Weiß Ferdl
Die kreutzfidele Harfe
Weiß Ferdl

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Vom alten Militär!

Beim Militär hat man bekanntlich nur reden dürfen, wenn man gefragt wurde. Gefragt wurde man aber nie – folglich durfte man nicht reden, sondern das Maul halten. Diese für die Disziplin gewiß sehr vorteilhafte Einrichtung hatte aber – wie alles Menschliche – auch ihre Nachteile. Ein Beispiel: Ein Spielmann hatte sich beim Turnen den Arm gebrochen und kam ins Lazarett. Nach vier Wochen war der Arm dank der hervorragenden Kenntnisse des Stabsarztes – die kerngesunde, kräftige Natur des Spielmanns wird wohl auch dazu beigetragen haben – geheilt; der Mann soll entlassen werden. Er wird dem Herrn Oberstabsarzt vorgestellt. Dieser untersucht den Arm, probiert, ob die Gelenke funktionieren, nickt befriedigt und fragt den Spielmann: »Können Sie jetzt wieder trommeln?« »Entschulding's, Herr Oberstabsarzt – i – –« Er wird vom Herrn Oberstabsarzt ungeduldig unterbrochen: »Ich hab Sie gefragt, ob Sie trommeln können! Ja – oder nein!« – Kurze ängstliche Pause. Die Brillengläser des Herrn Oberstabsarztes funkeln unheildrohend. Endlich preßt der Spielmann die Worte heraus: »Nein, Herr Oberstabsarzt!« – »Gut, der Mann bleibt noch acht Tage im Lazarett!« Nach acht Tagen wird er wieder wegen Entlassung vorgestellt. Untersuchung wie das erstemal, dann wieder die kurze militärische Frage: »Können Sie jetzt trommeln?« – 124 »E –entschulding's, Herr Oberstabs – –.« Der Gewaltige brüllt zornig: »Ob Sie trommeln können! Ja – oder nein!« »Nein, Herr Oberstabsarzt!« – »Bleibt nochmal acht Tage im Lazarett!« – Wieder sind acht Tage mit schmaler Lazarettkost vergangen und der Spielmann wird abermals vorgestellt. »Können Sie jetzt trommeln?« – »Nein, Herr Oberstabsarzt!« lautet kurz und bündig die Antwort. »So, so, Sie können noch immer nicht trommeln, Sie wollen sich wohl vom Dienst drücken, was? Sie faules Aas! Warum können Sie nicht trommeln??« – »Entschulding's, Herr Oberstabsarzt – ich bin Hornist!«

 

Der Unbestechliche.

Die Rekruten dürfen zum erstenmal in Urlaub fahren. Die Belehrung über das Verhalten im Urlaub beschließt der Herr Feldwebel mit folgenden Worten: »Daß sich ja keiner untersteht und bringt mir ein Geschenk mit. Verstand'n! Ich darf keine Geschenke annehmen; und wenn einer von euch trotzdem etwas mitbringt, dann wird er eingesperrt. Verstand'n!!!« Etwas ruhiger setzt er dann hinzu: »Wenn aber eure Leut grad ein übriges Pfund Butter, Schmalz oder Geräuchertes haben, das könnt ihr ja mitbringen, das kauf ich euch ab, aber geschenkt will ich nichts. Verstand'n!« – Die Rekruten kommen zurück. Einer meldet sich: »Infanterist Huber vom Urlaub zurück!« – »Is recht!« Im gedämpften Ton: »Herr Feldwebel, an schöna Gruß von meiner Mutta und da hätt i a Gans für'n Herrn Feldwebe1!« – »Du Malefiz-Heiduk, du elender, 125 was hab ich gesagt, ich darf keine Geschenke annehmen, scher dich hinaus!« – »Entschulding's Herr Feldwebel, Sie soll'n ma's ja abkaufen!« – »Ach so, das ist was anderes. Zeig's einmal her! Was soll denn dös Ganserl kosten?« – »Zwanzig Pfennig, Herr Feldwebel!« – »So, mhm, ist ganz a schön's Ganserl. Da hast du eine Mark – bring mir noch vier solche!«

 

Ein bedauerlicher Abgang.

Ein Hauptmann ließ nicht wie die anderen die Küchenabfälle verkaufen, sondern verwendete sie als Schweinefutter. Seine Kompagnie hatte immer einige Schweine. Auf Weihnachten, wenn die meisten in Urlaub waren, wurde dann immer ein Schwein geschlachtet und die armen Kerle, die nicht in Urlaub fahren konnten, sowie die Kapitulanten erhielten dann auch was Gutes zu essen. Der Hauptmann wurde befördert, kam zu einem anderen Truppenteil. Nach vielen Jahren kam er als Oberstleutnant wieder zum Regiment. Im Kasernhof traf er einen alten Feldwebel, der bei seiner Kompagnie noch als Unteroffizier gedient hat. Er sprach ihn an und fragte unter anderem: »Na, Strobl, wie geht's denn meiner alten Kompagnie?« »Nicht mehr so gut, Herr Oberstleutnant, seit Herr Oberstleutnant fort sind, haben wir keine Sau mehr in der Kompagnie!«

 

Eine gründliche Instruktion.

