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Viertes Capitel.

Ces héros assemblés dedans la Westphalie
Et de France et du Nord, d'Espagne et d'Italie,
Ravis de mes beautés et de mes doux attraits,
      Crurent, en voyant mon visage,
      Que j'étais la vivante image
      De la Concorde et de la Paix
Qui descendit des cieux pour apaiser l'orage.

Motto zu einem Portrait der
Herzogin von Longueville.

Es mochten etwa drei Wochen verflossen sein. Wir finden die Frau Herzogin von Longueville am Ziele ihrer Reise angekommen. Sie bewohnt mit ihrem Gemahl, dem Herzog Heinrich II. von Longueville, dem Botschafter des Königs von Frankreich, ein stattliches Patricierhaus mit hohem gothischem Giebel, das am Marktplatz der melancholischen alten Stadt im Herzen Westfalens, worin der Friedens-Congreß sich versammelt hat, gelegen ist.

In der That, es ist ein melancholischer Aufenthalt für eine Frau, wie Anna von Bourbon. Wie eine neckische Laune des Schicksals ist es, was sie aus ihren glänzenden pariser Umgebungen, von der Folie einer üppigen und übermüthig schwelgenden Gesellschaft losgelöst und hierhin versetzt hat, zwischen eine Welt von Diplomaten mit spanischen Mänteln und langen Spitzenkrägen, zwischen Menschen, deren Seele im Curialstyl abgefaßt ist; in dieses kalte Land voll Haiden und voll Wälder, über die die Regen und Nebel der trüben Atmosphäre sich ziehen; in eine Stadt, wo alles, was die elegante Frau von ihren gothischen Giebelfenstern aus durch die Gassen daher schreiten sieht, oder sein seltsames Niederdeutsch kauderwälschen hört, ihr wie eine Art hyperboreischer Wesen vorkommt. Umsonst hat sie doppelte Teppiche in ihrem Wohnzimmer legen, Portieren von schwerem Sammt vor den Thüren aufhängen lassen. Es friert und fröstelt sie zwischen den braunen gepreßten Ledertapeten, unter dem schwarzen Eichenholz-Getäfel ihrer Gemächer.

Die Politik nimmt einen großen Theil ihrer Zeit in Anspruch; ihr ehrgeiziger Kopf sinnt Plane und Intriguen aus, welche sie ihrem Gemahl soufflirt; sie hat geheime Zwiegespräche mit Servien, dem zweiten Gesandten oder ›Orator‹ ihres Königs; sie erhält und schreibt Depeschen; in der Dunkelheit der späten Abendstunden gehen allerlei Leute bei ihr aus und ein, Leute jener zweifelhaften Art, von der man nicht recht sagen kann, ob es Herren sind oder Diener, Männer des Schwertes oder Schreiber der Kanzleien, Agenten, Unterhändler, Lauscher u. s. w.

Aber das Alles reicht nicht hin, die Muße eines leeren Herzens zu beschäftigen und die Stunden auszufüllen, welche die hohe Dame geselliger Unterhaltung und dem Vergnügen zu widmen gewohnt ist. Was Wunder, daß dieses müssige Herz sich eine kleine romantische Episode in das große diplomatische Drama, worin die Herzogin die erste Frauenrolle spielt, zu flechten bemüht ist? Hat sich doch der Anlaß dazu ihr, man kann sagen, vollständig aufgedrängt; war es doch wie ein unvermeidliches, wie eine Art von Schicksal, dem man nicht ausweichen kann, ihr in den Wurf gekommen!

Daß Anton von Werth für den Mißmuth und das beleidigende Widerstreben, womit er seines Vaters Befehl aufgenommen, die Herzogin zu begleiten, eine kleine Strafe bekomme – das war nicht anders als billig und gerecht; es gehörte zum Ehren-Codex der Herzogin, dieses unverbindliche Benehmen nicht ungezüchtigt zu lassen: und hätte sie darüber auch ihre Zuflucht zu ihrem bezauberndsten Lächeln, ihrer unwiderstehlichsten Koketterie, ihrem blendendsten Esprit nehmen und das Alles an einen solchen jungen deutschen Bären wegwerfen müssen.

Sie begann denn auch ihr gefährliches Sirenenspiel schon am ersten Tage der Reise; am zweiten steigerte sie es, und am dritten sah sie zu ihrer Beruhigung ein, daß es außergewöhnlicher Anstrengungen von ihrer Seite gar nicht einmal bedürfe. Der junge Deutsche Bär war im Grunde ein sehr zahmes Thier; oder war es eben die ganze unwiderstehliche Anmuth seiner Schutzbefohlenen, was ihn so rasch umgewandelt, ›decrassirt,‹ zu einem Menschen gemacht hatte?

Genug, Anton von Werth, so schien es, lag im Netze der schönen Frau gefangen, noch bevor das Reiseziel erreicht war; er wich nicht von ihrer Seite; er war voll Aufmerksamkeiten für sie; sein Gesicht strahlte, wenn sie sich mit ihm unterhielt; er war beständig in der aufgeregtesten Stimmung – nur zuweilen schien er in ein düsteres, melancholisches Sinnen verloren, als ob er Rückfälle in die angeborene Wildheit bekommen wolle, und die Herzogin betrachtete ihn dann lächelnd von der Seite und sagte sich im Stillen: »Er saugt einmal wieder an seinen Tatzen!« – Bald darauf aber schüttelte er jedes Mal sein blondes Lockenhaar aus der umdüsterten Stirn, fuhr mit der Hand über seine Züge und das edle, männliche Gesicht zeigte nur noch das Gepräge verliebter Freude über seine großartige Eroberung.

Wäre das Reiseziel der Herzogin und ihres Begleiters Paris oder ein anderer Ort gewesen, wo neue Aufregungen sie erwartet hätten, so würde sie es vielleicht haben genug sein lassen mit dem kleinen Feldzuge, den sie ins Gebiet » du Tendre,« wie man sich damals ausdrückte, unternommen. So aber war sie jetzt in einer Stadt angekommen, wo die Fortsetzung einer solchen harmlosen Intrigue ja wahrhaftig ein wahres Bedürfniß für ein Herz wie das ihre war, um nicht vor Langweile graue Haare zu bekommen.

»Ihr wolltet zurückkehren, Herr von Werth?« sagte sie deshalb, unangenehm überrascht und mißvergnügt, als Anton am Tage nach der Ankunft am Orte des westfälischen Friedens-Congresses bei ihr erschien, um Abschied von ihr zu nehmen.

»Ich muß sofort meinem Vater die Schwadron wieder zuführen,« antwortete der junge Mann mit einem tiefen Seufzer und einem melancholischen Blicke in die Augen der schönen Frau.

