Ludwig Thoma
Magdalena
Ludwig Thoma

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Dritter Aufzug

Erste Szene

Stube wie in den beiden vorhergehenden Aufzügen. Sonntagsstimmung. Man hört die Kirchenglocken läuten, die bald verstummen. Leni sitzt auf der Ofenbank, näht an der Bluse, die sie bei der Heimkehr getragen hat, die letzten Stiche, hält sie vor sich hin und streicht sie glatt. Von rechts tritt Barbara Mang ein, in sonntäglichem Gewand mit Kopftüchel. Sie trägt ein Gebetbuch in der Hand. Leni sieht unordentlich und verstört aus.

Barbara Guat Morg'n, Leni!

Leni Guat Morg'n!

Barbara I ho di g'rad frag'n woll'n, ob's d' mi net brauchst.

Leni Heut net.

Barbara Bist d' scho firti mit da Arbet?

Leni mürrisch I bin scho firti. Pause.

Barbara In da Kircha bin i g'wen; da hat's heut änderst viel Leut geb'n.

Leni So?

Barbara gesprächig Ja, weil da neue Koprata zun erst'nmal predig'n hat derf n, durch dös, weil da Herr Pfarra krank worn is. De ganz Kirch'n is g'steckt voll g'wen. Leni antwortet nicht und packt ihr Nähzeug zusammen.

Barbara anzüglich I woaß gar it, was er g'habt hat. Grad von Ärgernis hat er predigt. In geziertem Hochdeutsch. Daß diesen Übles geschiecht, die wo Ärgernis geben. Waar scho bald aso g'wen, als wann er auf was g'spitzt hätt'.

Leni gleichgültig Was moanst d'?

Barbara No ja! Weil er grad allaweil 's Ärgernis daher bracht hat. Und d' Glonner Marie hätt'st d' sehg'n soll'n. De hätt' si aso bald an Hals auskegelt, so hat s' oiwei uma-g'schaugt auf mi her.

Leni Vo mir aus.

Barbara Weil s' eahm denkt hamm werd, i sag das wieder. Aba de bal i amal alloa derwisch, nacha frag i s', ob sie vielleicht glaabt, frag i s', daß bloß ander Leut an Ärgernis geb'n und ob's z'Berghofa net mehra gibt, frag i s', de wo si aus dera Predigt was außa nehma hätt'n kinna. Ja ... aso frag i s'.

Leni Zweg'n meiner brauchst d'as net frag'n.

Barbara Weil's wahr is. Zweg'n was muaß denn de oiwei zu mir umaschaug'n?

Leni Vielleicht müassen si de Berghofer nimmer gar so lang ärgern über mi.

Barbara Was host d' denn?

Leni A so halt!

Barbara Du red'st ja, als wann's d' nimma dableib'n mögst.

Leni Mög'n! Mög'n tua i g'wiß net.

Barbara So waar i net. Erst recht gab i net nach. Du host dei Straf ausg'halt'n, und de ändern geht's nix o.

Leni müde J — ja.

Barbara Und von so oana lasset i mir scho durchaus gar nix g'fall'n, de wo si z' allererst schama müaßt. Leni steht auf und nimmt Nähzeug und Bluse an sich.

Barbara Was feit denn dir?

Leni Nix.

Barbara Dös sagst d' grad; i kenn's guat.

Leni ungeduldig N ... na! Mir feit nix.

Barbara Und nacha brauchst d' mi heut net?

Leni Na.

Barbara I hätt da gern g'holfa.

Leni Da Vata ißt heunt aso net dahoam. Er geht auf Arnbach umi, hat er g'sagt, zu sein Bruada.

Barbara Ja ... und ...

Leni Und der ander steht heunt aus.

Barbara Der Lenz?

Leni Ja.

Barbara Siehgst d'as, na is 's do wahr! Weil d' Hotzin zu mir g'sagt hot, da Lenz, hat s' g'sagt, bleibt aa koan Tag nimmer da drent, sagt s'. So? Heunt steht er aus?

Leni Is ja Micheli!

Barbara Daß der auf oamal geht?

Leni Er werd scho an ändern Platz hamm.

Barbara D' Leut hamm g'sagt, daß er überhaupts ganz bleib'n möcht, und du host äs ja aa'r amal glaabt.

Leni I?

Barbara No ja! Weil mir halt g'red't hamm über dös. Net? Und i hab nix anders net denkt, als daß er's so an Sinn hot.

Leni Geh, laß ma mei Ruah!

Barbara Weil du g'sagt host, wer woaß, wia's amal geht, und daß er dir g'fall'n tat.

Leni Der?

Barbara Net grad oamal hamm ma davo g'red't, daß er a sauberner Bursch is und ... wia ma halt red't.

Leni heftiger Der is ma z' g'scheert!

Barbara Ah so?

Leni Ja. Auf den paß i gar nix auf! Der braucht si nix ei'bild'n. Da hon i scho Feinere kennt als wia den!

Barbara neugierig, lauernd Is er g'wiß grob g'wen geg'n deiner?

Leni wieder verschlossen I woaß it, vo was du oiwei red'st.

Barbara No ... weil's d'halt 's letzt Mal ganz anders g'sinnt g'wen bist... net? Ma sagt grad vo dem ...

Leni Jetzt bin i aso g'sinnt.

Barbara I sag dös, daß er aa nix Guats hot, wann er liaba a Deanstbot bleibt und si von de Leut aufhetz'n laßt...