Während dem Krieg ging ein Hauptmann durch die Kaserne und hörte im ersten Stock, in dem die 126 Mannschaftszimmer lagen, einen furchtbaren Spektakel. Ab und zu schrie einer: »Löne« und darauf jedesmal ein furchtbares Gepolter. Der Hauptmann will den Unfug abstellen, geht hinauf, schleicht sich vorsichtig an die Tür, reißt die Tür auf – da steht nur ein einziger Unteroffizier. »Ja,« sagt der Hauptmann verwundert, »Sie allein können doch unmöglich einen solchen Spektakel vollführen. Was war denn da los?« – »Herr Hauptmann, wir haben was geübt!« – »Geübt??? Machen Sie mir die Übung einmal vor!« – »Zu Befehl, Herr Hauptmann!« – Der Unteroffizier stellt sich in die Mitte des Zimmers und ruft im Kommandoton: »Löne!« – Da stürzen sechs feldmarschmäßig ausgerüstete Soldaten, die in den Schränken verborgen waren, heraus, kriechen unter die Betten, die in der Mitte des Zimmers stehen, durch und verschwinden in den Schränken an der entgegengesetzten Wand. – Der Hauptmann schaut kopfschüttelnd zu und fragt: »Was soll denn dieser Blödsinn bedeuten?« – »Entschuldigens, Herr Hauptmann, die sechs Mann kommen morgen ins Feld. Sie müssen allein fahren, ohne Transportführer. In der Station »Löne« nach Brüssel, da müssen sie umsteigen, durch die Bahnunterführung durch und in den anderen Zug einsteigen. Das Umsteigen haben wir geübt, damit es klappt!«

 

Pech!

In einer süddeutschen Garnison sind eben die Rekruten angekommen und ihren Kompagnien zugeteilt worden. Nachdem dies geschehen, treffen sich die Kompagniechefs im 127 Kasino und das Gespräch dreht sich natürlich um die neuen Rekruten. Nur der Hauptmann der 6. Kompagnie sprach nichts und brütete still vor sich hin. Da frug ihn einer: »Na, was hast du für Kerls bekommen?« »Ich hab eine schöne Bande bekommen,« antwortete dieser grimmig, »zwei hab ich dabei, die haben g'stohl'n und einer ist aus Berlin

 

Gut gemeint.

Am Neujahrsmorgen kommt der Johann in das Zimmer des Herrn Leutnant und bringt ihm den Kaffee ans Bett. »Prosit Neujahr, Herr Leutnant!« – »Prosit Neujahr, Johann, ich wünsch dir alles gute.« – »Danke, Herr Leutnant, gleichfalls Herr Leutnant.« – »Bleib weiter so ein ehrlicher, anständiger Kerl!« – »Danke, Herr Leutnant, gleichfalls Herr Leutnant!«

 

»Seine Exzellenz«.

Seine Exzellenz der kommandierende General hat soeben die Regimentsbesichtigung abgehalten, war sehr zufrieden und hat dem Kommandeur und seinen Offizieren volles Lob gespendet. Er will sich schon verabschieden, da erinnert ihn der Adjutant an den Dekorierten. »Ah ja, ganz richtig, hätte beinahe vergessen.« »Herr Oberst, stellen Sie mir den dekorierten Feldwebel vor!« Als dieser erschienen, richtet Se. Exzellenz folgende huldvolle Worte an ihn: »Also Sie sind der Mann, der vor kurzem von Se. Majestät so ausgezeichnet 128 wurde. Sie haben mit eigener Lebensgefahr zwei Menschen vom sicheren Tod gerettet. Ich freue mich, einen Mann vor mir zu sehen, der nicht nur seine Pflicht getan, nein, der auch noch über seine Pflicht hinaus Mut, Entschlossenheit und Geistesgegenwart gezeigt hat. Ich freue mich um so mehr, weil Sie ein länger dienender Unteroffizier sind. Solche Unteroffiziere sind die Stützen unseres Heeres. Ich gratuliere Ihnen! Treten Sie näher, Feldwebel, und reichen Sie mir die Hand. Aber rasieren hätten Sie sich lassen dürfen, Sie Schweinekerl!«

 

Entweder – oder!

Nach einem sehr angestrengten Marsch meldet sich ein Soldat beim Hauptmann krank wegen wundgelaufener Füße. »Was,« schreit ihn dieser an, »wegen ein paar Blasen wollen Sie sich krank melden, das wär mir das wahre, und Sie wollen ein Soldat sein? Ein richtiger Soldat ist entweder gesund, dann tut er seinen Dienst, oder er ist tot, dann wird er mit militärischen Ehren begraben!«

 

Die Ehrenbezeugung.

»Was machen Sie,« frägt der Korporalschaftsführer während der Putz- und Flickstunde einen Rekruten, »wenn Sie am Sonntag abends nach Hause gehen und sehen, daß einige Zivilisten mich schlagen und ich am Boden liege?« – »Ich gehe mit Handaufnahme vorbei,« antwortet grinsend der Rekrut. 129

 

Der schlanke Leutnant!

»Jetzt sag ich es euch zum letztenmal, wie die direkt Vorgesetzten heißen: Herr Major Strecker, Herr Hauptmann Schreier, Herr Oberleutnant Griebl und meine Wenigkeit. Also, Moser, wie heißen die direkt Vorgesetzten?« – »Herr Major Strecker, Herr Hauptmann Schreier, Herr Oberleutnant Griebl und Ihre Wenigkeit, Herr Leutnant!«

 

Der Gutmütige.

Während der Putz- und Flickstunde hält der Unteroffizier Unterricht und sagt zum Rekruten Huber: »Wenn ich zu Ihnen sage Ochse, werden Sie sich dann beschweren?« – »Nein, Herr Unteroffizier!« – »Warum nicht?« – »Aus Kameradschaft!«

 

»Er probiert's«.