»Laßt Eure Schwadron immerhin reiten,« versetzte Anna von Longueville jetzt lächelnd; »ich wette, sie weiß den Weg auch ohne ihren tapferen Befehlshaber zu finden und wird sich vom Lieutenant oder Cornet ganz gut regieren lassen. Ihr aber, Ihr bleibt hier – ich befehle es Euch, Euer Vater hat Euch mir zur Begleitung gegeben, damit ich Eure Erziehung vollende, und wahrhaftig, Anton von Werth, die ist noch lange, lange nicht so weit, daß ich Euch entlassen könnte!«

»Glaubt Ihr das in der That?«

»In der That!«

»Aber wenn mein Vater Euren Befehl nicht als Entschuldigung meines Ausbleibens annimmt?«

»Dann nimmt er ihn eben nicht an – obwohl ich nicht einsehe, wie er sich unzufrieden zeigen könnte ohne sich selbst zu widersprechen!«

»Aber wenn er in Zorn geräth?«

»Ah bah!«

»Ihr kennt ihn nicht!«

»Ist Euer Vater so streng?«

»Sehr! Oft grausam!«

»Und welche Strafe könnte Euch treffen, wenn Ihr ohne Urlaub von seinem Heere fortbleibet?«

»O, er könnte mich als Deserteur arquebusiren lassen!«

»Mit welchem Pathos Ihr das sagt! Wie grenzenlos dankbar ich es aufnehmen soll, daß Ihr nun doch bleibt! Als ob sich ein junger Mann nicht einmal, um einer Dame Wunsch zu erfüllen, der Gefahr, erschossen zu werden, aussetzen könnte!«

»Ist das nichts Großes? Ihr redet, bei Gott! Frau Herzogin, als ob Eure pariser jungen Herren sich nichts daraus machten, sich in einem Tage drei Mal todt schießen zu lassen, wenn sie die Laune einer schönen Dame damit befriedigen können!«

»Die Laune! Wer redet von Launen? Ich befehle Euch hier zu bleiben und Euch täglich eine Stunde mindestens bei mir sehen zu lassen, in welcher Zeit ich die Aufgabe, welche mir von Eurem Vater geworden ist, erfüllen werde. Es wäre schön, wenn ich zum Dank dafür, daß er mir einen so vortrefflichen Beschützer mit auf den Weg gegeben, so schlecht seinen Erwartungen entspräche; wenn ich Euch ihm so wieder zusendete, wie Ihr gegangen – nein, nein, daraus wird nichts, Ihr bleibt hier, Herr von Werth, und bleibt bis zu dem Augenblicke, in welchem ich Euch sage: gehet, ziehet heim, ich habe Euch nichts mehr zu lehren – vous êtes un chevalier accompli! Das ist mein Befehl – daß Ihr eben es eine Laune nanntet, was eine Dame Euch befiehlt, das beweist am besten, wie fern wir noch von diesem Ziele stehen! Nun?«

»Was soll ein Schüler einer so holden Lehrerin gegenüber anders thun, als – schweigend gehorchen!«

Anton von Werth blieb also; er blieb und schlenderte müssig in der Stadt umher, ausgenommen die Stunden, in welchen ihm vergönnt war, der Herzogin den Hof zu machen.

Und hatte Anton so rasch, so vollständig seine Braut, sein blondes deutsches Mädchen vergessen? Es war für die Herzogin eine unterhaltende Beschäftigung, dies zu untersuchen und zu beobachten. Sie machte eine psychologische Studie daraus, den Regungen seiner Seele in dieser Beziehung nachzuspüren und die Macht ihrer Reize und ihres Geistes über das Widerstreben seines Gewissens und die Stimmen, welche in seinem Herzen für die ferne treue Geliebte laut werden mußten, zu verfolgen.

Denn daß solche Regungen in ihm auftauchten, daß er einen inneren Kampf mit seinem Herzen zu bestehen hatte – das wurde nur zu häufig offenbar. Er konnte plötzlich in eine düstere Zerstreuung verfallen; ein tiefer, versteckter Zug von Schwermuth lag oft in dem, was er sagte; er war launenhaft und paradox und mußte zuweilen wie ein verwöhntes Kind behandelt werden, das sein eigenes Glück mit Füßen tritt.

In solchen Stimmungen nahm er in der That auch wie ein verwöhntes Kind ein herrschsüchtiges Wesen an; er schmollte mit seiner Gönnerin, wenn sie etwas that oder sagte, was seinen Beifall nicht hatte; er verlangte mit einer Art kecker Naivetät, daß die hohe und stolze Dame sich bald in jenen, bald in diesen von seinen capriciösen Wünschen schicke; er begann endlich so unbefangen den Gebieter zu spielen, daß die Herzogin, die ihn anfangs desto pikanter gefunden, weil sie gewohnt war, Männer nur wie unterwürfige Sclaven zu ihren Füßen zu sehen, zuweilen sich ganz erstaunt selber sagte: sie werde am Ende von diesem jungen Deutschen, mit dem sie ein leichtfertiges Spiel zu treiben geglaubt, unterjocht werden wie eine unerfahrene sechszehnjährige Schöne.

»Wahrhaftig,« rief sie dann lachend aus, »man soll nicht mit dem Feuer spielen! Da sitz' ich hier mitten in dem rosenfarbensten Abenteuer und werde am Ende noch verliebt wie eine tragische Heldin! Und meine pariser Gevatterinnen bemitleiden mich unterdeß unisono; die arme Herzogin von Longueville, hör' ich sie sagen, die ans Ende der Welt verschlagen ist und dort keine andere Beschäftigung hat, als die gelehrten Reden des Doctors Lampadius zu bewundern, oder den politischen Tiefsinn des großen Vultejus, des Magisters im violetten Atlaßkleide, sich über Fragen des internationalen Völkerrechts nach Hugo Grotius ergehen zu hören! O Gevatterinnen, wie sehr seid Ihr im Unrecht! Aber ich muß wirklich etwas thun, um meine volle Gewalt diesen rebellischen, durch meine Güte verwöhnten Unterthan fühlen zu lassen, oder er mißhandelt mich am Ende noch!«

Als Anton von Werth das nächste Mal bei der Herzogin erschien, wollte sie beginnen, diesen Vorsatz auszuführen. Sie war sehr spöttisch, sehr capriciös, sehr große Dame. Sie fand, daß er sehr schlecht französisch spreche. Sie plauderte ihm von ihrer guten Freunden daheim, dem Könige, dem Cardinal Mazarin, vom Prinzen Condé vor; sie ließ ihn empfinden, wie hoch er es eigentlich zu schätzen habe, daß er gewürdigt sei, demüthige Huldigungen zu ihren Füßen niederlegen zu dürfen.

Auf Anton Werth schien aber Alles nicht viel Eindruck zu machen. Er war einsilbig und hörte ihr still zu, ohne viel zu antworten. Aber seine dunklen Augen fixirten sie, während sie sprach. Es war offenbar, daß er sie beobachtete. Sie fühlte dies endlich, und es schien ihr unbequem zu werden.

