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Im sogenannten grünen Zimmer angelangt, stellte Oldbuck den Leuchter auf den Toilettentisch vor einen großen Spiegel mit schwarz lackiertem Rahmen. Dann sah er sich mit ein wenig verstörtem Ausdruck um und sagte:
»Selten komme ich hierher, und stets wenn ich einmal das Zimmer betrete, ergreift mich ein schwermütiges Gefühl – das hat natürlich nichts mit dem kindischen Unsinn zu tun, den Griselda erzählt hat, sondern rührt noch von einer unglücklichen Jugendliebe her. In solchen Augenblicken, Herr Lovel, wie diesen fühlen wir, wie mit der Zeit alles anders wird. Dieselben Gegenstände stehen vor uns – die leblosen Dinge, die wir in launischer Kindheit und als stürmischer Jüngling und dann als sorgsamer zielbewußter Mann betrachtet haben, – sie sind beständig die gleichen geblieben. Aber wenn wir sie jetzt im kalten gefühllosen Alter betrachten, können da wir, die wir in Gemütsart, Tun, Treiben und Gefühlen uns verändert haben – die wir im Körperbau, den Gliedern und der Stärke uns verwandelt haben – können wir noch dieselben genannt werden? – oder schauen wir nicht vielmehr voller Verwunderung sozusagen zurück auf unser früheres Selbst, das deutlich verschieden ist von dem, was wir jetzt sind? Mich rührt immer das Gefühl, das so schön in einem Gedicht, das ich mal, gehört habe, ausgesprochen ist:
Den Blick trübt kindischer Tränen Flor,
Das Herz ist mir töricht beklommen,
Derselbe Laut klingt mir im Ohr,
Den damals ich vernommen.
So schmerzt am Lebensabend spät
Das Herz in weisern' Stunden
Weit mehr, was noch bevor uns steht.
Als was bereits entschwunden.
Na, die Zeit heilt jede Wunde, und wenn auch die Narbe bleibt und manchmal schmerzt, so ist doch von der Qual, die sie ehedem, kaum geschlagen, bereitete, nichts mehr zu spüren.«
Schritt für Schritt konnte Lovel verfolgen, wie sein Wirt zurückkehrte, und jede Tür, die er hinter sich schloß, klang ferner und hohler.
Also getrennt von der lebenden Welt, nahm Lovel die Kerze und besichtigte das Gemach. Das Feuer lohte lustig. Jungfer Griselda hatte ein wenig frisches Holz dagelassen, damit er nachlegen könne. Das Zimmer sah zwar nicht sonderlich heiter, aber doch recht behaglich aus. Es war mit Tapeten verhängt, die im sechzehnten Jahrhundert auf den Webstühlen von Arras gefertigt worden waren und die der gelehrte Buchdrucker, den wir schon so oft genannt haben, als eine Probe der Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit des Festlandes mitgebracht hatte.
Eine Jagdszene war darauf dargestellt, und da das Gezweig und Blätterwerk der Bäume im Walde die vorherrschende Farbe bildeten, war das Zimmer die grüne Stube genannt worden. Grimmige Gestalten in der alten vlämischen Tracht mit aufgeschlitztem Wams voller Schleifen und Bänder, in kurzen Mäntelchen und Pluderhosen hielten Windspiele und Vorstehhunde an der Koppel oder ließen sie auf das Wild los. Andre mit Hirschfängern oder Schwertern und altmodischen Büchsen griffen Eber oder Hirsche an, die sie gestellt hatten. In den Zweigen des gewebten Waldes wimmelte es von Vögeln aller Art, die alle in den richtigen Farben ihres Gefieders dargestellt waren.
Das Bett war von verschossenem Dunkelgrün, es sollte zur Tapete passen, war aber von der weniger geschickten Hand eines modernen Handwerkers gefertigt. Die großen wuchtigen Stühle mit Stoffpolstern und ebenholzschwarzen Lehnen waren mit Stickereien des gleichen Musters versehen, und ein hoher Spiegel über dem antiken Kaminaufsatz entsprach in seiner Mache dem auf dem altmodischen Toilettentisch.
