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Zu vielen Einrichtungen, die sich in der Folge als segensreich erwiesen, hat Maximilian den Grund gelegt, viele neue Unternehmungen, die sich trefflich bewährten, verdanken ihr Entstehen einem Einfall dieses an Einfällen so fruchtbaren Mannes. So hat er das Soldatenwesen in Deutschland völlig verändert und in eine gewisse Ordnung gebracht. Vorher bestand ja eine Armee gewöhnlich nur aus einem bunt zusammengewürfelten Haufen elender Müßiggänger. Wurden Truppen ausgehoben, dann liefen allerlei Landstreicher, zugrunde gegangene Handwerker und sonstiger Pöbel herbei. Die adeligen Herrn wie die städtischen Gemeinwesen trachteten immer nur das verdächtige Gesindel, das bei ihnen auf den Gütern oder in den Straßen herumlungerte und oft genug Verbrechen auf Verbrechen beging, loszuwerden. Bildeten solche Leute die Truppen, so kann man sich wohl denken, wie wenig diese Leute, im Waffengebrauch unerfahren, auszurichten vermochten. Da sie zumeist unfähig waren, die Befehle, die einen Kampf ordnen, überhaupt zu verstehen, und wenn sie schon etwas davon verstanden, unwissend blieben, ihn zu vollziehen, war es auch nur sehr schwer möglich, sie zu führen.
Als Maximilian nun in jungen Jahren in Flandern Krieg führte und Söldner aus England, aus Deutschland und aus der Schweiz befehligte, konnte er Vergleiche anstellen. Die Schweizer hatten damals schon ihre bestimmte Kriegsordnung und waren im Kampf um ihre eigene Freiheit schon wiederholt gegen eine große Feindesübermacht siegreich gewesen. Lernbegierig, angriffig, aufmerksam und klug, wie Maximilian immer sich gezeigt hat, nahm er sich die Schweizer augenblicklich zum Vorbild. Und in seinem erfinderischen beweglichen Geist begnügte er sich nicht damit, sie nachzuahmen, sondern ging unverweilt daran, diese Art der Truppenführung weiter zu entwickeln, sie durch neu erfundene Methoden zu verbessern. Seine Liebe gehörte ja eigentlich der Reiterei, wie das bei einem fürstlichen Feldherrn gewöhnlich der Fall ist. Und außerdem noch der Artillerie. Nun hätten sich die meisten Heerführer seines Ranges damit begnügt, ihre bevorzugte Truppengattung mehr und mehr auszubilden. Die meisten haben das ja auch getan und darüber die anderen Teile ihrer Armee vernachlässigt. Maximilian aber mit seinem weitreichenden Herrscherblick, mit seinem wunderbaren Ahnungsvermögen und mit seiner überall zufahrenden Tüchtigkeit brauchte nur einmal von irgendeiner Seite angeregt werden, um dann nicht mehr locker zu lassen. So nahm er sich denn auch der Ausbildung des Fußvolkes an mit dem ganzen Feuereifer, den er immer besaß.
