Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
LIBER TERTIUS. |
Drittes Buch. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Arma dedi Danais in Amazonas; arma supersunt, Quae tibi dem et turmae, Penthesilea, tuae. Ite in bella pares: vincarit, quibus alma Dione Faverit, et toto qui volat orbe puer. Non erat armatis aequum concurrere nudas; Sic etiam vobis vincere turpe, viri. Dixerit et multis aliquis: Quid virus in anguem Adiicis? et rabidae tradis ovile lupae? Parcite paucarum diffundere crimen in omnes; Spectetur meritis quaeque puella suis. Si minor Atrides Helenen, Helenesque sororem Quo premat Atrides crimine maior habet; Si scelere Oeclides Talaioniae Eriphyles Vivus et in vivis ad Styga venit equis: Est pia Penelope, lustris errante duobus Et totidem lustris bella gerente viro. Respice Phylaciden et quae comes isse marito Fertur et ante annos occubuisse suos. Fata Pheretiadae coniux Pagasaea redemit, Proque sui est uxor funere lata viri. Accipe me, Capaneu; cineres miscebimus! inquit Iphias in medios desiluitque rogos. Ipsa quoque et cultu est et nomine femina Virtus. Non mirum, populo si favet illa suo. Nec tamen hae mentes nostra poscuntur ab arte: Conveniunt cymbae vela minora meae. Nil nisi lascivi per me discuntur amores: |
5 10 15 20 25 |
Gegen die Amazonen bewehrt' ich die Dánaer; Wehr auchV. 1 f. Wie der Dichter am Schlusse des vorigen Buches (s. das. zu V. 743) eine spröde Schöne schon eine Amazone genannt hat, so vergleicht er jetzt das ganze Verhältniß zwischen begehrenden Männern und abwehrenden Frauen mit dem Kampfe zwischen den Griechen (Danaern) und den Amazonen im Trojanischen Kriege (s. zu Verw. 12, 611) und sagt folglich, wie er (in den beiden vorhergehenden Büchern) den Männern gezeigt, mit welchen Waffen sie spröde Frauen gewinnen könnten, so wolle er nun auch die Frauen belehren, mit welchen Waffen sie sich gegen die Männer vertheidigen oder überhaupt den Kampf führen sollten. – Für das erste arma giebt ein Theil der Handschriften prima, wo also nach dem zweiten arma der Satz zu schließen und mit supersunt der neue anzufangen ist. Turmae ist ziemlich stark bezeugt, auch von Cod. Reg.; es findet sich aber fast regelmäßig als Variante für turba, und Heinsius hat es öfters für dieses eingeschwärzt. Allerdings sollen die Amazonen, und zwar zuerst, beritten gewesen sein; daraus folgt aber nicht, daß der Dichter hier, wo es blos zur Umschreibung der Amazonen selbst dienen soll = Deine Leute, dein Volk, Penthesilea, auf diesen Umstand habe anspielen wollen. Uns wenigstens sagt es nicht zu, indeß wollen wir den herrschenden Text nicht ändern. Habe für dich und dein Volk, Penthesiléa, ich noch.V. 2. Gleich an Waffen. Geht in den Krieg denn gleich. Wem Venus Gunst und der Knabe, Welcher die Welt durchfliegt, spendet, gewinne den Sieg. Nicht war's billig, zu gehn in den Kampf mit Bewaffneten wehrlos. So war schimpflich es auch, Männer, zu siegen für euch. Der und Jener vielleicht wird sagen: Was giebst du der SchlangeV. 7 f. Sowohl der Sing. anguem, als besonders rabidae lupae wird von vorzüglichen Quellen bezeugt gegen die entsprechenden Plurale; ebenso rabidus gegen rapidus, gewöhnliche Variante. Gift noch? und giebst den Stall reißenden Wölfinnen Preis? Möget ihr nicht nur Weniger Schuld ausdehnen auf Alle; Jegliches Mädchen geschätzt werde nach ihrem Verdienst. Wenn der jüng're Atride die Hélena, Helenas SchwesterV. 11 f. S. zu Verw. 12, 623 und oben II, 399 ff. Eines Verbrechens zu zeihn freilich der ältere hat; Wenn der Öclide durch Schuld Eriphýles, Tálaus' Tochter,V. 13 f. S. zu Verw. 8, 316 und 9, 406 f. Seinen Tod fand der Öclide dadurch, daß sich, während er in dem Kampfe vor Theben auf seinem Gespanne vor einem verfolgenden Feinde mit verhängtem Zügel dahinfuhr, plötzlich die Erde spaltete und ihn mit Roß und Wagen lebendig verschlang. – Die Hdschrften geben, soviel bekannt, Talaonidae. Burmann bemerkt, es müsse Talaionidae geschrieben werden, wie Gronov zu Stat. Theb. II, 141 lehre, wo Talaionides Adrastus, Talaus' Sohn, Eriphyles Bruder, heiße. Ob sich Gronovs Belehrung blos auf das einschaltete i bezieht oder auch auf die Form des Patronymicums ides von einer weiblichen Person, wissen wir nicht, da uns das Buch nicht zu Gebote steht, halten aber das letztere für unmöglich und geben nach der Ausgabe des Gryphius v. 1554 Talaioniae ohne zu wissen, ob diese Lsrt auf handschriftlicher Autorität beruht oder nur eine, jedenfalls treffende Vermuthungist. Ob Talaus auch Talaion geheißen habe, oder ion blos eine dichterische Ableitungsform sei, läßt sich nicht entscheiden. Lebend zum Ufer der Styx kam auf lebend'gem Gespann: Ist Penélope treu, indeß zehn Jahre der Gatte Irret umher und Krieg ebenso lange auch führt. Denk' an Phýlacus Sproß und an die, die ihrem GemahleV. 