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Scenen während des Belagerungs-Manövers
in der Stadt Munderkingen
im September 1826.

Ein heroisch-kriegerisches Ideal.

Erste Scene.

Bürgerliche Stube.

(Spritzenmeister Nisi und Bäbel, sein Weib.)

Nisi: Bäbel! hoscht noiz haira kracha?

Bäbel: Noi, i hau noiz kracha g'hait.

Nisi: Bäbel, mir isch it zum Lacha;
Kracht hot's, sag i, haun i g'sait.
Guck nu 'naus bei Uschla Gata,
Uf em Bearg dot stauhd Soldata,
Buzletvoll ällz blo und grüa,
Hoscht dei Leabtig noiz so g'seah.
Schnauzbät haud sie in de G'sichter,
Nasa d'ruf wia d'Uhrag'wichter,
Büchsa wia a Lerchastang,
Und en Säbel, klofterlang –
Bäbel! I will 's Tuifels sey,
Z'letzsta kommet Aell' do 'rei.

(Man hört einige Kanonen-Schüsse.)

Bäbel: Ma! Jetz kan i nimma lacha,
Däs ischt koi natürlis Kracha;
Wenn's d'Sonn it ischt, so isch der Mau,
's hot Ois darvo en Rutscher thau.
Oder hot a Komodstean sein Zopf verlaura;
So brumsets und sumsets in meine Auhra.

Nisi: Sey doch koi Narr, gang 'naus in Gata,
Du dumma Kuah, as sind Soldata.

Bäbel: Du luigst, as ischt a healla Schand –
Seit wenn ischt noch a Feid im Land?

Nisi: Du Narr, as braucht koin Feid darzua;
D'Soldata, die haud niena Ruah.
Si sitzet 'rum in de Kaserna,
As ischt zum Lacha und Verbarma,
Noch fallet en so Possa ei,
Sie weand in fremde Länder nei,
Und fanget Kriag und Händel a,
Und euserois ischt übel d'ra;
Ka sey, daß däs gar Türka seand,
Die jetz in euser Städtle weand.

Bäbel: O! Könnt i jetz Mirakel wirka,
Wie ging i um mit deana Türka!

Nisi: O Weible, 's Wirka trait noiz ei,
Strick Strümpf darfür, 's weat besser sey.

(Man hört einige Trompeten-Signale.)

Bäbel: Haisch, Nisi? – So, jetz bin i bricht –
Ma blosat jo zum jüngsta G'richt –
Jetz bleib i nimmamai im Haus,
Zuih mi hautfuselnacket aus,
Nimm in da Arm mei Vierfesthäs,
Und spring zu meiner Uschla-Bäs;
Dui liest mer's us der Bibel 'raus:
So bald ma blos', sey Aelles aus.

Nisi: Jetz bischt it nu a halber Narr,
A ganzer bischt! Spring nu zum Pfarr,
Dear weat schoa mit dir dischputira,
Ear lait dir as g'weiht' Scheit uf's Hiera,
Und schlät dir noch sei Zingalum
A Paarmol um da Schäadel 'rum,
Und woicht dei Hiera no it auf,
So henk di nu glei sealber auf. –

(Man hört mehrere Musketen-Schüsse.)

Bäbel: O Jesesle! 's weat mir ällz grüa und blo,
Wär' doch mei Kind, mei liabs Denisile do!
Däs Schwoisle ischt gau g'wies eapa verirrnat,
Wenn er si nu it wieder an era Hutzel verkirnat.
(Schreit aus Leibeskräften zum Fenster hinaus.)
Denisile! Denisile! Denisile!!!
Komm der Tausetgottswilla zu deim Motterle!

Nisi: Thua doch it wieder wie a scheuer Gaul. –
Dot kommt er jo, und hot a Wusele im Maul.

(Denisile springt hastig herein.)

Denisile: Grüß Gott, Motterle! Grüß Gott, Dätile!
Guck, i hau a Wusile! –

Bäbel: O hoiligs Blüatle vo Weigata!
Komscht vom jüngsta G'richt? – Komscht vo de Soldata? –
Bischt leabig? Bischt taudt? Bischt lahm? Bischt krumm?
Hot ma di mit em Säbel verschossa? Bischt blind? Bischt stumm?

Denisile: Ei Motterle, wie schwätzst a so dumm!

