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Margot war noch kaum eine Viertelstunde nach Harros Fortgang allein geblieben, als Jean ihr einen Herrn meldete, der sie durchaus zu sprechen wünsche; es sei etwas Dringliches. Margot nahm die Karte, die Jean ihr überbrachte, in Empfang. »Bruno von Saldern«, las sie. Einen Augenblick schwankte sie, allerlei unklare Vorstellungen zuckten ihr durchs Hirn. Dann schalt sie sich selber über ihre Feigheit und ihr Mißtrauen. »Führen Sie den Herrn nur herein, Jean.«
Als Herr von Saldern eintrat, konnte Margot ein heftiges Herzklopfen nicht unterdrücken. Es mußte wohl etwas Ungewöhnliches sein, was ihn hierher führte, nachdem er Nizza verlassen hatte, ihr nicht mehr begegnen zu müssen. Und er tat ihr leid. Der junge, übermütige Offizier mit den hübschen, offenen Zügen sah auffallend verändert aus, als er eintrat, ernst und gemessen. Dabei trug er aber einen weißen Wollanzug und hielt einen weißen Stoffhut in der Hand, war also offenbar auf dem Wege, sich zum »Corso blanc« zu begeben.
»Gnädiges Fräulein«, sagte er, neben der Tür stehenbleibend, »wenn Sie wünschen, daß Ihr Diener dieser Unterredung beiwohnt – da er ja nicht deutsch versteht, würde ich nichts dagegen einzuwenden haben; denn ich begreife, daß mein Eindringen –«
»Ich habe keinerlei Mißtrauen gegen Sie, Herr von Saldern«, unterbrach Sie ihn mit erzwungen fester Stimme. »Bitte, treten Sie näher.«
Er sah sie mit einem trüben Blicke an. »Ich danke Ihnen«, sagte er dann mit einer kurzen Verneigung. »Lassen Sie mich aber, bitte, stehen. Es ist mir lieber.« Er tat ein paar tiefe Atemzüge. »Fräulein von Detten«, fing er endlich an, »ich muß dem, was ich Ihnen zu sagen habe voranschicken, daß ich nicht in eigenem Interesse oder mit irgend welchen Hoffnungen für mich selber spreche. Ich – lassen Sie mich das, bitte, ganz ruhig sagen – ich bin durch meine ehrliche Neigung zu Ihnen ein anderer Mensch geworden. Es ist mir tief gegangen – mit einem Wort. Und dann: ich hab' Ihnen ja schon offen gesagt, daß ich ein armes Mädchen überhaupt nicht heiraten kann. Also für mich ist ja ohnehin alles verloren. Aber weil es mir mit meiner Neigung so ernst war, wollt' ich wenigstens, daß Sie nur an einen sich verschenken, der Ihrer auch wirklich würdig ist. Und daß Baron Meyburg mir persönlich nicht gefällt, hätte dabei mich gar nicht bestimmen können – das ist ja etwas, was nur mich angeht. Aber ich war mißtrauisch gegen ihn. Kurz: ich nahm mir vor, ihm ein bißchen nachzuspüren, ich hätte sonst keine Ruhe gehabt. Um Ihretwillen hab' ich es getan. Nicht aus hämischer Rachsucht und nicht aus Egoismus – nein, wahrhaftig nicht. Wenn Sie mir das nur glauben wollten, Fräulein von Detten!«