17 f. S. zu Liebeserg. II. 6, 41 und 18, 38. Folgte und vor der Zeit, sagt man, sich weihte dem Tod. Pheres' Sprößling erlöste vom Tod die Thessalische Gattin;V. 19 f. Man verbinde: Die Thessalische Gattin erlöste &c. S. zu Verw. 8, 310. – Die ursprüngliche Lsrt des Pentameters ist aus der Menge der Varianten nicht zu ergründen, zumal da die Quellen nicht namentlich angeführt werden. Die Lsrten sind außer der gegebenen proque viro est uxor funere lata viri oder laeta mori oder passa mori oder lecta mori. Burmann findet die Lsrt der Frankf. Hdschrft proque suo est uxor funera passa viro am schönsten. worin wir ihm vollkommen beistimmen. Statt der Leiche des Manns trug man zu Grabe die Frau. Nimm mich, Cápaneus, auf, sprach Iphis' Tochter, die AscheV. 21 f. Evadne (Iphis' Tochter) liebte ihren Gemahl Capaneus (s. zu Verw. 9, 404) so innig, daß sie ihn nicht überleben mochte und, als dessen Leichnam verbrannt wurde, that, was der Dichter hier erzählt. – Ohne alle hdschrftliche Autorität hat Heinsius miscebimur vermuthet und gegeben, das erst von Baumgarten-Crusius in der neueren Ausgabe wieder beseitigt worden ist. Mischen wir noch! und sie sprang mitten hinein in die Gluth. Selber die Tugend auch ist ein Weib nach Kleidung und Namen.V. 23 f. Tugend ist, wie im Deutschen, ein Wort weiblichen Geschlechts und wird als Gottheit (Virtus) in weiblicher Kleidung dargestellt und verehrt. – Für favet gem. Lsrt placet. Ist's ein Wunder, wenn hold ihrem Geschlecht sie sich zeigt? Solche Gesinnung jedoch beansprucht unsere Kunst nicht;V. 25. Solche Gesinnung, solche Treue und Aufopferung, wie die vorhergenannten Frauen sie bewiesen. – In einem Theile der Hdschrften steht pascuntur, in einer auch gar nicht übel nascuntur. Unserem Fahrzeug stehn kleinere Segel nur an. Lockerer Liebesgenuß nur lernt sich durch meine Belehrung; |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Femina praecipio quo sit amanda modo. Femina nec flammas, nec saevos discutit arcus; Parcius haec video tela nocere viris. Saepe viri fallunt; tenerae non saepe puellae; Paucaque, si quaeras, crimina fraudis habent. Phasida iam matrem fallax dimisit Iason; Venit in Aesonios altera nupta sinus. Quantum in te, Theseu, volucres Ariadna marinas Pavit, in ignoto sola relicta loco. Quaere, novem cur una viae dicantur, et audi, Depositis silvas Phyllida flesse comis. Et famam pietatis habet, tamen hospes et ensem Praebuit et causam mortis, Elissa, tuae. Quid vos perdiderit, dicam? Nescistis amare; Defuit ars vobis: arte perennat amor. Nunc quoque nescirent; sed me Cytherea docere Iussit, et ante oculos constitit ipsa meos. Tum mihi: Quid miserae, dixit, meruere puellae? Traditur armatis vulgus inerme viris. Illos artifices gemini fecere libelli; Haec quoque pars monitis erudienda tuis. Probra Therapnaeae qui dixerat ante maritae, Mox cecinit laudes prosperiore lyra. Si bene te novi, cultas ne laede puellas: Gratia, dum vivis, ista petenda tibi. Dixit, et e myrto – myrto nam vincta capillos Constiterat – folium granaque pauca dedit. Sensimus acceptis numen quoque: purior aether Fulsit, et e toto pectore cessit onus. Dum facit ingenium, petite hinc praecepta, puellae, Quas pudor et leges et sua iura sinunt. Venturae memores iam nunc estote senectae: Sic nullum vobis tempus abibit iners. Dum licet, et veros etiamnum editis annos; |
30 35 40 45 50 55 60 |
Vorschrift über die Art geb' ich zu lieben ein Weib.V. 28. Dies scheint mit der Absicht, jetzt von Wehr und Waffen des weiblichen Geschlechts zu sprechen, im Widerspruche zu stehen. Allein dieser Satz bezieht sich nicht speciell auf den Inhalt des Folgenden, sondern ist blos eine nähere Bestimmung oder weitere Ausführung des vorhergehenden Satzes und geht daher auf Stoff und Inhalt des ganzen Werkes, auf die Liebeskunst überhaupt. – Daher geben wir auch der Lsrt praecipio den Vorzug vor praecipiam, obwohl Letzteres »von den vorzüglicheren« geboten werden soll. Heißt es doch auch im vorhergehenden Satze discuntur, nicht discentur. Weder der Flammen erwehrt sich das Weib, noch des grausamen Bogens;V. 29 f. Welche Flammen, welcher Bogen, welches Geschoß zu verstehen sei, bedarf wohl keiner Erklärung. – Discutit ist, auch durch Cod. Reg., zu stark bezeugt gegen excutit, sonst würden wir Letzteres vorziehen unter Berufung auf Met. 7, 17. Weniger schaden dem Mann sehe ich dieses Geschoß. Männer betrügen gar oft, nicht oft die liebenden Mädchen; Selten begehn sie die Schuld, forschest du nach, des Betrugs. Colchis' Tochter, schon Mutter, verstieß der falsche Jáson;V. 33. Colchis' Tochter, Medea. S. zu Verw. 7, 394. Ins Äsonische Bett, in das Bett Jasons, des Sohnes des Äson. – Phasida iam matrem giebt Ed. pr. mit drei Hdschrften, mehrere Phasiadem, sehr viele, darunter auch Reg., Phasideam. Als unecht ist jedenfalls auch anzusehen in Cod. Reg. toros für sinus, welches Letztere von allen übrigen beglaubigt wird. Daß wir jedoch sinus hier nicht wörtlich übersetzen konnten, wird der Kundige leicht begreifen. Eine andere Frau kam ins Äsonische Bett. Kam es auf Theseus an, so hätt' Ariadne, verlassenV. 