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Nach einer Weile kam die Gräfin Allgunde zurück. Sie war in sehr freudiger Aufregung.
Auch Das gelungen! wirklich gelungen! kaum hatte ich es zu hoffen gewagt! rief sie aus.
Was ist gelungen, Allgunde? Darf ich es wissen?
Der kühnste Streich, den ich je gemacht habe, der falscheste freilich auch – aber das Glück hat ihn gekrönt und das Glück ist ein Gottesurtheil, nicht wahr, Tondern? Ein wahrhaft unerlaubtes Mittel kommt nie zu einem glücklichen Ziele! Glauben Sie nicht auch?
Dieses Axiom paßte zu gut zu der von den Jesuiten ihm beigebrachten Lehre von der Heiligung der Mittel durch den Zweck, war zu sehr das eigentliche Complement dieser Lehre, als daß nicht Tondern ohne Anstand mit feinem Lächeln hätte antworten sollen:
Es ist allerdings von der speciell überall eingreifenden und lenkenden Vorsehung nicht zu erwarten, daß sie Jemanden einen glücklichen Erfolg verleihe, wenn sie mit den Mitteln desselben als sündigen und unerlaubten unzufrieden wäre. Aber nun sagen Sie mir, was ist Ihnen gelungen?
Die Kette zu zerreißen, welche mir am Fuße nachschleppte wie einem entlaufenen Gefangenen; den Alp abzuschütteln, der die Qual meiner Nächte war – kurz, frei zu werden – frei, Tondern – bei Gott, dies ist ein glücklicher Tag!
Allgunde sprang in großer Freude vom Sopha auf und ihre Hand auf Tondern's Schulter legend sagte sie:
Auch, lieber Freund, frei von Ihnen!
Nun – Sie haben doch nicht –?
Was hab' ich nicht? Sprechen Sie es aus!
Tondern sprach es nicht aus, aber er sah sie fragend und erstaunt an.
Wollen Sie sagen: Jemanden mit Gewalt fortbringen, etwa einem Seelenkäufer überliefern lassen? Ich glaube fast, daß Sie es sagen wollten. O pfui, Tondern! Nein, das sind nicht meine Wege und Mittel, Jemanden durch Strauchdiebe und Raufbolde zu Boden schlagen lassen, daß man Angst und Schrecken ausstehen muß, es sei eine Blutschuld begangen.
O werfen Sie mir die alte Geschichte nicht mehr vor; sie war mir selbst fatal genug und nichts weniger als in meinen Intentionen liegend. Doch nahm ich Ihnen gegenüber die Sache leicht, um Ihre Aengstlichkeit zu zerstreuen. Aber sagen Sie mir endlich, was ist jetzt geschehen?
Finkenberg ist fort; er ist fort für ewig und es ist Tod für ihn, jeder Versuch hierher oder nach Europa zurückzukehren.
Wie haben Sie das bewerkstelligt?
Ich habe ihn den Versuch machen lassen, in die Kirche in Olderndorf einzubrechen, um das Kirchenbuch zu stehlen, welches das Document unserer Trauung enthält. Der Pfarrer war auf diesen Einbruch gefaßt; man hat den Dieb auf der That ertappt und dann hat man ihm die Bedingung gestellt, sich sofort nach Amerika zu flüchten oder dem nächsten Gericht überliefert und wegen Kirchenraub processirt zu werden. Der Pfarrer schickt mir soeben einige in der Aufregung geschriebene hastige Zeilen. »Der Mann hat tüchtig um sich geschlagen«, schreibt er; dies wundert mich von Finkenberg, doch hat er die Bedingung, auszuwandern, sofort angenommen und davon war ich überzeugt. Er hat sich sodann mit großer Eile aus dem Staube gemacht.
So wünsche ich Ihnen Glück, Allgunde, sagte Tondern, auch, setzte er mit pfiffigem Augenblinzeln hinzu, Glück, daß Sie von mir frei sind!
Sie reichte ihm die Hand.