»Was grübelt Ihr, Herr von Werth?« fragte sie ihn – »ich glaube, Ihr seid heute auf den Einfall gerathen, Euch den alten Trautmannsdorf in allen Dingen zum Muster zu nehmen; denn Ihr sitzt gerade so in Gedanken verloren, wie Seine gräfliches Gnaden, der Herr kaiserliche Botschafter, wenn dero lange hagere Figur über einer Proposition zu brüten geruhen, die Augen tief im Kopfe versteckt und die Nase aufgezogen, als wittere sie französische Ränke!«

»Es ist nicht unmöglich, daß dem so wäre,« antwortete Anton lächelnd; »denn in der That, ich habe heute die Ehre einer Unterhaltung mit Seiner gräflichen Gnaden gehabt, und ich muß gestehen daß dieselben dabei einen sehr tiefen Eindruck auf meine Phantasie gemacht haben!«

»Und was betraf diese Unterhaltung?«

»Einen streitigen Punkt in den Friedens-Unterhandlungen, zwei deutsche Bisthümer, Bremen und Verden, welche die Schweden begehren, ein Verlangen, welches Eure Bevollmächtigten aus allen Kräften unterstützen.«

»Und darüber seid Ihr so nachdenklich geworden, über die Bisthümer Bremen und wie heißt das andere Juwel, das Deutschland verloren gehen soll?«

»Nun, in der That,« versetzte Anton von Werth, »hat der gute Trautmannsdorf nicht Recht, trotz Eures Spottes? Dem deutschen Reich so zwei Stücke aus dem Leibe schneiden zu wollen, ist doch ein absurdes Verlangen. Frau Herzogin, Ihr könntet mir den Gefallen thun und Euren Gemahl von dieser abscheulichen Idee zurückbringen!«

»Oho!« lachte die Herzogin, »ich glaube, Euer jugendlich leichtsinniges Haupt hat plötzlich den genialen Gedanken gefaßt, sich mit meiner Hilfe zum Diplomaten aufschwingen zu wollen! Mon cher, das ist nichts für Euch; dankt Gott, daß Ihr dazu noch lange nicht Runzeln genug auf Eurer glatten Stirn und nicht misanthropische Gedanken genug darunter tragt!«

»Und wenn ich Runzeln auf der Stirn und misanthropische Gedanken im Herzen trüge, wäre ich dann eher im Stande, Euch zu bereden, von Euch einen Beweis Eurer Freundschaft zu erlangen?«

»Originell seid Ihr und naiv dazu, Ritter Anton von Werth, das muß Euch der Neid lassen!«

»Weshalb? Habt Ihr mir nicht ein Recht gegeben, zu reden, wenn ich einen Wunsch habe? Habe ich Euch nicht ein Recht gegeben, von mir zu verlangen, daß ich offen gegen Euch sei?«

»Wer hätte Euch Rechte gegeben? Doch nicht ich, Ihr verwegener Mensch?!« antwortete die Herzogin.

»Nicht? Nicht Rechte hättet Ihr mir eingeräumt, treulose Frau? O, ich werde im nächsten Augenblicke von Euch hören, daß Ihr mich kaum ein oder zwei Mal in Eurem Leben sahet, und morgen seid Ihr vielleicht im Stande, zu beschwören, daß Ihr nie meinen Namen hörtet! – Aber so entgeht Ihr mir nicht, Frau Herzogin,« fuhr Anton wie in unbefangenster Laune fort; »zur Buße für Euer Verbrechen an unserer Freundschaft sollt Ihr nun erst recht thun, was ich verlange! Darum – laßt es Euch gesagt sein – ich will meine Bisthümer; Bremen und Verden will ich – hört Ihr, Anna von Longueville – die jämmerlichen zwei Nester werdet ihr mir doch nicht abschlagen!«

»Aber um Gottes willen, weshalb soll …«

Anton ließ sie nicht zu Worte kommen. Wie ein eigensinniges Kind fuhr er fort, indem er sich zu den Füßen der schönen Französin niedersetzte und seinen Kopf an ihr Knie legte:

»Ich habe mir nun einmal meine Bisthümer zu Herzen genommen. Wenn Ihr sie den abscheulichen Schweden gebt, dann sehe ich, daß Ihr für mich auch nicht das Allermindeste thun, nicht den kleinen Finger rühren wollt, um mir zu zeigen, daß Ihr mir gut seid, daß ich eine wahre treue Freundin an Euch habe, auf die ich im Fall der Noth rechnen kann … dann hat das Leben keinen Werth mehr für mich, dann verzweifle ich, dann erschieße ich mich wie einer von Euren heroischen pariser Anbetern, von denen Ihr mir erzähltet: ein, zwei, drei Mal …«

»Alles, Alles will ich für Euch thun, Anton,« fiel die Herzogin lachend ein, »aber sollte es nicht passender sein, wenn ich Euch statt der Bisthümer ein hübsches Spielzeug oder einen Reiter aus Lebkuchen schenkte?«

Es hat für eine Frau immer etwas eigentümlich Verführerisches, wenn ein hübscher junger Mann zu ihren Füßen sitzt und sich wie ein Kind beträgt – vorausgesetzt, daß es ihm nicht an der nöthigen Anmuth fehlt, dieses Spiel mit Grazie durchzuführen.

Anton von Werth ermangelte dieser Anmuth kåineswegs noch auch des Taktes, der ihn ahnen ließ, wie weit er geben dürfe; jetzt, das las er aus der Zügen und Augen der Herzogin, durfte er weit, sehr weit gehen, und den bald unverschämten, halb weinerlichen Ton eines verzogenen Kindes nachahmend, rief er aus: »Ich will keinen Reiter aus Lebkuchen – ich will meine Bisthümer …«

Die Herzogin fuhr ihm mit ihren beiden schmalen Händen in seine blonden Loden und zog und zupfte daran, um, wie sie sagte, seinen Eigensinn zu strafen; dann nahm sie einen Bogen weißen Papiers von dem ihr gegenüber stehenden Arbeitstisch, machte mit großer Geschicklichkeit etwas daraus, was einer Mütze gleich sah, und stülpte diese lachend auf das Haupt des jungen Mannes.

»Da habt Ihr Eure Bischofmütze!« rief sie.

Anton von Werth stand auf. Er sah ihr jetzt plötzlich ernst ins Gesicht, und während er ihre Hand ergriff, sagte er:

»Dank, Herzogin – ich nehme Euch beim Wort; die Bisthümer sind mir verpfändet – der Schwede bekommt sie nicht! Eure Hand darauf!«

Sie drückte ihm die Hand, die er an seine Lippen führte; seinem Blicke begegnete der ihrige mit einem Ausdruck von Innigkeit, wie er ihn noch nie bei ihr wahrgenommen! –

Am Tage nach dieser Unterredung konnte die Herzogin Anton von Werth um die gewöhnliche Stunde nicht sehen, weil sie von den Pflichten der Hausfrau bei einem Gastmahl in Anspruch genommen war, welches ihr Gemahl den Gesandten Spaniens und dem päpstlichen Nuntius gab. Als Anton am nächstfolgenden Lage zu ihr kam, fand er sie ernster als gewöhnlich.