35 f. Vgl. oben I, 527 ff. An unwirtlichem Strand, Vögel geweidet der See. Frage, warum ein Weg neun Wege geheißen, und höre:V. 37 f. Auch Phyllis war ein Opfer nicht gehaltenen Wortes, und ein Denkmal ihres Todes ist noch vorhanden. An der Thracischen Küste war nämlich eine Örtlichkeit Neueweg genannt. Dieser Name sollte daher rühren, daß Phyllis an dem Tage, wo sie ihres geliebten Demophoon Rückkehr erwartete, neunmal an den Strand lief und beim neunten Male ihren Tod durch Verwandlung in einen entlaubten Baum fand. S. zu Liebeserg. II, 18, 22. Ausführlich erzählt die Sache unser Dichter Mittel w. d. Liebe V. 591 ff., erwähnt des hierher besonders gehörigen Umstandes aber auch ebend. V. 55 f. Auf die Verwandlung in einen entlaubten Baum bezieht sich wahrscheinlich der Ausdruck im Pentameter, wiewohl auch sonst Wälder mit geschorenem Haar, Zeichen der Trauer bei Menschen, als Beweis tiefer und allgemeiner Trauer der Natur angeführt werden. Vergl. z. B. Verw. 11, 46. – Dies ist der Sinn dieser Stelle, soviel den ersten Satz anlangt, nach der auf die Lsrt des Cod. Reg. gegründeten Vermuthung Heinsiussens. Die Hdschrften weichen nämlich außerordentlich ab, als
Hiernach [8.] hat nun Heinsius für vices viae vermutet, gestützt auf Hygin, der da erzählt, daß Phyllis, als Demophoon am bestimmten Tage nicht gekommen sei, neunmal an den Strand gelaufen wäre, welcher seitdem Enneodos griechisch genannt werde. Auch Hesychius und Andere erwähnen des Orts mit εννέα δρόμοι. Wie die jetzt in den Ausgaben herrschende Lsrt unter 2 zu erklären ist, will uns nicht einleuchten, wenn man es nicht als eine sprichwörtliche Redensart auffassen will in dem Sinne: frage warum man sagt, also woher der Ausdruck, das Sprichwort rührt neun Wege gehen, oder mit vices neunmal gehen. Wälder geschorenen Haars haben die Phyllis beweint. Und den Ruf der Treue wol hat, war aber, Elissa,V. 39 f. S. zu Verw. 14, 441 und 78; auch zu Liebeserg. II, 18, 31. – Wieder (vergl. oben II, 648) hat Heinsius auf die Autorität zweier ungenannten Hdschrften at als »richtiger« für et aufgebracht, Baumgarter-Crusius aber erst in der neuern Ausg. wieder beseitigt. Dir Ursache des Tods, reichte das Schwert dir, dein Gast. Was verderblich euch war, ist, daß ihr zu lieben nicht wußtet; Ja, euch fehlte die Kunst: Liebe bestehet durch Kunst. Heute noch wüßten sie's nicht; doch mich wies an es zu lehren Venus, und meinem Blick stellte sie selber sich dar. Was doch haben, begann sie, die armen Mädchen verschuldet, Daß man sie wehrlos Preis giebt dem bewaffneten Mann? Diesen haben gemacht zwei Bücher zum fertigen Meister; Komm' auch dem anderen Theil deine Belehrung zu gut. Er, der Schmähungen erst gesagt dem Therapnischen Weibe,V. 49 f. Der Griechische Dichter Stesichorus (aus Himera in Sicilien) schrieb Anklage und dann wieder Lobeserhebungen der Helena (des Therapnischen Weibes, so genannt, weil sie zu Therapne in Laconica geboren war). Bald in günstigerm Ton ließ er erschallen ihr Lob. Kenn' ich dich recht, so kränkest du nicht die reizenden Mädchen;V. 51. A. L. si bene te nosti; Reg. si b. te monui Streben nach deren Gunst mußt du, so lange du lebst.V. 52. Vivis geben alle Hdschrften, und die kurze Silbe findet Entschuldigung durch Arsis und Cäsur. Vergl. Met. 12, 127. Heinsiussens Vermuthung vives ist also unbegründet und unnöthig. Sprach's und reicht' aus der Myrte – das Haar mit Myrte durchflochtenV. 53. Reicht' aus der Myrte &c. Symbol der Mittheilung dichterischer Begeisterung und Weihe. – Für vincta einige cincta, einzeln auch nexa, wie Am. I, 2, 23. Stand sie da – mir ein Blatt dar und der Beeren ein Paar. An dem Empfangnen auch merkt' ich die Gottheit; es strahlte der HimmelV. 55. In einigen Hdschrften acceptum, dann in zweien clarior. Reiner, und eine Last fiel mir hinweg von der Brust. Während noch wirkt der Geist, schöpft hier Vorschriften, ihr Mädchen,V. 57 f. Während noch wirkt der Geist in Folge der empfangenen Begeisterung. Denen &c. s. oben I, 31. II. 599. n. Anmerkungen. – Für facit (vergl. Trist. III, 8, 23) geben viele Quellen favet, eine auch valet. Unbegreiflicher Weise nimmt Burmann Anstoß an quas, glaubt kaum, daß es sprachlich richtig sei, und will quae auf praecepta bezogen lesen. Für iura sinunt liest Reg. vita (worin Heinsius vitta vermuthet) sinit. Denen besonderes Recht, Schaam und Gesetz es erlaubt. Nehmet Bedacht schon jetzt auf das einst annahende Alter, So wird unnütz euch keine Minute vergehn. Liebet, so lange ihr könnt und die wirklichen Jahre ihr angebt;V. 61. Die wirklichen Jahre noch angebt, nämlich vor dem Censor; s. oben zu II, 664. – Wir freuen uns, nach der Angabe der Lsrt des Cod. Reg. etiamnum reciditis die richtige Form des ersteren Wortes für das in allen Ausgaben herrschende etiam nunc herstellen zu können. S. Kritz zu Sall. Cat. 2. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ludite: eunt anni more fluentis aquae. Nec quae praeteriit, iterum revocabitur unda; Nec quae praeteriit, hora redire potest. Utendum est aetate: cito pede labitur aetas; Nec bona tam sequitur, quam bona prima fuit. Hos ego, qui canent, frutices violaria vidi; Hac mihi de spina grata corona data est. Tempus erit, quo tu, quae nunc excludis amantem, Frigida deserta nocte iacebis anus; Neo tua nocturna frangetur ianua rixa; Sparsa nec invenies limina mane rosa. Quam cito, me miserum, laxantur corpora rugis, Et perit in nitido qui fuit ore color! Quasque fuisse tibi canas a virgine iures, Spargentur subitae per caput omne comae. Anguibus exuitur tenui cum pelle vetustas, Nec faciunt cervos cornua iacta senes. Nostra sine auxilio fugiunt bona: carpite florem; Qui, nisi carptus erit, turpiter ipse cadet. Adde, quod et partus faciunt breviora iuventae Tempora: continua messe senescit ager. Latmius Endymion non est tibi, Luna, rubori, Nec Cephalus roseae praeda pudenda deae. Ut Veneri, quem luget adhuc, donetur Adonis: Unde habet Aenean Harmonienque suos? Ite per exemplum, genus o mortale, dearum, Gaudia nec cupidis vestra negate viris. Ut iam decipiant, quid perditis? Omnia constant. Mille licet sumant, deperit inde nihil. Conteritur ferrum, silices tenuantur ab usu; Sufficit et damni pars caret illa metu. Quis vetet apposito lumen de lumine sumi? Quisve cavo vastas in mare servet aquas? Et tamen ulla viro mulier: Non expedit, inquit? Quid nisi quam sumes, dic mihi, perdis aquam? Nec vos prostituit mea vox, sed vana timere |
65 70 75 80 85 90 95 |
Denn die Jahre vergehn gleich der entströmenden Fluth. Wie die Welle, vorübergeströmt, nicht wieder zurückkommt,V. 63. Rursum in einem Theile der Hdschriften für iterum verdankt seinen Ursprung sicher nur der Absicht die letzte Silbe des vorhergehenden praeteriit positionslang zu machen. S. zu Verw. 1, 660. Kehrt die Stunde auch nicht, einmal vergangen, zurück. Darum benutzt die Zeit; denn flüchtigen Fußes enteilt sie;V. 65. Eine Hdschrft volvitur, zwei hora. Keine, die folgt, ist so, wie die gewesene, gut. Hab' ich nicht dieses Gestrüpp, jetzt grau, als Violen gesehen? Hat mir der Dorn da nicht liebliche Kränze gewährt?V. 68. Der Dorn, der Rosenstock, an dem blos die Dornen noch vorhanden sind. Vielleicht eine Benutzung dieser Stelle ist ein Distichon in der Griechischen Anthologie:
Kommen auch wird's, daß du, die jetzt den Liebenden ausschließt,V. 69 ff. Wahrscheinlich hat unserem Dichter vorgeschwebt Horat. Od. I, 25, an Lydia:
In der verlassenen Nacht; es ist dichterisch auf die Nacht übergetragen, was sich auf die Person bezieht. Noch mit Rosen &c.; vergl. Liebeserg. I, 6, 67 und oben II, 528. Alt und kalt daliegst in der verlassenen Nacht. Weder in nächtlichem Streit wird dann die Thür dir zerbrochen, Noch mit Rosen bestreut findest die Schwelle du früh. Ach, wie so schnell wird leider die Haut durch Runzeln erweitert, Schwindet die Farbe, die erst hatte das schöne Gesicht!V. 74. Für nitido geben einige Hdschriften niveo, hier schwerlich passend. Haare, von denen du schwörst, daß grau sie gewesen von klein auf,V. 75 f. Du wirst plötzlich graue Haare bekommen, aber, um nicht merken zu lassen, daß sie Anzeichen des Alters sind, schwören, daß du von Jugend auf solche Haare gehabt hättest. – Juresgeben die meisten Hdschrften nebst Ed. pr. gegen iuras. Bemerkenswert ist ab origine in Cod. Pal.. Ob subitae handschriftlich begründet ist, läßt sich nicht bestimmen; Heinsius sagt nur, man solle subitae für subito lesen. Zeigen sich über den Kopf überall plötzlich gesprengt. Mit dem Balge zugleich ziehn aus die Schlangen das Alter; Nicht zum Greise den Hirsch macht das geworfne Geweih. Unsere Reize entfliehn unhaltbar: pflücket die Blume,V. 79. A. Lesart vestra. Die, wird nicht sie gepflückt, schmählich von selber verwelkt. Auch Geburten verkürzen die Zeit der flüchtigen Jugend.V. 81. So gewählt seniora, das Reg,, Exc. Pol. und einige andere Quellen, auch Ed. pr. geben und Burmann billigt, auf den ersten Blick scheint; so halten wir es doch nicht für echt, erstens weil gleich senescit folgt und der gewandte Ovid schwerlich den fast gleichen Ausdruck zweimal nach einander gesetzt hat, und zweitens weil breve oder brevius facere tempus wohl zu einer Erklärung veranlassen konnte, welche mit seniora zu geben einen gelehrten Schreiber oder Leser eben das folgende und darunter stehende senescit bestimmen konnte. Durch fortwährenden Schnitt altert am Ende das Feld.V. 82. Durch fortwährenden Schnitt, d. h. Ernte, wie es im Original allerdings deutlicher heißt. Über Endymion nicht auf dem Latmus erröthest du, Luna;V. 83. S. zu Liebeserg. I, 13, 43. Über des Céphalus Raub, rosige Göttin, du nicht.V. 84. S. zu Verw. 7, 493. 700 ff. Rosige Göttin, Aurora. Sieht man der Venus Adónis auch nach, den noch sie betrauert,V. 85 f. Um von der Liebe der Venus zu Adonis (s. Verw. 10,520 ff.) zu schweigen, von dem sie nicht gebar, so ist um so mehr ihrer Liebschaft mit Anchises, von welchem sie den Äneas, ihrer Liebschaft mit Mars, von dem sie die Harmonia gebar, zu gedenken. – So giebt dieses Distichon Cod. Reg., der für dieses Gedicht die erste und vorzüglichste Quelle ist, nur mit ponetur, dessen Berichtigung in donetur Heinsiussens Verdienst ist. In allen übrigen Hdschrften lautet es.
