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Vierzehntes Kapitel.

»Schottland grüßt euch, ihr Tapferen!« Also richtete der Ritter des Grabes das Wort an seine Mannen, die mit Eifer sich um ihn scharten. »Palmsonntag ist heute, und so gewiß vom Eis und Schnee dieser Jahreszeit die Erde im nächsten Sommer nicht erstarren wird, so gewiß werden wir in wenigen Stunden den Prahlern unten im Süden unser Wort einlösen, die der Meinung sind, ihre Sprache des Übermutes und der Bosheit besitze über unsere schottischen Herzen gleiche Macht, wie Nachtreif über die Früchte des Herbstes. Umsonst werden sie, so lange wir verborgen bleiben wollen, nach uns suchen, wie die Hausfrau nach einer verlorenen Nadel unter dem abgefallenen Laube der Eiche; aber binnen wenigen Stunden soll diese verlorene Nadel zum Racheschwerte Schottlands werden für tausendfältige Gewalttat, für den grausamen Tod des tapferen Lord Douglas vor allem, den er, verbannt aus seinem Vaterlande, leiden mußte.«

Dumpfes Kampfgeheul antwortete diesen Worten des Ritters, der lein anderer war als Sir James Douglas selber.

»Eins noch tut not, Freunde,« fuhr dieser fort, »um unseren Kampf mit den Südländern ohne Blutvergießen zu endigen. Das Schicksal hat vor wenigen Stunden die junge Erbin von Berkeley in meine Gewalt gegeben, dieselbe junge Dame, um deren Besitzes willen Sir John de Walton, wie die Rede geht, das Schloß meiner Ahnen mit solcher Hartnäckigkeit hält. Wer unter euch ist bereit, der Dame das Geleit zu geben, die ein Schreiben von mir mit den Bedingungen, unter denen ich sie freigebe, zum Schlosse hinaufbringen wird?«

»Ist kein anderer bereit,« rief ein großer Mann in Jägertracht, kein anderer als jener Michael Turnbull, der schon einen so hohen Beweis unerschrockener Mannheit abgelegt hatte, »so will ich die Aufgabe übernehmen.«

»Du fehlst nie, wenn ein kühnes Werk zu tun ist,« sagte Douglas, dem Braven auf die Schulter klopfend, »indessen bedenke, daß diese Dame ihr Wort durch einen Eid verpfändet, sich als unsere treue Gefangene zu betrachten. Ob sie ausgelöst wird oder nicht, so diene ihr Leben und ihre Freiheit als Pfand für dein Leben und deine Freiheit! Will Sir John meine Bedingungen nicht eingehen, so ist sie durch Eid verpflichtet, mit dir zu uns zurückzukehren, damit wir dann nach unserem Belieben über sie verfügen.«

Diese Bedingungen konnten einerseits nicht anders als die englische Dame mit Zweifel und Bangen erfüllen, andererseits gab diese Entscheidung des gefürchteten Ritters, so seltsam es erscheinen mag, ihrer Lage eine Gestalt, die sie sonst schwerlich erreicht haben würde. Zufolge der hohen Meinung, die sie von seiner ritterlichen Gesinnung hegte, konnte sie nicht anders denken, als daß er in dem Drama, das sich nun näherte, in keiner Weise gegen die Rolle verstoßen würde, die von ihm als echtem Ritter dem Feinde gegenüber zu spielen war.

Es folgte eine Pause, die dazu benutzt wurde, der Lady Augusta, die von den Strapazen des Rittes stark erschöpft war, Speise und Trank vorzusetzen, während Douglas mit seinen Anhängern im Flüsterton sich unterhielt. '

»Seid unbesorgt, meine Dame,« sprach hierauf Turnbull, indem er sich zum Aufbruch rüstete, »es soll Euch keinerlei Unbill widerfahren; indessen müßt Ihr Euch drein schicken, daß ich Euch auf einige Zeit die Augen verbinde.«

Schweigend, wenn auch erschrocken, unterwarf sie sich dem Befehle. Der Kriegsmann schlang ihr einen Zipfel seines Mantels um den Kopf und reichte ihr, statt ihren Zelter zu führen, den Arm zur Stütze.


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