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Aberglaube oder Ueberglaube ist alles, was über den wahren Glauben hinausgebt; er widerspricht also der wahren Religion und ist deshalb sündhaft. Gespensterglauben, Hexenwesen, Wahrsagerei, Traumauslegen, Stern- und Zeichendeuterei, Zauberei, die schwarze Kunst u. ä. sind aus dem Aberglauben hervorgegangen.
Alp oder Alb ist nach dem deutschen Aberglauben ein Nachtgespenst, ein Truggeist, ein Unhold, auch Zwerg, der sich dem schlafenden Menschen auf die Brust setzt und ihn durch beunruhigende Träume quält. In der Medizin versteht man unter Alp oder Alpdrücken eine durch beängstigende Träume hervorgerufene Brustbeklemmung, bei welcher der Schlafende das Gefühl des Erstickens empfindet.
Athen. Im Altertum war Athen die Hauptstadt der griechischen Landschaft Attika; es war durch seine hohe Bedeutung für Kunst und Wissenschaft der Mittelpunkt Altgriechenlands. – Athener (auch Athenienser) heißen die Einwohner dieser Stadt, beschwören, auch bremsen, bedeutet: Den Teufel, die Gespenster, die Geister der Verstorbenen und der Unterwelt durch abergläubische Worte und Zaubermittel her- und wegbannen, zu etwas bewegen, verpflichten, zwingen.
besprechen, versprechen. Im Volksaberglauben bedeutet dieses Wort: Einhalt gebieten, durch einen Zauberspruch bewirken, daß etwas versagt, aufhört oder überhaupt nicht eintritt; z. B. eine Büchse versprechen, damit sie nicht losgeht.
Bieresel. Dieser Ausdruck bezeichnet im Volksaberglauben einen Hauskobold, der des Nachts in Bierbrauereien und Bierschenken umgeht und mit seinen Eselsfüßen alles zerstört, wenn er nicht reichlich bewirtet wird. Aus diesem Aberglauben, der auch in Bayern herrschte, zog natürlich das lichtscheue und diebische Gesindel reichen Vorteil und Gewinn.
Blocksberg. Der sagenumwobene Brocken, im Volksaberglauben auch Blocksberg genannt, ist der höchste Berg (1140 m) Norddeutschlands; er liegt im Oberharz. Er galt als Tanzplatz der Hexen in der Walburgisnacht. (Siehe auch unter »Walburgisnacht«).
Canaille bedeutet Lump, schlechte Person, Hexe.
Deputierter bedeutet Abgesandter, Abgeordneter, Volks-, Gemeindevertreter.
Erdpiegel. Darunter versteht der Volksaberglaube einen Zauberspiegel, der – besonders in der 12. Stunde der Silvesternacht – in der Erde verborgene Schätze zeigt; daher wird der Zauberspiegel auch Erdspiegel genannt.
Eule. Siehe unter, »Sterbekauz« und Uhu«.
Fallmeister. Hierunter versteht man einen Abdecker, Schinder oder Wasenmeister. Da die Wasenmeisterei in früheren Zeilen für ein ehrloses Gewerbe gehalten wurde, so standen diese Leute in zweifelhaftem Rufe; sie sollen sich auch mit Zauberei und Hexerei abgegeben haben.
Faust. Das Faustbuch, dessen ältester Druck aus dem Jahre 1587 stammt, behandelt die Sage von dem vielberüchtigten Erzzauberer und Schwarzkünstler Faust, welcher mit dem Satan, um Schätze zu erhalten, ein Bündnis auf 24 Jahre schloß und schließlich eines elenden Todes starb. Diese Sage bat weitschweifige Bearbeitungen erfahren. Dr. Johannes Faust ist eine geschichtliche Persönlichkeit; er ist 1485 geboren und 1540 gestorben.
Glückshaube. Kinder mit Glückshauben sind nach einer abergläubischen Darstellung Glückskinder. Daher wurden Glückshauben, die irgend ein guter Hausgeist bringt, sehr sorgfältig aufbewahrt. Nach dem Volksaberglauben der Nordländer soll der Schutzgeist oder sogar ein Teil der Seele in der Glückshaube seinen Sitz haben. Die Glückshaube wird manchmal auch Glückshelm genannt.
Hannswurst. Der Name »Hans Worst« findet sich bereits in einer aus dem Jahre 1519 stammenden niederdeutschen Uebersetzung des Lehrgedichtes «Narrenschiff« von Sebastian Brant († 1521). Der Hanswurst war eine ständige komische Figur der alten deutschen Bühne; an ihm hatte das schaulustige Volk jahrhundertelang seine helle Freude.
