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Sie wußten es, diese braven Männer! Um den Kummer ihres Vorgesetzten nicht zu vergrößern, hatten sie sich nur verstellt und den Arbeiten zur Ueberwinterung mit gleichem Fleiße hingegeben.
Jasper Hobson traten Thränen der Rührung in die Augen. Er gab sich keine Mühe, seine Erregung zu verbergen, ergriff Marbre's Hand, die dieser ihm entgegenstreckte, und drückte sie herzlich.
Ja, diese wackeren Soldaten wußten Alles, denn Marbre hatte schon seit längerer Zeit Alles durchschaut. Die mit salzigem Wasser gefüllte Rennthierfalle, das aus Fort-Reliance erwartete, aber nicht eingetroffene Detachement, die täglich vorgenommenen, auf dem Festlande doch völlig nutzlosen Aufnahmen der Länge und Breite, Jasper Hobson's Heimlichkeit dabei, die Thiere, welche vor dem Winter nicht weggezogen warm, endlich der in den letzten Tagen eingetretene und gar wohl bemerkte Wechsel in der Orientation der Insel, – alle diese Zeichen hatten den Bewohnern von Fort-Esperance über ihre Lage Licht gegeben. Nur die Ankunft Kalumah's blieb unerklärt und führte sie zu der – wie man weiß, richtigen – Annahme, daß der Sturm dies junge Eskimomädchen zufällig an das Ufer der Insel verschlagen habe.
Marbre, in dem es zuerst über alle Verhältnisse Tag geworden war, theilte seine Gedanken darüber dem Zimmermann Mac Nap und dem Schmied Raë mit.
Alle Drei betrachteten das allgemeine Unglück mit sehr ruhigen Augen, und kamen dahin überein, nicht allein ihre Kameraden, sondern selbst ihre Frauen darüber aufzuklären. Dann hatten sich Alle verabredet, ihrem Lieutenant gegenüber Nichts zu wissen, und seinen Anordnungen wie bisher blindlings nachzukommen.
»Ihr seid wackere Leute, meine Freunde,« sagte da Mrs. Paulina Barnett, tiefgerührt von diesem Feingefühl, als der Jäger Marbre seine Erklärungen abgegeben hatte; »Ihr seid edelmüthige und muthige Soldaten!«
»Und unser Lieutenant,« bemerkte Mac Nap, »kann auf uns rechnen. Er hat seine Pflicht gethan, wir werden die unsere thun.«
»Ja, meine lieben Gefährten,« sagte Jasper Hobson, »der Himmel wird uns nicht verlassen und wir werden ihn unterstützen, uns zu retten!«
Hierauf berichtete Jasper Hobson Alles, was sich seit der Zeit zugetragen hatte, da das Erdbeben den Isthmus zerbrach und aus dem Continentalgebiete des Cap Bathurst eine Insel schuf. Er erzählte, wie diese seit der Mitte des Frühlings von einem bislang unbekannten Strome zweihundert Meilen vom Lande entfernt auf dem eisfreien Meere entführt worden sei; wie der Orkan sie bis nahe an das Land zurück und in der Nacht des 31. August wieder in die offene See hinaus getrieben, und endlich wie muthig Kalumah ihr Leben auf's Spiel gesetzt habe, um ihren europäischen Freunden zu Hilfe zu kommen. Dann sprach er von den vorgekommenen Veränderungen der Insel, welche sich in dem wärmeren Wasser auflösen mußte, und wie nahe die Befürchtung gelegen hatte, entweder in den Stillen Ocean hinab gerissen oder von dem Kamtschatka-Strome entführt zu werden. Zuletzt theilte er seinen Schicksalsgenossen mit, daß die umherirrende Insel seit dem 27. September definitiv zum Stehen gekommen sei.
Nach Herbeischaffung der Karten des Eismeeres zeigte Jasper Hobson selbst die Position, welche sie jetzt in einer Entfernung von sechshundert Meilen vom Lande einnahm.
Er schloß mit dem Geständnisse, daß ihre Lage außerordentlich gefährlich erscheine, daß die Insel bei Gelegenheit des Eisbruches nothwendig zermalmt werden würde und daß man, ohne auf das im Bau befindliche Schiff, welches doch erst im kommenden Sommer von Werth sein könne, zurückzugreifen, den Winter benutzen müsse, um quer über das Eisfeld nach dem amerikanischen Continent zurück zu gehen.