Die Landsknechte sind derart Maximilians Schöpfung gewesen. Sie wurden nach seinen Angaben gleichmäßig bewaffnet, gleichmäßig im Gebrauch der Waffen eingeübt und bildeten schon nach wenigen Jahren eine Truppenart, die überall in Europa berühmt und begehrt, freilich auch von Freund und Feind gefürchtet wurde. Denn allerdings konnte Maximilian die Zügellosigkeit, die damals im gemeinen Manne lebte, nicht ohne weiteres mildern. Er konnte es nicht ändern, daß diese Truppe, die er ja selbst, wenn er sie brauchen wollte, bezahlen mußte, im eigentlichen Sinn weder Gesittung noch Vaterland hatte, sondern sich eben für jeden schlug, der sie in Sold nahm. Sie verließen auch jeden, der ihnen die Löhnung schuldig blieb oder sonst ihre Hoffnung auf gute Beute nicht erfüllen konnte. Sie hatten weder Begeisterung für eine Sache noch Treue für eine Person, ihnen ging es nur um die Bezahlung. So liefen sie Maximilian, da er als neuerwählter König in Flandern einzog, scharenweise davon und vermieteten sich an seine Feinde, die Franzosen. Wenige Jahre später zwangen sie ihn, den ungarischen Feldzug mitten im Siegeslauf abzubrechen, und kümmerten sich den Teufel darum, daß Maximilian derweil eine Königskrone fahren lassen mußte. Sie sind auch mit schuld daran gewesen, daß Maximilian Anna und mit ihr die Bretagne verloren hat, denn die Meuterei, die sie wegen des rückständigen Soldes anfingen, hat Anna von Bretagne in die Arme Karls des Achten getrieben. Zwei Jahre nachher waren sie drauf und dran, Maximilians Tochter Margarethe, die endlich aus Frankreich losgekommen war, auf ihrer Heimreise in Flandern abzufangen. Sie wollten die Prinzessin als Pfand behalten, bis Maximilian ihnen den rückständigen Lohn bezahlt hätte. Und nur die List ihres Hauptmannes bewahrte Maximilian vor dieser Schmach. 1499 ließen sie den Kaiser in Tirol im Stich. Und in Verona erhoben sie sich, 1510, in so heftigem Aufruhr, daß der Oberbefehlshaber Herzog Erich von Braunschweig an Maximilian berichtete, er könne nicht ein zweitesmal Musterung halten, er müßte denn noch einen Kopf »in der Kiste haben«. Und in Italien hätten sie 1511 gelegentlich einer neuen Meuterei Maximilian selber beinahe erschlagen.
Diese Dinge ändern aber keineswegs etwas daran, daß die Landsknechte in der damaligen Kriegführung eines der wirksamsten Instrumente bildeten, und daß Maximilian es war, der dieses Instrument verfertigt hatte, mochte es sich auch gelegentlich gegen ihn selbst kehren. Schon 1486, als er, von der Königswahl zurückgekehrt, in Gent einzog, erregte die »Ordnung«, in der die Landsknechte daherkamen, Aufsehen. In der ersten Reihe ihrer Abteilungen marschierten die adeligen Hauptleute zu Fuß. Die regelmäßige Einteilung in Büchsenschützen und Spießträger war neu und wirksam. Von unwiderstehlicher Wirksamkeit war die Art, in der sie sich gegen jeden Angriff zu einer Mauer formten, so daß dem heransprengenden Feind ein Gitter von eisernen Speeren entgegenstarrte. Die taktfeste Gemeinsamkeit ihrer Bewegungen, ihre Schnelligkeit, ihre Schulung machte diese Truppen stark. Ihre Kunst, aus der mauerfesten Front rasch einen Keil zu bilden und in kraftvollem Stoß die feindlichen Reihen zu durchbrechen, machte sie gefürchtet.
Das Aufkommen der Landsknechte hat den damaligen Krieg verändert. Es hat eine neue Epoche in der Kriegführung eingeleitet. Aber es hat auch auf die Entwicklung des Armeewesens selbst den größten Einfluß geübt. Schon unter Maximilian fing der Soldatenstand infolge der Landsknechte an, sich als ein eigener Stand zu entwickeln. Die Fürsten fingen an, die Söldner auch in Friedenszeiten unter den Waffen zu behalten. Sie bedienten sich dieser Truppen, indem sie manche von ihnen in feste Burgen und Städte als dauernde, immerfort kriegsbereite Besatzung legten, oder indem sie sich von ihnen als von einer Leibwache umgeben und begleiten ließen. Vorher war der Söldner, wenn man Frieden geschlossen hatte, abgelohnt und einfach weggeschickt worden. Nur der allerkleinste Teil davon kehrte da wieder zum Handwerk oder zum Pflug zurück und fügte sich in stille Arbeit. Die meisten setzten auf eigene Faust das Abenteurerdasein, an das sie sich gewöhnt hatten, fort. So wurde ein Haufe von Müßiggängern, von Vagabunden, von Straßenräubern auf das offene, nach Ruhe schmachtende Land losgelassen. In der Folge aber blieb dann Soldat, wer einmal Soldat geworden war. Es wurde ein Beruf wie ein anderer, der wie ein anderer Beruf auch gelernt sein wollte. Vorher war jedermann, Adeliger, Bürger und Bauer, bewaffnet. In der Folge gewöhnte man sich, der Selbsthilfe und des Selbstschutzes zu entraten und Schutz wie Hilfe von den berufsmäßigen Waffenträgern zu erwarten. Die Bauern, die Bürger und später auch der Adel legten die Waffen ab. So kam die wehrhafte Macht allein an den Soldatenstand. Der Soldatenstand war aber allein in der Macht der Fürsten, und so kam denn auch die Macht mit der Zeit völlig in die Hand der Fürsten und Könige. Man sieht, wie folgenreich die Einrichtungen Maximilians gewesen sind, sieht, wie sein Auftreten allerwegs einen neuen Anfang bedeutet.