Bäbel: Ah, wia ischt däs Büable so g'scheid mit seim goldgeala Hor!
Und 's Tröpfle goht aist in's siebazeht Johr.
Komm, Engele! laß dir schneutza, noch sag's reacht schöa,
Mo du hearkommscht, und was du Nuis hoscht g'seah. –

Denisile (nagt, während er spricht, immer an seinem Wusile):

Los', Motterle, was i hau g'seah:
Im Darraloch, do bin i g'wea,
Bi uf seal stoine Bänkle g'jucket,
Und hau dur's Natters Feanster guckat,
Moi, do ischt a Tisch voll Burger g'seassa,
Haud g'raucht und brotene Heubiera geassa;
Do haun i wia Mäusle fei g'losat und g'hait,
Was der alt' Hamp zum Natter hot g'sait:
Dear hot g'sait, d'Franzosa kommet,
Und wenn si da Sturmmasch trommet,
Laß ma älle Büchsa laus,
Aelle Büchsa, klein und grauß –
Zeantnerkugla wearet gossa,
D'Leut und d'Häuser niederg'schossa,
Und, wenn ma nimma schießa ka,
Zünd' ma gar no 's Städtle a.

Bäbel (in höchster Furie):
Wa? Ma will mein Gockeler, meine Henna,
Mei Büable, mei Haus und mein Nisi verbrenna?
Voar es brennt, so schrei i gau
Mordio und Fuiriau.

Nisi: Wit jetz a Narr in Folio sey?
Guck, i schla dir d'Rippa 'nei!
Bleib du nu bei deim Büable sitza,
I guck derweil zua meine Spritza,
Goht amol der Tuifel a,
Daß ma noch au löscha ka.

Denisile: O Motterle, bleib bei mer do,
Du woisch, i fürcht d'Soldata a so.

Bäbel: Jo, Schätzle, sitz hear uf däs Stüahle,
Im Ofaraihrle ischt no a Kaffeebrüahle;
Moi, däs ist süaß und guat für's Mägle,
Woischt, wia du ois trunka hoscht an deim Namestägle.


Zweite Scene.

Im sogen. Darraloch.

(Mehrere Bürger vor Natters Haus. Durch die Schießscharten der Stadtmauer sieht man in der Ferne Militärtruppen. Der alte Hekelbere kömmt von der Mauer herabgestiegen.)

Hekelbere: Jetz isch leaz, jetz simmer eig'schlossa,
Wenn ma blosat, weara mer z'sämag'schossa;
Mir sind halt hi mit Ma und Maus,
's kommt koi Sail mai us em Städtle 'naus.
Mi daurat nu mei alta Graith,
Sui hot so verbärmle b'hüa Gott zua mer g'sait.

Zaus: Mir zahlet doch eusre Stuira und Gaba,
Und jetz will ma eus brota und leabig vergraba?
Mit eus alte Burgerskinder a so z'Acker gau,
Isch däs it schleacht, Vetter Dauderlau? –

Dauderlau: Ha, weat wohl sey. Dunderschla!
Füahrt mi der Tuifel au in d' Erblacha do ra!
Und komm jetz g'rad in den Sakermeantskriag –
Wenn nu glei 's Weatter mei Uschel verschlüag!

Natter: Ja, ja, – so gohts halt, Dauderlau
Hau ällaweil g'sait, es wear a so gau.
D'Wealt ischt koin Heller mai nutz,
Mo ma da Steara suacht, steakat der Butz.
Wear beatha sot, fluacht, wear wacha sot, schloft,
Was Wunder, wenn oin euser Hearget noch stroft,
Ma zwackt jo der Goischtligkoit weak, was ma ka,
Reißt Käpela nieder, baut Wiathshäuser na,
D'rum kommet d'Soldata, no Schulda und Nauth,
Und z'letzsta no hintad'rei Tuifel und Taud.

Kekst: He! Und i wear's wohl au wissa,
Morum ma hot 's Nonnaklauster niederg'rissa,
Di gottlause Leut haud darzua g'lachat,
Aber der hoilig Denisi hot a bais G'sicht darzua g'machat.

(Man hört andauernden starken Kanonendonner und Musketenfeuer. Die alte Lixin mit sechs Kindern und die schielende Brakin, mit einem Hechelklotzensack bepackt, rennen wie verzweifelt unter die Versammlung hinein.)

Lixin: O du liabs Muattergöttesle von der Raithelheck,
Laich doch d'Franzosa vom Städtle awek!
Hoiligs Denisile! Hoiligs Rochesle! was fang i a?
Mo soll i mit meine sechs bluatarme Schwoisla na?
O Jesesle! Guckat! Sie haud a Freud und lachet,
Wenn die Büchsa so fürchtig schnellet und krachet,
Meitweaga, i woiß it mo 'naus und mo na,
I bring's halt em Pfarr seiner Julia. – (Eilt ab.)

