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Geschichte des Grafen.

So bald ich mündig sein würde, sollt' ich die Güter übernehmen. Da ich nun an meinen Aeltern sah, wie sehr ein großer Besitz bindet, welche nothwendige Sorge auch die best-eingerichtete Verwaltung mit sich führt, so ging ich zuvor auf Reisen – nach Rom. Nun ist alles, was uns in entlegner Fremde gleichsam aus einem Zauberreich aufsteigt und nur zu bestehen scheint, so lange wir dort verweilen und es betrachten – wie etwas Neues, so etwas Reizendes, und wie wir mit Augen sehen, ganz etwas Anderes als das Bekannte in unserer Heimath; ja der Mensch selbst ist ein Anderer in fremden Ländern, und seine Freunde kennen ihn dort kaum wieder. Wie aber ein Katholik, der ich war, sich die sogenannte Roma santa vorstellt, und wie sie ist und wie ihre Männer, Jünglinge, Frauen und Mädchen sind, das weiß man nur aus eigner Erfahrung – und selbst an Ort und Stelle nur wenige Tage! dann überwältigt und beherrscht den Menschen billig die Wirklichkeit und die Gegenwart. – Mein Bild von Rom mußt' ich schon vor den Thoren zerstört sehen.

Ich war auf la Storta, der letzten Station vor Rom, am Abende angekommen, und bekam keine Pferde am Morgen, weil die Neufranken zum ersten Mal so eben Rom als Republik verlassen hatten. Die Offiziere waren meist schöne junge Männer, und von einem Geiste beseelt, in welchem noch manche künftige That schlief. Mit Erstaunen sah ich, daß sich nach und nach eine unzählige Menge Kutschen und Wagen auf dem Platze um das einsame Haus versammelten, alle voll republikanischer Eheweiber. Das wäre etwas für Weiber freunde gewesen, dreihundert schöner Danaiden zu sehen, die ihre Männer – in Rom – geistig todtgeschlagen hatten, und hier war keine Einzige, die Erbarmen gefühlt. Das war ein Opernstoff – »die neuen Danaiden« – für Salieri, oder für Weiber feinde, etwa für den Aristophanes, als ein ächtes weibliches Gegenstück aus der wirklichen Welt, zu seiner, nur aus der Phantasie genommenen männlichen Scene in der Lysistrata! Kurz, diese Situation, dieses Aufsuchen, dieses Empfangen, diese Ueberraschung erwarten noch ihren Darsteller; denn nicht etwa besonders die 300 Ehemänner der 300 nachgezogenen Ehefrauen waren diesen wiederum nachgezogen, sondern etwa 600 Geistliche von der in Friedenszeiten 20,000 Mann starken himmlischen Besatzung des irdischen Roms!

Mitten auf der Straße kam durch das Gewirre zu beiden Seiten, von der Capelle des heiligen Ignaz von Loyola her, ein Pilgermädchen allein und ruhig gewandelt. Und sonderbarer Weise beglänzte sie allein auf ihrem Wege das aus einer Wolkenlücke mit verklärender Kraft herab sich ergießende Licht der Sonne. Gewiß hatte sie gesehen, was hier vorgefallen, denn ihr Antlitz war blaß vor Scham, daß auch sie in weiblicher Gestalt wandele! Als sie an mir vorüber kam, erhob sie ihr düsteres schwarzes Auge auf mich, und in ihren Zügen lag eine Würde, ja eine Verachtung, weil ich sie noch mit dem Lächeln ansah, das von dem Anschauen der Scene vor mir in meinem Gesichte stand. Ich ward feuerroth, sie zuckte leis mit den Lippen, und wandelte ihren Weg, auf dem das Licht vor ihr hinflog, wie eine Glanzsäule. Sie ging; ich seufzte, daß sie nach Rom ging; denn die Schönheit sah ich ja, ist die bestechlichste Hüterin der Weiber; und doch erhielt mir die alte Stadt wieder den unschätzbaren Werth, welchen die edle junge, schöne Pilgerin ihr gab; wie das todte Meer, worein jemand eine unbezahlbare Perle geworfen.

Nun zeigt sich uns in der Fremde so viel unerlangbares Schöne, wir verlieren so viel – was wir nie besessen haben, und doch will die junge Seele ihr Recht, die Phantasie ihr Spiel, das Herz den stillen, ewigen Besitz in seinem eigenen Reiche, daß der Mensch, thöricht oder weise, zuletzt so viel Dinge, so viel schöne Wesen im Innern sein nennt, welche Tausende eben so gut die ihrigen nennen, und welche doch selbst in ihrer einen Gestalt, die an einen Ort, in eines Tages glänzendes Zelt gebannt sind, dort nur Einem, oder vielleicht Keinem gehören! So entsteht ein Reichthum des Herzens, so wird ein stilles seliges Leben in uns angeregt, genährt und gesteigert, das reicher und schöner ist, als was uns jeder Tag bieten kann, er sei noch so voll, und das jede Stunde aus uns selbst bereichert und erfüllt, sie sei auch noch so arm. Und nur auf diese Art ist das möglich, durch dieses Abschatten eines Ganzen in das Gemüth Vieler, wie die eine Sonne Jedem der Millionen Wesen einen Tag, also Millionen Tage bringt durch einen Aufgang.

So oft ich nun in Rom wieder eine Pilgerin wandeln sah, mit ihrem Stab und Hut, so seufzte ich sehnend; mir ward so wohl und so weh, daß ich zuletzt gar nicht mehr jenes schönen Mädchens Augen unter einem Hute suchte, da ich sie doch nie gefunden, sondern der Pilgerin nachsah, oder nur ihren Schatten an der Erde verfolgte, um des Herzpochen erregenden Gefühls willen, Sie sei es, Sie! War ich doch auch den nächsten Sonnabend nach meiner Ankunft in dem Hospizium für die Pilger gewesen, und hatte nichts gefunden als in der Kirche – zu der heiligen Dreifaltigkeit – einen Dominikaner, der den Juden predigte wozu man ihm alte verstockte, hartherzige und fast lauter Taube geschickt hatte, die sich verkleiden, um nicht immer dieselben zu erscheinen, und einen Bajoch für Wachs in die Ohren nicht ansehen sollten. So lernt' ich doch wenigstens eine Gesichterschneider-Schule kennen.

Hatte ich nun die himmlische Gestalt in der glänzendsten Erscheinung ihrer sittlichen Würde gesehen, indeß ihr die Damen auf la Storta zur schwarzen Folie dienten, so erblickt' ich sie eines Tages wieder im leuchtenden Spiel ihrer Schönheit auf der Folie von mehr als dreihundert alten Weibern. Und die Folie war ächt!

Ich war aus der Kirche des heiligen Sebastian in die Katacomben gestiegen, hatte mich lange darin aufgehalten, und als ich mit dem Priester, der mich geführt, wieder hinaus in das rosige Licht, in die Kirche trat, war Gottesdienst. Nun stehen »die sieben Kirchen vor den Mauern« so leer, daß Indulgenzen darauf gesetzt sind, wer sie besucht. Diese einzukassiren versäumen die alten Weiber allein nun nie, wenn es nicht Steine regnet, und manche hat auf 12,000 Jahr Ablaß dafür in Vorrath. Daher sehen diese alten Gesichter auch immer so selig aus. Heut waren nun noch die Bewohnerinnen des großen päbstlichen Palastes von S. Giovanni in Laterano dazu gekommen, deren Hospital er ist. Unter diesen alten Krämerinnen nun, die auf den Knieen lagen, stand meine Pilgerin auf vom Gebet, wie eine reine Flamme aus stockendem Moor.

