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Viertes Kapitel

Eindrücke der Seele sind dem Gesetz der Beharrung unterworfen, gleichviel wie stark sie waren und zu welcher Zeit sie geschahen. Sie sinken nur oft in unbekannte Tiefen, in denen kein Licht mehr leuchtet, um dann plötzlich wieder aufzutauchen. Darauf beruht die Grundlage aller geistigen Bildung. Oft gleichen sie jahrelang verwischten Inschriften, derer man nicht mehr achtet, um dann plötzlich in feurigen Lettern aufzuleuchten.

So ging es Johannes mit den Eindrücken »der Nacht«, wie er kurzweg im stillen die Erlebnisse seines nächtlichen Ausfluges benannte.

Von Gundlach entfernt, in ein kleines kreisstädtisches Seminar versetzt, unter Söhnen angesehener Familien, die hier für die Hochschule erzogen wurden, erschien ihm »Die Nacht« bald nur mehr wie ein interessantes Abenteuer, das er in der Monotonie seines bisherigen Lebens nicht einmal missen wollte.

Der Vorgang schien ihm jetzt völlig klar.

Der Mann, der ihn entführte, war ein Gauner, der ihn unter falscher Vorspiegelung einfach stehlen wollte. Das war ja schon oft vorgekommen. Die schreckliche Frau war seine Spießgenossin, die Kneipe am Flusse eine Diebeshöhle.

Sein Schlußvermögen war noch nicht genügend reif, dagegen seine Phantasie so ausschweifend, daß er sich rasch alles zusammenreimte, von seinem Wunsche geleitet. Ja, sie spielte ihm noch einen ganz besonderen Streich. Der »Prinz« Hannes tauchte in ihm wieder auf. Wenn hinter dem Hohne doch eine Wahrheit steckte, die Mutter Marianne ihm verhehlen wollte? Dann wäre sogar die Entführung erklärlich, das Trugspiel mit der angeblichen Mutter. Dann war er nicht mehr der arme Junge, um den ein solches Wagstück Torheit war, sondern der Sprößling eines Königshauses, aus dem sich allerhand herausschlagen ließ, wenn nicht gar in höherem Auftrag gehandelt wurde.

Eines wurde ihm in diesem Zwiespalt klar, daß er alles daran setzen müsse, etwas zu werden, der Ungunst des Schicksals sich entgegenstemmen, durch die Tat beweisen, wer er war; vor allem, dieser hochmütigen Mutter Marianne und dem weißen Mädchen, dem Klärchen, wie er es jetzt immer nannte. Er sollte sich nicht mehr zu schämen haben, wenn er ihr wieder begegnete! Es war aber mehr der Ehrgeiz, der ihn die Jahre durchhetzte, als ein gesunder Wissensdrang.

Er hatte von Gundlach seit sieben Jahren nichts mehr gehört. Auf einen Brief, den er einen Monat nach seiner Abreise an Mutter Marianne geschrieben, war eine kühle, förmliche Antwort gekommen, die ihn nicht zu weiterer Korrespondenz ermutigte.

Seine neuen Vorgesetzten kamen ihm in einer Weise entgegen, die lebhaft von der in Gundlach gepflegten abstach, trotz allem Guten und Lieben, was er dort erfahren.

Unvermögend, den Unterschied beider Anstalten abzuschätzen, fühlte er seine Ahnung von einer geheimnisvollen Abstammung dadurch nur bestärkt.

Die Idee befestigte sich immer mehr, wuchs mit ihm auf, erfüllte ihn zuletzt mit einer Selbstüberschätzung, einem Hochmut, der ihm jede Sympathie seiner Mitschüler raubte. So bezog er ohne Freunde, völlig auf sich gestellt, körperlich und geistig überreizt, nach Vollendung seiner Seminarstudien, die Hochschule.

Wohin sich wenden, um möglichst rasch Karriere zu machen, seinen brennenden Ehrgeiz zu befriedigen? Während er danach suchte, überraschte ihn das Leben, die bis jetzt ungenossene Freiheit.

Die alten Kräfte brachen los, maßlose Begierden, rücksichtsloser Betätigungsdrang, den er schon in Gundlach gezeigt, verbunden mit einer wilden Genußsucht. Die durch das Studium überreizten Nerven, der geschwächte Körper, hielten nicht Widerstand.

Die Auszahlung eines monatlichen Wechsels von seiten des Kabinetts, für seine früheren Verhältnisse eine überraschende Summe, machte ihn von neuem stutzig. Nie mehr als jetzt hatte der Glaube an eine hohe Abstammung für ihn Verführerisches, wenn er gleich daneben den schwarzen Abgrund einer anderen Auslegung sah, vor dem ihn jetzt schauderte. Höhe oder Abgrund, er hatte keine andere Wahl. Warum sollte er nicht die erste wählen, wenn schon beides ungewiß.

Der auffallend schöne Jüngling mit dem geistvollen Kopf und dem vornehmen Wesen fiel in der kleinen Universitätsstadt entschieden auf. Der Name Ohnesorg klang enttäuschend bürgerlich dafür, man hätte lieber den Sprößling einer hohen Aristokratenfamilie in ihm erblickt.

Sorgte Johannes selbst dafür oder spielte der Zufall? – die Geschichte von der seltsamen Verbindung des jungen Studenten mit dem Kabinett eines der ersten deutschen Fürstenhäuser blieb kein Geheimnis. Weitere Nachforschungen, welche die Klatschsucht und die Langeweile der kleinen Stadt nur förderten, gaben ein völlig erwünschtes Resultat.

Ohnesorg war von unbekannter Herkunft, in einer Waisenanstalt in Süddeutschland erzogen und auf »hohen Befehl«, wie es hieß, hierher geschickt, seine Studien zu vollenden.

Der verkappte Prinz war fertig, noch viel rascher wie damals in Gundlach. Ohnesorg klang ohnehin etwas unwahrscheinlich, symbolisch fast. Sei ohne Sorg', ich wach' über dich! definierte eine der geistreichsten Damen, und das Wort ging als ein »geflügeltes« in der ganzen Stadt herum.

Mädchenaugen richteten sich begehrlich auf ihn, selbst die immer spottbereiten Kollegen blickten trotz aller jugendlich demokratischen Gesinnung mit gewissem Respekt auf ihn.

Das erste Korps, in das sonst nur ein aristokratischer Name – oder der Nachweis eines großen Wechsels Einlaß gewährte, und das alle Stipendiaten selbstverständlich ausschloß, bewarb sich um seine Mitgliedschaft.

Er ließ sich nicht lange nötigen und wurde Fuchs der Normannia. Das war die erste offizielle Anerkennung, die erste Fleischwerdung seines Traumes.

Der Reiz seiner Persönlichkeit war so groß, verband sich mit so viel Geist und Talent, daß man alle die ungemäßigten Ausbrüche seines Temperamentes, die oft etwas überraschend Brutales an sich hatten, auf Kosten der überschäumenden Rasse setzte.

Johannes Ohnesorg war bald der gefährlichste Raufbold der Universität, der Schrecken aller Polizisten und Scharwächter, auf die er es besonders abgesehen hatte, aber auch der Liebling der Bürger, die dem vornehmen Jüngling gerne durch die Finger sahen, und der Stolz seines Korps, das ihm im dritten Semester die erste Charge verlieh, die vor ihm ein Graf Culm glorreich geführt.

