Franz Stelzhamer
Dá Soldatenvödá
Franz Stelzhamer

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2. Kapitel

          Abi in Fel gögn Raohrát, bon Taotenmann aui’ áf Knirzing,
Dort áf dá Straßen hina duri Prámát áf Öckelham, Oagn zua,
Geht á langsamá Zug, á Fuhrweri bspannt mit zwoar Ochsen;
Hintnah barháps und schwarz gehn betádö Leut’ kloan und graoße;
Z’ Schildern vorn Freidhofgadern habn s’ stád und beten: Herr, gib eahm,
Eahm und alln christglaubigen Seeln in Fegfeur di ewi
Rua,und laß sie ruahn in Frieden,Amen! Aft lesen s’
Strick áf; höbn á Truhá von Wagn; dá Pfarrer und Mößner
Singán án kröftingá Sögnspru aus án lateinischen Büachel,
Aft vosenkt má dö Truhán in d’ Grua; spritzt Weihbrunn; aft werfen,
Z’erst dá Pfarrer, aft d’ Leut, án iads droi Knöllerl in d’ Ruastatt;
Aft is d’ Taotenmöß und ‘s Kreuzwögabeten; und nachá wird ‘s Taotenbraod
Austailt ünters Volk; das geht hoam; und dö náchsten
Freund und Vowandten – wanns nöt go bluatarme Leut hánd –
Gehn ins Wirtshaus und votrinkán eahn Load um den Taoten. –
So is ‘s ollmol,und is ‘s á so gwön, wia s’ ’n Vödern bograbn ham.
Aft’ wann dá Kruag und ‘s Branntweinglásl á Weil übán Tisch geht,
Wird oans schmátzát und soat: „Ja, ja, so gehts üns hald ollsand!“
„Oans voran, dös oan nach!“ soat án anders, das dritte seufzt: „Wohr is ‘s!
Recht habts, Moahmán!“ – „E hats übäkemmá“, soat d’ Áhnl und: „bring dárs!“
Deut s’ gögn án weitschichtign Freund, weil s’ moant’ er traut sö nöt z’ trinká.
„Trink fein guating!“ soat s’, „und geh mit mir á’ wann i stirib!“
„Hat schan Zeit, Moahm, und we woaß ‘s, stirib i nöt vo deiná!“
„Mir hán olli vo heunt, und vo moring is neamd wos dá Herrgott!“
Soat dár Ähnl und trinkt und bringts den Náchsten an seiná;
Awá das seufzt und bstátt mitn Kopf sein Röd und schoibts weidá,
Weil eahm dö Gschicht von Steribn Össen und Trinká voloadn will. –
„Muaß ja schon recht olt gwön sein“, froat oans, „dá Vödá, gelt, Vödá?“
„Roat si von selm“, soat dár Ähnl; „vierzg Jahr Soldat, zöhár adankt,
Wia s‘ ‘n hamt gnummá, á zwoanzgö – vierzgö und dreißgö macht – siebnzgö.
Seine Kindá, wann s’ wissáten!“ – „Ja, wos soast vo sán Kindern?“
Föllt ‘n Ähnl oans in d’ Röd – „hat denn dá Vöder á Wei ghabt?“
„Nan, wos denn“, soat dár Ähnl dráf, „Weib und Kindá, das glaub i!
Und á runde dázua.“ – „Geh heng“‘ soat d’ Áhnl’ „wann oanich
Mit án Soldaten dávanláft“ – „wia dein Schwöstá’gel’Ándel!“
Soat dár Ähnl und schmutzt; awá d’ Áhnl wird bes und voboit eahms.
„Is á Schand vo dá Freundschaft“, soat s’, „dáß már olls áso ausrödn!“
„Hau, Ándel, hau“, soat dár Ähnl, „dáß du ollmol glei á so áfföhrst,
Spielt sö ehntá recht schen“ – dár Ähnl, muaß i enk sagn, hat
Iabl recht gspoaßi sein kinnt, und just, wann anderne gwuit ham,
Hat ár án Gspoaß dreingmacht, oft Schnáxen, zun Hautauflachá –
„Dnettá gehts zsamm“, hat á gsoat, „dein Schwöster is mit án Soldaten
Af und dávon, und dá Martin, mein Bruadá, hat oane mit eahm dáckt.