Leni Von mir aus tuat er, was er mag.

Barbara Nacha geh'n i.

Leni Adjä!

Barbara Braucha tuast d' mi net, host d' g'sagt?

Leni Na! Barbara Mang wendet sich zum Gehen und macht ein paar Schritte gegen die Türe rechts, bleibt stehen und kehrt sich wieder Leni zu, die langsam nach links abgehen will.

Barbara Du! Paß auf

Leni mürrisch Wos denn!

Barbara lauernd D' Leut red'n vom Lechner Martin, als wann's da was geb'n hätt'.

Leni hastig Von Lechner?

Barbara I hab nix glaabt, weil i dös überhaupts net mag, dös G'schwatz überanand, und weil i sag, daß d' Leut überhaupts gern lüag'n.

Leni verlegen, erschrocken Hamm s' ...? Was hamm s' denn g'red't?

Barbara mit gespielter Entrüstung Dös mag i dir gar net sag'n . . . na! De machen's a bisserl gar z’ braun ... und Sach'n bringen s' daher, wo si inseroans gar nimma auskennt...

Leni Hätt' vielleicht da Lechner Martin was sag'n mög'n über mi?

Barbara I woaß aa net so g'nau ... Lauernd. Warum? Bist du mit eahm beinand g'wen?

Leni wieder bockig Waar ma scho z' dumm!

Barbara Dös seil lasset i mir net g'fall'n, daß mi oana so rumziagt... g'rad häuf'nweis san d' Leut beinand g'stand'n, und Ausdrück hamm s' g'habt.

Leni Geg'n meiner?

Barbara I mag dir's net sag'n ... und überhaupts bin i wegganga, weil i dös net leid'n ko, wann's a so hergeht...

Leni Vo mir aus sag'n s', was s' mög'n. I muaß ja net da sei!

Barbara lauernd Host du 's Furtgeh in Sinn? Leni rückt unwillig die Schultern. Du host ja nix z'fiircht'n, bal's net wahr is!

Leni I wer mi von de G'scheert'n da aso herstell'n lass'n!

Barbara Arg is scho, wia unverschämt de Leit daher red'n ...

Leni mit einem plötzlichen Entschlüsse Du, Barbara ... Du derfst aba neamd nix sag'n!

Barbara eifrig G'wiß net! Du kennst mi guat für dös!

Leni Du host amal g'sagt, daß du den Spenser von da Muatta hamm mögst?

Barbara Den greana?

Leni I gib dir'n ... für a paar Mark.

Barbara Aba dei Vata?

Leni Der braucht's ja net z' wiss'n ... und 's G'wand von da Muatta g'hört mei.

Barbara zögernd A paar Mark, host d' g'sagt?

Leni I mag net oiwei da hocka ohne an Pfenning Geld ... und wann i fürt bi, glaabt da Vata halt, i hab an Spenser mitg'numma.

Barbara neugierig Mögst du scho bald weg?

Leni wieder unwillig Frag mi net aso aus! ... I geh scho amal.

Barbara I ho jetzt koa Geld net bei mir ... bring i dir's halt nacha umma.

Leni Gibst d' ma's in da Kuchl.

Barbara Is recht . . . aba net, daß i an Vadruß kriag ...

Leni bat nach der Türe hin gehorcht, halblaut Sei staad!

Zweite Szene

Thomas tritt ein von rechts, sonntäglich gekleidet. Er nickt kurz zum Gruß und hängt seinen Hut an den Rahmen.

Barbara laut und freundlich Also na geh'n i ... und wann's d' mi brauchst, sagst d' ma's. Pfiiad Good, Leni! Zu Thomas'. Pfiiad Good, Paulimann! In da Kircha bist d' heut net g'wen?

Thomas Na.

Barbara Hätt'st d' den neu'n Koprata predinga g'hört.

Thomas M - hm ... ja ...

Barbara Nacha pfiiad Good beinand! Ab rechts.

Dritte Szene

Thomas zieht seinen Rock aus und hängt ihn an den Nagel. Morg'n in da Fruah muaßt d' mit in d' Bachleit'n zu'n Ruab'n klaub'n.

Leni kleinlaut Ja.

Thomas Nach da Fuattazeit. Und heut an Na'mittag, wann i in Arnbach bin, daß d' ma net aus'n Haus gehst! I will nix hör'n.

Leni I geh net außi.

Thomas der sie jetzt erst ansieht Was host denn du? Was machst denn du für a Trentsch'n?

Lenk I mach koane.

Thomas Weil i 's net siech! Is mir gesta'n scho so ftirkemma.

Leni Wenn ma oiwei ei'g'sperrt is!

Thomas Ah so! Dös hat sein Grund ... und laß da no nix traama, daß 's änderst werd!

Leni N ... na! Lenz tritt von rechts ein, feiertäglich angezogen. In der linken Hand trägt er seinen Hut, mit der rechten trägt er einen kleinen Koffer, den er neben der Türe hinstellt. Bei seinem Eintritt zieht Leni den Kopf ein, sieht ihn scheu an und geht still nach links ab.

Vierte Szene

Thomas , freundlich Bist d' zum Geh' g'richt?

Lenz Ja. Er zieht sein Dienstbuch aus der Tasche. Wenns d' so guat waarst und tatst mir a Zeugnis schreib'n ...

Thomas nimmt das Euch An Lohn host d' kriagt?

Lenz Feit si nix.