Es ist die Zeit vor Ostern und die katholische Mannschaft wird zum Beichten geführt. Isidor Kohn hat sich zu einer Abteilung hingeschmuggelt und geht auch zum Beichten. Im Beichtstuhl kann er sich nicht helfen und fällt dem Priester auf. Kohn entschuldigt sich und gesteht, daß er ein Jud ist. »Was wollen Sie denn eigentlich dann im Beichtstuhl,« frägt der Priester. – »Entschuldigen Sie gütigst, Herr Pfarrer, ich wollt Sie nur fragen, ob von der 6. Kompagnie keiner gebeichtet hat, daß er eine Knopfgabel gestohlen hat, mir geht nämlich die meine ab130

 

Eine zarte Andeutung.

Infanterist Huber muß Strafexerzieren. Sergeant Grimmig erteilt ihm bei Beginn folgende wohlgemeinte Warnung: »Kerl, das eine sag ich dir, wenn ich ›Still gestanden‹ kommandiert hab und du rührst dich noch, schlag ich dir eine in dein Bahnhof n'ein, daß dir sämtliche Gesichtszüge entgleisen!«

 

Humanität.

Der Herr Hauptmann hält an seine Unteroffiziere, die die Rekruten abzurichten haben, eine Ansprache und sagt zum Schluß: »Daß mir ja keiner einem Rekruten eine Ohrfeige gibt. Erstens ist es verboten, zweitens verletzt es das Ehrgefühl und dann . . . a Rippenstoß tut's auch!«

 

Einfache Lösung.

Infanterist Treter hat seinen Urlaub wieder einmal überschritten und wird dem Herrn Feldwebel gemeldet. Der empfängt den Missetäter mit folgenden Worten: »Ah, da sind Sie ja, Sie Schweinehund. Was soll ich denn mit Ihnen anfangen? Ha! Schaun Sie amal Ihren Strafbogen an – die ganze Seite ist schon voll – also reden's, was soll ich machen?« – »Umblatt'ln, Herr Feldwebl!«

 

Sonst nichts?

Ein Fähnrich kommt mit möglichst auffälligem Säbelgerassel in ein Restaurant. Kaum hat er Platz genommen, 131 ruft er so arrogant, wie's nur ein Fähnrich kann: »Kellner, Speisekarte!« Der Kellner kommt mit dem Gewünschten eilfertig herbei. »Vorlesen!« schnauzt ihn der Fähnrich im Befehlshaberton an. Der Kellner liest ihm die Speisen vor und nachdem er fertig war, wartet er auf Bestellung. »Sonst nichts?« näselte der Fähnrich, »Ab!« – Einige Studenten sitzen in der Nähe und haben alles mit angehört. Plötzlich ruft einer, indem er die Stimme des Fähnrichs nachahmt: »Kellner, Speisekarte!« – Der Kellner kommt mit der Karte. »Vorlesen!« schreit er ihn an. Der Kellner liest vor; nachdem er fertig war, sagte der Student: »Sonst nichts? Ab!« – Darauf stimmten seine Freunde ein höllisches Gelächter an. Das ärgerte natürlich den Fähnrich kolossal. »Kellner!« ruft er, »tragen Sie dem Kerl meine Karte hinüber.« Der Kellner bringt die Visitenkarte. »Vorlesen!« ruft der Student. Er liest: Freiherr v. Verbanitz, Fähnrich im kgl. preußischen 26. Ulanenregiment. »Sonst nichts? – Ab!«

 

Alles – nur kein Soldat.

Der Rekrut Knobeles wird seinem Hauptmann vorgestellt, weil beim Monturappell ein Knopf an seinem Waffenrock fehlte. »Warum haben Sie den Knopf nicht angenäht,« fragt der Hauptmann. – »Entschuldigens, Herr Hauptmann, ich bin ka so eitler Mensch.« – »Wollen Sie Ihr Maul halten, Sie unverschämter, frecher Lümmel, drei Tage Mittelarrest, marsch, weggetreten!« – Später geht der Knobeles wieder am Hauptmann vorbei und macht 132 keine Ehrenbezeugung. Der Hauptmann schreit ihn gleich an: »Kommen Sie einmal her, Sie Schweinekerl, Sie Unverschämter, warum machen Sie keine Ehrenbezeugung?« – »Entschuldigens, Herr Hauptmann, ich hab glaubt, mir sind bös aufeinander

 

Ein ehrenvoller Auftrag.

Die Regimentsbesichtigung ist nicht glänzend ausgefallen. Der Herr Oberst hat von Sr. Exzellenz einige nicht besonders schmeichelhafte Bemerkungen einstecken müssen. Wutschnaubend reitet er zu seinem Truppenteil zurück. »Still gestanden!« kommandiert er schon von weitem. Das heutige Exerzieren war unter aller Kanone. Die Kerls sind daher gekrochen wie die alten Weiber. Ihr wollt ein Regiment sein, ein disziplinloser Sauhaufen seid ihr und ich soll euch führen, euch kann ja bloß ein Schwein führen. – »Herr Major, übernehmen Sie das Regiment!« 133


 

Medizinisches.

Der feine Diagnostiker.

Der Herr stud. med. besucht seine in der Universitätsstadt lebende Tante, einesteils aus verwandtschaftlichem Pflichtgefühl, andernteils in der angenehmen Erwartung, von der Tante genötigt (?) zu werden, beim Abendessen dazubleiben. Er wird freundlichst empfangen. Die Tante sprach: »Lieber Neffe, du kommst mir wie gewunschen, mir ist gar nicht recht wohl, vielleicht kannst du mir sagen, was fehlt. Also höre! Hier im Leib hab ich so ein merkwürdiges Drücken, dann hab ich plötzlich das Gefühl, als ob etwas hochgeht bis zum Hals herauf, dann setzt sich's wieder und dann geht's wieder hoch und immer so fort, jetzt sag einmal, was könnte denn das sein?« Der Herr Mediziner denkt angestrengt nach. »Es steigt hoch und geht wieder hinunter, ein ganz merkwürdiger Fall – mhm – sag mal, Tante, kannst du dich vielleicht erinnern, daß du aus Versehen einmal einen Fahrstuhl verschluckt hast?«

 

Der gewissenhafte Patient.

