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Das Jabach'sche Familiengemälde, im Hause des Herrn de Groot, von Le Brun, wahrscheinlich zwischen 1662 und 1664 gemalt.
Goethe sah dieses Bild zum ersten Mal, als er in seiner Jugend mit Lavater und Basedow nach Köln kam, wo er die Gebrüder Jakobi antraf. Ich kann es mir nicht versagen, aus »Wahrheit und Dichtung« die auf dasselbe Bezug habende Stelle hier herzusetzen, wenngleich dieses Werk schwerlich einem meiner Leser ganz unbekannt geblieben sein sollte.
»Ein Gefühl aber,« schreibt Goethe einige Seiten vorher, »ein Gefühl, das bei mir so gewaltig überhand nahm und sich nicht wundersam genug äußern konnte, war die Empfindung der Vergangenheit und Gegenwart in Eins: eine Anschauung, die etwas Gespenstermäßiges in die Gegenwart brachte. Sie ist in vielen meiner größern und kleinern Arbeiten ausgedrückt.«
Und nun fährt er weiter unten fort:
»In diesen mehr drückenden als herzerhebenden Augenblicken ahnete ich nicht, daß mich das zarteste und schönste Gefühl so ganz noch erwartete. Man führte mich in Jabach's Wohnung, wo mir Das, was ich sonst nur innerlich zu bilden pflegte, wirklich und sinnlich entgegentrat. Die Familie mochte längst ausgestorben sein, aber in dem Untergeschoß, das an einen Garten stieß, fanden wir nichts verändert. Ein durch braunrothe Ziegelrauten regelmäßig verziertes Estrich, hohe geschnitzte Sessel mit ausgenähten Sitzen und Rücken, Tischblätter, künstlich eingelegt, auf schweren Füßen, metallene Hängeleuchter, ein ungeheures Kamin und dem angemessenes Feuergeräthe, alles mit jenen früheren Tagen übereinstimmend, und in dem ganzen Raume nichts neu, nichts heutig als wir selber.«
»Was nun aber die hierdurch wundersam aufgeregeten Empfindungen überschwenglich vermehrte und vollendete, war ein großes Familiengemälde über dem Kamin. Der ehemalige reiche Inhaber dieser Wohnung saß mit seiner Frau, von Kindern umgeben, abgebildet: alle gegenwärtig, frisch und lebendig wie von gestern, ja von heute, und doch waren sie schon alle vorübergegangen. Auch diese frischen und rundbäckigen Kinder hatten gealtert, und ohne diese kunstreiche Abbildung wäre kein Gedächtniß von ihnen übriggeblieben. Wie ich, überwältigt von diesen Eindrücken, mich verhielt und benahm, wüßte ich nicht zu sagen. Der tiefste Grund meiner menschlichen Anlagen und dichterischen Fähigkeiten ward durch die unendliche Herzensbewegung aufgedeckt, und alles Gute und Liebevolle, was in meinem Gemüthe lag, mochte sich aufschließen und hervorbrechen; denn von dem Augenblick an ward ich, ohne weitere Untersuchung und Verhandlung, der Neigung, des Vertrauens jener vorzüglichen Männer für mein Leben theilhaft.« (S. »Wahrheit und Dichtung,« dritter Band der Taschenausgabe, Seite 287.)
Soweit Goethe; und was könnte man nach einem solchen Zeugniß noch zum Lobe dieses Gemäldes hinzusetzen, dessen Anblick auch mich auf das lebhafteste ergriff und einen unbeschreiblichen Eindruck von ruhigem Glück und behaglichem Familienleben hervorbrachte. Daß es das nämliche Bild sei, welches Goethe so ehrend erwähnt, entdeckte ich erst später, bei wiederholtem Lesen seines Buches. Ob es aber noch auf dem nämlichen Platze steht, wo Goethe vor einigen und fünfzig Jahren es gesehen, kann ich nicht mit Gewißheit bestimmen, doch ist es mir wahrscheinlich; denn die Familie de Groot, in deren Besitz das treffliche Familiengemälde sich jetzt befindet, stammt in gerader Linie von diesem Herrn von Jabach ab. Auch hat, wie glaubwürdige Zeugen mich versichern, in den Zügen der Enkel und Urenkel des trefflichen Mannes eine auffallende Aehnlichkeit mit denen ihrer edeln Vorfahren sich erhalten. Das Zimmer, in welchem das sehr große Gemälde fast die halbe Wand einnimmt, stimmt im Ganzen mit Goethe's Beschreibung davon ziemlich überein; nur ist es, wenngleich durchaus nicht auf störende Weise, seit jener Zeit etwas modernisirt worden. Ein Teppich ist an die Stelle des bunten Estrichs getreten und das ungeheuere Kamin ist verschwunden.