Je freier wir äußerlich einander gegenüberstehen, Heydenreich, desto verbundener werden wir innerlich sein. Sie müssen es mit mir fühlen, daß von diesem Augenblicke an unsere Freundschaft in ein neues, wärmeres und schöneres Stadium tritt; jetzt verbindet uns eben nichts mehr als unsere Neigung und unsere Gesinnung.
Und deshalb, liebe Gräfin Allgunde, bin ich überzeugt, werden Sie von diesem Augenblicke an meine und Theo's Vermählung mit demselben wärmeren Eifer betreiben, der nun unsere Freundschaft belebt und kittet.
Ich will es, Heydenreich!
Ich bin des Wartens und Aufschiebens müde. Die Sache muß jetzt endlich erledigt sein, denn ich darf von nun an nicht mehr in allem Denken und Wollen durch die Sorge um den Stand dieser Angelegenheit gestört werden. Ich begreife auch gar nicht, wie da so lange gezögert werden mag. Es ist seit Alters her hier zu Lande unter uns Sitte gewesen, daß man den jungen Mädchen einen Mann gibt, ohne sie lange um ihr Wollen oder Nichtwollen zu befragen. So sind alle Ehen geschlossen, welche wir kennen, und wenn Sie selbst auch eine Ausnahme gemacht und nach Ihrer Neigung geheirathet haben, so zweifle ich doch, ob Sie dies als ein nachahmenswerthes Beispiel aufstellen mögen. Sind nicht die Frauen, welche wir kennen, alle so glücklich, wie eine Frau glücklich sein soll, nach allen Gesetzen ihrer Natur und der Weltordnung, wonach es nicht gut ist, wenn das Glück einer Frau über ein gewisses Maß hinausgeht? Eines schickt sich nicht für Alle; wie die Frau nicht so viel Gelehrsamkeit, nicht so viel Thatkraft, nicht so viel Ehrgeiz haben darf, wie der Mann, ohne die Grundbedingungen ihres Wesens zu verletzen, so darf sie auch nicht zu viel Glück und Freude haben, damit nicht die harmonische Beschränktheit des ganzen, echt weiblichen Wesens zerstört werde. Das Maß ist die Hauptsache in allen Dingen; eine zu fröhliche Frau wird übermüthig, ungehorsam, vergißt ihre an lauter untergeordnete, im Grunde nicht sehr erfreuliche Pflichten gebundene Bestimmung –
Du lieber Gott, welche Theorie! Welcher Philister sind Sie, Heydenreich! unterbrach ihn Allgunde.
Es ist meine Ueberzeugung, versetzte Heydenreich Tondern sehr ernst.
Er war zu dieser Episode im Gespräch nur abgeschweift, weil er wußte, daß Allgunde durch nichts innerlich mehr empört wurde, als durch jene philisterhaften Aussprüche der Männer über die Bestimmung der Frauen, worin die freche Weisheit bornirter Köpfe sich gefällt, unbelehrbar den Beispielen erhabenster Anlagen und genialster Kraft in Frauen gegenüber.
Ich will mit Ihnen darüber nicht streiten, sagte er, vergnügt den ersten Eintritt in eine wärmere Freundschaftsphase durch eine so empfindliche, kleine Reizung seiner theuern Freundin feiern zu können – ich will darüber nicht streiten, aber es ist das meine Ansicht und ich glaube, daß unsere Sitten sehr gerechtfertigt sind, indem sie unsere Frauen gegen oder mit ihrem Willen, je nachdem es fällt, ohne sie zu fragen, in Ehebündnisse schieben, wo wir sie im Durchschnitt alle des Grades von Glück genießen sehen, der für eine Frau geziemend und wohlthätig ist. Und nicht allein dieser Umstand oder das Alter rechtfertigt unsere Sitte; auch das moralische Ergebnis. Verletzung der Treue, Scheidung, scandalöser Unfrieden, kommt ebensowenig je bei uns vor, wie das Gegentheil, eine zu große, jungen Leuten ein gefährliches Beispiel gebende und in besserer Gesellschaft verpönte, widerliche Zärtlichkeit der Ehegatten unter sich.
Sie sind ein Fuchs, Tondern! versetzte Allgunde; was hülf' es deshalb, wenn ich in unserer Chronique scandaleuse die große Rubrik »unglückliche Ehen« vor Ihnen aufschlüge?
