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Brief XXVI.

Chelsea, den 30. Juni 1711.

Sehn Sie nur, was für grosses Papier ich nehmen muss, um an MD zu schreiben; Patrick hat mir kein beschnittenes gebracht; aber wahrhaftig, das nächste soll kleiner sein. Ich habe heute, wie ich Ihnen sagte, mit Dilly und Sir Andrew Fountain gegessen; wir haben elende Wortspiele gemacht und zusammen an Lord Pembroke geschrieben. Dilly ist noch immer ein ebensolcher Gelbschnabel wie früher; und nach einer so langen Unterbrechung wirkt es so plump. Mein fünfundzwanzigster ist heute abend auf die Post gegangen. Ich denke, ich werde meinen nächsten (diesen) an Herrn Curry adressieren, damit er ihn nach Wexford schickt, und dann den nächsten an Reading. Sagen Sie mir, wie ich es machen soll. Ich sehne mich danach, aus Wexford von Ihnen zu hören und zu erfahren, was für ein Ort es ist. Die Stadt wird sehr leer und langweilig. Heute abend habe ich einen Brief von Herrn Philips, dem Hirten-Dichter, erhalten; ich soll ihm von Lord Schatzmeister eine bestimmte Stellung erbitten. Jetzt sind fast alle whiggistischen Dichter mit Bewerbungen zu mir gekommen; und ich bin Congreve und Steele und Harrison nützlich gewesen; aber für Philips will ich nichts tun; ich finde, er ist mehr als jemals Gelbschnabel, also bitten Sie nicht für ihn. Ausserdem will ich Lord Schatzmeister nicht belästigen, es sei denn, aus dringlichem Anlass.

1. Juli. Dilly wohnt für mich sehr bequem, wenn ich Sonntags von Chelsea aus in die Stadt komme und zum Staatssekretär gehe; deshalb habe ich heute morgen bei ihm vorgesprochen, mir meinen Rock holen lassen und mich dort umgezogen. Er hat einen Brief vom Bischof, in dem berichtet wurde, dass Sie an dem Morgen, an dem er schrieb, nämlich den 26. Juni, nach Wexford aufgebrochen wären; er hatte den Brief am 30., das war sehr schnell. Der Bischof sagt, Sie hätten die Absicht, zwei Monate oder noch länger dort zu bleiben. Dilly hatte auch einen Brief von Tom Ashe voll Nachrichten aus Irland: Ihre Lady Linden sei tot, und ich weiss nicht, was sonst noch, Dr. Coghil habe »sein Mensch« verloren usw. Der Staatssekretär ist nach Windsor gegangen, und ich habe bei Frau Vanhomrigh gegessen. Lord Schatzmeister ist auch in Windsor; sie werden den ganzen Sommer hindurch, solange die Königin dort ist, hin- und hergehn, und die Stadt ist leer; ich fürchte, ich werde bisweilen gezwungen sein, mich unter meine Würde herabzulassen und mir das Essen aus einem Bierhaus holen zu lassen. Nun, Burschen, haben Sie eine gute Reise nach Wexford gehabt? Haben Sie unterwegs Bier getrunken? Haben Sie niemals umgeworfen? Wieviel Sachen haben Sie vergessen? Liegen Sie in der neuen Stadt, in der Sie sind, auf Stroh? Der nächste Brief an Presto wird aus Wexford datiert sein. Was für schöne Gesellschaft haben Sie dort? Was für neue Bekanntschaften haben Sie gemacht? Sie sollen mir beständig an Frau Walls und Frau Stoyte schreiben; und der Dechant sagte: »Werden wir niemals von Ihnen hören?« »Ja, Herr Dechant, wir werden so frei sein, Sie mit einem Brief zu belästigen.« Und wenn Sie dann in Wexford einer Dame begegnen: »Ist Ihnen das Wasser heute morgen gut hinuntergeglitten, gnädige Frau?« Wird Dingley es auch trinken? »Jawohl, gewiss, um ihr Appetit zu machen.« Ich vermute, Sie werden in Wexford viel spielen. Verlieren Sie Ihr Geld nicht, Bursche, so weit von Hause. Ich glaube, ich werde in wenigen Tagen nach Windsor gehn; wenigstens sagt der Staatssekretär das. Er hat dort ein kleines Haus, in dem gerade für ihn und für mich Platz genug ist; ich wäre es sehr zufrieden, bisweilen ein paar Tage dort zu verbringen. Burschen, lasst mich schlafen gehn; es ist in unsrer Stadt nach zwölf.