Deine Öltern hamt gwuit und grestirt, und dö andern hams á tan;
Awá gholfen hats nix – dö leichtförtign Menschá hánd higwön,
Und á leichtförtigs Leut schickt sö ehntá für án Soldaten
Bösser als für án Baurn, der nöt Zeit und nöt Weil hat zun Nachgehn;
Mir awer, i und du, hán christli zsamgstanden und bleibns á!“
Hilft nix, d’ Áhnl steht áf und nimmt Bfüatgott vo dá Freundschaft,
Is hats gro kränkt, wann oans sein ugratne Schwöstá hat anzogn.
D’ Weibá, wißts eh, geht oane, so ham á dö andern koan Bleibn mehr,
Hamt eahn für d’ Kindá dáhoamt mit Scherzelbrockár ‘n Sack gstárzt,
Hamt nu gschwind gsufátzt ámal und hánd furt; awá d’ Manná hánd dabliebn,
Hamt eahn dö Krüag und dö Branntweinglásel nu öttlimol áffülln
Lassen, aft ‘s Pfeifferl gstopft und in Gottsnam trunkár und gnebelt.
„Ja, hald ja, seine Kindá, dö zwoa, wann s’ wissáten!“ höbt dár
Ähnl aft über á Weil wieder an, „wanns ös wissáten’ dáß má
Heunt eahn Vadern, den oltn, ‘n Martin, mán Bruadern bograbn ham,
Gáng eahn schan z’ Herzen olln zwoan, wann á dá Sun á graoß’s Tier is
Und sein Tochter á dámische Frau, dö mehr Wein hat in Kellá
Wos mir Wasser in Brunn – ja, Vödáleut, glaubts má mein Röd, i
Sag, wanns oans troift, und ás is’ dáß s’ án Ölterntail eingrabt,
Kimmt eahm sein Reichtum und Stand und olls wiar á Nuß ohne Kern für.
Sánö Borden und Stern, dö trennen s’ eahm ahá von Gwand, und
Hobelschoaten án Bund’ sist nix nimmt á mit von sán Bsitztum.“
„Recht hast, Vödá!“ soat oaner und trinkt und bringt eahm ‘s aft umi.
„Ja, Gsögngott!“ soat dár Ähnl, greift drum, trinkt aus und schlöcht ‘s Luck zua;
Loat á sein Pfeiferl áf d’ Seit, weil eahm ‘s Röden und ‘s Rauká schier z’ viel wird;
Ruckt und räuspert und spreizt sö, siagst ‘n aft áf boad Öllbögn.
„Vödáleut“, soat á, „wia i siag, so is enk ‘n Martin sein Löbnslauf
Völlö ubokannt bliebn; i muaß enk gen schan á weng Liacht göbn –
‘s Wei’ i bin fraoh, is furt’ so kann s’ má dert nöt übás Mäul fahrn!“
„Vödá, ja tuas! Dáweil kochán üs d’Weiber dáhuiten ‘s Mittahmal.“
„Dáß“ – so höbt ár aft an, „dá Martin á sauberná Burscht is
Gwön und Gurátschi hat ghabt, das soat enk án iads und is d’Wohrát.
Nan, und da lát á halt just enterswossá bo Scháring in Glagá,
Ent in Raottalá Land, is, glaub i, gor á guats Lándel!
D’ Baurn ham Häusá wia Moarhöf, d’ Menschá goldbrámte Brustflöck,
Goldbrámte Látz und d’ Schaubn schen traubát und kurz’ bis áf d’ Kniabüg –
Nan’ und da lát, wiar i sag, dá guat Martin, má Bruader, in Glagá;
Machts ázwia ollweil und üb’rall: tanzt mitn Menschern und gspoaßelt –
Gspoaßelt und tanzt so lang, bis sö oane vogafft in den Schlánkel;
Denkts enk, und er nöt z’fäul, troat ‘n Menschl glei ‘s Heiráten an -ja!
