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Ein braver Münchener Bürger war mit seiner treuen Gattin, einem alten Herkommen nach, beim Starkbier. Beiden hat es ganz vorzüglich geschmeckt. Besonders »ihm« hat es sehr gut gemundet, beim Heimweg merkte man dies. Die Füße wollten gar nicht weg vom Boden, er hing mit einer rührenden Zärtlichkeit an seiner teuren Gattin, trotzdem ging es sehr schlecht vorwärts. Da brummte er: »Alte, mir fahr'n mit der Elektrischen, heut is scho ganz gleich und wenn's fuchz'g Mark kost, heut is ma all's wurscht!« – Mit Müh und Not schleifte sie ihn bis zur Haltestelle. Ein Wagen hielt, er hing schon an den Griffstangen und versuchte mit äußerster Kraftanstrengung auf die Plattform zu gelangen, aber es ging nicht. Seine liebe, brave Frau schob kräftig nach, halb war er schon oben, – da kam der Schaffner und rief: »Sie, hö, hö, dös geht net, mit so an Aff'n kommen Sie mir net da rein!«–Da drehte sich der Münchener um und sagte zu seiner treuen, schwitzenden Gattin: »Sieh'gst Alte, mit dir kann ma nirgends hingehn!«
Auf der Plattform stehen die Leute wie Heringe zusammengepreßt. Eine korpulente Dame ist eben aufgestiegen und verlangt: »Bogenhausen!« Der Schaffner reicht durch 153 das Fenster das Billett. Jetzt kommt Bewegung in die tote Masse. Die Dame greift mit beiden Händen in die Gegend ihrer rückwärtigen Rocktasche und fuchtelt mit den Ellbogen umher. Ein Herr verliert seinen Kneifer, einem anderen fällt die Zigarre aus dem Mund. Die Dame spricht dazu fortwährend: »Wo hab ich denn nur mein Portemonnaie? Eben hab ich doch im Laden noch bezahlt damit.« – »Bogenhausen–Maxmonument umsteigen!« – »Jetzt so was! Man hat schon keinen Platz auch da heroben!« – Die Ellbogenbüffe werden kräftiger. Der Herr, der unmittelbar hinter ihr steht und am meisten zu leiden hat, sagt: »Gnädige Frau, wenn Sie gestatten, bezahle ich das Billett!« – »Nein, nein, das wär ja noch schöner,« meint die Dame, »ich muß doch mein Portemonnaie finden, vor zehn Minuten hab ich's doch noch gehabt!« – Schaffner: »Bogenhausen–Maxmonument umsteigen!« – »Gleich, einen Augenblick. Gott, ach Gott, ist das was, keinen Platz hat man!« – Die Arme und Ellbogen beginnen aufs neue ihre Tätigkeit. Jetzt wird es dem Herrn hinter ihr zu bunt. »Gnädige Frau, bitte, erlauben Sie, daß ich die paar Mark für Sie ausgebe?« – »Nein, nein, ich danke,« sagte die Dame entrüstet, »ich werde mein Portemonnaie schon finden!« – »Kann schon sein,« brummt der Herr, »aber bis jetzt haben Sie mir schon zweimal meinen Hosenträger auf- und zugeknöpft!«
Ein Stotterer frägt in der Elektrischen einen ihm gegen über sitzenden Herrn: »S–s–sie, e–e–entsch–schuldigens, 154 w–w–wo muß ich denn aussteig'n, i m–m–möcht zum Sch–Sch–Schyrenplatz!« – Der Gefragte schaut zum Fenster hinaus und tut, als hätte er die Frage nicht gehört. Eine Frau, die neben dem Gefragten sitzt, gibt dafür dem Stotterer Bescheid. Als derselbe ausgestiegen, fragt die Frau ihren Nachbar: »Warum haben Sie dem Herrn keine Antwort gegeben, er hat doch ganz anständig gefragt?« – »F–f–freili,« antwortet der Gefragte, »m–m–moanan's i l–l–laß m–m–mir von dem oane a–a–a–abaziag'n!«
Ein achtjähriger Bengel sitzt in der Elektrischen. Er hat scheinbar einen argen Schnupfen. Die Stelle unter der Nase schimmert im verdächtigen Glanz, ab und zu zieht er die Luft geräuschvoll durch die Nase. Die Leute schauen mißbilligend auf ihn. Ein alter, gut gekleideter Herr, will ihn aufmerksam machen und sagt wohlwollend: »Na, Kleiner, hast du kein Taschentuch?« – »Ja,« antwortet dieser, »aber i leih's net her!«
An der Haltestelle im Tal steht ein Wagen der Linie 9, hinter ihm fährt eben ein Wagen der Linie 1 an. Eine Frau frägt den Schaffner vom Wagen Linie 9: »Sie, bitte, komm ich da nach Nymphenburg?« – »Naa, da müassen's mit'n Hintern über'n Stiglmaierplatz fahr'n!« 155
In den überfüllten Wagen steigen noch drei junge Damen auf, gehen in das Innere, in der Hoffnung, daß einige galante Herren ihnen Platz machen. Sie haben sich getäuscht, keiner rührt sich. Eine sehr korpulente Dame regt sich darüber auf: »Es ist doch unglaublich! Die Herren heut zutage kennen keine Rücksicht gegen Damen. So etwas gibt es eben nur bei uns in München!« – Alles umsonst. Die Herren sitzen auf ihren Plätzen wie hingeleimt. Die korpulente Dame wird wütend und sagt zu einem ganz jungen Manne, der ihr gegenüber sitzt: »So stehen Sie doch auf, damit sich wenigstens eine der Damen setzen kann!« – Da kam sie aber an den Unrechten, er erwiderte: »Steh'n doch Sie auf, dann haben alle drei Platz!«
Was ist ein Trambahnbillett? – Ein Trambahnbillett ist – auf Verlangen dem Schaffner vorzuzeigen!