»Mein Herr, Sie sind zu schwach, Sie müssen mehr und Kräftiges essen. Hier hab ich Ihnen einiges aufgeschrieben, das müssen Sie jeden Tag zu sich nehmen.« Der Patient 134 liest: 2 Teller Fleischbrühe mit Eier, fetten Schinken mit Butterbrot, Eierspeisen, 2 Teller Gemüse mit gutem Fett gekocht, 1 Liter Milch, eingemachte Früchte. Nachdem er es aufmerksam durchgelesen, fragt er: »Verzeihen Herr Doktor, soll ich das vor oder nach dem Essen nehmen?«

 

Leben und leben lassen.

Beim Bürgermeister eines Marktfleckens ist ein junger Arzt, der gern in dem Ort seine Praxis eröffnen will. Der Bürgermeister ist dagegen. »Was woll'ns denn bei uns, einer is schon da und das ist für uns vollauf genügend, was tun ma denn mit soviel Doktor.« Der junge Arzt will sich aber nicht so leicht abspeisen lassen und sagt mit Nachdruck: »Herr Bürgermeister, wir Ärzte möchten eben auch leben!« – »Ja, ja,« brummt der Bürgermeister, »wir aber auch!«

 

Ein gefährlicher Herr.

Herr Professor Dr. Messer machte seinem Namen alle Ehre. Das liebste war ihm operieren, man sah ihn nie ohne Messer. In dem Krankenhaus, das unter seiner Leitung stand, beschwerte sich ein recht langer Patient über das Bett. »Schwester, schaun's amal her, das Bett ist viel zu kurz, ich kann nicht amal meine Füaß ausstrecken!« – »Um Gottes willen,« flüstert die Schwester, »sag'n Sie das nicht laut, wenn das der Herr Professor Messer hört, schneid't er Ihnen d'Füaß weg!« 135

 

Reingefallen.

Der Isidor Herz klagt einem Freund, daß er schon einige Tage nicht recht wohl sei. Sein Freund rät ihm, er soll zum Professor Stern gehen, er sei zwar etwas teuer, aber ein sehr tüchtiger Arzt. »Was nimmt er denn?« frägt Herz. – »Die erste Untersuchung kostet 1000 Mark, wenn du das zweitemal kommst, macht er's um 300 Mark.« Herz geht zum Professor Stern. Im Sprechzimmer angekommen, legt er 300 Mark auf den Tisch und sagt: »So, Herr Professor, da wär'n ma wieder!« – Der Professor durchschaut den Schwindel, nimmt die 300 Mark zu sich und sagt: »Na ja, es macht sich, nehmen Sie das weiter, was ich Ihnen das letztemal verschrieben hab

 

O weh!

Ein Arzt, Spezialist für innere Krankheiten, hat eine große Praxis. Vom Krieg her in den Revierstunden war er gewöhnt, daß die Patienten schon halb entkleidet zur Untersuchung eintraten. Diese zeitsparende Einrichtung übernahm er auch in seine Privatpraxis; seine Patienten waren schon daran gewöhnt. Eines Tages, die Sprechstunde ging dem Ende entgegen, kam ein Mann vollkommen angezogen in sein Sprechzimmer. Ziemlich ungnädig rief der Arzt: »Ausziehen!« – »Na, Herr Doktor,« sprach der Eingetretene, »diesmal sind Sie an der Reihe – ich bin der Steuerbote!« 136

 

Einfaches Mittel.

Eine Dame kommt zu einem Arzt und sagt: »Herr Doktor, ich hab schon öfters gelesen, daß man die Pupillen durch eine Einspritzung vergrößern kann. Ich möchte zu gern recht große Augen haben, das kleidet mich gut, können Sie mir nichts einspritzen, daß ich recht große Augen krieg?« – »Aber Fräulein,« sprach der Arzt, »das mit dem Einspritzen ist nicht notwendig, da warten Sie, bis Sie meine Rechnung bekommen – da werden Sie große Augen machen

 

Er muß das wissen.

Eine Dame frägt einen bekannten Arzt: »Ist das wahr, Herr Doktor, was erzählt wird. Sie hätten den Herrn Direktor Wittmann auf Leberleiden behandelt und er sei an Herzverfettung gestorben?« – »Das ist eine ganz gemeine Verleumdung,« sagte der Arzt, »wenn ich jemand an der Leber behandle, dann stirbt er auch an der Leber137


 

Aus der Schule.

Der Ochse.

Kinder,« sprach der Lehrer, »jedes von euch hat schon einen Ochsen gesehen, nun beschreibt mir einmal einen Ochsen, wie sieht ein Ochse aus?« – Ein Schüler: »Der Ochse hat einen langen Schwanz.« – »Du fängst von hinten an. Gut, weiter. Was hat der Ochs noch alles?« – »Der Ochs hat vier Hax'n« – »Gut. Weiter.« – »Der Ochs hat einen Kopf.« – »Gut. Weiter.« – »Der Ochs hat zwei Ohrwascheln.« – »Was hat er noch am Kopf?« – »Der Ochs hat zwei Augen.« – »Auch recht, und was hat er noch am Kopf? Was sieht man schon von weitem?« – Niemand weiß es. Der Lehrer will den Kindern drauf helfen auf die Hörner, hält seine Hände über die Stirne und fragt noch einmal: »Na, was hat der Ochs oben am Kopf?« – Da ruft einer von der letzten Bank vor: »D'Händ!«

 

Er läßt sich nichts weismachen.

