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Das Gebiet des Geistes. (Maria, Philia, Astrid, Luna, Kind; Johannes, erst von ferne, dann näherkommend; Theodora, zuletzt Benedictus.)
Maria:
Ihr, meine Schwestern, die ihr
So oft mir Helferinnen wart,
Seid mir es auch in dieser Stunde,
Dass ich den Weltenäther
In sich erbeben lasse.
Er soll harmonisch klingen
Und klingend eine Seele
Durchdringen mit Erkenntnis.
Ich kann die Zeichen schauen,
Die uns zur Arbeit lenken.
Es soll sich euer Werk
Mit meinem Werke einen.
Johannes, der Strebende,
Er soll durch unser Schaffen
Zum wahren Sein erhohen werden.
Die Brüder in dem Tempel,
Sie hielten Rat,
Wie sie ihn aus den Tiefen
In lichte Höhen führen sollen.
Von uns erwarten sie,
Dass wir in seiner Seele heben
Die Kraft zum Höhenfluge.
Du, meine Philia, so sauge
Des Lichtes klares Wesen
Aus Raumesweiten,
Erfülle dich mit Klangesreiz
Aus schaffender Seelenmacht,
Dass du mir reichen kannst
Die Gaben, die du sammelst
Aus Geistesgründen.
Ich kann sie weben dann
In den erregenden Sphärenreigen.
Und du auch, Astrid, meines Geistes
Geliebtes Spiegelbild,
Erzeuge Dunkelkraft
Im fliessenden Licht,
Dass es in Farben scheine.
Und gliedre Klangeswesenheit;
Dass webender Weltenstoff
Ertönend lebe.
So kann ich Geistesfühlen
Vertrauen suchendem Menschensinn.
Und du, o starke Luna,
Die du gefestigt im Innern bist,
Dem Lebensmarke gleich,
Das in des Baumes Mitte wächst,
Vereine mit der Schwestern Gaben
Das Abbild deiner Eigenheit,
Dass Wissens Sicherheit
Dem Seelensucher werde.
Philia:
Ich will erfüllen mich
Mit klarstem Lichtessein
Aus Weltenweiten,
Ich will eratmen mir
Belebenden Klangesstoff
Aus Ätherfernen,
Dass dir, geliebte Schwester,
Das Werk gelingen kann.
Astrid:
Ich will verweben
Erstrahlend Licht
Mit dämpfender Finsternis,
Ich will verdichten
Das Klangesleben.
Es soll erglitzernd klingen,
Es soll erklingend glitzern,
Dass du, geliebte Schwester,
Die Seelenstrahlen lenken kannst.
Luna:
Ich will erwärmen Seelenstoff
Und will erhärten Lebensäther.
Sie sollen sich verdichten,
Sie sollen sich erfühlen,
Und in sich selber seiend
Sich schaffend halten,
Dass du, geliebte Schwester,
Der suchenden Menschenseele
Des Wissens Sicherheit erzeugen kannst.
Maria:
Aus Philias Bereichen
Soll strömen Freudesinn;
Und Nixen-Wechselkräfte,
Sie mögen öffnen
Der Seele Reizbarkeit,
Dass der Erweckte
Erleben kann
Der Welten Lust,
Der Welten Weh. –
Aus Astrids Weben
Soll werden Liebelust;
Der Sylphen wehend Leben,
Es soll erregen
Der Seele Opfertrieb,
Dass der Geweihte
Erquicken kann
Die Leidbeladenen,
Die Glück Erflehenden. –
Aus Lunas Kraft
Soll strömen Festigkeit.
Der Feuerwesen Macht,
Sie kann erschaffen
Der Seele Sicherheit;
Auf dass der Wissende
Sich finden kann
Im Seelenweben,
Im Weltenleben.
Philia:
Ich will erbitten von Weltengeistern,
Dass ihres Wesens Licht
Entzücke Seelensinn,
Und ihrer Worte Klang
Beglücke Geistgehör;
Auf dass sich hebe
Der zu Erweckende
Auf Seelenwegen
In Himmelshöhen.
Astrid:
Ich will die Liebesströme,
Die Welt erwarmenden,
Zu Herzen leiten
Dem Geweihten;
Auf dass er bringen kann
Des Himmels Güte
Dem Erdenwirken
Und Weihestimmung
Den Menschenkindern.