Herr Kühne aus Berlin fährt in München mit der Elektrischen. Ein Betrunkener steigt auf, rempelt ihn an und tritt ihm auch noch auf seine schönen gelben Stiefel. »Na, hör'n se mal! Unerhört! Können Sie nicht Obacht geben?« – »Am Buckl steig ma nauf, Hansdampf!« – Diese Entschuldigung genügte Herrn Kühne nicht. Er ging zum Schaffner: »Herr Schaffner, erlooben Sie! Ist hier in 156 München gestattet, daß Besoff'ne mit der Elektrischen fahren?« – »Ja – eigentlich ja net,« meinte der Schaffner gutmütig, – »aber wenn's eahna stad halt'n und nix red'n, kennt's koa Mensch, daß Sie b'suffa san!«
Ein Wiener kommt nach München, will sich hier längere Zeit aufhalten und ist demgemäß ausgerüstet. Er steigt in die Elektrische, steht auf der hinteren Plattform, neben sich hat er einen Lederkoffer steh'n. Der Schaffner fragt: »Wohin?« – »In die Leopoldstroß'n, bittä!« – »15 Mark, d' Koffer auch 15, macht 30 Mark.« – »Woos, für dös muß i a zahl'n?« –»Selbstverständlich, is ja a mordstrumm Koffer!« – »Aber Herr Schoffnär, i bitt se, das is doch koa Koffa!« – »Erzähln's ma koan Roman, i hab do a Aug'n, dös is do a mordstrumm Kufa!« – »Aba Herr Schoffnär, wann ich's Ihnen sag, das is doch koa Koffa – das is doch mei Purtmanöh!« (Portemonnaie). 157
Fremdensaison. Es wimmelt in München von Menschen in Lodenkleidung, Touristengewandung älterer und neuerer Fasson mit ganz unglaublichen Kopfbedeckungen. Einer, ausgerüstet mit Alpenstange, Rückenbeutel, Gaisbub'nhut mit Gamsbart, Fremdenführer in der Hand, der Stadtplan von München flattert lustig im Winde, frägt in der Neuhauserstraße einen Einheimischen: »Hör'n Se mal, wenn ick hier so lang jehe, vasteh'n Se, wenn ick hier so lang jehe –liegt dann hier vorne der Marienplatz, ja??« – »Jjaa, – der liegt aba a vorn, wenn'st du da net lang gehst!« (Im Weitergehen für sich hinmurmelnd): »Hanswurscht, eingebüldata!!«
Im Hofbräuhaus sitzt ein biederer Münchner Bürger mit einer auffallend großen, in allen Farben schillernden Nase. Sie gleicht in der Form einem ausgewachsenen Kartoffel, überall drängen neue Triebe hervor. Merkwürdigerweise kann man in München öfters solche sich üppig entfaltende Riechorgane beobachten. Was daran schuld ist, kann ich nicht sagen, vielleicht unser Wasser?? Das ist Sache 158 eines gewissenhaften Forschers, diesen Fall zu erklären. Also, dieser gute Mann mit der oben beschriebenen Nase sitzt da, trinkt friedlich sein Bier und ist anscheinend mit seinem Schicksal zufrieden. Nicht weit von ihm sitzen einige junge Studenten und machen sich über den braven Mann lustig. Ein junger Frechdachs sagt: »Paßt auf, ich geh hinüber und frag ihn, woher er die Nase hat!« Die andern wollen ihn abhalten, sie fürchten, der »alte Herr« könnte ungemütlich werden. Doch der eine ist schon drüben, lüftet den Hut, macht eine stramme Verbeugung und sagt: »Entschuldigen Sie vielmals, wenn ich störe, ich bin nämlich Mediziner und interessiere mich ganz gewaltig für Ihre Nase, sagen Sie, wo haben Sie denn dieses Prachtexemplar von einer Nase her?«
Der biedere Münchner schaut zuerst verwundert auf, erfaßt aber mit erstaunender Schnelligkeit die Situation und sagt ruhig und wohlwollend: »Dös kann ich Ihnen schon sag'n, junger Herr, wolln's Eahna net hersitz'n, es dauert a bisserl länger!«
Der Student setzt sich zu ihm, der Münchner trinkt noch einmal, wischt sich umständlich den Bart und beginnt dann, ohne Übereilung: »Also passens auf. Die G'schicht is a so. Seinerzeit, wia unsa Herrgott dö Nos'na verteilt hat, da bin i a bisserl z'spät kumma – von de G'schwind'n war i nia oana – wia i also da hinkimm zu unsern Herrgott, lieg'n auf den Tisch bloß mehr zwoa Nos'n dort'n. Dö, dö i jetzt im G'sicht hab und – – dö Eahna. Dös kenna's Eahna denka, daß i sofort nach da Eahnan griffa hab – da sagt aba der Herrgott zu mir: »Nein, dö laßt lieg'n – das is a Rotznas'n!!« 159
In einer grüabigen Ecke eines Bräuhauses haben gleich gesinnte Seelen ihren Stammtisch. Ein Blechtaferl hängt über demselben mit der tiefsinnigen, auf weise Lebenserfahrung schließenden Aufschrift: »Weil's gleich is!« Allabendlich sitzen sie beisammen, reden über Politik, Teuerung usw., aber jede Debatte schließt mit dem philosophischen Satz: »Mir könnas a net anders macha, laß ma 'sRadl laafa – weil's gleich is!« Doch auch in diese beschauliche Tafelrunde riß der unerbittliche Tod eine Lücke. Die Überlebenden beschlossen, ihrem treuen Zechbruder einen Kranz aufs Grab zu legen mit einer Schleife, darauf stand: »Ruhe sanft. – Weil's gleich is!«
Ein Münchner hat mit seiner Familie einen Ausflug gemacht. Auf dem Heimweg bestürmt der sechsjährige Pepperl seinen Vater mit unzähligen Fragen. Die Sonne sinkt im Westen als rote Scheibe; der Pepperl, der so etwas noch nie gesehen, macht große Augen und frägt: »Vatta! Wo geht denn die Sonn' jetzt hin??« – »Obi geht's!« – »Vatta! Wo kimmt denn der Mond her??« – »Von drunt' auffa!« – »Vatta! Warum siehgt ma denn die Stern am Tag net??« – »Weil ma's halt net siacht! Dumma Bua!« Nach einer kleinen Pause fängt Pepperl wieder an: »Vatta« – »Herrschaft Sapprament, iazt hör a mal auf mit dein saudumma Vatta!« 160
In einem Speiserestaurant ist während der Fremdensaison kolossaler Betrieb, die Kellnerinnen flitzen mit hochroten Gesichtern umher. Ein Gast beschwert sich: »Aber Fräulein, das ist doch unerhört, Sie stellen mir jetzt schon zum drittenmal die Suppe her, ich will nun endlich Fleisch haben und nicht immer Suppe, das ist doch eine unglaubliche Unordnung!« – »Ja, mei Gott,« sagt die Kellnerin, »heut geht alles drunter und drüber, aber Sie dürfen noch froh sein, da hint' sitzt ein Herr, der hat schon dreimal hintereinander Meerrettig kriegt, der zahnt!«
Nachmittag um 2 Uhr begegnet mir ein Bekannter; den Hut schief auf, kommt er schwankenden Schrittes auf mich zu. »Schämst du dich nicht,« sag ich, »am hellen Tag bist du besoffen!« – »Ja weißt,« entschuldigt er sich, »das ist heut ganz merkwürdig so weit gekommen. Heut vormittag gibt mir mein liebes, gutes Frauerl 2000 Mark, ich soll am Markt eine Gans kaufen. Nun treff ich grad vorm Rathauskeller einen lieben, guten Freund. Also das siehst doch ein, da muß man doch ein Flascherl mitsammen trinken. Und da wir uns soviel zu erzählen hatten, haben wir halt noch mehrere getrunken – na, und jetzt – hahaha – jetzt bring ich meinem lieben Weiberl statt der Gans einen kleinen Affen heim – weißt – jetzt bin ich nur neugierig, was sie da für eine Soß dazu macht!« 161