Johannes trat in die Stellung mit dem Bewußtsein seiner vollen Berechtigung, und wer ihn sah, zweifelte keinen Augenblick an der seltsamen Sage, die von ihm ging und immer neue greifbare Gestalt gewann.

Die ehrwürdige Bertoldina zu H... feierte das 300jährige Jubiläum ihres Bestehens. Die ganze Stadt schwamm bereits seit Tagen im Festjubel. Ein Wald von Fahnen wehte über der Stadt, das Schmettern der Fanfaren und Musiken mischte sich ununterbrochen mit den barbarischen Chören der Musensöhne, dem Donner der alten Wallbüchsen und Kartaunen, dem unbestimmten Lärm des zur ungebundensten Freude aufgestachelten Volksschwarmes.

Es war ein Fest, das in Wahrheit nicht dem ehrwürdigen Alter, sondern der blühenden Jugend galt, nicht der großen Vergangenheit, sondern der hoffnungsvollen Zukunft.

Die Normannia war das präsidierende Korps, Johannes Ohnesorg als Senior die Seele des Ganzen, für diese Woche der Beherrscher der Stadt. Und sie stand ihm vortrefflich, das mußte man sagen, diese Rolle! Wenn er in voller Wichs, in weißen Buchsen und Kanonen, die blaugelbe Schärpe um die breite Brust, den Schläger an der Seite, das Cerevis auf dem Blondkopf durch die Stadt sprengte, seine Truppen zu mustern, da jauchzte ihm jedes Herz entgegen.

Das war die Jugend, die Kraft, die Schönheit, die Zukunft, – da war alles das verkörpert, dem das ganze Fest galt.

Hilft doch alles nichts, – da hat man's ja! Die Rasse schlägt immer durch, – der geborene Prinz!

Am liebsten hätte man ihm wirklich als solchem zugejubelt!

Ein Fackelzug der ganzen Studentenschaft der Bertoldina, dem sich die unzähligen auswärtigen Gäste anschlossen, stand heute abend, als würdiger Schluß der Feier, auf dem Programm.

Johannes war zum Manne gereift. Die Zucht des Korps, die ständige Waffenübung hatten seinen Körper gekräftigt, der gesellschaftliche Erfolg ihm eine Sicherheit des Auftretens verliehen, die ihm trefflich anstand.

Er stand eben vor dem Spiegel und rüstete sich zum Fackelzuge. Ein wohlgefälliges Lächeln umspielte seine frischen Lippen. Er war mit sich zufrieden. Der glänzende Erfolg seiner Festleitung erschien ihm in einer übertriebenen Bedeutung. Jetzt soll ihn Frau Marianne sehen! Ob sie dann noch behaupten würde, daß er seine Aufnahme nur einem glücklichen Zufalle zu danken hatte, daß seine Mutter – – –!

Der Unwille färbte ihm die Wangen, wenn er nur daran dachte! – – Und das schöne Klärchen! Das war immer noch eine teure Erinnerung, darüber kam er nicht hinaus. –

Und doch war es eine Gemeinheit, ihn in diese Anstalt zu stecken, in eine Anstalt für verwahrloste Kinder. Was da wohl für Intrigen gespielt haben mochten. – Hui! Wenn seine Korpsbrüder davon wüßten, – wie sie die Nase rümpfen würden! – Als ob er dafür könnte! Als ob er deshalb nicht der wäre, der er ist! Eigentlich doch ein großer Schwindel, das Ganze!

Prächtig stand er da, in dem blauen Samtflaus mit gelben Schnüren, den glänzenden Kanonen. Sollen nur kommen, alle die Herren Aristokraten! Wenn sie einen Spürsinn haben, müssen sie den Standesgenossen herauswittern.

Da ging die Türe auf, ein junger Mann in gleichem Wichs trat ein, Johannes' Korpsbruder, Graf Soran.

Er war zarter gebaut wie Johannes. Aus dem für einen Mann fast etwas zu fein geschnittenen Gesicht, den großen dunklen Augen sprach die unbewußte Schwermut, wie sie den Sprößlingen absterbender edler Geschlechter zu eigen.

Er blieb sichtlich erstaunt über den Anblick unter der Türe stehen. Donnerwetter! Siehst du aus! Da kann sich ja unsereins gar nicht sehen lassen daneben!

Johannes mußte lachen über die Bestätigung dessen, was er eben gedacht. Je nun, – glaubt Ihr Aristokraten denn, ihr seid aus besonderem Holze geschnitzt? Das ist eben eine Einbildung, verehrter Graf.

Johannes liebte es, anderen gegenüber den Demokraten zu spielen, sich über Geburt und Rang lächerlich zu machen.

Dabei bist du der lebendige Beweis für diese Theorie, bemerkte Soran. Johannes hatte es stets sorgfältig vermieden, über seine vermeintliche Herkunft zu sprechen.

Ja, du, Johannes! Tu nur nicht so – – ich sehe noch den Tag kommen. Oh, wer weiß, – dann hab die Güte und erinnere dich deines stets getreuen Soran. Hörst du?

Johannes lachte über den Scherz und freute sich doch diebisch darüber. Stehen die Pferde bereit? fragte er dann.

Zu dienen, Hoheit! scherzte Soran weiter. Johannes hielt sich über den eher beleidigenden Scherz nicht im geringsten auf, ja er nahm ihn mit einem gewissen hoheitsvollen Nicken hin; es gab Augenblicke, in denen er sich in die Vorstellung einer ähnlichen Wirklichkeit völlig hineinleben konnte. Dann los! Heute sollen die Spießbürger einmal etwas zu sehen bekommen!

Was ich dir noch sagen wollte, Johannes, bemerkte Soran. Der Polizeihauptmann machte mich darauf aufmerksam, – aus den Fabrikorten der Umgebung strömt alles herein, um den Fackelzug zu sehen, – du sollst möglichst schonend vorgehen, wenn es zu irgend einer Unordnung kommt, – sonst ist gleich der Teufel los. Kennst ja das Gesindel selber, zudringlich, frech, voller Haß gegen uns Bevorzugte.

Johannes war es diesmal ernst mit seiner Gegenrede, das Wort »Gesindel« ärgerte ihn. Du sprichst doch von Arbeitern?

Von wem denn sonst?

Arbeiter sind aber kein Gesindel, mein lieber Graf, sondern eben Arbeiter.

O, du unverbesserlicher Demokrat! Na also, dann sieh aber zu, daß du mit den Herren Arbeitern keinen Krakeel bekommst, spottete Soran. Jetzt aufs Roß! Da kommen dir gleich andere Gedanken.

Mit klirrenden Sporen verließen beide das Zimmer. Unten hielt der Diener des Grafen die Pferde.

Johannes nahm sich zu Pferde, den gezogenen Schläger in der Faust, wie ein junger Kriegsgott aus.

Das Pflaster hallte unter den Hufschlägen. Die dichtgedrängten Fußgänger blieben stehen, die Fenster füllten sich, Tücher wehten, Hochrufe ertönten, der Name Ohnesorg ging von Mund zu Munde.

