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Drittes Kapitel.

Ihre Fingerspitzen auf den Arm des Stallmeisters Tavannes legend, trat die Herzogin von Longueville in die Wirthsstube ein. Eine der sie begleitenden Kammerfrauen, die dicht hinter ihr ging, hatte die Schleppe des langen weiten Reitkleides ihrer Gebieterin aufgenommen; die zweite Kammerfrau folgte mit einer Cassette unter dem Arm.

Tavannes eilte, den Sorgenstuhl, welchen vorhin Ulrike eingenommen hatte, aus seinem Winkel hervor zu ziehen und an den Tisch zu rücken.

»Aber, Tavannes,« sagte die Herzogin, nachdem sie sich darin niedergelassen und dann sofort wieder aufgestanden war – »soll ich denn in diesem harten Stuhl-Ungeheuer, das eine wahre Marterbank ist, noch obendrein so sitzen, daß mir alles Licht ins Gesicht fällt?«

Tavannes sprang herzu und wandte den Sessel, so daß die Herzogin, als sie sich wieder gesetzt hatte, seitwärts am Tische saß und auf diesem ihren linken Arm ruhen lassen konnte.

» Mon Dieu!« sagte sie nun mit einem Stoßseufzer und sich umblickend in dem Raume, »in welcher Höhlen wohnen diese Menschen hier, wie die Bären!«

»Alle Teufel,« wandte sich jetzt Johann de Werth an den Obersten Leynen, »ich glaube, ich kenne dieses unzufriedene Gemüth – ich errathe, wer es ist …«

Die Herzogin warf, durch diese Worte auf die beiden Deutschen aufmerksam gemacht, ihnen einen flüchtigen, theilnahmlosen Blick zu, der sogleich von ihnen zurückkehrte, als hätte er keinen Gegenstand gefunden, welcher ihn auch nur eine halbe Minute lang zu fesseln würdig wäre.

»Stell' die Cassette auf diesen Tisch, Blanche,« sagte sie dann zu der Kammerfrau. »Tavannes, ich halte es nicht lange in diesem Raume aus – ich ersticke an der üblen Luft, welche darin herrscht. Geht und sorgt für eine Erquickung für mich. Holt mir den weißen Burgunder aus unseren Reise-Provisionen. Fleurette, öffne die Cassette und gieb mir meine Pastillen daraus; hier ist der Schlüssel. Tavannes, seht, ob Ihr Eier findet in diesen Dorfe. Und laßt Euch das Brod zeigen, ob es genießbar ist. Wasser, Fleurette, – hol' mir Wasser! Blanche, aber mein Gott, Du hast vergessen, mein Rückenkissen mit herein zu bringen. Tavannes, rennt doch nicht fort bevor man hat ausreden können – fragt, wer die Reiter gewesen sind, von denen unsere Eclaireurs sprachen, daß sie das Dorf vor uns besetzt gehalten haben; ich will wetten, daß es Schweden waren – Blanche …«!

»Blanche ist nach dem Rückenkissen gegangen,« fiel Tavannes ein.

»Fleurette, geh …«

»Fleurette sorgt für Wasser, Frau Herzogin!«

»Mein Gott! diese Geschöpfe sind immer verschwunden, wenn man sie gerade braucht – nun geht nur, Tavannes.«

Als ihre dienstbaren Geister alle drei fort waren, um die zahlreichen Bedürfnisse der Herrin zu befriedigen, begann die Herzogin mit ihren schmalen weißen Händen sich das Haar aus der Stirn zu glätten; dann legte sie den Kopf an die Lehne des Sessels zurück und schloß die Augen wie zum Schlummer.

»Ein verdammt verführerisches Weib ist diese kleine braune Hexe,« sagte Johann von Werth jetzt, ohne seinen Ton eben zu dämpfen – ich möchte darauf schwören, ich muß sie schon gesehen haben!«

Tavannes trat wieder ein.

»Man bringt die Erfrischungen, Hoheit,« sagte er. »Giles, unser Dolmetscher, kann aus den Aussagen der Wirthsleute nicht recht klug werden, welche Farben die Reiter, die vorhin das Dorf verlassen haben, getragen; Gelb und Blau, sagen die Einen, die Anderen behaupten Gelb und Schwarz …«

»Das ist ganz unmöglich; kaiserliche Truppen? Nein, es ist, wie ich sage, es werden Schweden gewesen sein. Tavannes, treibt die Leute fort, welche dort hinter dem Tisch sitzen! Sie geniren mich!«

Tavannes wandte sich zu den beiden Obersten. »Ihr sollt Euch fortbegeben!« sagte er und erläuterte sein gebrochenes Deutsch durch eine gebieterische Handbewegung.

»Eine so schöne Dame,« antwortete Johann von Werth lächelnd in gutem Französisch, »wird einem Paar alter wegmüder Kriegsleute nicht ihr Halbstündlein im Wirthshause mißgönnen.«

»Wer sind sie, Tavannes?« fragte die Herzogin.