2. Heute morgen kam Sterne zu mir und sagte, er habe noch einige Hoffnung, seine Angelegenheit durchzusetzen; er ist bei Tom Harley, dem Sekretär des Schatzamts, gewesen, und hat ihm einige Zweifel eingeflösst, ob er nicht doch im Unrecht sei; der arme Mann sagt, wenn er damit scheitert, so werde ihn das fast vernichten. Ich habe heute morgen bei Will Congreve vorgesprochen; er lebt ganz für sich, muss, um sich Unterhaltung zu verschaffen, lesen, und kann es nicht ohne ein Vergrösserungsglas. Ich habe ihn mit den Ministern in ein sehr gutes Verhältnis gebracht, und ich hoffe, es ist keine Gefahr, dass er seine Stellung verliert. Ich habe mit Dr. Freind in der Altstadt gegessen, aber nicht unter meinen Kaufleuten, sondern bei einem Knirps, einem Unheilswerkzeug von mir, das ich Ihnen gegenüber noch nie erwähnt habe, und ich werde es auch kaum tun. Sie sind zwei kleine, naseweise Wexfordianerinnen. Sie trinken jetzt Wasser. Sie trinken Wasser! Sie treiben Papperlapapp. Ich bete zu Gott, dass es Ihnen gut tun möge; wenn nicht, wahrhaftig, so sollen Sie nächsten Sommer nach Bath.

3. Lord Peterborow bat mich, heute morgen um neun zu ihm zu kommen. Ich hatte ihn noch nicht gesehn, seit er wieder zu Hause ist. Ich bin dort Frau Manley begegnet, die ihn bat, ihr eine Pension oder eine Belohnung für ihre Dienste in der Sache zu verschaffen, weil sie nämlich ihre Atalantis geschrieben habe und dafür verfolgt worden sei usw. Ich habe für sie gesprochen und hoffe, dass man etwas für die arme Frau tun wird. My Lord hielt mich zwei Stunden lang in politischen Gesprächen fest; er kommt als grosser Sanguniker heim; sicherlich hat er durch seine Unterhandlungen in Savoyen und Wien viel ausgerichtet; er ist heftig gegen einen Friedensschluss und sieht bestätigt, was ich ihm geschrieben hatte, dass das Ministerium dafür ist. Seine Gründe sind gut; ich bin aber doch für den Frieden. Ich habe von Lady Kerry Abschied genommen; sie geht morgen nach Irland und holt Lord Shelburn und Frau Pratt in Lord Shelburns Hause ab. Heute abend war ich beim Lord Schatzmeister; Tom Harley war dort und flüsterte mir zu, er beginne in Sternes Angelegenheit Zweifel zu hegen. Ich sagte ihm, er würde erkennen, dass er im Unrecht sei. Ich blieb zwei oder drei Stunden beim Lord Schatzmeister sitzen. Er zog mich gründlich auf, weil ich mich geweigert habe, ihn in unsern Klub aufzunehmen; er sagte einem Richter, der bei uns war, mein Name lautet Thomas Swift. Mir kam der Einfall, Sir H. Bellasis an seiner Reise nach Spanien zu hindern; er ist ein habgieriger Hund; und so begann ich gegen die Habgier loszuziehn und wandte es so, dass er es merkte und Bellasis nannte. Ich fuhr fort und sagte, es sei eine Schmach, wenn man ihn schickte; er stimmte mir bei, sagte aber, ich möchte ihm jemand nennen, der die Geschäfte verstände und das Geld nicht liebte; er könne keinen finden. Ich sagte, ein Schatzmeister unterscheide sich von andern Menschen; wir dürften nicht einen Mann zum Bischof machen, der die göttliche Lehre nicht liebe, noch einen andern zum General, der den Krieg nicht liebe; daher wundre ich mich, wie die Königin einen Lord zum Schatzmeister machen könne, der das Geld nicht liebe. Was ich sagte, gefiel ihm sehr. Er sprach von Erstlingen in England, und ich ergriff die Gelegenheit, ihm zu sagen, dass ich um tausend Pfund nicht wollte, dass irgend ein andrer sie für Irland durchgesetzt habe. Er bat mich, zu bedenken, dass tausend Pfund eine schöne Summe sei. Ich erwiderte ihm, er müsse wissen, dass ich auf tausend Pfund so wenig Wert lege, wie er auf eine Million. – Ist es nicht albern, all das zu schreiben? Aber es gibt Ihnen eine Vorstellung davon, wie wir uns in gemischter Gesellschaft unterhalten. Ich habe in der Suffolkstreet eine Wohnung gemietet und ziehe Donnerstag ein; dann will ich im Park und in der Stadt spazieren gehn, als Ersatz für meine Spaziergänge hier; aber ich will auch ab und zu wieder hierher gehn, um einmal den Dechanten zu besuchen. Als ich fast zu Hause war, sagte mir Patrick, er habe zwei Briefe für mich, und gab sie mir im Dunkeln; immerhin konnte ich genug sehn, um zu erkennen, dass der eine von der naseweisen MD war. Ich machte dem Dechanten einen halbstündigen Besuch, ging dann nach Hause und las erst den andern Brief, der vom Bischof von Clogher war; er sagt mir, der Erzbischof von Dublin habe vor einer vollen Versammlung der Geistlichkeit erwähnt, dass die Königin die Erstlinge verlassen habe; er habe gesagt, es sei das Werk des Lord Schatzmeisters, und er habe viel von meinem Verdienst geredet; aber als ich Ihren las, fand ich davon nichts. Gegessen habe ich bei Frau Vanhomrigh. Nun also, Burschen, Sie sind nach Wexford gegangen, aber ich komme Ihnen nach.