Johannes aber genoß jetzt schon mit pochendem Herzen seinen Triumph.

Übrigens hatte Soran nicht unrecht mit seiner Meinung. Da und dort vernahm Johannes deutlich Zurufe bedenklicher Art, und wenn er hinblickte, sah er Gestalten, für die das Wort »Gesindel« wohl am Platze war. Doch das konnte sein Festglück nicht stören.

Auf dem Großen Platze war der Sammelpunkt. Alles schwarz von Menschen. Die Nacht war eingefallen, ringsum im weiten Kreise entzündeten sich die Fackeln und warfen ihr phantastisches Licht auf die schwarzen Gestalten, die flatternden Fahnen, die blitzenden Schläger.

Als Johannes mit seinem Begleiter in die Mitte des Platzes sprengte, von den Chargierten der verschiedenen Korps und Verbindungen erwartet, da erscholl plötzlich ein tausendstimmiger Jubel, Fackeln wurden geschwungen, die Fahnen wehten, purpurner Qualm ballte sich um die altertümlichen Giebel der Häuser, und der brausende Jubel wollte nicht enden.

Johannes grüßte gar ritterlich mit dem Schläger nach allen Seiten und entflammte, mit seinem Pferde kurbetierend, eine neue Beifallssalve.

Jetzt glich er wirklich einem siegreichen Helden, von seinem Volke jubelnd begrüßt.

Der Zug setzte sich unter den Klängen der Musik in Bewegung, zog sich wie eine brennende Schlange zwischen den engen Gassen der Stadt der alten Burg zu, deren romantische Formen hoch über der Stadt im Feuerbrodem erschienen, um dann, auf der anderen Seite herabsteigend, sich vor die ehrwürdige Bertoldina zu ergießen, vor deren Portale die Professorenschaft, den Rektor an der Spitze, die Studentschaft erwartete.

Die Fackelträger bildeten einen Kreis, in dessen Mitte jetzt die Senioren ritten, Johannes an der Spitze.

Er parierte sein Pferd und hob hoch den Normannenschläger. Musik intonierte das Gaudeamus. Tausend kräftige Jünglingskehlen fielen ein, brausend stieg der Sang mit dem Lohen der Fackeln zum Nachthimmel auf.

Jetzt kam das Interessanteste. Der Normannensenior hielt die Festrede. Alles drängte vor. Die Linie der Fackelträger bog sich bedenklich nach innen.

Johannes' Stimme klang fest und voll, eine edle Begeisterung sprach aus seinen Worten; dazu die hohe Jünglingsgestalt, vom Flammenglast umspielt, kein Wunder, wenn sich in die am Schlusse erbrausenden Hochrufe auf die Bertoldina immer die Rufe »Hoch Ohnesorg« mischten, bis zuletzt sein Name sich brausend fortwälzte mit dem Rauch um die Wette, welcher die ganze Stadt umhüllte.

Der Rektor der Universität wollte nur den allgemeinen Tumult abwarten, um zu erwidern, und trat eben auf die mit Lorbeeren geschmückte Estrade.

In diesem Augenblicke drängte ein Haufe Volk gegen die Fackelträger. Einige Schutzmänner versuchten die Leute zurückzudrängen. Lautes Gejohl erscholl, ein förmlicher Kampf entstand, die Masse erzwang den Durchbruch, da sprengte Johannes, erbittert durch die Störung, zu Hilfe, trieb mit dem Pferde die Dränger zurück, während er mit dem Schläger flache Hiebe austeilte. Flüche ertönten, Drohworte, die Johannes noch mehr erhitzten.

Plötzlich faßte ein Mann im groben Leinenkittel, eine schmierige Mütze auf dem Kopfe, nach dem Zügel seines Pferdes.

Johannes beugte sich herab, um die Hand des Angreifers zu lösen. Da schrie dieser laut auf: Oho, Prinz Hannes! So schnell kriegst du mich nicht los!

Johannes zuckte jäh zusammen bei diesem Rufe. Im Brodem der Fackeln sah er ein bekanntes Gesicht, feuerrotes Haar. Seiner selbst nicht bewußt, riß er das Pferd herum, um den Mann, der seine Hand wohl in den Zügeln verwickelt hatte, mit in den freien Kreis.

Die Mütze war ihm entfallen. »Der rote Mathes« von Gundlach stand vor ihm.

Das plumpe Gesicht mit der breiten Nase stand fest in Johannes' Gedächtnis. Die Jahre konnten an seiner Mißbildung nichts ändern.

Ja, schau nur, Prinz Hannes, – ich bin's schon! grölte der Mensch, seine Hand losmachend und sich drohend vor dem Reiter aufpflanzend.

Ein roter Schleier senkte sich vor Johannes' Augen, in seinen Ohren sauste und brauste es. In blinder Wut spornte er sein Pferd und hieb mit dem Schläger nach dem Dämon, der vor ihm stand. Er fiel brüllend zu Boden.

Seine Kameraden stürzten zu Hilfe, – wüstes Geschrei erhob sich. Das ganze Fest war gestört.

Mit blutigem Kopfe zog sich der Verwundete, von seinen lärmenden Genossen unterstützt, in die weichende Menschenmenge zurück.

»Armenhausprinz! – Lumpenprinz! – Prinz Hannes!« tönte es höhnisch heraus.

Johannes hatte jede Fassung verloren. Er stand allein und sah alle Blicke auf sich gerichtet.

Der Rektor begann mit lauter Stimme seine Rede, den peinlichen Zwischenfall ignorierend; doch auch er war sichtlich aus der Fassung gebracht, verwirrte sich und eilte zu einem abgerissenen Schlusse, der zur Hebung der Stimmung nicht beitrug.

Das Hoch auf ihn und die Professorenschaft klang nicht mehr so begeistert.

Die Fackeln wurden zusammengeworfen, in dem stickenden Qualm, der sich verbreitete, strömte alles wirr durcheinander.

Graf Soran ritt an die Seite Ohnesorgs. Eine dumme Geschichte! – Ich habe dich doch gewarnt! – Morgen spricht die ganze Stadt davon.

Sie spricht ja schon lange davon, erwiderte Johannes.

Aber in ganz anderer Weise. Sehr peinlich! Sehr peinlich! Auch für uns.

Das heißt so viel als: ihr schämt euch meiner, wenn der Mensch die Wahrheit gesprochen?

Der Graf schwieg verlegen.

Und er hat die Wahrheit gesprochen! erklärte Johannes in seinem aufschäumenden Unmut. Du kannst es ihnen allen sagen.

Mit diesen Worten ritt er davon, mitten durch den sich in die Straßen ergießenden Volkshaufen.

Jetzt jubelte ihm niemand mehr zu. Pechiger Qualm umhüllte alles, beschwerte den Atem, – dann und wann drang deutlich der Name »Prinz Hannes« an sein Ohr.

