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Fast auf jedem größeren Zweige des Böhmerwaldes sitzt eine andere, vielfach eigentümliche Bevölkerung. Nicht bloß scheidet sich Deutscher vom Tschechen durch Sprache, Tracht, Charakter, Sitten und Gebräuche; auch der Deutsche zum Deutschen steht nicht ohne abweichende Färbung vor den Augen des Beobachters. Dies besonders hinsichtlich der Tracht und des Dialektes. Man vergleiche nur die Deutschen des herrschaftlichen Gebietes Bischofteinitz oder Hostau mit denen der Herrschaft Kauth. Des auffallend singenden Dialektes wegen werden jene von diesen »Diazler« genannt. Nicht minder unterscheidet sich die Tracht. Dieser Umstand drängt daher ebenso zur Ausscheidung der Deutschen, welche sich durch zu auffallende Eigentümlichkeiten von den in nachfolgenden Schilderungen auftretenden Deutschen unterscheiden, wie zur natürlichen Trennung dieser von den Tschechen. Meine eifrigste und Lieblingsbeobachtung schöpfte vorzüglich aus dem Nationalleben der Deutschen, welche nördlich bis gegen Taus, südlich bis zum Ende des Gebietes der k. Freibauern wohnen. In dieser Abgrenzung, östlich durch die anwohnende tschechische Bevölkerung, westlich durch den Böhmerhochwald natürlich abgeschieden, bewegen sich streng die folgenden Lebensbilder. Hier gleicht sich auch Tracht, Bauart der Häuser, Dialekt, bis auf einige unbedeutende Eigenheiten einzelner Dörfer. Der Böhmerwald dürfte dieses Schauplatzes entlang am anschaulichsten einer gewaltigen Meereswoge vergleichbar sein, welche plötzlich, im Laufe erstarrend, als Scheidewand Böhmens und Bayerns halt gemacht hätte. Teils unmittelbar die richtige Grenze bezeichnend, teils mehr oder weniger hinüber- oder herüberfallend, ragen diese höchsten Punkte dieses böhmisch-bayrischen Scheidungsgebirges bis zu einer Höhe von 710 W. Klaftern empor. Wie rasch verkleinerte Wellen niedert größtenteils da der Böhmerwald landeinwärts bis zu Hügel- und Talgrund zurück, wodurch für das Auge eine sehr anziehende Mannigfaltigkeit entwickelt wird. Hoch- und Mittelgebirg bedecken frische Waldungen, welche sich hie und da bis in die Niederungen hinabziehen. Eigentümlich verschwinden diese von den meisten Höhen und Hügeln, besonders im nördlicheren Teile, wo die tschechische Bevölkerung beginnt. Man findet noch Stellen mit Urwald bedeckt. Im Norden dieses Böhmerwaldteiles zeigt sich eine bedeutende Unterbrechung durch Hügel- und Talgrund bis zum nächsten Gebirgsstocke (Tscherchow); aber sie dient nur zur wahren Verschönerung des Böhmerwaldpanoramas, indem die aus derselben ohne alle Verbindung majestätisch aufstrebende Bergwand Hochbogen und Burgstall in Bayern das Auge vor einem weithin verlaufenden Hügel- und Flachlande bewahrt. Auf diesem Schauplatze haben sich in physisch-statistisch-geographischer Hinsicht neuester Zeit tüchtige Männer umgesehen und in dieser das Ausgezeichnetste geleistet. Sommers »Topographie Böhmens« beweist es. Vom romantischen Eindruck bis zur detailsten wissenschaftlichen Untersuchung findet man bei Gelegenheit der Besprechung des Pilsner, Klattauer, Prachiner und Budweiser Kreises den Böhmerwald richtig und anziehend dargestellt. Ein unschätzbares Verdienst hat sich dabei Herr Professor F. X. M. Zippe aus Prag durch seine Darstellung erworben und ich will gerne meine Grenzen, die ich für die folgenden Lebensbilder abgemarkt habe, in jeder Richtung erweiternd vorrücken lassen, um aus dem Böhmerwaldpanorama möglichst ein Ganzes zusammenzustellen. Bei der folgenden Darstellung des Schauplatzes benütze ich vorzüglich Herrn Professor Zippes Beobachtungen des Böhmerwaldes. Vom