Er sah sie mit einem so bittenden Ausdruck an, daß sie ihm zulächeln mußte, ermutigend und beruhigend, so weh und wund ihr's auch ums Herz war. Und dann sagte sie: »Ich glaube Ihnen und ich danke Ihnen, Herr von Saldern. Aber ich muß Ihnen zugleich sagen, daß Sie mir nichts Neues berichten können. Ich kenne die Vergangenheit meines Bräutigams. Ich weiß, wieviel dunkle Punkte es darin gibt, und trotzdem – gerade deshalb habe ich mich entschlossen. Ich möchte helfen und aufrichten – nicht verdammen und verwerfen. Wir Menschen haben alle viel Mitleid und Duldung untereinander nötig.«
Der junge Offizier hatte erstaunt den Kopf aufgerichtet. Dann fragte er hastig: »Sie kennen Baron Meyburgs Vergangenheit? Ganz? Sind Sie dessen sicher?«
»Ich glaube allerdings, sie ganz zu kennen.«
Er machte ein paar Schritte, den Kopf in die Schultern gezogen. Dann zuckte er die Achseln. »Verzeihen Sie mir, wenn ich trotzdem daran zweifle. Es mag Ihnen ja brutal klingen, aber ich bin überzeugt davon, daß sie nur soviel kennen, als dem Baron gut schien. Nur soviel, um Ihr Mitleid zu erwecken – nicht um Ihren Abscheu zu erregen. Ich habe Gründe, dies anzunehmen, Fräulein von Detten. Hören Sie mich an. Wir werden ja gleich darüber im klaren sein, ob Sie alles wissen oder nicht.«
Margot hatte ein schmerzliches Zucken in der Herzgegend gespürt. Sie wollte ihm zurufen, er solle innehalten. Aber ehe sie sich dazu aufgerafft hatte, war seine Frage schon an sie erfolgt: »Kennen Sie den Kreis von Menschen, in dem Baron Meyburg in Monte Carlo verkehrt, Fräulein von Detten – und zu dem er gehört? Diesen Vicomte de Levoyeau, diese Madame de Gruignan und wie die anderen alle heißen mögen? Kennen Sie diese Leute?«
»Kaum mehr als von Ansehen.«
»Und wissen Sie auch nicht, wer diese Leute sind? Es sind Spieler von Profession, einer wie der andere. Sie kennen nichts anderes als das Spiel, sie leben von nichts anderem als vom Spiel. Ich habe sie kennengelernt, ich habe mit ihnen gelebt. Baron Meyburg hat mich bei ihnen eingeführt. Und sie nahmen mich gern bei sich auf, weil sie ein neues Opfer in mir vermuteten. Und Baron Meyburg –«
»Ich weiß, daß er ein Spieler war«, unterbrach ihn Margot mit beklommener Hast. »Ich weiß, daß er sich in schlechter Gesellschaft bewegt hat. Mit alledem sagen Sie mir nichts Neues. Gerade weil er sich so weit verloren hatte –«
»Wollten Sie ihn retten«, ergänzte Bruno von Saldern und nickte. »Ich begreife. Aber es ist zu spät dafür.« Die letzten Worte klangen hart. Dann fragte er: »Kennen Sie Fräulein Lucile Birkner?« Seine Augen hafteten forschend auf ihr.
Margot schüttelte den Kopf: »Ich erinnere mich nicht –«
»Sie erinnern sich vielleicht der Dame, mit der Baron Meyburg zusammen im Wagen fuhr, als er uns bei einem Ausflug nach St. Jean in der Nähe von Villefranche auf der Landstraße begegnete?«
»Ja«, Margots Stimme bebte. Eine unklare Angst dämmerte in ihr auf.
