Joseph Richter
Bildergalerie klösterlicher Misbräuche
Joseph Richter

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Vorrede

In der Galerie katholischer Misbräuche sind zwar die Bilder nach ihrer Ordnung aufgestellt; allein es fehlt zu ihrer vollständigen Einrichtung noch ein wesentlicher Punkt. Man begnüget sich nicht mit dem Anblick gut geordneter Bilder, sondern wünscht auch die Meister zu kennen, die sie verfertiget haben.

Manche gehen noch weiter in ihrer Forderung. Diesen muß ein geschickter Galerieinspektor zu sagen wissen: wo diese Meister lebten – aus welcher Schule sie hervorgiengen – durch was sie sich vorzüglich auszeichneten – kurz, sie verlangen eine Karakteristik von den Meistern selbst.

Um also diesen an sich so billigen Wunsch zu befriedigen, haben wir uns entschlossen, diesen zweyten Theil herauszugeben.

In dem ersten Theil hat der katholische Leser nur die Misbräuche kennen gelernt, nun wollen wir ihn auch mit den Erzeugern und Erfindern dieser Misbräuche bekannt machen.

Wir werden aber bey dieser Gelegenheit auch die verborgenen Meisterstücke von klösterlichen Misbräuchen 2 an das Tageslicht hervorziehen, und das ist die Ursache, warum wir diesen zweyten Theil: Bildergalerie klösterlicher Misbräuche nennen.

Bey der unübersehbaren Menge von Schriften, die über diese so stoffreiche Materie, über das Mönchwesen erschienen sind, und noch täglich erscheinen, ist es freylich schwer, und fast unmöglich, etwas zu sagen, was nicht schon gesagt worden. Auf gänzliche Originalität wollen wir also gern Verzicht thun; aber das Hauptverdienst dieses Werks wird immer seyn, daß hier der Leser in wenig Blättern beysammen findet, was in vielen Bänden zerstreut liegt.

Katholiken, die nicht blos dem Namen nach Katholiken sind, werden auch diesen Theil mit Nachsicht aufnehmen, um so mehr, da hier nur von Klostermisbräuchen, und von Mönchen die Rede ist, die in der katholischen Kirche selbst ein bloßer Misbrauch sind. 3

 


 

Inhalt der Kapitel.

Vorrede.

Einleitung. Entstehung der Mönche. Ihre Ausbreitung und Abweichung von der Vorschrift ihrer Ordensstifter. Rom hat sein Aufkommen vorzüglich den Bettelmönchen zu verdanken. Beweis, daß eben diese Bettelmönche an dem herabgesunkenen Ansehen des päbstlichen Hofes Schuld seyen. Verzeichniß verschiedener Mönchsarten, nebst Bemerkungen über ihre vorzügliche Eigenschaften u. s. w.

Erstes Kapitel.

Ueber Kandidatenwerbung. Es wird den Mönchen vorgeworfen, daß sie bey den Kandidaten nur auf Geld sahen, und daß sie das Vermögen auch auf unerlaubte Art an sich rissen. Untersuchung, in wie weit der heilige Geist an dem Beruf der Kandidaten Theil habe. Wider den Vorwurf: daß sie dem Staat die besten Köpfe sollen entzogen haben, werden sie hinlänglich vertheidiget. Im Vorbeygehen ein Wort über der Jesuiten Lehrmethode in Schulen.

Zweytes Kapitel.

Ueber das Noviziat. Man pflegt sich unter dem Noviziat eine Pflanzschule von Beichtvätern, Predigern und Seelsorgern vorzustellen. Beweis, daß diese Vorstellung falsch ist. Die Beschäfftigungen eines Novizen während des Probjahres werden angeführet. Das Resultat giebt sich von selbst. 4

Drittes Kapitel.

Ueber das Gelübd der Armuth. Von Gelübden überhaupt, und dem Leichtsinne, mit dem sie abgelegt werden. Beweis, daß ein feyerliches Gelübde der Armuth in einem wohl eingerichteten Staat nicht geduldet werden könne, weil mit dem Gelübde der Armuth auch das Gelübd nichts zu arbeiten verbunden ist. Blick auf die Art, wie unsre Mönche dies Gelübd halten. Etwas über Kapuzinermünz. Der Einwurf, daß die Mönche nur im Geiste arm sind, wird für vollgiltig angenommen, und den Mönchen Abbitte gethan.

Viertes Kapitel.