»Was ist Euch, schöne Frau?« sagte er, »welche ernste Gedanken sind würdig, den klaren Spiegel dieser edlen und glänzenden Stirn zu trüben?«

»Ich mache mir Vorwürfe,« antwortete sie; »ich habe Gewissensbisse, daß ich meine Erzieher-Pflichten so schlecht an Euch geübt; statt Euch streng zu halten und Euren Uebermuth zu dampfen, habe ich Euch verzogen.«

»O, das ist eine Sünde, wegen derer Ihr zu einem anderen Beichtvater geben müßt; ich würde Euch deshalb keine Buße auferlegen …«

»Und wißt Ihr denn, ob ich Euch nicht gerade deshalb Eure Bisthümer verliehen und also einen Kirchenfürsten aus Euch gemacht habe, um einen milden Beichtvater an Euch zu haben?«

»Dann hättet Ihr falsch gerechnet – Bremen und Verden, Frau Herzogin, habt Ihr nicht mir geschenkt, sondern Ihr habt mir nur das versprochen, daß der Schwede sie nicht bekommt; dann sind sie auch – daß Ihr's wißt – protestantische Bisthümer, also nichts für mich, und drittens wäre ich der Letzte auf Erden, der sich hergäbe, Eure Sünden geduldig anzuhören und milde zu absolviren.«

»Und weshalb nicht?«

»Weil ich vor Eifersucht stürbe, wenn Ihr mir nur den hundertsten Theil Eurer abscheulichen kleinen Abenteuer und Peccadillen anvertrautet!«

»Also so schlechte Meinung habt Ihr von mir?

»Nein, nein,« fuhr Anton, ohne auf diese Frage zu antworten, fort, »ich bitte mir aus, daß Ihr mir eine solche Rolle nicht zuschiebt, und damit Euer protestantisches Bisthümer-Geschenk Euch nicht wieder in ähnlichen Irrthum verlockt, so stempelt mich durch ein anderes Geschenk, das mir besser ansteht, nur gleich zu etwas Anderem!«

»Wie, Ihr wollt noch mehr?«

»Mehr? Habe ich denn je irgend etwas von Euch bekommen? Ich?«

»Nun, ich meine doch, es sind aus der politischen Mosaik, welche Ihr Euer Deutsches Reich nennt, zwei ganz hübsche Stücke, die ich Euretwegen mich verpflichtet habe, nicht an die Schweden kommen zu lassen.«

»Nun, wie man's nimmt! Doch ich bin Euch sehr dankbar dafür; aber ich meine, wenn Ihr die Hand aufs Herz legt, so müßt Ihr selbst gestehen, diese politische Mosaik, wie Ihr das Reich zu nennen beliebt, ist jetzt sammt und sonders nicht viel mehr werth als daß man es wegschenkt … ist's nicht so? Und da es nun einmal, zu unserer großen Ehre und unserem ewigen Ruhme sei es gesagt, damit so weit gekommen ist, daß die schönen Hände einer anmuthigen Französin darüber schalten, so darf von ihr doch der allertreuteste, allerergebenste, allerbegeistertste, allerverliebteste, allerentzündetste ihrer Anbeter sich auch ein Stück ausbitten und wenn es auch nur ein bloßer Brosamen von der Tafel wäre, an welcher Ihr mit Spaniern und Schweden den deutschen Häring-Salat, nachdem der Krieg ihn Euch klein gehackt hat, verspeist?«

Die Herzogin gab lachend zur Antwort: »Und was verlangt Ihr, alleruneigennützigster, allerbescheidenster, allerdemüthigster Freund, für Eure allertreueste Verehrung, welche, wie es scheint, tagtäglich durch irgend ein nahrhaftes Futter, wie ein Bisthum, ein Fürstenthum, eine Grafschaft oder ein Erzamt, am Leben gehalten werden will, um nicht zu sterben?«

»Täglich? O nein, täglich nicht. Wenn Ihr mir heute eine hübsche Landgrafschaft schenkt, will ich Euch versprechen, daß ich morgen nichts verlangen will.«

»Wahrhaftig, wenn ich nicht selbst Augenzeuge gewesen wäre, wie Euer gestrenger Herr Vater dem Einfall des Augenblickes folgte, als er Euch mir mit auf den Weg gab, dann würde ich darauf schwören, Ihr wäret an mich abgeschickt, um durch Eure Liebenswürdigkeit auszurichten, was Eure formidable Reichs-Armada nicht hat ausrichten können nämlich uns hier die Bedingungen des Friedens vorzuschreiben!«

Anton von Werth wechselte plötzlich die Farbe. Es war ohne Zweifel der Spott über das kaiserliche Heer, was ihn verletzte. Auch nahm er sehr heftig dessen Vertheidigung und betheuerte der Herzogin, daß diese Armada längst die Feinde, die auf dem Boden des Reichs ständen, sammt und sonders von der Erde vertilgt haben würde, wenn nicht diese Feinde klug genug wären, auch in ihre Reihen deutsche Scharen aufzunehmen. Dieses Thema schien ihn so in Anspruch zu nehmen, daß er sein Verlangen nach einer ›Landgrafschaft‹ gar nicht wieder berührte. Die Herzogin erinnerte ihn endlich daran.

»Ach,« sagte Anton mit traurigem Tone, »ich höre, Ihr wollt und die ganze Landgrafschaft Ober- und Nieder-Elsaß, den Sundgau und Landvogtei Hagenau fortnehmen – wenn Ihr das thut, so ist mein schönster Zukunfts-Plan zu nichte!«

»Und wie heißt dieser ›Zukunfts-Plan?‹ Ich bin um so neugieriger darauf, da ich in der That nicht geglaubt habe, daß Eure jugendliche Unbesonnenheit sich mit etwas, das einen so ernsten Namen hat, beschäftigen könnte?«

»Ihr habt immer nur herzlosen Spott für mich! Und doch giebt es in der Welt nichts, was ernster für mich wäre, als gerade dies.«

»Nun?«

»Verdient Ihr es, daß ich's Euch gestehe? Ich habe, wenn der Friede geschlossen, mir eine Herrschaft im Elsaß kaufen und dort leben wollen – nur weil – aber Ihr seid heute viel zu boshaft als daß ich es Euch sagen sollte, Frau Herzogin – wahrhaftig, Ihr verdient es nicht!«

»Ich werde,« versetzte die Herzogin, »Euch gar noch gleich von vorn herein Eure Landgrafschaft versprechen sollen, nur um Euch zu bewegen, daß Ihr gnädigst mich einen Blick in Eure ›Zukunft-Plan‹ werfen laßt – habsüchtiger Mensch!«

»Damit Ihr das nicht glaubt, will ich's Euch denn gestehen: ich wollte im Ober-Elsaß leben, weil wenige Meilen jenseits seiner Grenzen, in der Franche Comté, ein gewisses Schloß Mouilleront liegt, auf welchem gewissen Schlosse eine gewisse Dame einen Theil des Jahres residirt, und weil ein gewisses Herz dieser Dame viel ergebener ist, als dieselbe es ahnt, glaubt, anhören will – und als sie es verdient!«

»Anton,« fiel die Herzogin hier ein – »wolltet Ihr das im Ernst?«

»Ich wollte es – aber jetzt ist das ja zu Ende! Wird das Land ein französisches Land – dann, dann ist der schöne Traum zerronnen! Ich kann in Frankreich nicht leben. Wenn Ihr in der That das Elsaß vom Reiche reißt, dann,« fuhr Anton mit melancholischem Tone fort, habt Ihr über mein Schicksal beschlossen!«

»Und weshalb könnt Ihr in Frankreich nicht leben« fragte sie.