Heckemännchen. Die Alraunwurzel (Alräunchen, Alrunke), die Aehnlichkeit mit einer menschlichen Gestalt aufweist, war eine Art Zauberrübe und spielt im Volksaberglauben des Mittelalters eine bedeutsame Rolle. Man verfertigte daraus kleine Männchen: Hecke-, Geld-, Galgen-, Heide-, Erd- oder Wurzelmännchen, die man als Alräunchen sehr gut aufhob; man gab ihnen sogar zu essen und zu trinken, wusch sie mit Wein und Wasser und pflegte sie sehr gut. Man glaubte, daß diese Wurzeln unter dem Galgen unschuldig Gehenkter entstanden seien, und schrieb ihnen große Zauberkraft zu: sie brachten Glück in Prozessen, schützten gegen Krankheiten, bewirkten gesunden Schlaf, vermehrten Geld, Hab und Gut. Es wurden deshalb für Alraunwurzeln von abergläubischen Leuten oft unglaublich hohe Preise bezahlt. Die Jungfrau von Orleans war auch beschuldigt worden, Zauberei mit diesen Wurzelmännchen ausgeübt zu haben. Man bezeichnet mit Hecke- oder Heckmännchen, auch ohne Beziehung auf die genannte Wurzel, eine Art Kobolde, vor allem geldspendende Hausgeister.
Hecketaler oder Hecktaler, auch Heckmünzen genannt, sind nach dem Volksaberglauben Münzen, welche sich selbst vermehren sollen; man versteht darunter aber auch Falschmünzer, die besonders im 17. Jahrhundert ihr unsauberes Geschäft trieben und damit manch abergläubischen Menschen wirtschaftlich zugrunde richteten.
Heimchen. Die Hausgrille oder das Heimchen kommt meist am Abend aus ihrem Versteck; die Männchen geben einen schrillen, zirpenden Ton von sich.
Hexe, Hexenmeister. Siehe unter »Weiser Mann« und »Zauberei«.
Hokuspokus. Diese Zauberformel, deren Herkunft nicht mit Sicherheit festgestellt werden kann, stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts; sie wurde und wird noch von Zauberkünstlern und Taschenspielern gebraucht; sie kommt auch in folgender Zusammenstellung vor: Hokus pokus verschwindikus, die häufig Kinder gebrauchen.
Johanniskraut. Dieses Kraut, das in der Johannisnacht gepflückt wurde, war ein beliebtes Heil- oder Zaubermittel. Es war schon im Altertum und bei den Gottesdiensten der alten Deutschen eine wichtige Pflanze.
Irrwische oder Irrlichter. Diese Naturerscheinung entsteht durch kleine Flammen brennbarer Luft, die im Spätherbst und Winter wie auch in gewitterreichen Sommernächten aus Sümpfen, Mooren, Kirchhöfen etc. aufsteigen; sie schweben infolge ihrer Leichtigkeit über der Erde hin und her und wurden deshalb in früheren Zeiten für Gespenster und Geister gehalten.
Kobold. Darunter verstand man sowohl hilfreiche Hausgeister als auch unheilbringende Zwerge.
Kollekte ist eine Sammlung freiwilliger Spenden, besonders für Kirchenbauten.
Komet. Die Kometen sind Schweifsterne, welche in langgedehnten Kreisen um die Sonne laufen und sich oft erst nach Jahrhunderten der Erde wieder nähern. Sie sind in früheren Zeiten als Vorboten schrecklicher Ereignisse betrachtet und gefürchtet worden.
laborieren bedeutet: arbeiten, hantieren, sich plagen; auch leiden, kränkeln.
Nordlicht. Dieses Licht, das besonders in den nördlichen Gegenden fast jede Nacht leuchtet, ist eine elektrische Lichterscheinung, welche am Nordpol aus der Erde strömt. Auch hinter dieser Naturerscheinung hat der Volksaberglaube Gespenster und Geister gesucht.
Schwein. Dieses Tier, das jetzt Glück bedeutet, galt früher als Unglücksbote. Ja, man glaubte sogar, daß der Teufel seine Gestalt verwandle und in Tiergestalten, so als Rappe, Bock, Wolf, Schwein etc., den Menschen erscheine.
Stein der Weisen. Nach dem mittelalterlichen Aberglauben sollte der »Stein der Weisen«, den man auf chemischem Wege zusammenzusetzen vergebens versuchte, die Verwandlung unedler Metalle in edle, also in Gold und Silber, ermöglichen. Spüler schrieb man diesem Steine auch die Kraft zu, alle Krankheiten zu vertreiben, das Alter zu verjüngen und das Leben zu verlängern. Mit diesem »Stein der Weisen« haben Betrüger zum Schaden der abergläubischen Leute vielfachen Mißbrauch und unglaublichen Unfug getrieben.
Sterbekauz. Der Steinkauz oder das Käuzchen, welches zur Familie der Eulen gehört, gilt abergläubischen Menschen als Totenvogel. Weil nämlich der Kauz gerne dem Lichte zufliegt und so sich zuweilen auch an Fenstern zeigt, wird er als ein Vorbote des Todes angesehen; er wird im Volksmunde außer Totenvogel auch Leichenhuhn und Leichenvogel genannt.
Tagwähler oder Tagewähler heißt derjenige, welcher aus Aberglauben gewissen Tagen vor anderen einen Vorzug oder Nachteil zuschreibt. Wie einzelnen Tagen, so wurde auch gewissen Monaten und Jahreszeiten, besonders in der Traumdeuterei und Wahrsagerei, eine gute beziehungsweise schlimme Vorbedeutung zugeschrieben.