Das Jahr 1492, das der Erhebung Maximilians zum römisch-deutschen Kaiser voraufging, fügte der alten europäischen Welt eine neue Welt hinzu: Columbus entdeckte Amerika. Das Theater der Geschichte schien sich ins Grenzenlose zu erweitern, die Szene war so unermeßlich, daß die Sonne über ihr nicht unterging. Und jenes andere Jahr, in welchem Maximilian zu Augsburg vor seinem Tod den letzten Reichstag hielt, sah Martin Luther zum erstenmal in den Kreis der deutschen Fürsten treten.
Diese beiden gewaltigen Ereignisse, die Entdeckung Amerikas und die beginnende Spaltung der christlichen Kirche kündigten das Herannahen eines neuen Zeitalters an. Zwischen diesen beiden denkwürdigen Geburtsjahren einer großen modernen Epoche fällt die Regierung Maximilians. Das Mittelalter verdämmerte, und in einzelnen Flammenzeichen, die noch niemand zu deuten vermochte, stand schon das Morgenrot kommender Tage am Himmel.
Auch Maximilian wußte diese Zeichen noch nicht zu deuten. Hätte er es gekonnt, er wäre ein Prophet und ein übermenschliches Genie gewesen. Aber er war ein genialischer Mensch, er hatte undeutliche Visionen und er war kein erweckter Prophet. Die Ahnung künftiger Dinge lag ihm wie Frühlingsfieber im Blut und machte ihn rastlos. Er war ein Sohn seiner Zeit, aber er war ihr unruhigster Sohn, denn seine Instinkte und seine Phantasie verkündigten ihm, was sein Geist doch nicht mehr erfassen konnte. Das Mittelalter, dem er entsprossen war, ließ ihn nicht los, aber es war eine Witterung in ihm und ein Trieb, auf die Suche zu gehen. Deshalb hat er, weil er beständig ein Suchender war, nacheinander vielfältig verschiedene Ziele gehabt, aber kein Ziel. Deshalb war er nur erfüllt von dem Drang vorwärtszueilen und ist auf vielen Wegen gegangen, ohne je einen Weg zu finden. Er war ein Mann der Sehnsucht, seines Lebens Arbeit ist bunt gestickt von hundert Plänen. Einen einzigen großen Plan hat er nicht gehabt. Aber alle seine vielen, krausen, kühnen Entwürfe sind aus einer einzigen, tief atmenden Sehnsucht geboren.
Von dem umfassenden Verstehen seiner ohnehin schwer verständlichen Zeit war Maximilian auch durch seine persönlich habsburgischen Bestrebungen abgetrennt. Er sah in sich den geborenen Herrscher Europas, sah in seiner Familie die auserwählten Gebieter des Erdkreises, er sah im Hause Habsburg die göttliche Mission, das Schicksal dieser Welt bis in die fernsten Zeiten zu lenken. Das AEIOU seines Vaters war auch Maximilians Leitspruch geworden.