»Weil mein Vater es nun und nimmermehr dulden würde!«

Die Herzogin schien nachdenklich geworden bei dieser ernsten Wendung, welche das das Gespräch genommen. Das letztere wurde nicht vollendet; der Herzogin wurde ein Besuch angekündigt. – –

Als Anton von Werth am folgenden Morgen in seiner Wohnung erwachte, war es ziemlich spät; er hatte den ersten Theil der Nacht schlaflos zugebracht und war erst gegen die Morgenzeit eingeschlummert. Er rief nun seinen Diener, den alten Wolfhart, um sich von ihm beim Ankleiden helfen zu lassen und ihn dann nach der Herzogin zu senden; Wolfhart sollte anfragen, wann sein Herr heute ihr werde aufwarten dürfen. Aber Wolfhart antwortete dem Rufe seines Gebieters nicht; er war nicht im Vorzimmer, und als der Rittmeister endlich in die Stallung hinab ging, um ihn zu suchen, war auch dort der alte Kriegsknecht nicht zu finden. Zugleich mit ihm war aber auch der Reiseklepper verschwunden, der Wolfhart bis hierhin getragen hatte. Anton suchte den ehrsamen Bürger auf, bei dem er Quartier genommen, und hörte nun, daß Wolfhart in der frühesten Morgenstunde davon geritten sei und seinem Herrn nichts als ein lakonisches: ›Behüte Gott!‹ und ein grobes: ›er habe keine Lust, länger bei ihm den Diener zu machen,‹ zurückgelassen.

Anton wetterte ihm eine herzhafte Verwünschung nach. Diese Desertion des alten Burschen war ihm äußerst unangenehm. Wolfhart hatte sicherlich den Beobachter gemacht und ging nun schnurstracks, Ulriken Bericht abzustatten über alles, was er erspäht und wahrgenommen; und was er auch hinterbringen würde – Alles mußte ja eine nur zu sprechende Bestätigung durch Anton's räthselhaftes Ausbleiben bei seinem Regimente erhalten! An einen solchen bösen Streich, den Wolfhart ihm spielen könne, hatte Anton von Werth gar nicht gedacht … und doch hätte er, wäre er nicht so ganz mit sich und seiner Herzogin beschäftigt gewesen, es längst gewahren können, wie Wolfhart täglich mürrischer, vedrossener und einsylbiger geworden war, nachdem er anfangs täglich von der Rückkehr gesprochen, dann in jedes seiner Worte nicht sehr zarte Sticheleien auf wälsche Weibsleute gelegt hatte und, als Anton von Werth auf beides gleich wenig Antwort gegeben, endlich ganz stumm und verstockt geworden war.

Anton stand einen Augenblick und überlegte, ob er nicht auf der Stelle sein Roß satteln und ihm nachreiten solle, um ihn zu überholen und mit ihm heimzukehren. Nach einer Weile Sinnens aber verwarf er diesen Gedanken.

»Nein,« sagte er sich, »Du hast einen zu großen Theil Deiner schweren Aufgabe gelöst: das alles sollte umsonst gethan sein – umsonst hättest Du unter Deiner verfluchten, zehnmal vermaledeiten Maske gelitten, umsonst Deine ehrliche Seele an dieses Spiel gesetzt? Und jetzt, wo Du dem Siege so nahe bist das Schlachtfeld räumen? Nichts da – Du mußt ausharren – bis ans Ende!«

Nachdem Anton von Werth diesen Entschluß gefaßt hatte, holte er aus einem alterthümlich geschnitzten Schreine, der in seiner Schlafkammer stand, ein Päckchen zierlich gefalteter Billets hervor; dann setzte er sich hin und schrieb einen ausführlichen Brief an seine Braut. Als er ihn vollendet hatte, wurde das Päckchen darin eingeschlossen und das Ganze sorgfältig verpetschirt.

Der Rittmeister nahm dann Mantel und Helm und begab sich in das Quartier der kaiserlichen Botschaft, um seine Sendung dem Courier anzuvertrauen, der am nächsten Tage durch Süddeutschland nach Wien abgehen sollte; in München, bat er diesen Mann, sollte er einen Boten werben, der Anton's Brief der Tochter des Obersten Leynen überbringe.

Es war in der Abend-Dämmerung. Die Herzogin von Longueville saß im Lehnstuhle am Fenster in ihrem Wohngemache. Eine Zofe kniete vor dem großen Kamine, beschäftigt, die Flamme zu erhalten, welche die Herzogin dort hatte anzünden lassen, weil es ein kühler, regnerischer Tag war. Die knisternde, lohende Flamme war das Einzige, was laut wurde in dem großen dunklen Gemache; die Herzogin saß schweigend und in sich versunken da, und die Cameriera begnügte sich damit, eben so stumm, die abgebrannten Scheiter zusammenzurücken, damit sie aufs neue aufflackerten. Endlich ließ sich draußen ein rascher Schritt vernehmen. Die Zofe stand auf und hob vor dem Kommenden die schweren Falten der Portiere empor. Dann verließ sie das Zimmer.

»Ihr seid es, Rittmeister von Werth,« sagte die Herzogin, als Anton in die Mitte des Zimmers getreten. »Wer bat Euch erlaubt, so früh zu kommen?«

»Komm' ich zu früh?«

»Ihr stört mich in meinen Gedanken.«

»Und woran denkt Ihr, schöne Frau? Sicherlich nicht an das, was ich Euch zu erzählen habe!«

»Und das ist?« fragte sie.

»Anna …«

»Ihr kürzt meinen Namen da sehr cavalierement ab, Herr von Werth!«

»Ach, neckt und plagt mich heute nicht,« versetzte Anton; »es hat eine ernste Stunde für uns beide geschlagen, Anna – ich nenne Euch so, denn mein Herz giebt mir das Recht, Euch so zu nennen – eine Stunde der Entscheidung für unser Leben.«

»Um Gottes willen, welche Feierlichkeit, Herr Rittmeister! – was habt Ihr, was hat Eure schwärmerische Seele so in Bewegung gesetzt? Ist dieses melancholische Pathos auf einem Spaziergange durch den nebelichten Abend mit der feuchten Regenluft in Euch geströmt, oder …«

»Dieses melancholische Pathos ist auf der Kanzlei der kaiserlichen Gesandtschaft in mich geströmt.«

»Nun?« fragte die Herzogin lachend – »ich habe nie gehört, daß die kaiserliche Kanzlei Veranlassung zu pathetischen Schwärmereien geworden …«

»Ich habe dort vernommen, daß Befehle vom kaiserlichen Armee-Commando eingelaufen sind, mich zur Rückkehr aufzufordern – dies hat mich plötzlich aufgeschreckt aus meinen selbstvergessenen Träumen …«

»Und Ihr wollt gehorchen?« fragte die Herzogin offenbar aufs unangenehmste von dieser Nachricht überrascht.

»Gehorchen – muß ich nicht gehorchen, kann ich zum Deserteur an den Fahnen werden, denen ich Treue geschworen habe? Und doch – und doch – o mein Gott, Anna, was habt Ihr aus mir gemacht!« setzte er in bitterm Tone hinzu.

Es lag genug in diesem Tone, was der Herzogin erlaubte, alsogleich wieder von ihrem ersten Schrecken sich zu erholen.