»Wer seid Ihr?« vermittelte der Stallmeister diese Frage an die beiden Männer.

»Kaiserliche Reiter, auf Urlaub,« versetzte der General.

»Es wäre gefährlich, sie ihrer Wege ziehen zu lassen,« wandte sich Tavannes, indem er seine Stimme dämpfte, zur Herzogin. »Sie könnten unsere Reise an irgend eine kaiserliche Truppen-Abtheilung verrathen, irgend ein Streifcorps, vor denen man nie hier ganz sicher ist …«

»Ihr habt Recht, Tavannes. Nehmt sie gefangen und laßt sie von unserer Bedeckung mitführen, bis wir sie dem ersten französischen Posten ausliefern können, auf den wir stoßen.« –

Die Herzogin legte wieder ihren Kopf an die Lehne und schloß die Augen.

Tavannes wandte sich an Johann von Werth.

»Gebt mir Eure Degen!« sagte er; »dann kommt mit mir hinaus, Ihr seid unsere Gefangenen.«

»Das wird schlimm,« flüsterte Oberst Leynen auf deutsch seinem Gefährten zu.

»Schlimm? Warum nicht gar! laßt mich nur machen.«

» En avant, allons!« herrschte Tavannes und streckte die Hand nach Johann von Werth aus.

Dieser erhob sich jetzt, und an Tavannes, ohne ihn weiter zu beachten, vorübergehend trat er mit untergeschlagenen Armen in die Mitte des Raumes vor die Herzogin. Die feste wallonische Reitergestalt stand so selbstbewußt und sicher da, daß der schmächtige gelbhäutige Franzose, der ihn gefangen nehmen wollte, für besser fand, den erhobenen und ausgestreckten Arm still wieder sinken zu lassen. Johann von Werth schüttelte das ergraute, lang auf seine Schultern hinab wallende Haar, das sein männliches Gesicht wie eine Löwenmähne umgab, aus der Stirn, und mit lächelnder Ruhe auf die Herzogin niederblickend, sagte er:

»Mit Vergunst, hohe Frau, erlaubt mir nur ein Wort, bevor Ihr mich entwaffnen laßt und als Gefangenen Euren Reitern übergebt. Es ist mir, als hätte ich Euch bereits irgendwo gesehen … ein so schönes Antlitz, wie das Eure, vergißt man ja so leicht nicht wieder – doch taucht Ihr hier so unerwartet vor mir auf, daß ich im Augenblicke nicht sagen kann, wo und wie es geschehen …«

Die Herzogin von Longueville erhob langsam mit dem Ausdruck unsäglicher Theilnahmlosigkeit das Auge und warf einen ihrer languissanten Blicke auf Johann von Werth. Dann wandte sie den Kopf ab, und ihren Reise-Marschall ansehend, sagte sie:

»Wie findet Ihr das, Tavannes?«

»Amusant, in der That, Hoheit!«

»Führt sie ab! Wenn sie nicht gehen, ruft Giles und einige der Reiter herein!«

Johann von Werth ließ sich nicht irre machen durch die ungnädige Aufnahme, welche seine Worte fanden.

»Laßt doch nur einen Augenblick mich besinnen, Frau Herzogin – so höre ich Euch ja nennen – wo nur kann es gewesen sein, daß ich Euch sah? Sicher in Frankreich! Vielleicht in Vincennes, damals, als Euer König, Herr Ludwig XIII» so gnädig war, einem armen Kriegsgefangenen, den er dort festhielt, ein großes Banket zu geben? Es war im großen Rittersaale des alten Schlosses. Die Großwürdenträger, die Minister, die Feldherren der Krone feierten den deutschen Reitersmann – es war von Eurem Könige sehr ritterlich gehandelt, und ein wahrer Ehrentag war es für den armen Johann von Werth, der sich ganz anderer Dinge versehen hatte, wenn er einmal seinen Feinden in die Hände falle! Mitten zwischen den Hofmännern, den Kriegsleuten, den Baronen saßen edle und anmuthige Frauen, und darunter – besinnt Euch, war nicht auch die Herzogin von Longueville darunter?«

Während dieser Rede des Generals hatte sich das Auge der Herzogin wieder erhoben; sie betrachtete ihn, als ob die merkwürdige und charakteristische Gestalt, welche vor ihr stand, ihre Aufmerksamkeit zu fesseln beginne; bei seinen letzten Worten aber fiel sie lebhaft ein:

»Ihr lügt, darunter war ich nicht – um keinen Preis hätte man mich hingebracht – ich hatte laut und unablässig meine Stimme erhoben wider diese Manie, sich blos zu stellen, wider diesen Eifer, der Welt zu zeigen, daß man sich vor Freude nicht zu lassen wisse, endlich den gefährlichsten Feind Frankreichs in seine Gewalt bekommen zu haben … o, es war eine unwürdige Schaustellung, ein Wegwerfen des Anstandes und der Würde … ein König von Frankreich, welcher diesen selben Johann von Werth feiert, der ihm mit Feuer und Schwert seine Provinzen verheert und St. Denis, die Ruhestätte seiner Ahnen, geschändet hatte! Pfui! Ich hätte ihn, wenn ich den deutschen Mordbrenner in Vincennes gehabt, in das tiefste Verließ des Donjon werfen lassen!«

»Ihr seid sehr streng und grausam gegen ihn!« antwortete der General lächelnd; »es hieß, er habe sonst vor den Augen der französischen Frauen wohl Gnade gefunden!«

»Ah bah!« versetzte die Herzogin mit dem Ausdrucke tiefen Abscheues; »sie haben sich entsetzt über ihn, er hat getrunken wie ein Stier und geraucht wie ein Wilder – nicht wahr, Tavannes?«

»In der That, Hoheit, Niemand in Paris hatte das je vorher gesehen, daß man aus seinem Munde einen Rauchfang machen könne!«

Johann von Werth lachte bei diesen Worten herzlich laut auf.

»Er ist freilich ein derber, ungehobelter Bursche,« sagte er.

»Und was wißt Ihr von ihm?« fragte die Herzogin jetzt. »Wart Ihr unter denen, welche mit Johann von Werth gefangen worden und dazumal in Vincennes verwahrt wurden?«

»Ja, Hoheit, ich wurde in der Schlacht bei Rheinfelden 28.3./3.3.1638. – Anm.d.Hrsg. gefangen und war in Vincennes dazumal – wo hätt' ich sonst auch das bißchen Französisch gelernt, das ich jetzt vor Euch radebreche.«

»Wo steht Johann von Werth jetzt?« fiel hier der Stallmeister ein.

»Wer das wüßte!« antwortete der General; »der unruhige Mensch ist nie am selben Fleck! Mag sein daß er jetzt, wo man ihn hinten in Nieder-Baiern oder Böhmen glaubt, längst alle Straßen im Frankenlande besetzt hält, um die Frau Herzogin von Longueville aufzuheben, die zum Friedens-Congresse nach Westfalen zieht, um dort auch noch ihre zarten Finger an das zäh verwickelte Garn der Unterhandlungen, das dort gesponnen wird, zu legen. Er hat immer seine guten Spione; daß Ihr hinabzieht, mit den letzten Instructionen Mazarin's an Euren Gemahl versehen, in die geheimsten Gedanken der französischen Politik eingeweiht – das weiß er sicher längst, und wenn er Euch und was Ihr an Bot- und Briefschaften bei Euch habt, aufheben und in seine Hände bekommen könnte – sicher geschähe seinem Kaiser ein großer Dienst dadurch!«

Die Herzogin warf noch einmal einen Blick auf den Reiter vor ihr, und es lag etwas ängstlich Prüfendes in der Art, wie sie ihn ansah.

»Ich möchte diesen Werth vor meinen Augen in Stücke hauen sehen!« sagte sie endlich lebhaft; »ohne diesen abscheulichen Croaten, diesen …« aber sie unterbrach sich, sie schien sich zu erinnern, daß sie mit einem fremden Reiter in ein viel zu ernstliches Gespräch gerathen, als es sich für Anna von Bourbon geziemte, und indem sie nun wie müde den Kopf auf ihren Arm stützte, gab sie Tavannes mit der anderen Hand einen Wink.

»Jetzt fort mit den Menschen, Tavannes,« sagte sie streng. »Laßt sie gut bewachen, Turenne wird, wenn sie ihm übergeben sind, ihre Aussagen benutzen können.«

»Kommt!« rief Tavannes, »kommt jetzt!«

Der General zog seinen Degen.

»Was wollt Ihr?« fuhr der Reise-Marschall ihn an. »Ihr werdet keinen unnützen Lärm machen wollen?«

»Ihr wolltet unsere Degen, glaub' ich –« antwortete Johann von Werth ruhig; »wir wollen sie Euch zeigen!«

Oberst Leynen war neben den General getreten und hatte ebenfalls rasch sein großes Reiterschwert entblößt.

»Wenn Ihr hier vor den Augen von Madame eine Rauferei beginnt, so lasse ich meine Leute eintreten und Euch niederschießen!« herrschte Tavannes die beiden Soldaten an.

Der Reise-Marschall wandte sich der Thür zu, riß sie auf und rief laut: »Giles!« in den Hausflur hinein.