Thomas im Euch blätternd Drei Monat bist d" da g'wesen . . . und hast dei Arbet richti g'macht. I muaß di lob'n.

Lenz I bin aa gern da g'wen.

Thomas Gern? Ja - ja.

Lenz verlegen den Hut drehend Wann i 's an Eichmüller net zuag'sagt hart', und Überhaupts ... wann i net...

Thomas Is scho recht, Lenz. Mir brauchst d' nix verzähl'n.

Lenz Na, is wahr! Wann si dös net aso auftroffa hätt' ...

Thomas Du bist a richtiga Bursch und host dein Stolz ... und host recht, daß d' gehst. Er geht näher zu ihm heran. Glaabst denn du, wann's bei mir net mehr brauchet, als dass i mein Koffer nahm und an Huat aufsetzet, glaabst denn du, i bleibet?

Lenz verlegen Ja ... no!

Thomas Na, mei Liaba! Am erst'n Tag waar' i fürt, und mi hätt' neamd mehr g'sehg'n in Berghof'n. Legt das Dienstbuch auf den Tisch. Es is nix Schön's, in an Haus leb'n, wo d' Leut koa Ehrbarkeit mehr suacha.

Lenz Dös muaßt d' na aa net glaab'n!

Thomas Net? Mög'st du mir a Zuckerl geb'n? Aba dös friß i net. I g'spür's am Buckel, wenn ma d' Leut nachschaug'n.

Lenz Auf de passet i net auf.

Thomas Dös sagst d' aso ... aba du selber host das ja nimmer derlitt'n, daß d' Leut mit de Aug'n blinzeln, wann s' di frag'n, wia's da bei mir g'fallt! Und di braucht nix druck'n ... Ja, Mensch! Schand tuat weh.

Lenz verlegen Geh ... Paulimann! Wann's d' mir jetzt 's Zeugnis schreibest!

Thomas Ja so! Gel, 's Zeugnis? Er nimmt das Euch und legt es wieder hin. Daß du Überhaupts oans willst vo mir? Waar 's net g'scheidter, in dein Büachl stand mein Nama gar net drin?

Lenz I brauch mi nix z' schama ... i hab mei Sach to.

Thomas I sag's ja grad weg'n deiner ... aba wann's d' willst, schreib i's. Er geht an den Wandschrank, holt Tinte und Feder und seine Brille, die er aufsetzt, während er sich an den Tisch setzt.

Thomas Auf 'n erst'n Juli bist d' kemma?

Lenz Ja.

Thomas Den Tag woaß i no guat. Schreibt. Lorenz Kaltner ist bei mir eingestanden zur Aushilfe den ersten Juli... Ersetzt aus... Selbigsmal is grad da Dokta dag'wen und hat ma's g'sagt, daß 's schlecht steht bei da Mariann ... Die Frau, hat er g'sagt, hat sich in ihrem Leben zu viel geplagt... ja, dös hat ma davo!

Lenz I ho mir aa nix Guat's denkt, weil s' so schwach g'wen is ...

Thomas Schwach g'wen ... ja! Gibt sich einen Ruck und schreibt wieder. Also ... den ersten Juli und ist ausgetretten den ersten Oktober ... und war sehr treu und fleißig. Er legt die Feder hin. Dös schreibt ma heuntingtag's bei an jed'n ... aba bei dir is 's wahr.

Lenz I mach halt mei Danksagung, Paulimann.

Thomas Nix zum dank'n. Dös Beste kon i dir net neischreib'n, daß du dir nia was host o'kenna lass'n, vor mir und da Mariann net ... von dera G'schicht.

Lenz Da hon i koa Recht it g'habt.

Thomas Aba G'leg'nheit. Und de lasset si net a jeda auskemma. Er gibt ihm die Hand. Für dös dank i dir no b'sunders, und wann dir aa nix dro liegt, sag' i's do, daß i vor dir an Respekt hab.

Lenz fährt sich verlegen durch die Haare Ja no ... i sag' dir aa Vergelt's Gott!

Thomas gibt ihm das Dienstbuch Da hast d' dei Büachl, und i wünsch Glück überall'n.

Lenz herzlich I dir aa ... daß 's da guat geht, Paulimann!

Thomas resigniert Werd ma guat geh', ja! Wann i jetzt an Karr'n alloa schiab'n muaß!

Lenz I hätt' ja g'moant, du sollt'st mein Bruada auf a Zeit ei'stell'n.

Thomas Daß er nach drei Tag den nämlich'n Grund zum Geh' hat wia du heunt? Na! Liaba racker i mi z'samm ... und wann's nimmer geht ... mir is 's net z' fruah. Na! I woaß, du moanst äs guat... aba i bleib alloa. Jetzt pfüad du

Lenz Adjes! Thomas ist ans Fenster getreten und schaut hinaus. Lenz bleibt an der Türe stehen und dreht verlegen seinen Hut in beiden Händen. Er kämpft sichtlich mit einem Entschlüsse.

Lenz Paulimann!

Thomas sich halb umwendend No was?

Lenz etwas stockend Du host neuling zu mir g'sagt, daß i weg'n de Bursch'n ... daß i de Bursch'n warna sollt, wenn's grad was ... a so ... an Sinn hätt'n ...

Thomas Seim war i zorni. I woaß scho, daß dös grad an Bürgermoasta sei G'red war.

Lenz entschiedener I woaß net, ob dös bloß a G'red' is.

