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Zweites Kapitel.
Burg Neroth

Als Graf Rotmar, dem die Seinen folgten, sein Pferd am Zügel, den steilen Bergkegel der Nerother Burg hinaufstieg, war es schon spät am Nachmittage. Unwillig arbeitete er sich durch das Gestrüpp der Buchen, Brombeeren und Kiefern, das den Abhang bestand und allmählich nach oben zu in Buchenhochwald überging; der Schnee von den Zweigen überschüttete Mann und Roß.

»Holla Freundio!« schallte sein Ruf.

Antwort klang von oben, und bald stand des Grafen alter Burgmann und Waffenmeister Isenbrandt neben ihm; der lachte, daß der hohe Wald ertönte und sein weißer, langer Bart wackelte.

»Ich grüße dich, Graf Rotmar, in dieser Köhlerklause; besser hätten wir uns mitten in unsern Mellerwald gesetzt als in diesen alten Scheunenbau! Das fällt ja alles auseinander, faul und morsch sind die Balken, durch das Dach tropft es mehr, als gut ist, die Buchenkronen schauen darüber hin, Schlinggewächs wuchert über Damm und Dach; das ist mehr ein Stall und eine Unterkunft für einen Pferdehirten als eine Burg für den Grafen von Mürlenbach. Waltram von Walsdorf wußte schon, weshalb er sich mit Bettingen und Kastellum begnügen wollte und uns den großen Mellerwald gab und die hochragende Burg Neroth.«

Unter solchem Gespräch hatten die Gesellen die Höhe ganz erstiegen; und, während Isenbrandt weitersprach, betrachtete Rotmar mit ruhigem Blick seinen neuen Besitz aus Königshand.

»Am besten wäre es, Rotmar, wenn wir seitwärts unter der Burg in die Grotte stiegen, da ist es wohnlicher, und unser dreißig bis vierzig hätten in dem Gewölbe Platz! Aber im Ernst, es ist eine Scheune, die Kriegsleute von Prüm haben sich auch keinen Augenblick gewehrt, als ich ankam und sie gehen hieß auf königliches Wort. Offensichtlich waren sie eben froh, diesen Windfang zu verlassen, sie gürteten sich die Brünnen hastig um die Bäuche, nahmen ihre Schilde, die bald auseinanderfielen, weil Moos darauf wuchs, und wandelten wie eine Gänseherde den Berg hinab; sie lagen ja so wie so sieben Tage in der Woche unten in den Dörfern bei den Klostermeiern am warmen Herde und mästeten sich!«

»Du bindest mir Märchen auf, Isenbrandt, alter Geselle.«

»Keine Märchen! Aber laß dir weiter erzählen, was sie mitnahmen, einen Sack Äpfel trug der eine, der andere schleppte ein Fäßchen Wein, der dritte ein Jagdgerät, Netze und Fallen, einer hat sogar für solchen Tand sein Schwert vergessen; das sind die Prümer Burgmannen! Aber etwas Eßbares hat keiner zurückgelassen. Manch ein Schwert fanden wir nachher, als sie fort waren, aber es war festgerostet, wo es hing, und auf dem Handgriff das umspinnende Bastgeflecht, darauf wuchsen Pilze gerade wie der Pelz des Maulwurfs!«

»Du bist ein altes Lügenmaul und ein Lachbart, aber wenn die Prümer Knechte nur den vierten Teil so schlimm sind, wie du sie schilderst, so werden wir mit ihnen nicht viel Mühe haben, und das Kloster kann uns unsern Besitz nicht wieder entreißen.«

»Das Kloster wohl nicht so leicht,« entgegnete der Waffenmeister ernst, »aber die Bauern vielleicht, kaum vier Stunden Wegs wohnten wir abseits von ihnen in Mürlenbach, aber sie sahen uns schon heute an wie den bösen Feind, ihre Hütten sind geschlossen, Speis und Trank bringen sie nicht, ihr Vieh haben sie in die Einöde getrieben, trotz Schnee und Kälte.«

»Auch dafür wird Rat werden,« antwortete Rotmar entschlossen. – –

*

Seit dieser Unterredung waren sechs Tage vergangen, der junge Graf hatte sich eingerichtet und, um sich seine Burg zu sichern, eine lebhafte Tätigkeit entfaltet, die das helle Frostwetter unterstützte.