»Sechshundert Meilen werden wir durch Nacht und Kälte zurück zu legen haben. Schwierig wird die Aufgabe sein, meine Freunde, doch begreift Ihr wohl Alle, daß wir davor nicht zurückschrecken dürfen.«
»Sobald Sie den Befehl zur Abreise geben, Herr Lieutenant,« versicherte Mac Nap, »so werden wir Ihnen folgen!«
So waren also Alle einig und wurden die Zurüstungen zu dem gefährlichen Zuge mit größter Eile betrieben. Die Leute hatten sich entschieden, selbst unter solchen Umständen die sechshundert Meilen zurückzulegen. Sergeant Long widmete seine Sorge den Schlitten, während Jasper Hobson, die beiden Jäger und Mrs. Barnett häufig auszogen, den Zustand des Eisfeldes zu untersuchen. Gewöhnlich schloß sich auch Kalumah ihnen an, da ihre Erfahrung hierin nicht selten von großem Vortheil sein mußte. Ohne eine dazwischen tretende Verzögerung sollte die Abreise am 20. November stattfinden; es galt also, keinen Augenblick zu verlieren.
Wie es Jasper Hobson voraus gesehen, hatte sich der Wind wieder erhoben, die Temperatur erniedrigte sich ein wenig, und die Quecksilbersäule zeigte -4º. An Stelle des Regens der letzten Tage trat Schnee, der auf dem Boden erhärtete. Nur einige Tage solcher Kälte, und die Schlitten mußten Verwendung finden können. Der bei Cap Michael entstandene Einschnitt war von Schnee und Eis wieder so ziemlich geschlossen, doch durfte man nicht vergessen, daß sein ruhigeres Wasser eben eher zum Festwerden neigte, was schon der noch unbefriedigende Zustand des Seewassers bewies.
Wirklich dauerte der ziemlich heftige Wind fast unausgesetzt an. Der Seegang verhinderte eine regelmäßige Eisbildung. Breite Wasserlöcher trennten da und dort die Schollen, und noch erschien ein Zug über das Eisfeld unbedingt unmöglich.
»Die Witterung wendet sich entschieden zum Froste,« sagte da eines Tages Mrs. Paulina zu Lieutenant Hobson, – es war am 15. November gelegentlich einer bis in den Süden der Insel fortgesetzten Auskundschaftung; – »die Temperatur erniedrigt sich merklich, und auch jene noch offenen Stellen werden bald ihre Eisdecke haben.«
»Das glaub' ich zwar auch, Madame,« antwortete Jasper Hobson, »unglücklicher Weise ist aber die Art des Gefrierens unseren Zwecken nicht eben förderlich. Die sehr kleinen Schollen bilden mit ihren Rändern ebenso viele Kanten, welche über die Fläche herausragen, und unsere Schlitten werden, wenn das überhaupt erst möglich wird, nur mit größter Mühe darüber hingleiten.«
»Meiner Ansicht nach,« erwiderte die Reisende, »bedürfte es nur einiger Tage, ja selbst nur einiger Stunden reichlichen Schneefalles, um die ganze Oberfläche einzuebnen.«
»Ohne Zweifel, Madame,« entgegnete der Lieutenant, »wenn aber Schnee fällt, ist auch die Temperatur gestiegen, und wenn dieser Fall eintritt, verschiebt sich für jetzt das Eisfeld noch. Das ist ein Dilemma, welches auf beiden Seiten gegen unseren Vortheil ist.«
»Nun, Herr Hobson,« tröstete die Reisende, »das hieße doch wahrlich unglücklich spielen, wenn wir in dieser Gegend, mitten im Eismeer, einen milden Winter, statt eines arktischen, erleben sollten.«
»Und doch wäre das nicht der erste Fall, Madame. Ich erinnere Sie, wie streng die kalte Jahreszeit war, welche wir an dem amerikanischen Continente verbrachten. Nach oft wiederholten Beobachtungen folgen aber zwei gleich rauhe und andauernde Winter nur selten einander, was auch die Walfänger in den Meeren des Nordens recht wohl wissen. Gewiß hieße es aber unglücklich spielen, einen kalten Winter da erlebt zu haben, wo uns ein milderer so viel angenehmer gewesen wäre, und einen gemäßigten da, wo wir einen kalten brauchen. Und wenn ich daran denke, daß eine Entfernung von sechshundert Meilen mit Frauen und einem Kinde zu durchziehen ist! . . .«
Jasper Hobson zeigte mit der Hand nach der unabsehbaren Weite, die sich im Süden ihren Blicken bot, nach der weißen Ebene mit den launenhaften Unterbrechungen. Ein trauriger Anblick, dieses stellenweise gefrorene Meer, dessen Oberfläche mit unheimlichem Geräusche krachte. Der trübe Mond, den die feuchten Nebel halb begruben und der nur wenige Grade über dem düsteren Horizonte stand, goß ein bleiches Licht über das Ganze. Das Halbdunkel verdoppelte mit Hilfe gewisser Brechungserscheinungen des Lichtes die Größe aller Gegenstände.