Thomas sich ganz umwendend Han?

Lenz Mir g'fallt de Sach net. Seit gestern is grad, als wenn oana in a Wespennest nei'sticht. De Bursch'n hamm was.

Thomas überrascht, aber ruhig Ah, so moanst d?

Lenz Es is net sauber.

Thomas drohender Laß s' no! Sie wer'n si net gar so leicht toa mit mir.

Lenz Wenn aba . . . Stockend... wenn's aba änderst geht, als du moanst?

Thomas Es werd so geh', daß i rnei Recht behaupt'. A Buaberei laß i net ausüab'n an mir.

Lenz unsicher: Ja ... scho! Freili net! Aba ...

Thomas Da brauchst d' koan Angst hamm.

Lenz Es gibt halt Sach'n, wo ma si net dageg'n rühr'n ko!

Thomas Sach'n?

Lenz Du woaßt halt no net, was 's geb'n hat?

Thomas lauter Geb'n? Mit da Leni was?

Lenz I ko aa net red'n über dös ...

Thomas dringender Aba du woaßt... daß was fürkemma is?

Lenz Dös sag'n s' dir bald gnua.

Thomas schreiend Herrgott! Mensch, marter mi do net her!

Lenz Schau!

Thomas Red! sag i, und lass' mi net im Ung'wiss'n! San dir de Bursch'n so viel wert?

Lenz Net de Bursch'n. Na ... aba schau, i ko da aa nix geg'n d' Leni red'n ... sie hat ma nia nix to ...

Thomas Ja, muaß i di lang bitt'n um dös? lenz in sichtlicher Aufregung Na! Des seil geht net!

Thomas Aba o'fanga host d' kinna ... und mi hetmartern!

Lenz Weil i mir denkt hab ... i muaß di warna ... und dös ander sag'n s' dir scho.

Thomas sehr dringend Lenz! Red aus! Jetzt muaßt d' all's sag'n.

Lenz I... i ko net.

Thomas Na laß bleib'n!

Lenz Weil...

Thomas Geh zua! Sag i. Lenz geht langsam zur Türe hinaus.

Fünfte Szene

Thomas sieht ihm nach und bleibt unschlüssig stehen. Erfaßt einen Entschluß, geht zur Türe, nimmt seinen Hut vom Nagel und setzt ihn auf; bleibt wieder stehen, die Hand an der Türklinke, und schaut finster vor sich bin. Er geht zum Tisch, legt seinen Hut hin, sinnt nach und geht zur Türe links, öffnet sie und ruft hinaus.

Thomas Leni! Pause. Es kommt keine Antwort.

Thomas lauter und ungeduldig Herrgott! ... Leni!

Lenis Stimme von außen, verdrossen Was denn?

Thomas grob Da geh amal eina! Er tritt von der Türe zurück; Leni kommt scheu und langsam herein.

Sechste Szene

Leni Was willst d' nacha?

Thomas , schaut sie finster an Mir hamm was z red'n mitanand: kimm no her! Leni kommt zögernd näher und heftet die Blicke auf den Boden.

Thomas Mir hat wer g'sagt, daß 's was geb'n hat mit dir ...

Leni furchtsam Mit mir?

Thomas Mit dir - ja! Schau ma no ins G'sicht! I brauch bloß naus geh', hat wer g'sagt, nacha derfrag' i 's von an jed'n ...

Leni aufsehend, lebhafter Hat da Lenz ...?

Thomas Der — oder an anderner. Kleine Pause. Muß i nausgeh' und frag'n? Er sieht Leni drohend an, die wieder zu E öden sieht. — Pause.

Thomas An Antwort will i!

Leni zögernd und furchtsam I woaß net, was du moanst...

Thomas faßt sie beim Arm, sich zur Ruhe zwingend Du! Wenns d' aa net viel Verstand host, des seil werst d' begreif n, dass dir 's Lüag'n nix mehr hilft!

Leni weinerlich I woaß aba net...

Thomas mit unterdrückter Heftigkeit Wenns was geb'n hat ... sag's! Es is bessa, als i derfrag's da drauß'n. Er wartet auf Antwort. Leni schweigt und sieht nicht auf.

Thomas Is g'wes'n, was mag — red! Mach's mit mir aus!

Leni I woaß net, was du moanst ...

Thomas zornig und verächtlich Ah! Lüag du! Er gebt zum Tische hin und nimmt seinen Hut, wendet sich aber wieder gegen Leni.

Thomas Bist d' amal aus 'n Haus?

Leni eifrig Mit koan Schritt net, weil du g'sagt host, i derf net außi, und . . .

Thomas Na is wer bei dir g'wen?

Leni wieder zaghaft N ... na!

Thomas auf den Boden stampfend Ob wer bei dir g'wesen is?

Leni weinerlich Dös is scho ausg'schämt, daß da Lenz so was behaupt' geg'n meiner, und daß a mir so was o'hängat, vor er geht, und ...

Thomas sie verächtlich ansehend Na muaß i d' Wahrheit drauß'n hör'n. Er setzt seinen Hut auf und geht zur Türe. Indem er sie öffnet, tritt sein Nachbar Johann Plank ein. Leni ist zuerst

zögernd, dann rasch nach links abgegangen.

Siebente Szene

Thomas überrascht und unruhig Bist du da?