»Ich habe gehört,« murmelte Lovel, als er die Stube und ihre Ausstattung überschaute, »Geister sollen sich oft das beste Gemach in dem Hause, das sie heimsuchen, wählen, und da kann ich wirklich den Geschmack des entseelten Druckers der Augsburger Konfession gar nicht tadeln.«
Aber seine Gedanken auf die Geschichten zu richten, die er von dem Zimmer gehört hatte, und die auch so seltsam zu ihm zu passen schienen, fiel ihm so schwer, daß es ihm fast leid tat, so ganz frei zu sein von den aufgeregten Empfindungen, die, halb Furcht, halb Neugierde, für die alten Sagen von Grausen und Wunder empfänglich stimmen. Die bange Wahrheit seiner hoffnungslosen Leidenschaft hielt ihn jetzt fern von diesem Reich des Spukes. Denn er empfand jetzt nur die Gefühle, die in den Zeilen ausgedrückt sind:
Grausame Maid, wie hast du mich verwandelt!
Nie anders ward mir Herz und Sinn!
So bitter schlecht hast du an mir gehandelt,
Daß ich wie du jetzt lieblos bin!
Es fiel ihm immer wieder ein, wie Fräulein Wardour sich ihm fremd gestellt hatte, da sie notgedrungen seine Gesellschaft hatte ertragen müssen und wie sie ihren festen Entschluß kund gegeben hatte, sich ihm fern zu halten, und diese Erinnerung hatte sein Gemüt ausschließlich beschäftigt. Aber hierzu kamen Erinnerungen aufregenderer, wenn auch weniger schmerzlicher Art – wie sie um ein Haar dem Tode entronnen war – wie er ihr so glücklich hatte Hilfe bringen können – und doch! wie war es ihm gelohnt worden? Während noch niemand Gewißheit hatte, ob er gerettet würde, war sie schon gegangen – während es noch unbestimmt war, ob nicht ihr Retter sein Leben verlieren würde, das er so hochherzig für sie eingesetzt hatte – hatte sie die Klippe verlassen! Gewiß hätte sie zum mindesten aus Dankbarkeit ein wenig Anteil an seinem Schicksal nehmen müssen – doch nein, ungerecht oder selbstsüchtig konnte sie nicht sein, das lag nicht in ihrer Natur. Sie wünschte nur, von vornherein keine Spur von Hoffnung aufkommen zu lassen und eben aus Mitleid mit ihm eine Liebe zu ersticken, die sie nicht erwidern konnte.
Aber diese liebhabermäßige Art der Betrachtung war nicht dazu angetan, ihn mit seinem Schicksal zu versöhnen, denn je liebenswerter ihm die Phantasie Fräulein Wardour vorstellte, um so untröstlicher mußte er sich fühlen unter dem Zwang, seiner Hoffnung zu entsagen. Er war sich allerdings bewußt, daß er die Macht besaß, ihre Vorurteile in einigen Punkten zu überwinden, aber selbst in seiner schmerzvollen Bedrängnis war er entschlossen, an dem ursprünglich gefaßten Vorsatz festzuhalten: ehe er ihr eine Erklärung aufdrängte, wollte er sich vergewissern, daß sie nach einer verlangte. Und er mochte die Sache betrachten, von welcher Seite er wollte, er konnte seine Werbung noch nicht als gänzlich hoffnungslos ansehen. Als Oldbuck ihn vorgestellt hatte, war Verlegenheit und ernstes Erstaunen in ihren Blicken zu erkennen gewesen, und vielleicht hatte sie auf flüchtige Überlegung hin den einen Ausdruck angenommen, um den andern zu verbergen. Er wollte seine Liebeswerbung noch nicht aufgeben, obgleich sie ihm schon so viele Schmerzen bereitet hatte.