Brakin (stellt ihren Sack auf die Erde, und setzt sich darauf):
Kreuzstearasaker! Thuat mir mei Buckel so waih!
Wenn 's Gold wur, trüag i 's koi Schrittle weit mai.
Hollat's der Tuifel, so deaf i 's doch nimmamai spinna,
Wär nu mei Brotkachel und mei Festhäs it dinna.

Bodabüchs: Narr, verschuib's, statt deam Heula und Fluacha,
Im Kerchathuraknopf weat's Niemad suacha.
Mei Zuig haun i ällz im Kealler versteckt,
Und mit a Paar taudtene Katza verdeckt.

Doigelabäck (kömmt mit einem Garbensail):
Jetz ka's schnella und kracha vorna und hinda,
Mit deam Soil will i mei Häusle z'säma binda;
Däs hot der alt Soiler Nisi no g'machat,
Deam ischt noiz brocha, und 's hot oft bei em krachat.

Schloiz: 's mei weat, Gottlob, it verdätscht und verklemmt,
's Kiaschawasser hot mer's bei Zeita weakg'schwemmt

Dommele: Und 's mei hält da Türka- und Schwedakriag aus;
As hangat mit Klamma an's Nochbers seim Haus;
Wenn seall fällt, so muaß schoa a Erdbisem gau,
Und däs will der König und d'Obrigkoit sicher it hau.

Ein Deputirter: Was hauder doch für a Hechelisg'schwatz do?
Wia ma da Feind schlaga soll, über däs denket no.

Humpele: Mir wearet eus freile wehra müassa.
Könnt ma it au mit de Fuirkübel schiaßa,
Die jetz a so müaßig im Rothhaus stauhd,
Weil ma so koine Kanona haud? –

Jaisle: Jetz haun i's, ihr Moister und G'sella!
D'Fuirspritza thuat ma an d'Mau'rlöcher stella!
Und 's Rauhr nu reacht scharpf uf da Feind 'naus g'richt,
No springt er darvo, bis der Heazbändel bricht.

Lumpanais: I woiß a viel bessers Mittel, ihr Leut,
Weil 's Mausgift jetz ällz uf de Aecker dus leit,
So schicket in's Lager drei Bierfäßla 'naus,
Noch kracht es dovona und hinta goht's laus.

Natter: Mit Verlaub, do guckat noiz G'scheid's 'raus,
Der Roth und Deputatio muaß seal 'naus,
Und mit der Stadt-Thoarschlüssel-Balla
Em öbersta Kommadanta z'Fuaßa falla. –

Brätsch: Darzua sot mem a reachts raisch Wusile bringa,
Noch wur er glei a anders Liadle singa.

(Der Fuirhok, als Bürgersenior, steigt, seine Tabakspfeife im Mund, und seine 50 Pfund schwere Standbüchse umhängen, die sogenannte Kapellastiag herunter.)

Fuirhok: Wa geits? – Haud ihr d'Faßnacht dohunda?
Und vorar em Thoar schuißt ma schoa bei zwua Stunda –
Und ihr hockat mit de Weiber in's Darraloch na,
Ui sot jo der Dunder und 's Weatter verschla! –
Der Spaniol, der Hamp und der Losinger sottet si schäma –
Allo Masch! Suachet uiere Büchsa z'säma –
Der Haldakoat stoht schoa uf em Markt mit der Tromma,
Und d'Trommelg'sealla wearet au äll Augablick komma –
Und was loihnet denn der Schneckafrideri dot dana?
Er ist jo Stadtfähndrich und g'hait zu seim Fahna.
Der Feind zuiht si g'waltig hear vom Bussa,
D'rum stoht Riemanaze schoa beim Weatterkreuz dussa.
Der ischt General bei de Korpuskristigranadier,
Trait a haselnusses Meerrauhr und a leaderes Bandalier.
Dear verstoht 's Commande und 's Kriagszuig,
Ist a Kerle wia a Bäar, und keack wia a Roßfluig.
Schoa as G'freiter ischt er en Oeberster g'wea,
Hot sogar em türkischa Koiser Auhrfeiga gea –
Wenn er kommadirt, hairt man bis an Bodasai;
Wenn's dear it g'winnt, g'winnt's Koiner maih,
D'rum Vivat! Riemanaze soll leaba!
Euser Städtle ka sei Reacht it vergeaba.

Alle Männer, Weiber und Kinder:
Euser Stadt und Obrigkoit
Ischt berühmt gar weit und broit!
Vivat! Vivat!! Vivat hoch!!!

(Gehen mit dem Fuirhoken ab.)

Dritte Scene.

Am obern Thorthurm.