In einer Wirtschaft droben in der Schwanthalerhöh' schlug ein Maurer bei einer Rauferei einem Kollegen den Maßkrug so unglücklich auf den Kopf, daß dieser ein Auge verlor. Als der arme Mann nach acht Wochen als »Einäugiger« das Krankenhaus verlassen konnte, war sein erster Gang in die Wirtschaft, in welcher die Rauferei stattgefunden. Sein Kollege, der ihn zu einem Halbinvaliden geschlagen, war auch anwesend. Man befürchtete das Schlimmste. Doch der Attentäter, der heute noch nüchtern war, verspürte, als er seinen Arbeitsgenossen so wiedersah, Gewissensbisse, ging zu ihm hin und sagte: »Xaverl, du derfst ma net bös sei, daß die G'schicht so dumm naus gegangen is, dös hab i fei net woll'n. Woaßt as ja selber, mir san halt alle zwoa b'suffa g'wen, net, und wenn ma b'suffa san, nacha san ma halt Lack'ln. Gell ja? Xaverl, jetzt sitzt di zu mir her, i zahl dir a paar Maß Bier, nacha san ma wieder die alt'n Spezzi, gell? – Magst, schlag ei!« – »Vo mir aus,« sagte der andere, »aber dös sag i dir, wennst ma dös Aug a no raushaust – nacha schau i di nimmer o!«
Ein biederes Münchner Ehepaar erhielt Freikarten und kam auf diese Weise in eine Oper ins Nationaltheater. Die fürsorgliche Gattin hatte neben einer kleinen Brotzeit auch zwei Flaschen Bier mitgenommen, denn so eine Oper dauert lang, da kriegt man Durst. Eben hatten sie Platz 162 genommen, die zwei Bierflaschen unter ihren Sitzen verstaut und warteten, was da alles kommen würde. Der Logendiener trat zu ihnen und frug: »Wollen Sie ein Opernglas?« – »Na, na,« meinte er, »mir saufens glei aus'n Flaschl!«
In München haben wir einen herrlichen botanischen Garten. In diesen schönen Garten – keine Regel ohne Ausnahme – verirrte sich an einem schönen Sommernachmittag ein wirklicher, echter Münchner. Die Münchener sind gründliche Leute, so auch dieser, er wollte die Blumen nicht bloß sehen, sondern auch riechen. Aus diesem Grunde steckte er sein Riechorgan, das durch vieles Schmalzlerschnupfen ziemlich unempfindlich für feinere Düfte war, fast in jede Blume. Ein älterer kurzsichtiger Herr beobachtete ihn, wie er von Blume zu Blume ging und sich ganz tief niederbeugte, und freute sich über das rege Interesse, das dieser Herr für die Blumen an den Tag legte. Als der Münchner ziemlich nahe war, grüßte er verbindlich und sprach: »Sie sind wohl auch Botaniker?« – »Na, na, i bin a Münchner!«
Zwei Vorstadtbewohner, von Beruf arbeitslos, bekannt unter den Kosenamen »Lucke« und »Schorschi«, treffen sich. Es entspinnt sich folgendes Gespräch: »Lucke, was hast denn du deiner Alt'n zum Christkindl kauft?« – »I! An 163 Renngaul!« – »Geh, mach koane Schprüch, du und an Renngaul, daß i net lach!« – »Wenn i dir's sag, an Renngaul!« – »Wirkli? Ja, wo hast denn 's Geld her? Hast wo ei'brocha?« – »Aff, koan ganz'n net – anderthalb Pfund bloß!«
Der Herr Semmelmeier lebt mit seiner Gattin sehr schlecht. Sie sind schon 23 Jahre verheiratet, aber es vergeht fast kein Tag, an dem sie nicht mitsammen streiten. Eines Tages sagt er zu ihr: »Resi, i möcht a Photographie von dir, i möcht mir's aufn Pfeifakopf aufimacha lass'n!« – Seine Gattin fühlt sich dadurch sehr geschmeichelt und sagt so süß, als sie es fertig bringt: »Eine solche Ehr, das is ma ja gar net g'wöhnt von dir, glei richt i dir oans her, ah ah, so eine Ehr, da kann i mir aber schon wirkli was einbilden.« – »Da brauchst dir gar nix ei'bilden,« unterbricht er sie barsch, »i laß mir's bloß draufmacha, – weil i mir's Raucha abg'wöhna will!«
Im ehemaligen kgl. Hofbräuhaus gibt es keinen Standesunterschied. An einem warmen Sommerabend saßen an einem kleinen Tisch im Garten ein Jurist, ein Arzt, ein Pfarrer und ein Elektromonteur gemütlich beisammen. Keiner kannte den andern, doch das Bier löst die Zungen, bald waren die vier befreundet und unterhielten sich wie gute alte Bekannte. Jeder erzählte etwas aus seinem 164 Leben und stellte seine berufliche Tätigkeit ins hellste Licht. Der Jurist stellte die Behauptung auf: »Meine Herren, Sie können sagen, was Sie wollen, mein Beruf ist halt doch der erste und der älteste auf der Welt!« – »Wieso?« – »Warum?« – »Aufklärung!« – »Beweisen!« – »Bitte, meine Herren,« sprach der Jurist, »das werde ich Ihnen beweisen. – Seinerzeit, als Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben worden sind, sandte Gott Vater den Erzengel Gabriel und dieser vollzog den Ausweisungsbefehl. Das war die erste juristische Handlung auf Erden – also ist die Jurie das älteste!« – Nun begann der Arzt: »Wenn Sie schon so weit zurückgreifen, will ich Ihnen beweisen, daß unser Beruf noch älter ist. Denn bevor die Eva ausgewiesen worden ist, mußte sie doch erschaffen werden. Wie Sie alle wissen, nahm der Herrgott dem Adam eine Rippe heraus und machte die Eva daraus. Seh'n Sie, das war der erste chirurgische Eingriff – also ist unser Beruf noch älter wie der Ihrige!« – »Das allerälteste san mir,« fiel der Elektromonteur ein. »Bevor unser Herrgott was erschaffen hat, sprach er: ›Es werde Licht!‹ Da war'n mir schon da!« – »Nein, nein, meine Lieben,« sprach salbungsvoll der Pfarrer, »das älteste sind und bleiben wir. Bevor unser Herrgott rief: ›Es werde Licht!‹ war'n mir schon da – da war schon alles schwarz!«
Der Kraftmeier, Mitglied eines Athletenklubs, erzählt auf dem Heimweg einem Bekannten von seinen 165 Heldentaten. »Woaßt, mi hat no koana g'worfa, mi scheucha's, i wenn o'pack, nacha gibt's Fetz'n. I, i ram a Wirtschaft ganz alloa aus, wenn's sei muß!« – Da kamen sie an einer Wirtschaft vorbei, in welcher es eben eine Streiterei gab. Das war nun was fürn Herrn Kraftmeier. »Soo, da geh i jetzt eini, da wird glei a Ruah sein, dö schmeiß i alle mit anander außi, wias drinn san!« – Sein Begleiter wollte ihn abreden und meinte: »Das geht doch di nix an!« – Aber der Herr Kraftmeier ließ sich nicht abhalten. »Dö schmeiß i raus, wieviel san's denn, sechse, dös wer'n ma glei hab'n, du stellst dich da her neb'n die Tür und zählst mit, wia oaner nach'n andern daher g'flog'n kimmt!« – Der Herr Kraftmeier ging also hinein, und wirklich, es dauerte gar nicht lang, da kam schon einer in elegantem Bogen herausgeflogen. »Eins!« zählte der Bekannte laut. »Halt's Mäu,« brummte der am Boden liegende Kraftmeier, »dös bin i selba!«
Ein braver Münchner Geschäftsmann hat seine einzige Tochter in Berlin verheiratet. Viele Male wurde er schon eingeladen, sie in Berlin zu besuchen, aber er ist kein Freund vom Reisen. Endlich entschloß er sich doch einmal, sein Töchterl über die Osterfeiertage zu besuchen. Er steht schon am Schalter und verlangt: »Ein Billett 3. Klaß nach Berlin, Schnellzug!« – Der Beamte frägt: »Über Probstzella oder Leipzig?« – »Über d'Feiertag!« 166
Nachts ein Uhr. Zwei Schutzleute patroullieren durch eine Seitenstraße, da liegt ein Mann mitten auf der Straße und schlummert friedlich. Die Schutzleute wecken ihn und sagen, er soll heimgehen. Ein unverständlicher Grunzer war die Antwort. Sie heben ihn auf, schütteln ihn hin und her, alles umsonst. »Wo wohnen Sie denn?« – »I woaß net!« – »Wie heißen's denn?« – »I woaß net!« – »Ja, was soll ma denn mit Ihnen machen, so können wir Sie doch nicht liegen lassen!« Da lallt der am Boden Liegende: »Hol'ns 'sAdreßbuch – – lesen's ma die Nama vor – wenn der meinige kimmt, heb' i d'Hand in d'Höh!«
Zwei alte Weiber auf der Straße schimpfen über die schlechte Welt. »Mei Gott,« sagt die eine, »mir war'n a jung und lustig, aber so wia dö Madeln jetzt san, na – all's ham's umdraht. Zu unserer Zeit hat's halt g'hoaß'n: Glaube, Hoffnung, Liebe – aber jetzt – z'erst san's verliabt, nacha kemma's in d'Hoffnung und darnach glaub'n sie's erst!«