Pläne, entsprechend der romantischen Gemütsart des Gehirns, die sie hegte, jagten einander, in dichtem, unregelmäßigem Spiele wie die tanzenden Sonnenstäubchen, und lange noch, nachdem er sich schon niedergelegt hatte, hielten sie noch immer von ihm die Ruhe fern, deren er so dringend bedurfte. Überdrüssig der Ungewißheit und der Schwierigkeiten, mit denen jeder einzelne Plan verknüpft zu sein schien, versuchte er seinen Geist zu dem schweren Entschlüsse zu zwingen, seine Liebe von sich zu schütteln und die Studien und die Laufbahn wieder aufzunehmen, die er um seiner unerwiderten fruchtlosen Liebe willen so lange und so unnütz unterbrochen hatte. In diesem letzten Entschlüsse bemühte er sich, sich selber, durch jeden Beweggrund, den ihm Stolz und Vernunft unterbreiten konnten, zu bekräftigen.
»Sie soll nicht denken,« sagte er zu sich selber, »daß ich auf Grund eines zufälligen Dienstes, den ich ihr und ihrem Vater geleistet habe, mich ihr aufdrängen wollte und jene Beachtung und Teilnahme von ihr erwartete, zu der sie persönlich mich für unwürdig und nicht berechtigt halten müßte. Ich will sie nicht wiedersehen. Ich will zurück nach dem Lande, das, wenn auch keine schönern, doch viele ebenso schönen und weniger hochmütigen Mädchen hat als Fräulein Wardour. Morgen will ich Lebewohl sagen diesem nördlichen Gestade und ihr, die ebenso kalt und unbarmherzig ist, wie dies Klima hier!«
Nachdem er eine Zeitlang über diesem trotzigen Entschluß gebrütet hatte, verlangte endlich die erschöpfte Natur ihre Rechte, und trotz alles Zornes, Zweifels und bangen Sorgens sank er in Schlummer.
Selten ist ein Schlaf nach so heftiger Aufregung tief und ruhig oder doch erfrischend. Lovels Schlaf war von tausend haltlosen verworrenen Gesichtern gestört. Er war ein Vogel – er war ein Fisch – oder er flog wie ein Vogel – oder er schwamm wie ein Fisch – Eigenschaften, die vor wenigen Stunden noch seine Lebensgefahr um ein bedeutendes verringert hätten. Dann war Fräulein Wardour eine Sirene oder ein Paradiesvogel, ihr Vater ein Triton oder eine Seemöwe, und Oldbuck bald ein Meerschwein, bald ein Kormoran.
In diese angenehmen Phantasien mischten sich die gewöhnlichen tollen Fratzen eines Fiebertraumes. Die Luft wollte den Träumenden nicht mehr tragen, das Wasser schien ihn zu verbrennen – die Felsen fühlten sich an wie Daunenkissen, als er gegen sie geschleudert wurde. Was er auch unternahm, schlug auf irgend eine fremdartige, unerwartete Weise fehl – und was immer seine Aufmerksamkeit fesselte, erlitt, sobald er es untersuchen wollte, eine wilde wunderbare Verwandlung, dabei war sich sein Geist immer noch in gewissem Grade bewußt, daß alles ein Traumbild sei, – suchte aber vergebens, sich ihm durch Erwachen zu entreißen. Das alles waren fieberhafte Symptome, die jedem, der an Alpdrücken leidet, sehr wohl bekannt sind. Endlich kam ein wenig Regelmäßigkeit und Ordnung in diese Traumgebilde, sofern nicht die Phantasie Lovels, nachdem er schon munter geworden war (denn er hatte eine ziemlich lebhafte und reiche Phantasie), allmählich, unmerklich und unabsichtlich bessere Ordnung in das Bild brachte, daß sich ihm im Schlafe nur in wenig deutlichen Umrissen gezeigt hatte. Oder möglicherweise kam ihm auch seine fieberhafte Aufregung bei der Bildung der Erscheinung zu Hilfe.
Wir überlassen diese Erörterung den Gelehrten und wollen sagen, daß nach einer Folge von wilden Geschichten unser Held – denn als solchen müssen wir ihn anerkennen – soweit zu einem Bewußtsein der Örtlichkeit erwachte, daß er sich erinnerte, wo er sich befand, und die ganze Ausstattung des grünen Zimmers sich vor seinem schlummernden Auge darstellte. Und nochmals will ich hier bekennen: wenn soviel altmodische Leichtgläubigkeit unter diesem scharfsinnigen skeptischen Geschlecht noch vorhanden ist, daß jemand glauben will, was nun folgt, sei mehr mit dem Auge geschaut, als von der Phantasie vorgegaukelt worden – ich widerspreche dieser Auffassung nicht.