4. Sterne war heute morgen wieder bei mir, um sich über Begründung und Pro Memorias, die er entwirft, Rats zu holen; wir sind zusammen im Boot in die Stadt gefahren; und da ich nichts zu tun hatte, so habe ich mich in die Altstadt gestohlen zu einem meiner Werkzeuge; dann habe ich die arme Patty Rolt besucht, die seit zwei Monaten mit einem Vetter von ihr in der Stadt ist. Ihr Leben geht damit hin, dass sie, so billig sie kann, in irgend einer Landstadt lebt; und wenn sie herauskommt, so geschieht es nur, um an einen noch billigern Ort zu gehn oder um auf einen Monat in die Stadt zu kommen. Wenn ich reich wäre, würde ich ihr die Sorgen nehmen, denn dazu würde wenig genügen. Vor einigen Monaten habe ich ihr eine Guinee geschickt, und die hat zwanzig Nöte geflickt. Sie geht jetzt nach Berkhampstead in Hertfordshire. Es hat heute fabelhaft geregnet und gehagelt und ein wenig gedonnert. Die letzte Nacht, die ich in Chelsea schlafe. Ich bin früh nach Hause gekommen und zwei Stunden beim Dechanten gesessen und gefuttert, denn ich habe ein sehr schäbiges Mittag gehabt. Ihren Brief werde ich beantworten, wenn ich wieder in der Stadt lebe. Sie sollen eine schöne Londoner Antwort bekommen; aber erst will ich schlafen gehn und von MD träumen.

London, den 5. Juli 1711.

Heute habe ich Chelsea für immer verlassen (das ist eine schöne Phrase) und bin in die Suffolkstreet gezogen. Ich habe heute mit unsrer Gesellschaft gegessen, und wir haben uns auf einen Monat vertagt, weil die meisten von uns auf dem Lande sind. Wir haben beim Lord Siegelbewahrer gegessen, mit dem jungen Harcourt, und Lord Siegelbewahrer musste sich fortschleichen, um bei Lord Schatzmeister zu essen, der den Staatssekretär und mich zum Essen geladen hatte; aber wir wollten unsre Gesellschaft nicht verlassen, wie George Granville es tat, dem wir den Ausschluss angedroht haben; abends ging ich aber doch zum Lord Schatzmeister und fand unter andern ein Richterpaar bei ihm vor. Der eine von ihnen, Richter Powel, ein alter grauhaariger Bursche, war der lustigste alte Herr, den ich je gesehn habe; er sagte komische Dinge und lachte und kicherte dann, bis er weinte. Ich blieb bis elf, weil ich nicht noch nach Chelsea zu gehn brauchte.

