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Dieses kleine Buch will kein Reiseführer sein. Es will nur das reiche Bild der alten, immer jungen Mainstadt Frankfurt in ihre Umgebung hinaus ergänzen. Die fortschreitende Verbesserung der Verkehrsmittel erweitert den Bereich der Stadt nach allen Seiten. Nicht Vollständigkeit möge man in diesen Schilderungen suchen, wohl aber die Anregung, die Möglichkeiten schönster Tagesausflüge im neuerschlossenen Umkreis frohen Herzens auszuschöpfen.
Mit einem kräftigen Schwung beginnt die Autostraße in den hohen, lichten Wänden der Pappelallee. Der Wagen fliegt aus der Stadt wie ein Geschoß. Erstaunlich, daß er bei dieser glatten Anfahrt nicht ein flach schwebendes Flugzeug wird. Autos rollen wie Kugeln in grader Linie hintereinander in die Ebene. Wenn eines vorüberrauscht, verstärkt sich der Fahrwind jedesmal zu einem Wirbel.
Es geht einen Augenblick am Rande des Flugplatzes hin. Heute ist die Schafherde, die dort den Rasen langsam und gründlich abfrißt, in der Nähe des Zauns. Die ewige Rauchwolke auf dem Flugplatz ist tief zu Boden gedrückt und weist nach Osten. Das bedeutet vielleicht auch für uns einen Tag ohne Regen. Wenn Aussicht auf Regen ist, ist allerdings auch die Aussicht auf den Taunus am besten. Es ist die Pracht der neuen Autostraße, daß sie das Gelände glättet wie die langhinrollenden Wogen einer Dünung. Sepiabraune Gruben, Arbeitsstellen mit Karren und Schienen verraten noch die Wucht der Erdbewegung, die hier geschah.
Tausendmal sahen wir doch diesen Landstrich aus dem Eisenbahnfenster vor dem Taunus liegen. Das Gebirge war immer ein wenig gedrückt und vernebelt. Hier ist es eine wirkliche Wand. Man übersieht seine Linien, seine Spitzen im Zusammenhang, sogar seine Falten und Taschen. Von der schönen Steigerung des Altkönigs sinken die ausgezogenen Konturen ohne Schwäche in eine beruhigte Wellenbewegung.
Man empfindet jetzt noch ganz das Neuartige dieser Straße mit der weißen Linie in der Mitte, die doch keineswegs wie mit einem Lineal gezogen ist, sondern gleichsam ein wenig zittert. Wie ein Streifen aus Krokodilhaut ist diese Straße, sie ist hart und elastisch zugleich. Sie ist millionenfach aufgeteilt in die kleinen Quadrate der Pflasterung, die von den Autoreifen bereits geglättet und auf den einheitlichen fettschwarzen Ton gebracht sind. Man hat den Sturmgewittern zuliebe, die mit Maschinenkraft diese Stränge durchbrausen, Bachläufe, Feldpfade und Eisenbahngleise abschaffen oder neu legen müssen. Neue Brücken sind entstanden. Einmal gibt es den Durchblick auf drei hintereinander. Es sind völlig einfache, schnittige Übergänge von kastenmäßigem, viereckigem Aufriß, durch die einen Augenblick der Himmel, im nächsten die wiederansteigende Straße sichtbar ist. Wo früher Übergänge mit Schlagbäumen waren, sind Dämme mit Brücken. Und jetzt geht die Straße zur Abwechslung selber auf einer Brücke über einen Eisenbahngraben oder über ein Flüßchen hinweg. Das niedere eiserne Geländer hat eine grünliche Bemalung, die sich in der Landschaft verliert. Quer über die Straße und über die Äcker marschiert wie eine Prozession von riesigen Schellenbäumen die elektrische Hochspannungsleitung. Die Prozession zielt zu den Schornsteinen der Industriestadt hinüber; eine neue Siedlung auf den Äckern bis fast an die Autostraße herangebaut, begrüßt mit weitgeöffneten Fenstern und wehenden Wäschestücken den sonnigen Tag.
Ist das nun ein Hindernis, ein Jahrmarkt, ein Indianerdorf, das sich in der Ferne mitten auf der Landstraße aufbaut? Man wird es gleich sehen, – es ist die Tankstelle, die das erste Wegkreuz bezeichnet. Es sind zwölf Tankpumpen im Kreis versammelt, dabei die Tankwärter in blau. Die Apparate, die Ölschilder sind knallgelb, blau, weiß, rot und orange. Auffallende, ungebrochene Farben. Ein schwarzes Auto schwebt auf einer einzigen blanken Stahlstange hoch neben den geöffneten kassettenartigen Schranken, deren gläserne Gehäuse das Benzin enthalten. Vier Straßen strahlen auseinander. Sie sind miteinander verbunden wie durch ein Karussell.