nur mit der gewöhnlichen Variante Hermionen. Daß durch diese Fassung die ursprüngliche erklärt werden sollte, ist einleuchtend, wenn man nicht annehmen will, daß der Dichter selbst eine doppelte Fassung gegeben habe. Ihren Äneas doch hat, ihre Harmónia sie. Ahme, o sterblich Geschlecht, nur nach der Göttinnen Beispiel: Euere Freuden versagt nimmer dem brünstigen Mann. Mag er genießen nun auch, was kostet's euch? Alles ja bleibt euch. Nehm' er auch tausendmal, darum verliert ihr doch Nichts. Eisen nützet sich ab; dünn wird vom Gebrauche der Kiesel; Aushält stets der Theil, hat nicht zu fürchten Verlust.V. 92. Der Theil, der bei dem Genusse in Frage kommende Theil des Körpers. Wer verböte, vom Licht, das da steht, Licht zu entnehmen?V. 93. Niemand hat etwas dawider oder verliert etwas, wenn an seinem Lichte ein anderes angezündet wird. – Auf das Zeugniß einer einzigen Quelle giebt Heinsius quid für quis und führt zu Her. 10, 88, worauf er sich hier beruft, eine Fluth von Beispielen für quid vetat an, als ob dadurch bewiesen würde, daß es auch hier so heißen müsse. Nach unserer Meinung ist hier, abgesehen von der Autorität der Hdschriften, die persönliche Beziehung passender als das Sächliche. Wer bewahrte der Fluth Fülle im Becken des Meers?V. 94. Wer bewahrte, d. h. wäre auf Erhaltung bedacht. – Wenn sich auch cavum findet, so hat man sich wahrscheinlich nicht getraut mare für den Ablativ zu nahmen. Als solcher steht es aber unzweifelhaft Trist. V. 2, 20. Vergl. auch Met. 15, 743. Und doch spricht noch ein Weib zum Manne: Es ist mir nicht dienlich?V. 95. So einfach und dem Zusammenhange entsprechend der Sinn diesem Worte erscheint, so wollte doch Heinsius gar keinen darin finden, nur, man kann nicht anders denken, um zu ändern, oder um den besonderen Gebrauch des absoluten dare anzubringen und nachzuweisen. Denn der von ihm den Hdschrften zum Trotz, wie er selbst sagt, fabricirte Text
giebt gerade denselben Sinn: Dennoch sagst du, es ist nicht zuträglich, daß irgend ein Weib dem Manne gewährt. Auch Micyll, nachdem er die richtige Erklärung des hdschrftlichen Textes nach Merula, der übrigens oft kläglich fehlschießt, gegeben hat, irrt sprachlich und sachlich, wenn er, non mit dem Hauptsatze verbindend, expedit als Äußerung des Weibes annimmt und erklärt: es giebt kein Weib, das sich selbst anböte, und nicht irgend einen Verlust oder Nachtheil vorschützte. Sage mir, was für Verlust hast du als Wasserverbrauch?V. 96. S. zu Liebeserg. III, 7, 84. Auch giebt Preis euch nicht mein Wort; nur eitle VerlusteV. 97 f. Ich verlange nicht, daß ihr euch Preis geben, selbst anbieten sollt; ihr sollt nur nicht ohne Grund Verluste fürchten. – Einige wenige Quellen geben munera nostra, auf die Lehren des Dichters bezogen. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Damna vetat: damnis munera vestra carent. Sed me flaminibus venti maioris iturum, Dum sumus in portu, provehat aura levis. Ordior a cultu. Cultis bene liber ab uvis Provenit, et culto stat seges alta solo. Forma dei munus: forma quota quaeque superbit! Pars vestrum tali munere magna caret. Cura dabit faciem; facies neglecta peribit, Idaliae similis sit licet illa deae. Corpora si veteres non sic coluere puellae, Nec veteres cultos sic habuere viros. Si fuit Andromache tunicas induta valentes, Quid mirum? duri militis uxor erat. Scilicet Aiaci coniux ornata venires, Cui tegumen septem terga fuere boum. Simplicitas rudis ante fuit; nunc aurea Roma Edomiti magnas possidet orbis opes. Aspice, quae nunc sunt Capitolia, quaeque fuerunt: Alterius dicas illa fuisse Iovis. Curia, concilii quae nunc dignissima tanti est, De stipula, Tatio regna tenente, fuit. Quae nunc sub Phoebo ducibusque Palatia fulgent, Quid nisi araturis pascua bubus erant? Prisca iuvent alios; ego me nunc denique natum Gratulor; haec aetas moribus apta meis. Non quia nunc terrae lentum subducitur aurum, Lectaque diverso littore concha venit; Nec quia decrescunt effosso marmore montes; Nec quia caeruleae mole fugantur aquae: Sed quia cultus adest, nec nostros mansit in annos Rusticitas priscis illa superstes avis. Vos quoque non caris aures onerate lapillis, Quos legit in viridi decolor Indus aqua; Nec prodite graves insuto vestibus auro: Per quas nos petitis, saepe fugatis, opes. Munditiis capimur: non sint sine lege capilli. |