Bertold von Mainz hatte die Wahl Maximilians zum römischen König mit solchem Eifer betreiben helfen, weil er von dem jungen Prinzen in allen Angelegenheiten einer Reichsreform Verständnis und Willfährigkeit erhoffte. Als man aber nach Friedrichs Tod auf dem Wormser Reichstag zusammenkam, als nun Bertold von Mainz, ein zielbewusster, kluger Mann, mit der von ihm entworfenen Reform hervortrat, mußte er, wie alle übrigen Fürsten, gewahren, daß Maximilian, von seiner Majestät getragen und gehoben, sich allen Forderungen verschloß. Hier, in der alten Hauptstadt des Burgunds der Nibelungen, tauchte Maximilian zurück in die Vergangenheit, statt klar ins gegenwärtige Leben sich zu richten. Er mochte sich vielleicht des von Brunhilde gefesselten Königs Gunter erinnern, als er es ablehnte, seine kaiserlichen Hoheitsrechte durch Reformen schmälern zu lassen, und die stolze Antwort gab: »Er vermöge kein König zu sein, den man an Händen und Füßen binde und nach Belieben an einen Nagel henke.«
Maximilians großer Gedanke, sein Lieblingsprojekt, das er niemals fallen ließ, immer nur aufschob und zeit seines Lebens nicht ins Werk setzen konnte, ist mittelalterlich gewesen. Er wollte einen großen Kriegszug gegen die Türken unternehmen. Wie ein neuer Barbarossa wollte er nach Osten gegen die Ungläubigen marschieren, und Europas Volk in Waffen sollte ihm auf dieser Kreuzfahrt folgen. Schon da er als Jüngling nach Flandern kam, lebte dieser Gedanke in seinem blonden Haupt, träumte er davon, die Türken dereinst aus Konstantinopel zu verjagen. Als er dann die Kette vom Goldenen Vlies um die Schultern legte, das goldene Widderfell vom habsburgischen Wappen niederbaumeln ließ, glaubte er das Gelöbnis dieses Ordens auf sich genommen zu haben und der Vollstrecker dieser Versprechung geworden zu sein.
Aber die europäischen Angelegenheiten waren immer zu sehr verwirrt, und Maximilian sah sich fortwährend in Kämpfe, Streitigkeiten und Verhandlungen und neue Kämpfe hineingezogen, so daß er nie dazu gelangte, seinen Türkenfeldzug auszuführen. Er fand sich in seinem Besitz oft und oft bedroht, mußte auf Erhaltung der habsburgischen Erblande bedacht sein und strebte zugleich nach neuen Ländern für sich und sein Haus. Wie viel hat Maximilian in diesem Kampf um Oberitalien geopfert! Als die Schweizer offen vom Reiche abfielen und sich dem König von Frankreich verbanden, als damit für Karl VIII. der Zugang zur lombardischen Ebene offen lag, wandte sich Lodovico Moro in seiner Bedrängnis an Maximilian. Venedig, durch den drohenden Einfall der Franzosen ebenso wie Mailand beunruhigt, trat dem Verlangen des Mohren bei und Maximilian griff mit Freuden den Vorschlag auf, nach Italien zu ziehen und dort gegen die Franzosen zu fechten. Seine Kassen aber waren leer.
Nun schlossen Venedig und Mailand mit Maximilian einen Vertrag. Er sollte 60 000 Dukaten haben, dafür aber verpflichtet sein, ein Heer von 6000 Mann drei Monate lang in Italien zu halten und es persönlich zu führen. Maximilian übersah, daß er damit zum Feldhauptmann der beiden italienischen Staaten wurde, er übersah, daß er als Kaiser sich zum Condottiere der venetianischen Republik machte, daß er als Lehensherr bei seinem Lehensmann, dem Herzog von Mailand, Dienst nahm. Sein abenteuerlustiger Sinn bedachte nur die großen Hoffnungen, die sich für ihn an diese Heerfahrt knüpften. Ihn lockte es, in Italien Boden unter den Füßen zu gewinnen, ihn lockte die Möglichkeit großer Siege. Mit großen Siegen konnte er vielleicht die deutschen Fürsten verführen, ihm über die Alpen nachzufolgen, und große Siege würden ihn am Ende zum Herrn über seine Auftraggeber machen. Seine Phantasie war mit ihm durchgegangen. Er selbst aber entschlüpfte den deutschen Fürsten, die ihm zu Ulm vorstellten, daß dieses Unternehmen der Kaiserwürde zuwider sei, und ihn davon zurückhalten wollten. Er verbarg sich auf einsamen Jagden in Tirol, um ihre Vorwürfe nicht zu hören. Die Kriegsfahrt nach Italien ward angetreten, aber sie verlief ganz ergebnislos. Schon im Winter ging Maximilian nach Tirol zurück.