Süden des Schauplatzes gegen Norden erheben sich einige der höchsten Punkte des Böhmerwaldes und diese verbreiten ihre Ausläufer und ausgedehnten Abhänge auf diesem Gebiete. In der k. Waldhwozd (auch Künisch oder Freibauerngerichte genannt) erhebt sich an der Westseite der Osser mit zwei zackigen Felsengipfeln, wovon der östliche höhere 673 W. Kl. über der Meeresfläche emporragt, der westliche aber jenseits der Landesgrenze liegt. Von diesen läuft in südöstlicher Richtung ein langer, in der Mitte etwas eingebogener Rücken, der Sattelberg genannt; an diesen Rücken schließt sich unmittelbar die 711.8 Kl. hohe Seewand, ein breiter, aber ganz abgeplatteter, mit Wald und Gebüsch bewachsener Rücken, in gleicher Richtung mit dem vorigen streichend, mit fast senkrechten Felsgehängen an seiner Süd- und Nordseite; östlich schließt sich an ihn der Eisensteiner Spitzberg, ein zugerundet kegelförmiger Gipfel, und über diese beiden geht die Grenze des Gutes Eisenstein. Weiter östlich vom Spitzberge erhebt sich fast zu gleicher Höhe mit diesem der Panzer (600 W. Kl. hoch) und an diesen schließt sich der Brückelberg oder das Brückel; durch ein Tal von diesen geschieden, erhebt sich weiter südöstlich der Ahornberg, welcher unmittelbar mit dem Hochrücken zusammenhängt, auf dessen östlichem Ende sich der St. Günthersfelsen 525.8 W. Kl. über der Meeresfläche erhebt. Von diesen fällt in mehr südlicher Richtung der 572.5 W. Kl. hohe Kiesleitenberg ab, dessen östlicher niederer Abhang Rotmoosberg genannt wird, mit welchem dieser Gebirgszug östlich im Wattawatale endet. Diese Abfälle desselben nach Süden und Südwesten sind mehr oder minder steil, die Höhe dieses Rückens ist jedoch aus dem Tale an seiner Südwestseite weniger bemerklich, weil dieses selbst über 400 Klafter über der Meeresfläche liegt; nur der Osser und die Seewand, dann der Kiesleitenberg erheben sich mit schroffern Gehängen. Nach der Nordseite fällt dieser Gebirgszug am Osser sehr steil ab und um ihn liegen nur unbedeutende Berge; die steilste Abdachung und die größte Höhe zeigt dieser Berg an seiner Ostseite, wo er sich 281 W. Kl. über seinen Fuß erhebt; von der Seewand fällt da, wo sie sich mit dem Sattelbergrücken vereinigt, nordwärts ein Gebirgsjoch, das Zwergeck, ab und da, wo sie an den Spitzberg stößt, ein anderes, der Zelzerberg, ein zwar an seiner westlichen Abdachung sehr steiler, doch nicht sehr hoher Bergrücken, welcher sich bis Palmsgrün erstreckt; mit diesem parallel streicht weiter ostwärts der Hochfiederet oder Gefielderberg, auch Hochgefield genannt (647 W. Kl. hoch), der mächtigste Ausläufer des Hauptgebirgskamms nach Norden; er wurzelt am Panzer und Brückel, mit welchem Namen auch sein östliches, weniger steiles und hohes Gehänge bezeichnet wird; er geht nordöstlich in die Köhlerwastlhöhe über und an seiner nordwestlichen Abdachung hängt an ihm der Brennet, welcher jedoch größtenteils schon zur Herrschaft Bistritz gehört; noch weiter ostwärts von diesen Rücken finden sich als nördliche Anhänge des Ahornberges der Geiersberg und der Hammerberg, vom Hochrücken aber fällt das Gebirge nordwärts sanft ab, ohne weitere Verzweigung. Einzelne Höhen an diesen hier bezeichneten Hauptästen führen noch verschiedene Lokalnamen, meist nach den Besitzern der an ihnen liegenden Feld- und Waldgründe. – Mit diesem Hauptgebirgszuge streicht ein anderer, nicht minder hoher parallel, welcher dann weiter auf die Herrschaft Stubenbach ostwärts und auf das Gut Deffernik westwärts fortsetzt und dessen südliche Gehänge dem Nachbarlande zufallen; hierher gehören von diesem Gebirgszuge der Hohenstockriegel; er hängt