Ein Amerikaner kommt nach München und läßt sich von einem alten Fiaker in der Stadt rumfahren. Als sie an der Lukaskirche vorbeifahren, fällt ihm auf, daß an den Turmspitzen verschiedene Tierfiguren angebracht sind. Er fragt: 167 »Uas sein hier oben an der Spitz?« – Der Fiaker: »Dös, dös san Viecha!« – Amerikaner: »Viecha? Allright! Uarum sein Viecha oben an die Spitz??« – Fiaker: »Dös is bei uns iazt so Mode. Bei uns san d'Viecha an der Spitz'n!«
Der Geschäftsreisende Müller kommt spät abends noch in ein Gasthaus und verlangt ein Zimmer. Der Wirt sagt: »Es tut mir sehr leid, Herr Müller, aber ich hab bloß mehr ein Zimmer mit zwei Betten, und in dem einen Bett liegt a Neger drinn, wenn Sie sich zu dem Neger hineinlegen wollen, ist's mir recht, aber sonst ist leider nichts mehr frei!« – »Ja warum denn net,« sagt der Müller drauf, »wegen der einzigen Nacht werd ich nicht gleich schwarz werden, ich nehm das Zimmer!« – Er geht noch unten ins Restaurant hinein, ißt und trinkt noch was, trifft auch ein paar Kollegen und unterhält sich famos. Trotzdem geht er bald schlafen, weil er morgen früh mit dem ersten Zug fort will. Kaum ist er oben im Zimmer, machen seine Kollegen aus, daß sie ihm heut was antun. Wie der Müller fest geschlafen hat, haben sie sich in sein Zimmer hineingeschlichen und sein Gesicht mit Ruß schwarz gemacht. Dem Hausknecht haben sie einige Mark Trinkgeld gegeben und ihm aufgetragen, er soll den Müller so spät wecken, daß er nicht mehr Zeit hat, sich zu waschen und gleich auf den Bahnhof gehen muß. Alles klappte großartig. Der Hausknecht kommt in der früh und schreit: »Jessas, jessas, Herr Müller, steh'ns nur gleich auf, i hab verschlafen, höchste Zeit is auf'n Zug. Tummelns Eahna nur grad!« – Der Müller schaut auf die Uhr, wirklich 168 ist's schon so spät. Er schimpft über die Hausdiener, zieht dabei schnell seine Hose, Weste und Rock an und stürzt am Bahnhof hinaus. Draußen angekommen, erfährt er, daß sein Zug 15 Minuten Verspätung hat; er denkt sich, da kann ich mich grad noch ein bißchen waschen und herrichten. Er geht auf die Toilette hinaus, schaut in den Spiegel, da hätt' ihn beinah der Schlag getroffen. »So ein Rindvieh von einem Hausknecht,« ruft er, »hat der den Neger geweckt und mich läßt er schlafen!«
Einer alten Jungfrau wurde ihr Portemonnaie gestohlen. Sie hat die Sache angezeigt, der Kerl wurde erwischt und bei der Verhandlung mußte sie als Zeugin erscheinen. Der Richter sagte zu ihr: »Also, Fräulein, Ihnen wurde am 28. Juni ds. Jrs., als Sie im Stadtgarten auf einer Bank saßen, ihr Portemonnaie mit Inhalt geraubt. Wollen Sie mir einmal sagen, Fräulein, wo haben Sie ihr Portemonnaie gehabt?« – »Hier unter der Bluse auf der Brust,.« antwortete verschämt die Jungfrau. – »Ja,« sagte der Richter, »haben Sie denn das nicht gemerkt, wie Ihnen der Mensch da hineingegriffen hat?« – »Gemerkt hab ich's schon,« er widerte errötend die Jungfrau, »aber ich hab glaubt, er hat ehrbare Absichten!«
Die Mutter sagt zum kleinen Moritzl: »Ja, um Gottes willen, wie siehst denn du wieder aus, schau nur deinen Hals 169 an, der ist ja ganz schwarz. Komm, wenn du dir deinen Hals recht schön wäscht, darfst du morgen nachmittag, wenn schönes Wetter ist, mit mir spazieren geh'n.« – »Nu,« sagt der Moritzl, »und wenn's morgen regnet, dann steh ich da mit'n g'wasch'nen Hals!«
In einem großen Lumpen- und Knochengeschäft war der Buchhalter Meyer lange Jahre beschäftigt. Eines Tages war der Meyer einmal in großer Geldverlegenheit und wußte sich nicht zu helfen, da verkaufte er zwei Waggon Knochen und behielt das Geld für sich. Die Sache ist aber aufgekommen, weil er aber solange schon im Geschäft war, hat ihn sein Chef nicht angezeigt, sondern nur entlassen. Nun soll er ihm ein Zeugnis schreiben, das war aber sehr schwierig. Ein schlechtes will er ihm nicht ausstellen wegen seinem weiteren Fortkommen und ein gutes kann er ihm nicht schreiben. Endlich schreibt er folgendes: Herr Meyer war acht Jahre in meinem Geschäft als Buchhalter tätig. Er war tüchtig und fleißig und ehrlich bis auf die Knochen.
Zwei Freunde kommen in einen Ort, von welchem bekannt ist, daß es dort sehr viele und gute Gänse gibt. Abends lassen sie sich mitsammen eine braten. Der eine, der ein großer Vielfraß war, aß seine Hälfte sofort auf; der andere aber aß nur ein Stückchen und sparte sich den Rest für den nächsten Tag auf. Sie schliefen in einem Zimmer. 170 In der Nacht wachte der Vielfraß auf und spürte großen Hunger. Da fiel ihm seinem Freund sein Gansviertel ein, er dachte sich, das ist jetzt gerade recht für mich. Er stand auf und suchte überall, im Koffer, im Kasten, unterm Kopfkissen, in seinen Kleidern, fand aber nirgends was. Hungrig legte er sich wieder nieder und schlief weiter. Als er in der Früh aufwachte, saß sein Freund am Tisch und verzehrte mit großem Appetit sein Gansviertel. Da fragte er ihn: »Jetzt sag mir einmal, wo hast denn du deine Gans versteckt g'habt?« – »Die hättest du leicht finden können,« erwiderte sein Freund, »ich hab's nämlich in dein Überzieher neig'steckt!«
Ein Stotterer sitzt im Dampfbad im Bassin und sagt zum Badediener: »U–u–un–untertauchen!« – Der Badediener taucht ihn unter. Er kommt ganz atemlos herauf und sagt wieder: »U–u–un–untertauchen!« – Der Badediener taucht ihn nochmal unter, diesmal ein bißchen länger. Wie er rauskommt, war er schon bewußtlos. Sie ziehen ihn sofort heraus und machen Wiederbelebungsversuche. Als er wieder zu sich kommt, sagt er: »U–u–un–untertauchen h–ha–ha–hat m–m–mi–mir der Arzt verboten!«
Der Kohn und der Levy haben mitsammen einen Prozeß. Der Kohn sagt zu seinem Rechtsanwalt: »Herr Doktor, 171 ich hab a feine Idee, wie wir unsern Prozeß gewinnen. Ich werd dem Richter zwa schöne Gäns schicken.« – »Was fällt Ihnen denn ein,« sagte der Doktor, »das dürfen Sie nicht machen, erstens darf der Richter nichts annehmen und zweitens könnten wir dadurch unsern Prozeß noch viel eher verlieren.« – »Is gut,« antwortet Kohn, »na wer ich sie ihm nicht schicken.« – Der Kohn gewinnt den Prozeß. Sein Rechtsanwalt gratuliert ihm und sagt: »Sehen Sie, Herr Kohn, wer weiß wie die Sache gegangen wär, wenn Sie dem Richter die Gänse geschickt hätten!« – »Was reden Sie denn, Herr Doktor,« sagt der Kohn drauf, »ich hab sie ihm ja doch geschickt, aber ich hab dem Levy seine Visitenkarte dazu gelegt!«
Es war in einem Marktflecken im bayerischen Walde. Auf dem Wege zum Bahnhof kam ich an einer Wiese vorbei, auf der sich mehrere Kinder herumtummelten. Da fiel mir plötzlich unter den Kindern ein Mädchen auf mit ganz dunkelbraunem Teint, fleischigen Lippen, krausem Haar, mit einem Wort: ein echtes Negermädl. Ich winkte das Mädl zu mir her und frug sie aus Neugierde nach dem Weg zum Bahnhof. Zu meinem größten Erstaunen gab sie mir die Auskunft im echten waldlerischen Dialekt. Da fragte ich sie: »Sag mir mal Kleine, wie kommt das, daß du schwarz bist?« – »Ja wissens,« antwortete sie, »meine Mutter war amol auf'n Oktoberfest in München!« 172
