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Pech

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»Du kannst Dir ja denken, wie prekär es ist, das ganze Leben lang mit einem Frauenzimmer zusammenzuhausen, wenn schon Kameraden es gewöhnlich nur kurze Zeit mit einander aushalten. Und die Männer haben doch noch meist dieselben Gewohnheiten und kleinen Untugenden. Sieh Dich vor, ehe Du wählst, das rate ich Dir, und lerne Deine Braut gründlich kennen, ehe Du sie heiratest.«

So pflegte der alte Onkel seinem Neffen stets zu predigen, aber was half es? Der Mann wählt ja seine Zukünftige gar nicht, sondern die Wahl, die »natürliche Zuchtwahl«, geschieht in den meisten Fällen ganz von selbst.

Und so traf er die Rechte! Es war ein hübsches Mädchen von zweiundzwanzig Jahren, die nun seit fünf Jahren zu Hause sass und darauf wartete, von dem beständigen Tadeln der Mutter und dem Gezänk der Schwestern befreit zu werden.

Und da kam Er, der Retter, – der Ritter!

Er war Grosshändler und hatte ein gutes, altes Geschäft geerbt. Er war ein Mann von stillen, ruhigen Gewohnheiten und sehnte sich danach, ein Heim zu gründen und zu Ruhe zu kommen. Er war ohne Zweifel dazu geschaffen, der beste, liebenswürdigste Ehemann zu werden. Und so heirateten sie sich!

Er hatte alles in Ordnung gebracht und so schön überlegt, – sie würden gewiss glücklich werden.

Na, am Tage nach der Hochzeit konnte noch von keiner Arbeit die Rede sein, aber am Tage darauf – da musste er um neun Uhr auf dem Contor sein.

»Wir trinken also um acht Uhr Kaffee,« – sagte er zu seiner Frau.

Sie antwortete: »Ja, ja,« denn sie war schon schläfrig.

Am nächsten Morgen erhob er sich um halb acht Uhr, sah nach, ob der Kaffeetisch gut gedeckt war, stellte ein Blumensträusschen vor ihren Platz und zündete den Spiritus unter dem Eierkocher an. Dann ging er ins Schlafzimmer.

»Auf, auf, mein Kleinchen,« sagte er, »der Kaffee ist fertig.«

Aber sie drehte sich auf die andre Seite und sagte, sie wolle noch etwas schlafen.

Hm, – er wollte also bis halb neun warten.

Dann kam er wieder.

»Es ist doch eigentümlich, dass Du mich nicht schlafen lassen kannst! Trinke Du doch immer; ich werde meinen schon später bekommen.«

Er war traurig, beschloss aber zu warten. Es war unangenehm, denn zur Morgenpost hätte er eigentlich auf dem Contor sein sollen. Aber wenn sie aufgestanden war, sollte es desto hübscher werden: ein kleines tête à tête beim Kaffeetisch hatte immer zu seinen Vorstellungen von häuslichem Glück gehört.

Um halb zehn wagte er einen neuen Versuch. Aber nun fand sie es noch eigentümlicher, dass man sie nicht schlafen liess! Sie war gewöhnt, so lange zu schlafen, wie sie wollte, und sie hoffte, er würde keine Erziehungsversuche mit ihr anstellen. Warum hatte er seinen Kaffee noch nicht getrunken? Wer hinderte ihn denn daran? Sie wollte ihren Kaffee ans Bett gebracht haben, – aber vor allem wollte sie sich ausschlafen.

Da wurde er noch trauriger, aber er hatte nichts einzuwenden. Als er dann vor seiner einsamen Kaffeetasse sass, schien es ihm, als sei er wieder Junggeselle wie bisher, und er war nicht gerade vergnügt, als er aufs Contor ging.

Zum Mittagessen kamen alle Speisen mit Zucker angerichtet auf den Tisch. Er verabscheute alles Süsse, wollte sie aber nicht durch einen Tadel betrüben. Er fragte nur ganz bescheiden an, ob das auf ihren Wunsch geschehen sei, oder aus eigener, Initiative der Köchin.