Erst auf seiner Bude kam er wieder zur vollen Besinnung. Was war denn eigentlich so Furchtbares geschehen? Daß der Mathes ihn erkannt? Bei seinem Spitznamen ihn gerufen? Seinen Kameraden genannt? Was änderte das an seiner Stellung? Konnte er deshalb nicht der sein, für den ihn die ganze Stadt hielt, er sich selbst? Oder war das alles im Gegenteil nur ein neuer Beweis für die Richtigkeit seiner Annahme? Daß man ihn schon als Knabe für etwas Geheimnisvolles hielt, eben für den Prinzen Johannes! Handelt es sich noch um die Armenanstalt, um die Kameradschaft mit diesem Strolche?

Da war doch er nicht schuld, sondern höchstens die, welche gewissenlos genug waren, ihn dorthin zu schicken.

Aber seine Korpsbrüder werden die Nase rümpfen, seine Gegner, die er sich bereits genügend erworben. Dann will er doch sehen, auf was es ankommt, auf den Mann oder auf solche Zufälligkeiten des Lebens.

Eine schmerzliche Ahnung beschlich ihn von großen Irrtümern, denen er unterlegen, von der Nichtigkeit seiner Träume, ja Von dem sehr fraglichen Werte der Verwirklichung derselben.

Was war er dann? Ein Ausgestoßener? Ein Verlassener? Gleichviel von wem verlassen, von welcher Mutter, welchem Vater. Ein in Unehre Geborener, auf den der schlechteste Bettler herabsehen konnte, der seiner Eltern Sohn war.

Aber jetzt wäre es Feigheit, zu weichen, jetzt gilt es eben, ihnen den Mann zu zeigen. Und wehe dem, der nur die Nase rümpft über den Mann, den wird er zeichnen für immer!

Jetzt glaubte er wieder an die Stimme des Blutes, die in seinem Innern sich mächtig erhob.

*

Nach dem Fackelzug war der Schlußkommers der ganzen Studentenschaft. Er hatte das Präsidium zu führen.

Der Saal war schon gefüllt, als er eintrat. Zu seinem freudigen Erstaunen kam ihm die gesamte Normannia sichtlich ostentativ entgegen. Nicht einer hielt sich abseits. Im Gegenteil, man drückte ihm die Hand, gab seiner Freude Ausdruck, daß er gekommen war.

Die Tränen kamen ihm in die Augen, es wäre ihm doch schwer gefallen, sich nicht mehr zu ihrer Gemeinschaft rechnen zu dürfen. Sie betrachteten ihn immer noch als den Ihren, trotz Armenhaus und trotz ehemaliger Kameradschaft mit dem roten Mathes. Das war doch ritterlich gehandelt.

Jetzt hob er wieder den Kopf und ließ seine Blicke geradezu herausfordernd umherschweifen. Er gewahrte augenblicklich nichts Verdächtiges, nahm den Präsidierstuhl ein und eröffnete den Kommers.

An der linken Ecke des großen Hufeisens saßen die Thüringer, die Erbfeinde der feudalen Normannen, mit denen Johannes schon manchen Strauß gehabt, – die faßte er jetzt besonders in das Auge. Wenn der Zwischenfall von der Universität eine für ihn ungünstige Auslegung fand, mußte es sich hier vor allem zeigen.

Am liebsten hätte er jetzt den Vorfall selbst in seiner Rede erwähnt, aber dazu war die Gelegenheit doch zu offiziell. Dagegen konnte er es sich nicht versagen, am Schlusse von der brüderlichen Vereinigung des Nordens und Südens zu sprechen, von den Söhnen aller Stände, arm und reich, die sich unter dem mütterlichen Schutze der Bertoldina zu gemeinsamem Streben vereinigt. Darin liegt das Große des Wortes »Universitas«, das sich nicht nur auf den das ganze Wissensgebiet umfassenden Lehrstoff beziehe, sondern auch auf die geistige Gemeinsamkeit aller ihrer Jünger, auf die große Republik junger Geister, die jeden mit offenen Armen aufnehme, wes Standes, Volkes und Art er auch sei, woher er auch komme.

»Gundlach!« rief da vom Thüringer Tische her eine Stimme.

Die wenigsten verstanden den Sinn des Wortes, aber die Veränderung in der Miene Ohnesorgs ließ keinen Zweifel, daß es ihm galt.

Er schwieg, seine Lippen entfärbten sich und wurden ganz schmal, ein flammender Blick richtete sich auf den Sprecher, nach dem sich alles kehrte. Es war ein Gast der Thüringer, der blau-weißen Mütze nach ein Süddeutscher, ein breitschulteriger, derb gewachsener Jüngling.

Allgemeine Spannung herrschte.

Auch von Gundlach; ganz richtig bemerkt! fuhr Johannes fort, während sein Blick, das Zittern seiner Hand die Ruhe seiner Worte Lügen strafte. Warum sollten die Armen, die vom Schicksal Vernachlässigten, deren sich große Herzen angenommen, ausgeschlossen sein? Im Gegenteil! Mit offenen Armen sollen wir sie aufnehmen als unsere Brüder im Geiste, an denen wir gut zu machen haben, was die Gesellschaft an ihnen verbrochen, und nur gegen den – seine Stimme schwoll stürmisch an und seine Blicke schossen Blitze – soll sich unsere ganze Verachtung wenden, der solch erbärmlichen Verrat begeht an unserer Republik des Geistes. Ihn sollen wir ausschließen wie einen Verräter, wie einen Unreinen, der nicht wert ist, ihre heiligen Hallen zu betreten.

Heftige Bewegung entstand. Das klang nicht mehr studentisch, das war die Rede eines Parteiführers, andererseits zündete die Idee, die Glut, mit der sie vorgetragen wurde.

Das Verblüffendste war aber daran, daß der Senior der feudalen Normannen das alles sprach, und daß diese mit einstimmigem Jubel um ihren Führer sich scharten.

Übrigens, meine Herren, fuhr Johannes fort, vor dem jetzt wieder die rote Wolke des Hasses und Grimmes aufstieg, die ihm schon oft Unheil gebracht, sehen Sie einem solchen Verräter einer großen Sache nur in das Angesicht, – er wies mit einer jähen Bewegung auf den Fremden mit der weißen Mütze –, das Kainszeichen der niedrigen Gesinnung steht ihm auf der Stirne.

Allgemeiner Tumult entstand. Das war unerhörte Verletzung des Komments. Die Thüringer sprangen einmütig auf, der Fremde in der weißen Mütze machte eine förmliche Angriffsbewegung, während die Normannen sich um Johannes scharten, ihn zu beschwichtigen trachteten. Parteien bildeten sich, jede Ordnung war gewichen. Der Fall war noch nicht vorgesehen.

Der Fremde setzte sich mit einer Bärenstimme durch. Vierschrötig trat er dicht bis zum Normannentisch. Das Kainszeichen, von dem Johannes sprach, stand ihm entschieden nicht auf der gewöhnlichen Stirne, eher eine derbe Ehrlichkeit. Man hatte das Gefühl, als ob die Worte des Normannensenior besser in seinen Mund gepaßt hätten.

Hören Sie, Herr Ohnesorg, begann er, die Fäuste schüttelnd. Ich bin selbst armer Leute Kind und werde mein eigenes Nest nicht beschmutzen, aber die hasse ich, die es verleugnen, daß sie es sind, und dabei den Normannensenior spielen und halbe Königssöhne.

