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Achtes Kapitel.
Hertas Ehe.

Wenn Herta von Halden geb. Wittner geglaubt hatte, daß sie als jugendliche Frau Leutnant mit ihren eleganten Toiletten der Mittelpunkt der Gesellschaft in der Garnisonstadt sein würde, dann sah sie sich zu ihrem Verdrusse arg enttäuscht. Es waren noch schönere junge Damen da, und was noch viel mehr sagen will, weit liebenswürdigere.

Herta, in ihrer Sucht, überall an der Spitze zu stehen, bedrückte es auch, daß sie den Damen der Vorgesetzten Front zu machen hatte; die Gunst der Kommandeuse schien sie sich gar nicht errungen zu haben, woran ihr selbstbewußtes Wesen schuld war.

Jetzt war gerade ein Jahr vergangen, seit der Leutnant Hans Joachim von Halden seine junge Gattin in das elegante und eigens nach ihrem Geschmack eingerichtete Haus geführt hatte. Sie wollten ihre erste Gesellschaft geben. Nicht nur die Offiziere und ihre Damen, sondern auch die Herrschaften der besten Gesellschaftskreise erhielten zierlich gedruckte Einladungskarten. Man war erstaunt über die Pracht, die sich den in kleiner Garnison Stationierten bot.

Jeder Raum trug einen anderen Charakter. Die Hausfrau ließ es sich nicht nehmen, alles zu erklären. Lässig warf sie dann mit Vorliebe hin, dieser oder jener Gegenstand sei eine Nachbildung irgend eines historischen Stückes.

Die Tafel prangte von auserlesenen Genüssen, und wenn man diesen auch gern zusprach, empfand man es peinlich, daß man sich nicht in gleicher Weise würde revanchieren können.

Auf dem Heimwege der Gäste fielen Worte, wie: »sehr protzig« und dergleichen.

Die Damen aber bewunderten Hertas Sicherheit und Eleganz, mit der sie sich eingeführt hatte, die Herren ihre eigene Art, sich zu geben.

So lange sie sich in der Rolle der jungen Hausfrau gefiel, war Herta auch liebenswürdiger, als sie sonst zu sein pflegte. Ihre Launenhaftigkeit aber verwischte nur zu bald den guten Eindruck, den sie hie und da gemacht hatte.

Die Gesellschaften, die man ihr zu Ehren gab, konnten ihr Wohlgefallen nicht erringen, und sie war unzart und unklug genug, es derart zu zeigen, daß es mehr oder weniger beleidigend wirkte.

Leider hatte auch ihr Gatte darunter zu leiden, wenngleich es ihm noch nicht recht zum Bewußtsein gekommen war.

Von dem Kreis, der sich in der ersten Zeit zu dem jungen Ehepaar hielt, war nur noch Fräulein von Sieben, Frau Leutnant Busch und zwei jüngere Offiziere geblieben.

Mit Fräulein von Sieben vertrieb sich Herta die Zeit durch Malen. Beide Damen wanderten gern hinaus und suchten sich malerische Punkte, die allerdings rar waren, da die Umgegend des Posener Landes arm an landschaftlichen Reizen war.

Frau Leutnant Busch war ihr lieber. Sie war witzig, heiter und ließ gern, wie Herta, ihr Zünglein über ihre lieben Mitmenschen hingleiten.

Am Tennisplatz, den sich Herta eigens für sich hatte herrichten lassen, waren die beiden unverheirateten Offiziere gern gesehene Partner. Diese kamen auch zu Musikabenden und zwanglosen Plauderstündchen. – – – –

Gegen die Weihnachtszeit plante man einen Bazar zum Besten armer Leute.

»Der Zweck heiligt die Mittel,« sagte Herta zu ihrem Gatten, als er ihr beim Mittagsmahl davon sprach. »Jedenfalls kommt mal wieder etwas Leben in die triste Gesellschaft, die Damen schliefen ja fast ein. Das wird sie ein wenig aufrütteln. Die Gutsherrschaften der Umgegend werden dazu auch wohl gebeten werden.«

Dann beriet sie mit Hans Joachim, welche Toilette sie wählen sollte, da man ihr doch gewiß eine Verkaufsstelle übertragen würde.

