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III. 216–233

216. (1797) Würde wohl eine Quantität Wasserstoff, oder irgendeines andern verbrennlichen Körpers, in Sauerstoffgas bei ihrem Verbrennen mehr oder weniger Wärme entwickeln, als in der atmosphärischen Luft? – Wird man mehr Wärmeentwickelung bei Verbrennung eines Körpers in hoher äußerer Temperatur, als in niederer, finden? – Gibt es Verbrennungen, wo sich unter gewissen Umständen mehr Luft entwickelt, als ein anderes Mal; und gibt es Gesetze dafür? – Findet Änderung in der entbundenen Wärme statt?

217. Je mehr die Wärmekapazität eines Körpers zunimmt, zum Beispiel des Wassers, wenn es zu Dampf wird, desto spezifisch leichter, und desto chemisch zerlegbarer, wird er.

218. Sind nicht allgemein tierische Stoffe schlechtere Wärmeleiter, als vegetabilische, und diese wieder schlechtere, als die mineralischen?

219. In welchem Zusammenhange steht die Beobachtung, daß Metallmischungen häufig leichtflüssiger sind, als sie der Berechnung nach sein sollten, mit der, daß Metallmischungen im Volumen zu- oder abnehmen? – Der Vermutung nach sollten wohl die an Volumen zunehmenden die am leichtesten schmelzbaren sein, indem ja dadurch ihr mechanischer Zusammenhang lockerer wird, sie folglich auch leichter flüssig werden können.

220. Mag wohl im luftleeren, (nicht luftdünnen), Raum, die Atmosphäre eines warmen Körpers völlig konzentrisch sein? – Es müßte sich dies mit der gehörigen Anzahl Thermometer sehr leicht ausmachen lassen.

221. Ist es Gesetz, daß überall, wo mechanischer Zusammenhang aufgehoben wird, Wärme erzeugt wird?

222. (1798) Ist es nicht merkwürdig, daß gerade das Oxyd desjenigen Körpers, dessen brennbares Prinzip die größte Menge von Sauerstoff aufnimmt, das Wasser, dasjenige ist, welches die größte Kapazität für Wärme hat? – Möchte dagegen das Oxyd desjenigen Körpers, dessen brennbares Prinzip den wenigsten Sauerstoff bedarf, die geringste haben? – Die Reihe der unmetallischen Kombustibilien hindurch verhält es sich genau so.

223. Würde man feuerbeständige Alkalien in hoher Glut leichter zersetzen können, wenn man sie in Berührung mit Metallen dem zersetzenden Einfluß aussetzte?

224. Kommt der kühlende Geschmack mancher Körper, welche doch die Temperatur der Atmosphäre haben, daher, daß sie von großer Wärmekapazität sind? – Sind die nicht sehr kühl schmeckenden solche von schlechter, das ist geringer Wärmekapazität? – Auch die wärmeleitende Kraft des auf die Zunge kommenden Körpers muß hier mitbestimmen. Da sich nun am Ende die Wirkung der Arzneimittel auf ihre Wärmekapazität reduzieren möchte, so kann allerdings der Geschmack, bezogen auf Kälte und Wärme, etwas über die innerliche Wirkung des Mittels entscheiden, und diejenigen hätten nicht ganz unrecht, die dem Geschmack zufolge Kampfer und Säuren mit Helmont u. a. für kühlend hielten. Auch kann die Wärme beim Geschmack ein Mittel werden, die ohngefähre Wärmekapazität eines Körpers zu bestimmen, sobald man erst seine Wärmeleitungsfähigkeit kennt.

225. (1801) In der Ausdehnbarkeit durch Wärme scheint das Alter der Dinge verborgen zu sein. Metalle dehnen sich wenig und gleichförmig aus; sie sind das Älteste. Dann Salze, dann Wasser, dann Luft, dann Wasserdampf. Hier ist jugendliche Kraft, dort steifes Alter.

226. (1802) Es gibt eine Ansicht der Wärmeerscheinungen, die ganz empirisch, fast bloß äußerlich ist, und doch dem Innern äußerst parallel geht.

227. Sollte sich am Turmalin das Geheimnis der Erwärmung der Körper verraten? – Der Turmalin ist elektrisch mit dem Differential seiner Wärme-Zu- oder Abnahme. Alle Körper scheinen während der Erwärmung und Erkältung Turmaline zu sein, nur daß die beiden (elektrischen) Pole beständig wieder zusammenfahren.

228. (1805) Es scheint mir, als ob die Körper nur aus Not erwärmbar wären, während sie flüssig, oder auch fest sind. Denn eigentlich sollte und würde sich alle Wärme darauf verwenden, den Körper zu verdampfen, wenn nur der Körper durch und durch verdampfen könnte. Aber nur seine Oberfläche kann verdampfen, und das Innere, was die Wärme doch auch ergreift, ist durch die Decke isoliert. Selbst die Decke und ihre Oberfläche werden durch die Rückwirkung des schon vorhandenen Dampfes oder Gases partiell oder auch total isoliert, und dann muß die Hitze steigen. Es muß einen Druck geben können, wo das Wasser bis 1 000 und 5 000°R. erhitzt werden könnte, ohne Dampf zu sein.