Luna:
Ich will von Urgewalten
Erflehen Mut und Kraft
Und sie dem Suchenden
In Herzenstiefen legen;
Auf dass Vertrauen
Zum eignen Selbst
Ihn durch das Leben
Geleiten kann.
Er soll sich sicher
In sich dann selber fühlen.
Er soll von Augenblicken
Die reifen Früchte pflücken
Und Saaten ihnen entlocken
Für Ewigkeiten.
Maria:
Mit euch, ihr Schwestern,
Vereint zu edlem Werk,
Wird mir gelingen,
Was ich ersehne.
Es dringt der Ruf
Des schwer Geprüften
In unsre Lichteswelt.
(Johannes erscheint.)
Johannes:
O Maria, du bist es!
Es hat mein Leid
Mir reiche Frucht gebracht.
Es hat dem Wahngebilde mich entrückt,
Das ich aus mir erst selbst gemacht
Und das mich dann gefangen hielt.
Dem Schmerz verdank' ich es,
Dass ich auf Seelenbahnen
Zu dir gelangen konnte.
Maria:
Wie war der Weg,
Der dich hierhergeführt?
Johannes:
Ich fühlte mich entronnen
Den Sinnesfesseln.
Befreit ward dann mein Blick
Von jenen Schranken,
Die ihm die Gegenwart umschliessen.
Ich konnte andres schauen
In eines Menschen Leben,
Als was ein Augenblick
In engstem Kreise zeigt.
Capesius, den mir das Sinnensehen
In seinen ältern Jahren hat gewiesen,
Ihn hat der Geist
Als Jüngling vor die Seele mir gerückt.
Wo er von Hoffnungsträumen voll
Dem Leben erst entgegengeht,
Das immer wieder ihm gebracht
Die treue Hörerschar.
Und Strader, der noch jung
Im Erdendasein steht,
Dem Klosterleben kaum entwachsen,
Ich konnt' ihn sehen so,
Wie er einst werden müsste,
Wenn er das Ziel
In solcher Art verfolgte,
Wie er bisher es dachte.
Und jene Menschen nur,
Die geisterfüllt im Erdenfeld schon sind,
Sie schienen unverwandelt
Im Geistgebiet.
Behalten hatten Vater Felix
Und Mutter Felicia
Die Erdenformen sich,
Als meines Geistes Auge sie erblickte.
Und dann erwiesen meine Führer
Mir ihre Gunst und sprachen
Von Gaben, die mir werden sollen,
Wenn ich erreichen kann
Erhabne Wissenshöhen.
Und vieles hab' ich noch gesehn
Mit meinen Geistorganen,
Was erst die Sinne mir gezeigt
Auf ihre enge Art.
Und klärend Urteilslicht erstrahlte
In meiner neuen Welt.
Doch ob ein Traum mir dämmerte,
Ob Geisteswirklichkeit mich schon umgab,
Ich konnte es noch nicht entscheiden.
Ob meine Geistesschau berührt
Von andern Dingen ward,
Ob ich das eigne Selbst
Mir nur zu einer Welt erweitert,
Ich wusst' es nicht.
Und dann erschienst du selbst.
Nicht wie in dieser Zeit du bist,
Nicht wie Vergangenheit dich sah,
Nein, so erblickt' ich dich,
Wie ewig du im Geiste stehst.
Nicht menschlich war dein Wesen;
Den Geist in deiner Seele,
Ihn konnt' ich klar erkennen.
Er tat nicht, was ein Mensch
In einem Sinnenleibe tut.
Er handelt' wie ein Geist,
Der Werken Dasein geben will,
Die in den Ewigkeiten wurzeln.
Und jetzt erst, da vor dir
Im Geist ich stehen darf,
Erstrahlt mir volles Licht.
In dir hat schon mein Sinnensehn
Die Wirklichkeit so fest ergriffen,
Dass mir Gewissheit ist
Auch hier im Geisterland:
Es steht kein Zauberbild vor mir.
Es ist die wahre Wesenheit,
In der ich dir begegnet dort,
In der ich hier dich treffen darf.
Theodora: (erscheinend)
Es drängt zu sprechen mich.