Da aber Hans Joachim fühlte, daß etwas in der Luft gegen seine kleine Frau lag, meinte er ein wenig bedrückt:

»Warte erst, bis du eine offizielle Aufforderung dazu erhältst!«

Herta, die in ihrem weißen Gewand entzückend aussah, lachte und fragte übermütig, »glaubst du wirklich, daß sie mich entbehren können? – Sie, die Kleinstädter, die weder Geschmack noch Talent haben, ein Fest arrangieren zu können.«

Galant haschte ihr Gatte nach ihrer Hand, die er küßte. –

Am Nachmittag fuhr Herta bei Frau Leutnant Busch vor, um sie zu einer Spazierfahrt abzuholen. Sie brannte vor Neugierde, etwas mehr von dem geplanten Bazar zu hören.

Herta war im blauen Samtkostüm mit moderner Pelzgarnitur. Aus dem breiten Muff quollen Spitzen hervor. Ein großer Rembrandt mit wallenden Federn schmückte ihr Haupt.

»Wollen Sie gleichzeitig Visiten machen,« fragte Frau Leutnant Busch, die sich in einer einfachen Straßenrobe bedrückt neben Herta vorkam.

»Weshalb?«

»Ich glaubte sie im Visitenanzug!«

»O, diese kleinlichen Begriffe hier,« entfuhr es unbedacht Herta, und sie setzte ihre hochmütigste Miene auf.

Kein Wunder, daß es der andern nun nicht mehr allzu großen Verdruß bereitete, Herta zu erzählen, daß bereits seit mehreren Tagen Einladungen zur Kommandeuse ergangen waren, um an Beratungen teilzunehmen, die bezüglich des Bazars stattzufinden hätten.

Herta biß sich auf die Lippen.

Vor Empörung über diese Zurücksetzung hätte sie weinen mögen. Aber sie ließ es sich nicht merken und plauderte heiter über alle möglichen Dinge.

Als sie sich von Frau Leutnant verabschiedet hatte, fuhr sie noch bei Fräulein von Sieben vor.

»Gnädiges Fräulein ist bei Frau Hauptmann Ziegler,« sagte das Zimmermädchen, »es findet dort Beratung des Bazars wegen statt.«

Bestürzt stieg Herta die zwei Treppen hinab. Also auch von der Hauptmannsfrau übergangen! Scham und Aerger bemächtigten sich ihrer, ihre Hände preßten sich in dem kostbaren Muff ineinander, und sie dachte: »Was wird Hans Joachim sagen!«

Ihre Stimmung war die denkbar schlechteste, und gerade heute hatte sie zwei Kameraden ihres Mannes zum Abendessen eingeladen; es würde eine peinliche Stimmung herrschen.

Sicher wußten diese schon, welche Zurücksetzung ihr widerfahren war.

Unsäglich litt ihre Eitelkeit darunter! –

*

Das Abendessen war vorüber. Herta saß im Schaukelstuhl, ihr Mann und die Herren vergnügten sich an einem lustigen Skat.

Sie gähnte hinter ihrem Spitzentüchlein.

Nein, es war wirklich zu öde hier in diesem kleinen Nest, in welchem sie schon so vielen Verdruß gehabt hatte.

Obgleich es ihr auf der Seele brannte, Näheres über den Affront, der ihr widerfahren, zu hören, verschluckte sie anfangs tapfer jede Frage. Sie wollte warten, bis die Herren selbst vom Bazar zu sprechen anfingen.

Aber keiner der Herren streifte das Thema. Da hielt sie es nun doch für geboten, eine Auskunft einzuholen.

»Nun, meine Herren,« begann sie scheinbar unbefangen, und bewegte leise den Schaukelstuhl, »Sie haben ja gar nichts vom Wohltätigkeitsbazar verlauten lassen. Freuen Sie sich nicht auf den Ball, der darauf folgen wird?«

»Doch, gnädige Frau, sehr,« sagte der eine, während der andere sich räusperte.