Meine Phantasie hatte sie mir schon sogar als mein Weib in die Arme gelegt, daß ich nicht wenig erschrack, als ich sie Sulamith rufen hörte! Sie war also eine Jüdin! Und mein Muth kam erst wieder, als ich sie mit ihrer Führerin durch ganz Rom, bis über die Engelsbrücke begleitet hatte, und Sulamith in den Palast Spinola – das Hospizium für die zu bekehrenden – klug gewordenen ( ravveduti) Ketzer und Ketzerinnen – verschwinden sah. Jetzt war mir leicht!

Um darin Eingang zu finden, sann ich hin und her, bis ich den Padre Angelo in der Vaticana kennen lernte, mit dem ich einst nach Hause ging, und der – in dem Hospizium wohnte. Da er zwölf Jahre in Luxor in Aegypten Missionär gewesen, so beschloß ich, arabisch bei ihm zu lernen. Ich stieg oft, lauschend und horchend, langsam bis in sein Stübchen unter dem Dache hinauf, aber nie erblickt' ich auch nur einen Saum von Sulamith! Eines Tages kam die Rede darauf, daß in demselben Palast das Zimmer sei, in welchem Charlotte, Königin von Cypern, und Raphael von Urbino gestorben. Ich war neugierig; er führte mich dahin. In dem Zimmer nun sah ich beinah mit Entsetzen – Raphael vor der Staffelei sitzen und malen! Das war sein schönes blasses Gesicht! das sein Haar, auf der Stirn gescheitelt und hinabfließend auf seine Schulter! Sein Hals war bloß, sein Kleid schwarz und vom Schnitte jener Zeit. Er spürte uns nicht, und malte vertieft in sich selbst. Auch was er malte, war ein raphaelisches Madonnengesicht aus tiefem Geist mit großer Kunst hingezaubert. – Sulamith rief ich unwillkürlich. Er sah schweigend sich um und lächelte kaum. Nur daß Padre Angelo ihn Signor Teobaldo, dann Signor Becco anredete, gab mir meine Besinnung wieder. Auch erinnerte ich mich nun, ihn in S. Giovanni in Laterano vor dem Altar, sein Gebetbüchlein in der Hand, stehen gesehen zu haben. Vor Ueberraschung, daß Sulamith hier wohne, trat ich an das Fenster. Auf demselben lagen einige mit schöner Hand geschriebene Sonette in den unzweifelhaftesten Liebesausdrücken, unter andern Eines, das anfing:

» Donna, degna del tron' di Salomone
»E di Davidde del letto indorato

Und so weiter! – gewiß an sie! Vielleicht von dem Maler! Denn ob er gleich ein Deutscher war, der in Rom katholisch geworden – und diese Sonette verriethen, ihrer geringen Sprachkunst wegen, den Ausländer – so schien mir der Schluß des zweiten Sonetts doch zu stark für sein frommes Gesicht, zumal da er in seinem Bild eine Heilige, ja eine Göttin aus Sulamith gemacht!

Meine Ungewißheit hob ein eintretender junger Mann von vornehmem Wesen, nur zu klein, um Ehrfurcht zu gebieten, aber sonst wohlgebaut bis auf die Nase, die beträchtlich kleiner ausgefallen sein konnte, um noch, was man sagen kann, römisch zu heißen. Der Maler stand vor ihm auf, und nannte ihn: mein Prinz! Es war Prinz Victor, der in der Nachbarschaft meiner Aeltern Güter hatte, der mit mir zugleich war Fähndrich geworden. Er erkannte mich gleich und wollte mir eben zwei Finger seiner Hand bieten, als Sulamith aus dem Nebenzimmer hereintrat und uns trennte, oder unsere Blicke sammelte auf ihrer Gestalt. Jetzt standen wir alle Drei wunderlich vor einander betreten und beklommen! Jeder von den andern Beiden im Fluge beargwöhnt! Prinz Victor verglich stillschweigend das Bild mit Sulamith, die erröthet neben ihm stand, von ihm schlich, die Blätter auf dem Fenster gewahrte und leise zerriß und verbarg. Ich schöpfte Athem!

Prinz Victor fragte die unaussprechlich schön gewachsene Sulamith: ob der alte würdige und berühmte Bildhauer noch hoffen dürfe, ihr seine Venus nach zu modelliren? Theobald trat seitwärts näher und sah erst Sulamith ernst in die Augen und sprach dann wie vor sich hin: Nur das Menschen antlitz ist der Vorwurf des neuen, des christlichen Künstlers. – » Dieß Gesicht ist gewiß Ihr Vorwurf!« – sprach vor Aerger der Prinz, auf das Bild hinzeigend. Der Maler fühlte sich von dieser Aeußerung des Prinzen beleidigt, vielleicht auch getroffen, und höflich genug – noch unter einem Vorwand, verließ er uns schnell.

Als er fort war, sprach der Prinz in Eifer: »Unser vortrefflichster Becco ist ein Grün-Schnabel, oder frommes Peco. Aber nein, ich thue ihm Unrecht, wenn ich ihn fromm nenne; denn gerade hier kann ich es sagen, daß er aus bloßer Eitelkeit und Ruhmsucht nur Katholik geworden; denn er liebt die Kunst über Alles, und könnte er morgen wie Cimabue oder Mantegna malen, so würde er heute ein Türke, ja ein Götze selbst, etwa der Mumbo-Bumbo! Denn er hat so geschlossen: Die Evangelischen haben keine Maler, weil sie keine gemalten Legenden und Heilige brauchen, sie können also keine malen – malen aber muß ich, und soll es mir Hals– Tuch und Seligkeit kosten! Nun sind Masaccio, Pinturicchio, da Fiesole, Perugino, wohl auch Raphael, Katholiken gewesen; um also mit ihrem frommen Herzen, ihrem Glauben, ihrer Liebe zu malen, was vor vier hundert Jahren aus dem Geiste in die Erscheinung treten sollte, dazu muß ich – ein heutiger Protestant – ein heutiger Katholik werden, also ein Renegat! Weiter nichts. Ja ich bin schon Einer, und ein recht vortrefflicher, durch das bloße Malen, wie Canova ein Heide ist und sein muß, um ein Bildhauer zu sein; denn Praxiteles und Phidias waren Heiden, und alle Heiden waren Bildhauer, wie alle Katholiken Maler! Nun ist es zwar bloß Gott, der im Menschengeschlecht in Jahrhunderten leis, aber unwiderstehlich eine große Metempsychose bewirkt, aber der Traum kann es auch, und dem ist doch gewiß mein Wille gleich: eine Metastase oder Versetzung – wie zum Beispiel der Milch ins Gehirn – zu erregen, durch welche meine Künstlerkraft wieder in dürren Bildern der Meister vor Raphaels Zeiten erscheint! Ich will durch künstliche Befangenheit zurückbringen, was die Natur nur mit höchster Begeisterung in den Künstlern vor Raphael hervorbrachte. Ich will vergessen, was jene gern gewußt hätten. Und das kann ich. Deßwegen geh' ich auch in ihrer Tracht, um im Spiegel, und im großen Spiegel meines Geistes: der Welt, wie Jene mir vorzukommen. Und hier in Rom kann ich Bilder machen, die mir noch angebetet werden, und die ich selbst anbeten kann, wenn ich den Pinsel weglege! und kann nachträumen: ich glaube das Alles.« –