Flank verlegen und auf geregt Ja... i bin da... hat mi net recht g'freut, 's Hergeh'... aba weil i mir denkt hab, mir san alla-weil guate Nachbar'n g'wen ... bin i jetzt herganga ... thomas: Was is?

Plank hat den Hut abgenommen und glättet sieb verlegen mit der Hand die Haare I sag dir all's ... aba net, daß d' moanst, i bin gern her ... i ho ma denkt, es is dir liaba, wann i mit dir red, vor de ändern kemma ...

Thomas De ändern?

Plank No ja ... der Bürgermoasta ... und i woaß net, wer vom Ausschuß no mitgeht...

Thomas Zu mir her?

Plank Freili... zu dir ...

Thomas heftig Da muaß da Bürgermoasta erst sehg'n, ob i 'n einalaß!

Plank Paß auf ... laß da sag'n ... i verzähl dir all's ... Nach da Kirch' is da Ausschuß z'sammkemma, und da hamm s' de G'schicht fürbracht.

Thomas aufgeregt Von mir was?

Plank Vo dir? . . . Na! Von dir net ... aba ... ko'st da 's leicht denk'n.

Thomas mit dem Daumen nach der Tiire deutend Vo dera?

Plank nickt bejahend, dann kratzt er sich heftig hinterm Ohr Ah! Es is a Kreuz! Es is a Kreuz! I sag's ja, wenn ma Kinda hot, woaßt d' nia, wia's amal geht.

Thomas stampfend Mach zua!

Plank No ja ... sie hamm de G'schicht fürbracht ... Hat denn dir no neamd was g'sagt?

Thomas An Deuta hab' i kriagt... Schneid net lang' um!

Plank spricht stockend mit Pausen Wia muaß i das sag'n? Seit gestern auf 'n Abend is 's im Dorf, als wann d' Imp'n auskemman ... An Lechner sei Martl ... kennst 'n scho ... hat de G'schicht ausanand bracht ... no ja ... er is bei deiner Leni g'wen ... sie ... hat'n in d' Kammer ei'lass'n . . . waar ja net so weit g'feit ... aba ... wia soll i da's sag'n ... no ja, sie hat a Geld von eahm verlangt.

Thomas schreit Plank!

Plank freier Da Martl is von ihr weg zum Bäcker Hans'n umi ... und verzählt's an Kamerad'n, und der verzählt's wieda ... und gestern nach Feierabend is scho des ganz' Dorf aufmahrig g'wen ...

Thomas ruhiger Vo wem hast du's?

Plank Vo wem hab's i? Vo dem ... und dem ... von an Dutzed.

Thomas schreit wieder A Lug is!

Plank kratzt sich hinterm Ohr Ja schau!

Thomas Da, wo du stehst, is vor etla Tag der Bürgermoasta g'stand'n! Hätt' ma d' Ohr'n voll g'red't, daß i verkaff n muaß ... daß ma d' Leni net im Dorf leid't ... mit die Bursch'n hätt' a ma droht... und jetz' waar's a so!

Plank Nachbar ... i sag da ...

Thomas Dös trifft a bissei schö z'samm ... na, mei Liaba! Den Feinspinna kenn i... a Lug is

Plank Laß da sag'n ...

Thomas Er braucht bloß 's Mau aufmacha ... und ös müaßt's äs glaab'n!

Plank sich wieder hinteren Ohr kratzend Es is a Kreuz! Es is a Kreuz!

Thomas Aba i kimm eahm hinter seine Gang', dem Judas! Und auf da Stell sag i 's eahm ... Er will zur Türe. Plank vertritt ihm den Weg.

Plank Geh ... laß mi aa was sag'n ... Du woaßt, i bi die Feind net... schau. Thomas! So was ko der Bursch it aus der Luft greif'n ... da is er gar it der Mensch dazua ... der war eahm net hell gnua ...

Thomas Der net! Aber der ander, der dahinter steckt ... Den kennst du z' weni!

Plank Wia kunnt dös sei!

Thomas Den kennst du z' weni!

Plank I sag dir do! In da Fruah, von da Kamma weg is er zu'n Bäcker Hansen g'laffa und hat's brüahwarm verzählt. Der Bursch hot eahm gar it denkt, daß a so a Ramasuri d'raus werd! Thomas schweigt und schaut finster vor sich hin.

Plank Und ... es is hart zu'n sag'n ... i will di g'wiß net beleidig'n ... aba nach dem, was scho amal passiert is ... braucht's oan z'letzt net gar a so wundern.

Thomas auffahrend Da hab i enk!

Plank Sag selm ... es is ja an Unglück, aba . ..

Thomas Ös moant's, so oane is leicht nunterstöß'n, de scho im Rutsch'n is.

Plank Wer sollt dös toa?

Thomas De ko ma leicht mit Füaß'n tret'n, de scho am Bod'n liegt...

Plank Nachba!

Thomas in großer Erregung Und i ... moant's ös ... muaß zuaschaug'n mit bundne Hand ... wia ma s' ... wia ma s' auf'n Mist wirft...

Plank fährt sich über die Haare Es is a Kreuz!

Thomas Dös g'ringste Viech tat si wehr'n ... i derfat's not... moant's ös.

Plank Was sollst d' da sag'n?

Thomas faßt Plank am Arm und zieht ihn zum Lehnstuhl hin, der an der linken Wand steht. Sie sind im Laufe des heftigen Gespräches schon auf die linke Seite hinübergekommen, Plank! Dir is aa dei Bäurin g'storm, und de mei hat ihr aufg'wart... bis z'letzt.. .