»Welche von den Offiziersdamen hatte die Liebenswürdigkeit, sich in den Dienst der Wohltätigkeit zu stellen?« fragte sie, gezwungen lächelnd.

»Soviel mir bekannt ist,« fiel Leutnant Kuhnow ein, »hatte man den hübschen Gedanken, lauter Backfische als Verkäuferinnen fungieren zu lassen.«

»Allerliebst!« pflichtete die Hausfrau bei und atmete erleichtert auf. In dieser Form machte sich ihre Zurücksetzung weniger geltend.

Obgleich sie sich vorgenommen hatte, durch eine Reise zu ihrer Mutter dem Feste zu entgehen, so putzte sie sich nun zu diesem großartig heraus und füllte ihre Börse mit vielen Goldstücken, denn sie liebte es, sich freigebig zu zeigen. Für die Tombola hatte sie vorher einige von ihrer Hand gemalte Bilder gesandt.

Als sie am Arm ihres Gatten den festlich dekorierten Saal betrat, war sie wirklich überrascht, wie künstlerisch alles arrangiert war.

Backfischchen von 14 bis 16 Jahren, in die verschiedensten Volkstrachten gekleidet, saßen oder standen bei ihren Verkaufsartikeln, in Hütten, Buden, Ständen, und sahen goldig hübsch aus.

Auch ein Zigeunerlager fehlte nicht.

Diesem stand eine reizende Brünette, mit kohlschwarzen Locken und ebensolchen Augen vor. Ihr Haupt zierte ein rotes Käppchen mit blinkenden Goldmünzen. Solche prangten auch auf ihrem weißen Hals, zierten Handgelenke und ließen bei jeder Bewegung ein Klirren vernehmen.

Sie verkaufte Tabakspfeifen aus Marzipan, Schokolade und Ton.

Die anderen Zigeunerinnen waren zum Kartenlegen und Liedersingen bereit.

Das Ganze machte sich so malerisch, daß Herta und Hans Joachim beschlossen, ihre Plätze im gegenüberliegenden Zelt, in welchem ein junges Mädchen Tee anbot, zu nehmen.

Hier fanden sie schon eine lustige Gesellschaft vor, und das Ehepaar wurde ungemein herzlich begrüßt.

»Das galt der reichen Käuferin, nicht dir,« sagte sich Herta, die klug genug war, die ihr dargebrachte Freundlichkeit zu durchschauen. Sie würgte an dem Verdruß, den ihre Eitelkeit empfand. Immerhin war es ihr lieb, sich vor ihrem Manne nicht offenkundig zurückgesetzt zu sehen.

Und nun machte sie die Runde und kaufte überall etwas und bemühte sich, so liebenswürdig wie möglich zu sein.

Unterstützt von ihrer äußeren Erscheinung, fiel sie einer älteren, in grauer Seide gekleideten Dame, der sehr gehuldigt wurde, auf. Diese erkundigte sich bei den Umstehenden nach ihr.

Alsdann trat Exzellenz von Sieber auf Herta zu, und sich tief verbeugend, begann er:

»Darf ich das Vergnügen haben, meine Gnädigste, sie der Fürstin zu Isenberg vorzustellen? Die hohe Frau hat den Wunsch ausgesprochen, Sie kennen zu lernen.«

Das Herz der eitlen kleinen Leutnantsfrau hüpfte vor Freude.

Hoch erhobenen Hauptes schritt sie am Arme des Kavaliers durch den Saal. Wohlwissend, wie sehr sie durch diese Auszeichnung in den Augen der anderen Damen steige.

Die Fürstin fand Gefallen an der Unterhaltung der gewandten Dame und unterhielt sich lange mit ihr, bis vom Zigeunerlager her Violinspiel erscholl und eine frische Mädchenstimme zu singen begann:

»Wie die Wolken ziehn und wandern
Ruhelos am Himmelszelt,
Wandern der Zigeuner Scharen,
Schwarz von Augen, schwarz von Haaren,
Ohne Heimat durch die Welt.

Und wo sie vorüberziehen,
Klingen ihre Geigen bald.
Braune Mädchen, braune Knaben
Singen Lieder, heischen Gaben,
Während hell das Cymbal schallt.