»Dieses Zauberstückchen der Phantasie, fuhr er fort, diese Seelenversetzung ist das wahre Elend, der Grund wahrhaft elender Werke der neuern Künstler in allen Fächern der Kunst, und ohngefähr dasselbe, als wenn eine jetzige Frau den längst gebornen und längst verstorbenen Aesop noch einmal gebären wollte. Quod non datur! Und es doch erzwingen zu wollen, das ist eine fast unglaubliche Thorheit, die zeigt, daß sie selbst nichts sind, zu sein vermögen, nicht es sich getrauen – oder einen Stolz, der wähnt Kraft zu haben: in jedem gegebenen Geiste fortfühlen, anschauen und darstellen zu können! Das ist es, was uns beraubt, daß wir in der Kunst nicht, wenigstens das Höchste unserer Zeit erblicken, daß es uns jene bloß Kunst- Süchtigen nicht bringen, nicht geben, weil sie es nicht haben, ja Nichts in sich tragen – das ist ein Irrthum der neuen Welt, der also noch nicht erschienen ist, und der ihr vergeben wird – aus Kunstliebe – wie sie aus Kunstliebe in ihn verfiel.«

»Und sehen Sie nur, redet er mich verstellt an, wie herrlich es ihnen gelingt, die Natur, die vollkommenere Kunst und Menschengestalt zu vergessen, zu welcher sich Raphael mühsam erhob – wie trocken, wie dürr' ist dieses Bild, gegen die drängende Kraft der schönen Sulamith! wie fahl seine Farbe gegen die feine Incarnation ihres Antlitzes, dem eine silberne Maske unter zu liegen scheint: so durchsichtig, so silbern schimmert es! Wie mager, wie geistermäßig, um so zu sagen, ist des Bildes Hand und Arm gegen Sulamiths gerundete Fülle. Und erst wie dürftig der Wuchs! o Himmel! Becco hat ein Bild griechischer Maler aus ihr gemacht, welchen die Panagia ein Geist war, den sie nur mit Umrissen darstellten, ohne Schatten in goldenen Himmelsgrund. O wie will doch ein in vermoderte Dominos und Farbentöpfe sich verkriechender Mensch, ein metastasirter Schnabel, wie ein Specht hervorhämmern, was Perugino mit Selbstbewußtsein und Geistesgegenwart, mit Aufbietung aller seiner Kraft, in Begeisterung seines ganzen Gemüthes nur aus der Tiefe der Natur als ein da Kommensollendes, durch ihn und aus ihm zum ersten und letzten Mal Erscheinendes herauf beschworen und festgebannt! – nicht eigenes Leben, eigene Anschauung beschränkend, ja vertilgend, das Vergangene, schon Entfaltete, Durchlebte, Durchstrebte und Todte – todten Gemüthern nachpfuschte! So lange die Religion noch Glaubens- und Gemüthssache ist, ist sie ein bloßes Inneres, daß ich so sage: das nackte Göttliche. Nur wenn sie in die Reflexion eintritt, doch noch wurzelnd und ernährt von der innern Gluth, aber ins Leben, ins Sinnliche, Menschlich-Natürliche getragen; dann vermag sie Gegenstand der Kunst zu werden. Deßwegen vergleich' ich die Kunst dem Herbste, dem Widerschein, dem Versaamen des Frühlings; deßwegen hat jede Weltanschauung oder Religion nur einmal Kunst, wie jedes Jahr einen Herbst;, oder noch einen Zweiten: den Altenweiber-Sommer. In diesem leben die abgefallenen Maler in Rom. Rom ist der Sitz der Kunst, weil sie hier festsitzt wie auf einer Sandbank. Jene alte fromme Zeit hat sich zu Tode gebaut und gemalt, und Rom ist nichts mehr als seine Kirchen, Bilder und Arazzen! Auch das Christenthum hatte seine Kunst, so lange es Mythe, Sache der Phantasie war; nun es in das Herz gekommen, und in das Leben übergehen soll, nun ist die Mythe und die Kunst aus, und alle Bilder sind Ruinen der frühern Geister. Aber eben als solche unschätzbar und einzig, weil kein Mensch Todtes aus frischem Leben bilden kann.« – Solche Worte gingen und gehen gerade in Rom hin, besonders einem Katholiken, welches der Prinz war, der jetzt theils aus Ueberzeugung, theils um Sulamith zu schmeicheln und zu loben, das Bild getadelt, theils ihr den Maler dadurch zu verleiden.

Aus dieser einzigen Scene mit dem Prinzen übersah' ich die Verhältnisse. Sulamith hatte Anbeter, sie war schon in Rom berühmt, wo eine Schönheit, wie ein Engel vom Himmel erscheint und verehrt wird. Der Prinz war eifersüchtig auf den, nur die Schönheit liebenden Theobald; er hatte ihn einen Mumbo-Bumbo – den Schreckgott der Weiber – genannt, weil er ihr verleidet hatte, als Modell einer schlafenden Venus dem Bildhauer zu liegen. Denn der Prinz Victor schien das zu wünschen, um die einzige Wache der Schönheit, die Schamhaftigkeit, zu entfernen, zu seinem Benefiz. Und so fing er mit Schmeichelei an, welche allein im Stande ist, ein Weib zu überreden: ein lebendiges Wesen sei ein seelloses Bild oder eine Statue, und die Schönheit bedürfe keines Schleiers, sie dürfe ihn lüften lassen, ja sie müsse ihn selbst zerreißen! Deßwegen hatte er Sorge getragen, daß ihr Bild – als Madonna – im Pantheon aufgestellt werde, und er hoffte viel von dem Eindruck auf Sulamith, wenn er sie am Arm hinführe unter das Volk, und sie wegführen müsse, weil es begeistert rufe: »O wie viel schöner ist Sie! felice che Voi, Altezza