Aber Giles schien nicht auf seinem Posten zu sein; er kam nicht. Tavannes wollte noch einmal rufen, da ließ sich durch die offene Thür Spornklirren und Schwerterrasseln vernehmen. Auf die Schwelle trat ein bewaffneter Reiter. Doch auf den Ruf des Stallmeisters gekommen schien er freilich nicht. Er schritt an Tavannes, ohne ihn zu beachten, vorüber, er trat bis in die Mitte des Gemachs, und ohne auch nur einen Blick der Herzogin im Lehnstuhle zu schenken, gleich als ob es hier jemanden gäbe, der vornehmer als eine Prinzessin aus dem königlichen Blute von Frankreich, stellte er sich aufrecht und straff vor Johann von Werth. Die linke Hand mit dem Stulphandschuh auf den Knauf des einen Fuß weit von seiner Seite aufgestoßenen Schwertes haltend, während die rechte den Helm mit dem Federbusch trug, der auf des Reiters Kopf die Decke berührt haben würde, sagte er in meldendem Tone:

»Vom Obersten Rheinach, Excellenz!«

»Wo ist Rheinach?« fragte der General.

»Auf dem Anger vor dem Dorfe läßt er eben sieben Cornet Dragoner aufmarschiren; die sechs anderen Cornet sind noch zurück, etwa eine halbe Stunde.«

»Oberst Rheinach ist pünktlich wie immer. Ich werde kommen. Sagt ihm das.«

»Zu Befehl, Excellenz.«

Der Officier des Obersten Rheinach wandte sich und verließ das Gastzimmer, wie er gekommen.

Tavannes hatte verwundert diese Scene angesehen. Auch die Herzogin hatte sich herabgelassen, ihre Aufmerksamkeit auf den deutschen Reitersmann zurückzulenken, den Tavannes eben noch niederschießen lassen wollte. Sie verstand deutsch genug, um den Sinn so kurzer Säße, wie sie so eben geredet wurden, zu fassen. Sie war gerade im Begriff, an Tavannes das Wort zu richten, als sie eine neue Erscheinung über die Schwelle treten sah. Dieses Mal war es ein völlig schwer gerüsteter Soldat, im vollen Waffenschmuck kaiserlicher Kürassiere; er war von der Scheitel bis zum Fuße gepanzert wie ein Ritter des Mittelalters. Der Helm hatte ein Visir, außer dem Brust-Harnisch schützte ein eiserner Halskragen die Schultern, metallene Schuppen sicherten den Leib, Eisenschuppen bedeckten die Schenkel bis zu den mächtigen Stulpstiefeln; eben so bargen sich unter Eisenschienen die Arme, unter kleinen Schuppen von Eisen die Hände. An der Seite hing ein breites, gewaltiges Schwert, zum Stoß und zum Hieb eingerichtet. Der Mann stellte sich strack wie sein Vorgänger auf, inmitten des Gemachs, und dem General fest ins Auge schauend, meldete er:

»Vom Regiment Pappenheim-Kürassiere, Excellenz.«

»Auch schon da! Vortrefflich. – Wie viel sind Euer?«

»Acht Cornet, Excellenz.«

»Sollen halten und warten. Es ist gut. Geht!«

Der Kürassier marschirte rasselnd und klirrend in seinem eisernen Rüstzeug zum Gemache hinaus.

»Tavannes,« – begann die Herzogin von Longueville, deren Theilnahme an der ersten Erscheinung, die so unerwartet hier aufgetaucht war, sich bei dieser zweiten bedeutend gesteigert zu haben schien – »Was bedeutet das?«

»Gott weiß es, Hoheit,« antwortete Tavannes leise flüsternd, »ich fürchte. …«

Er wollte fortfahren, als ein dritter Bote ins Gemach trat, ein Bursche, der an malerischer Ausrüstung womöglich seinen Vorgänger noch übertraf. Es war eine hohe Gestalt mit einer spitz zulaufenden Filzmütze, an der ein Reiherbusch sich schaukelte; er trug einen rothen Mantel, trotz der Sommerwärme, der zurückgeschlagen von seiner Schulter niederfloß; auf seinem Rücken, an einer über der Brust laufenden eisernen Kette hangend, hatte er einen Carabiner mit deutschem Radschloß. Das Wamms aus grobem, braunem Zeuge hielt ein schwerer Ledergurt zusammen, und an diesem Gurte trug die abenteuerliche Figur einen Säbel, dessen breite Klinge und stark geschlungene Krümmung eine ganz unheimliche Tauglichkeit zum Abschneiden von Köpfen verrieth.

»Von den Croaten, Excellenz,« meldete der Mann.

»Oberst Isolani soll hieher kommen!« versetzte Johann von Werth, nachdem er die Meldung mit einem Kopfknicken erwiedert hatte. »Das Volk bleibt in den Sätteln auf dem Haltplatze, den ich bestimmt habe – auf der Haide zwischen hier und Dachau – sie sind doch dort aufmarschirt?«

»Zu Befehl, Excellenz.«

Wie Viele bat Isolani bei sich?«

»Drei Regimenter sind vollzählig beisammen.«

»Es ist gut,« sagte der General, und während der Croaten-Officier abmarschirte, wandte Werth sich lächelnd zu Leynen mit den Worten:

»Meine guten Schweißhunde sind also angekommen; jetzt wollen wir ihnen die Koppel nehmen, und dann kann die Jagd beginnen! Nur von Enkevort's Carabinieren fehlt die Meldung noch.«

In diesem Augenblicke trat die Gestalt des eisengepanzerten Reiters wieder über die Schwelle der Thür.

