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Ich erscheine im gesellschaftlichen Zustand als solchem immer als ein verwirrtes, verdorbenes Mittelding zwischen meiner tierischen Schuldlosigkeit und meiner sittlichen Reinheit.
Ich will auf der einen Seite in demselben jeden tierischen Lebensgenuß, den ich in meine Hand zu bringen vermag, mir selbst mit aller Kraft sicher stellen.
Auf der andern Seite will ich freilich auch, daß die Einrichtungen und Verkommnisse dieses Zustandes auf Regeln und Grundsätzen ruhen sollen, die dem Edelsten, das ich zu erkennen vermag, nicht widersprechen.
Aber mein Zweck selber und meine tierische Natur, in welcher dieser Zweck mit der ganzen Kraft meiner stärksten Triebe belebt ist, setzt diesem Edelsten, Besten, das ich zu erkennen vermag, in diesem Zustande als solchem unabänderliche Grenzen, indem mein Wille edelmütig und rechtlich zu handeln in demselben immer dem tierischen Bedürfnis der Selbsterhaltung in meiner Lage als untergeordnet erscheint.
Ich bin daher als Bürger immer aller Wahrheit und allem Recht entgegen, insofern es mir auch nur möglich scheint, daß die Sicherheit der wesentlichsten Vorteile meiner gesellschaftlichen Stellung durch dieselbe in Gefahr gesetzt werden könnte.
Die Repräsentation der Masse, die gesellschaftliche Gewalt, handelt hierin völlig wie die Individuen der Masse.
Sie erscheint in jedem Fall, wo das Wesen ihrer gesellschaftlichen Stellung in Gefahr zu sein scheint, immer wie der Mensch fest entschlossen selbige mit jedem Mittel, das die Vorsehung m ihre Hand gelegt, gegen jedermänniglich zu beschützen und zu erhalten.
Sie ist als Gewalt, insofern sie nicht mehr ist, eben wie der Bürger, insofern er nicht mehr ist, unfähig, edelmütig und menschlich zu handeln, sobald sie glaubt, daß eine solche Handlungsweise mit den Vorrechten, in deren Besitz sie sich nun einmal befindet, nicht bestehen könne. Als gesellschaftlicher Mensch tue ich in allen Verhältnissen immer alles Anrecht, damit mir nicht Anrecht geschehen könne.
Die sanften Gefühle meines Wohlwollens, die mir im beruhigten tierischen Zustande so natürlich sind, verlieren sich augenblicklich in mir, wenn die Sicherheit des Fortgenusses sinnlicher Reize, die mir nun einmal zu Bedürfnissen geworden sind, in Gefahr zu sein scheint. Das ist vom Demokraten wahr wie vom Aristokraten, vom Könige wie vom Schneider, vom Schneider wie vom Gelehrten und vom Gelehrten wie vom Bauer.
Die gesellschaftliche Menschheit tanzet den Zwischentanz ihrer tierischen Roheit und ihrer sittlichen Veredlung allenthalben auf die nämliche Weise. Sie singt allenthalben ihr altes Lied: Mundus vult decipi, ergo decipistur.
Der König kennt keine Wahrheit gegen sein Kronrecht, der Schneider keine gegen sein Nadelrecht, der Patrizier keine gegen sein Geschlechtsrecht, der Pfaff keine gegen seine Kuttenrechte, mach' ihn so vernünftig, so schlau, so gewandt, so pfiffig als du immer willst, er wird vernünftig, schlau, gewandt und pfiffig werden, aber immer überwägend für seine Kutte und für sein Kuttenrecht.
Darum findet auch jeder Weise und jeder Narr, wo er immer hinkommt, es gehe daselbst wie da, wo er zu Haus ist.
Allenthalben erscheint der gesellschaftliche Mensch, insofern er nicht mehr ist, als dem Werk seiner Natur unterliegend und das Recht seines Geschlechts nicht anerkennend.