»Nun, diese Dame ist Fräulein Lucile Birkner. Ich lernte sie gleichfalls in dem Freundeskreise des Barons kennen und habe überdies den Vorzug, zufällig im Hotel ihr Zimmernachbar zu sein. Die Wände sind sehr dünn in diesen Rivierahotels, wie Sie wissen. Diese Dame, von der Baron Meyburg damals so geringschätzig als von einer ihm durch Bekannte empfohlenen, krankheitshalber in den Süden geschickten Gouvernante sprach, steht denn doch in viel näherem Verhältnis zu ihm, als er glauben machen will. Vor der Welt nennt er sie zwar »Mademoiselle« und »Sie«, spricht auch zumeist französisch mit ihr – in ihrem Zimmer aber nennt er sie »Du« und redet deutsch mit ihr – und sehr unzeremoniell, sehr deutlich deutsch. Wissen Sie vielleicht, wozu und für wen berechnet dieses Komödienspiel ist, Fräulein von Detten? Aber ich glaube, Sie hören mir gar nicht zu. Soll ich enden?«
Margot hatte in der Tat wie geistesabwesend vor sich hingeblickt, doch war ihr kein Wort von dem entgangen, was er gesagt. Vielmehr stieg nur unter dem Eindruck seiner Rede eine Vision vor ihr empor: eine Frauengestalt in weißseidenem Domino – eine heiße, leidenschaftlich beschwörende Stimme, die von ihr verlangte, sie solle Arno Meyburg freigeben –. »Nein, nein«, kam es leise über ihre Lippen, »ich hörte alles, bitte, fahren Sie fort!«
Herr von Saldern zauderte einen Augenblick. Dann sagte er: »Ich kam hierher, um mit Ihrem Bruder über das alles zu reden. Dann fiel mir ein, daß ja ihm alle Aufregungen ferngehalten werden müssen, und ich nahm es als einen Fingerzeig, daß er gar nicht zu Hause ist. Aufschub aber leidet das alles nicht. Ich bin nämlich fest überzeugt, daß Baron Meyburg, nachdem Fräulein Birkner sich geweigert hat abzureisen – dafür waren seine Überredungskünste denn doch nicht ausreichend –, jetzt das Außerordentlichste versuchen wird, um rasch und unbehindert an sein Ziel zu kommen. Er hat ohnehin ja ein sehr gewagtes Spiel gespielt, dieser routinierte Spieler, und daß es nicht eher zu einem Konflikt kam, ist als ein halbes Wunder zu betrachten.«
»Dieses Fräulein Birkner erhebt Ansprüche an ihn, nicht wahr?« fragte Margot matt. »Er hat ihr früher die Ehe versprochen, und sie will ihn jetzt nicht freigeben –«
»Sie wissen –«, fragte der Leutnant erstaunt.
»Nicht durch ihn. Eine Maske drängte sich im Gewühl an mich, um mir allerlei zuzuraunen. Aber ich sehe noch immer nicht klar. Hat Arno Meyburg Verpflichtungen gegen dieses Mädchen – andere, als ein früheres Versprechen, das ihm dann leid geworden ist? Heiligere?«
Bruno von Saldern schüttelte den Kopf. »Heilig«, wiederholte er, während ein verächtliches Lächeln seine Lippen umzuckte. »Das ist ein Wort, das, in Verbindung mit diesem Menschen gebracht, einen wunderlichen Klang hat. Etwas, das die beiden aneinander kettet, gibt es freilich – aber es ist etwas sehr Unheiliges – ein gemeinsames Verbrechen!«
Margot war aufgesprungen. »Herr von Saldern«, stieß sie entsetzt aus, »wissen Sie, was Sie sprechen?«
»Fräulein von Detten, ich bin zu Aufschlüssen aus Baron Meyburgs Vergangenheit gelangt, die mir leider ein Verbrechen keineswegs als unglaubwürdig bei diesem Manne mehr erscheinen lassen können. Die Nachrichten früherer Regimentskameraden des Barons lauteten sehr traurig. Von allem anderen abgesehen, ist er nach seiner Entlassung aus dem Dienst Eigentümer eines verrufenen Revolverjournals gewesen, durch dessen infame Machinationen zahlreiche Familien aufs schwerste geschädigt worden sind und hat nur durch seinen stets vorgeschobenen Helfershelfer sich vor der Kriminaljustiz retten können. Sein bester Freund und Handwerksgenosse hat schließlich um seiner Schuld willen sogar mit dem Leben büßen müssen. Ich weiß nicht, ob Ihnen auch diese Tatsachen bekannt waren, Fräulein von Detten.«