In der Religionsstunde stellt der Katechet an den kleinen Schorschl die Frage: »Wer war die Mutter des Moses?« – »Die Tochter des Königs Pharao!« – »Aber nein, du hast wieder einmal nicht aufgepaßt, die hat ihn doch nur gefunden!« – »Ja, das sagt's halt,« meinte der kleine Schorschl. 138

 

Du sollst Böses mit Gutem vergelten.

Der kleine Fritzl kam mit einer Beule über dem linken Auge von der Schule nach Haus. Die Mutter verhört ihn: »Habt ihr wieder einmal gerauft?« – »Der Reiter Hansl hat ma sei Grifflschachtl aufi g'haut, aber i hilf eahm morg'n scho. I bind ma oan Stoa ins Sacktüachl eini und nacha hau – –« – »Pfui, Fritzl, schämst du dich nicht,« unterbricht ihn die Mutter, »so was sagt man nicht, geschweige daß man es tut. Wie heißt's im Katechismus? ›Man soll Böses mit Gutem vergelten.‹ Komm, Fritzl, sei ein braver Bub und folg mir. Ich geb dir morgen ein Stück Kuchen mit, das gibst du dem Reiter Hansl und sagst, das ist dafür, weil er dich geschlagen hat. Wirst sehen, das hilft, er wird sich schämen und nie mehr so etwas tun.« – Am nächsten Tag geht Fritzl mit dem Stück Kuchen in die Schule. Mittags kommt er heim und hat über dem rechten Aug noch eine größere Beule. »Ja Fritzl, Bub, hast du schon wieder gerauft?« – Der Fritzl weinerlich: »Der Reiter Hansl hat ma wieder oani auffi g'haut und g'sagt, i soll eahm morg'n wieder an Kuacha bringa!«

 

Orthographie.

»Müller, wie schreibt man Dom?« – »Großes weiches D–o–h–m.« – Falsch. Maier, sag's du!« – »Großes hartes T–« – »Setz dich, Dummkopf, du weißt doch nie etwas. Wer weiß, wie man Dom schreibt? Levy, du? Schön. Buchstabiere.« – »Großes weiches D–o–m.« – »Brav, gut. Schämt euch, der Levy ist Israelit, 139 der weiß aber, wie man Dom schreibt. Ihr nicht! – Levy, du weißt doch auch, was ein Dom ist?« – »Jawohl, Herr Lehrer!« – »Also, sag schön, was ist ein Dom?« – Levy hält den Daumen in die Höhe und sagt stolz: »Das ist ä Dom!«

*

Der kleine Kohn kommt zu spät in die Schule, nicht gewaschen und nicht gekämmt. Der Lehrer empfängt ihn unwillig: »Was ist das für eine Art und Weise, so spät in die Schule zu kommen, und wie du aussiehst. Warum bist du nicht gekämmt?« – Der kleine Kohn verteidigt sich: »Herr Lehrer, ich bin doch gekemmt (gekommen)!«

 

Erblich belastet.

Die Liesel kommt mit einem Strafzettel folgenden Inhalts nach Hause: »Die Kleine schwätzt immer, ohne gefragt zu werden!« – Der Vater bekommt den Zettel in die Hand und schreibt an das Fräulein Lehrerin: »Die Kleine kann nichts dafür, das hat sie von der Mutter!«

 

Falsch verstanden.

Der Michl vom Hofbauer, ein Meister im Ausnehmen von Vogelnestern, ist im Rechnen weit hint. Der Herr Lehrer, der seine Vorliebe für die Vogelwelt kennt, gibt ihm folgendes Beispiel auf: »Michl, jetzt paß auf, sagen wir, du hast in jeder Hand einen Spatzen, nun kommt dir einer aus, wieviel hast du dann?« – »Dann hab i zwei Spatzen!« 140 – »Aber Michl, denk doch ein bißchen, es kommt dir einer aus, wieviel Spatzen hast du dann?« – »Herr Lehrer, da könna ma zehni hintereinander auskemma – aber Spatzen laß i koan fliag'n!«

 

Er kennt sich aus.

»Wer weiß, wo das vorkommt: ›Da werden Weiber zu Hyänen‹?« – Ein Schüler: »Das kommt in den feinsten Familien vor!«

 

Bei der Prüfung.

Die gefürchtete Prüfung ist vorbei, der Herr Schulinspektor und der Herr Oberlehrer wenden sich zum Gehen; da bemerkt der erstere, daß noch ein Mädchen den Finger hochhebt. »Ah, die Kleine will anscheinend noch etwas vorbringen!« – Der Lehrer macht den Herrn Inspektor aufmerksam, daß dies eine beschränkte Schülerin sei und es sich wohl nicht lohnen wird, daß der Herr Inspektor seine kostbare Zeit dieser Schülerin widmet. Der Herr Inspektor ist aber anderer Meinung. »Nein, Herr Kollege, gerade solchen Kindern muß man sich aus pädagogischen Gründen ganz besonders widmen.« Er geht zur Kleinen hin und fragt wohlwollend: »Na, Kleine, was wolltest du mir noch sagen?« »d'Reigl-Rosl hat was g'sagt!« – »Soo, nun was hat denn die Reigl-Rosl gesagt?« – »I trau ma's net z'sag'n!« – »Nur keine falsche Scham, Kleine, zu deinen Lehrern mußt du Zutrauen haben, also nur keine 141 Angst, was hat deine Nachbarin gesagt?« – »Sie hat g'sagt – sie hat g'sagt – – jetzt gengas dö zwoa Gischpeln!« – Der Herr Schulinspektor hat aus pädagogischen Gründen nie mehr gefragt.