6. Ein hässlicher regnerischer Tag. Ich habe Frau Bartom besucht und ging dann zu Frau Vanhomrigh, wo mich Sir Andrew Fountain und der Regen zum Essen festhielt. Ich bin wie ein Narr aus blosser Faulheit, und weil das Wetter mir nicht erlaubte, spazieren zu gehn, den ganzen Nachmittag dort geblieben. Aber das werde ich nie wieder tun. Ist Ihr Wasser in Wexford bei diesem Regen gut? Ich sehne mich danach, zu hören, wie Sie sich dort eingerichtet haben, wie und wen Sie besuchen, wie Ihre Wohnung ist und wie Ihre Unterhaltungen sind. Sie sind weit nach Süden gekommen; aber ich denke mir, Sie dürfen kein Obst essen, solange Sie das Wasser trinken. Ich habe neulich ein paar Kirschen aus Kent gegessen, und ich bereue es schon. Ich habe ein paar Störungen im Kopf gespürt. Wir haben im ganzen Juni nicht einen heissen Tag gehabt, und auch seither noch nicht; das sehe ich als ein grosses Glück an. Haben Sie bei Herrn Reading eine Anweisung wegen Wexford hinterlassen? Ich werde diesen Brief, wie gesagt, an Curry adressieren, und den nächsten an Reading; oder wenn ich diesen aufs Geratewohl direkt nach Wexford schickte? Es sollte mich ärgern, wenn er verloren ginge. Ich erhielt heute abend einen Brief von Parvisol, dass White mir den grössten Teil meines Geldes gezahlt habe; und einen zweiten von Joe, dass die Wahl in Trin stattgefunden habe, aber kein Wort darüber, wer zum Hafenrichter ernannt worden ist. Der arme Joe fliesst von Klagen über und sagt, er habe Feinde und fürchtet, er werde seine zweihundert Pfund niemals bekommen. Ich fürchte das auch, obgleich ich getan habe, was ich tun konnte. Ich will Ihren Brief beantworten, wenn ich es für gut befinde, wenn der naseweise Presto es für gut befindet, Burschen. Ich habe noch keine Musse; wenn ich nichts mehr zu tun habe, werde ich vielleicht zu schreiben geruhn. O, Himmel, die beiden Damen in Wexford! Ich will von ihnen beiden träumen.

7. Es war der düsterste Regentag, den ich je erlebt habe. Ich war morgens beim Staatssekretär, aber er war nach Windsor gegangen. Dann begann es zu regnen, ich rettete mich zu Frau Vanhomrigh, ass dort und blieb stumpfsinnig und fade bis zum Abend. Ich hasse diese Stadt im Sommer; ich will sie auf eine Weile verlassen, wenn ich Zeit finde.

8. Ich habe hier einen Burschen aus Ihrer Stadt, einen gewissen Tisdall, der mit mir im selben Hause wohnt. Patrick sagte mir, Squire Tisdall wohnt mit seiner Frau hier. Ich tat, als hätte ich nie von ihm gehört; aber ich erkannte sein hässliches Gesicht und sah ihn in der Kirche im nächsten Gestühl sitzen; er spähte oft zu mir herüber, ob ich mich nicht verbeugte; aber ich wollte nicht. Ich glaube, er wohnt in der Capelstreet und hat eine scheussliche feine Frau in einem feinen Wagen. Dr. Freind und ich waren in der Stadt zum Essen eingeladen, und ich habe Punsch getrunken; er war sehr gut, aber er macht mir heiss. Die Leute werden hier von Fiebern geplagt, weil dieses nasse kalte Wetter so lange dauert. Ich habe heute abend Will Congreve besucht, der ein sehr angenehmer Gefährte ist.