mit dem Steindlberge auf der Herrschaft Stubenbach zusammen und westlich schließt sich an ihn der Lakan oder Lakaberg und an diesen der Fallbaum und der Stefanik, von welchen sich ein niederer Rücken nördlich quer durch das Tal bis zum Panzer und Brückel erstreckt und so diese beiden Hauptgebirgszüge miteinander verbindet. – Niedere Berge und Abhänge der genannten sind noch der verborgene Riegel am Lakaberge, der Hurkentaler Riegel am Hohenstockriegel, dann der Frauenwald, eine ziemlich isolierte Gruppe von niedern Bergen, welche sich im Tale zwischen dem Kiesleiten- und dem Steindlberge erheben; sie hängt mit dem Seerücken auf der Herrschaft Stubenbach zusammen, ist aber davon durch eine weite und niedrige Einsattlung getrennt; das Grubbergel, ein kleiner Anhang am Seerücken, der Sattelberg, welcher sich im Winkel, den der Kieslingsbach mit dem Widrabach bildet, erhebt, der felsige Schlösselwald, welcher das linke Ufer des Widrabaches bildet. – Das Stachauer Gericht wird nördlich von den Abhängen und Ausläufern des Jaworniks, westlich vom Stachauer- und Aschenberge, welcher mit dem Knappenberge auf der Herrschaft Bergreichenstein zusammenhängt, südlich von der hohen Waldfläche von Planier auf der Herrschaft Großzdikau, und östlich von den niedern Bergen bei Melhüttel eingeschlossen. – Diese gleichsam in sich abgeschlossene Gebirgslandschaft gewährt einen sehr großartigen Eindruck. Im südlichen Teile des Gebirges erhält man auf einigen Höhen nicht nur einen Überblick über die niedrigern Bergzüge, welche den Prachiner Kreis durchstreichen; das Auge schweift auch über die angrenzenden Kreise bis tief in die Mitte von Böhmen, von einigen bis an die südlichen, von andern bis an die nordwestlichen Grenzen des Landes, wo das Erzgebirge wie ein Nebelstreif mit dem Gewölke des Horizontes verschmilzt. Von mehren Punkten reicht der Blick weit über die Nachbarländer Bayern und Österreich und wird am südlichen Horizonte von den schneebedeckten Gipfeln der Alpen gefesselt, welche in unabsehbarer Ferne sichtbar werden und gleich einem Zauberbilde das Gemüt mit staunendem Entzücken erfüllen. Von den nördlichen Höhen dieses Gebirgsteiles gewähren die mehr durch ihre Größe und Ausdehnung anziehenden Massen des Böhmerwaldes ein großartiges Bild, dessen ernster Charakter durch die Schattenseite, welche, von hier aus betrachtet, sich dem Beschauer zuwendet, noch erhöht wird; sie bilden den Hintergrund einer großen Landschaft, welche, durch eine Menge größerer und kleinerer Wasserspiegel, durch zahlreiche, mit Flächen abwechselnde Berg- und Hügelzüge, die den Vordergrund und den mittleren Teil erfüllen, einen eigenen Reiz von Mannigfaltigkeit erhält. Die in früherer Zeit verrufenen, abschreckend finstern Wälder sind nun größtenteils gelichtet und haben zahlreichen Ansiedlungen Platz gemacht; da, wo sie noch die weitausgedehnten Bergrücken bedecken, bringen sie, von außen betrachtet, durch ihre Größe, in ihrem Innern durch den Anblick ihres Urzustandes, über welchen der Mensch noch nicht Meister werden konnte, einen eigentümlichen, keineswegs unangenehmen Eindruck hervor. Auf den höchsten Gipfeln und Gebirgsrücken hat der Urwald bis auf die unzugänglichsten Stellen meist sehr üppigen Beständen Platz gemacht, welcher der Kultur und regelmäßigen Benützung anheimgefallen sind. Im Waldboden, besonders in den moorigen Tälern, zeigen sich die Reste des Urwaldes in den Stöcken, Wurzeln und vermoderten Stämmen in mehren Schichten übereinanderliegend; so fand man bei der Urbarmachung einer solchen Strecke in Leonorenhain an der Moldau, welche durch einen sehr bedeutenden Kostenaufwand