Ich spreche ganz im Ernste, Allgunde; und was ich sagen wollte, ich begreife nicht, weshalb man mit Theo so viel Federlesens macht!
Dies charakterisirt Sie wieder, Heydenreich; Sie hätten noch einige Jahre länger in Freiburg bleiben sollen. Ist der ruhige, friedliche Weg nicht besser, als der gewaltsame?
Ich kenne nur einen guten Weg, den, der rasch ans Ziel führt.
Sie sollen ans Ziel kommen, Sie stehen daran, nahe daran –
Heute ist Donnerstag, sagte Heydenreich; bis heute über acht Tage kann meine Ernennung da sein, dann muß ich ohne Verzug nach unserer Hauptstadt, wo ich beim Einzuge meine junge Frau mitzubringen gedenke. Also richten Sie es so ein, Allgunde, daß spätestens Samstag über acht Tage die Trauung ist, hören Sie! Und bitten Sie auch auf morgen Abend hier eine Gesellschaft zusammen, welcher wir als Brautpaar vorgestellt werden.
Nun, Sie verfahren sehr dictatorisch, Heydenreich! Sie wissen freilich, daß Sie an mir eine Freundin haben, und diese Zuversicht soll Sie auch nie trügen. Aber vergessen Sie nicht daß ich frei bin!
Frei? – ach ja, Sie sind frei von mir! versetzte Tondern.
Welch' spöttisches Lächeln haben Sie nur fortwährend heut'? Es verletzt mich! Ja, ich bin frei – denn treten Sie immerhin jetzt gegen mich auf und sagen, ich sei die Frau Finkenberg's – Sie haben keine Beweise mehr; mein sauberer Gemahl ist fort, Ihr Jäger todt und ich bin entschlossen, zu läugnen; und da man mir im Ganzen lieber glaubt, als Ihnen, lieber Freund, so wird ein solcher Schritt von Ihrer Seite nur das Resultat haben, Sie zum Verleumder zu stempeln.
Sie vergessen Eines: das Buch!
Ja, wer das Buch hätte –
Und also zeigen könnte, daß Gräfin Allgunde verheirathet ist und dennoch Jahr auf Jahr die Einkünfte ihrer Stiftspräbende bezieht, was im Gesetz als eine infamirende Handlungsweise bezeichnet ist –
Das Kirchenbuch ist an sicherm Orte, Herr von Tondern, unterbrach ihn Allgunde sehr gereizt. Ich habe es durch den Juden in zuverlässige Hände bringen lassen.
Allerdings, versetzte Heydenreich mit dem heute auf seinem Gesichte stereotypen Lächeln. Es ist in sichern Händen!
Was wissen Sie davon?
Es ist in meinen Händen, antwortete er sehr kaltblütig.
In Ihren, Heydenreich!?
Allgunde zitterte und war blaß geworden. Man sah, wie viel Zuversicht ihr die eben noch erneute, warme Freundschaft zwischen ihr und Heydenreich einflößte. Sie war vollständig niedergeschmettert, wie vom Donner gerührt.
Ich habe es, sagte dieser; ich habe es dem Juden abgenommen, welcher es nach Arnstein bringen sollte, setzte er hinzu, Allgundens Angabe, daß sie es dem Juden anvertraut habe, rasch benutzend. Er sagte damit freilich eine Unwahrheit. Sein spähendes Auge hatte das Buch hinter dem Sattel von Valerian's Reitknecht wahrgenommen, damals, als er Valerian und Sasseneck zusammen im Streite traf, nahe vor dem Thore von Arnstein. Der Gegenstand war ihm aufgefallen. Deshalb, als das Duell vorüber, bei welchem Tondern die Dienste eines Zeugen geleistet, und nun der Reitknecht Valerian's seinem verwundeten Herrn zu Hülfe eilte, während Sasseneck von seinen Leuten fortgebracht wurde, war Tondern unbeobachtet zu den verlassenen Pferden geschlichen und hatte das Buch entwendet, ohne von Jemanden bemerkt worden zu sein. Denn Aller Aufmerksamkeit war auf die beiden Verwundeten gerichtet und Niemandes Auge bewachte den Hohlweg zum Schlosse, in welchem die Pferde angebunden standen.