»Es scheint, es ist nicht viel gescheidtes, was ich aus Euch gemacht habe,« antwortete sie heiter. »Sonst würdet Ihr nicht so muthlos außer Euch gerathen!«

»Muthlos? o, ich habe Muth, Alles für Euch in die Schanze zu schlagen – Alles, mein Leben, meine ganze Zukunft – nur Eines nicht: meine Ehre! Daher habe ich meinen Entschluß gefaßt. Hört mich an: Wenn jetzt ein guter, für den Kaiser und das Reich günstiger Friede geschlossen wird, so werden die Waffen niedergelegt, und ich bin meines Dienstes quitt; ich kann, wenn ich meinem Vater nur zu schreiben vermag, daß die Verhandlungen zuverlässig in kürzester Zeit ihren guten Abschluß finden werden, zugleich von meinem Posten mich lossagen. Eines Arms, der weiter nichts kann, als zuschlagen, bedarf man dann nicht mehr. Ich bin frei. Dies aber ist auch die einzige Art, wie ich, ohne mich mit Schande zu bedecken, meiner Leidenschaft für Euch nachgeben, ganz ihr leben kann! Ich will Euch folgen, Anna – ich will für immer Euer Sclave sein – aber Eines fordere ich von Euch; ich weiß, wie viel Ihr vermögt; ich weiß – Ihr selbst habt es mir wiederholt gestanden –, daß der Cardinal Mazarin, der die Politik Eures Reiches leitet, in ausführlichen Debatten Euch allein in seine letzten Absichten eingeweiht hat, bevor Ihr von Paris abreistet, um Euch hierhin zu begeben; Ihr seid deshalb die Egeria In der römischen Mythologie die Nymphe der gleichnamigen Quelle; der Sage nach die Geliebte des zweiten Königs von Rom, Numa Pompilius, den sie bei wichtigen Entscheidungen beriet und ihm so den Weg zu weiser Herrschaft wies. – Anm.d.Hrsg. Eures Gemahls – wohlan, Anna, erhebt Eure Hand und schneidet diesen endlosen Faden der Unterhandlungen, den Ihr vor Euren Augen sich immer mehr dehnen, immer mehr verwirren laßt, endlich durch; seid die Schicksals-Göttin für mich und zugleich für Deutschland, für Europa; die Völker werden Euch segnen – macht Frieden … laßt mich Euch bewundern, vergöttern, für ewig Euer Sclave sein, weil Ihr es wart, die endlich die blutenden Wunden meines Vaterlandes gestillt hat!«

Die Herzogin lachte plötzlich auf.

Mein Gott, wie habe ich euch verwöhnt, blonder Ritter! Nun soll ich gar um Eures, freilich sehr zierlich gewundenen Knebelbärtleins willen den Lauf der Welt bestimmen! Im Ernst, Anton von Werth, kommt Ihr Euch nicht wie ein Kind vor, das von seiner Mutter den Mond geschenkt verlangt?«

»Wahrhaftig,« antwortete Anton bitter, »mir war nie weniger kindisch zu Muthe, als in diesem Augenblicke. Ich verlange nichts Unmögliches von Euch. Was ich verlange, das fordere ich, weil ich ein Recht habe, es zu fordern.«

»Und – ich bin neugierig, es zu hören – wer giebt Euch dieses Recht, herrschsüchtiger Mensch?«

»Meine Liebe, meine Leidenschaft für Euch … aber freilich, Ihr seid nicht die, welche solche Rechte anerkennt. – Anna, Anna, laßt mich nicht ahnen, daß Ihr nichts als ein kokettes Spiel mit einem unglücklichen Herzen treibt … und wahrlich, wenn es nicht wäre, wenn Ihr mich liebtet, dann würden Eure diplomatischen Intriguen hier Euch schaal und unaussprechlich langweilig erscheinen, dann würdet Ihr gern dem traurigsten Ruhme entsagen, den es für eine Frau giebt, dem, ein Diplomat, ein Staatsmann zu sein – Ihr würdet nichts Anderes als ein Weib, als mein sein wollen!«

»Was doch ein Mann, den man verhätschelt hat, nicht alles verlangt! Die Interessen Frankreichs …«

»Die Interessen Frankreichs? Was geben Eich die Interessen Frankreichs an?«

»Vortrefflich! man muß nach Deutschland kommen, um so etwas zu hören! Welche Grundsätze! Damit wißt Ihr denn auch Eure Interessen so meisterlich zu verpfuschen!«

»Also, Ihr wollt nicht, Frau Herzogin, Ihr wollt noch lange Monate, vielleicht Jahre lang hier das Gespinnst, welches das Nessushemd Das Nessusgewand ist ein durch das Blut des Zentauren Nessus vergiftetes, verderbenbringendes Hemd. Als sich Herakles einer erbeuteten Schönen (Jole) zuzuwendete, ließ ihm die eifersüchtige Deïaneira dieses Gewand überbringen. Sofort befielen den Helden entsetzliche Schmerzen. Er versuchte, das Hemd abzulegen, doch hatte es sich fest mit seiner Haut verbunden, und er riss zugleich sein Fleisch mit ab. Deïaneira tötete sich daraufhin aus Verzweiflung, während Herakles sich, um seinen Qualen ein Ende zu bereiten, auf einem Scheiterhaufen bei lebendigem Leibe verbrennen ließ. – Anm.d.Hrsg. für Deutschland wird, weiterspinnen – und was mich angeht, so wollt Ihr, daß ich, um nicht als ehrloser Ausreißer verurtheilt zu werden, mich von Euch losreiße, zurückkehre und aus Schmerz und Verzweiflung umkomme. Gott, könnte ich dann lieber zu Euren Füßen sterben, damit Ihr sähet, wie grausam Eure Härte war!«

»Anton!« sagte die Herzogin zärtlich und streckte dem jungen Manne ihre Hand hin, »seid ruhig und hört mich an. Was Ihr verlangt, ist eine Thorheit. Es ist wahr, daß der Herzog von Longueville und Graf Servien oft zu mir sich flüchten, wenn sie nicht wissen, ob sie auf diesem oder jenem Punkte nachgeben oder starr festhalten sollen. Es ist wahr, daß ich in St. Germain und in Paris mancherlei Winke erhielt, welche mich in den Stand setzen würden, vielem Hin- und Herverhandeln ein Ziel zu stecken, während ich jetzt lächelnd ihm zuschaue …«

»Und weshalb steckt Ihr ihm nicht ein Ziel – weshalb denkt Ihr nicht daran, wie viel jeder weitere Tag, an welchem Deutschland alle die Scharen fremder und eigener Kriegsvölker erhalten und nach Belieben schalten lassen muß, uns kostet …?«