Nur eine kurze Beschreibung der ganzen Composition will ich mir noch erlauben Dem, was unser großer Meister darüber sagt, beizufügen.
Ganz zur Seite des Bildes, dem Anschauer zur Linken, sieht man den Vater, einen schönen, rüstigen, freundlichen Mann im mittleren Alter, in seinem Lehnstuhl recht häuslich bequem dasitzen. Er zeigt mit der Hand auf einen ganz in der Ecke des Bildes neben ihm stehenden Kasten mit Büchern, die vielleicht ihm so eben überbracht worden sind. Ein neben demselben stehender Globus, Zeichengeräth, eine Büste und ähnliche, recht malerisch auf- und nebeneinander gruppirte Gegenstände deuten auf Kunstliebe, heitern Lebensgenuß und einen gebildeten, über das Gewöhnliche hinaus sich erhebenden Geist. Auf einer gepolsterten Ruhebank mit einer Seitenlehne, wie sie bei unsern Vorältern die Stelle der jetzigen Sofas vertraten, sitzt neben ihrem Gemahl die sehr schöne blonde Hausfrau, die noch in jugendlicher Frische blühende Mutter von vier Kindern, von denen das jüngste, ein Säugling von wenigen Monaten, auf einem rothsammetnen Kissen, das sie mit dem linken Arm unterstützt, auf der Seitenlehne der Ruhebank liegt.
Es scheint ein Sonntagmorgen zu sein, an welchem alle Arbeit ruht und Mutter und Kinder, in der damaligen würdigen und malerischen Tracht sonntäglich geputzt, sich im Cabinete des Vaters versammeln dürfen, ohne Furcht ihn in seinen Geschäften zu stören. Zwischen Vater und Mutter steht ein etwa sechsjähriges ganz allerliebstes kleines Mädchen, und ein noch jüngerer muthwilliger Knabe mit einem herrlichen Lockenkopf gukt, über die Schulter der Mutter sich vorbeugend, mit großen lachenden Augen zum Bilde heraus. Er hält sein Hündchen im Arm und daneben auch sein Steckenpferd. Neben der Mutter, in der andern Ecke des Gemäldes, dem Vater gegenüber, steht, in einem Kleide von geblümtem Seidenstoff recht stattlich angethan, die älteste Tochter, gar ein zierliches, sittsames und schönes Kind zwischen vierzehn und sechzehn Jahren. Im Vordergrunde ist der Liebling des ganzen Hauses und der geduldige Spielkamerad der Kinder, ein sehr schönes Windspiel, angebracht; im Dämmerlicht des Hintergrundes aber, hinter dem Vater, erblickt man in einem dort hängenden Spiegel das Bild des Malers, mit Pinsel und Palette vor der Staffelei beschäftigt. Der Maler Le Brun war ein Freund des Hauses; dieses Gemälde, das er mit so viel Liebe als Kunst entwarf und ausführte, ist sein gelungenstes Werk in dieser Art, und so mochte er auch im Bilde sich ungern von dem ihm theuern Familienkreise ausschließen, dem er genußreiche schöne Stunden verdankte.