100 105 110 115 120 125 130 |
Sollt ihr nicht fürchten: Verlust bringet Gewährung euch nicht. Doch da segeln ich will mit dem Wehen stärkeren Windes,V. 99. Ich will bei dern Geringfügigeren anfangen, um dann das Wichtigere folgen zu lassen. Führe ein sanfterer Hauch erst aus dem Hafen das Schiff. Mit der Pflege beginn' ich. Gepflegt gewähren die Trauben Wein, und üppige Saat steht im gepflegten Gefild. Schönheit schenket ein Gott. Wie Wenige prangen in Schönheit! Wahrlich, dem größeren Theil fehlt es an solchem Geschenk. Pflege bewirkt Ansehn; Ansehn, versäumet, entschwindet, Wär' es der Göttin auch gleich, die auf Idálium thront.V. 106. Idalium s. in unsrem Index z. Verw. Pflegten in ältester Zeit nicht so den Körper die Mädchen, Hatten sie Männer auch nicht, so auf die Pflege bedacht.V. 108. So auf die Pflege bedacht, die so auf die Pflege bedacht waren, wie die jetzigen. – Gem. Lsrt. cultus viri; die gegebene wird von Reg., Neap. und zwei anderen bezeugt. War Andrómache nur mit starkem Gewande bekleidet,V. 109. Valentes ist ohne Zweifel das Richtige und von Micyll richtig erklärt grob und dick. Die gemeine Lsrt ist nämlich vagantes, außerdem einzeln volantes, volentes, squalentes, die sämmtlich auf valentes führen, keineswegs auf fluentes, wie Heinsius, diesmal sehr unglücklich, vorgeschlagen hat. War's ein Wunder? Sie war rauhem Soldaten vermählt. Freilich dem Ajax, dem Stierhäute sieben zur DeckungV. 111 f. S. zu Verw. 12, 96. – Wir haben zwar in der dritten Person übersetzt, den Text aber in der zweiten gegeben, wie ihn Reg. mit einigen andern bezeugt. Nach demselben Reg. und einem Ambr. haben wir tegumen für tegimen oder tegmen der übrigen aufgenommen. Möglich, daß der Dichter, wo er von dem alten rauhen Helden spricht, auch die alte Form gewählt hat. Vergl. Verw. 13, 96. Dienten, ihm hätte die Frau sollen im Schmucke sich nahn! Rohe Einfalt herrschte vordem; der bezwungenen ErdeV. 113 f. Die gewöhnliche Lsrt ist nunc aurea Roma est Et domiti etc. Nun fehlt in einigen Hdschrften est, und Cod. Linc., welcher einer der besten ist, hat Edomiti. Hiernach hat Heinsius mit großer Wahrscheinlichkeit den Text constituirt, wie wir denselben gegeben. Große Schätze besitzt jetzo das goldene Rom. Schaue das Capitol, wie jetzt es ist, wie es gewesen.V. 115. S. zu Verw. I, 561. Einem anderen Gott, meintest du, hab' es gehört.V. 116. Man sollte glauben, daß es gar nicht demselben Jupiter, sondern einem ganz anderen, minder erhabenen, einem armseligen, geweiht gewesen wäre. – Auch hier hat Cod. Linc. allein wieder die richtige Lsrt dicas für dices aller übrigen erhalten. Baumgarten-Crusius hat zwar in der neueren Ausg. dices hergestellt, wir können jedoch diese Bestimmtheit des Ausdrucks hier nicht recht passend finden. Und die Curia, jetzt so würdig so hoher Versammlung,V. 117. S. zu Verw. 15, 801 sowie zu 14, 801. – Wie gewöhnlich in den Hdschrften, sind auch hier concilium und consilium verwechselt. Vergl. Met. 1, 167. Wenn sodann nicht nur mehrere alte Ausgaben, sondern auch mehrere der besten Hdschrften, darunter Reg. und Arond., den Genitiv für den Ablativ bezeugen, so halten wir diesen hier, wie Trist IV, 3, 57, für ursprünglich und nehmen ihn ohne Bedenken auf. War, als Tatius' Hand lenkte das Steuer, von Stroh. Und das Palatium, das jetzt unter Phöbus und FürstenV. 119. S. zu Verw. 1, 170. 15, 865. Unter Phöbus und Fürsten, unter dem Tempel des Phöbus und dem Palaste des Augustus. Durch die Zusammenstellung mit Phöbus wird eine schmeichelnde Gleichstellung des Augustus mit dem Gotte beabsichtigt; denn Augustus ist unter den Fürsten zu verstehen. Möglich, aber nicht nothwendig ist es, den Plural, wie Burmann meint, auf Cajus und Lucius Cäsar mit zu beziehen, oder, wie wir noch passender finden, an des Augustus Haus und Familie überhaupt dabei zu denken. Schimmert, es bot nur dar Weide dem pflügenden Stier. Andre erfreue das Alte; ich schätze mich jetzt erst zu lebenV. 121. Ovid gehörte nicht zu den Freunden der alten Zeit, wenn er auch bisweilen in das Lob derselben einstimmte.
