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Bild: Franz Stassen

Von Engeln und von Bengeln.

Im Frühling auf grünem Hügel
Da saßen viel Engelein,
Die putzten sich ihre Flügel
Und spielten im Sonnenschein.

Da kamen Störche gezogen,
Und jeder sich eines nahm,
Und ist damit fortgeflogen,
Bis daß er zu Menschen kam.

Und wo er anklopft' bescheiden,
Der kluge Adebar,
Da war das Haus voller Freuden –
So geht es noch alle Jahr'.

Die Engel weinten und lachten
Und wußten nicht, wie ihn'n geschehn.
Die einen doch bald sich bedachten,
Und meinten: Das wird wohl gehn!

Die machten bald wichtige Mienen
Und wurden erstaunlich klug,
Die Flügel gar unnütz ihn'n schienen,
Sie schämten sich deren genug.

Und mit dem Flügelkleide
Sie ließen den Flügelschnack,
Das war keine kleine Freude:
Nun stattlich in Hosen und Frack!

So wurden sie immer gescheiter
Und applizierten sich recht –
Das wurden ansehnliche Leute,
Befanden sich gar nicht schlecht.

Den andern war's, wenn die Aue
Noch dämmert' im Frühlingsschein,
Als zöge ein Engel durchs Blaue
Und rief die Gesellen sein.

Die suchten den alten Hügel,
Der lag so hoch und weit –
Und dehnten sehnsüchtig die Flügel
Mit jeder Frühlingszeit.

Die Flügeldecken zersprangen,
Weit, morgenschön strahlt' die Welt.
Und übers Grün sie sich schwangen
Bis an das Himmelszelt.

Das fanden sie droben verschlossen,
Versäumten unten die Zeit –
So irrten die kühnen Genossen,
Verlassen in Lust und Leid.

Und als es nun kam zum Sterben,
Gott Vater zur Erden trat,
Seine Kinder wieder zu werben,
Die der Storch vertragen hat.

Die einen konnten nicht fliegen,
So wohlleibig, träg' und schwer,
Die mußt' er da lassen liegen,
Das tut ihm leid so sehr.

Die andern streckten die Schwingen
In den Morgenglanz hinaus,
Und hörten die Engel singen,
Und flogen jauchzend nach Haus!

Eichendorff


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