Köln ist, abgesehn von dem durch den unvergeßlichen Kanonikus Wallraf gestifteten Museum, auch noch reich an einzelnen Kunstwerken und Kunstsammlungen, zu welchen Zutritt zu erhalten den durchreisenden Kunstfreunden eben nicht schwer wird; schwerer vielleicht ist es sie aufzufinden, oder auch nur ihre Existenz zu erfahren, wenn man nicht das Glück hat, wie wir, einen kunstliebenden Freund, der mit der Localität seiner Stadt genau bekannt ist, zum Führer zu erhalten. Freude an der Kunst und am Besitz ihrer Erscheinungen ist durch viele Jahrhunderte hindurch in Köln, dem Ursitz altdeutscher Kunst, vom Vater auf den Sohn fast erblich geworden. Die vortheilhafte Lage der Stadt, in der Nähe der Niederlande, wo die eigentliche Lust des Sammelns gewissermaßen einheimisch ist, hat diese auch den Kölnern eingeflößt, indem sie ihnen die Mittel erleichterte, sie zu befriedigen. Die letzte unruhvolle, stürmische Zeit aber, in der auch das Heiligste von modernen Barbaren hervorgerissen, Kirchen und Klöster zerstört, geplündert, ihrer herrlichsten Kunstwerke beraubt wurden, die man um einen Spottpreis der Menge hinwarf, mußte, auch abgesehn von der Liebe zur Kunst, die patriotischgesinnten Einwohner bewegen, zu retten, was nur irgend vor Zersplitterung und Untergang zu retten möglich war.
Die reichste Privatsammlung von Gemälden ist unstreitig die des Herrn Lieversberg. In einem großen Zimmer im obern Stock seines Hauses trifft man eine mit Sachkenntniß geordnete zahlreiche Sammlung von neuern, theils italienischen, theils niederländischen Gemälden an, unter denen mehrere von berühmten Meistern und bedeutendem Kunstwerth sich befinden. Doch am Rhein gewinnt die altniederrheinische Schule eine besondere Anziehungskraft, vor Allem in Köln, der eigentlichen Wiege alter deutscher Kunst, wo noch seit undenklicher Zeit bis an den heutigen Tag eine Straße nach ihren ehemaligen Bewohnern die Schilderergasse genannt wird.
Auf Reisen muß man vor allen Dingen lernen, manchem an sich Werthvollen zu entsagen, wenn man nicht durch übermäßige körperliche und geistige Anstrengung, durch Ermüdung und Zeitzersplitterung sich um jeden eigentlichen Genuß bringen will; wer Alles sehen will, sieht am Ende gar nichts und trägt nur den eiteln Ruhm davon, mit dem Gesehenen daheim groß zu thun, ohne weder sich selbst noch Andern darüber genügende Rechenschaft ablegen zu können.
Deshalb blieb ich auch hier, wo so Vieles mich anzog, der alten Gewohnheit, mir selbst ein Ziel zu stellen, treu. Ich begnügte mich damit, einen flüchtigen Blick auf alles Schöne zu werfen, was dieser Saal enthielt, und eilte den Räumen im untern Stockwerk zu, welche den altdeutschen Meistern geweiht sind.
Das herrlichste Kleinod dieser Sammlung sind zwei große figurenreiche Gemälde von Lukas von Leyden, wie man selbst in großen Galerien sie selten antrifft, auf Goldgrund, mit großer Farbenpracht höchst zart und fleißig mit allen seinen Eigenheiten von dem edeln Meister ausgeführt, der zu vielen andern Zweigen der Kunst sich hingab, in den letzten Jahren seines kurzen Lebens zu körperlich schwach war und endlich in seinem neununddreißigsten Jahre viel zu zeitig starb, um der Nachwelt viele Werke von diesem Umfange hinterlassen zu können.
Acht auf Goldgrund mit unsäglichem Fleiße gemalte kleine, zu einander gehörende Tafeln, welche einzelne Scenen aus der Leidensgeschichte des Heilandes darstellen, sind in dieser Sammlung als augenscheinlicher Beitrag zur Geschichte der Kunst am Niederrhein der größten Aufmerksamkeit würdig, die sie durch den Glanz der Farben und des Goldes und die zarteste Ausführung auch ohnehin auf sich ziehen. Sie stammen aus einer sehr frühen Zeit, der Name des Meisters, der sie malte, ist unbekannt; vielleicht war es jener Wilhelmus de Herle, Wilhelm von Köln genannt, dem man bis jetzt das kölner Dombild zugeschrieben hat. Noch hielten ihn die Fesseln der byzantinischen Schule, die damals so schwer auf dem Künstler und der Kunst lasteten; an Perspective ward noch nicht gedacht, und die Hauptfiguren stehen noch so ziemlich in einer Reihe neben einander; den Köpfen wie der Gestalt mangelt noch Seele, Leben und Ausdruck. Aber sie scheinen doch von einem wärmeren Hauch des Lebens durchdrungen, der ihnen zunächst freiere Bewegung mittheilen wird. Man sieht, wie des alten Meisters ahnungsvoller Seele Wahrheit und Natur vorschwebten, und wie er in unbefriedigendem Streben sich abmühte, ein Ziel zu erringen, das er erkannte, dem aber sich zu nähern, seinen glücklichern Nachfolgern vorbehalten war. Eines seiner Motive auf der Tafel, welche die Gefangennehmung des Heilandes darstellt, würde selbst dem größten Maler Ehre machen: Judas, im Augenblick, da er seinem Herrn den Verrätherkuß gibt, sucht sich seitwärts, so viel als möglich hinter ihn zu stellen, weil er sich scheut, dem strafenden Auge des göttlichen Meisters zu begegnen.