9. Ich war heute in der Altstadt und habe bei Herrn Stratford gegessen; er sagt mir, Sir Alexander Cairmes macht Schwierigkeiten in betreff meines Wechsels, so dass ich Parvisol noch keine Anweisung geben kann, Dr. Raymond den Schuldschein auszuhändigen. Morgen soll ich bestimmte Antwort erhalten; dieser Cairmes ist ein unsichrer Kunde; und das haben mir schon mehrere Kaufleute gesagt. Was kann man auch von einem Schotten und einem Fanatiker erwarten? Ich war bei Bateman, dem Buchhändler, um mir eine schöne alte Bibliothek anzusehn, die er gekauft hat; mir juckten die Finger, wie Sie Ihnen in einem Porzellanladen jucken würden; aber ich habe Widerstand geleistet und fand alles zu teuer; ich habe auf diese Art schon zu viel Geld vergeudet. Also gehn Sie und trinken Sie Ihr Wasser, Sie naseweise Halunkin, und machen Sie sich gesund; und bitte, gehn Sie spazieren solange Sie dort sind. Ich erinnere mich dunkel, als gäbe es keinen einzigen guten Spaziergang in Irland. Stehn da nirgends Bäume? Bitte, achten Sie auf die Einwohner rings um Wexford; sie stammen ursprünglich aus England; geben Sie acht, was sie in Wesen, Namen und Sprache besonderes haben. Es hat dort immer Elstern gegeben, und sonst bis vor einigen Jahren nirgends in Irland. Man sagt, die Hähne und Hunde gingen dort um Mittag schlafen, und die Menschen auch. Beschreiben Sie Ihre Reisen, und bringen Sie gute Augen und Gesundheit mit nach Hause.

10. Ich habe heute beim Lord Schatzmeister gegessen. Wir setzten uns erst um vier. Ich habe drei Geschäfte mit ihm erledigt, und ein viertes vergessen. Ich glaube, ich habe für einen Freund ein Amt erlangt; und ausserdem hat er mir erlauben müssen, Congreve zum Essen mitzubringen. Sie müssen wissen, dass ich Lust habe, eine kleine Tat zu vollbringen, nämlich alle Ärzte der Königin hinauszuwerfen; denn nach meinem besten Wissen werden sie sie töten; und ich muss die Sache mit einigen Leuten bereden. Der Lord Schatzmeister sagte mir, die Königin oder sonstwer hätten die Urkunde über die Erstlinge verloren; er bittet mich aber, ich möge dem Bischof mitteilen, dass die Sache bei erster Gelegenheit erledigt werden würde.

11. Ich habe bei Nachbarin Van gegessen und heute abend einen recht hübschen Spaziergang im Park gemacht. – Stella, Leichtfuss, wissen Sie nicht mehr, Bursche, wie Sie mir Vorwürfe zu machen pflegten, weil ich mich in andrer Leute Angelegenheiten mischte. Jetzt habe ich genug davon; heute abend kamen im Park zwei Leute auf mich zu, die mich baten, in ihrem Interesse mit dem Lord Schatzmeister zu sprechen; ich glaube, jetzt haben mich schon fünfzig Menschen um dieselbe Gefälligkeit gebeten. Ich verhärte mich und bin entschlossen, ihn und alle andern Minister weniger als je zu belästigen. Ich kann auch bemerken, dass Leute, die zehnmal mehr Einfluss haben als ich, für niemanden ein einziges Wort einlegen. Gestern bin ich dem armen Burschen begegnet, von dem ich Ihnen erzählt habe, und der mit Herrn Tenison zusammengelebt hat; er ist, seit ich ihn gesehn habe, fortwährend fieberkrank gewesen. Er sah elend aus und war ausserordentlich dankbar für die halbe Krone, die ich ihm gab. Er hat schon einmal eine Krone von mir bekommen.

12. Ich habe heute mit dem jungen Manley in der Altstadt gegessen; er soll mir eine Kiste Bücher und einen Korb Wein von Hamburg herüberschaffen. Herr Stratford sagte mir auf meine Frage, dass Cairmes meine zweihundert Pfund noch nicht bezahlt hat, sondern sich von Tag zu Tag drückt und zögert. Die Frau des jungen Manley ist eine sehr mittelmässige Person; glotzäugig; sie sieht aus wie eine Närrin; und doch ist er ein hübscher Bursche, und er hat sie nach langer Werbung aus Liebe geheiratet, und sie hat ihn abgewiesen, bis er sein letztes Amt erhielt. Ich glaube, ich werde im Schreiben nicht mehr so brav sein, wie ich es früher gewesen bin, solange Sie in Wexford bleiben, es sei denn, dass ich meine Briefe jedes zweitemal an Curry schicken darf; bitte, lassen Sie es mich wissen. Dieser, denke ich, soll auch dort hingehn oder weshalb nicht direkt nach Wexford? Das ist auch wahr, und nächsten Dienstag soll er dort hingehn, obwohl er Sie dann zehn Pence kostet. Was frage ich danach.