Als die Bauern der nächsten Dörfer, welche die königliche Botschaft gleichfalls dem Mürlenbacher zuschrieb, sich weigerten, Frondienste bei der Wiederherstellung der Burg zu leisten oder auch nur Lebensmittel heraufzubringen, schickte Rotmar zehn handfeste Knechte hinunter mit guten Eschenknüppeln, und die Fäuste der Normannensieger waren so fleißig, daß es nicht lange dauerte, bis die hörigen Bauern willig heraufkamen und die geforderten Dienste versahen, freudig allerdings nicht.

Auch Kost brachten sie schließlich. »Magere Hühner, die den Pips haben, bringen sie uns, Ferkel, so dürr wie gute Jagdhunde, und schwindsüchtige, altersgraue Kühe,« klagte Isenbrandt, aber es half nichts.

Ununterbrochen, meist bis in die späte Nacht, schallte die Axt von vielen Seiten des Burgbergs; die erste Sorge war, ihn von allem Gestrüpp zu befreien, und die Buchenhochstämme zu fällen, um freien Ausblick nach allen Seiten zu gewinnen. Die gefällten Bäume wurden, frisch wie sie waren, von den Bauern zur Ringmauer geschleppt, die aus einem Erdwall mit Einlagen von Balken und Steinen bestand, der hier und da von einem Blockhaus gekrönt wurde, das gleichfalls aus wohlbehauenen Balken aufgerichtet war. Viele Stellen zeigten sich eingesunken, weil das Holzwerk vermorscht war, dahin schleppte man die neuen Bäume. Auch der Graben wurde vertieft.

Aber je mehr man am Wall und am Herrenhaus, das neben einem halb verfallenen Römerturm gleichfalls nur Fachwerk aufwies, besserte, desto mehr neue Schwächen traten zutage.

»Am besten wär's,« sagte Isenbrandt zu seinem Herrn, »wenn man den ganzen Maulwurfshügel den Abhang hinunter schüttete und etwas Neues ausführte.«

Rotmar aber hörte nur halb hin, er stand auf dem Mauerkranz und blickte nach Westen aus, wo zwischen dem Gewirr der verschneiten Bergzüge der Einschnitt des Kylltals sichtbar war; dort wohnte Hildegard und härmte sich um ihn.

Beinahe kam er sich wie ein Treuloser vor, daß er auf Waltrams Rat, ohne Burkhardt und Hildegard, die ihm nie etwas Böses zugefügt hatten, zu fragen, des Königs Anordnung ausgeführt hatte; sein Herz klopfte, wenn er an das dachte, was die kommende Nacht bringen sollte.

Da schritt Isenbrandt, der den Sinnenden verlassen hatte, wieder heran und meldete, daß ein Bettler den Grafen zu sprechen wünsche.

»Er ist vermummt wie ein altes Weib, das in der Kälte schnattert,« fügte der Waffenmeister bei, »er will Speise haben.«

»Er soll beim Bau arbeiten, dann soll ihm reichlich Speise gegeben werden.«

»Das sagte ich schon, aber er meinte, daß er dem Grafen eine Botschaft zu bringen habe, die eines Essens wert sei.«

»Er soll kommen,« entschied Rotmar, viel mehr mit dem Anblick der Berge bei Sarbodesdorf als mit dem Zuhören beschäftigt.

Der Bettler kam, eine hohe, gebückte Gestalt in einen weiten, grauen, abgeschabten und zerfetzten Mantel gehüllt, der in schweren Falten auch das Gesicht bedeckte.

Rotmar schaute nicht auf, der Bettler wartete.

»Du kannst beim Bau helfen,« sagte der Graf flüchtig, ohne den Bettler anzusehen.