»Excellenz,« sagte der Kürassier, »es lagert ein ganzer Haufe französischer Dragoner im Hofe – ihre Pferde stehen unabgesattelt daneben oder in den Ställen, wie Ew. Excellenz Ordonnanz sagt.«

»Das weiß ich,« lachte Johann von Werth fröhlich auf; »die habe ich, während ich auf Euch Schneckenreiter hier warten mußte, mir zum Zeitvertreib ganz allein umzingelt und gefangen genommen, eine ganze Schwadron.«

Der Kürassier machte ein verdutztes Gesicht; er traute Johann von Werth sicherlich alle Heldenthaten der Welt und auch ein solches Reiterstücklein zu; es sich zu erklären, mochte ihm aber doch zu schwer fallen!

»Ganz allein?!« sagte er erstaunt. – »Ew. Excellenz haben weiter nichts zu befehlen?«

»Wenn Ihr das Dorf verlaßt,« antwortete der General, »so schaut Euch um. Seht Ihr den Rittmeister von Werth mit seiner Schwadron, die ich zum Recognosciren ausgesandt habe, Euch nicht entgegenkommen, so sendet mir ein paar Züge von Euren Leuten zu meiner Bedeckung. Meine Ordonnanz soll die Pferde herausführen.«

Während der Kürassier-Officier sich hierauf entfernte, wandte Johann von Werth sich zur Herzogin von Longueville. Er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als er in die Züge der schönen Frau blickte. Ueberraschung, Staunen und Angst lagen unverhohlen in jedem dieser Züge ausgedrückt. Sie hatte vor Verwunderung sich immer höher und höher aufgerichtet; halb stehend, die Arme auf die Seitenlehnen ihres Sessels stützend, rief sie jetzt aus:

»Um Gottes Willen, mein Herr, wer seid Ihr?«

»Ich bin Johann von Werth, Madame!«

Die Herzogin fiel in ihren Sessel zurück. Ihre Züge wurden wo möglich noch blässer, als sie schon waren. Tavannes stand neben ihr, wie zu einer Salzsäule versteinert.

Aber Anna von Bourbon wußte sich zu beherrschen; es bedurfte nur einiger wenigen Augenblicke, und mit dem Anschein beinahe vollständiger Fassung hatte sie so viel Ruhe wieder gewonnen, um sagen zu können:

»Ich brauche Euch nicht erst zu versichern, daß dies ein sehr unerwartetes Glück für mich ist … wahrhaftig, auf die Ehre dieses Zusammentreffens habe ich nicht gerechnet, als ich meine Reise durch Deutschland antrat. Ich habe Euch eben, als ich von Euch sprach, ohne zu wissen, wer in dem schlichten und unscheinbaren Reiterwamms vor mir stand, ziemlich schlecht behandelt; in der That, General, ich bin nicht gut mit Euch umgegangen; aber ich hoffe, Ihr grübelt jetzt, wo Ihr mich so ernst und drohend ansehet, nicht über die beste Weise nach, Euch dafür an mir zu rächen – Johann von Werth ist ein viel zu ritterlicher Mann, als daß eine Dame von ihm etwas zu befürchten haben sollte, und wenn sie auch die loseste Zunge in ganz Frankreich hätte! Eine bessere Rache könntet Ihr keinesfalls nehmen, als wenn Ihr mich eine tiefe Reue und Zerknirschung empfinden laßt über das Unrecht, das ich einem edelmüthigen und großdenkenden Manne, einem wahren Helden, denn so preist man Euch ja, angethan habe. Uebrigens habe ich auch Unrecht, nur in Gedanken vorauszusetzen, daß ich irgend etwas von Euch zu befahren haben könnte wahrhaftig, ich wüßte nicht, was es sein sollte – ich bin eine schwache Frau, ich reise unter dem Schutze des Völkerrechtes, und an die Gesandtin des Königs von Frankreich wirb Niemand, wer es auch sei, die Hand zu erheben wagen.«