Der Lehrer Müller hat die Gewohnheit, beim Schulanfang seine Schüler auszufragen, wo sie ihre Ferienzeit verbracht haben. Da kommt die Reih an den kleinen Moritzl. »Na, Moritz,« fragt der Lehrer, »wo warst denn dann du?« – »Wir waren heuer in Karlsbad,« antwortet Moritz. – »So, in Karlsbad,« sagt der Lehrer, »da hast du gewiß recht viel gesehen, erzähle uns einmal etwas von Karlsbad!« – »In Karlsbad,« fängt der Moritz an, »da ist ein großer Sprudel, da läuft Wasser heraus, das trinken die Leute, dann werden sie gesund. Dann ist auch ein schöner, großer Park da, da sind wir jeden Tag spazieren gegangen.« – »Schön,« sagt der Lehrer, »was hast du denn sonst noch alles gesehen dort?« – »In Karlsbad,« fährt der Moritz fort, »da ist auch eine protestantische Kirche für die Protestanten und dann eine katholische Kirche für die Katholiken und eine Synagoge für die Kurgäst!«
»Wieviel Sakramente haben wir?« frägt der Katechet. – »Wir haben drei Sakramente,« antwortet der Hiasl vom Moosbauern. – »So so, Drei haben wir bloß. Na, wie heißen denn die dann?« – »Der Gerichtsvollzieher, der Gendarm und der Polizeidiener!« – »Ja, du Lausbub, von wem hast du denn das gehört!« – »Von mei'm Vater! Wie die drei gestern auf unser Haus zuaganga san, hat er g'sagt: Herrschaft, kumman die drei Sakramenter scho wieder!« 173
Der kleine Pepperl hat ein Stück Zucker genascht, die Mama hat ihn dabei erwischt und zankt ihn aus; und da eben ein Gewitter heraufzog und man schon leise donnern hörte, sagte sie: »Hörst, Pepperl, der Himmelvater schimpft auch schon, das darfst du nicht mehr tun!« – Der kleine Pepperl zieht sich zerknirscht in sein Winkerl zurück, als aber das Gewitter immer näher kommt und der Donner immer heftiger wird, meint Pepperl im vorwurfsvollen Ton: »Na, wegen dem einzigen Stückerl Zucker braucht er grad kein solchen Spetakel zu machen!«
Zwei Bekannte treffen sich auf der Straße, reden über dies und jenes und kommen auch natürlich auf die Weiber zu sprechen. Der eine schließt seinen philosophischen Vortrag mit folgenden Worten: »Weißt, ich, ich kenn die Weiber, mir brauchst du nichts erzählen. Ich sag dir nur das eine, alle, alle Frauen sind verschieden!« – »Ja, ja,« sagt der andere, »die meinige aber leider noch nicht!«
Eine alte wohlhabende Jungfrau hatte einen Papagei, der alles nachsprach, was er hörte. Die Jungfer war recht geizig und deshalb bei ihren Dienstboten nicht beliebt. Eines Tages hat der Papagei gehört, wie der Johann zur Köchin sagte: »Der Teufl hol die Alt,« und merkte sich das. Als 174 nun seine Herrin ins Zimmer trat, begrüßte er sie mit den schönen Worten: »Der Teufl hol die Alt«. Von diesem Tag an sagte er jedesmal, wenn sie eintrat: »Der Teufl hol die Alt«. Endlich wurde es ihr zu dumm, sie ging zum Herrn Pfarrer und fragte ihn um Rat, weil dieser auch einen Papagei hatte. Der riet ihr, sie soll ihren Papagei auf ein paar Wochen zu ihm herausschicken, denn sein Papagei spreche nur schöne und fromme Sprüche, und da würde er sich das wohl bald abgewöhnen. Sie sandte ihren Papagei zum Herrn Pfarrer. Nach 14 Tagen kam sie wieder zum Herrn Pfarrer, um sich nach ihrem Papagei zu erkundigen. Als sie ins Zimmer trat, rief der ihrige wieder: »Der Teufl hol die Alt«. D'rauf sagt dem Pfarrer der seinige: »Dein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden.«
In einem kleinen Dörfchen hat sich bis auf den heutigen Tag die schöne Sitte erhalten, daß der Nachtwächter nachts jede Stunde anbläst. Eines schönen Tages, vielmehr nachts, lauschen die Einwohner vergebens auf die Signale ihres treuen Wächters. Am nächsten Tag früh geht der Bürgermeister sofort zum Nachtwächter und fragt, warum er diese Nacht nicht geblasen hat. »Ja, wissen's Herr Bürgermeister,« sagt der Nachtwächter, »i kann nimmer blasen, weil mir meine vorderen Zähn alle rausg'fall'n sind.« – »So,« sagt der Bürgermeister, »da fahrst du morgen gleich in die Stadt hinein und läßt dir auf Kosten der Gemeinde neue Zähne machen.« – Nach 14 Tagen bekommt der Nachtwächter 175 sein neues Gebiß und die ganze Gemeinde freut sich schon, daß sie von nun an wieder die trauten alten Weisen hören. Es vergeht aber die Nacht, ohne daß man einen Ton blasen hört. – Der Bürgermeister läßt ihn in der Früh rufen und sagt: »Ja, was is denn? Jetzt hast Zähn und blast doch net!« – »Ja, jetzt kann ich erst recht net blasen,« erwidert der Nachtwächter, »weil der Zahnarzt g'sagt hat, bei der Nacht muß i die Zähn ins Wasser legen!«
Der Herr Huber fährt mit seinem Bräutchen in die Hauptstadt, um für die baldige Hochzeit noch verschiedene Einkäufe zu machen. Der Bräutigam verstand es, geschickt die Einkäufe in die Länge zu ziehen, daß sie den letzten Zug nicht mehr erreichten und gezwungen waren, in der Stadt zu übernachten. Als sie schon vorm Hotel stehen, sagt sie zu ihm: »Du, das sag ich dir, ich will ein Zimmer für mich allein, außerdem geh ich nicht mit.« – »Aber geh, Schatzerl,« sagt er, »sei doch net so kindisch, in 14 Tag sind ma ja a so schon Mann und Frau, da is doch nix dabei.« – »Nein,« sagt sie, »das tu ich unter keinen Umständen, ich hab ein Gelübde gemacht, daß ich als keusche Jungfrau vor den Altar trete und außerdem krieg ich a jedesmal Kopfweh drauf!«
Herr Maier erhält ein Telegramm von zu Haus mit folgendem Inhalt: »Schwiegermutter gestorben! Sollen 176 wir die Leiche einbalsamieren, verbrennen oder begraben lassen?« – Maier telegraphiert sofort zurück: »Erst einbalsamieren, dann verbrennen, dann begraben lassen! Sicher ist sicher!«
In einer höheren Lateinklasse wird der Schüler Schmidt aufgerufen. Diese schöne Gelegenheit benützt sein Hintermann und befestigt auf seinem Sitzplatz mit größter Sorgfalt eine Schreibfeder mit der Spitze nach oben. Als sich der Schüler Schmidt setzte, trat die beabsichtigte Wirkung ein. Mit einem jämmerlichen Aufschrei fuhr der arme Schmidt in die Höhe und zog die blutige Feder aus dem verletzten Körperteil. – »Was gibt's,« tönte es vom Katheder. – »Bitte, Herr Professor,« sagte Schmidt, »man hat mir eine Feder aufgesteckt und ich hab mich darauf gesetzt!« – Zuerst lautlose Stille, dann zog der Gewaltige seine Brauen finster zusammen und sagte dann besorgt zu dem Schüler: »Gehen Sie schnell hinaus und saugen Sie sich die Wunde aus!«
In der Schule ist grad die Rede über die Haustiere und deren Nützlichkeit. Bei der Gans fragt der Lehrer den kleinen Hiasl: »Sag mir einmal, durch was nützt uns die Gans?« – »Von der Gans,« sagt der Hiasl, »bekommen wir den Gansbraten.« – »Schön,« sagt der Lehrer, »und was noch?« – 177 »Von der Gans bekommen wir auch noch das Gansjung,« meint der Hiasl. – »Du denkst natürlich bloß ans essen,« meint der Lehrer, »was kriegen wir noch von der Gans?« – Der Hiasl weiß nichts mehr. – Der Lehrer will ihm darauf helfen und sagt: »Was habt ihr denn zu Haus in euren Betten?« – »Wanzen, Herr Lehrer!« war die Antwort.