in eine Wiese von beiläufig 100 Joch Area umgeschaffen wurde, fünf Schichten von Wurzelstöcken erster Größe als Überreste natürlich abgestorbener Generationen des Waldwuchses, welcher wahrscheinlich seit dem Anbeginn der geschichtlichen Periode unserer Erde diese Regionen bedeckt hat. Der Baumwuchs auf den höchsten Höhen ist freilich nur kümmerlich im Vergleiche zu den tiefer liegenden Stellen. Der dort noch vorhandene Urwald gibt daher nur ein schwaches Bild von dem ehemaligen der niedern und der Talgegenden; doch sieht man Bäume jedes Alters auf halb oder ganz vermoderten, vom Sturme niedergestreckten, neben stehenden oder oben herab abgestorbenen und ganz mit Bartmoos behängten Stämmen, welche insbesondere, nebst der fast gänzlichen Unwegsamkeit und dem gänzlichen Mangel jeder Spur von menschlicher Einwirkung auf die Kultur oder das Lebensende der Pflanzen, den Hauptzug in der Physiognomie des Urwaldes bilden. In solchen Waldstrecken sterben noch alle Bäume durch Elementarereignisse oder eines natürlichen Todes durch Alter und damit wäre, mit wenigen Worten der Charakter des Urwaldes bezeichnet. Die noch vorhandenen Strecken des Urwaldes dürften sich noch geraume Zeit in diesem Zustande erhalten; denn es ist nicht zu erwarten, daß, obwohl der Verbrauch des Holzes gegen frühere Zeiten um das Mehrfache gesteigert worden, die Preise desselben so hoch steigen werden, daß der Abtrieb dieser Strecken die Kosten, welche der Transport des Holzes von diesen unwegsamen und zum Teil unzugänglichen Stellen verursacht, ersetzen werden. In der k. Waldhwozd beträgt der Flächeninhalt der Waldung immer noch den größern Teil des Ganzen. Sie bedeckt im Zusammenhange den südwestlichen Gebirgskamm an der Landesgrenze und verbreitet sich von da auch auf den nordöstlichen, auf den Panzer und Hochfiederet; sonst finden sich im größten Teile des Gebietes mehr vereinzelte, wiewohl ziemlich ansehnliche Strecken, die größten am Frauenwald und am Kiesleitenberge. Der vorherrschende Waldbaum ist die Fichte, nächstdem die Tanne; auch Buchenbestände zeigen sich hie und da. Zum Teil ist die Waldung hochstämmig, zum Teil finden sich auch junge Bestände; sie ist nicht in Reviere geteilt, da sie jeder Besitzer nach Bedarf benützt; doch ist in jedem Gerichte ein Waldaufseher angestellt. Die Verwertung geschieht bei einigen größern Besitzungen durch Glas- und Spiegelhüttenbetrieb, etwas wird verflößt, das meiste aber zu Hause verbraucht. Sonst findet sich auch viel Dominikalwaldung. – Die Felsarten dieses Hochgebirges sind Glimmerschiefer, Gneis, Granit. Ersterer herrscht im höchsten westlichen Teile, am Osser und seinen Vorbergen, an der Seewand, am Panzer und den Ausläufern dieses Rückens nach Norden, bis über die Grenzen des Klattauer Kreises, also in dem Kathariner, Hammer, Eisenstraßer und dem größten Teile des Seewiesner Gerichtes; er ist meistens höchst ausgezeichnet und bildet oft schroffe Klippen am Zelzerberge, Osser und dem Böhmischen See, welche merkenswert sind; hie und da enthält er kleine Kristalle von Granat eingeschlossen; doch sind diese mehr in den losen Blöcken, welche an den Gehängen zerstreut sind, als auf ursprünglicher Lagerstätte zu finden: am Panzer enthält er Kianit, in Quarzmassen eingebettet, und in Eisenstraß scheinen häufig Gänge von Quarz und Turmalin in ihm zu streichen. Der Glimmerschiefer geht in weiterer Verbreitung nach Osten und Norden mit allmählig abfallendem Niveau. unmerklich in Gneis über und eine Grenzlinie zwischen diesen beiden Felsgebilden ist nicht aufzufinden. Dieser herrscht dann weiter östlich am Kiesleitenberge und im größten Teile