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Vorrede.


Während ein Theil unser Zeitgenossen, diejenigen Dichtungen, die man wegen ihres Innhalts mit dem Namen Ritterromane gestempelt hat, mit heißhungriger Gier verschlinget, macht sich ein andrer Theil derselben, der zwar minder zahlreich ist als der erste, aber durch die Anmaßung tieferer Einsicht den Mangel der Vielheit zu ersetzen sucht, ein sehr angelegenes Geschäfte daraus, jene Art von Dichtung zu verdrängen, und dem herrschenden Hange der Lesewelt eine veränderte Richtung zu geben: bis itzt aber haben die Bemühungen der letztern Parthei beinahe gar keinen Eindruck auf die erstere gemacht, sondern [4] vielmehr der alten Bemerkung eine neue Bestätigung ertheilt, daß nämlich die Verändrungen des Geschmacks, nicht so wol von dem Urtheile des Theoretikers, als von dem Beispiele eines eminenten Genies, das im Strohme einen neuen Strudel bildet, der alles was ihm nahe kommt, mit sich fortreißt, – oder auch von äussern Zufällen, abhängen, die die allgemeine Aufmerksamkeit von dem bisherigen Gegenstande, an dem man vielleicht zu ermüden anfieng, abziehen, und auf einen andern heften.

Die besagte letztre Parthei hat besonders den sittlichen Nutzen der Ritterromane in Anspruch genommen, und behauptet, daß durch dieselben die Köpfe unsrer Jünglinge und Mädchen mit abentheuerlichen Ideen erfüllt werden, die sie aus dem Kraise des gewöhnlichen Menschenlebens hinausrüken, und sie für [5] das letztre unbrauchbar machen. Der Gegenpart hat den ersten Punkt zum Theil zugegeben, dabei aber bemerkt, daß diese Beschuldigung beinahe alle Romane treffe, die Scenen derselben mögen liegen in welchem Zeitalter und unter welchem Volke man wolle, und daß bei der Rittergeschichte, die Wirkung romantischer und abenteuerlicher Ideen, um so weniger tief und ausdaurend seyn dürfte, jemehr dem Leser die Verschiedenheit seiner Lage, von der Lage der Genossen der Vorzeit bemerkbar sey. Dann aber, – fahren sie fort, – gäben diese Romane Veranlassung zur Schildrung manches schönen, und großen moralischen Zuges, wo von sich ein um so mehr kräftiger Eindruk erwarten lasse, da Beispiele von hervorragenden Gesinnungen und Thaten aus einem barbarischen Zeitalter, im Zeitalter der [6] Kultur erneuert, den Trieb der Nachahmung mit ungewöhnlicher Stärke in Thätigkeit setzen.

Dem Verfasser altdeutscher Romane kann es nicht zukommen, diesen Streit zu schlichten, weil er sich eben durch sein Beginnen alles Anspruches auf Partheilosigkeit verlustig macht. Indeß ist aber der von der Gegenpartei so wenig befugt dieß Beginnen schlechterdings für unnütz oder gar für schädlich zu erklären, so lange ein, wenigstens durch seine Zahl respektables Publikum fortfährt, von Dichtungen dieser Art, Unterhaltung und Belehrung zu erwarten. Und dieß um so mehr, da der herrschende Geschmak der Lesewelt, nie durch Deklamationen, und noch weniger durch Machtsprüche geändert wird, bei denen wir nicht selten, die Stelle der Gründe von Schimpfworten vertreten sehen.


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