Ludwig Thoma
Peter Schlemihl
Ludwig Thoma

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Die deutsche Kunst

            Einst wohnte sie in einem Märchenwalde,
Von Fabeltieren war ihr Schloß bewacht
Das lag auf einer sonnbeglänzten Halde,
Und ringsum war der Tannenforste Nacht.

Gar selten mochte einem es gelingen,
Der eines unerschrocknen Sinnes war,
Zu ihrem Märchenschlosse durchzudringen.
Die Menge scheute Mühe und Gefahr.

Doch durfte nun der Tapferste sie schauen,
War keiner froher auf dem Erdenrund,
Denn ihn umfing die holdeste der Frauen
Und küßte lächelnd Stirne ihm und Mund.

Nun ward es anders, hört' ich neulich melden,
Die deutsche Kunst zog aus dem Märchenwald
Und kam nach Norden zu den Schnurrbarthelden,
Wo alle Wochen eine Rede knallt.

Sie geht zu Hofe mit geschminkten Wangen,
Wo sie verlogne Schmeichelworte sagt,
In einer Laune gnädiglich empfangen,
In einer Laune wieder fortgejagt.

 


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