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Das Verbreitungsgebiet der Cactaceen über Südamerika wird durch das ausgedehnte Gebiet des Amazonenstromes unterbrochen, indem dort nur wenige Arten beobachtet worden sind.
Zudem sind es nur epiphytische Formen, die dort noch gedeihen, dagegen kommen terrestrische Cactaceen an dem Rande der Hylaea besonders in Peru vor. Das hauptsächliche Verbreitungsgebiet der epiphytischen Cactaceen ist wohl das südlichere Brasilien, wo die Gattungen Epiphyllum und Hariota endemisch auftreten und Rhipsalis in zahlreichen Arten vorkommt. Außerdem findet man daselbst auch die meisten Vertreter von Phyllocactus. Die Länder nördlich vom Amazonenstrom bergen nur wenige Arten von Rhipsalis, dafür aber mehr epiphytische Arten der Gattung Cereus.
Die epiphytischen Cactaceen, welche nun in den feuchten Amazonaswäldern vorkommen, sind entweder sehr weit verbreitete Arten oder endemische oder endlich wenige Formen, welche sich aus dem Grenzgebiet ableiten lassen. Zu ersteren gehört die allverbreitete Rhipsalis cassytha GAERT., die wohl über das ganze Gebiet hin und wieder auf hohen Bäumen wächst. Die zweite dieser Cactaceen ist Phyllocactus phyllanthus LK. var.; welche ziemlich häufig ist, aber besonderen Verhältnissen ihr Dasein verdankt. Sie lebt nämlich ausschließlich in Ameisennestern und wird dort von Ameisen mit Humus versehen. Ueber derartige Pflanzen, die ich Ameisenepiphyten ENGLERS Botan. Jahrb., Bd. XXX. genannt habe, soll noch im nächsten Kapitel kurz berichtet werden. Wahrscheinlich haben wir es in diesem Phyllocactus mit einer Subspecies oder Varietät zu tun, denn es mangelt hier noch an eingehenderen Untersuchungen. Die sorgfältige Beobachtung über die Wachstumsbedingungen von Phyllocactus phyllanthus LK. führte zur Entdeckung einer neuen Gattung, der Wittia amazonica K. SCH. Sie zeichnet sich aus durch kleine, röhrenförmige, weinrote Blüten und durch stark gehöckerte Früchte, während ihre vegetativen Organe sich kaum von Phyllocactus unterscheiden. Wittia amazonica K. SCH. Wurde zuerst in Peru an der Grenze von Brasilien bei Leticia gefunden, dann aber auch bei Yurimaguas und am Fuße des Gebirges am Pongo de Cainarachi. Hier wächst sie als echter Epiphyt oft auch an niederen Bäumen und Sträuchern und scheint besonders dem feuchtesten Teile der Hylaea eigentümlich zu sein.
Wie eine Anzahl von Epiphyten ihre erste Entwickelung hoch oben auf den Bäumen durchmacht und dann erst Nährwurzeln zum Boden sendet, mit dem sie dann dauernd verbunden bleiben, so kommt auch der umgekehrte Fall vor, nämlich der, daß Kletterpflanzen die Bäume hinaufkriechen, ihr unterer Teil dann abstirbt und sie nun wie echte Epiphyten wachsen. Solche Pflanzen sind noch wenig untersucht worden; zu ihnen gehören aber verschiedene Cereus-Arten, die teils als Kletterpflanzen, teils als Epiphyten zu deuten sind. Eine merkwürdige und in der Hylaea endemische Art bildet Cereus Wittii K. SCH. Die vegetativen Sprosse sind hier zu bandartigen, an den Seiten stark borstigen Gliedern umgewandelt, die, der Rinde dicht angedrückt, in Windungen Stämme und Aeste in die Höhe klettern. Ist diese Cactacee recht dem Sonnenlicht ausgesetzt, so nimmt sie eine purpurne Farbe an. Cereus Wittii K. SCH. ist entschieden ein echter Epiphyt, denn er wächst auch im Ueberschwemmungsgebiet auf Bäumen, deren unterer Stamm oft monatelang der Ueberschwemmung ausgesetzt ist.
Abgesehen davon, daß er keine Verbindung mehr mit dem Boden zeigt, würde auch keine Cactacee auf längere Dauer ein Leben im nassen Element vertragen können. Im Ueberschwemmungsgebiet wurden auch am Rio Juruá. verschiedentlich kletternde Cereus aus der Verwandtschaft von C. triangularis HAW. gefunden. Da weder Blüten noch Früchte erlangt werden konnten, so bleibt es unbestimmt, zu welcher Art diese Cereus gehören. Vielleicht stellen sie auch zwei verschiedene Species dar.
Schon außerhalb der eigentlichen Hylaea im xerophytischen Waldgebiet ist ein solcher kletternder Cereus häufiger und ließ sich dort auch mit Blüten und Früchten beobachten. Bald erklettert und durchschlingt er das Gebüsch, bald klimmt er auch hohe Bäume hinauf und zuweilen findet er sich am Boden. Bei dieser Art bleibt es , zweifelhaft, ob wir sie den Epiphyten oder Kletterpflanzen zuzuzählen haben. Wie dem auch sei, so gehören doch derartige Kletterpflanzen mit den die Baumstämme und Zweige bedeckenden Epiphyten so eng zusammen, daß das gelungene Bild Tafel 5 von Cereus megalanthus K. SCH. n. sp. hier mit hinzugezogen wurde. Dieser Cereus entwickelt in der Nacht die größten Cactaceenblüten, die man bis jetzt kennt. Die vorn im Bilde sichtbare Blüte war daher leider bei der Aufnahme wieder geschlossen. Sie war von weißer Farbe und maß 4 dcm in der Länge und in der Spannweite der geöffneten Blume. Möglicherweise gehört einer der dreikantigen, epiphytischen Cereus vom Juruá zu Cereus megalanthus K. SCH., denn das Ueberschwemmungsgebiet dieser Flüsse ist vielfach mit Pflanzen von dem Grenzgebiet der Hylaea aus besiedelt worden.
Die Baumcactaceen gehören zu denjenigen Epiphyten, welche nur in geschützterer Lage da gedeihen, wo sie schon einen Humusvorrat vorfinden oder auf stärkeren Aesten leichter erlangen können. Eigentümlich ist ihnen der reichgegliederte Bau in Gestalt von bandartigen oder cylindrischen Gliedern, welche wohl eine stärkere Lebenstätigkeit bezwecken im Gegensatz zu den einfacheren und massigeren Formen des Bodens Die epiphytischen Kakteen von K. SCHUMANN aus der Festschrift für SCHWENDENER ..