13. Diese Kröte von einem Staatssekretär ist aus Windsor zurück, und ich kann ihn nicht finden; Sonntag geht er wieder hinüber, und morgen kann ich ihn nicht aufsuchen. Ich habe heute mit Herrn Lewis und einem Pastor schäbig gegessen; dann ging ich zum Lord Schatzmeister und traf ihn, wie er im Wagen aus seinem Hause kam; er lächelte und zuckte die Achsel, und so errieten wir einander und mein Besuch ist gemacht. Ich beschränke mich jetzt darauf, ihn nur zweimal die Woche zu besuchen. Er hat mich nach Windsor eingeladen; zwischen zwei Stühlen usw. Ich werde nach Windsor gehn und dort leben, wenn es möglich ist, das steht baumfest. Ich habe immer das Glück, meinen Sommer in London zu verleben. Ich habe heute abend bei dem armen Sir Matthew Dudley, einem Zollkommissionär, vorgesprochen; ich weiss sicher, dass er entlassen wird; er hofft, im Amt zu bleiben. Ich wollte ihm keine schlechte Nachricht bringen, riet ihm aber, aufs Schlimmste gefasst zu sein. Heute morgen war Dilly bei mir, um mich für Sonntag mit Lord Mountjoy, der bald nach Irland geht, nach Kensington zum Essen einzuladen. Der ehemalige Oberrichter Broderick ist hier, und man sagt, er sei wild wie ein Tiger. Wie stehn die Parteien bei Ihnen in Wexford? Ist die Majorität der Damen für das letzte Ministerium oder für dieses? Schreiben Sie mir Neuigkeiten aus Wexford, und haben Sie Presto lieb, denn er ist ein guter Junge.

14. Obgleich es ein Rasiertag war, bin ich zu Fuss nach Chelsea gegangen und war um neun heute morgen dort; der Bischof von Carlysle und ich setzten nach Battersea hinüber und fuhren in seinem Wagen nach Greenwich, wo wir bei Dr. Gastrel gegessen haben; den Nachmittag habe ich in Lewisham beim Dechanten von Cantabury verbracht; dort habe ich Moll Stamhop gesehn, die ungeheuerlich gross geworden und nicht mehr so hübsch ist wie früher. Das war der erste kleine Ausflug, den ich diesen Sommer aus London gemacht habe; und das ist der angenehmste Zeitvertreib, den man haben kann, im Wagen eines Freundes und zu guter Gesellschaft. Die Bankpapiere sind durch das Stadtgeflüster über die Krankheit der Königin, die sich doch sehr wohl befindet, um drei oder vier Prozent gefallen.

15. Wie viele Bücher haben Sie nach Wexford mitgenommen? Was, kein einziges Buch? O, Ihre Zeit aber wird so in Anspruch genommen sein, und Sie können ja vom Pastor borgen. Ich habe heute mit Sir Andrew Fountain und Dilly in Kensington bei Lord Mountjoy gegessen; und nachmittags kam Stratford und sagte mir, meine zweihundert Pfund seien endlich bezahlt; das also ist erledigt, und ich bin beruhigt; ich wollte, all Ihr Geld wäre auch in der Bank angelegt. Ich werde auch meine andern hundert Pfund, die Hawksham in Händen hat, noch darin anlegen. Hat man Ihnen die Zinsen schon dafür gezahlt? Ich habe Parvisol angewiesen, es zu tun. Warum schreibt Presto denn so krumm? Ich werde Ihren Brief morgen beantworten und diesen Dienstag abschicken. Hier haben wir wieder heisses Wetter seit gestern und heute; jetzt kann man schon Wasser trinken. Wir hatten heute in Kensington einen traurigen, unverschämten, stumpfsinnigen Pastor bei uns. Ich bereue fast, dass ich in die Stadt gezogen bin; ich entbehre meine früheren Spaziergänge.