Nun will ich Ihnen nicht erzählen, wie, wie süß und selig ich Sulamiths Herz erwarb! Ihnen in ihrer blühenden Jugend ist das noch Gegenwart, Nachttraum und Morgengesang. Ein Weib widersteht selten aufrichtiger Liebe, und ich wüßte auch nicht, warum sie es sollte. Selbst ihre Bekehrerin, Signora Donna Arcangela, eine getaufte Jüdin aus Raab, hatte nichts dagegen. Wenn ich sie nur zur Katholikin mache, sprach sie eines Tages, als ich sie unter dem dorischen Säulen-Portal allein antraf, so ist alles geschehen! Ihr Lebenswandel geht billigerweise uns nichts an. Aber sie hat Geist und Scharfsinn, und es würde Keine im Hospizium einmal meine Stelle würdiger einnehmen als sie. Da sehen Sie, wie ich mich plage, um Eingang in ihr Herz zu finden, um unser Gespinnst an ihren Rocken zu knüpfen. Sie beugt sich unter den Papst, seit ich ihr sagte: Er ist unser Rabbi Juda, der Heilige genannt, der die Auslegungen und Zusätze zum alten Testament theils sammelte, theils machte, und als Talmud-Tradition – sie dem Volke anhing! Hier hab' ich das Buch: Franciscus Albanus: Päpstliche Anatomie; hier Lettre écrite de Rome, und hier: Conformités des cérémonies modernes avec les anciennes, das muß sie wie das ABC widerlegen können! Sie kann eine schöne Heilige werden, eine Paradiesesblume! Wie viel Juden kann sie bekehren; denn ein Weib bekehrt am besten Männer , und ein Mann Weiber, und ich bin ganz gegen den Gebrauch unseres Hospiziums: daß die Weiber die Weiber, und Männer die Männer, aus ihrem Volke in ihrer Sprache bekehren. – Mit der Taufe sind wir richtig, denn ich hab' ihr bewiesen, daß auch die alten Juden die Heiden tauften, die Juden wurden. Sie könnten Pathe stehen, Sie reicher Magnat!

Ich versprach ihr das, so wie dem Taufkinde reichlich einzubinden, und die geistliche Hebamme wohl zu bedenken. So hatt' ich sie gewonnen.

Ueber den Prinzen würd' ich mich am besten in Magdalena Knechts Sprüchwörter-Weise also äußern: Buhlschaft leidet keine Gesellschaft; vornehme Herren schämen sich wenig, viel aber wollen sie nicht geben; es fliegt kein Vogel so hoch, er sucht seine Speise auf Erden; ein Frosch hüpft wieder in den Pfuhl, säß er gleich auf einem güldenen Stuhl. – Dennoch vergaß er nicht, sich um Sulamith nach den Regeln der Kunst zu bewerben, neben seinen fortgeführten Liebschaften, die er besorgte, wie ein Gärtner seine Blumen, von welchen manche schon abgeblüht hatten, und die, um nicht zu vertrocknen, auch noch manchmal besorgt werden müssen; andere haben ihre Blüthen aufgeschlossen, andere hält noch das grüne Kleid in der Knospe, andere zeigen erst nur röthliche Stacheln an den Zweigen. Das thut nichts; so ein edler Kunstgärtner hat Zeit, und wartet jahrelang auf eine zur Mitternachtsstunde blühende »Königin der Nacht.« Der Prinz hatte Sulamith erregt, ihre Gefühle gesteigert, ihr Wesen gespannt, dadurch ergab sie sich mir. Denn da Nichts half, nahm ich etwas incavalièrement – zur Wahrheit meine Zuflucht, und übergab auf Sulamiths Zimmer dem Prinzen Victor einst einen Brief von seiner – Gemahlin, welchen meine Mutter mit eingeschlossen hatte. Ich hatte ihre Phantasie zerstört; Prinz Victor war Prinz Victus, und so versprach ich mich einst mit Willen gegen ihn.

Dafür hatte er nun nichts Angelegentlicheres zu thun, als mich dahin zu bringen, daß ich Pathe bei Sulamith stehe. Das war eine Rache, die ich nicht überlegte, und welche nicht auf meine Aufgeklärtheit, sondern auf mein Festhalten alter Satzungen gegründet war. Ich aber dachte: stehen doch Türken und Juden in Rußland bei Christenkindern Pathe.

Die Taufe geschah in dem schönen Taufhause bei der Laterankirche. Es wurden mehrere Juden getauft, um der Religion neuen Glanz zu geben. Sie wurden zuvor von dem Examinator öffentlich geprüft, und der eine Proselyt fing alle seine Antworten mit einem: »Verzeihen Sie! sie haben mir gesagt« an! als z. B. auf die Frage des Examinators: Wer hat die zehn Gebote gegeben? erwiederte er: Verzeihen Sie! sie haben mir gesagt, Gott habe sie Mosen auf dem Berge Sinai mit dem Finger in steinerne Tafeln geschrieben. Oder: was ist die Ehe? – Verzeihen Sie! sie haben mir gesagt, ein seligmachendes Sacrament, aber verzeihen Sie – die Priester dürfen nicht heirathen. Darauf erhielt er von dem Examinator ein zugeflüstertes: Verzeihen Sie! Sie sind ein Mulo! (Maulesel.) Die Juden, welche zuschauen durften, ja mußten, um ein Beispiel, einen guten Eindruck zu empfangen, hatten ihre Freude an dem feinen Bruder. Sie wanden mit Stolz ihren Hut, mit dem gelben Lappen daran, in den Händen, den sie nach Paul des Vierten Bulle tragen müssen, die befahl, daß die Juden von allen Nationen als Sclaven sollten betrachtet und behandelt werden, zum Beweis: daß Christus erschienen sei. –

Als aber Sulamith Milch und Honig, zum Zeichen ihrer geistlichen Jugend genossen, die Salbung erhalten, das Salz der Weisheit bekommen, und jetzt das weiße Westerhemd, das Kleid der Unschuld, und den Namen Annunciada empfing, da sank sie von diesen zwei Worten »Unschuld und Verkündigung« bestürzt zu Boden! Doch es war geschehen. Sie erholte sich, sie weinte leis, und wagte keinen Blick auf mich, ihren Verführer! Und ich, im Gefühl meiner Schuld an dem Engel, die sie nun, ihrer sich heimlich bewußt, niederdrückte – opferte Alles, was ich hatte, für sie als Pathengeschenk und gelobte mir wenigstens ihre Ehre zu retten, und sie als Mann zu besitzen, welches der Prinz aus Neid dadurch von meiner Seite hatte verhindern wollen, daß ich meiner Geliebten Pathe – und somit ihr allernächster Verwandte auf der Welt werde – nämlich ihr geistiger Vater!

Diese für mich schreckliche Kirchen-Satzung erfuhr ich erst, als ich Sulamith zur Gemahlin nehmen wollte! Auch war um jeden Preis, jedes Gebot, selbst bei vermiethbarer Schatzkammer, keine Dispensation zu erhalten. In dieser schmerzlichen, drängenden Verlegenheit sah ich mich traurig nach Rath um – und der Prinz rieth mir, ein Evangelischer zu werden! Wahrscheinlich glaubt' er zuletzt, Sulamith werde, wenn sie verheirathet sei, so wenig glauben, sie habe einen Mann, als er glaubte, er habe eine Frau. Irren ist menschlich!

Indeß hat es keine Noth mit einem Feinde, von welcher Art er sei, wenn wir ihn nur als Feind erkannt. Nur wo wir nicht hindenken, daher kommt uns das Unglück. Mich drängten die Umstände so bestürmend, des Prinzen Rath auszuführen, daß der hastig ergriffene Gedanke mir so sehr mein schien, als die That. Wie konnte die ganze Welt, geschweige ein Wort von mir, mir wieder die ganze Welt, wie mich selbst verwandeln? Ich konnte nicht bleiben, wo man mir nicht erlaubte, ein Mensch, ein Mann zu sein.