Totenstille herrschte. Johannes sah erschreckend aus.

Und das tun Sie, Herr Ohnesorg!

Da blitzte schon der Schläger in Johannes' Hand, – gerade noch zur rechten Zeit fielen ihm die Freunde in die Hände. Eine Tollwut hatte ihn ergriffen, der nervöse Krampf der Stubensand, dann glitt er völlig erschöpft auf den Stuhl.

Der Kommers löste sich in wildem Meinungsaustausch auf. Mit Mühe gelang es, das Äußerste zu vermeiden.

Die Gemäßigten hielten es für den absonderliche Fall angezeigt, das strenge Verbot der Forderung, zu solcher Stunde, aufzuheben, nur um Schlimmeres zu verhüten.

Die Thüringer erklärten den Normannen endlosen Krieg, während der Meinungsaustausch der Unbeteiligten ähnliche Folgen hatte.

Johannes nahm die unzähligen ihm überbrachten Herausforderungen mit stummem Kopfnicken entgegen. Das war nicht mehr jugendlicher Kampfmut, der sich in seinem fahlen Gesichte spiegelte, männlicher Zorn, – das war wilde Rachsucht, Blutgier! Das war die schmale, zitternde Hand des Vaters, mit der er sich über die schweißfeuchte Stirne fuhr.

Die fröhliche Festwoche endete mit allgemeinem Mißklang.

Was auf Johannes so vernichtend wirkte, war die Wahrheit, welche die Worte seines Gegners enthielten, während der Inhalt der seinen leere Phrase war.

Er hatte wirklich ein falsches Spiel getrieben, und wenn er auch nicht direkt gelogen, so hatte er sich doch in der ihm aufgedrungenen Rolle wohlgefallen, sie mit Geschick gespielt, – die Rolle des »halben Königssohnes«.

Er verachtete sie längst, sah längst ein, daß damit auch im Falle der Wirklichkeit wenig Ehre zu holen war, und hatte doch nicht den Mut, sie von sich zu weisen, den falschen Glanz der dunklen Wirklichkeit vorziehend. Nur eins hielt ihn noch aufrecht: die Rache, die Aussicht auf Kampf, auf Vernichtung des Gegners, dem er eine scharfe Forderung geschickt. Ja, in seinem Innern regte sich die Hoffnung auf ritterlichen Tod als den Löser aller Fragen.

*

Johannes erwachte erst drei Tage nach dem verhängnisvollen Kommers wieder völlig zum klaren Bewußtsein, in so tolle Ausschweifung hatte er sich gestürzt, um sich zu betäuben.

Es war der Tag der großen Schlacht zwischen Normannen und Thüringern.

Die Pistolenforderung, welche Ohnesorg seinem Beleidiger übersandt, war vom Ehrengerichte in einen Ausgleich mit dem Säbel ohne Binde und Bandage umgewandelt worden.

Johannes freute sich darüber. Das war ein viel ritterlicheres Tun, und vor allem – er schreckte sich selbst vor diesem wilden Begehren, das ihn ganz erfaßt –: er wollte Blut sehen.

Das Gerücht von den Ereignissen auf dem Kommerse hatte sich in der ganzen Stadt verbreitet, Parteien für und gegen die Normannen hatten sich gebildet. Man erwartete irgend eine besondere Entwickelung, irgend eine überraschende Aufklärung.

Johannes erwartete seinen Korpsbruder Graf Soran, der ihn abzuholen versprach. Um zehn Uhr sollte die Säbelmensur zwischen ihm und dem Markomannen, welcher die Waffen der Thüringer belegt hatte, stattfinden.

Jetzt ärgerte er sich, daß er sich so schlecht vorbereitet. Der Kopf, alle Glieder schmerzten ihn. Er erfreute sich zwar des besten Rufes als Fechter; der Gegner jedoch verfügte, wie er selbst gesehen, über ihm überlegene Körperkraft.

Eine schwermütige Stimmung überkam ihn. Die Einsicht von der Unhaltbarkeit seiner Existenz.

Mit welchen kühnen Plänen hatte er das Seminar verlassen, und was hatte er bisher geleistet? – Er, der nur von fremden Gnaden lebte, deren Spender er nie gekannt, deren Veranlassung für ihn stets im Dunkel lag.

Aber das war alles so unklar, so geheimnisvoll! Nie empfand er das so wie jetzt; vielleicht vor dem Ende seiner dunklen Lebensbahn.

Wie lauteten die Worte auf dem Sockel in Goldschrift, – von der Finsternis? –

Johannes mühte sich vergebens, den Spruch zu finden. Da klopfte es. Soran jedenfalls. – Er sammelte sich rasch. Herein!

Es war aber nicht Soran, sondern der Universitätsbote mit einem Schreiben vom Herrn Rektor.

Johannes öffnete es, nichts Gutes ahnend.

Es war eine Vorladung für zehn Uhr. Das war sonderbar! Sollte dem Rektor die Mensur verraten worden sein? Er war in dieser Beziehung von großer Toleranz, selbst alter Korpsstudent, nie fand eine Einmischung von seiten der Universität statt, höchstens von der der Polizei.

Ein Ausweichen war unmöglich. Die Mensur mußte verschoben werden.

Da kam schon Graf Soran in höchster Eile, er habe sich unlieb verspätet.

Johannes reichte ihm schweigend den Brief. Soran las ihn, stutzte, schüttelte den Kopf.

Da haben's wir ja wieder! Ich sag' es ja, es ist doch so. Die Mensur soll verhindert werden. Das gibt es aber nicht bei unserem Rektor, er denkt nicht daran.

Es scheint aber doch, bemerkte Johannes erwartungsvoll.

Es scheint durchaus nicht. Deine Mensur soll verhindert werden, die Mensur des Johannes Ohnesorg, der unter besonderer Obhut des Rektors steht, die Mensur des Prinzen Hannes soll verhindert werden.

Johannes stieg das Blut in das Gesicht. Er wußte, daß Soran für ihn durch dick und dünn ging, daß der Glaube an seine geheimnisvolle Abkunft bei ihm zur fixen Idee geworden war, trotzdem fühlte er sich in diesem Augenblick heftig erschüttert durch diese Deutung. Es war dieselbe, die eben beim Lesen des Schreibens in ihm aufgetaucht. Diese Kongruenz erhöhte nur die Wirkung.

Du bist sehr kühn in deinen Schlüssen, erwiderte er.

Und du wirst sehen, daß ich recht habe, und dann bin ich rücksichtslos genug, alles zu verraten. Du sollst nicht länger im fraglichen Lichte eines Usurpators stehen, dafür werde ich sorgen; wenn ich auch nach oben anstoßen sollte. Was kümmert sich ein Soran darum! – Aber jetzt hilft alles nichts, du mußt zum Rektor! Ich werde dein Ausbleiben entschuldigen. Was dann weiter geschieht, ob die Mensur noch möglich, werden wir ja sehen. Wir erwarten dich jedenfalls in Bornemanns Halle. Johannes, jetzt muß es endlich klar werden um dich, – und wie es auch kommen mag, ich halte treu zu dir. Er reichte Johannes die Hand. Ein ehrlicher Schwur sprach aus seinen Augen.