Vieles könnte ich noch nennen und beschreiben, was in dieser merkwürdigen Sammlung mich erfreute, fühlte ich nicht das Unzulängliche und endlich Ermüdende aller Beschreibungen von Gemälden, besonders der altdeutschen Schule, wo man immer darauf zurückkommen muß, die Pracht der Farben und die vollkommene Ausführung besonders herauszuheben. Nur eines einzigen Bildes will ich noch erwähnen, das vielleicht oft übersehen wird, mir aber, als ein neuer Beweis, daß das berühmte sogenannte danziger Gemälde wirklich von van Eyck sei, sehr merkwürdig erschien.
»Haben Sie kein Gemälde von van Eyck?« fragte ich Herrn Lieversberg, der nicht, wie sonst wol zuweilen geschieht, den Werth seiner reichen Sammlung durch auf Gerathewohl ertheilte berühmte Namen zu erhöhen sucht. Er machte auf ein langes, schmales, in einer Ecke hängendes Bild mich aufmerksam, augenscheinlich ein zu einem größern Altargemälde gehörendes Flügelbild, und ich traute vor Erstaunen kaum meinen Augen. Nur eine einzige Figur war darauf abgebildet, der Engel Michael mit der furchtbaren Wage, aber genau in derselben Stellung, wie in der Mitte jener berühmten Darstellung des jüngsten Gerichts. Zug für Zug derselbe Kopf, das nämliche Gesicht, dessen Züge, durch vieljährige Bekanntschaft mit dem danziger Bilde, mir deutlich vorschweben. Es war dieselbe Heldengestalt, nur, durch eine mir unerklärliche Laune des alten Meisters, statt in der schimmernden Rüstung, vom Kopf zum Fuße in ein langes weißes Mönchsgewand gekleidet. Vom Rücken her über die Schultern fließt ein goldbrokatner mit Rauchwerk gefütterter Mantel, am Boden sich weit ausbreitend, in schönen Falten herab.
Der Herr Banquier Oppenheim besitzt eine bedeutende Sammlung von Gemälden, die ich aber wegen einiger in den Zimmern eben vorgenommenen Veränderungen nicht sehen konnte. Nur zwei derselben aus der altdeutschen Schule, die ich besonders zu sehen wünschte, ließ der sehr gefällige Sohn des Hauses, dessen Aeltern eben abwesend waren, mir in eines der untern Zimmer hinabtragen. Eine große figurenreiche Composition von van Eyck will ich weiter nicht erwähnen und nur des zweiten Bildes gedenken, das durch naturgetreue Wahrheit, Ausführung und anmuthige Naivetät des Gegenstandes mich dermaßen anzog, daß ich mich gar nicht wieder davon abwenden konnte; auch hat dieses Gemälde vor einigen Jahren, wie ich glaube, zu einer in irgend einem Taschenbuch oder einer Zeitschrift abgedruckten sehr artigen Novelle den Stoff geliehen. Das bedeutend große Gemälde stellt den zierlich mit aller soliden Pracht der damaligen Zeit aufgeschmückten, an der Straße liegenden Laden eines Goldschmieds vor, zu welchem ein junges schönes Brautpaar hereintritt, um die Trauringe zu kaufen. Meisterhaft gedacht und gemalt ist der Kopf des hinter seinem Tische sitzenden alten Goldschmieds; eine ganz unbeschreibliche Mischung von Ernst und heimlicher Schalkheit spricht aus den klugen, verständigen, durchaus nicht unedeln Zügen des Gesichts. Während er anscheinend sich nur mit dem goldnen Ringe geschäftigt, den er gegen den Probierstein hält, sieht man ihm deutlich an, daß er das junge Paar nicht wie gewöhnliche Käufer betrachtet, sondern daß es ihn näher interessirt, sei es nun im guten oder im bösen Sinn. Der dem Alten zunächst am Tische stehende Jüngling scheint nur vor allen Dingen den Handel bald abschließen zu wollen, um sich wieder der Geliebten ungestört zuwenden zu können; die Braut aber steht mit halb niedergeschlagenen Augen dabei, halb beschämt, mit dem reinsten Ausdruck jungfräulicher Liebe und mädchenhafter Schüchternheit in den anmuthigen Zügen. Es ist ein Bild, in das man immer tiefer sich hineinsieht, je länger man davor steht, bis man endlich glaubt, es Leben und Bewegung gewinnen zu sehen. Ein alter Maler, Petrus Christi, hat im Jahre vierzehnhundertneunundvierzig es gemalt.