Uhu. Dieser größte Nachtraubvogel, der zur Familie der Eulen gehört, kommt in ganz Europa und Asien, aber überall nur selten und einzeln vor. Seine weithin vernehmbare Stimme »Huh! Huhuhu!« ähnelt einem Jagdruf und hat vielleicht zur Entstehung der Sage vom »wilden Heer« oder »wilden Jäger« beigetragen. Dieser sehr kräftige Vogel, welcher es auch mit Menschen ausnimmt, wird von abergläubischen Leuten gefürchtet und gleichfalls als ein Vorbote kommenden Unglücks angesehen.
verwahren bedeutet: gegen böse Hausgeister, Hexengefahr u. ä. sichern, schützen; ähnlich wie: versprechen, beschwören.
Wacholderbeeren. Der Wacholder ist ein altdeutsches Gewürz und diente abergläubischen Leuten vielfach als Haus- und Räuchermittel; so wurden früher vielfach die Stallungen von Dauern gegen Hexengefahr geräuchert.
Walburgisnacht. Sie ist jene Nacht, welche dem 1. Mai, dem Feste der heiligen Walburga, vorangeht. Da in den ältesten Zeiten das neue Jahr bei den Germanen wie auch bei den anderen europäischen Völkern mit dem 1. Mai begann, so hatte die Walburgisnacht bei dem damals herrschenden Aberglauben eine ganz besondere Bedeutung. So sagte man sich auch, daß die Hexen in der Walburgisnacht auf Besen durch die Lust auf den Blocksberg fuhren und dort mit Tanz und Gelagen ihren Hexensabbat feierten.
Weiser Mann. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts verstand der große Haufe unter einem »weisen Mann« oder einer »weisen Frau« eine Person, welche andere Leute in der Kenntnis natürlicher Dinge übertraf; oft bezeichnete man damit auch einen Hexenmeister oder eine Hexe.
Wirt bedeutet auch: Hauswirt, Hausvater, Hausherr.
Wütendes Heer, wildes Heer, wilde Jagd. Darunter versteht die Volkssage eine Geisterschar, welche die verschiedensten Gegenden Deutschlands, Englands, Skandinaviens, Frankreichs und Spaniens in stürmischen Nächten unsicher machte. Dieses »wütende Heer«, dessen Entstehung auf kreischende Eulen und Uhus zurückzuführen ist, sagte abergläubischen Leuten einen ungeheueren Schrecken ein. (Siehe auch unter »Uhu«).
Zauberei. Unter »zaubern« versteht man die Kunst, unbegreifliche Wirkungen hervorzurufen. Im Volksaberglauben spielt dabei die Hilfe böser Geister, Hexen, Gespenster und ähnlicher nicht existierender Wesen eine sehr große Rolle. Die Zauberei wird auch schwarze Kunst oder Hexerei genannt, die dann für den Menschen meist verhängnisvoll ist; sonst konnte die Zauberei nach dem Aberglauben auch viel Glück, wie Geld, Schätze und sonstige Glücksgüter, hervorrufen. Zauberer oder Zauberin heißt eine Person, welche die Kunst des Zauberns versteht und ausübt; sie wird auch Hexenmeister beziehungsweise Hexe genannt.
Zeichendeuter oder Wahrsager wird eine Person genannt, welche mit abergläubischen Mitteln oder aus gewissen Erscheinungen und Zeichen die Zukunft deuten oder Vorhersagen will. Dieser betrügerische Unfug kostete einfältigen Menschen meist recht viel Geld und Verdruß dazu. (Siehe auch unter »Zigeuner«).
Zigeuner. Dieses arische Wandervolk, das angeblich aus Aegypten stammen soll, hat sich unter dem Drucke der neuzeitlichen Gesetze und Verhältnisse jetzt zum Teil an dauernde Wohnsitze gewöhnt, So z. B. besonders in Ungarn. Von seinen Diebstählen abgesehen ist das Zigeunervolk, das auch durch seine Musik und seine Tänze bekannt ist, seit alten Zeiten vornehmlich durch seine vorgebliche Kunst des Wahrsagens berüchtigt. Die Arten seiner Wahrsagekunst sind verschieden; mit Vorliebe bedienen sich die Zigeunerweiber hiezu der Spielkarten; denn die Kartenlegekunst oder das Kartenschlagen war und ist leider auch setzt noch ein sehr einträgliches Geschäft, das namentlich in verborgenen Großstadtwinkeln blüht; auch aus den Linien der Hand und aus dem Kaffeesatz wahrsagen die Zigeuner die unglaublichsten Dinge. Obwohl das Wahrsagen ein ganz offensichtlicher Betrug ist und deshalb von der Kirche wie auch vom Staat wiederholt verboten worden ist, gibt es auch heute noch eine erschreckend große Anzahl einfältiger Menschen, welche meist unter großen und mitunter über ihre Verhältnisse gehenden Geldopfern zu dieser höchst zweifelhaften »Kunst« ihre Zuflucht nehmen. Auch diese Unsitte unserer Zeit ist eine traurige Erscheinung des zunehmenden Unglaubens.