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Der folgende merkwürdige Fall hat sich in der berühmten, hochlöblichen und überaus ehrsamen Reichsstadt Nürnberg ereignet:
Zum Rechtsanwalt Bitter kam einmal ein Bursche vom Land und sprach:
»Jetzten, wie is des, Herr Dokter – därf i mei Bäuerin verklagen? Auf tausend Mark? Daß s' mr's zahlen muß?«
»Ja, ja – des därfst lei – wann sie dir's schuldig is.«
»Schuldi is s' mr's scho.«
»Kannst aber aa Beweise bringen?«
»An Beweis wüßt i scho.«
»Und kannst du auch schwören?«
»Mei, schwören – da feit si nix.«
»Du hast ihr wohl ein Darlehen gegeben?«
»Han??«
»Geborgt wirst ihr halt tausend Mark haben …«
»Naa, naa – borgt hab i ihr nix.«
»Oder is 's a rückständiger Lohn?«
»Naa, naa – des nit.«
»Oder gebührt dir ein Gewinnanteil aus an Gschäft?«
»Naa, naa. Klagen S' nur auf tausend Mark – d' Bäuerin waaß scho.«
»So geht das nicht. Auch das Gericht will wissen, wofür du 's Geld verlangst.«
»No, wann i 's sagen muß?? Alstern i bin zwanzig Jahr alt – net? Und d' Bäuerin is vierzig, der Bauer sechsevierzig. – ›Martin,‹ sagt s' mir amaal, d' Bäuerin, ›Martin, wann i a Kind krieget – i gäbet gern tausend Mark.‹ – No – und 's Kind is da. Alstern verlang i mei tausend Mark.«
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(Wie schön wäre die Geschichte erst, hätt ich sie auf gut Bayerisch erzählen können!)