16. Ich habe heute in der Altstadt mit einer Zaunbekanntschaft gegessen, und der Tag ist ohne wichtige Ereignisse hingegangen. Briefe werde ich morgen beantworten.

17. Morgens. Ich habe Ihren Brief vor mir liegen und will ihn jetzt beantworten. Halten Sie den Mund und treten Sie zurück. Ihr Wetter und unsres haben gar keine Ähnlichkeit; wir hatten im Juni kein bischen Hitze; Sie aber klagen am 19. darüber. Was, so hatten Sie heisses Wetter gern? Ich habe es nie ausstehn können; ich hasse und verabscheue es. Ich würde nicht in einem heissen Lande leben wollen, und wenn man mich zum König machte. Was für einen Lärm Sie über meinen Schuldschein mit Raymond machen, und alles, um Presto zu ärgern! Presto ist auf alles argwöhnisch, ausser auf MD, Ihrer kleinen Nase zum Trotz. Sachte, sachte, Frau Stella, wie Sie in Ihrer Hypochondrie und Ihrer Wut dahingaloppieren: meine Reise bereuen und Beförderung hier und fünf Groschen das Dutzend und das scheussliche England und mein Leben lang Laracor. Juppheidi, werden Sie niemals fertig? Mir ist keinerlei Pfründe angeboten worden. Lord Siegelbewahrer sagte mir vor ein paar Monaten, er würde mir eine geben, wenn ich wollte; aber ich sagte ihm, von ihm wollte ich keine; und der Staatssekretär sagte mir neulich, er hätte eine sehr gute für mich abgelehnt; es sei in einer Stadt gewesen, die ihm nicht gefiele; und ich weiss nie davon, dass ich hier irgend etwas bekommen sollte, und wenn man mich lassen wollte, so würde ich sofort hinüberkommen. Addison, so höre ich, ist andrer Meinung geworden und will nicht mehr hinübergehn; aber ich habe ihn seit vier Monaten nicht mehr gesehn.

O, ja, das ist wahr, Dingley, das sieht Ihnen ähnlich; Millionen von Sachen zu erledigen, bevor sie geht. Ja, meinem Kopf ist es einigermassen gegangen; aber seit zwei oder drei Tagen hat er gedroht, was ich einigem Obst zuschreibe, das ich gegessen habe; ich will keins mehr essen; kein Stückchen! Ich denke mir, Sie werden eine staubfreie Reise gehabt haben, und das war ein Glück. Ich sehne mich nach einem Brief aus Wexford, darf aber noch nicht daran denken; Ihr letzter ist erst vor drei Wochen beendet worden. Das ist eine verdammte Nachricht, die Sie mir von Frau F... geben; ihretwegen liebe ich England bedeutend weniger. Ich weiss nichts davon, ob der Koffer zurückgelassen oder mitgenommen worden ist; also ist es merkwürdig genug, wenn sein Inhalt mir gehörte; mir ist auch, als hätte ich gehört, es wäre einiges für mich da, was meine Mutter eigens mir hinterlassen hatte. Es tut mir wirklich leid um ...; der Halunke ... wird nach dem Tode seiner Mutter seinen Besitz erben. Lassen Sie es mich wissen, ob Frau Walls ihren Tee erhalten hat; ich hoffe, Richardson ist in Dublin geblieben, bis er ankam. Frau Walls hätte den Fehler am Auge nicht zu bekommen brauchen, denn ich bin durchaus nicht in sie verliebt. – Nein, nach der 45. Nummer gefällt mir im Examiner nichts mehr ausser der ersten Hälfte der 46.; alles andre ist Schund; und wenn Sie es mögen, besonders die 47., so ist Ihr Urteil durch schlechte Gesellschaft und mangelnde Lectüre verdorben; ich bedaure das mehr als Sie meinen; ich habe vierzehn Jahre zwecklos damit hingebracht, Sie zu bilden. Herr Tooke ist gekommen, und ich muss hier unterbrechen. – Abends. Heute habe ich beim Lord Schatzmeister gegessen, und er hielt mich bis neun Uhr fest; so kann ich dies heute abend nicht abschicken, wie ich wollte, und auch ein paar andre Briefe kann ich nicht schreiben. Green, sein Wundarzt, war da und verband ihm die Brust; das heisst, er legte ihm ein Pflaster auf, das immer noch nötig ist; ich ergriff die Gelegenheit, über die Königin zu sprechen; er aber unterbrach mich mit diesem Spruch: Laissez faire à don Antoine; das ist ein französisches Sprichwort und heisst: Das überlassen Sie mir. Ich sehe, er ist dagegen, dass sie soviel Arzneien einnimmt; und ich glaube, er kann sie nicht dazu überreden, Dr. Radcliffe zu nehmen. Es geht ihr aber jetzt sehr gut, und die ganze Geschichte von ihrer Krankheit war, abgesehn von den ersten Tagen, eine Lüge. Wir hatten etwas zu bereden, woran uns die Gesellschaft hinderte; obgleich ihm ernstlich daran liegt, wollte er mir keinen Tag nennen, sondern bat mich, jederzeit zu kommen, bis wir Musse finden. Das nimmt mir viel Zeit, und ich kann nichts von dem tun, was ich für sie tun wollte. Ich war heute morgen beim Staatssekretär, und wir denken nächste Woche auf ein paar Tage zusammen nach Windsor zu gehn, um etwas zu erledigen; wenn wir nämlich Zeit dazu finden können. Sterne ist mir eben auf der Strasse dicht bei seiner Wohnung begegnet, und ich ging auf eine Stunde zu Jemmy Leigh hinein, der London von Herzen liebt; er erkundigte sich in grosser Achtung und Freundschaft nach Ihnen. Um aber auf Ihren Brief zurückzukommen, so hasst Ihr Bischof Mills mich bis auf den Tod: es wundert mich, dass er gut von mir spricht, nachdem er mich überall, wohin er kam, geschmäht hat. Also, bezahlen Sie Ihren Weg. Wahrhaftig, Sie haben eine schöne Mahlzeit gehabt: zwei Hühnchen, eine Flasche Wein und Johannisbeeren. Es ist heute gerade drei Wochen her, seit Sie nach Wexford aufgebrochen sind; drei Tage haben Sie für die Reise gebraucht, und ich erwarte noch in zehn oder besser vierzehn Tagen keinen Brief von Ihnen. Heute morgen habe ich für Ben Tooke beim Staatssekretär die Verleihung des Druckerpostens für die »London Gazette« durchgesetzt. Die Stellung bringt ihm jährlich hundert Pfund ein.