des Neustadler Gerichtes bis auf das Hochgebirge der Herrschaft Stubenbach. Granit ist in zwei ansehnlichen Gebirgsstrichen verbreitet, der nördliche bildet den Günthersfelsen, den Hochrücken, westlich bis über den Ahornberg und südlich über den Frauenwald, findet sich im Tale und an den Gehängen des südlichen Gebirgskammes an der Landesgrenze, als am Formberge (dem nördlichen Abhánge des Steindlberges) und westlich von Hurkental bis über den Stefanik; er ist größtenteils grobkörnig, geht am südlichen Kamme sehr häufig in Gneis über und wechselt auch wohl mit dieser Felsart. Die zweite Partie verbreitet sich von Chinitz und Tettau über Schlösselwald, Rehberg und den Sattelberg oder den östlichen Teil des Neustadler Gerichtes; er ist größtenteils grobkörnig und porphyrartig und bildet ansehnliche Felsmassen am linken Ufer des Widrabaches zwischen Schlösselwald und Rehberg. Er ist in beiden Distrikten seiner Verbreitung in zahllosen Felsblöcken zerstreut und enthält am Günthersfelsen Quarzgänge. Im Stachauer Gerichte ist Gneis die vorherrschende Felsart, doch findet sich auch hier ein Stock von Granit. Kalksteinlager finden sich im Kocheter und im Stachauer Gerichte und Quarzlager am Kiesleitenberge und an mehren Orten im Eisenstraßer und Hammer Gerichte.
An dieses Gebirgspanorama schließt sich gegen Norden eine zweite, vielleicht durch mehr Abwechslung interessantere Partie des Böhmerwaldes, welche ich gleich anfangs nach ihrem romantischen Eindrucke geschildert habe. Von nennenswerten Bergen schließt sich zunächst an die beschriebene Gebirgskette die Sauebene. Von da und weiter auf der Strecke der Unterbrechung durch Hügel- und Talgrund bis zu hohen Tscherchowgebirge zeigen sich nur einzelne oder gruppierte Bergkegel: der Silberberg, eine hohe runde Kuppe, weithin sichtbar im angrenzenden flachen Lande, der Fuchsberg, nördlicher der Holi bei Wirow, der Tschihadlo bei Melhut, der Bezni, der Hluboker Berg an der Südseite, die Hori (Berge) an der Nordseite von Hluboken; dann die Gruppe von höhern Bergen nördlich und östlich von Neugedein, als der Skarmann, der Riesenberg, der Stanetitzer Berg, welcher mit dem Niemtschitzer Bergrücken auf der Herrschaft Chudenitz zusammenhängt, der Slupnei, der Przikopj, der Kuhberg, der Dreifaltigkeitsberg, der Kozetitz, der Barak mit dem niedrigen Pfaffenberge; westlicher der Maxberg und der Chodenschlosser Berg. Der hohe Böhmerwald beginnt nach seiner Unterbrechung den Lauf nach Norden mit dem Großen und Kleinen Tscherchowberge, dem höchsten. Punkte des nördlichen Teiles des Waldgebirges, welcher sich 3300 W. Fuß über, die Nordsee erhebt. An diesen reiht sich nördlich der lange, hohe Rücken des Schauerberges; er ist durch den Paß von Klentsch vom vorigen getrennt und erstreckt sich in nördlicher Richtung auf eine Meile in die Länge. Ein. Ausläufer davon in westlicher Richtung heißt der Heinrichsberg. Im Westen vom nördlichen Ende des Schauerberges beginnt der gleichfalls ansehnlich hohe Rücken des Herrsteiner Gebirges mit seinem Südende, dem Kuhberg. Nebst diesen noch der Seeger Berg, Hochwald oder Steinfels genannt. – Auf diesem Terrain sind die Waldungen bedeutend gelichtet und außer einigen Dominikalwaldungen in Reviere geteilt. Sie enthalten größtenteils Fichten, Tannen, Kiefern, Birken und Erlen, auch einen großen Teil Buchen. – Der Wildstand besteht auf den k. Freigerichten in etwas Rehwild, mehr Hasen, etwas Auerwild, wenig Hirschen. Nördlich von den Freigerichten findet man Rehwild, Hasen, Rebhühner, Auer-, Birk- und Haselhühner. Die nördlichen hohen Gebirgswaldungen haben einen bedeutenden Stand von Hochwild.