Um alle Verhältnisse noch schwieriger zu gestalten, riß sich auch die Schweizer Eidgenossenschaft vom Reiche los und Maximilian gelang es nicht, sie wieder zur Botmäßigkeit zu zwingen. Die Schweizer verteidigten sich so mannhaft, daß in ganz Süddeutschland Spottlieder auf die Ritter gesungen wurden, die sich vermessen hatten, es je einer allein immer gegen drei Schweizer aufzunehmen und die nun in ihrer ganzen Heeresmacht mit den eidgenössischen Bürgern und Bauern nicht fertig werden konnten. Nach dem unentschiedenen Treffen von Schwaderloch folgte die Schlacht bei Dorneck. Maximilians Truppen unter dem Befehl Heinrichs von Fürstenberg wurden von den Schweizern überrumpelt, Heinrich von Fürstenberg gleich im ersten Angriffe getötet und seine Scharen aufgerieben. Maximilian ward zornig und schalt: »Mit solcher Kriegsführung verderben wir uns selbst und werden alle zu schanden; es ist das elendeste Ding, es ist, als würfen wir das Geld in die See.« Er wollte den Feldzug auch fortsetzen, aber es waren wieder einmal keine Mittel dazu vorhanden, und so mußte er mit den Schweizern ein vorläufiges Abkommen schließen.
Jetzt willigte Maximilian auf dem Reichstag zu Augsburg im Jahre 1500 in verschiedene Reichsreformen. Das Regiment der Stände wurde eingesetzt, die Kreiseinteilung des Reiches begonnen, und Maximilian fügte sich sogar in den Frieden mit Frankreich, den das Regiment ohne ihn geschlossen hatte. Die folgenden Jahre aber brachten dem unermüdlich tätigen Mann wieder Erfolg. Es gelang ihm die Vermählung seines Sohnes Philipp von Flandern mit Johanna von Castilien. Er sah diesen Sohn zum König von Spanien erhöht. Freilich verlor er ihn auch gerade in diesen Jahren durch den Tod. Den stärksten Erfolg errang Maximilian im bayrischen Erbfolgestreit. Albrecht von Bayern und Rupprecht von der Pfalz, der Sohn des Kurfürsten Philipp von der Pfalz, erhoben Ansprüche auf die Nachfolge Georgs, des Herzogs von Bayern-Landshut. Maximilian entschied als Kaiser für Albrecht; und als Rupprecht gegen Kaiser und Reich an die Waffen appellierte, erfocht Maximilian bei Regensburg über das Söldnerheer des Pfälzers einen entscheidenden Sieg und eroberte für sich Kufstein, dessen feste Mauern er von seinen Kanonen, vom »Purlepaus« und vom »Weckauf von Österreich«, zusammenschießen ließ. Die Stadt Kufstein fügte er seinem Land Tirol hinzu.
Maximilian war nun siegreich und hatte im Reich seine ganze Macht wiederhergestellt. Rupprecht war schon vor der Regensburger Schlacht gestorben, sein Vater, Philipp von der Pfalz, der reichste und hochvermögendste unter allen Kurfürsten, geächtet, und die übrigen Fürsten fühlten sich nicht aufgelegt, dem Kaiser Schwierigkeiten zu machen. Voll Verwunderung berichtet der venetianische Gesandte an seine Herren: »Die königliche Majestät ist zurzeit gleichsam ein wahrer Beherrscher des Reiches und der Staatsgewalt in Deutschland.«
Maximilian verbündete sich mit dem Papst gegen Venedig. Spanien und Frankreich traten der Allianz bei und so war die Liga von Cambrai geschlossen. Maximilian eroberte Verona, Vicenza und Triest und erwarb weiterhin für sein geliebtes Tirol das Nordufer des Gardasees mit Riva sowie das Ampezzotal. Er trennte sich von den Franzosen und nahm dann als Mitglied der heiligen Liga an ihrer Vertreibung aus Italien teil. Im Süden und im Nordwesten hatten ihn die Franzosen allezeit bedrängt, hatten ihm Hindernisse und Demütigungen bereitet. Nun sah er sie aus dem Süden verjagt und – im Bündnis mit England – schlug er sie auch in Nordwesten. Es war der alte Kampfboden, auf dem er ihnen einst als Jüngling gegenübergetreten war. Bei Guinegate trieb er Frankreichs Truppen wie flüchtige Lämmer vor sich her, sie flohen beim Ansturm seiner geordneten Reihen. Die »Sporenschlacht« wurde das Treffen genannt, weil die Waffen hier gar nicht in Verwendung kamen, sondern die Flüchtenden wie die Verfolger nur die Sporen gebrauchten.