(Die Frohnleichnams-Grenadiers, krebsroth und mit gelben Aufschlägen montirt, stehen unter Commando des Riemanaze en front, Weiber und Kinder um sie herum.)

Riemanaze: Vorwärts Masch! – aber geand Acht,
Daß Koiner koin Bockler macht –
So, so, brav, brav – jetz links g'schwenkt –
Da Bauch 'raus, und da Kopf besser g'henkt –
So isch reacht, so isch reacht – eins, zwei – eins, zwei – Halt!
Wenn's ui fruit, theand Händscha a, 's ischt kalt.
So, jetz weamma wieder a Weile gruaba. –
Gauhder it vom Fahna aweak, ihr rotzige Buaba?

(Die Buben springen mit Gelächter auseinander.)

Lisabeth: Ei, gucket doch da Meina a! –
Ah! du guldiger Bastia,
Wia hoscht doch en fürchtiga Bat!
Ma moit, du seyest a reachter Soldat.

Mariagath: Was schwätzst vom Deina?
Sag nu vom meina!
Dot dana stoht er beim schilliga Franz,
Und hot en Bat vomma Maderschwanz.

Annamrei: Mit em Meine bin i glei fetig g'wea,
Deam haun i en Kuahwedel gea,
Jetz hot er en Schnautzbat, so schöa und rar,
As wia a kallikutischer Janitschar.

Riemanaze: So, jetz weama wieder an d'Kriagsstrapaze.

(Der Sonnenwirth kömmt mit einem Bierkrug.)

Sonnenwirth: Ei wia, theand B'schoid, General Naze!
Der Stadtsäckel zählt's – Laudenas g'schmecka –
Und do hauder au no en raischa Wecka.

(Riemanaze hat den Krug geleert.)

Riemanaze: Komm jetz der Tuifel und sei Motter darei,
So müasset sie zu Kutter und Featza verrissa sey! –
I bi uier Oebrister und will ui it verlau –
Hauder aber au am Thoar da Riegel fürthau?

Kekst: Jo, weaga deam deafet ihr rüabig sey,
Der ober Thoarwath lot Niemad 'rei,
Sey's Handwearksbust oder Soldat,
Ear hot da Befealch vom Magistrat.

Riemanaze: So? – Jetz weamma wieder fotexerzira:
Kinderla, geand Acht – Linksumkehrt euch! –
So, so, schlenket's 'rum, uiere Kügelabäuch,
Noch lean i ui gau 's Reterira.

(Der alte Zaus hat indessen durch die Thorspalte gesehen.)

Zaus: Jetz moin i g'rad, d'Höll sey offa –
Mir deafet uf koi Verlösung maih hoffa.
So viel haun i mei Leabtig it Soldata g'seah;
Laud ui vom Pfarr d'General-Absoluzio geah.

Brak: O Jesesle! Sie laufet g'rad 'rum über d'Doana!
Sie wearet doch au 's Kind im Muatter-Leib verschoana?

Mehrere Weiber und Mädchen:
Theand d'Soldatakittel ra, keiet d'Büchsa vo –
Springet, was ihr verkönnet, sie kommet scho. –

Lixin: Ihr seand schöane Soldata! Allo masch hoi!
Drei mit enander haud en goziga Flintastoi.

Brätsch: Und so geit's koin Esel, wie der mei oiner ischt,
Dear hot statt em Purvel da Rettichsauma verwischt.

Bodabüchs: Prutskarlis Bastia und der Deigela
Henket's Maul bis über's Leible ra.

Deapa Johann: Und mei Peter mit seine Eselauhra
Hot in der Angst sein Schnautzbat verlaura.

Beglermarget: Und mei Roches verzwatzlet schier voar Schreacka,
Ear hot statt era Büchs en Fasolasteacka.

(Der Thorwart von außen schreit durch die Thorspalten herein):

Lauf Jeder, was er verka,
D'Franzosa, d'Russa und d'Türka rucket a,
Ma moit, der Tuifel sey ledig,
Euser Hearget sey is barmheazig und gnädig! –

(Alle Weiber schlagen die Hände über dem Kopf zusammen und springen mit Geheul durcheinander; die Stadtsoldaten ziehen ihre Monturen aus, und werfen ihre Büchsen und Säbel weg.)

Die Weiber: O hoiligs Denisile! Hoiligs Rochesle! Hoiliga Muatter Anna!
Deck euser Städtle doch zua mit deiner Gnadawanna!

Mehrere Stadtsoldaten: General Naze, bleibet ihr no alloi,
Mir haud Weib und Kinder, mir müasset hoi.
Auhrfeiga wettama no it für übel hau,
Aber 's Taudtschiaßa wär a bizle gar z'brau.