Plank I woaß wohl ... i woaß wohl...

Thomas in höchster Erregung, schlägt auf die Stuhllehne Da! Da herin is mei alte Mariann g'leg'n ... Dös Letzte, was s' g'sagt hat ... laß 's Madl net fürt! ... Wia ihra Hand in der mein kalt wor'n is ... no amal hat sie s' druckt ... und is a Bitt g'wesen ... Laß 's Madl net fürt! ... Schreit Ja ... glaabt's ös ... i wehr mi net?

Plank Ja ... mei Mensch ... du muaßt...

Thomas Nix muaß i! Zur Türe rechts herein kommen der Bürgermeister und Valentin Scheck.

Achte Szene

Plank auf die Eintretenden blickend Da san s' scho.

Thomas hat sich gefaßt und geht entschlossen auf den Bürgermeister zu Host du was z' toa da herin?

Bürgermeister ruhig und fest' Ja! I hab was z' toa. Fragend zu Plank Du host scho g'red't mit eahm?

Plank I hab eahm halt g'sagt, was furkemma i s ...

Thomas zum Bürgermeister Was du z'sammg'log'n host!

Bürgermeister Z'sammg'log'n? I?

Thomas Ja du! Wann du's aa no so fei o'gehst... i kenn di!

Scheck Paulimann! Dös seil hat koan Wert! Du muaßt'n hör'n.

Thomas I hab'n scho g'hört .

Scheck Dös werst du wiss'n, daß mir richtige Leut san . .. Da gibt's nix mit Lüag'n und a so

Plank zu Thomas Laß 'n sei Sach fürbringa!

Bürgermeister Es is bald ausg'red't. I hab an Ausschuß z'sarnm g'ruaf'n, weil dös mit deiner Leni fiirkemma is.

Thomas schreit Du lüagst!

Bürgermeister nun auch zornig Dös werd sie aufweis'n. Weil's furkemma is, sag' i ... und weil de Bursch'n ganz off'n z'sammstengan und Drohunga daher bring'n.

Thomas Mir?

Bürgermeister Dir! Ja ... daß s' liaba 's Haus ei'reiß'n, als dös Weibsbild im Dorf lass'n ...

Thomas Laß s' kemma!

Bürgermeister Na! Dös woll'n mir net! Für dös san mir da, daß koa Unglück rauskimmt ... desweg'n hon i an Ausschuß z'sammg'ruaf'n.

Thomas Und host deine Lug'n fürbracht.

Scheck Dös hat a net... Mir hamm aso all's g'wißt.

Plank ruhig Du muaßt äs glaab'n, Thomas, daß dös ganze Dorf überanand is. Thomas steht mit geballten Fäusten da und schaut Plank und die ändern finster an.

Bürgermeister Mir hamm den Bursch'n herkemma lass'n . .. an Lechner Martin... und der hat de Sach b'steh' müass'n.

Scheck Auf a G'red' alloa hätt'n mir nix geb'n ... und überhaupts ...

Bürgermeister Da lass'n mir uns nix nachsag'n.

Thomas befug Red aus!

Bürgermeister Und der Ausschuß sagt... alle mitanand . .. Zu den beiden ändern Is it wahr? ... Plank und Scheck nicken zustimmend ... daß da nix anders gibt ... daß du dei Lern weg toa muaßt...

Thomas höhnisch Auf da Stell?

Bürgermeister ruhig und gewichtig So schnell, als d' ko'st, Paulimann.

Scheck Sinst geht de G'schicht net guat.

Bürgermeister Und mir kennan da koa Verantwortung net übernehma.

Thomas sich zur Ruhe zwingend Ös kemmt's zu mir ins Haus . . .

Scheck Mir san für dös do.

Thomas schreit ihn an Jetzt red i! ... Zum Bürgermeister Ös kemmt's zu mir her, in mei Haus ... und sagt's ... du bischt net Herr da herin ... du muaßt dös Weibsbild ... du muaßt dei Kind nausjag'n auf d' Straß'n ... Losbrechend Ja, bin i enker Läpp ... Derft's ös Schindluada treib'n mit mir?

Plank G'wiß net! Dös will neamd.

Thomas keuchend Net? Z'erscht bringt mir der da ... auf den Bürgermeister zeigend ... dös Weibsbild ins Haus ... schreit mei Schand im Dorf rum . . . bringt s' da rei zu da krank'n Muatta ... i derf mi net wehr'n ... na! I muaß s' hamm ... und heut kummt er, i derf s' in mein Haus nimmer g'halt'n ... i muaß leid'n, daß s' draußd im Dreck der- stickt ... Derf mi der zum Narr'n halt'n? Schaugt's mi z'erscht o! I vertrag nimma viel .. .

Bürgermeister schreit Bin i all's schuld? Woaßt du koan ändern als mi ...?

Thomas Koan ändern als du

Bürgermeister Nachageh zu de G'richtsherrn! Frag' de, was 's G'setz is! Warum s' dei Weibsbild aus der Stadt g'haut hamm ...

Thomas Und hamm sie s' nausg'haut, na is s' jetzt da! Immer heftiger Da herin in mein Haus! Dös ma'r i vadeant hab' mit meine Hand! Und wo s' dahoam is ... host d' g'hört ... dahoam!

Plank legt ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter Geh! So könna mir it red'n!