Manche Eisberge von nur mittlerer Höhe nahmen kolossale Dimensionen und die Gestalt apokalyptischer Ungeheuer an. Mit rauschendem Flügelschlage zogen Vögel vorüber, deren kleinster in Folge jener optischen Täuschung größer als ein Condor oder ein Aasgeier erschien.
Nach verschiedenen Richtungen schienen sich zwischen den Eisriesen ungeheure schwarze Tunnel zu eröffnen, in welche einzudringen wohl auch der Furchtloseste gezaudert hätte. Dann hörte man wieder ein Donnern und Krachen, das von eingestürzten Eisbergen herrührte, wenn sie unten abgenagt außer Gleichgewicht gekommen waren, und das das Echo hallend wiedergab. So wechselte die Scene immer, wie die Decoration eines Zaubermärchens.
Mit welch' staunendem Schrecken mußten aber die Unglücklichen jene furchtbaren Erscheinungen betrachten, da sie ihr Weg mitten durch diese Eisfelder führte!
Einem unwillkürlichen Grauen konnte sich die Reisende trotz ihres Muthes und ihrer moralischen Energie dabei doch nicht erwehren. Es überlief sie eiskalt, so daß sie gern Augen und Ohren verschlossen hätte, um nur nicht mehr zu sehen und zu hören. Und als der Mond sich einen Augenblick hinter noch dichterem Nebel ganz verbarg, färbte sich das Bild dieser Polarlandschaft noch düsterer, und Mrs. Paulina Barnett stellte sich dazu die Karawane von Männern und Frauen vor, auf dem Zuge durch diese Eiswüsten mitten im Sturm und Schnee, und bedroht von Lawinen in der tiefen Finsterniß einer arktischen Nacht!
Dennoch zwang sich die Reisende, den Anblick zu ertragen. Sie wollte ihre Augen gewöhnen und ihre Seele gegen den Schrecken abhärten. Plötzlich aber schrie sie, die Hand des Lieutenants ergreifend, laut auf und zeigte auf eine gewaltige Masse von unerkennbarer Gestalt, die sich im Halbdunkel, kaum hundert Schritte von ihnen, bewegte.
Jene war ein Ungeheuer von blendender Weiße, riesigem Wuchse und scheinbar über fünfzig Fuß hoch. Langsam begab es sich über die einzelnen Eisstücke dahin, setzte mit furchtbarem Sprunge von einem zum anderen, und focht mit den gigantischen Tatzen; es schien selbst einen gangbaren Weg über das Eisfeld zu suchen, um diese verderbendrohende Insel verlassen zu können. Man erkannte, wie die Schollen unter seinem Gewichte einsanken, und es ihm nur nach mehreren plumpen Bewegungen gelang, in's Gleichgewicht zu kommen.
So drang das Ungethüm etwa eine Viertelmeile über das Eisfeld vor. Dann mochte ihm der weitere Weg mangeln, und es kehrte in der Richtung nach derselben Uferstelle zurück, an der Lieutenant Hobson und Mrs. Paulina Barnett sich aufhielten.
Sofort ergriff Jasper Hobson sein Gewehr, das er am Riemen trug, und hielt sich schußfertig. Als er aber schon auf das Thier angelegt hatte, ließ er die Waffe wieder sinken und sagte halblaut:
»Es ist weiter nichts als ein Bär, Madame, dessen Dimensionen durch die Lichtbrechung so ungeheuerlich vergrößert waren!«
Wirklich war es ein Polarbär, und Mrs. Paulina Barnett erkannte bald die optische Täuschung, die sie befangen hatte.