Sie hatte mit großen, entsetzten Augen zugehört. Kein Blutstropfen schien mehr in ihrem kalkweißen Gesicht zurückgeblieben zu sein, ihr Herz klopfte wie mit Hammerschlägen. Davon freilich hatte ihr dieser Mann, als er um ihr Mitleid bettelte und seine Rettung von ihr erflehte, nichts verraten, weil er gewußt, daß sie darüber nie hätte hinauskommen können. So war er also dennoch – und trotz der scheinbaren Offenherzigkeit, mit der er die Irrsale seines verfehlten Lebens vor ihr dargelegt – ein Lügner, denn in diesem Falle waren Verschweigen und Lügen eins; er war wirklich nichts Besseres gewesen als ein Komödiant, und wer konnte noch unterscheiden, was wahr und was erheuchelt bei ihm war? Eine Posse hatte dieser Mann ihr vorgespielt und daraufhin sie in seine Gewalt bekommen! Wenn das alles die Wahrheit war, was sie hier vernehmen mußte! Aber konnte sie denn zweifeln? Dieser da log nicht, dem sah man es an den Augen an, daß er die Wahrheit sprach und wie schwer sie ihm wurde, und daß er sie nur ans Licht des Tages brachte, weil er diejenige, die er liebte, nicht einem Unwürdigen anheimfallen lassen wollte. Und dann: hatte nicht Erich Holdheim sie vor Arno gewarnt? Warum hatte sie auch auf die Warnung dessen nicht gehört, den sie doch liebte? Blind war sie in ihrer Opferbereitschaft in ihr Verderben gerannt.
Aber noch war es ja nicht zu spät – noch nicht. Heute abend sollte sie Arno Antwort sagen, ob sie morgen, längstens übermorgen mit ihm nach Helgoland reisen wolle. Nun begriff sie seinen abenteuerlichen Plan und seine Eile. Ihr Argwohn, dessen sie sich einen Augenblick geschämt, war nur allzu berechtigt gewesen. Und sie schauderte zusammen bei dem Gedanken, daß sie gegangen wäre, daß sie sich an diesen Mann gebunden hätte, wenn nicht in letzter Stunde ihr die Augen über ihn geöffnet worden wären. Und doch: in all dem wirbelnden Aufruhr, der sie durchstürmte, in all der Empörung und Verachtung gegen den, der ein so schmähliches Spiel mit allem Heiligsten in ihr getrieben – sie konnte ihrem Mitleid mit Arno Meyburg nicht ganz entsagen. Geliebt hatte er sie ja wohl wirklich. Und hatte sie sich erringen wollen um jeden Preis – auch um den der Lüge und Heuchelei. Weil er keinen anderen Weg gesehen hatte, um aus dem Sumpf, in den er vollends zu versinken drohte, sich zu retten, und doch war die heiße Sehnsucht in ihm nach solcher Rettung! Jetzt hätte er doch noch ein guter Mensch und ein nützliches Glied der Gesellschaft werden können. Das hatte er gewußt, gefühlt und gewollt und deshalb seine Hände nach ihr ausgestreckt – zu spät! Seine Vergangenheit ließ ihn nicht mehr los; das, was geschehen war, stand als unüberwindliche Schranke zwischen ihm und der Zukunft, trotzdem er sie, die er liebte – vielleicht auch sich selber – darüber zu täuschen versucht, zu spät!
Und noch etwas anderes dämmerte in der jähen Gedankenflucht, die Margots Seele durchbrauste, vor ihr auf: dieser andere, Arnos »Freund und Handwerksgenosse«, wie Herr von Saldern ihn genannt, der sein Leben um Arnos Verschulden willen hatte hingeben müssen – war das nicht etwa derselbe, den Erich Holdheim erschossen haben sollte, und von dem ihr Arno erzählt? War das nicht die dunkle Tat, der die Todfeindschaft zwischen Erich Holdheim und Arno Meyburg entstammte? Immer schärfer, immer greller drang das Licht in ihre armen, müden Augen. Nur jetzt einen Ausweg – einen Ausweg!