Eine nicht sehr zahlreiche, aber auserlesene Sammlung Gemälde, meistens niederländischer Cabinetsstücke von den besten Meistern, schmückt die eleganten Zimmer in dem Hause der Frau von Schaafhausen, einem der größten und schönsten in Köln. Die Krone dieser Sammlung ist ein wunderschöner St. Sebastian, eine unaussprechlich rührende Gestalt, aus deren gen Himmel gewandtem Blick schon der Abglanz der den Heiligen dort erwartenden Seligkeit strahlt. Der ehemalige, vor einigen Jahren für die Kunst und alles Schöne und Gute viel zu früh verstorbene Besitzer und auch Stifter dieser Sammlung, Herr Schaafhausen, hatte zur Zeit, als die siegreichen Alliirten in Paris versammelt waren, das unbegreifliche Glück, dieses unschätzbare Gemälde im Laden eines Trödlers aufzufinden. Vermuthlich war es seit jener unglückseligen Periode der französischen Revolution dort verborgen geblieben, in welcher der verblendete Pöbel mit Tigerwuth die Paläste der Reichen plündernd zerstörte; Herr Schaafhausen erkaufte es für den Preis von sechs Franken!
Einen herrlichen Sonnenaufgang von Vernet, ein kleines wunderschönes Familienbild von dem berühmten aber seltenen Meister Gonsalez Coxies will ich nur flüchtig erwähnen. Sehr erfreulich ist ein ganz kleines Bild von Lukas Kranach, von welchem sein oft, unter allerlei Gestalten gemaltes hübsches Bäckermädchen uns recht anmuthig zulächelt. Die artige Bäckerin ist in ganzer Figur darstellt, recht damenhaft geputzt in rothem Sammetkleide, mit Federbarett und allem dazu gehörigen Schmuck.
Eines höchst effectvollen Bildes muß ich zum Schluß noch gedenken, eines fast lebensgroßen Portraits des Mädchens von Orleans, von Rubens gemalt. Dieses Bild kam vor langer Zeit als Geschenk des Königs von Frankreich an den damaligen Erzbischof nach Köln. Ein aufgespannter, durchaus rother Teppich, vielleicht die Wand eines Zeltes, bildet den Hintergrund dieses höchst frappanten Gemäldes, die Heldenjungfrau, eine edle, schlanke, jünglingsartige Gestalt, mit einer eisernen Rüstung und einem kurzen Wappenrock bekleidet, liegt vor einem Kruzifix betend auf den Knieen; neben ihr die eisernen Handschuhe. Das weiche blonde Haar fließt unter dem Helm ihr tief über den Rücken hinab. Ein unbeschreiblicher Ausdruck verborgenen stillen Wehes spricht aus dem zarten, einfachen, fast ländlichen Zügen des lieblichen Köpfchens. Es scheint als hätte die Büste dabei zum Vorbilde gedient, die während der Revolution nach Paris gerettet wurde und jetzt vermuthlich wieder an ihrem ehemaligen Platze in der Stadt Orleans aufgestellt worden ist; denn die Aehnlichkeit mit derselben ist unverkennbar.