Aus deiner Stirn, Maria,
Entsteigt ein Lichtesschein.
Der Schein gestaltet sich.
Er wird zur Menschenform.
Er ist ein geisterfüllter Mann.
Und andre Menschen sammeln sich um ihn.
Ich schau in lang entschwundne Zeit.
Und jener fromme Mann,
Der deinem Haupt entstiegen ist,
Er strahlt aus seinen Augen
Die reinste Seelenruhe,
Und Innigkeit erglimmt
Aus seinen edlen Zügen.
Vor ihm erblickt mein Auge
Ein Weib, das in Ergebenheit
Den Worten lauscht,
Die aus des Mannes Munde kommen.
Ich hör' die Worte.
Sie klingen so:
Ihr habt zu euren Göttern
In Ehrfurcht aufgeschaut.
Ich liebe diese Götter,
Wie ihr sie selber liebt.
Sie schenkten eurem Denken Kraft,
Sie pflanzten Mut in eure Herzen.
Doch stammen ihre Gaben
Aus einem höhern Geisteswesen.
Ich schau', wie wilden Sinn erregte,
Was jener Mann den Leuten sagt'.
Ich kann die Rufe hören:
O tötet ihn; er will uns rauben,
Was Götter uns gegeben.
Es spricht der Mann gelassen weiter.
Er redet von dem Menschengotte,
Der zu der Erde niederstieg,
Und der den Tod besiegte:
Von Christus redet er.
Und wie er weiterspricht,
Da sänftigen sich die Seelen,
Es widersteht nur eins der Heidenherzen.
Das schwört dem Manne Rache.
Ich kann erkennen dieses Herz;
In jenem Kinde schlägt es wieder,
Das sich an deine Seite schmiegt.
Es spricht zu ihm der Christusbote:
Dein Schicksal will es nicht,
Dass du mir nahst in diesem Leben;
Doch warte ich geduldig,
Dein Weg, er führt dich doch zu mir.
Das Weib, das vor dem Manne steht,
Es fällt zu dessen Füssen;
Verwandelt fühlt es sich.
Es betet eine Seele zu dem Menschengotte;
Es liebt ein Herz den Gottesboten.
(Johannes sinkt auf die Knie vor Maria.)
Maria:
Johannes, was dir dämmert,
Zum Vollbewusstsein sollst du es erwecken.
Gedächtnis rang sich eben
In dir von Sinnesfesseln los.
Du hast empfunden mich,
Du hast erfühlet dich,
Wie wir im vor'gen Erdensein vereint.
Das Weib, von dem die Weise sprach,
Du warst es selbst.
So lagst du mir zu Füssen,
Als ich dereinst als Christusbote
Zu deinem Stamme kam.
Was in Hybernias geweihten Stätten
Vertraut mir ward von jenem Gotte,
Der in dem Menschen wohnte
Und Sieger wurde über Todesmächte:
Ich durfte dies zu Völkern bringen,
In welchen noch lebendig war
Die Seele, die dem starken Odin
Die frohen Opfer brachte
Und an den lichten Balder
Mit Trauer denken musste.
Dich zog vom ersten Tage,
Da mich dein Sinnesauge sah in diesem Leben,
Die Kraft zu mir, die damals dir
Aus jener Botschaft wuchs.
Und weil sie mächtig wirkte
Und unbewusst doch blieb uns beiden,
Verwob sie unserm Dasein
Die Leiden, die wir durchgerungen.
Doch lag im Leiden selbst die Macht,
Zu führen uns in Geistesreiche,
Wo wir uns wahrhaft kennenlernen.
Es stieg dein Schmerz zum Übermass
Durch vieler Menschen Gegenwart.
Du bist verbunden ihnen durch die Schicksalsmacht.
So konnte ihres Wesens Offenbarung
Dein Herz so stark erschüttern.
Es hat sie Karma jetzt um dich versammelt,
Um eine Kraft in dir zu wecken,
Die deinem Leben vorwärtshalf.
Und diese Kraft hat dich durchrüttelt,
Dass du befreit vom Leib
In Geisteswelten steigen konntest.
Am nächsten stehst du meiner Seele,
Der du in Schmerzen Treue hast bewahrt;
Darum ist mir das Los gefallen,
Die Weihe zu vollenden,
Der du das Geisteslicht verdankst.