An der nördlichen Grenze der Freigerichte beginnt die Gneisformation, welche sich bis in die Fläche des Angeltales herab erstreckt. Es kommen in derselben hie und da mächtig, Lager von Quarzfels vor. Bei Eichen und Auborska tritt Tonschiefer an die Stelle des Gneises, welcher auch dann weiter nördlich herrscht. Auf dem Gute Janowitz ist feinkörniger Granit die vorkommende Felsart, bei den vom Hauptkörper getrennten Ortschaften Aulikow und Sedlitz aber der Tonschiefer und Grauackenschiefer des Übergangsgebirges. – Die Felsarten der nördlicheren verschiedenen Gebirgszweige sind mannigfaltig. Im hohen westlichen Gebirge ist Gneis die herrschende Felsart; er geht öfters in Glimmerschiefer und Tonschiefer über, enthält auch Stöcke von Granit. Am Fuße des Tscherchowberges, in der Talebene bis gegen Chodenschloß, findet sich grobkörniger Granit, welcher aber an den Höhen und Bergen, die diese Niederung umgeben, nicht mehr vorkommt. In dem niedern Landstriche, vom Tscherchow südöstlich, herrscht ebenfalls Urschiefer, welcher bald gneisartig, bald glimmerschieferartig sich zeigt. Bei Neumark wird die Schieferformation durch Trappgesteine unterbrochen, welche sich im Zusammenhange bis Springenberg und Friedrichstal und von da über Steffelhof, Melhut, Tannaberg, Neudorf, Hluboken und die kugelförmigen Berge bei Wegrow und Putzeried verbreitet und auch den größten Teil der Berge bei Neugedein bildet, mit Ausnahme des Riesenberges, des Slupnei und des Stanetitzer Berges, an welchen Grau wackenschiefer als Felsart sich zeigt. Dieser geht bei seiner Verbreitung durch das flache Land bei Kauth, dann im niedern Gebirge bei Klitschau und Tilmitschau allmählig in Urschiefer über.
Unter den lebenden Gewässern eilen die Bäche des südlichen Terrains der Wattawa zu; nordwestlich davon vereinigen sich alle mit der Angel, die teils am Hochfiederet, teils aus vielen Quellen am Abhange des Spitzberges bei Storn, Frischwinkel und Fürstenhütte sich bildet. In die Angel ergießt sich der Seebach oder Rieselbach aus dem merkwürdigsten Gewässer des ganzen Böhmerwaldes, dem Eisenstraßer See (auch Bestritzer oder Böhmischer oder wohl bloß der See genannt), kommend. Dieser befindet sich an der Nordseite der Seewand, welche über seinen Wasserspiegel gegen 100 Kl. fast senkrecht emporsteigt und ihn auch zum Teile an der Ost- und Westseite mit Felsgehängen umfaßt. Sein Niveau übersteigt die Meeresfläche um 526.5 W. Kl. Sein Spiegel hat 64 Joch Flächeninhalt; die Tiefe scheint, nach dem Abfall der Seewand zu urteilen, sehr beträchtlich, ist aber nicht ausgeforscht. Die Sagen davon finden keinen Glauben mehr. Seine Riefel treibt Schwemmholz in die Angel.
Der ackerbare Grund auf dem Gebiet der k. Freigerichte ist fast überall mager, häufig schotterig, seicht und der Untergrund felsig; nur stellenweise findet sich lehmiger, tieferer Boden, im Neustadler Gerichte ist er vorherrschend sandig; fetter, schwerer Boden findet sich fast nirgends; es ist daher überall fleißige Bearbeitung und starke Düngung erforderlich; im ganzen ist er nur mittelmäßig fruchtbar; nur wenige, in den Tälern und an der Mittagsseite der Abhänge liegende Gründe gehören zu den besseren. Der größere Teil der landwirtschaftlichen Gründe besteht aus Wiesen und Hutweiden. Es werden von Getreidearten etwas Weizen, mehr Korn und Hafer, sonst aber besonders Flachs, Kraut und Erdäpfel erbaut. Obstbau wird fast bloß im Stachauer und im Hammerer Gerichte betrieben. Nördlicher ist der landwirtschaftliche Boden nach Verhältnis der Lage von sehr verschiedener Beschaffenheit, im ganzen aber ziemlich fruchtbar. Er liefert vorzüglich Korn und Hafer, auch Weizen und Gerste. Obstbäume sind in einzelnen Hausgärten, neuester Zeit auch Äpfel-, Birnen-, Zwetschken- und Kirschbäume in Alleen zu finden.