»Ihr werdet es gleich hören – unterbrecht mich nur nicht! Den Frieden aber zu dictiren – dazu bin ich nicht im Stande, und wenn ich es könnte – glaubt Ihr, Anton, daß ich es thun würde? Was wäre die Folge? Ihr würdet Euren Dienst niederlegen können, sagt Ihr. Aber für mich? Ich müßte dann heimkehren nach Frankreich. Dahin könnt, dahin wollt Ihr dann freilich mir folgen. – Doch, Anton, wie wenig kennt Ihr die Welt! Wie bald würdet Ihr dort vom Strudel des Lebens erfaßt, in andere Kreise geworfen, von all den Aufregungen, die Ihr heute nicht kennt und nicht ahnt, ergriffen werden! Wie bald würdet Ihr dort die arme Anna von Longueville vergessen, die es so gut mit Euch gemeint und Euch doch so schlecht erzogen hat, Ihr unvernünftiger, leidenschaftlicher Mensch! Nein, nein, redet mir nicht von Euren Planen. Hier, in dieser Umgebung, flicht sich eine liebe, theure Freundschaft in unser Leben. Hier können wir uns ihr hingeben, unbeobachtet, ungestört ihr angehören. Hier ist der Boden, auf welchem sie groß gewachsen, hier die Umgebung, welche sie erhält und nährt. Seid darum nicht verwegen und stürmt auf mich ein, unsere Freundschaft loszulösen von diesem Boden und sie in eine ganz andere Luft, die Ihr nicht kennt, zu verpflanzen. Wißt Ihr denn, ob sie das erduldet? ob sie in anderer Umgebung nicht alsogleich verkümmern wird? Und – Ihr zuversichtlicher, verwegener Blondkopf –« setzte die Herzogin in heiterm Tone hinzu, »fällt Euch denn gar nicht ein, wie naiv Ihr seid? Gesetzt auch, Ihr wäret Eurer Treue unter ganz anderen Verhältnissen sicher – seid Ihr denn der meinigen sicher? Wißt Ihr denn, was dort, wohin Ihr mich drängt, meiner wartet, um mich Euch abspenstig zu machen?«

»Den Einwurf kann ich freilich nicht widerlegen,« antwortete Anton von Werth, dem er sich rasch mit einem Ausdrucke großer Kälte abwandte; »da habt Ihr Recht, Frau Herzogin!«

»Nun wohl – so gebt Euch zur Ruhe! Laßt uns hier bleiben, Anton – laßt uns genießen, was uns an Glück die gütigen Götter hier gönnen und bescheiden – greifen wir in dieses Schicksal nicht eigenmächtig ein – wer weiß, ob ein solches Eingreifen nicht das Erwecken eines Schlummernden wäre, das ihm zum Bewußtsein bringt, er hat geträumt und – der schöne Traum ist zu Ende.«

»Also,« fuhr Anton von Werth mit eigenthümlicher Heftigkeit auf. – »Ihr wollt den Frieden nicht beschleunigen, Ihr weigert Euch, Euren Einfluß dazu aufzubieten – ja, Ihr seid wohl gar im Stande, was in Eurer Macht liegt …«.

»Aufzubieten, um ihn noch lange, recht lange hinauszuschieben? Weshalb nicht?«

»Trotzdem« fuhr Anton fort, »daß Deutschland aus tausend Wunden blutet? daß mit jedem neuen Tage, der ihm den Frieden nicht bringt, diese Wunden neu strömen? das unnennbares Elend sich von Tag zu Tag hinauszieht und an dieser entsetzlichen Verwüstung, die seit dreißig Jahren fortwüthet, die letzten Lebenskräfte zu Grunde geben, die letzten Hoffnungen auf die Möglichkeit eines allmählichen Wiedererstehens des zertretenen Volkes zu nichte werden?«

Die Herzogin blickte den jungen Soldaten verwundert an: so ernst, mit so viel Feuer hatte sie ihn nie reden, nie um Dinge, die ihn nicht unmittelbar berührten, sich kümmern sehen.

»Es wird nicht ganz so schlimm sein, wie Ihr es da ausmalt,« sagte sie, die Achsel zuckend. »Aber wenn ich nun trotz allem dem mein bischen Einfluß nur anwendete, um den Frieden noch lange, recht lange hinauszuziehen … wenn ich mir noch recht lange das capriciöse Vergnügen gönnte, in dieser austro-gothischen Am Ende des 3. Jh. spaltete sich die Völkerschaften der Goten in die Ostgoten (Ostrogothi glanzvolle Goten) und die Westgoten (Visigothi edle, gute Goten). – Anm.d.Hrsg. Stadt gewisse unglückliche Erziehungs-Experimente fortzusetzen – Anton,« sagte die Herzogin mit einem schmelzenden Tone und einem zärtlichen Blicke –, könntet Ihr mir daraus einen Vorwurf machen – Ihr?«

Aber die verführerischen Manieren und die anmuthige Tändelei, womit die schöne Frau nach einer blonden Locke des jungen Mannes faßte, sie um den Finger wickelte und dann, wie, um ihn zu strafen, daß er nicht Eines Sinnes mit ihr sei, daran zupfte – alles das schien keinen Eindruck auf Anton von Werth zu machen.

Sein Gesicht – war es die Wirkung der flüchtig bewegten Flamme im Kamine, die so grell ihren Schein darauf warf? – sein Gesicht schien bleich und eigenthümlich gespannt. Seine Züge hatten zugleich einen unheimlichen scharfen Ausdruck, wie die eines Menschen, den ein Fieber schüttelt, bekommen. So stand er unbeweglich aufrecht da – die rechte Hand, welche auf der Stuhllehne der Herzogin geruht hatte, war von ihm zurückgezogen worden; seine Augen schienen zornig flammend auf sie niederzuglühen, wie sie koket bald aufrecht, bald liegend in ihrem großen Fauteuil vor ihm dasaß.

»Wahrhaftig, Anton von Werth,« sagte sie als er eine Weile so dastand, ohne eine Sylbe zu antworten, »Ihr seht aus und blickt mich an, wie der Ritter Blaubart, als er just eine seiner Gemahlinnen zu erwürgen in Begriff stand!«

Anton antwortete noch immer nicht.

»Bin ich ein Medusenhaupt, daß Ihr mich so anstarrt?«

Er schien zu erwachen.

»O mein Gott!« flüsterte er, sich abwendend, wie auf tiefster, kummerschwerster Brust – »o mein Gott, in welcher Schlinge habe ich mich gefangen!«

Er machte ein paar Schritte durch das Gemach und wischte den kalten Schweiß, den er seine Stirn bedecken fühlte, fort.

»Werdet Ihr reden, was Euch anwandelt, welche furia tedesca in Euch stürmt?«

»Herzogin!« – fuhr Anton von Werth auf, indem er ihren Arm erfaßte und drückte, daß sie vor Schmerz einen leisen Schrei ausstieß – »ist alles ein Spiel, ein frivoler Scherz, den Ihr mit mir treibt, um Eure Macht über mich darin zu spiegeln – oder ist es Euer Ernst – denkt, handelt Ihr wirklich so …?«

Die Herzogin von Longueville stand erschrocken auf; aus dem Tone, mit welchem Anton diese Worte sprach, klang etwas heraus, das sie im Innersten ihrer Seele traf.

»Herr von Werth,« sagte sie, »Ihr vergeßt Euch – ein frivoles Spiel hätte ich mit Euch getrieben? – keineswegs, ich habe Euch gegenüber immer auf der Zunge getragen, was ich gedacht und empfunden habe, nicht mehr, nicht minder …«

»Dann habt Ihr mich zu einem elender Menschen gemacht, auf Lebenszeit!« unterbrach Anton von Werth sie mit dumpfem Tone und sich zum Gehen wendend. »Lebt wohl, Frau Herzogin. Wir sehen uns nicht wieder!«

Sie trat ihm in den Weg.