Nein, – auf ihren Wunsch, – denn so war sie es von zuhause her gewöhnt. Der Salat war mit Sahne und Zucker zurechtgemacht; der Ehemann wagte noch die eine Frage, ob sie ihn nicht lieber mit Öl ässe? Nein, Öl vertrug sie nicht. Aber man könnte ja für ihn apart ein wenig mit Öl anrichten. Nein, nein, er wollte nicht so viele Umstände machen, das war die Sache nicht wert. Und es blieb wie es war.

Nach dem Essen pflegte er Kaffee zu trinken, aber ihr hatte der Arzt Kaffee verboten, und so sass er allein bei seiner Tasse. Sollte er ihr die Zeitung vorlesen? Es war ein interessanter Artikel über die irische Bewegung drin.

Huh, nein! Sie wollte nichts Hässliches hören!

So zündete er sich eine Cigarre an, eine gute Havannah, direkt aus Bremen.

Grosse Entrüstung! »Du rauchst?«

»Gewiss, – hast Du das nicht gewusst?«

»Nein. Mein Vater hielt das Rauchen für etwas Unreinliches, und ich werde krank vom Tabaksgeruch.«

Er legte die Cigarre auf den Kaminsims, und sah betrübt zu, wie sie verlosch und wie sich eine feine Asche bildete, weiss wie Watte.

Am Abend wollte er vorlesen. Was für Bücher? Dickens! Nein, nein, sie konnte die englische Litteratur nicht ausstehen, ob er nichts Französisches hätte? Nein, er verabscheute alles, was aus Frankreich kam.

Schade!

Und nun musste er aus dem Hause, auf Bälle, Soupers und Diners und ins Theater. Letzteres war für ihn die grösste Plage, denn er fand die Komödien in den Salons immer noch interessanter als die auf der Bühne, wo man noch dazu still sitzen musste, ohne sich bei der Hand halten oder küssen zu können.

Den Sommer über wollten sie auf dem Lande sein; er stimmte für den Mälarsee, denn dort war er aufgewachsen, aber sie konnte in jener Gegend nicht leben, und so gingen sie ans Meer. Er liebte Jagd und Fischfang und besass auch ein Segelboot. Das waren seine Passionen, mit denen er im Sommer das wieder einzubringen pflegte, was er im Lauf des Winters an seiner Gesundheit eingebüsst hatte.

Am ersten Sonntagmorgen nachdem sie aufs Land hinausgezogen waren, stand es des Morgens um fünf Uhr auf, rüstete ein Futterkörbchen aus, suchte seine Angelgeräte zusammen, und nahm sich einen Begleiter mit. Wie herrlich war es, so im Boot zu sitzen, zu rauchen und Barsche heraufzuziehen!

Strahlend kam er um zwölf Uhr nach Hause, und beeilte sich, seine Frau zu begrüssen, – aber sie stiess ihn von sich. Er roch ja nach Tabak und rohen Fischen. Dass ein gebildeter Mann an solchen simplen Beschäftigungen Vergnügen finden konnte! Und sie hatte mit dem Frühstück auf ihn gewartet!!

Die Katze bekam so viel Barsche, wie sie fressen wollte, der Rest wurde fortgeworfen.

Zu Mittag, hoffte er, sollte sie schon wieder gut werden, – er hatte eine Überraschung für sie. Sie gingen in den Park und kamen an die Landungsstelle.

Dort lag ein schöner Blekinger Kahn und ein als Bootsmann gekleideter Diener stand da, bereit, mit der Herrschaft zu segeln.

»Segelst Du? Ist das Dein Boot?«

»Gewiss, mein Herz,« – entgegnete er stolz.

»Und das hast Du mir verschwiegen? – Ich gebe niemals zu, dass Du segelst! Das musst Du mir heilig versprechen, Ernst, hörst Du? Wenn Du mich liebst!«

Ernst stand vor der Alternative, in Ungnade bei seiner Frau zu fallen, oder auf sein liebstes Vergnügen zu verzichten, – aber er versprach.

