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Ein Gerichtssaal an der Grenze. Zeugen, Richter, Angeklagter, Lauter deutsche Offiziere. Ei, da gibt es was zu hören! Skandalös und nervenkitzelnd, Sehr pikant in Einzelheiten Und pikant durch das Milieu. Ist es nicht wie ein Kapitel Aus Sedan und Jena? Szenen Ähnlich wie im Rosenmontag? Und mit Gruseln sieht der Leser Auf die Sünder, die in blauen Passepoilierten Hosen stecken. Seine Seele überläuft ein Gänsehäutchen, seine Seele, Die sich niemals rührt bei eignen Heitern sexualibus. Unerhörte Dinge kommen An das Tageslicht. Es sträuben Sich die Haare deutscher Bürger Und die Federn der Reporter. Doch es hilft nichts. Widerwillig Aber pflichtgemäß beschreiben Unsre wackern Journalisten Die entweihten Ehebetten Mit Details. Und jede Zeile Wird auch pflichtgemäß verschlungen. Und so manches wohl erzogne Junge Mädchen sieht bestätigt, Was man sonst geheim erzählte Von den ach! entzückend schlimmen Leutnants, die mit vorgedrückten Knieen tanzen. Doch die reifern Frauen unsrer deutschen Heimat Zählen sehr chokiert die vielen Wohlgelungnen Ehebrüche. Anderseits sind sie befriedigt, Weil die Zeitung sehr an Inhalt, Lesenswertem Stoff gewonnen. Welch ein himmlisches Vergnügen, Morgens bei der Kaffeeschale Erst das Hemd der Polengräfin Öffentlich beschrieben sehen, Sehen, wie ein Pair von Preußen Ohne Scheu, mit allen Mitteln Um das liebe Geld sich balgt, Wie die Hüter guter Sitten, Die berufenen Vertreter, Eine Frau mit Fragen quälen, Die man im Bordell verbietet. Und dazu, wie schön ergänzend, Die Moral der Offiziere! Vielen Dank den Journalisten, Die uns trefflich unterhalten. Auch das Ausland darf sich laben. Sechs französische Reporter Schmieren sich die Finger schwärzlich, Um es nach Paris zu melden, Daß die jungen deutschen Leute Ohne priesterlichen Segen Und auch manchmal gegen diesen Die verbotnen Früchte naschen, Welche Frankreichs Grenadiere Selbstverständlich ängstlich meiden. Ja, es scheint, wir Deutschen werden Sodomiter, und man könnte Diese Fälle tief bedauern, Wenn sie nicht in letzter Reihe Wiederum ihr Gutes hätten, Uns so hübsch zu unterhalten! |