Thomas ihn abschüttelnd So net! Na! Hörst du net, daß er 's G'setz daher bringt? Is dös mit 'n G'setz, daß ma bei oan insHaus ei'bricht? . . . Sich aufrichtend Und koan will i mehr hamm da herin! Macht's, daß naus kommts ... alle mitanand, sag i!

Bürgermeister sich zum Gehen wendend Na g'schiecht, was mag! I geh!

Plank hält ihn auf Net! Bleib! Beschwörend zu Thomas. Paulimann! du muaßt an Zorn net Herr sei lass'n! Dös hat koan Wert! Schau, mir hamm ja das größt' Derbarma mit dir!

Scheck Weil a jeda woaß, daß du a richtiga Mensch bist ...

Thomas Und enker Hanswurst! Moant's ös! Daß si der ... Auf den Bürgermeister zeigend vor mi hi'stellt und mir an Befehl gibt ...

Bürgermeister Von an Befehl is nix g'sagt wor'n ... aba i woaß, daß de Bursch'n Ernst macha. Schaug naus, siehgst äs bald gnua!

Thomas schreit Bist du fürs Gesetz?

Bürgermeister I muaß Acht hamm, daß a Ruah is in da Gmoa ... dös is mei Pflicht.

Thomas schreit Bist du fürs Gesetz?

Bürgermeister auch schreiend I bin für dös, daß brave Leut net ins Unglück kemma weg'n schlechte ...

Thomas auf ihn losstürzend Derfst du mi schlecht hoaß'n, du Kerl!

Scheck dazwischen springend Halt! Aso geht dös it!

Plank Thomas haltend Laß guat sei!

Bürgermeister zornig San mir schuld, daß du a schlecht's Mensch host? Hättst d'as änderst aufzog'n!

Thomas Ah, kimmst d' jetzt so? Zoagst d' jetzt dei G'sicht her?

Plank energisch zum Bürgermeister Du hörst mit'n Schimpf n auf!

Bürgermeister Muaß i mi an Kerl hoaß'n lass'n? In an sellan Haus?

Thomas Schimpf zua! Vielleicht sagst d' Wahrhet aa no ... daß koan anderner Mensch de Bursch'n aufg'hetzt hat wia du ... mit deiner abkart'ten Lug!

Bürgermeister Mit meiner Lug ...

Flank Jetza ... dös hat koan Wert ... Dem Bürgermeister abwehrend: ... Laß mi red'n ... Thomas, du derfst ma's glaab'n, es muaß an End hergeh ... Scheck, der nahe bei der Tür gestanden ist, geht von den ändern unbemerkt hinaus.

Neunte Szene

Thomas bitter zu Plank Tuast du aa mit?

Plank Weil's sei muaß! Mir kinnan do net zuaschaug'n, dass dös Ärgste g'schiecht ... Da Thomas eine ungeduldige Bewegung macht, eindringlicher Was kam da raus, wann's de Kamerad'n mit da G'walt probier'n?

Thomas I müaßt ma 's Recht nehma lass'n?

Plank 's Recht!

Thomas Vielleicht net? In mein Haus?

Plank Aba du werst aa net leid'n, daß so was g'schiecht in dein Haus!

Thomas Was g'schiecht?

Plank Geh! Mögst ja du selm nimma drin bleib'n. Thomas sieht ihn schweigend an.

Plank Und mir müass'n ins dageg'n stell'n. Dös muaßt ei'sehg'n ... Dös derf amal it sei ... und is no nia g'wes'n. Mir hamm Kinder im Dorf.

Bürgermeister grob einfallend: Und mir leidÄn amal koane, de si mit da Schand ‚s Brot vadent.

Thomas auffahrend Hat de koa ehrlich's Brot bei mir? Willst du dös sag'n? Von der Straße heran dringt Lärm, der schon vorher undeutlich zu hören war; er schwillt jetzt stark an.

Bürgermeister nach dem Fenster deutend Es sag'n 's dir scho de ändern. Frag de da drauß'n!

Thomas wild um sich blickend Ah ... so is 's g'moant? Hast da s' herb'stellt? Plank stellt sich ihm in den Weg Weg von da Tür! In diesem Augenblicke wird die Türe aufgerissen; Scheck kommt mit Martin Lechner herein. Ihnen nach drängen einige Burschen. Thomas bleibt regungslos stehen.

Zehnte Szene

Der Bürgermeister geht den Eindringenden entgegen.

Bürgermeister fest und ruhig Da Lechner Martl bleibt do ... aba ös ändern geht's naus!

Einer von den burschen Mir san Zeug'n für dös ...

Bürgermeister energischer Naus! Sag i. Sie ziehen sich zurück, und Scheck schlägt die Türe zu.

Elfte Szene

Scheck schiebt Lechner Martin vor.

Scheck Da! jetzt geh no fiiri und red! Vor den Fenstern sammeln sich viele Leute an, hauptsächlich Burschen; aber auch Weiber und Bauerndirnen. Der Lärm ist allmählich verstummt. Thomas ist ein paar Schritte zurückgetreten und sieht den Burschen finster an. Martin redet zuerst stockend, später wird er dreister.

Bürgermeister zu Lechner'. Host d' g'hört, du sagst jetzt dei Sach, als wia bei ins!

Lechner Warum net? I sag's, wia's war, und brauch ma nix z' fercht'n.

Bürgermeister Dös brauchst aa net!