Hätte aber Tondern dies Allgunde erzählt, hätte er sie unterrichtet, daß das Geheimniß auch in Valerian's Besitze sei und wahrscheinlich, bevor es zu diesem gekommen, noch von Mehreren entdeckt worden, dann wäre es eben kein Geheimniß mehr gewesen und die Macht, welche Tondern jetzt noch durch dasselbe auf Allgunde üben konnte, wäre gebrochen gewesen.
Aber um Gottes willen, sagte die Gräfin nach einer Weile, während welcher sie nach Fassung gerungen, wie kamen Sie dazu? Erzählen Sie!
Ich begegnete dem Juden; sein Packet und die wichtig geheimnißvolle Miene, mit der er mir über dasselbe den Aufschluß gab, den er geben konnte, fielen mir auf; ein Packet, welches ein großes Buch zu enthalten schien, von Olderndorf nach Arnstein gebracht – ich ahnte Etwas, Allgunde, und da ich ja wußte, daß unter Freunden, wie wir, kein Geheimniß zu sein braucht, so nahm ich dem Juden das Packet und untersuchte es –
Das heißt, Sie rissen die Siegel auf!
Ja, ich riß die Siegel auf, und als ich den Inhalt entdeckt hatte, hieß ich Isaak weiter wandern und Ihnen sagen, er habe seinen Auftrag ausgerichtet.
O infam! rief Allgunde. Tondern, das ist ein Bubenstreich; Gott verzeihe es Ihnen!
Tondern lächelte.
Aber, fuhr die Gräfin fort, der Jude war ja in Arnstein?
Er sagte es, freilich. Aber Sie haben schwerlich eine Nachricht von dort aus bekommen, daß Isaak sein Packet richtig abgeliefert habe. Oder hätten Sie?
Allgunde antwortete nicht, aber sie dachte daran, daß der Verwalter Krauß in seinem jüngsten Bericht des Packets und des Juden mit keiner Sylbe erwähnt hatte. Dies war ihr bis jetzt kein Grund zu Besorgnissen gewesen, weil sie es der Discretion des Verwalters zuschrieb, der wußte, daß seine Berichte nicht allein von der Gräfin, sondern auch vom Grafen, ihrem Vater, und dessen Secretair gelesen wurden.
Sie stand auf und eilte ans Fenster, wo sie eine Weile stehen blieb, um sich ganz zu sammeln. Sie war noch in höchster Aufregung, schwankend zwischen Zorn und Furcht. Ihre Entrüstung gegen Tondern, dessen ganzes jesuitisches, schleichendes Wesen sie früher so gut zu benutzen gewußt hatte, während sie es seit einiger Zeit zu verabscheuen begann, war jetzt aufs höchste gestiegen. Aber sie konnte sich nicht verhehlen, dieser Mensch begann über sie hinaus zu wachsen; für den Augenblick mußte sie jedenfalls sich ihm beugen.
In ihrer Seele aber stieg Etwas auf, das sie lange, seit vielen Jahren nicht gefühlt hatte. Die Entrüstung über Tondern weckte in ihr eine Empfindung ähnlicher Art gegen sich selbst. Zuerst war diese Empfindung nichts Anderes als Zorn und Galle, dann verwandelte der Zorn sich in Abscheu vor allem dem Lügen und Intriguiren, in das sie selbst sich eingesponnen hatte und aus dem sie, wie es schien, trotz aller List nicht herauskommen sollte. Aus diesem Abscheu wurde nach und nach ein Gefühl gekränkten Selbstbewußtseins; es ärgerte sie, nicht immer offen und stolzer Stirne ihre Zwecke verfolgt zu haben.