»Ich habe ein ekliges Pech gehabt,« dachte er bei sich, und sie gingen durch den Park und langweilten sich. Aber seine Frau liess am Nachmittag Einladungen an alle Bekannte ergehen, und es kamen eine Menge Leutnants und Referendare, die bei ihnen auf der Veranda sassen und über Theater und Musik sprachen. Und Herr Ernst musste herumgehen, Cigarren anbieten, Streichhölzer anzünden und Punschgläser füllen, so dass er abends müde war wie ein Kellner. Wenn er sich in die Unterhaltung zu mischen versuchte, bekam er eine Antwort, auf die er nichts zu entgegnen fand, denn sie waren fix mit der Zunge, die jungen Herren, und er kam sich im eignen Hause vor wie in der Kneipe.

Im Herbst gab es Familienhoffnungen bei dem jungen Paar; die Frau war verdriesslich und zürnte ihrem Manne und sich selbst. Aber sie schnürte sich und ging aus, so lange es irgend möglich war. Die beiden letzten Monate war sie ganz ausser sich. Das sollte ihr nicht wieder passieren! Er musste ihr abends französische Romane vorlesen und ein paar gute Bekannte mitbringen, um sie aufzumuntern, und das Haus war beständig voller Besuch.

Dann wurde das Kind geboren. Selbst nähren wollte sie natürlich nicht, denn dann konnte sie nicht dekolletiert gehen.

Als sie wieder auf war, sprach sie mit ihrem Manne davon, reiten lernen zu wollen. Er befragte den Arzt und der riet ab. Tags darauf kam seine Frau von einer Konsultation beim »Professor« zurück, der ihr Reiten verordnet hatte. »Verordnet, hörst Du?« Da half es denn nichts!

Herr Ernst hatte eine unüberwindliche Abneigung gegen die Reitbahn. Wenn man dorthin kam, schlug einem ein brünstiger Geruch von Schweiss und Ammoniak entgegen. Durch angelehnte Thüren sah man halbausgezogene Frauenzimmer in Hemd und Beinkleidern. Es war ihm widerwärtig mit anzusehen, wie der starke Kerl von einem Stallmeister seine Frau um die Taille fasste und ihr Bein in dem Sattelbogen zurechtlegte. Und dann alle diese Kavaliere, die den Bewegungen ihres Körpers mit glühenden Augen folgten. Liederlichkeit lag hier in der Luft, und wer weiss, was alles hinter den Coulissen geschah! – aber der Arzt hatte es doch »verordnet«.

»Reite doch mit,« hatte sie einmal zu ihm gesagt, als er missvergnügt über die Sache war. Er beteiligte sich auch wirklich zweimal bei der Sache, – bekam Seitenstechen, verlor den Hut, musste sich allerlei Stichelreden gefallen lassen und wurde ausgelacht.

Schliesslich kam seine Frau eines Tages mit der Nachricht, die Reitstunden wären auf den Abend verlegt, es sollte eine Quadrille mit Musik eingeübt werden, – er könnte ja von der Galerie aus zusehen. Einen Abend that er das, – aber dann nie wieder. In den Zwischenpausen hatte er nämlich den Aufwärter spielen, Champagner und Selterwasserflaschen aufziehen müssen, etc. etc.

Er blieb also zu Hause beim Kinde. Das war sein geträumtes Glück! Er musste an all die Frauen denken, die zu Hause sitzen mussten, während der Mann sich in Wirtshäusern herumtrieb. Warum war er nicht einer solchen unglücklichen Frau auf seinem Lebenswege begegnet, – da hätten sie sich zusammenthun können. Pech! Pech!

Die Quadrille wurde aufgeführt und mit einem Souper beschlossen.

Einmai gegen Mitternacht wurde plötzlich heftig an der Entreeglocke gerissen. Herr Ernst sass wie gewöhnlich neben der Kinderstube und las Dickens. Er sprang auf, um zu öffnen, seine Frau stand vor ihm, – zugleich hörte er leise Tritte die Treppe hinabschleichen. Sie war krank. Er führte sie ins Zimmer, sie war wirklich sehr blass und ganz glasig um die Augen.