Das Klima ist in den Waldwozder Gerichten der hohen Lage wegen ziemlich rauh; auch liegen da nur wenig Feld- und Wiesengründe unter 440 W Kl. Meereshöhe, die meisten haben beiläufig 500 W Kl., einige Wiesen und Hutweiden liegen auch noch höher. Dieses Waldgebirge zieht häufig furchtbare Gewitter zusammen und sendet Hagelschlag auf das Flachland nieder. Durch Lichtung der Wälder wird sich das Klima nach und nach mildern. In den flacheren Gegenden gegen Norden ist das Klima bedeutend milder.
In kleinen Talstrecken, besonders die vor Nord- und Ostwinden geschützt sind, erreicht der Sommer einen hohen Grad von Hitze.
Der Winter dauert länger als in anderen Gegenden Böhmens. Der Frühling ist meistens sehr unfreundlich, Mai und Juni gewöhnlich kühl und die Fröste dauern oft fort bis in die zweite Hälfte des Mai. Eichen und Erlen werden oft erst Ende des gedachten Monats grün. Die Schneedecke auf dem Hochgebirge im Westen des Kreises absorbiert eine beträchtliche Menge von Wärme und bleibt gewöhnlich bis zum Anfange des Sommers liegen, daher die niedere Temperatur des Frühlings in der Nachbarschaft des Gebirges. Die größte Wärme übersteigt gewöhnlich nicht 22 bis 25 Grad Réaumur und ist nicht anhaltend. Der Monat September ist auch hier, wie überall in Böhmen, derjenige, in welchem die schöne Witterung sich am beständigsten zeigt. Überhaupt pflegt der Herbst lange zu dauern und die größte Winterkälte findet sich meistens erst im Jänner ein; sie erreicht gewöhnlich 14 bis 16 Grade und übersteigt selten 20 Grade Réaumur. Gewitterwolken, am Waldgebirge gebildet, entladen sich ge wöhnlich im Donaugebiete und ziehen dem Striche der hohen Gebirgsrücken entlang entweder südlich oder nördlich; den Klattauer Kreis treffen dann bloß Streif-regen. Bei Südwestwinde jedoch werden diese Wolkengebilde gegen das Innere von Böhmen getrieben und entladen sich dann hier zuerst, oft schon, wenn es im Innern von Böhmen noch heiter ist. Nordostwinde bringen gewöhnlich die Nebel, welche sich in den Wäldern des mittleren Böhmens gebildet haben und die sich dann hier zu Gewitterwolken mit vorübergehenden Regen gestalten, worauf meistens anhaltend schöne Witterung folgt.
Hinsichtlich der Flora scheint zwar im Vergleich mit andern Hochgebirgen der Böhmerwald keine große Mannigfaltigkeit zu besitzen, hat aber einige ausgezeichnete Gebirgspflanzen aufzuweisen. Am Teufelssee bei Eisenstein wächst Isoetes lacustris, eine sonst fast in ganz Deutschland nicht vorkommende Pflanze; Soldanella alpina findet sich in ansehnlicher Menge in verschiedenen Gegenden des Gebirges; Arnica montana kann als die die Flora des Böhmerwaldes charakterisierende Pflanze angesehen werden; sie findet sich im ganzen Gebirge verbreitet. Seltener erscheint Doronicum austriacum. Lindaker bemerkte mehre Arten von Aconitum, Phyteuma, Gentiana purpurea, Lichnis alpina u. a. Unter den Kryptogamen erscheint auch hier der wohlriechende Byssus lolithus ungemein häufig. Über die Flora des Böhmerwaldes im allgemeinen hat Herr U. J. Corda, Kustos am Vaterländischen Museum in Prag, ein genügend vollständiges Verzeichnis zusammengestellt.