Gingen auch manche von den zu Feld errungenen Vorteilen nachher im verwickelten Zick-Zack-Spiel der Politik wieder verloren, so hatte Maximilian doch den Besitz und den Glanz seines Hauses erhöht, hatte durch Verträge und Ehen viele Kronen und Länder den Habsburgern erworben. Er hat nicht bloß Tirol und Kärnten, Görz und Triest in kaiserliches Eigentum gebracht, hat nicht bloß Tirol und das Vorland bis an den Bodensee um wichtige Gebiete vergrößert; durch seine Ehe mit Maria von Burgund kamen die Niederlande an die Habsburger, durch die Ehe seines Sohnes Philipp mit Johanna von Arragonien ward dieses Königreich und ward sogar noch mehr erworben. Denn Johannas Bruder starb, ebenso Johannas Schwester, Isabella von Portugal, und ihr einziger Sohn Manuel. Diese drei Todesfälle machten Johanna zur Erbin des ganzen spanischen Königreichs. Und als Johanna bald darauf wahnsinnig geworden war, sah Maximilian seinen Sohn Philipp als König und Regenten in Spanien anerkannt. Unermeßlicher Besitz war damit den Habsburgern zugefallen, da ja auch das von Columbus neu entdeckte »Westindien« der spanischen Krone gehörte. Der erstgeborene Sohn des Philipps und der Johanna, Maximilians Enkel, der später Maximilians unmittelbarer Nachfolger war, konnte als Karl V. die größte Macht in seinen Händen vereinigen, die je ein Habsburger besessen. Maximilians anderer Enkel, Ferdinand, den er mit Anna von Ungarn, der Tochter Wladislavs, vermählt hatte, wurde nach dem frühen Tode von Annas Bruder dessen Erbe und Nachfolger. Maximilian hat das freilich nicht mehr erlebt, denn Annas Bruder, der jugendliche König Ludwig II. von Ungarn und Böhmen, fiel 1526 in der Schlacht von Mohacs gegen die Türken. Maximilian aber war der Gründer und Urheber all dieser Erwerbungen gewesen, er war der Säemann, dessen ausgestreute Saat so reiche Ernte trug. Wie durch Philipps Heirat Spanien mit all seinen Provinzen »diesseits und jenseits des Meeres« errungen ward, so kamen durch Ferdinands Ehebund die Königreiche Böhmen und Ungarn an die Habsburger, zwei Kronen, nach denen sie so lange ein heißes Verlangen getragen hatten. Dazu noch Mähren, Schlesien und Ober- wie Niederlausitz. Maximilian, der in tausend Geschäften mitverwickelte, in tausend Bedrängnissen und Sorgen stets behinderte Fürst, der Spielball des Glücks, der bald zur Höhe des Erfolges emporgeschleudert, bald in die Abgründe des Mißerfolges niedergeworfen wurde, hat doch erreicht, was vor ihm keinem seiner Väter beschieden war. Mit der Kraft seiner Persönlichkeit hat er der Welt das Gefühl von der Vormacht der Habsburger eingeprägt wie einen Stempel, daß sie Jahrhunderte lang als an eine Notwendigkeit daran glaubte. Er hat dem vielumstrittenen, vielbefeindeten Hause, dem er entsproß, einen neuen Anfang zu neuem Aufschwung bereitet; und er hat dem prophetischen Sprüchlein, daran sein Vater hing, dem Austria Est Imporare Orbi Universo, zu einem blendenden Schein von Erfüllung verholfen.