»Ich habe Besseres zu tun, Rotmar von Mürlenbach!« entgegnete der verhüllte mit einer seltsam hallenden, gewaltigen und doch verhaltenen Stimme. Jäh warf sich Rotmar herum und blickte den Wartenden voll an, zwischen den Falten des Mantels schaute ein ehrfurchtgebietendes, zerfurchtes Greisenantlitz hervor, eine grimme Narbe zog sich von der Stirn auf die linke Wange, das Auge war verloren gegangen, desto unergründlicher leuchtete das rechte.

»Gibbich, mein treuer Gibbich, bist du es?«

»Ich bin es, Rotmar, Sohn meines Freundes, aber nicht hier will ich zu dir sprechen, hier sind zu viel Augen, die dich hassen, du wandelst auf Feuerflammen, Rotmar, und siehst es nicht!«

Es war schon lange her, mehr denn fünfzehn Jahre, daß Rotmar, damals ein Knabe, die äußere Klosterschule in Prüm besuchte und Gibbich sein Lehrer war. Kurz vor jener Zeit war der Hochgewachsene, schon an der Grenze des Greisenalters, in die Reihe der Mönche eingetreten. Aber nur unwillig fügte sich der Streitbare, dem geflüsterte Mären gewaltige Kriegsfahrten bei den Welschen und in Nordland nachsagten, der strengen Ordensregel des heiligen Benediktus, viel lieber ging er mit dem jugendlichen Mürlenbacher Grafen, dem Sohne Etmars, mit dem er in mancher Schlacht Seite an Seite gekämpft hatte, durch Flur und Forst, zeigte dem Jungen, wie man den Speer wirft und Fallen stellt, und mußte deswegen viele Zurechtweisung vom Abte sich gefallen lassen. Bis er einige Jahre später plötzlich das Kloster verließ und sich im wilden Tann am Heiligenstein eine Klause baute und als Einsiedler dort hauste. Vom Landvolke hoch verehrt als ein Helfer in leiblichen und geistigen Dingen, dessen lichtes Auge prophetisch die Zukunft durchdringen könne, sonst aber auch ein unermüdlicher Jäger und Wanderer im geistlichen Gewande und deswegen den Prümer Mönchen ein Dorn im Auge.

Schon saßen die beiden auf Hirschfellen am Herdfeuer in der Halle des Burghauses.

Mit unverkennbarer Freude ließ sich der Alte, der nur die Kapuze zurückgeschoben hatte und sein breites, von wirrem Silberhaar bedecktes Haupt, das ein struppiger Bart umrahmte, lauschend vorneigte, von dem Normannenkampf erzählen, von jedem Schirmschlag wollte er hören, jede Kriegslist ließ sein Auge aufblitzen; als aber schließlich Rotmar berichtete, wie er an König Arnulfs Seite zu Fuß über die Wälle des feindlichen Lagers geklettert sei und wie die Deutschen die nordischen Heiden in den Dylefluß getrieben hätten, an achttausend Mann, da fuhr es wie eine Rührung um den Mund des streitbaren Einsiedels.

Doch plötzlich wurde Gibbich wieder ernst: »Rotmar, ich vergaß, weshalb ich zu dir kam. Alles habe ich erfahren, des Königs Schenkung, des Klosters Zorn, als die Burgen weggenommen waren, Burkhardts Erbitterung. Du redest dir selbst vor, es sei nur des Königs Wille gewesen, der dir befahl, die Burg zu nehmen; geh in dich, Rotmar! war es nicht mehr noch Gier nach Gut? Reiche Morgengabe wolltest du für Hildegard gewinnen!«

Zu dem Vorwurfe Gibbichs hatte Rotmar mit gesenkter Stirn beschämt geschwiegen, nun aber, als der Name seiner Braut fiel, sprang er lebhaft auf und fragte: »Weißt du, guter Vater, etwas von Hildegard?«