Erleichtert athmete sie tief auf, als ihr ein eigener Gedanke kam.
»Das ist mein Bär,« rief sie, »ein Neufoundland-Bär! Wahrscheinlich der einzige, der auf der Insel zurück blieb. Was hat er dort aber vor?«
»Er sucht zu entkommen,« antwortete Lieutenant Hobson, »er sucht diese verwünschte Insel zu fliehen, und vermag es noch nicht, wobei er gleichzeitig den Beweis liefert, daß der Weg auch für uns noch versperrt ist!«
Jasper Hobson täuschte sich hierin nicht. Das gefangene Thier hatte die Insel verlassen und das Festland wieder erreichen wollen, und da ihm das mißlang, kehrte es zum Ufer zurück. Der Bär schüttelte langsam den Kopf, brummte grollend und trabte kaum zwanzig Fuß neben dem Lieutenant und seiner Begleiterin vorüber. Entweder sah er diese gar nicht oder würdigte sie nur keines Blickes, denn schwerfälligen Schrittes setzte er seinen Weg nach Cap Michael zu fort, und verschwand bald hinter einem Landrücken.
Traurig und schweigsam wandten sich Lieutenant Hobson und Mrs. Paulina Barnett an diesem Tage nach dem Fort zurück.
Indessen wurden in der Factorei die Vorbereitungen zur Abreise fleißig fortgesetzt, so als ob das Eis schon gangbar gewesen wäre. Es handelte sich ja auch darum, für die Sicherheit der Expedition Nichts zu vernachlässigen, Alles vorzusehen und nicht nur die Schwierigkeiten und Anstrengungen in Anschlag zu bringen, sondern auch die Launen der polaren Natur, welche ihrer Erforschung durch den Menschen so energischen Widerstand leistet.
Die Hundebespannung bildete den Gegenstand der ernsthaftesten Sorge. Die Thiere ließ man sich in der Umgebung des Forts weidlich austummeln, um durch Uebung ihre bei der langen Unthätigkeit verminderten Kräfte wieder herzustellen. Alles in Allem befanden sie sich übrigens in erwünschtestem Wohlsein, und war ihnen, wenn sie nicht überlastet wurden, wohl eine längere Reise zuzumuthen.
Auch die Schlitten erfuhren eine aufmerksame Prüfung, da die holperige Eisfläche sie nothwendig den heftigsten Stößen aussetzte. Deshalb verstärkte man dieselben in ihren Haupttheilen, den Kufen und den vorn aufstrebenden Bögen u. s. w., was der sachverständige Mac Nap mit seinen Leuten ausführte.
Ebenso baute man zwei groß angelegte Lastschlitten, den einen zum Transport der Provisionen, den anderen zu dem der Pelzwaaren. Die dazu ganz geeigneten zahmen Rennthiere sollten diesen als Zugkraft dienen. Die Pelzwaaren bildeten zwar eine scheinbar überflüssige Last, mit der man sich vielleicht nicht beladen sollte, Jasper Hobson wollte aber die Interessen der Compagnie nach Kräften wahrnehmen, war jedoch entschlossen, jene zurück zu lassen, wenn sie den Zug der Karawane aufhalten oder wesentlich verzögern sollten. Man wagte also nicht zu viel, da jene kostbaren Pelzfelle, wenn sie in den Magazinen der Factorei zurückblieben, doch rettungslos verloren waren.
Bezüglich des Proviantes war die Sachlage eine andere. Lebensmittel mußten reichlich vorhanden und leicht transportabel sein, da auf etwaige Jagdbeute gar nicht zu rechnen war. Das eßbare Wild lief gewiß, wenn der Uebergang statthaft war, nach dem Continente voraus, und entfloh in südlichere Gegenden. Deshalb wurden auf dem eigens dazu bestimmten Schlitten conservirtes Fleisch, Pökelfleisch, Hasenpasteten, getrocknete Fische, Zwieback, dessen Vorrath leider sehr zusammengeschmolzen war, ferner ausreichend Sauerampfer und Löffelkraut, Branntwein und Alkohol zur Bereitung warmer Getränke u. s. w. vorsorglich verpackt.