Während die Herzogin von Longueville in raschem Redefluß diese Worte hervorstieß, bot sie ein beachtenswerthes Schauspiel bar. Mit schnell wiedergewonnener Fassung hatte sie begonnen. Der Ton ihrer ersten Worte hatte sogar etwas von einer Zuversichtlichkeit gehabt, die sich bis zur Ironie verstieg. Aber während dessen hatte sie den Blick Johann's von Werth groß, ernst und streng auf sich ruhen gesehen; sie hatte die Augen niedergeschlagen vor diesem Blicke und ihn dennoch auf sich lasten gefühlt, und je mehr sie gesprochen, desto schwerer, unheimlicher hatte er auf ihr gelastet; sie hatte immer mehr die Fassung, den Athem sogar darunter verloren, und wie die Taube, die den Geier über sich sieht, sich abflattert, so hatte sie geredet und immer fort geredet, nur um zu reden und durch den Wortschwall ihre Angst zu betäuben; und endlich, als sie den Athem sich unter dem drohenden Auge des alten Feld-Obersten ausgehen fühlte, da war sie zu Ende mit ihrer Kraft, und nochmals zusammensinkend, streckte sie die zitternde Hand aus, um sie auf den Arm ihres Reise-Marschalls zu legen. Die Augen schließend, daß angstbleiche Haupt an die Rückenlehne ihres Stuhls zurücklegend, stöhnte sie: » O mon Dieu, Tavannes!«

»Frau Herzogin,« sagte Johann von Werth jetzt, »Ihr habt nicht das Recht, Euch deshalb für geschützt zu halten, weil Ihr die Frau eines Gesandten seid und selbst sogar mit wichtigen Aufträgen betraut. Ihr zieht mit einer Schar Reiter durch das Land, laßt hier kaiserliche Soldaten gefangen nehmen, und waret just im Begriff, dieselben arquebusiren zu lassen … das sind Handlungen, die sich mit dem diplomatischen Charakter, den Ihr jetzt plötzlich geltend macht, sehr schlecht vertragen, Madame!«

»Herr General,« fiel hier Tavannes ein, »Seht Ihr nicht, daß Ihr eine Dame zu Tode erschreckt? Ihr werdet nicht vergessen, was Ihr derselben schuldig seid?«

»Eine Dame!« antwortete der General mit bitterem Lächeln … »eben noch hatte ich es mit einem von des Königs von Frankreich Botschaftern zu thun … jetzt ist's eine Dame!«

»Eine Dame, die wehrlos in Eure Hand gegeben!«

»Nun meinerhalb – eine Dame oder nicht – was kümmert sich ein ›deutscher Mordbrenner‹ darum, ›der trinkt wie ein Stier und raucht wie ein Wilder‹!«

»O mein Gott,« seufzte die Herzogin aus tiefster Brust – »dies ist meine letzte Stunde!«

»Sagt man ihm doch bei Euch in Frankreich nach, daß er Kinder fresse – und nun rechnet Ihr auf seine Galanterie bei den Damen!«

»Aber ein tapferer Mann, ein Ritter wird die Gewalt nicht mißbrauchen, die …« hub die Herzogin sich zitternd aufrichtend wieder an; Johann von Werth unterbrach sie:

»Ein Ritter? Ihr irrt Euch,« sagte er mit drohend gerunzelter Stirne: »ein Ungeheuer, das Ihr in den tiefsten Kerker von Vincennes werfen lassen wolltet!«

Sie sank vernichtet wieder in ihren Sessel zurück.

Johann von Werth heftete so eine Weile sein drohendes Auge auf sie.

»Es ist wahr,« sagte er dann – »ist ein Weib! Mit Weibern führe ich keinen Krieg. Zieht in Gottes Namen, wohin Ihr wollt. Das arme Deutschland ist daran gewöhnt, Gäste von allerlei Art bei sich zu sehen – es muß auch Diplomaten im Weiberrock ertragen lernen! Da nehmt auch die Cassette mit –« fügte er hinzu, indem er das zierliche Kistchen anfaßte und der Herzogin näher schob – »Euren Schatz, worin die Geheimnisse Eures verliebten Herzens, die Plane Eures ehrgeizigen Kopfes und Eures Cardinals Politik sich bergen werden – nehmt alles mit und zieht in Frieden.«

»Ich danke Euch, General von Werth,« stammelte tief aufathmend die erschrockene Frau – »ich werde Euren Edelmuth nicht vergessen.«

»Aber,« fiel Johann von Werth ein – »mit einem Geheimnisse kann ich Euch nicht ziehen lassen …«

In diesem Augenblicke öffnete sich noch einmal die Thür, und der Rittmeister Anton von Werth trat bestäubt und erhitzt, mit allen Spuren eines eiligen Rittes in das Gastzimmer ein. Er ließ einen Blick der Ueberraschung auf das schöne blasse Frauenbild im Lehnstuhle fallen, auf welches beim Eintritt sein Auge traf; dann aber, augenblicklich sich sammelnd, stellte er sich militärisch, wie einer der meldenden Officiere von vorhin, vor seinem Vater auf:

»Ich habe die Recognoscirung vorgenommen. Das Terrain bietet für Reiterei keine Hindernisse dar.«

Johann von Werth nickte mit dem Kopfe und sagte, zu Leynen gewandt:

»Seht Ihr's? So kann es also bei allen Dispositionen bleiben!« und sich zu seinem Sohne wendend, fuhr er fort, und zwar in französischer Sprache, um von der Herzogin verstanden zu werden:

»Du kommst im rechten Augenblicke, Anton. Ich habe ein Geschäft für Dich. Ich will Dir Gelegenheit geben, etwas von guter Lebensart zu lernen und den rauhen Reitersmann abzustreifen. Es wird Zeit für Dich, einmal von anderen Dingen zu hören, als unsere Lagerflüche und Soldatensprüche. Da ist die geistreichste, die eleganteste Frau von ganz Frankreich. Du sollst sie mit Deiner Schwadron escortiren, Anton. Wenn Du etwas streng darüber wachst, daß sie auf dem Wege keinen ihrer Leute abschickt, um Monsieur de Turenne unsere Anschläge zu verrathen, so wird sie Dir das nicht übel nehmen, weil Du es wettmachen wirst durch den Schutz, den Du ihr gewährst, wenn sie etwa in unsere Heerhaufen geriethe. Sie wird Dich deshalb nicht minder, hoffe ich, in alle kostbaren Geheimlehren der feinen Sitte einweihen und Dir die wichtigsten Gegenstände erklären, welche einen vornehm gebildeten Geist beschäftigen können, zum Beispiel, weshalb Benserade's Sonett besser ist als das Voiture's, und was es eigentlich mit den Jolisten und den Helisten auf sich hat Streitfragen und Angelegenheiten, welche damals die pariser Gesellschaft beschäftigten und erhitzten.. Beurlaube Dich bei Deinem Schatz, und dann vorwärts!«

»Vater,« antwortete Anton vorwurfsvoll und heftig, »jetzt wollt Ihr mich fortsenden, in diesem Augenblicke, wo …«

Johann von Werth ließ den jungen Mann, dessen Unwille doch aufkochte, weil er an dem bevorstehenden Zusammentreffen mit dem Feinde keinen Theil haben sollte, nicht ausreden. Durch strengen Ton schnitt er den Widerspruch ab.

»Rittmeister von Werth, Ihr seid im Dienst,« versetzte er. »Geht und sagt Eurer Braut Lebewohl, das verstatte ich Euch. Sie ist dort in der Kammer!«

Die Herzogin von Longueville hatte aufmerksam den jungen Mann betrachtet. Als sie seinen offenbaren Widerwillen bemerkte, ihr zum Begleiter zu dienen, zuckte ein eigenthümliches Spiel der Mienen über ihre Züge; gespannt folgten ihm ihre Blicke, als er sich schweigend wandte und in das Nebengemach trat, auf dessen Thür der General gedeutet hatte. Als diese Thür jetzt von Anton geöffnet wurde, sah sie mit einem flüchtigen Blicke Ulriken, welche Anton entgegentrat und ihm beide Hände entgegenstreckte; dann schloß sich die Thür wieder.

Die Herzogin nahm nun ziemlich gesammelt und gefaßt etwas von den Erfrischungen, welche unterdeß ihre Camerieren ihr gebracht hatten; Johann von Werth und Leynen rüsteten sich zum Aufbruch; der General machte im Gehen der Herzogin eine stolze und kalte Verbeugung, welche sie erwiederte, indem sie mit ihrem gewinnendsten Lächeln, aber ohne sich zu erheben, den Kopf neigte.

»Lebt wohl, General!« sagte sie: »Ihr könnt gewiß sein, daß Ihr von nun an eine dankbare Bewundererin Eurer Ritterlichkeit mehr habt – wenn Euch anders an der Dankbarkeit und Bewunderung einer französischen Frau etwas gelegen ist!«

»Sicherlich, Madame,« versetzte der General, »muß mir sehr viel daran gelegen sein; wenn mir gelingt, was ich jetzt eben vorhabe, so werde ich bei Eurer Nation eines beredten Mundes, der mich in Schutz nimmt, sehr bedürfen, um nicht ganz schwarz und teufelmäßig bei Euch angekreidet zu werden. – Nun also, zieht mit Gott, und wenn Ihr mit Euren diplomatischen Freunden zusammen seid – dann, ich bitte Euch, Hoheit, mach's nicht gar zu arg!«

Er ging. Die Herzogin schien erleichtert aufzuathmen, als ob ihr eine Centnerlast von der Brust fiele. Sie sprang auf.

»Tavannes, auch wir wollen fort!« rief sie aus. »Die Wände in diesem Hause ersticken mich. O mein Gott, welche Begegnung! Der arme Turenne! Kommt, kommt! vielleicht finden wir doch ein Mittel, ihn zu warnen!«

Sie eilte fort. In demselben Augenblick öffnete sich die Seitenthür wieder, und Anton von Werth trat heraus; Ulrike blieb auf der Schwelle stehen; sie winkte – ihrem Bräutigam den letzten Gruß mit der Hand zu, dann wandte sie sich und sprach rasch einige Worte mit Wolfhart, dem Reiter ihres Vaters, der hinter ihr stand – Ulrike hatte ihn in ihrer Angst vor den Franzosen nicht von sich fort gelassen.