Also nur darum war ich verlegen, meiner Annunciade den einzigen Weg vorzuschlagen, der uns vereinigen konnte. Nicht wenig aber verwunderte ich mich, von ihr zu hören: Wer einmal sein Vaterhaus verlassen, dem ist dann gleichviel, in welchem und in wie vielen noch er darauf zur Miethe wohne. – So wahr das sein mag, so sehr verdroß es mich, bis ich erfuhr: meine Annunciade sei nur aus Liebe zu ihrem armen Vater übergetreten, ja nur aus Bigotterie: um ihm den Schritt zu ersparen, den er aus Noth hatte thun wollen. Ihr beträchtliches Geld – das zu erhalten sie Rom erwählt – hatte er alles sogleich empfangen, ohne daß sie jedoch ihm gemeldet, wie schwer seine Tochter dazu gekommen. Lieber hatte sie sich, so schön und reizend wie sie war, jedem andern Verdacht bloß gestellt, und von ihm und der Mutter Abschied auf immer genommen. So führt und verführt die Liebe die Welt! Solche goldene Schlüssel giebt es zu den Herzen der Menschen, woraus wir oft so unbegreifliche, dem Anschein nach vernunftlose und haßwürdige Thaten hervorgehen sehen, die nur Liebe sind – und wir Alle hoffen, daß Petrus einst mit eines Jeden Schlüssel des Herzens auch Jedem den Himmel aufschließen wird!

Mit ihr war ich also richtig. Mein Vater Alibonar war evangelisch, so wußt' ich, auch mit ihm war ich also richtig. Aber meine Mutter Nepomuk war katholisch, und sie hatte sich in der Ehestiftung ausbedungen, daß die Kinder in ihrem Glauben erzogen würden; mein Vater hatte, als ein armer, aber alt-adliger Graf, in die Güter geheirathet, und die nicht zu kostende Zukunft war ihm kein Grund gewesen, sich nicht in die schmackhafte Gegenwart zu schicken, ohne zu bedenken, daß das Künftige so heißt, weil es kommt, bald da ist, und uns umleuchtet wie heutige Sonnenhelle! Ich beschloß also: der Mutter unsern Uebertritt zu verschweigen, bis Annunciade ihr durch ihren eigenen Werth erst lieb geworden, bis die Mutter – Großmutter wäre, So mißbrauchen wollte ich den reinsten Trieb, das schönste Gefühl!

Wenn man nun – zum Glück oder Unglück – keinem Herrn und keiner Frau den Adel ansehen, auch zeitlebens ihnen nichts davon abmerken kann; und wiederum an meiner Annunciade ihn nicht vermissen konnte, wenn ich sie für eine Adlige ausgab, so erlöste mich diese – Naturerscheinung aus der größten Verlegenheit vor meiner Mutter, deren Gesinnung ich kannte. Sie hielt gar nichts auf den Verdienstadel, der jetzt ja so häufig sei, den zu erwerben es nur einer Aufwallung in glücklicher Stunde bei schicklicher Gelegenheit bedürfe. Sie legte allen Werth auf den Geschlechtsadel, dessen Erziehung, eingepredigte mystische Meinung von sich selbst, vor Allem aber, dessen Reichthum und Wohlstand den Menschen gewiß über Tausende um ihn erhebe. Der Adel habe eben darum keine verderblichern Feinde, als gute Erziehung und Reichthum im Volke; daher sie die Städte vermied, und lieber einsam auf ihrem Dorfe im Schlosse unter, oder, richtig gesagt, über den Bauern lebte, wo sie Jahrhunderte noch ihres Adels sicher zu leben glaubte. Denn man weiß zum Glück nicht genug, was ein Schloß ist, was es wirkt und für uns thut; sagte sie oft; Kleider machen Leute, aber Schlösser machen vornehme Personen; wie der Mensch wohnt, das entscheidet unsere und seine eigene Meinung von ihm, und wenn eine Schnecke aus so einem bethürmten und vergoldeten Hause kröche, so wäre sie ein Wunderthier, ja sie gehörte ins angestaunte Mährchenreich, wenn sie sagte, sie sei der Bewohner jenes Gehäuses. – Und ich gebe ihr Recht: es wäre ein furchtbarer Schritt zur Vernunft, wenn man Häuser nur als Werkstätte und Regenschirme ansähe; und jeder Mensch würde nur halb so schlecht sein, wenn er sich schämte, in dieser großen schönen Halle, unter der Sonne, ja nur einem seine tausend rothwangige Kinder auf den grünen Armen wiegenden Apfelbaum gegenüber, einen unfruchtbaren Taugenichts vorzustellen.

Von Rom aus, das ich mit meiner Sulamith nun verließ, war in Venedig der erste gleichsam verlorene scharfe Posten der Kirche, zu welcher wir übertreten mußten, um »Wir« zu sein. Wir machten dem Prediger unsere Aufwartung; aber so ehrlich war der Mann, daß er uns als Ueberläufer zuerst ganz abwies, später wohl hörte, doch ernstlich ermahnte, bei den Unsern zu bleiben, als habe ihn die Propaganda selbst hier ausgestellt. Aber er sprach nur so dringend und herzlich aus großer Einsicht und Menschenkenntniß. Nach einem Unterricht, in welchem wir nur zu verlernen, Farben dem Lichte zu opfern hatten, traute er uns, und wünschte uns Glück, dessen wir sehr bedürfen würden!

Mitten im Winter kamen wir auf den Gütern an. Die Mutter war durch einen viel zurück datirten Brief von mir davon unterrichtet: ich habe eine arme, aber bildschöne, aber altadlige Italienerin zur Gemahlin genommen. Und so ward sie empfangen. Auch Annunciade hatte sich ihr empfohlen als Tochter und – Mutter. Der Handkuß ward nicht geduldet, die Tochter und Mutter ward an das Herz gezogen, und da meine Mutter nicht italienisch verstand, redete sie zu Annunciaden lateinisch. Der Vater gab ihr seinen Segen, und eine Umarmung ward nach langen Zeiten vergebens von Sr. Corpulenz versucht. Ein Lächeln wollte mir nahen, aber die Thränen waren mir näher, indem ich an die Lösung dieses Alles gedachte. Doch fanden wir den schönsten bequemsten Theil des Schlosses neu eingerichtet, uns abgetreten, als wär' ich schon regierender Graf und Herr, und Alles ging gut. Nur daß die Mutter, die noch hagerer, und scheinbar noch größer geworden, mich eines Tages auf meinem Zimmer besuchte, und zuletzt nicht zu äußern unterlassen konnte: daß es denn doch nicht schade, wenn ein schönes Weib auch noch reich sei. Eine bloße Schönheit sei doch fast zu wenig, ja beinahe nur ein Weib! Ich stellte dagegen der Mutter bei dieser Gelegenheit vor, sie selber sei reich, und ich einst durch sie. Soll der Reiche nicht seiner Neigung folgen, wer kann es dann? Wie kann man – wenn man es kann – sich doch eines solchen Glückes leichtsinnig begeben: immer ein schönes Weib um sich zu haben! In diesem »Immer« liegt viel, mehr als ich andeuten darf – doch dieses Verschweigen deutet es ja schon an. Eine schöne Gegenwart, eine liebevolle Nähe ist am Ende Alles, was der Mensch zu einem friedevollen, empfänglichen Herzen erlangen, Alles, was ihn glücklich zu machen vermag. Der Reichthum der Frau liegt da draußen, abgesondert von ihr, als unerquicklicher Acker, als Haide, wandelt als Kühe und Schaafe, oder modert im Verschluß als Pfandbriefe und Documente unsichtbar oder selten besehen – und Tag und Nacht steht uns die häßliche oder alte Gemahlin vor Augen, deren unangenehmes Wesen das stille Vorschweben von »Acker und Vieh, und Alles, was ihr ist« – nicht übertäuben kann! Der Reiche, wie der Arme, ist doch immer und überall nur allein, nur er; die Ferne – die unendlich reiche Ferne ist doch nur eine schattenähnliche Phantasmagorie; und die Nähe, die Umgebung ist Jedem überall Alles. Und wer nun ein schönes Weib genommen, das weiter nichts hat, nichts geben kann als sich selbst, das treu, edel, liebreich, vor Allem aber glücklich durch ihn ist, der hat es gewiß noch nie bereut, wenn er nicht ganz verschrobenen Sinnes war, und ächt-Menschliches je kannte, zu erwerben und zu verdienen wußte.