Lovel also war – oder bildete es sich ein zu sein – völlig wach im grünen Zimmer und sah in die flackernde launenhafte Flamme, die aus den Resten der noch nichtausgebrannten Scheite hervorzüngelte. Eine nach der andern fielen die Holzkohlen in die rote Glut. Ohne daß er es merkte, erwachte in seinem Geiste die Mär von Aldobrand Oldenbuck und seinem Besuch in dieser Kammer – und damit erwachte auch, wie wir es in Träumen oft empfinden, eine ängstliche furchtsame Erwartung, die fast immer unverzüglich den Gegenstand unserer Furcht vor unser geistiges Auge hinzaubert.
Heller zuckender Schein flammte aus dem Kamin mit so grellem Geleucht, daß das ganze Zimmer erhellt war. Wild wehte die Tapete an der Wand, bis ihre düsteren Gestalten sich zu beleben schienen. Die Jäger bliesen in die Hörner – der Hirsch schien zu flüchten – der Eber schien sich zu wehren – und die Hunde schienen über den einen herzufallen und die andern zu verfolgen – das Geschrei des Wildes, das von Hunden gewürgt wurde, die Rufe von Männern und das Getrappel von Pferden schien ihn plötzlich zu umgeben – während jede Gruppe bei all der Wildheit der Jagd sich doch in der Weise betätigt zeigte, wie der Künstler sie dargestellt hatte.
Lovel starrte auf diese Szene ohne jede Verwunderung – ein Gefühl, das sich der schlafenden Phantasie selten aufdrängt – aber mit einem bangen Gefühl entsetzlicher Angst. Als er starrer auf die gewebten Jäger blickte, schien eine besondere Gestalt unter ihnen die Tapete zu verlassen und auf das Bett des Schlummerers zuzukommen.
Im Näherkommen schien sich seine Gestalt zu verändern. Sein Hifthorn wurde ein dickes Buch mit Metallklammern, seine Jagdkappe wurde eine Pelzmütze, wie sie die Bürgermeister Rembrandts tragen, das vlämische Gewand blieb, aber sein Gesicht bewegte nicht mehr der tolle Eifer der Jagd, es hatte eine so starre, ehrfurchtgebietende Ruhe und Fassung, wie sie am besten den ersten Eigentümer von Monkbarns mag gekleidet haben und wie er Lovel im Laufe dieses Abends von den Nachkommen beschrieben worden war.
Wählend diese Verwandlung vor sich ging, verschwand das Leben und Treiben unter den andern Personen auf dem Gewebe aus der Phantasie des Träumers, die jetzt ausschließlich auf die einzelne Gestalt vor ihm konzentriert war. Lovel bemühte sich, ja strengte sich an, die schreckliche Person in der Form einer passenden Beschwörung zu fragen, aber wie es in furchtbaren Träumen zu geschehen pflegt, die Lunge versagte ihm den Dienst und hing wie gelähmt am Gaumen fest.
Aldobrand hob den Finger, wie um dem Gaste, der in sein Zimmer eingedrungen war, Schweigen zu gebieten, und begann bedächtig das ehrwürdige Buch aufzuschlagen, das er in der linken Hand trug. Als er es aufgeschlagen hatte, wandte er hastig die Blätter ein kleines Stück um, und dann richtete er seine Gestalt zu ihrer vollen Größe auf, hielt das Buch hocherhoben in der linken Hand und deutete auf eine Stelle aus der Seite, die er so hinhielt.
Obwohl die Sprache unserm Träumer unbekannt war, schienen Auge und Aufmerksamkeit von der Zeile, die die Gestalt ihm so hinzeigte, fest gebannt, und die Worte schienen in übernatürlicher Glut zu flammen und blieben seinem Gedächtnis eingeprägt. Als die Erscheinung das Buch wieder schloß, schien eine entzückende Musik das Gemach zu erfüllen – Lovel fuhr auf und erwachte vollends.