»Frau Herzogin, ich bin zu Eurem Befehl!« wandte sich Anton von Werth unterdeß an die forteilende Dame und folgte ihr, um seinen Dienst bei ihr anzutreten.

Draußen auf dem Hofe des Wirthshauses und in den Gassen des Dorfes herrschte jetzt ein reges kriegerisches Leben. Die französischen Reiter von der Escorte der Herzogin von Longueville eilten auf Tavannes' Befehl zu ihren Pferden, welche gruppenweise angebunden umherstanden. Sie sahen still und scheu nach den kaiserlichen Soldaten, welche Anton's Schwadron bildeten, und nach den Kürassieren aus, die auch eben auf des Generals Befehl ins Dorf eingeritten waren. Von den letzteren umringt, stieg Johann von Werth zu Pferde, während der Rittmeister seine Leute zusammenrief und rasch Befehle gab.

In einer Ecke des Hofes war der alte Wolfhart sehr emsig mit seinem Klepper beschäftigt und gürtete und schnallte daran aus Leibeskräften; als er nach einer Weile glücklich oben im Sattel war, spornte er sein Thier, und Anton von Werth sah ihn zu seiner Verwunderung neben sich erscheinen.

»Was willst Du, Wolfhart?« fragte der Rittmeister.

»Was ich will? Ei, ich will Euch zur Seite bleiben; Eure Braut giebt mich Euch auf den Weg mit, wie einen schönen Segensspruch, wie ein liebliches Vergißmeinnicht, das Euch begleiten soll!«

Anton lachte, trotz des Unmuthes, der in ihm wogte.

»In der That? und was soll ich mit einem solchen schnauzbärtigen Liebesangedenken?«

»Mich herzen und Euch an meinem Anblick laben, Herr Rittmeister, was anders?«

»Mach keine Possen weiter – was sollst Du?«

»Im Ernst, Herr, ich soll bei Euch bleiben – Niemand, hat das Fräulein gesagt, ist von seinen Dienern bei ihm, geh Du mit, Wolfhart, und sorge für ihn!«

Anton von Werth freute sich an dieser zärtlichen Sorgfalt seiner Braut, wenn sie ihm auch überflüssig schien. Sie abzulehnen und darüber mit Wolfhart lange hin und her zu parlamentiren, hätte er auch keine Zeit gehabt, denn er sah, daß die Reisebegleitung der Herzogin sich in Bewegung setzte, und er mußte sie streng und wachsam im Auge behalten; er trieb sein Pferd an und war nach einigen Augenblicken an der Seite der Herzogin; seine Reiter ritten zum Theil vor, zum Theil hinter den Franzosen. Wolfhart schloß sich seinem neuen Herrn an, hinter dessen Pferd er ritt.

Während der Reisezug sich so in Bewegung setzte und dann friedlich gegen Norden seines Weges wanderte, entwickelte sich bald an einer anderen Stelle dieser Gegend, in dem wald- und sumpfreichen Terrain, das sich einige Stunden weit rechts ab von den Reisenden erstreckte, ein Schauspiel ganz anderer Art. Johann von Werth führte aufs glücklichste den Schlag aus, den er im Schilde führte und der ihm beinahe nicht allein einen großen Theil der feindlichen Heere, sondern deren drei Hauptanführer selber in die Hände gespielt hätte. Diese, die beiden Wrangel, Turenne, der Engländer Douglas und Andere waren wirklich, wie Werth's Spione es ihm verrathen, im kurfürstlichen Gehege von Feldmachingen in ihre Waldlust vertieft; die Erdzunge, welche den einzigen Zugang zu der von Sümpfen umgebenen Waldung bot, hatten sie mit sechshundert Reitern besetzt und außerdem noch sechszehn Schwadronen um das Gehege aufgestellt.

Johann von Werth hatte seine Anstalten so getroffen, daß, als seine Geschwader auf die ersten feindlichen Reiter losbrachen, diese aufgehoben oder niedergehauen waren, ehe noch die fremden Feldherren von der nahenden Gefahr eine Ahnung hatten. Dann begann der eigentliche Angriff und Einbruch in das Jagogehege; die kaiserlichen Reiter warfen Alles über den Haufen, was sich ihnen entgegenstellte; immer näher an die Sümpfe wurden die Verfolgten und in der Angst Fliehenden gedrängt – sie wären sammt und sonders erlegen oder aufgehoben worden, hätte nicht ein gehetzter Hirsch, vor ihren Augen durch den Morast setzend, ihnen eine Furt verrathen. Es war der Weg, auf welchem der Feldmarschall Wrangel zu Fuß und ohne Degen und nach ihm Turenne sich retteten. Aber der jüngere Wrangel, der junge Horn und eine große Anzahl anderer Officiere, achthundert bis eintausend Pferde, viel silbernes und goldenes Tafelgeschirr, die Standarten von Wrangel's Leib-Regiment und zahllose andere Trophäen fielen in die Hände Johann's von Werth.



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