sagt er ausdrücklich Festkal. I, 223 ff. Glücklich; die jetzige Zeit eignet sich meinem Geschmack. Nicht weil jetzt das geschmeidige Gold man entziehet der Erde,V. 123. Geschmeidig wird das Gold genannt, insofern es sich zur Verarbeitung, besonders in Kleiderstoffe eignet. S. nachher V. 131. – Für lentum haben einige Hdschrften nicht übel laetum, eine tectum. Und die Muschel, gesucht, kommt vom entlegenen Strand;V. 124. Ob mit der Muschel Perlen gemeint sind, wie die Ausleger erklären, auch einige Hdschrften mit bacca für concha zu erkennen geben, oder der Purpur, getrauen wir uns nicht zu entscheiden, möchten aber eher das Letztere glauben, da der Verfasser nach dem vorhergehenden Verse hier an prachtvolle Kleidung gedacht zu haben scheint, nicht an Hals- oder Ohrenschmuck. Nicht weil durch Entgrabung des Steins abnehmen die Berge,V. 125 f. Nicht weil Berge geebnet und Paläste ins Meer gebaut werden, also überhaupt nicht wegen des herrschenden Luxus. Was der Verfasser hier sagt, ist nicht etwa dichterische Übertreibung. Sallust sagt (Cap. 12). Man hat Häuser und Landgüter wie Städte. (Cap. 13) Wer es nicht gesehen hat, dem ist es unglaublich. Von mehreren Privatleuten sind Berge ausgerottet, Meere angelegt worden. Es ist, als ob sie nur ihr Spiel mit dem Reichthume trieben. (Cap. 20, 11) Man vergeudet den Reichthum in Bebauung des Meeres (mit Häusern &c.) und Ebnen der Berge. Vergl. auch oben zu I, 171. Und die bläuliche Fluth wird durch Gebäude verdrängt: Nein, weil Bildung herrscht, und nicht forterbend die RohheitV. 127 ff. Ihr auch, ist der Zusammenhang im Anschlusse an Vers 105, pflegt euren Körper, aber nicht mit prachtvollem Schmuck, sondern &c. Unserer Väter gewährt hat bis auf unsere Zeit. Ihr auch belastet das Ohr euch nicht mit theueren Steinen,V. 129. Der Luxus im Ohrenschmucke war ungeheuer. Vergl. oben zu I, 432. Schönheitsmittel 22. – Gem. Lsrt. ornate. Die der Indische Mohr sucht in der grünlichen Fluth.V. 130. Der Indische Mohr ist freilich dem Originale nicht ganz entsprechend, aber doch besser als etwa der Inder entstellt oder entfärbt, gebräunt &c. Vergl. Verw. 4, 21. – Für decolor geben zwei Quellen discolor. S. jedoch die ang. Stelle, sowie Trist V, 3, 24. Tretet auch auf nicht schwer in golddurchwobenen Kleidern. Solches Geschmeide verscheucht, statt uns zu fesseln, uns oft. Sauberkeit nimmt uns ein; nicht regellos hange das Haupthaar; |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Admotae formam dantque negantque manus. Nec genus ornatus unum est: quod quamque decebit, Eligat; et speculum consulat ante suum. Longa probat facies capitis discrimina puri: Sic erat ornatis Laodamia comis. Exiguum summa nodum sibi fronte relinqui, Ut pateant aures, ora rotunda volunt. Alterius crines humero iactentur utroque. Talis es assumta, Phoebe canore, lyra. Altera succinctae religetur more Dianae: Ut solet, attonitas cum petit illa feras. Huic decet inflatos laxe iacuisse capillos: Illa sit astrictis impedienda comis. Hanc placet ornari testudine Cyllenea: Sustineat similes fluctibus illa sinus. Sed neque ramosa numerabis in ilice glandes: Nec quot apes Hyble, nec quot in Alpe ferae: Nec mihi tot positus numero comprendere fas est. Adiicit ornatus proxima quaeque dies. Et neglecta decet multas coma: saepe iacere Hesternam credas; illa repexa modo est. Ars casum simulet. Sie capta vidit ut urbe Alcides Iolen: Hanc ego, dixit, amo. Talem te Bacchus, Satyris clamantibus Euoe, Sustulit in currus, Gnosi relicta, suos. O quantum indulget vestro natura decori. Quarum sunt multis damna pianda modis! Nos male detegimur, raptique aetate capilli, Ut Borea frondes excutiente, cadunt. Femina canitiem Germanis inficit herbis, Et melior vero quaeritur arte color. Femina procedit densissima crinibus emtis, Proque suis alios efficit aere suos. Nec rubor est emisse palam: venire videmus Herculis ante oculos virgineumque chorum. Quid de veste loquar? Nec vos, segmenta, requiro, Nec quae bis Tyrio murice lana rubes. |
135 140 145 150 155 160 165 170 |
Schönheit giebt und benimmt eine geschäftige Hand. Arten auch giebt es des Schmucks gar viel. Es wähle sich Jede, Was ihr steht; nur um Rath frage den Spiegel sie erst. Scheiteln des bloßen Kopfs ist passend dem langen Gesichte:V. 137 ff. Vergl. überhaupt zu Liebeserg. I. 14, 13. Scheiteln des bloßen Kopfes, d. h. Scheiteln des Haares in zwei Hälften ohne allen Schmuck. Also trug das Haar Laodamia im Schmuck.V. 138. S. zu Liebeserg. II, 18, 38 u. vergl. die Bemerkung oben zu II, 699. Daß ein kleineres Nest an der Stirn' ihr oben verbleibe,V. 139 f. Ein kleineres, nicht zu umfängliches Nest müssen wir unter dem kleinen Knoten des Originals verstehen, nicht, wie Heinsius erklärt, mehrere kleine Ringe oder Ringellocken. – In dem Beiwort exiguus liegt auch der Grund für die Unzulässigkeit der Lsrt ne pateant in der