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Des Windes Heulen

Ein Förster hatte einen Sohn. Dieser bekam den Dienst nicht als der Vater starb, und ging also in die Fremde, sein Brot zu suchen. Auf dem Weg verirrt er sich in einer Wildnis. Er hat nur mehr ein Stück Brot, das ißt er. Danach wird er durstig und sucht nach einer Quelle. Er findet einen Fußsteig, geht ihm nach und gelangt zu einem Brunnen, aus welchem eine wunderschöne Frau Wasser schöpft. Sie bietet ihm einen Trunk, er trinkt. Sie fragt ihn, wohin er ziehe. Er antwortet: »In die Fremde, einen Dienst zu suchen.« – »Den kannst du bei mir haben, wenn du willst«, entgegnete sie ihm. Sie war schön, und so folgte er ihr in ihr Haus am Brunnen.

Bald fanden sie sich zusammen und hielten Verlobung. Doch eine Bedingung mußte er zuvor eingehen, nämlich, daß er an keinem Donnerstag nach ihr fragen solle. So lebten sie glücklich vierzehn Jahre lang, und sieben Knaben hatte sie ihm geboren, als er doch neugierig wurde, welches das Geheimnis seines Weibes sei. Noch war das vierzehnte Jahr nicht um, da sah er an einem Donnerstag durch das Schlüsselloch in ihr Gemach und erblickte sie in einer Badewanne sitzen, unten in der Gestalt eines Fisches.

*

Des anderen Tages tritt das Weib zutraulich zu ihm hin, er aber stößt sie zornig zurück. Mit einem Drachen wolle er nicht leben. Da weinte sie bitterlich. Hätte er nur die zweimal sieben Jahre durchgemacht, wäre sie erlöst gewesen, denn sie sei von ihrer Mutter aus verwünscht. Nun müsse sie in der Luft herumfliegen bis an den Jüngsten Tag. »Des Windes Heulen wird meine Stimme, das Wirbelgestäube meine Speise, meine Tränen mein Trank sein«, wehklagte sie. Da wollte er sie zurückhalten, sie aber entwich ihm und flog immer ums Haus. An jedem der sieben Fenster saß eines ihrer Kinder. Zu diesen weinte sie hinein, Abschied zu nehmen, und die Kinder winselten ihrer Mutter nach und wurden von ihr nachgezogen. Ihre Stimmen sind das feine, klagende Winseln des Windes.

* * *


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