Soat awá: ,Weibsbild, woaßt wos, wannst mi gern hast und liabst mi von Herzen’
Pack dein böst’s Sácherl gschwind zsamm; denn heunt bo dá Nacht gehn má hohlaus,
Da, wann má bleibn, láßt di dein Vader und mi ‘s Regáment nöt.
Def dá nöt bang sein, i lad má d’Pistoln und má Bletzer is gschliffen,
Ha, und mein Stuarn, dö schwarz, dö rennt wia dá Satan, wann s’ Spárn gspürt!
Entá dá Bruck stehnt dö kaisálign Leut – zun Ráffen wirds ehzeit,
Ráffádö Herrn wölln Fäust ham, nan, und i bring á zwo mittragn.
Dort bon Hag zwischen zwölfe und oans’ da páß i und beid dár.’
Gsoat hat ‘s Mensch nix dráf, nöt á Stockwort áfn Bruadern sein’n Antrag;
‘Awá’, hat á vozöhlt – ‘boad Händt hat s’ má druckt und ‘n Kopf hat s’
Dnoagt, toifmächti dnoagt.’“ „Is schan gnua, dáß s’ ‘n dnoagt hat schreit oaner,
„Werdts es schan sehá, dáß s’ kimmt! – Schau, steht s’ nöt schan dorten bon Hagzaun?“
„Wirds schan sein“, soat dár Ähnl’ föst drin in dá Gschicht und von Trunk hoaß. –
„Und aft, Vödá, schau hi, schau, siagst wiar á Reidá dáhersprengt!
Manschein, schein! Manschein, schein! dáß s’ ánandá dáblickán und kennán!
Siagst, wia si ‘s Roß bámt – ha, Ráppl, ha! – und siagst ás, wia s’ glangán!
Hubs! – Hats schan obn, und flugs wia dá Sturmwind sausts iazt von danná!
In dár oan’n Händt ‘s Mensch und d’ Pistoln, in dár oan Zám und Sábel –
Lusti is ‘s anz’schaun, wanns glei á himmelweit gfáhlt is und weidá –
Manschein, vástöck di ins Gwölk iazt, dáß má nix hern kann wos Huafschlag,
Und du, Rößl, láf, láf; denn sinsten is ‘s gschehár um oll droi! –
Wia sö dö Bruck schwuimt, herts, und wias kracht – bum! iatzá ham s’ gschossen –
Leicht s’ ‘n gen troffen ham? – Nán! má herts nu sprengár und welteln –
,Halt, wer da?’ –,Gut Freund! und áf d’ Seit, wer sein Löbn und sein Haut liabt!’
Bum! schon wiedá – bum! bum! und nu ötli Mol schoißn s’, aft wirds stád,
‘s Welteln und Schoißen vohallt’ ná d’ Wellná rauschen und sausen
Übá d’ Kugeln dáhin, und morigns frua bon Volösen
Fáhlt á Reidá von Zug, dá Martin Stolzhamer fáhlt eahn;
Und in dá Kirá z’ Sulzbach in Sundá fáhlt dö scheu Angnes.
Gschriebn is worn und gsuacht und gforscht’ ham koan Müah und koan’n Fleiß gspart;
Awer olls umásist, zwannst án auskemmás Vögerl in Wald suachst,
Oder á Fingerl, á kloans, das d’ áf dá Wiesen válorn hast.
Guat is ‘s gwön, dáß dá Kriag hat daurt und viel Kummer ins Land bracht,
Kummá tedt Kummá, wia Lieb hailt d’ Lieb, und drum hat má vogössen,
Z’ erst ‘s Regáment áf sán Mann, aft áfs Angnesl d’ Pfarrleut und d’ Nachbaun.
– Awá so trinkts dert, Vödern! und ößts und rastmár á wengerl!“

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