Die Mutter, gedrängt, stellte sich vor mich hin, befahl mir, sie anzusehen, kehrte sich langsam unter meinem Anblick um, und frug mich dann: Bin ich noch schön? – aber ich bin noch reich, und Du selber machst mir den Hof! Dann ging sie.

– Leider auch Wahrheit!

Daß aber der selbstständigste Mensch auch im Urtheil der Andern, der Außenwelt, wie in einer eigenen Atmosphäre lebt, die sich plötzlich in Stickstoff verwandeln könne, das wußt' ich, das ahndete ich nicht, nicht so nah! Annunciade hatte mich mit einer neuen verbesserten Auflage meines Lebens, einem jungen Sohne beschenkt, und wie ich gehofft, schien die Großmutter durch ihn – ausgesöhnt, so daß ich Versöhnung von Sohn abzuleiten recht neutestamentlich gestimmt war. Sollte die junge Mutter an dem ihr so herzerquickenden Tauffeste ganz wie sie könnte und also es wünschte, Antheil nehmen, und zugleich allen neugierigen Nachbarn und Nachbarinnen von den Schlössern umher mit einem Male vorgestellt werden, so wurden die zahlreichen vornehmen Gäste erst nach vier Wochen zur Taufe geladen. Mein Weib war nun erst vollkommen schön! denn was man auch sagen mag, keine Jungfrau kann so schön sein, als ein junges Weib. Immer scheint jener noch etwas zu fehlen – und so fehlt es uns; ihr Auge ist unsicher, selbst das Herrlichste an ihr: das Erröthen zeigt, daß sie noch dem seligsten Leben fremd und fern stehe; ihr Blick, ihr Annähern, ihr Flüstern und Lächeln, daß sie sich sehne in den wahrhaft lebendigen Kreis der Menschen als eingeweihtes Mitglied. Selbst ihren Formen fehlt noch, ich möchte sagen – ein Hauch, der sie in volle Rosen-Blüthe löse; ihrem ganzen Wesen Ruhe und Würde. Dagegen mein Weib – welche himmlische Zufriedenheit in ihren Zügen, welche Sicherheit, welches Entzücken! als habe sie einen Thron bestiegen – ach, und welches Glück! das Glück einer Mutter, die nichts Anderes mehr zu kennen scheint als ihr Kind. Und dieß reinste Glück sehen, der Urheber, Mitgenosse desselben sein, muß es dem Mann nicht das Höchste sein? Aber erst die Befriedigung, das heilige Zutrauen zur Natur, die mit Seligkeit übernommene Pflicht, das erhebende Gefühl: sie treu bis zum Tode mit Lust zu erfüllen – das Alles umgiebt eine junge schöne Mutter mit einem Heiligenscheine, dem himmlischen Glanze eines Engels – der in seligen Nächten uns an die Brust gedrückt, der uns unser Ebenbild, wie im Paradiese geschaffen, weinend auf bebenden Händen entgegen hält! Nein – Keine der schönsten Jungfrauen kann sich mit einem jungen Weibe messen! Und meine Annunciade hatte ich kostbar geschmückt. Ihr Diadem von Gold mit großen funkelnden Diamanten in dem schwarzen Haar, die weiße Stirn umfangend über dem reizend blassen Gesicht; ihr Perlenband um Hals und Nacken, ihr weißes Kleid mit goldenem Gürtel um das Leben – la vita, wie die sinnigen Italiener die Taille nennen – der schmachtende Gang, die Milde, das freundliche Wesen, der geschmückte Tauftisch, das schlummernde Kind –, ich war ein glücklicher Mann! Wer hätte da etwas bereut? Ich konnt' es nicht.

Da schellten die Schlitten heran, die Vorreiter knallten, die Zimmer füllten sich mit Gästen, aus diesen zuletzt der Saal. Annunciade erschien – und ihre Erscheinung erzwang sich Schweigen. Die Vorwitzigsten waren am befremdetsten, die aufrichtigen Freunde am heitersten. Die neidischen Schönen drängten sich, sie näher, sie nahe zu sehen; denn es war noch Tag, und ich hatte verschmäht, mein Weib das erste Mal bei Kerzenglanze zu zeigen: Ein augenblicklicher Vortheil, bis Alter und Farbe entdeckt sind, und die Phantasie die Gestalt nun am Abende schon hinaus in den Tag trägt, wie die Ameise die weiße Puppe, und an seinem Licht sich noch ungefälliger vorstellt, als sie wirklich ist. Wahrheit ist die größte List, und Offenheit die größte Klugheit. Die Männer wünschten mir Glück; und ich war nie so beliebt, daß die Frauen und Fräulein Annunciaden um mich beneidet, doch erschien ihr heutiges etwas beklommenes Wesen und ihre Fassung – Stolz, also Beleidigung, also Ausforderung, woran meine arme, demüthige Sulamith nicht dachte.

Nur Eine war ihr entgegen zu stellen an Schönheit und unglaublich mildem Wesen, Laetizia, die Gemahlin des Prinzen Victor. So ein Weib zu Hause zu haben, und so in der Fremde zu leben wie er, ward mir jetzt erst abscheulich. Sie war die Geduld selbst, aber auch, wie ein Freund sie mir heimlich nannte: Tristezza – die Trauer, der Kummer, die Ergebung mit allen ihren schönen Eigenschaften, der Freundlichkeit, dem Lächeln, der Zuvorkommenheit, der fast übertriebenen Güte und Herablassung, um nur ja sich überall Schonung zu erregen, daß Niemand sie vielleicht bedauere: damit sie nicht in Thränen ausbreche, sie nicht dadurch ihren Gemahl vor der Welt so abscheulich erscheinen lasse, wie er sei! Und dieses ihr Lächeln ausgenommen, das einen Abgrund von Gram und Leid bedeckte – wie mit einem Schleier, war nichts in ihr und in der ganzen Welt, was ein theilnehmendes Herz von ihr – abgestoßen hätte! Sie war meinem Weibe die Günstigste; sie nahm das Kind auf ihre Arme, sie zeigte es Allen umher, als sei es ihr eigen. Sie fand es einem kleinen Johannes ähnlich, ja einem Bambino! und Andere machten nun gar einen kleinen König David daraus; denn seine morgenländische Bildung war freilich sehr sprechend, das wußten wir wohl. Doch dabei war an keinen Vorwurf für mein Weib zu denken, oder man entschuldigte zart das unschuldige Kind mit – der Italienischen Mutter, die vor den Altären kniend nur solche Züge gesehen, und solch ein Kind sich erbetet, wie sie gesehen.

