffes stecken: Anspielung auf eine von den Pythagoriern und von Plato aus einer uralten morgenländischen Vorstellungsart angenommene Lehre von der dämonischen Natur der menschlichen Seele, ihrer Präexistenz in der Geisterwelt und ihrem Sturz in die Materie, wovon der göttliche Plato in seinem Phädrus, im 10ten Buche von den Gesetzen, im Timäus u.a.O. uns mancherley schwer zu begreifende Dinge offenbart. . Doch sollt' uns nicht die Nektartraube schmecken, Weil ein Insekt auf ihrem Purpur kroch? Der Mißbrauch darf nicht unser Urtheil leiten: Alt ist der Spruch, zu selten sein Gebrauch! Saugt nicht auf gleichem Rosenstrauch Die Raupe Gift, die Biene Süßigkeiten?« Begeistert wie ein Korybant, Dann fuhr er fort, und sprach »vom Tod der Sinnlichkeit, Belustigt an dem hohen Schwung, Der Umstand ist an sich nur eine Kleinigkeit; Mit lächelnder Verachtung sieht die Dame Drauf sprach sie: »In der That, man kann nichts schöners hören, Theophron, noch ganz warm von dem was seinem Blick |