Johannes schlug ein, von einem bangen Gefühl gepackt. Wirklich, Soran, wie es auch kommen mag?

Wie es auch kommen mag, Johannes! Soran ging. Johannes zog sich in Schwarz um und machte sich auf den Weg zum Rektor. Er war fest entschlossen, sich Klarheit zu verschaffen, und wenn es einen Bruch mit seinem königlichen Beschützer kosten sollte. Er machte sich seit einigen Tagen ohnehin seine Gedanken über das Gnadenbrot, das er aß.

Als er das Universitätsgebäude betrat, erfaßte ihn eigenes Bangen. Er stand nun vor der Lösung seines Lebensrätsels.

Geheimrat Doktor Magnus, ein kleiner Mann, glatt rasiert, mit schwachem, schon ergrautem Backenbärtchen, einem prüfenden Blick hinter der Brille, empfing ihn kühl, gemessen, nicht einmal einen Platz bot er ihm.

Herr Ohnesorg, begann er in kurzem Tone, ich habe mit Ihnen eine mir sehr peinliche Angelegenheit zu besprechen. Ganz abgesehen von dem Vorfall auf dem Universitätsplatze, bei Gelegenheit des Fackelzuges, den Sie wohl durch Ihr unbesonnenes Vorgehen veranlaßt –

Das habe ich nicht getan, wandte Johannes ein.

Bitte. Der Rektor winkte energisch ab.

Ganz abgesehen davon, sage ich, gehen seit geraumer Zeit die seltsamsten Gerüchte über Sie in der Stadt, Gerüchte, denen Sie durch Ihr ganzes Auftreten immer neue Nahrung geben. Diese Gerüchte knüpfen sich an das Stipendium, das Sie genießen.

Des Rektors Stimme klang immer erregter, immer spitzer. Sie kennen die Gerüchte?

Ich glaube wenigstens, sie zu kennen, entgegnete Johannes.

Und glauben wohl selbst daran?

Johannes zögerte mit der Antwort. Das glich ja einem höchst verdächtigen Ausforschen, das ihn nur von neuem in seinem Glauben bestärkte. So wich er aus. Jedenfalls habe ich meines Wissens von diesem Glauben nie öffentlich Gebrauch gemacht, gegen niemand, das kann ich behaupten, Herr Rektor.

Dann behaupten Sie eben etwas Unrichtiges, brach jetzt der Geheimrat los. Wenn ein Mann, der ein Stipendium genießt, anstatt tüchtig zu arbeiten, wie ihm allein und vor allen anderen zukommt, den großen Herrn spielt, Normannensenior wird, sich wie ein reicher Kavalier gebärdet, so will er eben etwas anderes scheinen, als er ist – und das wollen Sie! Doktor Magnus streckte die Hand anklagend gegen ihn aus. Können Sie leugnen, daß Sie das wollen?

Johannes bestärkte die Art und Weise des Geheimrates immer mehr in seiner Idee, die seit einigen Tagen stark ins Wanken geraten war. Der Mann vor ihm hatte einfach den Auftrag, herauszubekommen, wie weit dieser Ohnesorg von der Wahrheit unterrichtet war. Jetzt wollte er den Stiel umdrehen, der Fall reizte ihn jetzt selbst.

Wissen Sie auch bestimmt, Herr Geheimrat, daß ich es nur scheinen will?

Die Wirkung der Frage war eine plötzliche. Der Geheimrat rückte nervös seine Brille auf die Stirne und trat dicht vor Johannes. Ist das wirklich Ihr voller Ernst? Sie glauben wirklich? Sie glauben, daß die königliche Wohltat etwas anderes ist, – ich will den Wahnsinn nicht einmal aussprechen, – etwas anderes als eine Wohltat?

Johannes ließ sich nicht irremachen, gerade diese schroffe Abweisung war in seinen Augen verdächtig. Die Möglichkeit war ja doch nicht zu bestreiten. So gebärdet sich nur die Angst und die rücksichtslose Gewalt. Er lächelt nur skeptisch.

Bei Gott, Sie glauben es wirklich? Dann allerdings, – dann – Der Geheimrat änderte plötzlich seinen Ton. Dann wäre eigentlich mehr das Mitleid am Platze. Er trat an den Schreibtisch und nahm ein Schreiben. Sie kennen Gundlach? fragte er über die Brille hinweg.

Johannes rieselte es kalt über den Rücken. Jetzt nahte es, das Gefürchtete, zugleich aber regte sich der alte Trotz in ihm. Alle waren sie im Bunde gegen ihn.

Ja, erwiderte er fest.

Sie kennen Frau Doktor Marianne Cassan?

Ja.

Also bitte.

Er las: Auf Ihre Anfrage teile ich Ihnen, mit der dringenden Bitte, nicht weiter Gebrauch davon zu machen, als es Ihre Amtspflicht verlangt, folgendes mit: Johannes Ohnesorg ist im März des Jahres 18.. auf ausdrücklichen Wunsch meines Gatten, dessen trauriges Ende Ihnen nicht unbekannt sein wird, als erster Zögling in die von ihm begründete Kolonie für arme, vernachlässigte Kinder »Gundlach« aufgenommen worden. Se. Majestät der König hatte, bewegt von der hochherzigen Stiftung, die Gnade, dem ersten Zögling der Anstalt ein Stipendium für seine weitere Ausbildung zuzuwenden. Dieser erste Zögling war Johannes Ohnesorg. Dieser ist der Sohn armer Eltern, unter den ungünstigsten Verhältnissen aufgewachsen, welche die Aufnahme in die Anstalt vollständig gerechtfertigt erscheinen ließen. Er hat sich zur allgemeinen Zufriedenheit geführt und verließ Ostern 18.. die Anstalt, um dem Seminar zu R... zur weiteren Ausbildung übergeben zu werden.

Weitere Aufschlüsse über die Herkunft des jungen Mannes zu geben, sehe ich mich im Interesse der Anstalt, vor allem aber nach strenger Verfügung des edlen Gründers außerstande. Wenn ich Sie noch um etwas bitten dürfte, so wäre es: sagen Sie dem jungen Manne, er möge nie des Doktors Cassan vergessen, seines einzigen und alleinigen Wohltäters und wahren Vaters, dessen an ihm bewiesene »Größe« er nie erfahren wird. Nur das edelste Streben, das höchste Ziel kann die ungeheure Pflicht der Dankbarkeit lösen, die er unbewußt auf sich geladen.«

Der Geheimrat hielt inne.

Johannes' trotziges Wesen war verschwunden. Aus diesen Worten sprach eine unerbittliche Wahrheit. Das Gebäude seiner kindlichen Träume war bis auf den Grund eingestürzt und auf seinen Trümmern erhoben sich düstere Schemen, die ihn ängstigten.

Haben Sie einen Grund, diesen Worten zu mißtrauen? fragte der Geheimrat, dem die Wirkung auf Johannes alles sagte. Es ist die Gattin Ihres einzigen Wohltäters, Ihres wahren Vaters, die sie schreibt.

Nein, erklärte Johannes, sich mit der Hand die Stirne wischend. Der Sturz war doch zu tief.