Tristezza verschleierte es und gab es der Mutter, ohne die Erröthete anzublicken.

Dieses von mir so verstandene Wohlmeinen wollt' ich Laetizia danken, und zwar dadurch, daß ich ihr eben heut einen Brief von ihrem Gemahl, dem Prinzen Victor, aushändigte, den er mir mitgegeben, den ich verlegt und erst seit einigen Tagen gefunden hatte. Pater Buffalora stand schon harrend am Tauftische, die Kerzen waren schon angezündet, da es Dämmerung geworden, – ich eilte, ich gab ihr ihn. Victor 's Mutter, die Fürstin, trat zu ihr, die sich an einen Seitentisch entfernt, um ihn nur zu durchblicken! Ich sahe bald: die beiden Frauen wollten sich den Brief streitig machen; Laetizia ging still hinweg, ohne zu uns zu kommen; die Fürstin winkte leis eine Freundin herbei; auch diese las, sie sah herüber nach uns; diese gab den Brief einer andern Freundin. Jede las, jede schwieg. Bis meine Mutter die Taufzeugen einlud: nahe zu treten, und eine Bekannte, statt Antwort, das Blatt ihr hinhielt. Sie las – sie erstarrte, sie sank Laetizia in die Arme, ich ergriff den ihr entfallenen Brief, und ein Blick darein zeigte mir den Prinzen als Verräther, die Rache des Victus. In Ausdrücken, die meinen Freisinn lobten, meldet' er seiner Gemahlin meine nahe frohe Vermählung mit einer schönen Salomotochter; meinen Entschluß, von der Kirche abzufallen – um sie zu besitzen. – Ich hatte mein Weib jetzt – so war das also geschehen! Ich drückte das Blatt zusammen, wie ich den Prinzen erdrosselt haben würde, wenn er anders als ein höllischer Geist hier zugegen gewesen! Die Gäste hatten sich Einer nach dem Andern, eine Vierte nach der Dritten, heimlich zu allen Thüren hinaus entfernt, nur Laetizia war um meine Mutter, und scheute sich jetzt aus reiner edler Scham ihr beizustehen, indem ich hinzutrat. Mein Mann ist entsetzlich! sagte sie leise zu mir, ein Verräther! nein ein Verläumder!

Ein Verläumder! wiederholte meine Mutter, sich jäh erhebend. Er lügt! sprach sie getrost, und sahe mir bittend in die Augen. Mein Herz wogte; die, als so heftig, mir unbegreifliche Angst der Mutter schien ein unmenschliches Erbarmen zu fordern – eine Lüge von mir! kein Schweigen mehr! Doch als sie wieder frug, mich umarmte, mich festhielt mit zitternden Händen – da schwieg ich erst, dann aber auf Menschen als Menschen, auf die Mutter als auf meine Mutter vertrauend, und den Trotz in der Seele, auch gegen den Ehrlosen Ehre zu halten, sagt' ich fest: »Er hat die Wahrheit geschrieben « –

Die Mutter sprach kein Wort, aber eine erschreckende Blässe bedeckte ihr zagendes Gesicht, und als spräche ein Geist aus ihr, tönte nach langem sinnenden Schweigen es hohl aus ihrer Brust: Was hab' ich gethan! – Sie wollte meine Hand fassen, aber sie vermochte es nicht, wendete sich, faltete die Hände, und frug ihren Beichtvater, der ihr nahe gestanden, mit gesunkener Stimme: darf ich das dulden? muß ich es, ach, muß ich? Was sagen Sie?

Der aber sagte achselzuckend: der heilige Vater Leo war nur der Enkel eines getauften Juden, und doch litt man ihn nicht; der heilige Bernhard donnerte ihn nieder sammt dem Donnerkeil, und der Gegenpabst Innocenz der Zweite thronte rein christlich und herrlich allein am Himmel.

Ihre Schönheit war zu beleidigend, sprach die Fürstin, und die Edelfrauen werden nun froh sein, daß es nur eine jüdische Schönheit war.

Ihr seid geschieden! sprach meine Mutter zu mir: Abschied kannst Du noch von ihr nehmen! aber ohne ihre Hand mehr anzurühren. Sie muß fort! diese Nacht noch aus meinem Hause! die Schmach, die Schande, wir sind entehrt – unser Blut ist verunreinigt – ach, so ist es! das ist es! rief sie, und konnte nicht mehr, fiel Buffalora zu Füßen, umfaßte seine Kniee und ließ sich lange nicht aufheben, nicht beruhigen.

Das Kind werd' ich taufen! sagte der Beichtvater; hier sind noch Zeugen.

Erst jetzt sah ich nach Annunciade. Höchstens – träumt' ich indeß in düstern Doppelgedanken – ist sie wo hingesunken; sie liegt schon lange in Ohnmacht, und hört nichts weiter mehr von den Pfeilen der Worte, die über der still mit ihrem Geist Abwesenden schwirrten und alle sie nicht mehr trafen! – Aber ich sahe sie nirgend! das Kind – nirgend! in allen Zimmern – nirgend!

Jetzt war ich kein Mensch mehr. Ich entbot alle Pferde, alle Reiter und Diener. Jedem verbot die Mutter zu gehorchen; ich stürzte allein hinaus in die Nacht, silberglänzend von Schnee, die sinkende Sichel des Mondes als Fackel. Aber wie war es möglich, sie zu suchen, zu finden! Wie vermocht' ich es mit zitternden Knieen! ich, der oft stehen blieb, die Hände vor die Augen zu halten, die weinten – weinten, wie sie nie geweint ..... oder nach ihr rief, auf das Echo horchte, den sinkenden Mond wie ein Sinnloser bat und beschwor, zu verweilen, mir, edler als Menschen, zu sagen, wo die Jammernde fliehe ..... oder hinsank und von dumpfen Schmerzen ergriffen lag, ohne mir selbst bewußt zu sein. Und nach langem Abmühen, angstvollem hin und wieder Irren, glaubend: Meilen weit vom Schlosse zu sein – stand ich endlich nahe davor! Alle Lichter waren ausgelöscht; Alles schwieg. Entsetzen ergriff mich. Ich konnte nicht mehr. Am Morgen fanden mich halb Erstarrten die Diener. »Sulamith, kehre wieder! kehre wieder, o Sulamith, daß ich dein Angesicht schaue!« – war mein erstes Wort.

Man lächelte.

Meine Mutter erschien nicht. Buffalora aber kam am Abend, setzte sich zu mir und sagte mir tröstend: sie selber sei kränker als ich. Meine Sachen waren durchsucht worden – er gab mir die Bescheinigung meines Uebertritts, von dem redlichen Prediger in Venedig ausgestellt. – Das läßt sich wieder gut machen! sprach der Beichtvater mit Händedruck. Man bleibt doch gern der Sohn! und der Sohn erbt doch gern solche Güter.

