Ernst Stadler
Gedichte
Ernst Stadler

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Beata Beatrix

D. G. R.

1904

        Dämmerläuten schüttet in den veilchenblauen Abend
weiße Blütenflocken. Kleine Flocken
blank wie Muschelperlen rieseln⠁ tanzen⠁
schwärmen weich wie dünne blasse Daunen⠁
wirbelnd⠁ wölkend. Schwere Blütenbäume
streuen goldne Garben. Wilde Gärten
tragen mich in blaue Wundernächte⠁
große wilde Gärten. Tiefe Beete
schwanken brennend auf⠁ wie Traumgewässer
still und spiegelnd. Silberkähne heben
mich von braunen Uferwiesen
in das Leuchten. Über Scharlachfluten
dunklen Mohns⠁ der rot in Flammensäulen
züngelt⠁ treibt der Nachen. Bleiche Lilien
tropfen schillernd drüberhin wie Wellen.
Düfte aus kristallnen Nächten tauchend⠁
schlingen wirr und hängen sich ins Haar⠁
und sie locken . . leise⠁ leise . .
und die grünen klaren Tiefen flimmern . .
Purpurstrahlen schießen . . leise sink ich . .
süß umfängt mich müder Laut von Geigen . .
schwingt⠁ sinkt⠁ gleitende Paläste
funkeln fern. Licht stürzt
über mich. Weit⠁ grün
schwebt ein Glänzen . .

 


 


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