Ueber das Gelübd der Keuschheit, oder vielmehr des Cälibats. Die Menschheit schaudert vor diesem Gelübde zurück. Ein Gelübd, durch das die Menschen zu Grunde gehen müßten, ist aufzuheben. Die Monarchen haben die schädlichen Folgen längst eingesehen. Beweis, daß ihr gegenwärtiges langsames Betragen Klugheit sey. Gründe, warum die Priesterehe sobald noch nicht dürfte eingeführet werden. Schlüßlich werden den Mönchen einige Mittel empfohlen, die ihnen das Joch des Cälibats erträglich machen könnten.

Fünftes Kapitel.

Ueber das Gelübd des Gehorsams. Die Mönche werden als geistliche Regimenter betrachtet, und die Subordination nöthig befunden. Art, wie die jungen Mönche im Gehorsam geübt werden. Die Aussenseite hat viel Lächerliches an sich. Tiefere Blicke in dieses Gelübd zeigen die schädlichsten Folgen für den Staat. Beweis, daß der Staat an den Mönchen eine Schlange 5 im Busen nähre, so lang sie diese Gelübde beobachten; woraus die Nothwendigkeit fliesset, sie zu reformiren, oder gänzlich aufzuheben.

Sechstes Kapitel.

Ueber das Chorgehen, und den Choralgesang. Zum Gebeth gehört eine gewisse Disposition des Herzens. Frage, ob Mönche, die zu bestimmten Stunden singen müssen, diese Disposition haben können? Dadurch, daß sich die Mönche auf alle Art vom Chor wegzustehlen suchen, wird das Gegentheil wahrscheinlich. Etwas über die verschiedenen Singmethoden der Mönche, woraus mancher den Schluß ziehen wird, daß nirgends weniger wahrhaft gebethet werde, als in Klöstern.

Siebentes Kapitel.

Ueber Klosterbibliotheken. Warum man noch Bibliotheken in Klöstern findet? Wie sie beschaffen sind. Mitteln, die die Vorgesetzten anwenden, damit ja ihre Untergebenen nie klüger werden als sie. Beweis, daß es dem Staat nicht gleichgiltig seyn könne, ob, und wie die Mönche studieren. Klage der Herren Buchhändler, daß die Klöster seit ein paar Jahren keine Bücher mehr einschaffen. Was wir an ihrer Stelle thun würden.

Achtes Kapitel.

Ueber Klosterdisputazionen. Was überhaupt von Disputationen zu halten sey. Nur Kurzsichtige konnten sich durch sie täuschen lassen. Ihre lächerliche Seite wird aufgedeckt, und zugleich ihre schädliche Seite gezeigt. Wunderbare Veränderung. Die nämlichen Mönche 6 vertheidigen nun die Rechte der Fürsten, die sie vorher zu schmälern suchten. Die Wahrheit kann keinen schönern Sieg erhalten.

Neuntes Kapitel.

Ueber Klosterwahlen. Die Vorfahrer der Mönche suchten alle Ehrenstellen, und Würden von sich abzulehnen; die itzigen trachten durch alle ersinnliche Schleichwege dazu zu gelangen, und wenn sie dawider öfters protestiren, so ist es nur zum Schein. Es bleibt also wahre Gotteslästerung, dem heiligen Geist das Produkt ihrer Klosterkabalen auf seine Rechnung zu schreiben. Der Liebling eines Prälaten hat bey der neuen Wahl einen grossen Vorschritt vor den übrigen. Wie es zugeht, wenn mehrere Lieblinge in die Wahl kommen. Von den Wahlen in Bettelklöstern. Die traurigen Folgen dieser unächten Wahlprozedur werden mehr als anschauend bewiesen.

Zehntes Kapitel.

Ueber Klosterstrafen. Ihre Nothwendigkeit. Kriminalkodex des heiligen Benedikts. Es war dem Institut angemessen. Itzige Klosterstrafen, nebst Gründen, warum die Mönche von der Verordnung ihres Stifters abweichen mußten. Ueber Klosterkerker. Wird wenig darüber deklamirt. Die Geschichte der unglücklichen Nonne in München beschließt das Kapitel. Die weitern Reflexionen läßt man dem Leser über.

Eilftes Kapitel.