Bruno von Saldern hatte eine Zeitlang Stillschweigen bewahrt, um den Aufruhr, den er in Margots Seele entfacht, erst etwas vertoben zu lassen. Er selbst war in einen Stuhl gesunken, in dem er, das Gesicht in beiden Händen, verharrte, wie um nicht zu sehen oder zu hören. Dann sprang er plötzlich wieder auf und sagte: »Sie können sich kaum denken, wie mir selber bei alledem zumute geworden ist, Fräulein von Detten! Dies Ausspionieren und Aushorchen, das so gar nicht meine Sache ist und mich so tief vor mir selber demütigte! Und jeden Tag eine neue Entdeckung, und eine immer noch trostloser als die andere! Erst die Auskunft der Regimentskameraden mit ihren für Baron Meyburg so ehrenrührigen Details – dann die Gewißheit, daß er zur Zunft der Professionsspieler gehörte – und endlich die Entdeckung, daß diese Lucile Birkner Ansprüche an ihn erhob, nicht nur, weil er ihr versprochen, sie zu heiraten, sondern vor allem, weil sie ihn mit einer unzerreißbaren Kette festhält! Und das war der Mann, dem ich Sie lassen sollte! Konnte – kann ich denn das? Sagen Sie selber, Fräulein von Detten!«
Margot blickte stumm, mit großen, brennenden Augen vor sich hin. »Sie haben mir noch nicht alles gesagt«, kam es endlich klanglos über ihre Lippen. »Das Verbrechen, das die beiden aneinander fesselt –?«
Der junge Offizier machte ein paar Schritte durch das Gemach. »Ich kenne es noch nicht«, sagte er dann, vor sich niederstarrend, »ich weiß nur, daß es da ist. Ich habe Bruchstücke einer Unterredung zwischen Baron Meyburg und diesem Fräulein Birkner im Zimmer der letzteren belauscht, die mir dies zur Gewißheit machen. Er hat ihr lange genug seine Verlobung zu verheimlichen gewußt – immer in der Hoffnung und mit der Absicht, sie von hier fortzuschicken.
Tausend Vorwände dafür hat er herausgesucht, und gerade das hat sie argwöhnisch gemacht. Sie hat sich auf die Lauer gelegt und ihm nachgeforscht. Noch heute morgen hat er trotzdem ihr ins Gesicht alles abgeleugnet. Aber sie ist mißtrauisch geworden und wird sich so oder so Klarheit verschaffen. Und dann –«, er unterbrach sich. »Ich will Ihnen einen Vorschlag machen, Fräulein von Detten. Lassen Sie sich heute auf den Maskenball im Kasino führen.«
»Es war ohnehin unsere Absicht, ihn zu besuchen.«
»Vortrefflich. Ich weiß, daß auch das Fräulein Birkner dort sein wird und daß sie dort eine Zusammenkunft mit Meyburg hat. Es wird nicht schwer sein, heute auf die eine oder andere Art zu erfahren, womit sie ihn hält. Vorläufig – obgleich ich selbstverständlich mit meiner Person für alles einstehe, was ich Ihnen gemeldet habe – bitt' ich noch um Ihre Diskretion gegen jedermann. Wir sehen uns im Kasino wieder.« Er griff nach seinem Hut, den er vorher auf einen Stuhl geworfen, und trat vor sie hin. »Fräulein von Detten«, sagte er treuherzig, »ich kann für dies Herzleid, das ich Ihnen bereitet habe, keinen Dank von Ihnen erwarten. Wenn Sie mir aber die Überzeugung lassen wollten, daß Sie einen Freund in mir sehen, einen wirklichen, treuen Freund, auf den Sie in jeder Lage des Lebens zählen können – Fräulein von Detten –«
Er hatte in tiefer Bewegung ihre eine Hand ergriffen, und sie ließ ihm ihre zweite auch. Ihre Lippen zuckten, eine Träne stand in ihren Augen. »Ich danke Ihnen«, hauchte sie mit Anstrengung, »und ich will –!«
Er küßte ihre beiden Hände.
Dann stand er schwer atmend eine Weile da, und endlich stürzte er wortlos hinaus.