Dann bin ich von Ihnen überzeugt, daß Sie wissen, was Ihnen allein zukommt.

Das Vertrauen, das aus diesen Worten sprach, während er nur Drohungen erwartete, entwaffneten Johannes völlig.

Ich gebe Ihnen mein Wort, Herr Geheimrat, ich weiß es! erklärte er zerknirscht. Heute noch –

Nicht heute noch, fiel der Geheimrat ihm rasch in die Rede. Das verlange ich nicht. Zu plötzliches Abreißen aller Wurzeln taugt nichts, wenn es auch nur Adventivwurzeln sind. Ich bitte Sie sogar, alles Aufsehen zu vermeiden, noch sind Sie ja Normanne, – Sie sollen in Ehren scheiden. Der Geheimrat nickte mit dem Kopfe und ging. Unter der Türe zum Nebenraume blieb er noch einmal stehen und wandte sich. Was ich Ihnen doch noch ans Herz legen möchte, Herr Ohnesorg, vergessen Sie auch wirklich den Namen »Cassan« nicht. Er war ein ausgezeichneter Gelehrter, Sie können stolz sein auf diesen »Vater«. Sie haben doch seine Werke schon gelesen? Nicht? – Als sein Sohn? – Dann kann ich Ihnen besonders eines empfehlen. Versäumen Sie nicht, es zu lesen, – »Die Finsternis und ihr Eigentum«.

Der Geheimrat ließ einen langen Blick auf Johannes ruhen, der bei der Nennung des Titels sichtlich zusammenzuckte.

So stand auf der Tafel! Er sah ordentlich die Buchstaben leuchten.

Der Geheimrat war verschwunden. Johannes wankte wie betrunken aus dem Zimmer.

Es schlug elf Uhr. Was jetzt? Er rang nach Luft. Der Rektor hatte es ihm ja gesagt: Noch sind Sie Normanne. Sie sollen in Ehren scheiden. Er wußte wohl von der Mensur und gönnte ihm noch eine tüchtige Lektion.

Ein dumpfer Groll stieg in ihm auf gegen das Schicksal, gegen sich selbst, gegen diese törichte Welt, die sich von ihm an der Nase hat herumführen lassen, die ihn verachten wird, wenn sie die Wahrheit erfährt.

Wenigstens Feigheit sollen sie ihm nicht vorwerfen, und dieser dickköpfige Markomanne soll ihm noch vor die Klinge, das soll der Schluß sein.

Er ging Bornemanns Halle zu, die außerhalb der Stadt im Kiefernwalde lag. Aber er war nicht mehr der Johannes von gestern, die Füße versagten ihm den Dienst. Keine Spur mehr von dem frischen Jugendmut, wie er sonst zur Mensur ging, von dem Kraftgefühl, das ihn durchströmte; eher regte sich etwas wie Furcht, schlimme Ahnung. Als ob ihm die Wahrheit alle Stärke geraubt hätte.

Als er die glasbedeckte Halle betrat, focht bereits ein Normanne mit einem Thüringer. Die Schläger pfiffen, der Boden war schon blutbespritzt, eine starke »Korona« umringte die Mensur.

Graf Soran hatte sich nicht enthalten können, Andeutungen zu machen, welche die Gegenpartei sichtlich beunruhigten. Der starke Markomanne wurde von seinen Freunden sichtlich arg in die Enge getrieben und verteidigte sich mit zornglühendem Kopfe.

Niemand erwartete Johannes. – So rief sein Eintritt eine allgemeine Bewegung hervor. Soran war der Überraschteste. Er kam sofort auf Johannes zu, stutzte, als er ihn ansah. Ist es überstanden? flüsterte er ihm zu. Weißt du alles?

Alles! Johannes lächelte schmerzlich.

Soran ließ sich noch nicht irremachen. Armer Junge! Ich kann mir's wohl denken, wie sie dir mitspielen, – Gemeinheit! – Aber jetzt Kopf oben! – Dem Markomannen schreib es wenigstens auf seine feiste Backe, wer du bist. – Ich sekundiere!

Die begonnene Mensur wurde fortgesetzt. Johannes zog sich für seine Partie um, da er sah, daß sich sein Gegner bereits rüstete. Soran war ihm behilflich. Johannes wollte den Freund nicht in seinem Irrtum lassen, und doch fiel ihm gerade diesem gegenüber die Aufklärung am schwersten. Das sollte die erste Überwindung sein.

Ich bin nicht der, für den du mich hältst, begann er leise.

Das bis du immer, Johannes! erklärte Soran. Für mich schon, und wenn du noch weiß Gott woher stammst.

Johannes machte diese Großmut das Geständnis noch schwerer, und doch mußte es sein, er mußte es herunter haben von der Brust, ehe er die Waffe in die Hand nahm.

Das stamme ich auch, von weiß Gott woher – armer Leute Kind – ein richtiger Proletarier!

Schwatz doch nicht so! – Du! – Laß dir doch keinen Bären aufbinden! erwiderte Soran ärgerlich.

Es gibt keinen Zweifel mehr für mich. Soran war sichtlich bemüht, seine Überraschung zu verbergen.

So laß doch wenigstens jetzt die dumme Geschichte! Dazu ist jetzt keine Zeit! – Der Markomanne ist nicht zu verachten!

Du sekundierst mir also doch, Soran? fragte Johannes. Ich bin kein Betrüger in deinen Augen? – Es wird Leute geben, die mich dafür halten werden, wenn sie die Wahrheit erfahren werden.

Du, ein Betrüger? Hast du denn je davon gesprochen? Durch das ganze Leben sekundier' ich dir – gegen den Teufel, wenn es sein muß!

Ich danke dir, Soran, ich werd's dir nie vergessen. Du gibst mir den Mut zurück. Johannes drückte die Hand des Freundes.

Der Sekundant des Gegners fragte an, ob Herr Ohnesorg bereit zur Mensur.

Wir sind fertig! erklärte Soran. Nimm dich zusammen, Johannes, – der Sieger hat immer recht! flüsterte er diesem zu.

Johannes betrat die Mensur. Sein Gegner stand bereits. Er erschien noch stämmiger und war sichtlich in der besten Verfassung. Johannes fühlte sich bleich werden, und die Zähne schlugen ihm im Frost aufeinander, das war die Furcht, die er bisher nicht gekannt.

Das Kommando fiel. Der Markomanne legte sich aus, ein siegesbewußtes Lächeln auf seinen Lippen.

Bei diesem Anblick fühlte Johannes das fliehende Blut zurückkehren, – zu viel. – Der rote Schleier legte sich vor seine Augen, ein wilder Haß stieg in ihm auf gegen diesen Mann vor ihm. Stürmisch führte er den ersten Hieb. Zu stürmisch. Sein Gegner unterlief die Klinge und schlug ihm flach durch das Gesicht.

Es war weniger der Schmerz, der Johannes aufächzen ließ, als der Grimm. – Jetzt fühlte er die alten Kräfte, – Hieb kreuzte Hieb. – Die urwüchsige Kraft des Markomannen stand der Gewandtheit Ohnesorgs gegenüber, – und Soran brachte den Kopf nicht von seiner Seite; er flüsterte ihm seine Ratschläge zu.