Sie empfand keine Reue; dafür hatte Allgunde von Quernheim kein Verständniß und kein Organ in sich; aber sie fühlte Das, was in ihrem Gemüthe die Reue vertrat, gedemüthigtes Selbstbewußtsein. Und da die Meisten von uns ihr moralisches und Rechtsgefühl immer außerordentlich geschärft finden, sobald es sich um Fehler handelt, welche unsere Freunde haben oder um Fehler, unter denen wir selber leiden, so war es nicht unnatürlich, daß Allgunde plötzlich einen gewaltigen Haß in sich verspürte gegen alle Schleichwege und Heimlichkeiten und sich vornahm, in Zukunft immer auf ganz andern Wegen zu wandeln, als der geliebte Freund, an dem sie in diesem Augenblicke sicherlich das größte Wohlgefallen unter allen Menschen auf Erden fand. Es war ihr ein Bedürfniß, sich in irgend einem großen, innern Gegensatz zu Tondern zu fühlen. –
Freilich war sie voll Leidenschaft, voll Ehrgeiz, voll Durst nach Macht und von einem Thätigkeitstrieb belebt, der keine Schranken hatte; und dabei war sie »nichts als ein schwaches Weib«. Es steht also sehr dahin, ob Allgunde solchen Entschlüssen, wie die Entrüstung dieser Stunde sie weckte, treu bleiben wird und kann nach allen innern Bedingungen ihres Wesens.
Doch genug, in diesem Augenblick war ihre Seele voll Stolz; wie gehoben von einem Bewußtsein würdigster und edelster Absichten sagte sie, sich wieder zu Tondern wendend:
Herr von Tondern, ich bin entschlossen, allem Diesem ein Ende zu machen und von nun an abzustreifen, was mich irgend hindern könnte, überall gradeaus zu gehen. Fort mit all' diesen Intriguen! Sie sind meiner unwürdig, und ich versichere Sie, meine Seele, die innerste Werkstätte meiner Gedanken, ist über all' dem Treiben um mich her immer so hoch erhaben geblieben, wie eine Alpenspitze über den Dünsten des Sumpfs an ihrem Fuße!
Dieser Entschluß macht Ihrem Verstande und Ihrem Gemüth gleich viel Ehre, Allgunde; wir haben aus den Intriguen ein glückliches Resultat gezogen – jetzt fort mit den Schalen ausgepreßter Citronen!
Ich will nicht streiten mit Ihnen! Sprechen Sie grade heraus, Tondern, Sie haben das Buch, womit soll ich es einlösen?
Mit Theo's Hand und ihren Gütern.
Gut. Ich will diese Lösung zahlen, antwortete die Gräfin. Noch morgen Abend ist die Trauung. Nach der Trauung überliefern Sie mir das Buch und das verhängnißvolle Blatt wandert in die Flammen. Aber noch eine Bedingung stelle ich Ihnen. Sind Sie Statthalter der Provinz geworden, so ist eine Ihrer ersten, Ihrer angelegentlichsten Bestrebungen, unsern Adonis von Arnstein zu ruiniren. Die öffentliche Meinung unserer Standesgenossen hat ihn gebrandmarkt; Ihre Aufgabe bleibt es, ihn politisch zu verdächtigen. Er muß in eine Stellung kommen, wo keine Partei mehr ihm traut. Er könnte sonst gefährlich werden, denn er hat die Karten unsers Spiels gesehen. Also, wollen Sie, Herr von Tondern?
Heydenreich verbeugte sich.
Einen Schwur – ohne Mentalreservation!
Ich leiste ihn, ohne Rückhalt! sagte Tondern, seine Hand in die dargebotene Allgundens legend.
So will ich hinaufgehen zu Theo, um ihr unsere Beschlüsse anzukündigen. Bis morgen Abend! Adieu, Tondern!
Tondern verließ das Zimmer. Allgunde saß noch lange Zeit in Gedanken versunken und dann ging sie hinauf in das Thurmzimmer Theo's. Eine Stunde ungefähr mochte sie hier im Gespräche mit dem Edelfräulein zugebracht haben, als sie zurückkam und sich in das Wohngemach ihres Vaters begab, um ihm die Mittheilung zu machen, daß am folgenden Abende um sieben Uhr in der Hauskapelle die Einsegnung Theo's und Heydenreich's von Tondern stattfinden werde.