Der Michl, der Knecht vom Weizenbauern, muß'n Stier in d' Stadt weisen. Auf'm Weg trifft er 's Resei vom Millibauern, die muß a in d' Stadt nei mit an Korb voll Eier. Sie müssen durch einen langen, tiefen Wald, und wie sie schon ziemlich weit drin sind, sagt d' Resl auf einmal: »Du Michl, ich hab a solche Angst, i moan allweil, mir will wer was toa!« – »Geh, wer soll denn dir was toa,« sagt der Michl, »bin doch i dabei!« – Nach kurzer Zeit fangt d' Resl scho wieder zum seufzen an. – »Na, was hast denn,« fragt der Michl. – »Mei,« sagt sie, »i hab a solche Angst, i moan allweil, du willst ma was toa!« – »Geh, sei doch net so dumm,« sagt er, »i wer dir jetzt was toa, was fallt da denn ei.« – »Tuast ma aber g'wiß nix,« fragt d' Resl noch amol. – »Na,« sagt der Michl, »schau, i ko da ja nix toa, i muaß ja an Stier halten.« – »O mei,« meint d' Resl, »den könnt'st ja obind'n a!«
In einem kleinen Städtchen, in dem viele Juden sind, wurde eine Synagoge erbaut. An einem Markttag kommt 178 ein Bauer in das Städtchen und besichtigt auch die Synagoge. Am meisten interessiert ihn die Inschrift über dem Eingang, denn solche Buchstaben hat er noch nie gesehen. Da kommt der Samuel Rosenheimer, der Pferdehändler ist und mit dem Bauern schon öfters Handelschaften gemacht hat, vorbei. Diesen frägt er, was das heißt, was über der Tür steht. – »Ja, weißt,« sagt der Rosenheimer, »das ist hebräisch, das heißt auf deutsch – Eingang für Gerechte.« – »So, so, Eingang für Gerechte – ja du, wo gengan denn nacha d' Jud'n eini?«
Der Herr Prinzipal sagt zu einem jungen Mann, den er eben angestellt: »Wissen Sie, ich bin kein Freund vom vielen reden, wenn ich haben will, daß Sie zu mir kommen, dann pfeif ich. Verstanden?« – »Gewiß,« erwiderte der junge Mann, »ich bin ebenfalls kein Freund von vielen Worten. Wenn Sie gepfiffen haben, schauen Sie um, und wenn ich dann den Kopf schüttle, dann komm ich nicht!«
Der Bankier Goldstein ruft seinen Buchhalter Meyer ins Kontor und sagt: »Mit Ihnen habe ich ein ernstes Wort zu reden. Seit zehn Jahren sind Sie in meinem Geschäft, seit acht Jahren bestehlen Sie mich, seit drei Jahren haben Sie ein Verhältnis mit meiner Frau und gestern habe ich 179 erfahren, daß meine einzige Tochter durch Sie Mutter wird. Meyer, Meyer, ich warne Sie, treiben Sie es nicht bis zum äußersten!«
Bei einer Verhandlung frägt der Richter einen Zeugen: »Kennen Sie einen gewissen Herrn Meisinger?« – »Meisinger, – Meisinger, – na den kenn i net!« – »Gut,« meint der Richter, »kennen Sie dann einen gewissen Herrn Streicher?« – »Streicher, – na den kenn i scho gar net, da kenn i scho no eher an Meisinger!«
Ein Landgendarm macht seinem Vorgesetzten folgende Meldung: »Als ich dem Strolch sein ungebührliches Benehmen verbot, wurde er frech und sagte, ich soll ihm – –; nachdem dies geschehen war, verhaftete ich ihn.«
In einem besseren Restaurant bestellt ein Herr ein Beefsteak mit Ei. Die Kellnerin bringt den Teller und stellt ihn hin. Da sieht der Herr, daß auf dem Teller nur ein Ei drauf ist und sonst nichts. Er sagt zur Kellnerin: »Sie Fräulein, ich hab doch kein Ei bestellt, sondern ein Beefsteak mit Ei, wo ist denn da das Beefsteak?« – Da sagt die Kellnerin: »Heb'ns nur das Ei auf, das Beefsteak ist schon drunter!« 180
Zwei Schnorrer, der Schmul und der Itzig, sitzen im Café und spielen Karten. Der Schmul hat an Itzig vier Mark verloren. Als dieser das Geld haben will, sagt er zu ihm: »Du mußt warten bis morgen, ich hab heut keinen Pfennig Geld bei mir!« – Da schreit der Itzig: »So a Gauner, so ein schmutziger Kerl, spielt der Karten mit mir, der Schuft, und hat keinen Pfennig Geld dabei, mit was soll ich nu mein Kaffee bezahlen!«
Der Zipferbauer sitzt im Gemeindewirtshaus und sauft eine Maß nach der andern. Es war nämlich die Gemeinderatswahl und der Zipferbauer wurde nicht gewählt; das ärgerte ihn. Bei der achten Maß hatte seine Erregung den Höhepunkt erreicht und ließ sich dabei zu folgender Äußerung hinreißen: »I sag enk nur dös oane,« sprach er, »daß die Hälfte unserer Gemeinderäte Rindviecher san!« – Der hohe Gemeinderat erfuhr diesen Ausspruch des Zipferbauern, es kam zur Verhandlung und dieser wurde zu einer Geldstrafe verurteilt und mußte die Beleidigung öffentlich zurücknehmen. Am nächsten Tag erschien im Lokalblatt folgender Widerruf: »Ich, der Zipferbauer, bestätige hiemit, daß die Hälfte unserer Gemeinderäte keine Rindviecher sind!«
Im Gefängnishof werden die Gefangenen herumgeführt; bei dieser Gelegenheit sehen sich zwei ehemalige 181 Chauffeure. Sie winkten sich zu und der eine fragt leis den andern: »Warum bist denn du da herin?« – »Wegen dem Schnellfahr'n! Und warum du?« – »Wegen dem Langsamfahr'n,« antwortet der andere, »ich bin mit an Auto g'fahr'n, das net mir g'hört hat, sie hab'n mi aba no dawischt!«
In der Schule behandeln sie gerade das Thema: Der Fisch. Der Lehrer hat das notwendigste darüber erklärt und will sich überzeugen, ob ihn seine Schüler auch verstanden haben. Er frägt den kleinen Moritzl: »Also, sag mir einmal, warum ist der Fisch stumm?« – Der Moritzl hat nicht aufgepaßt und weiß deshalb nichts. Nach längerem Schweigen antwortet er: »Nu, Herr Lehrer, reden Sie einmal, wenn Sie 'n Kopf unter Wasser haben!«
Zum Photograph kommt ein Bauer und will sich aufnehmen lassen. Der Photograph fragt ihn: »Wollen Sie ein Brust- oder Kniebild?« – Nach langem Besinnen antwortet der Bauer: »Es war mir scho lieber, wenn da Kopf a draufkummat!«
Der Metzgermeister Huber war angeklagt wegen Körperverletzung, weil er dem Isidor Levy eine ziemlich kräftige Ohrfeige gegeben hat. Der Richter fragte den Huber, 182 warum er dem Levy eine Ohrfeige gegeben habe. – »Weil er a Jud ist,« antwortet Huber. – »Ja,« meint der Richter, »das ist doch kein Grund, dem Levy eine Ohrfeige zu geben, nur deswegen, weil er ein Jud ist, warum sind Sie denn so erbost auf die Juden?« – »Weil's unsern Christus gekreuzigt haben,« sagte der Huber. – »Aber Huber,« meint der Richter, »das ist doch ebenfalls kein Grund, dem Levy eine Ohrfeige zu geben, das ist doch schon ein paar tausend Jahr her, daß das geschehen ist.« – »Dös geht mi nix o,« sagt der Huber, »i hab's erst gestern erfahr'n!«
Vor einigen Tagen geh ich abends um ½1 Uhr übern Marienplatz, da seh ich bei der Haltestelle für die Elektrische einen Bauern stehen. Ich frag ihn, auf was er wartet. – »Auf d' Tramway,« sagt er, »i möcht auf Haidhausen außi!« – »Ja,« sag ich, »da darfst aber lang warten, jetzt is ja scho halb oans, die fahrt nimmer!« – »Du drahst mi net o,« sagt der Bauer, »san ja d'Schienen no do!«