 

Im Tarockeifer.

Der alte Hauptlehrer ist sehr kurzsichtig und recht gut und nachsichtig. Das nutzen die Lausbuben aus und treiben allen Unfug. Einmal haben hinten in der letzten Bank drei mitsammen tarockt. Im Eifer des Spieles bemerkten sie nicht, daß der Herr Lehrer vom Katheder runtergestiegen ist und sich ihrer Bank immer mehr nähert. Plötzlich steht er vor ihnen und sieht, daß der Hansl Karten in der Hand hat. »Ja, was seh ich denn da, ich glaub gar, du spielst?« – Der Hansl ist so vertieft, daß er die Anwesenheit seines Lehrers gar nicht bemerkt, und erwidert altklug: »Freili, spiel'n wer i – mit'n blank'n Zehna!«

 

4 + 3 = 9.

Der Lehrer spricht: »Moritz, gib acht. Nehmen wir an, dein Papa schenkt dir 4 Kaninchen und ich geb dir 3, wieviel hast du dann?« – »Dann hab i neun, Herr Lehrer!« – »Aufpassen. Dein Papa schenkt dir vier und ich drei, wieviel ist das, 4 + 3?« – »Herr Lehrer, und wenn se zerplatzen, es sind neun – zwei hab ich nämlich schon zu Haus142

 

Nie verlegen.

»Kinder, diejenigen Fürsten, die sich besonders ausgezeichnet hatten, erhielten von ihrem Volke Beinamen. Wer kann mir so einen Fürsten nennen?« – »Karl der Große.« – »Gut.« – »Heinrich der Löwe.« – »Gut, weiter.« – »Friedrich der Schöne.« – »Gut.« – »Ludwig der Fromme.« – »Gut. Na, Bamberger, weißt du gar keinen?« – »Gott der Gerechte!«

 

Der unaufmerksame Huber.

Der Herr Lehrer erklärt: »Ein Ochse ist ein Ochse, zwei Ochsen sind zwei Ochsen, drei Ochsen sind drei Ochsen usw. sind es aber mehrere, dann ist es eine Herde. – Huber, du hast wieder nicht aufgepaßt, bleibst mir nach der Stunde da!« – »Ich hab' schon aufgepaßt, Herr Lehrer!« – »Wiederhole mal, was ich eben erklärt habe.« – Huber weinerlich: »Ein Ochs ist ein Ochs, zwei Ochsen sind zwei Ochsen, drei Ochsen sind drei Ochsen, und wenn noch mehr Ochsen dazukommen, dann ist's eine Behörde143


 

Von der Eisenbahn.

Der liebenswürdige Münchner.

Im Schnellzug von München nach Salzburg sitzen sich ein Münchener und ein Berliner gegenüber. Der Berliner, sehr wißbegierig, fragt alle Augenblicke, und der Münchner, die bekanntlich sehr liebenswürdige Leute sind, erklärt ihm die Gegend bereitwilligst. Der Zug fährt am Siebensee vorbei. Der Berliner: »Ah, prachtvoll. Wat ist denn das vor'n Jewässer?« – »Das ist der Sieb'nsee!« – »Wie heeßt det Ding?« – »Sieb'nsee!« – »Siebensee?? So watt! Weshalb heeßt das nu ausjerechnet Siebensee??« – »Weil man sieb'nmal siehgt beim Vorbeifahr'n!« – »Jroßartig, weil man ihn siebenmal sieht, heest er Siebensee – fabelhaft!« – Der Zug fährt weiter. In der Nähe von Prien sieht man den Chiemsee. Der Berliner frägt wieder: »Donnerkiel noch eemal, wat is denn dat wieder vor'n Jewässer??« – »Das ist der Chiemsee!« – »Wie?? Wat??« – »Chiemsee!« – »Nu, sagen Sie mir, weshalb heeßt der nu Chiemsee??« – »Weil er nach'n Sieb'nsee kimmt!«

 

Falsch ausgestiegen.

Der Berliner Schnellzug ist in München angekommen. Ein Strom von Menschen hastet durch die Sperre. Der 144 Herr Zugführer hat seine Papiere geordnet und freut sich, wieder daheim zu sein. Seine liebevolle Gattin und drei Quartl echtes Münchener Bier vom Faß erwarten ihn zu Hause. Da tritt ein sehr schlanker bebrillter junger Mann, der mit dem Zug angekommen ist, auf ihn zu und frägt: »Entschuldigen Sie, sind Sie hier bekannt?« – »Dös glaub i!« – »Bitte, können Sie mir dann Auskunft geben, wo hier ein alkoholfreies Restaurant ist?« – »Wia? Was? Ein alkoholfreies Restaurant? Zeig'n Sie mir einmal Ihre Fahrkarte!« – »Fahrkarte? Wozu?« fragt verwundert der schlanke Jüngling. – »I möcht nur schau'n,« meint der Zugführer, »i glaub, Sie san bei der falschen Station ausgestiegen!«

 

Ein salomonisches Urteil.