Lechner Überhaupts hätt' i nix g'sagt, wenn net des ander g'wen waar ... aba dös geht na do it, daß ma'r a Geld verlangt!

Thomas scharf Wer hot a Geld verlangt?

Lechner frech Dei Leni! Daß d'as woaßt!

Bürgermeister Laß di auf nix ei und verzähl!

Lechner Da is net viel zum verzähl'n. I ho mit ihr o'bandeln woll'n ... no ja ... wia's halt is ... net... und de erst Zeit hot s' mir net o'geb'n ... aba ... am Donnerstag ... no ja ... da bin i zu ihr in d' Kamma ... net...

Scheck Und nacha?

Lechner Und ... no ja ... nacha hat sie zu mir g'sagt... i soll ihr a paar Markl geb'n ... indem ... daß sie koa Geld gar it hot... Alle schweigen. Thomas streicht sich mit der Handdie Haare in die Stirne und wiederholt die Bewegung immer wieder wie geistesabwesend.

Lechner wieder verlegener I hätt's liaba net verrat'n ... aba de Burschen sag'n allsammete, daß i recht g'habt ho ... weil dös arnal ausg'schämt is.

Bürgermeister ruhig zu Thomas Glaabst du, daß der lüagt?

Lechner Des werd sie net laugna kinna ... und Überhaupts kon i schwör'n auf dös! Von außen wird wieder dumpfer Lärm vernehmbar. Thomas, der auf den Bürgermeister nicht hört, faßt Plank am Arm.

Thomas heiser. Hans!

Plank gut zuredend Schau, jetzt muaßt d' wohl toa, was recht is.

Thomas ruhig, mehr für sich hin Was recht is ... gel?

Plank Ko'st ja dem Weibsbild net helfen.

Thomas wie oben Und derf net halt'n, was i der alt'n Mariann versproch'n hab ... muaß zuaschaug'n, wia ma s" nausjagt...

Plank Was is aso?

Thomas Nausjagt auf d' Straß'n, daß s' schlechta z'grund geht wia des ärmst Viech.

Plank Geh, Thomas! So is 's koa Leb'n für di!

Thomas wischt sich mit dem Ärmel aber die Stirne Is wohl koans mehr. Der Lärm auf der Straße, der in dumpfes Murmeln übergegangen ist, schwillt stärker an und geht plötzlich in wildes Johlen und Pfeifen und Schreien über. Man sieht die Leute sich lebhaft nach der linken Seite der Bühne wenden und mit den Armen gestikulieren.

Bürgermeister ist an das Fenster geeilt und reißt es auf, schreit Was is dös? Schämt's enk net?

Viele stimmen D' Leni! D' Leni! Da is s'!

Bürgermeister beugt sich weiter hinaus; sehr laut Ös da!

Die stimmen Da is s'! D' Leni!

Bürgermeister überschreit den Lärm Sepp! Sepp! Du führst dös Weibsbild reu Und ös läßt's äs in Ruah! Habt's g'hört? Der Lärm legt sich. Der Bürgermeister tritt vom Fenster zurück.

Bürgermeister De soll's jetzt laugna, wenn s' ko,

Scheck Is sie drauß'd g'wen?

Bürgermeister De werd glei do sei...

Zwölfte Szene

Die Türe geht auf; Leni kommt herein, hinter ihr fünf, sechs Bauernburschen, die nachdrängen. Draußen drücken sich die Leute an die Fenster, an dem offenen stehen sie Kopf an Kopf. Leni kommt zögernd vorwärts; sie trägt das Kleid, in dem sie heimgekommen ist, auch den Hut mit der schwarzen Schleife und die Handtasche. Die Haare sind unordentlich gekämmt und etwas zerzaust. Sie bleibt furchtsam stehen und zieht den Kopf ein.

Bürgermeister Aha! De hat weglaff'n woll'n.

Thomas ruhig; zum Bürgermeister Du red'st koa Wort! Er geht auf Leni zu Du! AufLechner deutend Woaßt du, was der sagt? Leni wendet ihren Kopf langsam nach Lechner hin und schaut zu Boden. — Pause.

Thomas Daß du a Geld von eahm verlangt host.

Leni sehr furchtsam Is net wahr!

Lechner grob Wos? Wia ko'st denn du so lüag'n?

Leni wie oben Net wahr is.

Lechner auf sie zutretend Host d' net g'sagt... a paar Markl muaßt d' hamm ... hast d' g'sagt.. .

Thomas reißt Lechner heftig zurück Weg da, Kerl! Ruhiger zu Leni Willst du lüag'n, wenn dir a jeda d' Schuld vom G'sicht runter lest?

Leni mit verhaltenem Weinen Weil i fürt hab woll'n ... weil's ma do nix hilft ... weil i schlecht bleib'n muaß ...

Thomas schreit Du!

Leni wie oben Weil mi da Lenz aa schlecht g'hoaß'n hat ... und weil i koan Pfenning g'habt hab zum Furtgeh' ...

Thomas schreit Und host mir dös to!

Leni Weil da Lenz g'sagt hat ... Thomas hat blitzschnell sein Messer gezogen und sticht sie nieder. Sie bricht mit einem schwachen Schrei zusammen. Alle weichen entsetzt zurück. Plank ruft Jessas Maria! Draußen kreischen die Weiber, die Burschen rufen Er hat s' derstocha! Dann plötzliche Stille.

Thomas dumpf Jetzt reißt's äs naus in d' Schand!

Vorhang


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