»Ernst,« sagte sie und verfiel plötzlich in ein konvulsivisches Lachen, das wie Weinen klang, »liebst Du mich?«

Gewiss, das that er.

»Ach, ich bin so krank, so krank.«

Ihre Züge wurden schlaff und um ihren Mund spielte ein wehmütiges Lächeln.

»Ach, wie ich Dich liebe, Ernst!«

Herr Ernst wurde unruhig, – diese Worte hatte er seit langer, langer Zeit nicht mehr gehört.

»Bist Du mir böse?« fragte sie und wand sich in Schmerzen.

Er? Nein, gewiss nicht, aber er wäre so froh, wenn sie mehr zu Hause bleiben wollte.

Ja so, – sie wäre zu viel fort, – aber wenn es der Arzt doch »verordnet« hatte. Ob ihm denn ihre Gesundheit gar nichts gälte?

Ja ja, – aber der Kleine!

Der Kleine! fehlte dem denn etwas? War sie schlechter als andre Mütter, die mit ihren Kindern kokettieren...

Jetzt wollte sie vom Stuhl aufstehen, – aber sie war so krank!!

Er half ihr ins Schlafzimmer und wollte Christine rufen.

Nein, nein, das war nicht nötig, sie wollte das Mädchen nicht haben, nur ein Glas Wasser. Das bekam sie und setzte sich aufs Sofa.

Herr Ernst war ganz blass geworden; das Zimmer roch nach Cognac und nach Tabak.

»Sooo! Und mit was hast Du Dich denn indessen hier unterhalten, mein alter Junge?« sagte sie. »Du hast gewiss wieder Dickens gelesen! Hu, was ist mir doch schlecht!«

Jetzt wollte sie noch in die Kinderstube, um dem Kleinen einen Kuss zu geben, aber der Mann stellte sich vor die Thür.

»Da hinein gehst Du nicht!«

»So? Wer will mir denn das verbieten?«

»Ich! Denn Du bist betrunken, Du Satan!«

»Hahahaha! Das sollst Du mir nicht umsonst gesagt haben, Du infamer Kerl! Pfui! Pfui Teufel!«

Und sie griff nach einem Buch, um es ihm an den Kopf zu werfen, – aber sie fiel dabei zur Erde.

Herr Ernst weckte Christine und brachte mit ihr seine Frau zu Bett. Dann machte er sich mit ein paar Decken und Kissen ein Lager vor der Kinderstubenthür zurecht, und blieb hier die ganze Nacht über liegen.

*

Am nächsten Morgen bekam er sie gar nicht zu sehen; aber als er aufs Contor ging, war er fest entschlossen, Scheidung zu verlangen. – Aber aus welchem Grunde? Wegen Trunksucht? Dieser Fall war im Gesetz nicht vorgesehen. Und dann der Skandal! Die Gesellschaft! Aber es musste geschehen.

Er überdachte noch einmal die nächtliche Scene. Was für Worte waren da gefallen! Und so plötzlich, so ohne Vorbereitung! Aber nein, im Stillen hatte es sich schon vorbereitet.

Den ganzen Vormittag ging er tiefbekümmert umher und betrachtete sich als tot, ausgelöscht. Was konnte ihm das Leben jetzt noch bringen! Und das mutterlose Kind ... Mit schweren Schritten kam er mittags heim. Was stand ihm jetzt alles bevor! Er blieb ganz nahe bei seinem Hause vor dem Schaufenster eines kleinen Ladens stehen und musterte die ausgelegten Waren. Sollte er nach oben gehen? War es nicht besser, dem Elend bald ein Ende zu machen? Aber das Kind, das Kind!

Als er die Treppe hinanstieg, hörte er Gesang und Klavierspiel, und beim Eintreten sass seine Frau am Pianino und begleitete eine Freundin zum Gesang. Und sie sprang ihm entgegen, nannte ihn ihren lieben Jungen und küsste ihn. Und ihm war, als gäbe ihm jemand in einem Augenblick seine Gesundheit wieder. Wie hübsch sie heute war, und wie sie ihrer Freundin die Krankheit von der vorigen Nacht beschrieb, ohne irgend ein unerquickliches Detail zu berühren. Und sie hatten ein gemütliches Mittag zu dreien.