Der Zug steht zur Abfahrt bereit. Ein Mann läuft den Zug entlang und ruft immer: »Maier, Maier!« – Es öffnet sich ein Fenster, ein fettgepolsterter runder Kopf kommt heraus und schaut neugierig umher. Der »Maier« rufende Mann stürzt auf ihn zu, gibt ihm eine schallende Ohrfeige und in demselben Moment fährt der Zug ab. Der Herr mit dem fettgepolsterten Kopf, auf dem die Ohrfeige wie angemessen saß, gebärdet sich wie ein Rasender. »Eine solche Unverschämtheit, Gemeinheit, Niederträchtigkeit, der Zug soll halten, den Kerl bring ich um« usw. Der Schaffner kommt in den Wagen. »Sie, Schaffner, lassen Sie halten, ich muß raus!« – »Was hat's denn geben?« – »Denken Sie sich nur, da schreit einer immer: ›Maier, Maier‹, ich 145 schau 'naus, der haut mir eine runter und der Zug fährt ab. Lassen's wieder zurückfahr'n, oder haben Sie drahtlose Telegraphie, daß man diesen Kerl verhaften lassen kann?« – »Jetzt beruhigen Sie sich,« sagte der Schaffner, »wie ist denn das, heißen Sie wirklich Maier?« – »Nei–ei–ein,« brüllt der Gefragte, »das is ja die Gemeinheit, ich heiß ja gar nicht Maier!« – »Ja, was woll'n's denn dann,« sprach der Schaffner, »dann geht Ihnen ja die Watschen gar nichts an!«

 

Wartesaal-Unterhaltung.

»Grüaß Gott, Herr Nachba!« – »Grüaß Gott!« – »Entschulding's, gelln's, Sie san vo Deggendorf?« – »Na, i bin net von Deggendorf!« – »Net? Jo, Sie san schon von Deggendorf?« – »Naa, sag i! Warum soll i jetzt von Deggendorf sein?« – »I moan halt. Segn's, gestern is auf den gleichen Platz, wo Sie heut sitzen, oaner g'sessen und –der war a net von Deggendorf!«

 

Der gefühlvolle Bahnwärter.

Die Schranken sind geschlossen, der Schnellzug braust schon heran, da schlüpft noch ein junger Mann mit seinem Fahrrad unter den Schranken durch. Eine Sekunde später, und der Zug faßt ihn. Der Bahnwärter gerät in helle Wut. »Lausbua, Rotzlöffl mistiga, kannst net warten, wie leicht kann da was passieren!« – Der junge Mann: »Das ist doch mei' Sach, wenn's mi überfahr'n, das kann doch 146 Ihnen gleich sein!« – »Freili,« knurrt der Bahnwärter, »und wer muaß nacha dö Schmier wegputz'n? – I!«

 

Der einzige Ausweg.

Ein heißer, schwüler Julitag. In einem Damenabteil sitzen eine sehr starke und eine ganz hagere Dame sich gegenüber. Die starke Dame schwitzt, bläst und seufzt. Die Hagere liest in einem Buch. Die starke Dame wollte schon zweimal das Fenster öffnen, doch die hagere ließ es nicht zu. Die starke Dame: »Es ist nicht zum Aushalten, ich muß das Fenster aufmachen!« – Die Hagere: »Das Fenster bleibt zu! Wenn es auf ist, zieht es, ich bin kränklich, und das könnte mein Tod sein!« – »Ich kann's so nicht aushalten, mich trifft der Schlag,« jammert die Starke. Die beiden Damen geraten in Streit. Der Schaffner wird geholt und soll entscheiden. Er erscheint. Beide Damen sprechen zu gleicher Zeit: »Herr Schaffner, das Fenster muß auf sein, mich trifft sonst der Schlag.« – »Das Fenster muß geschlossen sein, wenn es offen ist, zieht es, das könnte mein Tod sein!« – »Meine Damen,« sprach der Schaffner, »das machen wir jetzt so, jetzt machen wir einmal das Fenster auf, – dann sterben Sie, dann machen wir das Fenster zu, nachher trifft Ihna der Schlag – dann is a Ruh!« 147


 

Von den Bauern.

Der besorgte Sohn!

In einer Einöd ist der Bauer zum Sterben. Der Pepperl muß schnell ins Dorf hineinlaufen, um den Pfarrer zu holen. Es dauert lange, bis die Pfarrersköchin den Pepperl hört, bis sie den Herrn Pfarrer geweckt und bis dieser angezogen ist. Endlich ist es so weit. Der Pepperl geht voran, um dem Herrn Pfarrer den kürzesten Weg zu zeigen. In der Sorge um den Vater, geht der Pepperl ziemlich rasch, so rasch, daß der dicke Herr Pfarrer, der asthmaleidend ist, nicht recht mitkommt und etwas zurückbleibt. Der Pepperl möchte gern sagen, er soll doch ein bißchen schneller geh'n, sonst kommen sie zu spät zum Vater. Doch er traut sich nicht. Der Herr Pfarrer ist doch auch sein Religionslehrer. Als aber dieser immer weiter zurückbleibt, siegt doch die Kindesliebe und er kleidet sein Anliegen in folgende Worte: »Hochwürden, lacha müaßt i, wenn er scho g'storb'n war, bis ma hinkemma!«

 

Ein ganz Schlauer.

Ein Bauer gibt am Postschalter einen Brief ab. Das Fräulein wiegt ihn und sagt: »Der ist zu schwer, da müssen Sie noch eine Marke daraufkleben!« –»Drahst mi net o,« meint der Bauer, »wenn i da no was drauf pick, nacha werd er ja no schwarer!« 148

 

Die Venus von Milo.