Ein Münchner erhielt Besuch von seinem Vetter, einem biederen Schwaben. Nachdem er ihm die verschiedenen Sehenswürdigkeiten gezeigt hat, geh'n sie in ein Café und der Münchner erklärt seinem Vetter alles das, was sie soeben gesehen. Sein Besuch aber blickt unausgesetzt auf den Kleiderständer, wo sein Überzieher dorthängt. Endlich fällt 183 das dem Münchner auf und sagt zu seinem Besuch: »Warum schaust denn allweil auf dein Überzieher nüber, mir scheint, daß dich das, was ich dir erzähl, gar net interessiert!« – »Laß mi nur gucka,« sagt der Schwab, »du brauchschst gar niema hi'z'schau'a, der dei, der is scho lang weg!«
Ein kleines Mädchen hat von ihrer Lehrerin Schläge bekommen. Zu Haus angekommen, erzählte sie ihrer Mutter unter Tränen, was ihr passiert. – »Mein Liebling,« sagt ihre Mutter, »wart nur, ich werde deiner Lehrerin schon einen Brief schreiben, aber einen feinen!« Die besorgte Mutter schrieb folgenden Brief: »Geehrtes Fräulein! Sie haben meiner Tochter jetzt schon öfters ganz ohne Grund, wie sie sagte, geschlagen, deshalb ersuche ich Sie dringend, das zu unterlassen. Sollten Sie aber meine Tochter trotzdem noch einmal schlagen, so schick ich Ihnen meinen Mann auf den Leib, und dann sind Sie die längste Zeit Fräulein gewesen!«
Privatier Finkerl macht eine Landpartie. Er kommt an einem Bauernwirtshaus vorbei und sieht dort in einem sogenannten Viehgattern eine Kuh. Darüber stellt nun Finkerl seine Betrachtungen an. Es ist halt alles auf der Welt verkehrt, denkt er sich, die Kuh, das große Tier, ist da eingepfercht, daß sie sich kaum rühren kann, und da oben 184 fliegt ein Lercherl, so a kleines Viecherl, und hat soviel Platz. In dem Moment läßt das Lercherl etwas fallen und trifft gerade dem Finkerl seinen edlen Gesichtsvorsprung. Er wischt denselben mit seinem Taschentuch ab und brummt vor sich hin: »Eigentlich ist die Sache doch net so verkehrt, wenn jetzt die Kuah da drob'n g'flog'n wär, wars scho fad g'wesen.«
Ein Herr will in einem kleinen Städtchen in der Nähe von Leipzig seinen Freund aufsuchen, der dort in einer Makkaronifabrik angestellt ist. Er frägt einen Krämer, der vor seiner Ladentüre steht: »Entschuldigen, können Sie mir sagen, wo die Makkaronifabrik ist?« – »Makkaronifabrik,« sagt der Einheimische, »tut mir sehr leid, abber die weeß ich se wirklich nich!« Der Fremde sagt, er werde sie schon finden, bedankt sich und geht weiter. Kaum ist er zwanzig Schritte gegangen, läuft ihm der Krämer nach und sagt: »Härn Se, mei Gutester, meenen Sie vielleicht die Nudlmühle?« – »Ja, die mein' ich,« erwiderte der Fremde, »wissen Sie, wo die ist?« – »Nee.« sagt der Sachse, »die wees ich se nämlich ooch nich!«
Der Moritz Mandelblüh trifft auf der Straße seinen Freund Wanzensaft. »Nu, was ist mit dir,« rief Mandelblüh, »warum machst du so ä mieses Gesicht?« – »Lieber 185 Freund,« sprach der Wanzensaft, »ich hab' immer Streit mit mein'm Weib, der Sarah, die will immer Geld, in der Früh will se Geld, Mittag will se Geld, abends will se Geld, wenn sie mich sieht, will se Geld.« – »Was macht sie denn mit dem vielen Geld,« fragt Mandelblüh. – »Was weiß ich,« erwidert Wanzensaft, »von mir hat se noch keinen Pfennig gekriegt!«
Ein Herr geht nachts ein Uhr durch die Straßen und singt. Da ihn die Mutter Natur mit einem sehr kräftigen Bariton ausgestattet hatte, dauerte es nicht lange und es kam ein Schutzmann auf ihn zu, welcher ihm in barschen Worten erklärte, wenn er nicht sofort mit seinem Heldengesang aufhöre, er ihn verhaften werde. »Ah, dös is sehr gut,« sagte der Sänger, »mich woll'n Sie verhaften, verhaften's lieber den, der mir 's Messer in Bauch neig'rennt hat.« Er zeigte dem Schutzmann die blutende Wunde. – »Ja,« sagt der Schutzmann, »warum singen Sie denn dann, wenn Sie gestochen worden sind?« – Drauf sagt der: »I hab' ja bloß g'sunga damit a Schutzmann kummt, denn wenn i um Hilf schrei, dann kummt ja doch koaner!«
Im zoologischen Garten ist ein Aff krepiert. Der Sekretär schickt an den Direktor, welcher sich zurzeit gerade in der Sommerfrische befindet, folgendes Telegramm: »Affe 186 Jumbo heute eingegangen, soll ich bei Hagenbeck einen andern Affen bestellen oder kommen Sie selbst!«
Zum Doktor kommt ein Mann und klagt, daß er immer so kalte Füße habe, sogar in der Nacht im Bett habe er eiskalte Füße, was er da machen soll. »Ja mein,« sagt der Doktor, ein leutseliger Mann, »da kann man nicht viel machen, ich hab selbst immer kalte Füße, ich helf mir so, ich tu immer meine Füße zu meiner Frau ins Bett, da werden sie immer rasch warm!« – »Soo,« meint der Patient, »is recht, Herr Doktor, wann hat denn Ihre Frau Zeit?«
Zum Rothschild in Frankfurt kommt ein Schnorrer und sagt: »Herr Baron, ich möchte mit Ihnen wetten. Wetten wir, daß ich mir was erwerben kann, was Sie sich, Herr Baron, nicht erwerben können.« – »Erstens,« sagte Rothschild, »werd' ich mit Ihnen nicht wetten, weil Sie kein Geld haben, und zweitens gibt es nichts, was ich mir nicht erwerben könnte.« – »Herr Baron, es gibt doch was,« erwiderte der Schnorrer, »also wetten Sie mit mir, wetten Sie, ich gewinne.« – »Also meinetwegen,« sagt Rothschild, »die Wette gilt 100 Mark; so, jetzt sagen Sie mir, was ich mir nicht erwerben kann.« – »Erwerben Sie sich von der israelitischen Kultusgemeinde ä Armutszeugnis!« 187
Ein Lehrling ist seinem Meister entlaufen. Dieser hat das angezeigt, der Lehrling wurde ergriffen und per Schub zurückbefördert. Der Bürgermeister, ein guter Mensch, will dem jungen Missetäter ins Gewissen reden und frägt ihn: »Jetzt sag' einmal, warum bist du deinem Meister davongelaufen?« Der Lehrling bringt zu seiner Verteidigung folgendes vor: »Zuerst ist meinem Meister eine Kuh verreckt, da hat's vier Wochen lang Kuhfleisch geben. Gleich drauf ist unser alter Goasbock verreckt, zu dem hab'n wir 14 Tag braucht, bis ma'n aufgess'n g'habt hab'n. Dann is unser Katz hin word'n, da hat's acht Tag lang Katzenfleisch geb'n, und wie jetzt vor acht Tagen die Großmutter mit 86 Jahren g'storben is, bin ich am nächsten Tag auf und davon!«
Ein kleiner Bub steht an einer Haustüre und weint. Da kommt ein älterer Herr dazu und frägt ihn, warum er denn weine. »Weil i da net nausglanga ko,« schluchzt der Kleine. – »Wo kannst net nausglanga?« erkundigte sich der Herr teilnahmsvoll. – »Da naus,« sagt der Kleine, und deutet auf den Drücker der elektrischen Glocke. – »Na, da kann man leicht abhelfen,« meint der alte Herr, drückt auf den Knopf, läutet und frägt dann den Kleinen: »So, bist du jetzt zufrieden?« – »Ja,« sagt der Kleine, »aber jetzt derf ma lauf'n, daß uns der Hausmeister net dawischt!« 188
In einem Weinrestaurant sitzen zwei Rechtsanwälte und sprechen über einen Paragraphen im Strafgesetzbuch. Sie waren verschiedener Meinung und gerieten über einen Punkt in Streit. Da rief der eine, der dem anderen beweisen wollte, daß er im Recht sei, dem Ober und sagte: »Sie, Ober, bringen Sie mir einmal das Strafgesetzbuch!« Nach längerem Warten kommt der Ober und sagt: »Sie müssen entschuldigen, wir haben kein Strafgesetzbuch, ich habe aber mit meinem Prinzipal schon gesprochen, die Herren brauchen den Wein nicht bezahlen!«