»Was ist Euch, thörichtes Kind?« sagte sie, als wolle sie ihn zurückhalten, indem sie den Ton nachsichtigster und zärtlichster Güte in ihre Worte legte.

»Was mir ist? Mich übermannt das Gefühl, daß ich ein schlechter Mensch bin und daß ich es umsonst geworden bin!«

»Welche Reden … fühlt Ihr Euch denn so gar schlecht und verworfen, daß Ihr deshalb Eure beste und mildeste Freundin fliehen zu müssen glaubt?«

»Meine Freundin!« lachte Anton von Werth bitter, fast höhnisch auf »meine Freundin!« Er schlug beide Hände vor das Gesicht.

»Und soll ich das nicht sagen: Eure Freundin?« fragte die Herzogin, mehr und mehr über sein Betragen erschrocken und ängstlich seine Arme erfassend, um sie herabzuziehen und sein Gesicht frei zu sehen.

»Nein, sagt das nicht,« antwortete Anton von Werth, indem er hart und rücksichtslos ihre Berührung abschüttelte. »Ihr seid nicht meine Freundin – aber ich will Euch sagen, was Ihr mir seid: Ihr seid von diesen Tage an der Alp meiner Nächte, und Euer Bild wird mich verfolgen wie den Verbrecher das Andenken seiner That verfolgt: auch ich habe ein Verbrechen begangen, an Euch, ein noch größeres an mir selbst …!«

»Ein Verbrechen? an mir ein Verbrechen?« fragte die Herzogin.

»Ja, und ich will es offen Euch bekennen: Anna von Longueville, täuscht Euch nicht länger – ich bin nicht der verliebte Sclave, der ich Euch zu sein schien. Als Ihr begannt, Eure Netze nach mir auszuwerfen, da setzte sich ein Plan, ein teuflischer Plan in meinem armen bethörten Hirne fest. Unterjoche diese Frau, sagte ich zu mir, welche glaubt, ein leichtfertiges Spiel zu ihrer Kurzweil mit Dir treiben zu können. Stelle Dich, als ob ihre Koketterieen Dich wie einen jungen Gimpel unlösbar verstrickten, als ob Dein ganzes Herz von der Macht ihrer Netze gefangen wäre; dann spiele Deine Rolle geschickt weiter, und indem Du ihr liebeberauschter Vergötterer scheinst, der nur für sie noch lebt und athmet, der stürbe, sobald ihm ihr Blick nicht mehr sonnig schiene – bemächtige Dich ihres Herzens, wecke ihre Leidenschaft und wisse sie zu beherrschen, lehre sie Dir gehorchen; und dann wenn sie Dir gehorcht, dann schreibe ihr vor, was Du irgend durch sie erreichen kannst, lenke durch sie den Wurf der Würfel, mit welchen hier um den zerrissenen Mantel Deines Vaterlandes gespielt wird. Rette durch sie, was zu retten ist. Zaubre durch sie das Ziel aller Deiner Wünsche heran, den Frieden für das Reich, die goldene Zeit, welche auch Dir erlauben wird, Dein eigenes Glück Dir zu gründen, Deinen eigenen Herd, an dem Deine treue Braut …«

»Herr von Werth,« unterbrach ihn hier die Herzogin, »redet nicht weiter – sie zitterte heftig, als sie sprach, alle ihre Fassung war dahin, und trotz der Mühe, welche sie sich gab, den äußeren Anschein der Ruhe zu bewahren, fühlte sie doch ihre Kniee so unter sich wanken, daß sie den Arm ausstreckte, um an dem nächsten Möbel sich aufrecht zu erhalten – »redet nicht weiter – ich habe eine Schlange an meinem Herzen groß gezogen – das, das, in diesem scheinheiligen, tückischen Deutschland …! Und nun gar noch geopfert zu sein um eines anderen Weibes willen – o, hättet Ihr das wenigstens mich nicht errathen lassen!«

Sie warf sich in ihren Sessel zurück, und Thränen der Wuth perlten über die Hand, auf welche sie ihre bleiche Stirn stützte.

»Laßt mich alles sagen, Ihr sollt Alles wissen,« fuhr Anton unerbittlich gegen sich und gegen sie fort: »Ich habe meinen Plan vollführt; ich habe gelogen und geheuchelt; ich habe mit falschen Liebesschwüren um mich geworfen, Alles, Alles in der Hoffnung, mein Ziel zu erreichen; wie ich es über mich vermochte, die schwere Maske zu tragen – denn schwer ist sie mir geworden – beim Himmel – das kann ich Euch nicht schildern in dieser Stunde; genug, ich habe es durchgeführt, so ganz und vollständig, daß ich täglich mit innerem Frohlocken beobachten konnte, wie Ihr mehr und mehr Euch mir zu unterwerfen lerntet. Endlich glaub' ich nun am Ziele zu stehen, ich komme zu Euch, meinen Meisterstreich zu machen, Euch mein letztes Geheiß zu dictiren, und – statt des milden, nachgiebigen Weibes, das mir die Hand überläßt, damit ich sie führe und mit ihr meinen Willen dieser Schar vor Feinden meines Vaterlandes, welche hier Heimtücke sinnen, auferlege – statt dessen finde ich – nun Euch, die mir gesteht, daß ich und meine unglückselige Lüge, mein Liebeheucheln, mein verruchtes Spiel nur dazu dienen, die Leiden Deutschlands zu verlängern; daß Ihr die Ränke, die ich enden wollte, nur weiter ausspinnt, um meine verlogenen Huldigungen länger zu genießen! O mein Gott! ist je eine schlechte That entsetzlicher bestraft worden?!«

»Eine schlechte That! das ist sie, Herr von Werth!« sagte die Herzogin, ihr bleiches Gesicht mit zornfunkelnden Augen durchbohrend auf den jungen Mann richtend.

»Macht Ihr mir keine Vorwürfe, Anna von Longueville … ein Weib, das um einer Liebelei willen, an der ihre Eitelkeit sich nährt, die Leiden eines Volkes, einer Welt verlängern kann, hat kein Recht, Moral zu predigen!«

Die Herzogin erhob sich rasch und trat Anton von Werth einen Schritt entgegen; aber er schnitt ihr das Wort ab:

»Ich weiß, was Ihr sagen wollt – Ihr wollt mir sagen, wie schlecht ich sei, und mich fortwerfen … o, ich gehe schon – daß Ihr je meinen Blick wieder begegnet, das fürchtet nicht! Das Spiel ist zu Ende – wir trennen uns wie zwei Schauspieler, welche sich glühend und trunken ihre Leidenschaft geschildert haben und, wenn die Scene zu Ende, nach rechts und nach links in ihrer Coulisse verschwinden! Lebt wohl, Herzogin von Longueville!«

Anton von Werth verließ mit raschen Schritten das Gemach.

Die Herzogin stand lange Zeit mit ihren todesbleichen Zügen wie verstummt in der Mitte ihres Zimmers; regungslos, wie eine Statue, blickte sie dem Verschwundenen nach. Dann plötzlich zuckte wie ein wiederkehrendes Leben durch diese starre Gestalt, sie schüttelte heftig ihre Klingel, und als die Cameriera erschien, befahl sie, augenblicklich ihren Stallmeister Tavannes herzubeischeiden.



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