Ausgabe Micylls und am Rande der Bersmannschen Ausgabe. Frei zu lassen das Ohr, fordert ein rundes Gesicht. Eine Andere lasse das Haar umflattern die Schultern, Wie mit dem Saitenspiel Phöbus als Sänger erscheint. Diese bind' es zurück nach Art der geschürzten Diana,V. 143. Vergl. Verw. 3, 170, auch 8, 319. Wie sie es trägt bei der Jagd auf das erschrockene Wild. Jener steht's, wenn locker gebauscht ihr liegen die Haare;V. 145. Huic bezeugt Cod. Reg. nebst zwei anderen gegen die gem. Lsrt. hanc; und wieder bezeugt derselbe Codex V. 147 hanc gegen huic aller übrigen. Diese erscheine, das Haar straff an den Schädel gelegt. Diese gefällt, geordnet den Zopf in Cyllenischer Leier;V. 147. In Cyllenischer Leier, so daß das Haar in zwei Flügeln, ähnlich einer Bandschleife, emporsteht. Durch das Beiwort Cyllenisch ist nämlich diejenige Form der Leier oder Cither ausgedrückt, welche in zwei Hörner ausläuft, für deren Erfinder der auf dem Berge Cyllene geborene Mercurius galt. Doch kann in dem Lateinischen Ausdrucke der Hauptbegriff auch die Schildkrötenform sein. Denn über eine Schildkrötenschaale soll der Erfinder zuerst die Saiten gespannt haben. Jener walle das Haar busig wie Fluthen des Meers.V. 148. Für sinus geben zwei Quellen comas. Vergl. Am. I, 14, 26. Wie du zählen nicht kannst an der Eiche die Eckern, die BienenV. 149. Ohne Noth will Heinsius numeraris lesen. Dann schwanken, wie häusig, die Hdschrften zwischen glandes und frondes. Nicht auf des Hybla Höhn, noch auf den Alpen das Wild:V. 150. Des Hybla Höhn; s. zu Liebeserg. I, 12, 10. So ist's möglich mir nicht, die Lagen des Haares zu zählen.V. 151. Gem. Lsrt cultus für positus. Andere Arten der Tracht bringet ein jeglicher Tag.V. 152. Die Mode schon in aller Macht! Auch ein versäumtes Haar steht Vielen. Das gestrige meinst du Hängen zu sehn; es ist eben nur wieder gekämmt. Zufall scheine die Kunst. So sah der Alcide und liebteV. 155. So sah &c.; s. zu Verw. 9, 136. – In den meisten Quellen fehlt unrichtig ut und steht dafür in, andere haben ut nach capta und dann in; nur Reg. mit noch zwei anderen hat den Text, wie wir ihn gegeben. Dagegen giebt derselbe Codex den Anfang des Distichons fehlerhaft ars casus similis. Íole, wie er sie sah, als er erobert die Stadt. So nahm Bacchus dich, du verlassenes Mädchen von Gnossus,V. 157 f. S. oben I, 527 ff. Auf in den Wagen, indeß schrieen die Sátyrn Juchhei. O wie ist willfährig Natur für euere Schönheit, Da ausgleichen ihr könnt Mängel auf vielerlei Art. Uns deckt schmählich es ab; und geraubt von den Jahren, entfallen,V. 161 f. Kahlköpfe waren bei den Römischen Männern nicht selten, vielleicht weil sie für gewöhnlich keine Kopfbedeckung trugen, und Perrücken für Männer scheinen nicht bekannt gewesen zu sein. Gleich dem Laub bei des Nords Toben, die Haare dem Kopf. Weiber färben ihr Grau mit Germanischen Kräutern, und beßreV. 163 ff. S. Liebeserg. I, 14, 1. 44 ff. n. Anmerkungen. Mit Germanischen Kräutern, mit dem Mittel, mit welchem die Germanischen Weiber ihre Haare roth oder gelb färben. Ob diese Pomade oder Seife wirklich aus Kräutern zusammengesetzt war, wie der Wortlaut hier besagt, oder ob unter den Kräutern wirksame Stoffe überhaupt zu verstehen sind, läßt sich nicht entscheiden, Martial gebraucht den Ausdruck Schaum (spuma), oder Kugel (pila) von der Form. Farbe verschafft die Kunst, als die natürliche ist. Weiber gehen einher mit dem dichtesten Zopf, der erkauft ist; Und zu eigenem Haar machen sie fremdes für Geld. Offen zu kaufen erröthet man nicht; vor Hercules' AugenV. 167 f. Vor Hercules Augen &c, d. h. vor dem Tempel des Hercules und der Musen. S. Festkal. VI, 800 ff. Um die Tempel waren sehr gewöhnlich Verkaufsplätze, Buden &c. – Für rubor findet sich die gewöhnliche Variante pudor auch hier. Dann geben viele Quellen venisse für emisse, wahrscheinlich von dem folgenden venire veranlaßt. Zwei Hdschrften ziehen palam, dem Sinne nach gleich passend, zum folgenden Satze. Und vor der Jungfraun Chor sehn wir den Handel geschehn. Was erwähn' ich die Kleidung? Da fehlt es weder an Spitzen,V. 169. Spitzen haben wir übersetzt weniger der eigentlichen Bedeutung des Wortes, als der Art der Anwendung und dem Werthe entsprechend, ohne jedoch vollkommen diejenige Vorstellung ausdrücken zu können, die der Römische Leser damit verband. Das Lateinische Wort (segmentum) heißt eigentlich ein Schnitt, ein abgeschnittenes Stück. Frauenkleider nun wurden an den Säumen, dann auch an der Schleppe (s. zu Liebeserg. III, I3, 23) überhaupt mit Goldplättchen besetzt, und diese hießen vorzugsweise Schnitte oder Schnittchen. Man verband also mit dem Worte die Vorstellung, daß sie aus Gold und werthvoll waren. Dem Wortlaute, der Anwendung und dem Werthe nach sind unsere Spitzen sehr ähnlich. – Gem. Lsrten de Tyrio und rubet. Noch an Wolle, getaucht doppelt in Tyrisches Roth. |