In einer Kunsthandlung ist die Photographie des bekannten antiken Kunstwerkes ausgestellt. Ein Bauer, der in die Stadt kam, betrachtet dieses Bild lange und sehr gründlich. Als er sich endlich abwendet, schüttelt er mißbilligend den Kopf und brummt: »A so sans, die Weibsbilder in der Stadt, nix zum o 'ziag'n hab'ns– aber photographiert müassens sei!«

 

Kein Engel ist so rein – –

In einem Dörflein hat sich die für manche Schöne unangenehme Sitte erhalten, daß bei Trauungen in dem Moment, in welchem das Brautpaar die Kirche betritt, Glockengeläute ertönt, und zwar – das ist nämlich das fatale an der Sache – ist die Vergangenheit der Braut fleckenlos rein, läuten die großen Glocken, ist aber das Vorleben der holden Braut nicht ganz makellos, läuten nur die kleinen Glöcklein. Der Hiasl hat Hochzeit; er heiratet eine Fremde. Der Mesner fragt ihn: »Wie steht's mit dem Geläut? Die Großen oder die Kleinen?« – »Selbstverständlich die Großen,« sagt der Hiasl, »wennst aber mit die Kloana a a bisserl hineinbimmelst, macht's a nix!«

 

Irren ist menschlich.

Ein gutsprechender Papagei ist entflogen, bald aber wurde er müd und rastete auf einem Baum an der Landstraße. Ein Bauer kam mit seinem Sohn des Weges, dieser 149 sah nun den Papagei: »Du Votta, da schau, was da für a g'spassiga Vogl drob'n hockt!« – »Meiner Seel, a solchas Viech han i no nia g'sehg'n, den fang ma!« – Der Bub lief und holte vom nächsten Hof schnell eine Leiter, der Bauer stieg hinauf, wollte eben auf den ganz ruhig sitzenden Papagei greifen, als ihn dieser mit der Frage überraschte: »Sie wünschen?« – Der Bauer war so baff, daß er beinahe über die Leiter heruntergefallen wäre. Als Bub hatte er einmal was gehört von einer verzauberten Prinzessin, er lüftete den Hut und sagte: »Entschuldigens, i hab g'moant, Sie san a Vogl!«

 

Ohne Eile.

Im Hauptbahnhof München stehen der Personenzug Ingolstadt und der Schnellzug nach Nürnberg, der auch diese Strecke fährt, nebeneinander. Ein Bauer stieg aus Versehen in den Schnellzug. Auf der Fahrt kontrolliert der Schaffner die Fahrkarten und sagt zum Bauern: »Wie kommen denn Sie da rein, Sie haben eine Fahrkarte für Personenzug, das ist aber ein Schnellzug, da müssen Sie draufzahl'n!« – »I, i zahl nix drauf!« – »So, das werden wir dann schon seh'n, Sie müssen draufzahl'n, das ist ein Schnellzug!« – Darauf der Bauer: »Fahrt's halt langsamer – mir pressiert's net!«

 

Eine gute Ausrede.

Der Dorfpolizist kommt am Weiher vorbei und sieht, daß ein Bub grad an der Tafel mit der Aufschrift: »Fischen 150 bei Strafe verboten« dort sitzt und fischt. Er packt den Schwerverbrecher am Kragen und sagt: »Da hört sich doch alles auf, grad da sitzt der Lausbub her und fischt, kannst du net lesen?« – »I hab net g'fischt,« beteuert der Bub. – »Net g'fischt? Wenn i di selber dawisch; was hast denn da in der Hand?« – »A Gart'n!« – »So, so, a Gart'n, da hängt aber a Schnürl aba und an den Schnürl is a Angl dro und auf der Angl is a Wurm dro, dös Schnürl is naß, und da willst du mi o'lüag'n und sag'n, du hast net g'fischt, du Lausbua, was hast denn nacha to?« – »I hab dem Wurm bloß 's schwimma lerna woll'n!«

 

Er hat ihn nimma g'seh'n.

Seit der Kirchweih ging in einem Dörflein, an einem See gelegen, ein Bauernbursch ab. Die Angehörigen hatten Anzeige gemacht, der Gendarm zog Recherchen ein und brachte endlich heraus, daß der abgängige Bursche an dem kritischen Tag mit dem Jackl, einem Bärenkerl mit Pratzen wie Christbaumbrettl, sagt man hier zu Lande, beisammen war. Der »Jackl« wurde vorgeladen und befragt über den Verbleib des Vermißten. Er beteuerte immer wieder, daß er ihn seit damals nicht mehr gesehen habe und nicht weiß, wo er hingekommen sei. Der Richter redet ihm gut zu und sagt: »Sie waren doch an dem Tage bei ihm mitsammen, erzähl'n Sie mir, was da alles los war, vielleicht findet sich dann irgendein Anhaltspunkt!« – Der Jackl fängt an: »Nach'm Ess'n san ma mitanander mit'n Schifferl auf Moossee umig'fahr'n an Kirta. Er is an densell'n Tag a 151 recht z'widerna Kerl g'wen, mit da Kellnerin hat er g'stritt'n, mit dö Bursch'n von Moossee hat er's raffa o'fanga woll'n, recht unguat is er g'wen. Auf d'Nacht zuawi san ma nacha mitananda hoamg'fahr'n. I hab g'rudert und er hat si recht stinkfaul einig'hockt. Wia ma am See drauß'n san, kimmt a Wind daher und mir san gar net recht weiter kumma. Da sag i zu eahm: »Geh rühr di a a bisserl, daß ma hoamkemma!« Nacha hat er g'sagt, i soll eahm – dös kann i Enk net sag'n, Herr Richter, was er da g'sagt. Jetzt hat er mir g'stunka, net, i ziag aus – – und seit dera Zeit hab ihn nimma g'sehg'n!« 152



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