Gern hätte Jasper Hobson auch Brennmaterial mitgeführt, denn auf der ganzen Strecke von sechshundert Meilen war auf die Auffindung irgend welchen Ersatzes dafür nicht zu zählen; doch mußte man auf eine solche Mehrbelastung verzichten. Zum Glücke fehlte es an warmen Kleidungsstücken nicht, und waren diese aus dem Vorrath auf dem Schlitten im Nothfalle leicht zu ergänzen.
Thomas Black, der sich seit seinem Mißgeschicke von aller Welt zurück gezogen hatte, seine Umgebung floh, sich auf sein Zimmer beschränkte und an den Berathungen Jasper Hobson's und des »Generalstabes« überhaupt keinerlei Antheil nahm, trat endlich wieder an's Tageslicht, nachdem die endgiltige Bestimmung des Tages der Abreise sein Ohr erreichte. Aber auch dann beschäftigte er sich einzig und allein mit dem Schlitten, der seine Person nebst Instrumenten und Büchern aufnehmen sollte. Kein Wort war aus ihm hervorzulocken. Er schien Alles vergessen zu haben, selbst daß er ein Gelehrter sei, und seitdem ihm die Beobachtung »seiner« Sonnenfinsterniß so jämmerlich mißglückte, seitdem die Entscheidung der Frage bezüglich der Protuberanzen ihm entschlüpfte, fehlte es ihm auch an jeder Aufmerksamkeit für die anderen, jenen hohen Breiten eigenthümlichen Erscheinungen, wie die Nordlichte, Mondhöfe, Nebenmonde u. s. w.
Die letzten Tage über hatte Jedermann mit solchem eifrigen Fleiße gearbeitet, daß man schon am Morgen des 18. Novembers zur Abreise bereit gewesen wäre.
Leider war das Eisfeld noch immer nicht zu passiren. Wenn die Temperatur auch noch etwas abnahm, so mangelte doch die lebhafte Kälte, welche das Meer zum Festwerden verlangt. Der übrigens sehr feinflockige Schnee fiel nicht gleichmäßig und anhaltend genug. Jasper Hobson, Marbre und Sabine durchstreiften Tag für Tag den Küstenstrich zwischen Cap Michael und der Ecke an der ehemaligen Walroß-Bai. Fast anderthalb Meilen weit wagten sie sich wohl auch über das Eisfeld hinaus, kamen aber dabei zu der Einsicht, daß jenes noch viel zu sehr von offenen Stellen, Sprüngen und Spalten durchsetzt war. Von Schlitten gar nicht zu sprechen, hätten sich nicht einmal Fußgänger ohne Gepäck und unbehindert in ihren Bewegungen ihm anvertrauen können. Die Mühseligkeiten Jasper Hobson's und seiner beiden Leute gelegentlich dieser nur kurzen Ausflüge riefen öfters die Befürchtung wach, daß sie bei den veränderlichen Wegen und inmitten der noch beweglichen Eisschollen kaum die Insel Victoria wieder erreichen würden.
In der That gewann es den Anschein, als ob die Natur sich gegen die unglücklichen Wintergäste verschworen habe, denn am 18. und 19. November stieg das Thermometer von Neuem, während das Barometer andererseits fiel. Diese Wandlung der atmosphärischen Verhältnisse ließ das Schlimmste befürchten. Mit dem Nachlassen der Kälte verhüllte sich der Himmel in einen Dunstmantel. Mit 1° über Null trat Regen, statt Schnee, ein, der im Ueberfluß herabströmte, und schmolz bei diesem Rückschlag des Wetters zu verhältnißmäßiger Wärme die weiße Decke des Bodens stellenweise weg. Man begreift unschwer die Wirkung der geöffneten Schleusen des Himmels auf das Eisfeld, dessen lose Verbindung sich dadurch noch weiter lockerte. Auch an den Eisschollen traten Anfänge des Schmelzens ein, so als ob das Thauwetter anbräche. Lieutenant Hobson, der trotz der abscheulichen Witterung jeden Tag die südlichen Theile der Insel aufsuchte, kam ganz in Verzweiflung von dort zurück.
Am 20. entfesselte sich noch in jenen verderbendrohenden Seegebieten ein heilloser Sturm, der an Heftigkeit fast jenem gleichkam, welcher zwei Monate vorher über die Insel gebraust war. Die Ueberwinternden waren gar nicht im Stande, nur einen Fuß in's Freie zu setzen, und blieben mehrere Tage über in Fort-Esperance eingesperrt.