Eigentlich wollen alle Körper bei der ›Erwärmung‹ und ›Erkältung‹ bloß den Zustand ändern, und dies ist das Primäre. Erwärmung etc. ist das Sekundäre. Und da es keinen Körper gibt, der wahrhaft unverdampfbar wäre, so gilt dies von allen Körpern. Selbst die Gase würde die Wärme wohl eigentlich nicht erwärmen, wenn sie dieselben frei expandieren könnte. Expansion aufs Doppelte und Elastizitätserhöhung aufs Doppelte müssen gleiche Werte haben.

229. Wasser verliert 140°F. Wärme, wenn es Eis wird oder nimmt so viel ein, wenn es Wasser wird. Es verliert dadurch 1/10 seiner Wärmekapazität, oder bekommt 1/9 Zuwachs. Man hat also einen Punkt, wo man anknüpfen kann, um das Null von Wärmekapazität eines Körpers zu finden. Verlöre ein Körper 140° × 10 F. = 1 400°F., indem er fest würde, so würde er gar nichts von Wärmekapazität mehr übrigbehalten. Entstünde ein Körper aus nichts, so würde er ebensoviel Wärme verschlucken. Dies Letztere scheint der Fall mit den Meteorsteinen. Und dies erklärte zugleich, warum diese Steine nicht wärmer sind, und daß vielleicht alle ihre Wärme bloß von der Reibung oder Bewegung in der Luft herkommt, – und warum der elektrische Funken nicht an sich warm ist, denn alle seine Wärme geht in der Kapazität der Produkte verloren. Erst wo er keines stiften kann, wie bei der Leitung usw., tritt Wärme im leitenden Körper hervor.

230. Cavallo sah Wasser (durch Äther abgekühlt), im Sommer erst bei 15°F. unter 0°R. frieren, im Winter aber oft schon bei 2°F. darunter. Lichtenberg meint, dies sei höchst merkwürdig, und sei sonst alles richtig zugegangen, so sei die Sache nicht so leicht zu erklären. – Man muß hierbei bedenken, daß der gewöhnliche Gefrierpunkt, obgleich ein konstanter, doch nur ein durch einen zufälligen Umstand hervorgebrachter ist. Wasser als völlig homogenes Kontinuum läßt sich sehr tief erkalten, ohne zu gefrieren. Der Grad, bis zu dem, mag dasienige sein, was mit der Jahreszeit wechselt. Von da an steigt es plötzlich wieder bis zum gewöhnlichen Schmelzpunkt, der aber nicht das Variable ist. Mit dem Kochpunkt könnte es etwas Ähnliches sein. Auch er, wie er gewöhnlich dafür genommen wird, ist zufällig. Ohne Luft, ohne fremde Körper, läßt sich Wasser weit mehr erwärmen. Wie weit, das scheint wieder von der Jahreszeit abzuhängen.

231. Ob nicht sehr heiße Körper mit sehr kalten zusammengebracht, wahre Entladungen geben möchten? – zum Beispiel weißglühendes Eisen mit möglichst erkältetem Eisen. Es scheinen allerhand Facta zugegen zu sein, die bereits auf so etwas deuten, zum Beispiel die Detonation beim Eingießen glühender Metalle in kalte oder doch nicht sehr heiße Formen, das Eingießen des geschmolzenen Kochsalzes in kaltes Wasser, welches mit Knall und Licht begleitet ist, usw. – Leiter fürs erste müssen sich hierbei elektrisieren, und vielleicht zu sehr hoher Spannung gelangen. Schon dies gibt Möglichkeit für Fünkchen.

232. Wie würde sich der bekannte Leidenfrostsche Versuch mit dem Wassertropfen etc. auf sehr kalten Körpern ausnehmen? – Ob hier, statt der Kristallisation auch eine Zersetzung erfolgte? – Und in was? – Etwa in atmosphärische Luft? – Das würde für die Veränderung des Wassers in kalten Höhen äußerst viel zu sagen haben. Sieht man doch bei Priestley bei jedem Gefrieren des Wassers schon sich atmosphärische Luft ausscheiden.

233. Das Quantum absoluter Wärme ist das Quantum der Materie selbst. Findet sich in allen Gasen gleichviel Wärme, (Vermutung von Gay-Lussac und Humboldt) so ist es auch gleich viel Materie, folglich auch dieselbe Materie. Hier ist der Punkt, wo alle Materie = Wasser ist. Wärme gibt also nichts Spezifisches. Das Spezifische muß in dem liegen, was die Wärme einschränkt, das ist, was die Volumina anomalisch macht, also vorzüglich in der Ursache der Zustandsgebung, und diese fängt beim Dampfe an, indem sie ihn zu Wasser macht, und ferner indem das Wasser zu Eis wird. Hier gehen alle Verschiedenheiten erst an. Bei Dampf und Gas liegen sie vielleicht bloß im spezifischen Gewicht, so daß gleiche Volumina gleich viel Wärme haben. Hier ist die Ursache des spezifischen Gewichts das Spezifizierende. Kurz, in der Kohäsion muß das Spezifizierende liegen.


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