18. Heute habe ich von Frau Barton Abschied genommen, die aufs Land geht; gegessen habe ich bei Sir John Stanley, bei dem ich lange nicht mehr gewesen bin. – Mit uns assen Lord Rochester und seine elegante Tochter Lady Jane, die eben zu einer bekannten Schönheit wird. Ich habe mich bemüht, Sir Matthew Dudley zu retten, aber ich fürchte, ich kann es nicht. Heute abend bin ich, um mir Bewegung zu machen, sechsmal den Mall entlang gegangen; ich hätte es noch länger getan; aber so leer die Stadt auch ist, so bekam mich doch ein Narr zu fassen; und so ging ich nach Hause, um Ihnen zu sagen, dass dies unfehlbar morgen abgehn soll, damit es Ihnen wie ein Hund nach Wexford folge.

Dechant Atterbury schickte zu mir, damit ich in Chelsea bei ihm ässe; ich lehnte seinen Wagen ab und ging zu Fuss; um sieben bin ich nach Hause gegangen, weil ich diesen Brief beenden wollte, und auch noch ein paar andre, die ich schreibe. Patrick sagt mir, »das Mädchen sage, es sei ein gewisser Herr Walls, ein Geistlicher, ein grosser Mann, hier gewesen, um mich zu besuchen«. Ist das Ihr irischer Archidiakon? Das sollte mir leid tun; aber ich werde es schon fertig bringen, dass ich ihn selten genug sehe, genau, wie ich es mit Dilly mache. – Was mag er hier anfangen? Oder ist es jemand anders? Der Herzog von Newcastle ist an dem Sturz, den er vom Pferd getan hat, gestorben. Gott gebe der armen Stella ihre Gesundheit und mache MD glücklich. Leben Sie wohl und haben Sie Presto lieb; denn er hat MD zehnmillionenmal lieber als alles. Gott segne die lieben Mädchen in Wexford. Leben Sie abermals wohl usw. usw.


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