Da reckte sich Gibbich hoch und antwortete: »Du und dein Werk, ihr beide steht am Abgrund, und du denkst an Frauenaugen! Ich weiß noch mehr, Rotmar, ich weiß, daß Boten durch alle Prümer Lande fahren und Bewaffnete holen, ich weiß, daß die Mönche durch die Dörfer schreiten und anklagen, ich weiß auch, daß Rotmar von Mürlenbach heute nacht heimlich zu Waltram nach Kastellum fahren will, um mit ihm Rates zu pflegen.«

Als hätte er auf eine Natter getreten, fuhr der Graf zurück: »Woher kommt dir dies Wissen, Schrecklicher, kein Mann weiß das, sogar meinem Isenbrandt sagte ich, daß ich heute abend dem Bären nachstellen wolle in den Felsklüften am Schartenberg, nur ich und Waltram wissen es, bist du wirklich ein Seher, wie die Leute sagen?«

»Du weißt es, Waltram weiß es, ich desgleichen, Burkhardt weiß es, die Prümer Mönche wissen es!«

Fassungslos starrte Rotmar den Alten an, der sein Auge, das feurig aufleuchtete, fest auf ihn richtete: »Und war nicht der gemeinsame Anschlag in der nächsten Nacht gegen Sarbodesdorf gerichtet?«

Wie vernichtet sank der Mürlenbacher auf das Pfühl zurück, er empfand wie einen Lanzenstich das bohrende Auge des Greises: »Ja,« murmelte er verwirrt, »ich ertrug die Ungeduld nicht länger, ich wollte Hildegard in Sicherheit haben!«

»Tor,« fuhr der Einsiedler auf, »du gabst dem König dein Wort, Burgen zu bewachen zum Schutz des Reiches, und willst für eines Mädchens Anblick dein Werk in die Hölle stoßen? Horche auf, was Gibbich dir sagt: Es führt ein dunkler Weg nach Kastellum auf die Burg, das Tor öffnet sich, Rotmar schlüpft hinein, und nie mehr sieht er den Tag, Fäuste fassen ihn, Knebel bändigen ihn, ins tiefste Schlangenloch wird er geworfen, angeschmiedet mit eiserner Kette für immerdar!«

Stumm, mit weitgeöffneten Augen hörte Rotmar zu.

Wie der Föhn, der durch den Bergwald fährt, so hob sich des Alten Stimme, da unterbrach ihn der Mürlenbacher: »Ein Lügengeist bist du, Waltram schwur Treue und wird sie nicht verletzen!«

»Folge du der Treue Waltrams, ich habe dich gewarnt; Waltram hat den Prümern den Vasalleneid geschworen, gestern in der neunten Stunde, gar heimlich war es, Waltram hat nun zwei Burgen vom Kloster zu Lehen, Waltram will Vogt werden, Waltram möchte auf Mürlenbach sitzen, Waltram will Hildegard freien.«

Einen dumpfen Schrei stieß Rotmar aus und wollte mit der Faust auf das furchtbar helle Auge zu, das ihn so streng und traurig zugleich anblickte, da klangen auf der Schwelle Schritte, der Einsiedler schob seinen Mantel über den Kopf und sank zusammen.

Isenbrandt schaute in die Halle und fragte: »Riefst du nach mir, Graf Rotmar? Ich hörte lautes Sprechen.«

Da erhob sich der Bettler und sagte leise: »Ich habe meine Arbeit getan, ich bin zu gebrechlich, um Bäume zu fällen und bei der Rodung zu helfen, ich will in die Einöde, beten für jene, die sich in der Nacht verirren!«

Dann ging der Vermummte.

Der Mürlenbacher wollte ihn zurückrufen, aber er fand das Wort nicht.

*

Draußen auf dem Dachfirst saßen zwei Raben, die warteten auf Gibbich, ihren Herrn.

Als ihnen die Zeit lang geworden war, hatten sie zugehört, was die Bauern bei der Fronarbeit untereinander sprachen.

»Hast du die Kienholzzweige, Hasso?« fragte der eine.

»Die ganze Scheune voll, Klostermeier, und recht harzige, gut ausgetrocknet!« antwortete der.

»Heute nacht ist's?« fragte der erste wieder.