Aber die Musik blieb noch in seinem Ohr und verstummte auch nicht, und deutlich vernahm er die Weise eines alten schottischen Liedes.
Er setzte sich im Bette auf und bemühte sich, die Phantasie von den Phantomen, die sie in dieser qualvollen Nacht aufgestört hatten, zu säubern. Die Strahlen der Morgensonne fielen durch die halbgeschlossenen Fensterladen und ließen helles Licht ins Zimmer. Er sah sich rings um und musterte die Tapeten, aber die bunten Gruppen gewebter seidener Jäger waren regungslos, und nur leise erbebte das Gehänge im Frühwinde, bei durch eine Spalte in den Läden hereinkam und über die Tapeten hinstrich.
Lovel sprang heraus, hüllte sich in einen Morgenrock, den sie ihm vorsorglich neben das Bett gelegt hatten und trat ans Fenster, das auf die See hinaussah. An dem Wellengange war zu erkennen, daß der Sturm vom verflossenen Abend sich noch nicht völlig gelegt hatte, obwohl der Morgen schön und heiter war.
Das Fenster eines Türmchens, das an einer Ecke der Mauer hervorsprang und so ganz in der Nähe von Lovels Zimmer gelegen war, stand halb offen, und aus diesem Gemach hörte er abermals die Musik, die wahrscheinlich seinen Traum zu einem raschen Ende gebracht hatte. Mit dem visionären Eindruck hatte sie auch viel von ihrem Reize verloren – es war jetzt weiter nichts mehr als ein leidlich ausgeführter Harfengesang, von einer Frauenstimme mit Geschmack und Schlichtheit vorgetragen. Das Lied lautete folgendermaßen:
Was weilst du bei dem Trümmerhaus,
Du finstrer Kerl in grauen Haaren?
Malst du die frühere Pracht dir aus?
Sinnst du, wie sie verfiel seit Jahren?
»Kennst du mich nicht?« die Antwort tönt.
»So oft mißbraucht, so lang genossen –
Verflucht, verschmäht, erwünscht, ersehnt –
Ob du vergnügt – ob du verdrossen?
Die Menschen und ihr Tun verwehn
Vor meinem Hauch wie loser Zunder –
Und Reiche wechselvoll entstehn,
Und wachsen hoch und gehen unter!
Doch nutz es aus – kurz ist die Frist.–
Und maßlos werden Freud und Leiden,
Wenn erst der Sand verronnen ist
Und Zeit und du auf immer scheiden!«
Noch während die Verse erklangen, war Lovel zum Bette zurückgekehrt, die Gedanken, die sie erweckten, waren romantisch und lieblich, wie er ihnen voller Freude nachzuhängen pflegte, und willig ließ er, bis es hellerer Tag geworden wäre, die bedenkliche Aufgabe, sich über sein künftiges Verhalten schlüssig zu werden, einstweilen fallen und überließ sich dem süßen Verlangen, mit dem die Musik ihn erfüllte, und verfiel in einen festen erquickenden Schlaf, aus dem er erst spät von dem alten Caxon aufgeweckt wurde, der sich leise ins Zimmer stahl) um, sich als Kammerdiener nützlich zu machen.
»Es ist doch jammerschade, daß er sich nicht frisieren und pudern läßt,« jammerte der ehemalige Friseur, als er in die Küche zurückgekehrt war, wo er unter dem oder jenem Vorwande dreiviertel seiner müßigen Zeit verbrachte – das will soviel sagen wie seiner ganzen Zeit – »Es ist jammerschade, denn er ist ein schmucker, junger Herr!«
»Gehn Sie, Sie alter Schafskopf Sie!« sagte Hanne Rintherout. »Möchten Sie am Ende sein hübsches, braunes Haar mit Ihrem ekelhaften Fett und Oel einschmieren und dann zurechtzwirbeln wie dem alten Pastor seine Perücke? Den natürlichsten und schönsten Kopf voll Haaren würden Sie verschandeln, den es in ganz Fairport, in der Stadt und auf dem Lande gibt.«