Aber nachts auf stiller Heide,
Wo der Fuchs sich Gruben baut,
Lassen sie ihr Feuer glühen,
Rastend von des Tages Mühen,
Bis der Morgen niedertaut.

Bunte Flicken an den Kleidern;
Doch voll Freiheitsstolz die Brust –
So zu wandern, so zu schweifen,
Immer nach dem Glück zu greifen,
Ach, das ist Zigeunerlust!«

Als sie geendet, waren die braunen, kleinen Zigeunerinnen flugs dabei, Gaben einzusammeln.

Mit ihren Tellern gingen sie von einem zum andern, und es klirrten die Geldstücke lustig darauf.

»Eine wunderhübsche Idee, den Backfischchen die Ehrenämter zu übertragen,« sagte Herta zur Kommandeuse, und ihre Stimme hatte etwas Geschraubtes.

»Ja, es war ein glücklicher Gedanke der Generalin, unsere Kleinen in Aktion treten zu lassen,« antwortete diese. »Dabei hatten wir noch den Vorteil, die Verkaufsstellen nicht gerade Damen übertragen zu müssen, die uns nicht geeignet erschienen.«

Herta verstand die versteckte Beleidigung, und ein höhnisches Lächeln umspielte ihren Mund.

Gern hätte sie eine Antwort gegeben, die ihr auf den Lippen schwebte, aber sie mußte schweigen, denn die vor ihr Stehende war die Gattin des Vorgesetzten ihres Mannes.

Helles Lachen ließ die Damen sich umschauen. Vor einer Bude erschien ein als Harlekin gekleidetes Mädchen und rief mit einstudiert schnarrender Stimme:

»Bitte eintreten, meine Herrschaften, sehen Sie sich das neueste Wachsfigurenkabinett an! Das Schönste, das Herrlichste, das man sich denken kann, ist hier zu sehen! Entree fünfzig Pfennig!«

»Das ist die kleine Wohlhagen,« erklärte eine Dame.

»Wollen wir doch ihr Wachsfigurenkabinett ansehen,« forderte Herta auf und schritt der älteren Dame voran, statt ihr den Vortritt zu lassen.

Natürlich wurde auch dies wieder übel vermerkt. –

An der Kasse saß ein junges Mädchen.

»Guten Abend, Trude,« sagte Fräulein von Sieben freundlich.

»Hier bin ich nicht Trude,« sagte der Backfisch leise, »ich bin doch eine namenlose Billetteuse.«

Die Damen lachten.

»Ach so, pardon! Also Fräulein Billetteuse, wir bitten um drei, vier, fünf Billetts.«

Hans Joachim legte ein Zehnmarkstück hin, was wiederum von den andern unliebsam empfunden wurde.

»Wohltätigkeit im stillen ist mir lieber,« sagte jemand, und Herta, die die Worte gehört, drehte sich betroffen um.

Im Panoptikum waren die Gruppen durch Vorhänge verhüllt.

»Nr. 1«, las Herta aus dem Katalog vor: »Adam und Eva.«

Der Vorhang wurde zurückgeschlagen.

Hand in Hand standen Adam von Bredow und Eva Emden, zwei Nachbarskinder.

Starr und stumm standen sie da und verzogen keine Miene.

Nr. 2. »Der Riese und der Zwerg.«

Ein aufgeschossener Primaner und ein Sextaner zeigten sich; wie wirklich aus Wachs standen sie nebeneinander.

Nr. 3. »Das Mädchen aus der Fremde«.

Das stellte ein reizender Backfisch, der bei seinen Verwandten auf Besuch war und das Fest mitmachte.

Nr. 4 erweckte allgemeine Heiterkeit.

Im Katalog war verzeichnet: »Die Glocke von Schiller«.

Und was sah man? – Einen Damenhut in Glockenform, der von der Modistin Fräulein Schiller angefertigt war.

Nr. 5. Dem Vorhang war ein Plakat angeheftet, worauf zu lesen stand: »Wohl nun kann der Guß beginnen!«

Der Vorhang schob sich zurück; zwei niedliche kleine Mädchen standen unter einem riesig großen Regenschirm.