Ich verstand, aber ich sprach nicht.

Oder stützen Sie sich vielleicht auf Ihren Herrn Vater, so muß ich jetzt Ihnen entdecken: er ist längst heimlich ein wahrer Christ, mit Nachlaß, es nicht zu scheinen, bis zur letzten Oelung und auf dem Leichenstein. Indeß will Er auf jeden Fall Ihnen das Wenige zukommen lassen, was sein Erbe von seinem sogenannten seligen Herrn Vater, hochgräflichen Gnaden, noch etwa betragen mag.

– Ich schwieg wie vor.

Sie rührt Nichts? nicht Drohung der Enterbung? nicht solche Güte? Glauben Sie wirklich nicht, daß Sie gefehlt, selbst menschlich und natürlich gefehlt? das wäre entsetzlich!

Nur mein Kind, mein Weib mir wieder, dann soll die ganze Welt Recht gegen mich haben! sprach ich voll Wehmuth.

Ihre gewesene Frau Gemahlin scheinen Gefühl, ja Gewissen gehabt zu haben, bemerkte Jener, sonst hätten Dieselbe wohl nicht die Gnade gehabt, zu entfliehen; sie hat das Unrecht eingesehen. – Aber wie soll ich Ihnen die Augen öffnen?

Meine gewesene Gemahlin! ja wohl ist sie mein gewesen! gewesen! das arme Herz! das arme Kind! unterbrach ich ihn in seinem Eifer.

Wäre sie es nie! fuhr er fort, und seine Züge hatten jetzt das Gepräge eines ehrlichen Freundes. Ich hörte; so sprach er: Wenn Sie den einen Fehler einsehen, werden Sie vielleicht – den andern gut machen! Die künstlich genannten Verhältnisse der Welt sind das durchaus nicht, sondern nothwendige, aus ihrer Zeit hervorgewachsene; und nur mit der Zeit, das heißt mit den Geschlechtern, welche so empfunden, so lebten, wieder vergehend. Sie sind indeß stählerne Mauern, über welche nur Hoffnung, Vernunft oder Liebe des Menschen im Traume hinweg kann, nicht der lebendige Mensch! Die sich nun darüber hinaussetzen, sie nicht anerkennen, und also handeln, als wären sie gar nicht vorhanden, sind meinetwegen klüger als Kluge, aber niemals gewissenhaft; denn das Gewissen treibt an: jedes auferlegte Gesetz zu halten – es ist nicht Gesetzgeber, nicht Sittenlehrer – sie werden die Vertreter der Vernunft, der Rechte der Natur, aber auch die Märtyrer ihrer Zeit und der Schranken derselben – sie werden unglücklich, sie werden bestraft, als ob sie wirkliche, ewige Naturgesetze beleidigt, und nur daß sie Opfer sind für ein freieres, an weisere Verhältnisse gebundenes Geschlecht, ist ihr Trost in ruhigen Augenblicken. Und, frag' ich ernst, sind Uebertretungen von Menschen beschloßner, auch nur stillschweigend befolgter Satzungen nicht Uebertretungen? liegt nicht immer zugleich ein natürliches Unrecht darin, irgend ein bürgerliches noch so gemeines Verhältniß jemals zu verletzen? Sie fühlen: in Ihrer ungleichen Ehe liegt der Ungehorsam gegen Ihre Aeltern, die Nichtachtung ihrer Ruhe, das Zerreißen ihrer guten Meinung von Ihnen. Schon unsern einfältigen Filz nicht vom Kopfe ziehen und einem armen Manne nicht danken, der eben bitter gekränkt worden, zeigt, daß wir den Menschen in ihm nicht achten, und kann ihn zum Selbstmord führen. Was gilt, ist Geld; was Sitte ist, wird sittlich, heilsam, erhaltend! Es ist unläugbar. – Sie haben erfahren, und Annunciade wird sich erinnern, daß das Volk und – und es giebt auch vornehmes – Solche, die Mißheirathen gethan, halb verachtet, halb verhöhnt, aus wahrer Thorheit, Meinung von Unterschied zwischen Menschen und Menschen, aus wahrem Irrthum über reich und arm. Denn das ist das Unglück, daß es auch wahre Irrthümer, falsche Wahrheiten unter den Menschen giebt. Und immer andre. Wollte nun Jemand durch Etwas nicht leiden, was er gegen die Vorurtheile der Menschen, die sein umgebendes Element sind, dennoch thut, so müßte er erst die Hirngespinnste ausrotten – das können aber Jahrhunderte kaum. Kann er es nicht, nun wohl, so muß er warten! Das kann er nicht – also soll er Nichts, auch gegen Vorurtheile nicht, thun, oder er muß leiden, was ihm die umgebende Welt auflegt – um der Menschen Thorheit willen, oder wegen seines Trotzes, seines Eigensinnes, klüger sein zu wollen, als die Welt, die geduldig den Verlauf und den Wandel so manches Gesetzlichen abwartet, und weise ist und glücklich, und Recht daran thut.

Hätten Sie das voraus bedacht, Sie hätten sie zu dem Glücklichen hinziehen lassen, die Sie unglücklich gemacht; Sie hätten, um der Welt sie abzuzwingen, den zweiten Schritt nicht gethan, der Sie arm macht, wie ich Sie kenne. Sie sehen, ich bin gelassen, ich dringe nicht in Sie, Sie werden das schätzen!

Die Kirche mag die Güter erben! gab ich zur Antwort. Ich suche mein Weib und mein Kind: sie sind nun mein Irrthum, mein Recht, daran ich mich gebunden – sie sollen und werden mein Glück sein, wo ich sie finde und habe! Gehen Sie, dieses zu berichten!

Er ging.

Und nachdem ich hergestellt war, erhielt ich ein kleines Beutelchen Gold von ihm, mein großväterliches Erbe. Meine Mutter ließ mich nicht vor sich; mein Vater wünschte lieber: mich nicht zu sehen. So schied ich als ein halber Bettler. Mein Geld ging auf Nachforschungen darauf – doch ich fand die Meinigen nirgends! Vielleicht waren sie Beide todt; meine liebliche Sulamith hingesunken zuerst, und umgekommen in der Angst, in der kalten Nacht! und dann das Kind an ihrer erstarrten, gefrornen Brust, war vielleicht angehört, weinend, zusammengekrümmt verschmachtet und erstarrt, wie seine Mutter, nur ohne ihre Leiden, ohne Mitleid mit ihr zu fühlen, wie sie mit ihm; selbst ohne das Weib zu kennen, das für das süße Leben ihm den herben Tod gab – in einer seligen Welt und durch Menschen, die es nie gekannt! O Menschen! o Welt! –

Was sollt' ich noch? Ich suchte den Tod. Ich ward Soldat. Der Krieg ernährt seine Leute. Es ward Friede – ich war Freiwilliger gewesen – so hatt' ich nun noch meinen Degen und die ganze leere Welt.

Mein nur kurz genossenes Glück ist fast wie ein Traum verloschen, und damit die Rache gegen den Prinzen. –



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