Riemanaze: Däs ist koi Supernazio, a so goht's it. –
Wenn däs gilt, so thuar i au nimma mit.

(Reißt seinen Busch vom Hut und wirft den Säbel weg. Der Thorwart ruft von außen):

's Thoar uf, 's Thoar uf, oder ma schuißt's ei,
's will a feindlicher Trompeter 'nei! –

(Der Trompeter gibt ein Signal. Einige Rathsherren haben sich indessen versammelt.)

1ster Rathsherr: Ihr Herra Colleges, wie haumer's gau?
Weamern 'rei lau, oder laumer'n dussa stauh? –

2ter Rathsherr: I moi, ma sot si no a Weile b'sinna,
Dann, so bald mer'n 'rei laud, so ist er hinna.

3ter Rathsherr: Protastira muaß ma, und it g'scheah lau,
Noch hot ma sei Schuldigkoit thau.

4ter Rathsherr: Und so a Trompeter von de Franzosa
Könnt is halt Schmalz von der Suppa weagblosa,
Und mir haud koi Suppa mai, ihr Leut,
As wie euser Spittelsuppa in der theura Zeit.

5ter Rathsherr: Und g'setzt, ma weta hinna hau,
So sot men no a Weile blosa lau.

6ter Rathsherr: Durftet mir nu statt em September da December schreiba,
Noch thät en g'wies d'Kälte vom Thoar aweagtreiba.

7terRathsherr: Mit Verlaub, ihr Herra! d'G'walt goht über's Reacht,
Wenn mir it auftheand, goht's eus schleacht,
Eusere Stadtsoldätle sind hoi,
Und das Trompeterle dussa ist it alloi.
As könnt eus a Bommakügele an d'Nasa springa,
Mir wuret schwerli lamus damus singa.

(Der Trompeter bläst das zweite Signal; zugleich hört man einen Kanonenschuß.)

Mehrere Rathsherren:
D'Schlüssel hear! Auf, auf! G'schwind!
's goht ums Leaba von Weib und Kind.

Andere Rathsherren:
Nix, nix, ma lot Niemad 'rei!
As könnt, verzeih mer's Gott! der Tuifel sey.

Erster Rathsherr:
Meitweaga sei Grauß-Muatter; miar sind Moister.

(Man öffnet das Thor, und der Trompeter reitet herein. Alle Einwohner springen in ihre Wohnungen, und gucken durch die Fensterscheiben; der alte Zaus, der Fuirhok, Leaz, Riemanaze, Losinger und Hamp umzingeln den Trompeter, und indem sie Alle sich bekreuzen, schrieen sie aus vollem Halse):

Lobet Gott und älle guate Goister!

Trompeter (lächelnd, dann mit Pathos):
Auch ich – ihr edlen Bürger – lobe den Herrn,
      Und ehre die guten, vernünftigen Geister,
D'rum führt mich auch heute ein glücklicher Stern
      Herein in eu'r Städtchen, vom Aug' euch den Kleister
Des Irrwahns zu ziehen, indem ihr vermeint,
      Es streb' außer eueren schußfesten Mauern
Ein Alles verheerender ruchloser Feind,
      Als Kobold auf euer Verderben zu lauern.
Mit Nichten. Euch sey hiemit kund und zu wissen,
      Daß sich zur Ehre eurer Stadt,
Nach allerhöchsten weisen Entschlüssen
      Ein Belag'rungs-Manöver begeben hat;

Indem man euern Heldenmuth erwogen,
      Der unter glücklichem Panier
Sich ruhmvoll an das Licht gezogen
      Im Jahre Tausend Siebenhundert Vier Bei Gelegenheit des spanischen Erbfolge-Krieges..

Bei euch ist Arbeitsfleiß zu Hause,
      Kein Feld, das unbenützt verdirbt,
Und ihr verprasset nicht beim Schmause,
      Was euer saurer Schweiß erwirbt.

Von unserm König selbst geachtet
      Ist euer Name weltbekannt,
Wer jemals eure Stadt betrachtet,
      Hat mit Vergnügen sie genannt;

D'rum sammelt euch, ihr tapfre Bürger,
      Kriecht von der Ofenbank hervor,
Glaubt nicht, wir seyen Menschenwürger,
      Kommt, öffnet willig Thür und Thor. -


(Die Bürger, Weiber und Kinder strömen aus den Häusern heraus, umringen den Trompeter mit Jubelgeschrei, und führen ihn in's Gastwirthshaus zur Stadt, nachdem sie alle Thore angelweit geöffnet hatten, was noch dato zu sehen ist.)


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