»Nicht so laut,« zischelte ein dritter, »damit sie nichts merken, ehe der Rauch sie erstickt; ich habe die Sicheln gewetzt, die Hämmer liegen bereit, heute kam einer vom Tal geschlichen noch bei Nacht, der brachte Schwerter ...«

»Am Walle,« mischte sich ein vierter ein, »legt kein Feuer an, die Stämme sind frisch und feucht, sie brennen nicht, aber die Halle und die anderen Häuser, die sind morsch und mürb, und das Stroh von den Dächern wird auch die Flammen nicht fliehen ... das wird eine Jagd werden!«

Da merkten die beiden Raben, daß dieses Dach kein gastliches sei, und freuten sich, als ihr Herr kam und sie, ihn begleitend, die sichere, kalte, graublaue Abendluft durchsegeln konnten.

*

Isenbrandt aber versuchte vergebens, seinen Herrn zum Sprechen zu bringen; der saß finster auf dem Hirschfell, zupfte wie gedankenlos an den flockigen Haaren der Decke und starrte in die glühenden Scheite der Herdstelle.

Plötzlich aber stand Rotmar auf und fragte kurz: »Isenbrandt, kannst du mit der Hälfte der Mannen diese Feste gegen einen Sturm halten?«

»Die Hälfte? Das wären zwanzig; wenn es gegen die Kriegsmänner von Prüm geht, ja, der Wall ist allerdings lang, und wer einen kräftigen Fußtritt dagegen tut, dem fällt er auf den Leib,« lachte der Waffenmeister.

Rotmar stampfte mit dem Fuße auf: »Ich will nicht lachen, sei ernst, denke, Normannen kämen!«

»Mit zwanzig Leuten diese Scheune halten gegen Normannen, nein, das geht nicht!«

»Und gegen Normannensieger?« fragte Rotmar finster.

»Normannensieger sind wir, wo wären hierzulande andere?«

»Und wenn Waltram ...?«

»Du weißt etwas, Rotmar von Mürlenbach,« fiel Isenbrandt angstvoll ein, »du schaust trübe! Der Bettler? Sage es mir!«

»Der Bettler war der gute Gibbich vom Heiligenstein, der mich zu warnen kam.«

»Mein Auge war geblendet, daß ich ihn nicht erkannte!«

Und nun erzählte Rotmar mit fliegenden Worten seinem Burgmanne, was er vernommen hatte.

»Waltram, dieser Meineidige,« rief Isenbrandt aus.

Dann aber sprang er plötzlich auf und vor die Halle, schimpfend kam er wieder herein: »Weg ist er, ein Bauer war's wohl, er kniete an der Wand, schaute durch eine Ritze und horchte, ich hörte sein Gewand knistern!«

Einen kräftigen Fluch, den er auf der Zunge hatte, verschluckte der alte Krieger und blickte mit Sorgen auf Rotmar.

»Wir haben etwa sechzig Männer, Rotmar, Waltram aber führt hundert, dazu kommt der Heerbann von Prüm, meist schlechtes Volk, verbauert in langer Friedenszeit, aber auch Schwertgewaltige dabei, wie Burkhardt und der von Vianden.«

»Du rechnest richtig, Isenbrandt, dazu die Bauern, die uns hassen, weil sie uns Frondienst machen müssen.«

Schweigend versanken die beiden in düsteres Nachdenken.

Dann ergriff der Junge des Älteren Hand: »Du hast meinem Vater manche Fehde geführt, und bist mit mir geritten, nun halt aus, es wird enge und dunkel um uns. Bleibe du hier, damit ich dem König mein Wort halte; ich aber will mit zwanzig Knechten nach Mürlenbach reiten, jetzt in der Dämmerung, damit die Burg meiner Väter nicht von dem Wortbrüchigen berannt werde, ehe ich sie schirmen kann.«

Und Isenbrandt drückte die Rechte seines Herrn, nahm sein Heerhorn und rief die Leute zusammen; die Bauern aber schickte er für heute in die Dörfer.


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