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Ich bin der glückliche Besitzer eines kleinen Neffen, der sich bestimmt schon den Ehrentitel eines Lausbuben erobert hätte, verlebte er sein junges Leben in süddeutschen Landen. Da er das aber nicht tut und ein Hamburger Jung' ist, so dünkt ihm der Begriff Lausbub fremd. Bald großartig und erstrebenswert, bald verächtlich und gemein. Es ist mir passiert, daß ein Haufen von Schulkindern mich achtungsvoll anstarrte, während mein Herr Neffe ihnen erklärte, das sei ein famoser Lausbubenonkel. Ich mußte es aber auch erleben, daß dieser Neffe mir bei passendem Anlaß feindselig entgegendonnerte: »Lausbub aus Amerika!« Nicht anders ist es mir ergangen mit großen Leuten. Da meinten die einen, dieser Lausbub sei etwas gar Lustiges. Die andern aber schüttelten die Köpfe: Wie kann man so geschmacklos sein und sich selber einen Lausbuben nennen!
So sei mir gestattet, ein Wörtchen dreinzureden. Wir alle kleben an der heimatlichen Scholle, seien wir nun Weltenwanderer oder niemals hinausgekommen über den Bannkreis der Vaterstadt; an jener Scholle, auf der wir als Kinder spielten. Und mir klingt es aus meiner Münchner Jugendzeit herüber: »Du ganz verflixter Lausbub!« »A solchener Lausbub!!« Wie lustig das tönt, weiß kein Mensch außer mir. So lustig kann es keinem sein, so viele auch gelacht haben mögen über das Wörtchen mit den verschiedenen Gesichtern. »Oh du herzig's Lausbüble.« kost die süddeutsche Mutter. »Lausbub!« sagt der Vater, und der Ton bedeutet den Stock. Entrüstung kann in dem Wort liegen oder verblüffte Anerkennung einer besonderen Leistung jungenhaften Tobens oder ein Schelten oder eine Resignation. Auf gar keinen Fall aber ist ein Lausbub ein Musterknabe. Sondern einer, der eine tiefgewurzelte Vorliebe für dumme Streiche hat und einen dicken Schädel und rührige Ellbogen.
Lausbub! klingt es herüber aus meiner Jugend.
Und weil das Wörtchen noch ein weites Stück ins Leben hinein auch den Mann kennzeichnet, so sonderbar das klingen mag – dumme Streiche, dicken Schädel, rührige Ellbogen! – so gab es diesen Büchern ihren Titel.
An einem sonnigen Novemberabend im Jahre 1897 saß ich auf der Terrasse des Golden Gate Parks in San Franzisko, starrte aufs Meer hinaus, träumte von meiner Arbeit, wie das junge Menschen tun, denen die Arbeit noch andere Dinge ersetzt, und war stolz wie ein König als jüngster Reporter einer großen Zeitung. So unverrückbar stand es fest, das Große, das Bleibende: die Zeitung und ich – ich und die Zeitung – das war die Lebenslinie. Sie war es und sie blieb es. Wie krumm sie sich aber gestaltete, diese Lebenslinie, wie wackelig, wie verbogen und schief, das ist eines der humorvollsten Dinge in einem Leben reich an freiwilligem und unfreiwilligem Humor. Wenige Monate darauf war ja die Lebenslinie schon vergessen, und der überstolze Reporter steckte im blauen Rock der regulären Armee Onkel Sams. Es sollte ihm öfters noch ähnlich ergehen mit dieser Lebenslinie...
Der Lausbub, Farmer, Apotheker, Arbeiter, Fischpökler, Professor, Reporter wurde also Soldat und machte den spanisch-amerikanischen Krieg auf Kuba mit. Was er dort erlebte und sah, schildert dieses Buch; so wie er es damals erlebte und damals sah im Zeichen junger Männlichkeit, überschäumend in der Begeisterung, ein Mann zu sein im Krieg.
Hamburg, im Sommer 1912.