Doch Johannes hörte nicht mehr darauf. – Er hatte seinen Gegner am rechten Oberarm getroffen, – Blut floß, – darüber vergaß er jede Vorsicht. – Eine treffliche Parade mit nachfolgendem tiefen Hieb rief allgemeinen Beifall hervor.

Gib Obacht! flüsterte Soran, jetzt kommt eine Rückenterz!

Johannes hörte nicht mehr, er sah nur den sicheren Sieg und fiel jäh aus. – Der Gegner beugte sich zurück, dann fuhr ein leuchtender Blitz vor Johannes' Augen vorbei, ein dumpfer Schlag auf die Stirne, ein heißer Strom schoß ihm über das Gesicht.

Die Sekundanten fielen ein, doch Johannes sah nicht mehr, hörte nicht mehr auf das Kommando. – Ein roter Schleier umfloß ihn. – Der Wahnsinn erfaßte ihn, die Tollwut eines Tieres. – Er durchbrach die Klingen der Sekundanten, stürmte haltlos vor, auf den überraschten Gegner, und schon taumelte dieser, von einem völlig unparierten Hieb mitten auf die Stirne getroffen, blutüberströmt zu Boden.

Johannes stand vor ihm, aschfahl, starren Blickes. – – Ringsum das Schweigen des Entsetzens. – Ein Zittern befiel ihn, – er sank selbst in die Knie.

Und nun brach der Aufruhr los über die unerhörte Tat. Soran mußte sich vor Johannes werfen, um ihn gegen die empörte Korona zu schützen. – Seine Farben waren mit unauslöschlicher Schmach bedeckt.

Um den Markomannen mühte sich mit bedenklicher Miene der Arzt.

Soran wich nicht von Johannes. Vom Blutverlust geschwächt, zum Bewußtsein seiner schmählichen Tat gekommen, wankte er am Arme des Freundes in das Nebenzimmer, in dem der Arzt der Normannen seiner wartete.

Mit geschlossenen Augen, das blonde Haar vom Blut verklebt, aschfahl lag er in dem Sessel. – Jetzt weißt du, wer ich bin! lispelte er zu Soran, der seine Hand hielt. Diese rote Wolke! – Sie kommt immer wieder! – Wenn sie nur nichts Schlimmeres waren, als arme Leute – – Die Finsternis – – – Sein Haupt sank auf die Brust herab. Soran! Er drückte mit seltsamer Kraft die Hand des Freundes. – Die Finsternis! – – Dann schwand sein Gedächtnis.

*

Auf der Bude Ohnesorgs saß Graf Soran beim Scheine der Studierlampe. – Er hatte die Wache bei dem Verwundeten übernommen, obwohl die Normannen bereits den andern Tag Johannes cum infamia aus dem Verband des Korps gestoßen.

Er hatte es ihm geschworen, ihm treu zu bleiben, da konnte auch das Schlimmste nichts daran ändern. Außerdem konnte er sich die Liebe zu dem Freunde nicht aus dem Herzen reißen. Hier war ein tiefes Leid, hier lauerte ein furchtbares Schicksal im verborgenen, – – – er hätte es für eine Feigheit gehalten, Johannes jetzt zu verlassen.

Er war schon der vierte Tag seit der unglückseligen Mensur.

Johannes schlummerte, das Haupt mit weißem Linnen verbunden – – jetzt bewegte er sich, die Decke verschob sich, – Soran bemerkte ein aufgeschlagenes Buch, das er darunter verborgen. Gewiß hatte es die barmherzige Hausfrau in seiner Abwesenheit gegen den ausdrücklichen Befehl des Arztes eingeschmuggelt.

Er trat an das Bett und nahm es vorsichtig.

»Die Finsternis und ihr Eigentum!« las er. Ein recht passender Titel für einen Schwerkranken! Dann nahm er es, setzte sich vor das Bett und blätterte darin, – der Inhalt ließ ihn nicht mehr los. –

Das Buch enthielt das Lebenswerk Cassans, seine reichen Erfahrungen, seine Erfolge und Enttäuschungen, den ganzen Kampf gegen die Finsternis, den er geführt, – aber auch seine unerschöpfliche Liebe, seine schweren Anklagen gegen die Gesellschaft und sein Problem der Rettungsarbeit.

Graf Soran war auf den Höhen des Lebens aufgewachsen. Die Welt, die sich ihm jetzt öffnete, war ihm kaum vom Hörensagen bekannt, noch weniger hatte er sich je die großen Fragen vorgelegt, die hier aufgerollt waren, – aber sein Herz war groß und gut.

Er vertiefte sich ganz in das Buch. Plötzlich fühlte er seinen Arm berührt. Er schreckte zusammen. Johannes saß aufrecht und sah ihn groß an. Lies nur, Soran! Da drinnen steht alles, alles, von Anfang bis zum Ende, auch die rote Wolke!

Soran erschrak. Er ahnte selbst dunkel Ähnliches, doch nimmer durfte er ihm jetzt recht geben. Das Fieber spricht aus dir, Johannes. Wie kannst du mir das nur antun und hinter meinem Rücken lesen, so ein Buch auch noch! schalt Soran.

So ein Buch! Es gibt kein Buch mehr für mich, außer dieses! Sieh mich an, Soran! Ahnst du nichts? Und fühlst du nichts? Du Aristokratenseele! Du Lichtgeborener! Er legte den Finger auf seine Brust, sein Antlitz nahm einen düsteren Ausdruck an. Ich bin das Eigentum der Finsternis! Große Tränen rollten über seine Wangen, dann ergriff ihn ein wildes Schluchzen.

Jetzt war nicht die Stunde der Redensarten. Soran fühlte tief erschüttert die hinter den Worten verborgene Wahrheit. Er schwieg und neigte das Haupt unter dem düsteren Verhängnis des Freundes.

Und jetzt lies den Schluß, Soran! bat Johannes mit zitternder Stimme. Die letzten Worte!

Und Soran las. Seine sonst so heitere Stimme klang ganz feierlich.

»Wer der Finsternis ihr Eigentum entreißen will, muß stark sein, wie sie selbst. Abstreifen muß er jedes Vorurteil, jeden Widerwillen, jeden Haß, nur drei Dinge dürfen in ihm wohnen: die Gerechtigkeit, – die Wahrheit – und die Liebe!«

Lange schwiegen beide, dann reichte Soran über dem Buche Cassans dem Freunde die Hand.

Und wir wollen es ihr entreißen, nicht wahr, Johannes, auf allen unseren Wegen!

Johannes nickte nur erschöpft, ein kindliches Lächeln erschien auf seinen Lippen, dann schlossen sich seine Augen.

Soran blickte lange in das verklärte Antlitz. Wie war es nur möglich! – Und doch, wenn er dachte, daß es dasselbe war, das er vor drei Tagen auf der Mensur gesehen, das ihm in der Nacht keine Ruhe ließ, – ein ausgemachtes Mörderantlitz!

Er löste die Hand aus der des unglücklichen Freundes und vertiefte sich von neuem in das sonderbare Buch, das ihm so viel Rätsel löste, das Buch Cassans, »Die Finsternis und ihr Eigentum«!


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