Ueber Klosterbeicht und Klostersegen. Die Kirche stellt jedem die Wahl des Beichtvaters frey. Tiranney, die Novizen zu zwingen, daß sie dem Novizenmeister, 7 und die Patres, daß sie den aufgestellten Konventbeichtvätern beichten müssen. Von den casus reservatus und den häufigen Sünden, zu denen sie Anlaß geben. Was der Segen ist. Beweis, daß die häufigen Klostersegen ohne Wirkung seyen. Scheinbarer Endzweck dieser Segen.

Zwölftes Kapitel.

Ueber Klosterasylen oder Freystätte. Für wen die Klöster zu Benedikts Zeiten Freystätte waren, und für wen sie es itzt sind. Schädliche Folgen, die daraus für den Staat entstehen. Ob die Mönche diesen Eingriff in die Rechte des Fürstens entschuldigen können. Schranken, die die Monarchen diesfalls gesetzt haben, und Sprünge, die die Mönche darüber machen.

Dreyzehntes Kapitel.

Ueber Klosterbuchdruckereyen und Apotheken. Eine kleine Digression über Klosterökonomie. In Oesterreichs Provinzen sind Klosterbuchdruckereyen eingestellt. Nachtheil, der für den allgemeinen Geldumlauf, und selbst für die Sicherheit des Staats aus solchen Winkeldruckereyen entstehen kann. Warum Klosterapotheken nicht zu dulden seyen, und vorzüglich über den Wucher, den die Mönche zum Schaden des Bürgers mit Arzneyen treiben.

Vierzehntes Kapitel.

Ueber Klosterfasten. Der wahre Geist der Fasten wird in Klöstern noch weniger, als in der Welt angetroffen. Was eine Kollation ist, und über ihr Mittagmahl. Ihre Distinktion über das Sattessen. Beweis, daß 8 Prälatenfasttag und Prälatenschmaus eins sey. Von der Qualität der Fastenspeisen, und Muthmassung, daß die Mönche den Teufel förmlich heraus fodern wollen.

Fünfzehntes Kapitel.

Ueber Klosterschmaus und Prälatentafeln. Was die Ordensregeln davon sagen. Das Gemälde einer Prälatentafel, und der Unterschied zwischen den Schmausereyen in Bettelklöstern. Wann eigentlich diese Tafeln gegeben werden. Freude der Mönche, wenn sich die Weltleute einen Rausch trinken – Was ihren Schmausereyen fehlt, und wer eigentlich Wein trinken soll.

Sechzehntes Kapitel.

Ueber Klosterkarneval und Klosterkomödien. Beyde sind heidnischen Ursprungs. Wie Mönche diesen heidnischen Gebrauch mitmachen können? Dieser Einwurf wird gehoben, und bewiesen, daß die Mönche den Karneval auf eine religiöse Art begehen. Ihre Schwachheiten, Maskeraden, Komödien und dergleichen werden ihnen verziehen, und blos die Bitte an sie gethan, daß sie etwas toleranter gegen unsere Thorheiten seyn mögen.

Siebenzehntes Kapitel.

Ueber Klosterkeller. Die gute Ordnung wird bewundert. Weinkeller sind unentbehrlich für Mönche. Warum auf Bibliotheken weniger Sorge verwendet werde. Zu was die Weinkeller den Klöstern noch ausserdem nützen. Ueber die Benennungen ihrer verschiedenen Keller, und das Aergerliche dabey. Muthmassung, warum sie diese Benennungen mögen erdichtet haben. 9

Achtzehntes Kapitel.

Ueber Wirthschafterinnen und Köchinnen in Prälaturen. Die Ordensregeln sagen nichts davon. Schilderungen, die einige Kirchenväter von den Weibern machen. Ob es nicht gefährlich sey, dergleichen Waare in Prälaturen zu behalten? Vermuthung, daß sich das Weibsgeschlecht geändert haben müsse.

Neunzehntes Kapitel.

Ueber Klostervisitationen. Ihre Unnützlichkeit. Was eigentlich visitirt wird. Was überhaupt in einer guten Staatsverfassung von Visitationen zu halten, und wer im Nothfall visitiren soll.

Letztes Kapitel.

Ueber das Sammeln der Bettelmönche. Warum dieses Bild das letzte ist. Welchen Orden das Betteln zu verzeihen wäre. Die Terminanten haben die Bettelkunst in ein System gebracht. Ihre Kunstgriffe werden aufgedeckt, und bewiesen, daß sie dem Landmann nicht nur für sein Vermögen, sondern auch für sein Seelenheil nachtheilig sind. 11

 


 


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