Dann ging die Freundin und sie blieben allein. Kein Wort vom gestrigen Erlebnis. Er lag im Bett und sah ihr beim Auskleiden zu; er fand sie weniger verschämt und zartfühlend als früher, aber so schön, so schön. Er hasste sie, aber sein Leib war in Ketten geschlagen: er konnte nicht mehr ohne dieses Weib leben!

Und so ging dasselbe Leben von neuem los. Er hockte auf der Galerie der Reitbahn und korkte Champagnerflaschen auf. Er langweilte sich ganze Ballnächte hindurch, denn er tanzte nicht. Er sass mit ihr im Theater, trug ihren Shawl und knöpfte ihre Gamaschen zu, nur um einen Augenblick ihren Fuss in der Hand zu haben.

Aber dann bekam er die Sache wieder satt und sass zu Hause.

»Was für ein Esel von Mann,« sagten die Männer.

»Was für ein liederliches Weibsstück,« sagten manche Frauen.

Eines Tages las er in der Zeitung eine Notiz über eine »Dame aus der Gesellschaft«, das waren böse Sachen. Man hatte sie in dunklen Ecken Männer küssen sehen. Ein schrecklicher Verdacht tauchte in ihm auf – Beweise hatte er nicht, denn man pflegt zu solchen Abenteuern keine Zeugen mitzunehmen, aber seine Ruhe war hin. Er fühlte sich betrogen und konnte nichts dagegen thun.

In einem Anfall von Verzweiflung und Wut nahm er sich eine Maitresse, – die betrog ihn nach zwei Monaten. Er nahm eine andre – mit demselben Erfolg. Er wollte es gern seiner Frau zu Ohren kommen lassen, – aber sie wusste von nichts, oder that doch wenigstens so. Brechen? Das konnte er nicht, – des Kindes wegen, und dann – – – – er konnte ja nicht leben ohne sie!

Einmal, als er ziemlich viel getrunken hatte, schüttete er einem Freunde, bei dem er sass, sein Herz aus und sagte ihm alles, was dieser im Voraus wusste.

»Du stehst nicht allein da, lieber Freund,« sagte der andre. »Es ist ja einzig der Mann, der die Initiative hat, – deshalb ist er auch in fast allen Fällen der Sklave, denn wer liebt, wird zum Sklaven. Fast bei allen Ehen besteht anfangs auf Seiten des Mannes Liebe, – Du siehst es ja in der Natur. Die Männchen machen den Angriff, – die Weibchen sitzen und warten. Auf wen? Nun, auf den, der gerade kommt! Und glaub' Du mir, die Frauen sind es, die eigentlich die Welt regieren, wenn sie auch kein Stimmrecht haben. Sie hat sich verheiratet, um aus dem Elternhause herauszukommen, – das thun alle Frauen; Du hast geheiratet, um in ein Heim hineinzukommen. Ist sie lasterhaft? Nein, denn sie ist einmal zur Polyandrie geboren, während Du monogam veranlagt bist. Es ist eben Pech, dass Ihr beide aneinander geraten seid! Pech, Pech, lieber Freund.«

Herr Ernst fand diese Erklärung ganz plausibel, aber ein Trost war sie ihm darum nicht.

Seine ganze Ehe war eben ein Missgriff, aber ein unheilbarer.

»Denn ob man zu einander passt, das weiss man immer erst nachher, – und da ist es dann zu spät!« sagte der Freund.

»Was soll man da aber thun? Was soll man thun?«

»Man wird es schliesslich so machen müssen, wie die Bauern,« sagte der Freund in scherzhaftem Ton.

»Ja, wie machen es denn die Bauern?«

»Jaa – die kriegen es schon vorher heraus! 0 diese Bauern! Die sind schlau!«

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