Allgemeine Heiterkeit!

Jetzt ging es zu Nr. 6, der letzten Gruppe.

»Nun haben wir wohl genug,« sagte eine Dame, und mit ihr verließen die jetzigen Zuschauer das Kabinett, um in einer gegenüberliegenden Hütte zur Wahrsagerin zu gehen.

Hier war kein Backfischchen, sondern eine Dame der Gesellschaft beschäftigt. Sie war als altes Weib verkleidet, mit herabhängenden Haarsträhnen und zerfetztem Gewande. Auch die übliche Krücke fehlte nicht.

Alle ließen sich wahrsagen, und gar manch einer bekam etwas zu hören, was seiner Eigenliebe nicht schmeichelte.

Zuletzt reichte Herta ihr wohlgepflegtes Händchen dar.

Die Alte betrachtete lange die Linien im Handteller, fuhr mit ihrem Finger darüber hinweg, schüttelte ihr Haupt und schwieg.

»Nun, Alte,« scherzte Herta, »Eure Kunst soll Euch gut belohnt werden, sagt, was blüht mir?«

»Wirf deinen Hochmut ab, dann wird es dir gut gehen!« war die Antwort.

Herta wandte sich beleidigt ab.

»Wer ist die Dame?« fragte sie betroffen, als man die Hütte verlassen hatte.

»Fräulein von Bendersdorf,« war die Antwort.

Sehr verstimmt suchte Herta ihren Mann auf; er war nicht gleich zu finden. Sie stand ein Weilchen allein, und plötzlich kam es ihr in den Sinn, wie sie als Backfischchen im Variété mitgewirkt, wie fröhlich sie gewesen, an Ilse, Lilli und Edith dachte sie, – nein, nicht denken; es kam wie Beschämung über sie; sie hatte doch unverantwortlich an der letzteren gehandelt.

Sie sah sich im Kreise um.

All die fröhlichen Kinder, die hier ihres Amtes walteten, ein jeder hatte sein Schicksal für sich, wie würde es wohl ausfallen?

Ein jeder trägt schließlich sein Glück mit sich herum, ein jeder ist sein Schicksal selbst.

Eine Weichheit, wie sie nie gekannt, überkam die junge Frau.

»Seid gut, Kinder, gut und brav, damit es euch gut ergehe,« wollte sie allen zurufen.

»Wirf deinen Hochmut ab, dann wird es dir gut gehen,« hatte die Wahrsagerin ihr gesagt. Man spricht also von ihrem Hochmut, deshalb auch hatte sie so viel von den Sympathien eingebüßt.

Deshalb, weil sie hochmütig war, hatte sie die beste Freundin verleugnet! – Mit erblaßtem Gesicht starrte sie vor sich hin.

»Fühlst du dich nicht wohl, Kind?«

Leutnant v. Halden war auf seine Frau zugeschritten.

»Ah, da bist du, ich suchte dich.« Herta schob ihren Arm in den ihres Mannes.

»Ganz fremd fühle ich mich, ich fühlte auch, daß mich hier niemand mag, vollkommen zurückgesetzt komme ich mir vor.« Sie verbiß Tränen.

»Aber die Fürstin –«

»Sie kennt mich nicht näher, ich muß ja ein recht boshaftes Ding sein, denke nur, Fräulein von Bendersdorf, in Gestalt einer Wahrsagerin, riet mir, meinen Hochmut abzulegen.«

Erregt wollte ihr Gatte etwas erwidern, aber da gesellten sich einige Kameraden zu ihnen. –

Im Lager war alles ausverkauft; die Backfische, Damen und Kavaliere hatten ihre Stände und Buden verlassen, in einem andern Saal begann der Tanz.

Am liebsten wäre Herta fortgegangen, aber die Rücksicht auf ihren Mann, der Pflichten hatte, gebot ihr, zu bleiben.

Nein, das war kein Fest für sie gewesen – aber eines hatte man sie gelehrt:

»Wirf deinen Hochmut ab, dann wird es dir gut gehen!«


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