In einer Menagerie ist der einzige Löwe, den sie hatten, krepiert. Der Direktor ist in einer sehr fatalen Lage. Für abends war große Galavorstellung angekündigt, und er hatte nun keinen Löwen. Aber er wußte sich zu helfen. In der Nähe der Menagerie saß auf einer Bank ein Mann, anscheinend ein stellenloser Arbeiter, zu diesem sprach er: »Wollen Sie sich heut abend ein paar Mark verdienen?« – »Sehr gern,« sprach dieser. – »Also gut, dann kommen Sie mit, Sie müssen heut abend einen Löwen machen, passieren tut Ihnen nichts, sie werden in die Haut meines alten Löwen eingenäht und brauchen nur ein bißchen rumzuspringen.« Abends bei der Vorstellung kommt der Löwe, der König aller Tiere, recht majestätisch hereinspaziert und geht im Käfig hin und her. Da wird noch eine Tür geöffnet und hereinkommt ein Mordskerl von einem Tiger. Wie 189 der Löwe den Tiger sieht, zieht er sich in den äußersten Winkel zurück und bebend entschlüpft seinem Rachen: »Gelobt sei Jesus Christus,« worauf der Tiger antwortet: »In alle Ewigkeit. Amen!«
Kohn hat seinen Konkurrenten Levy verklagt wegen Beleidigung, weil ihn dieser einen Lumpen, einen Schwindler und Betrüger geheißen hat. Bei der Verhandlung verlangt Kohn, daß Levy die Beleidigungen zurücknehmen und zu ihm dreimal laut und deutlich sagen muß, er sei kein Lump, er sei ein ehrlicher Mensch. Der Levy will das nicht tun, als ihm aber der Richter zuredet und sagt, er werde bestraft, wenn er das nicht tue, entschließt er sich endlich und sagt zum Kohn in fragendem Tone: »Du bist ka Lump? – Du bist a ehrlicher Mensch? Du bist ka Lump? Du bist a ehrlicher Mensch?« – »Halt,« ruft der Richter, »so dürfen Sie das nicht sagen!« – Da meint der Levy: »Herr Richter, mir haben nur ausgemacht den Text, aber nix die Melodie!«
Am ersten April sagt der kleine Fritz zu seiner Mutter: »Du, Mama, im Zimmer von unserer neuen Köchin ist ein fremder Onkel!« – »Waas,« sagt die Mama, »na warte, den werde ich schnell herausholen und aus dem Haus hinaus jagen.« Voll Entrüstung läuft sie in das um eine Treppe 190 höher gelegene Zimmer der Köchin hinauf. Als sie atemlos vor dem Zimmer der Köchin steht, ruft der kleine Fritz hinauf: »Mama, Aprilnarr, Aprilnarr, ist gar kein fremder Onkel, ist der Papa selber!«
Der kleine Tonerl will abends seine Suppe nicht essen. Da benützt die Mutter das Donnern eines aufziehenden Gewitters und sagt: »Siehst du, der liebe Gott schimpft schon, weil du die Suppe nicht essen willst!« Das hat gewirkt. Mit Todesverachtung hat Tonerl die Suppe hinuntergewürgt. Die Mama lobt ihn deshalb, zieht ihn aus und er geht in sein Bettchen. Kaum liegt er drinn, donnert's schon wieder. Erschreckt fragt Tonerl: »Was will er denn jetzt wieder?«
Während der kalten Jahreszeit kommt ein Strolch in die Kirche hinein, um sich da zu wärmen. Er steht in der Nähe eines Beichtstuhles und sieht, daß der Pfarrer, der in demselben sitzt, eingeschlafen ist. Deshalb geht er in den Beichtstuhl hinein und stiehlt dem Pfarrer seine Uhr. Als aber der Pfarrer kurz nachher plötzlich aufwacht, war der Strolch gezwungen, zu beichten. Am Ende seines ziemlich langen Sündenregisters sprach er zum Pfarrer: »Ich hab jemand eine Uhr gestohlen, woll'n Sie dieselbe haben?« – »Nein,« sprach der Pfarrer, »die müssen Sie dem 191 Betreffenden geben, dem Sie's gestohlen haben!« – »Der will's aber net!« – »Ja, dann können Sie die Uhr ruhig behalten!«
Der Vater sagt zu seinem Sohn, den kleinen Schorschi: »Paß auf, Schorschi, es wird jedenfalls bald der Storch zu uns kommen, jetzt sag mir, was dir lieber ist, ein Brüderl oder a Schwesterl?« – »Ja,« meint der Schorscherl, wenn's die Mama nicht zu stark strapaziert, wär mir am liebsten ein Schaukelpferd!«
Samuel Rosenduft hat einen Prozeß, mußte aber an dem Tag, an dem Termin war, verreisen und beauftragt seinen Anwalt, ihm den Ausgang des Prozesses telegraphisch mitzuteilen. Rosenduft hat den Prozeß gewonnen und sein Anwalt depeschiert ihm voll Freuden: »Die gerechte Sache hat gesiegt!« Worauf Rosenduft zurückdepeschiert: »Sofort Berufung einlegen!«
Der kleine Fritzchen sagt zum Großpapa: »Du, Großpapa, sag, hast du noch Zähne?« – »Nein, liebes Fritzchen,« erwidert der Großpapa, »ich hab sie leider schon alle verloren!« – »Hast gar keinen einzigen mehr?« – »Nein, 192 Fritzchen, keinen einzigen mehr!« – »So,« meint der kleine Wicht, »dann sei so gut, Großpapa, und halt mir mein Butterbrot, bis ich wiederkomme!«
Der kleine Fritzl hat einen Laubfrosch gefangen und kommt damit in die Küche. Die Köchin hat eben den Salat für Mittag geputzt und war beim Krämer, um ein Salatöl zu holen. Der Fritzl spielt mit seinem Laubfrosch, plötzlich springt der Frosch in die Salatschüssel hinein. Die Köchin kommt zurück mit dem Öl, gießt etwas über den Salat, bemerkt aber den Laubfrosch nicht. Dabei muß dem Laubfrosch ein bißchen Öl in die Augen gekommen sein, weil er immer so blinzelte, was den Fritzl sehr belustigte. Der Salat wird aufgetragen und der Vater bekommt die Portion mit dem Laubfrosch. Der Fritzl schaut ihm zu, wie er den Laubfrosch mithinunterschluckt und sagt dann: »Du, Vater, jetzt hast meinen Laubfrosch mithinuntergegessen.« – »So, ja warum hast denn nichts gesagt, du Lausbub!« – »I hab mir net traut,« sagt Fritzl, »weil der Laubfrosch immer so geblinzelt hat!«
Im Kriegsministerium trifft der Sundheimer seinen Glaubensgenossen Isaak Hirschfeld. »Was machst du da im Ministerium?« fragt Sundheimer. – »Ich,« sagt Hirschfeld, »ich mach Geschäfte, ich verkauf die Gewehre für die 193 Soldaten, und was machst du?« – »Ich mach auch Geschäfte,« erwidert Sundheimer, »ich liefere doch das Tuch für die Uniformen!« – »Was, du lieferst das Tuch für die Uniformen! Ei weih, da sind sie aber schön ausgeschmiert!« –»Na red nix,« meint Sundheimer, »vielleicht schießt mei Tuch eher wie deine Gewehre!«
In einem besseren Restaurant sitzt ein eleganter Herr und hat soeben ein feines, reiches Menu verzehrt. Er ruft den Direktor und sagt: »Können Sie sich noch an mich erinnern, ich war vor ungefähr vier Wochen bei Ihnen, da haben Sie mich hinauswerfen lassen, weil ich nicht bezahlen konnte.« – Der Direktor wird sehr verlegen, entschuldigt sich vielmals und meint dann: »Na, hoffentlich haben wir Sie heute zufrieden gestellt?« – »O gewiß,« erwidert der feine Gast, »das Essen war sehr gut, der Wein ausgezeichnet, die Zigarre vorzüglich, aber es tut mir leid, Herr Direktor, ich muß Sie heut wieder bemühen, ich kann heut auch nicht zahlen!« 194