Es ist dies eine Zusammenstellung der seltneren ausgewählten Pflanzen dieses Waldgebirges aus dem Verzeichnis aller, auch allgemein verbreiteten Pflanzengattungen, welche Herr M. Dr. Ign. Duschek, Professor der Naturwissenschaften am Fürstlich Schwarzenbergischen ökonomischen Institute zu Krumau, aufgezeichnet hat. Die Auswahl nennt folgende besondere Böhmerwaldflora: Antoxanthum odoratum. Phleum Böhmeri. Chilochloa Michelii (Smith). Phalaris arundinacea. Digitaria humifusa (Pers.). Agrostis alpina. Apera spica venti. Andropogon Ischaemum. Poa distans; serotina; nemoralis. Festuca rubra; nemoralis. Bromus racemosus; erectus. Arundo Phragmites. Triticum pinnatum (Mönch). Lolium temulentum. Carex Davalliana; Buxbaumii. Juncus effusus. Typha latifolia. Sparganium ramosum. Acorus Calamus. Triglochin palustre; hybridum. Alisma Plantago. Convallaria multiflora. Paris quadrifolia. Ornithogalum pyramidale; umbellatum. Hyacinthus comosus. Leucoium vernum. Galanthus nivalis. Gladiolus communis. Orchis globosa; ustulata; Morio. Epipactis ovata; microphylla. Betula nana. Mercurialis annua. Asarum europaeum. Daphne Mezereum. Soldanella montana. Pinguicula vulgaris. Orobanche maior. Lathraea squammaria. Linaria minor; genistefolia. Antirrhinum maius. Digitalis ambigua. Lycopus europaeus. Aiuga alpina. Teucrium Chamaedrys. Galeobdolon luteum. Mentha sylvestris. Nepeta nuda. Dracocephalum moldavicum. Prunella grandiflora. Atropa belladonna. Datura Metel. Pulmonaria officinalis. Cuscuta europaea. Gentiana acaulis? Menyanthes trifoliata. Vinca minor. Erica herbacea. Carlina acaulis. Achillea Ptarmica. Arnica montana. Tussilago nivea. Cineraria campestris. Conyza squarrosa. Eupatorium deltoideum. Valeriana officinalis; dioica; Phu. Astrantia maior. Sanicula europaea. Pimpinella magna. Bupleurum falcatum. Athamantha Libanotis. Thalictrum aquilegifolium; angustifolium. Aquilegia vulgaris. Aconitum Napellus. Actaea spicata. Adoxa moschatellina. Impatiens noli me tangere. Linum catharticum. Cardamine pratensis. Alyssum sexatile; calycinum. Helianthemum vulgare. Drosera rotundifolia. Parnassia palustris. Viola hirta. Cucubalus Behen. Saponaria officinalis. Silene viridiflora; nutans. Chrysosplenium alternifolium. Crataegus monogyna. Spiraea Aruncus. Geum urbanum; rivale. Comarum palustre. Alchemilla Aphanes. Sanguisorba officinalis. Anthyllis vulneraria. Astragalus glyciphyllos. Meum Mutellina. Chaerophyllum aureum. Peucedanum sylvestre. Cirsium affine (Tausch.). Cacalia alpina. Senecio alpinus. Doronicum austriacum. Molinia varia; altissima Cardamine trifolia, bei Hohenfurt. Droseria anglica und Tilaea muscosa, bei Wittingau.
– Als besondere Vorkommnisse des Stockauer und Bärnsteiner Gebirgsrückens wurden von Hrn. Abbe F. Hocke in Ronsperg folgende Pflanzen verzeichnet:
Diesen können, nach der Angabe des Herrn Corda, als in anderen Gegenden des Böhmerwaldes und des Budweiser Kreises vorkommend noch beigefügt werden: Polypodium ilvense. Lycopodium inundatum. Rhynchospora fusca. Eleocharis Baeothryon. Sparganium nutans; ramosum. Arundo Halleriana. Uvularia amplexifolia. Aconitum Halleri; multifidum. Orchis viridis. Gentiana purpurea; pannonica.