Es haben dich erweckt zum Schauen
Die Brüder, die im Tempel Dienste tun.
Doch kannst du nur erkennen,
Dass Wahrheit dies Geschaute ist,
Wenn du im Geisterlande wiederfindest
Ein Wesen, dem du schon in Sinneswelten
Im tiefsten Sein verbunden bist.
Dass dir dies Wesen hier entgegentreten kann,
Entsandten mich die Brüder dir voraus.
Es war die schwerste deiner Proben,
Als ich hierher gerufen ward.
Ich bat den Führer, Benedictus,
Zu lösen mir
Das Rätsel meines Lebens,
Das grausam mir erschien.
Und Seligkeit entströmte seinen Worten,
Als er von seiner Sendung sprach und meiner.
Er sprach mir von dem Geiste, dessen Dienst
Die Kraft in mir gewidmet solle sein.
Es war bei seinen Worten mir, als ob
In einem Augenblicke mir das hellste Geisteslicht
Die Seele ganz durchstrahlte, und Leid
In Seligkeit beglückend sich gewandelt hätte.
Und ein Gedanke nur erfüllte mir die Seele:
Er gab mir Licht –
Ja, Licht, das mir die Kraft des Sehens schenkte.
Es war der Wille, der in dem Gedanken lebte:
Mich hinzugeben ganz dem Geist
Und fähig für das Opfer mich zu machen,
Das mich ihm nahebringen könnte.
Es hatte der Gedanke höchste Kraft.
Er gab der Seele Schwingen und entrückte mich
In dieses Reich, in dem du mich gefunden.
In jenem Augenblick, da ich mich frei
Vom Sinnenleibe fühlte, konnte ich
Das Geistesauge auf dich richten.
Ich hatte nicht Johannes nur vor mir;
Ich sah das Weib, das mir gefolgt
In alten Zeiten war und sein Geschick
An meines enge hat gebunden.
So ward mir Geisteswahrheit hier durch dich,
Der mir in Sinnesweiten schon
Im tiefsten Sein verbunden ist.
Ich hatte mir erworben Geistessicherheit
Und ward befähigt, sie zu geben dir.
Zu Benedictus sendend einen Strahl
Der höchsten Liebe, ging ich dir voran.
Und Er hat dir die Kraft verliehn,
Zu folgen mir in Geistersphären.
Benedictus: (erscheinend)
Ihr habt euch selbst
Gefunden hier im Geistgebiet.
So darf auch ich
An eurer Seite wieder sein.
Ich durfte euch die Kraft verleihn,
Die euch hierher getrieben,
Doch konnt' ich euch
Nicht selbst geleiten.
So will es das Gesetz,
Dem ich gehorchen muss.
Ihr musstet, durch euch selbst,
Erwerben erst das Geistesauge,
Das mich auch hier
Euch sichtbar macht.
Es hat der Weg der Geistespilgerschaft
Für euch nun erst begonnen.
Ihr werdet jetzt im Sinnensein
Mit neuen Kräften stehen
Und mit dem Geiste,
Der euch erschlossen ist,
Dem Menschenwerden dienen können.
Es hat das Schicksal euch verbunden,
Vereint die Kräfte zu entfalten,
Die gutem Schaffen dienen müssen.
Und wandelnd auf dem Seelenpfade,
Wird euch die Weisheit selber lehren,
Dass Höchstes kann geleistet werden,
Wenn Seelen, die sich Geistessicherheit verliehn,
In Treue sich zum Weltenheile binden.
Die Geistesführung einte zur Erkenntnis euch,
Nun eint euch selbst zum Geisteswirken.
Die Mächte dieses Reiches geben euch
Durch meinen Mund das Wort der Kraft:
Des Lichtes webend Wesen, es erstrahlt
Von Mensch zu Mensch,
Zu füllen alle Welt mit Wahrheit.
Der Liebe Segen, er erwarmet
Die Seele an der Seele,
Zu wirken aller Welten Seligkeit.
Und Geistesboten, sie vermählen
Der Menschen Segenswerke
Mit Weltenzielen;
Und wenn vermählen kann die beiden
Der Mensch, der sich im Menschen findet,
Erstrahlet Geisteslicht durch Seelenwärme.
(Vorhang.)