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Sechzehntes Kapitel.

Phosphor, Kalium und andere Elemente.

Von den anderen Elementen, welche für die Pflanzen in Betracht kommen, ist ferner der Phosphor von größerer Bedeutung. Er spielt eine ähnliche Rolle wie der Stickstoff, das heißt: er ist kein eigentlicher Energieträger, wohl aber ein wesentlicher Bestandteil solcher Verbindungen, an denen besondere Arten der Lebenstätigkeit haften.

Der Phosphor als Element ist wenigstens halbwegs den meisten aus der Zeit der Phosphorzündhölzchen bekannt. Gegenwärtig gehört diese Zeit bereits der Vergangenheit an, weil der freie Phosphor für den menschlichen Körper ein heftiges Gift ist und daher durch deutsches Reichsgesetz die Anwendung des Phosphors für Zündhölzchen verbaten ist. Aber den meisten werden die Phosphorzündhölzchen noch in der Erinnerung sein und es wird ihnen in der Erinnerung sein, daß beim Naßwerden der Köpfe ein eigentümlicher Nebel mit charakteristischem Geruch entstand und daß, im Dunkel die naßgewordenen Köpfe leuchteten. Das sind die Eigenschaften des elementaren Phosphors. Er sieht in reinem Zustande etwa wie Wachs aus und hat die Eigenschaft, sich ziemlich schnell mit dem Sauerstoff der Luft zu verbinden, wobei das eben erwähnte Leuchten eintritt und die Verbrennungsprodukte des Phosphors in Gestalt eines Nebels die oxydierte Oberfläche umhüllen.

Ähnlich wie beim Kohlenstoff kennt man auch beim Phosphor noch andere Formen, insbesondere eine rote Form, welche sich nicht freiwillig an der Luft oxydiert und welche in den Reibflächen der schwedischen Zündhölzchen enthalten ist. Der freie Phosphor kommt in der Natur nicht vor und wir begnügen uns deshalb mit diesen kurzen Angaben über seine Eigenschaften.

Die chemische Verbindung des Phosphors, die in der Natur vorkommt und die auch in den Pflanzen und Tieren eine wichtige Rolle spielt, ist die Phosphorsäure mit ihren Salzen, den Phosphaten. Von dem Stickstoff unterscheidet sich der Phosphor in bezug auf den Pflanzenkörper insofern, als er in recht geringerer Menge der Pflanze nötig ist. Es genügen also wesentlich kleinere Quantitäten des Phosphors, um den Bedarf der Pflanze zu decken, und daher spielen die phosphorhaltigen Düngemittel nicht ganz die Rolle, wie die stickstoffhaltigen. Doch pflegt auch der gewöhnliche Acker-, Wiesen- und Waldboden bedeutend weniger Phosphate zu enthalten, als für das Maximum an Pflanzenproduktion auf ihm erforderlich wäre, und so ist die Zuführung von Phosphaten für die Gewinnung eines reichlichen Pflanzenwuchses, mit anderen Worten als künstliches Düngemittel, ebenfalls eine vorteilhafte Unternehmung des Landmanns.

Die hierfür erforderlichen Phosphate werden teils in der Natur als Überreste früherer organischer Wesen gefunden, teils werden sie bei anderen Prozessen der technischen Chemie erhalten,

Hier ist insbesondere die Gewinnung von Phosphaten aus phosphorhaltigem Eisen zu nennen. Beim Erschmelzen des Eisens aus Erz, in welchem Spuren von Phosphaten vorkommen, pflegt sich der Phosphor im Eisen zu sammeln und wird dort sehr ungern gesehen, weil er die Eigenschaften des Eisens sehr bedeutend verschlechtert. Früher wurden solche phosphorhaltige Erze zur Herstellung guten Eisens ausgeschlossen oder konnten nur für besondere Arten Gußeisen gebraucht werden, während sie doch in der Natur außerordentlich reichlich vorkommen und zur Verwertung dringend einladen.

Gegenwärtig hat man gelernt, durch besondere Behandlung das phosphorhaltige Eisen zu entphosphoren, während gleichzeitig der Phosphor in Gestalt von Phosphat in die dabei entstehende Schlacke geht. Von dem Techniker Thomas, der dieses Verfahren erfunden hat, heißt diese phosphorhaltige Schlacke Thomasschlacke und sie bildet einen sehr wichtigen Bestandteil der künstlichen Düngemittel, welche zu der Entwicklung der gegenwärtigen Landwirtschaft so viel beigetragen haben.

Auch dieses Beispiel ist lehrreich als das einer rationellen Entwicklung der chemischen Industrie. Dadurch, daß man den Phosphor dem Eisen entzieht, da wo er nur schädlich wirkt, und das entstandene Nebenprodukt, die Thomasschlacke der Landwirtschaft zuführt, welche ein Bedürfnis nach Phosphor hat, ist beiden Teilen geholfen und das Element, welches auf der einen Seite ein Schädling war, erweist sich auf der anderen Seite als ein großer und nützlicher Segenbringer für die wichtigste Industrie der Menschheit, für die Herstellung der menschlichen Nahrungsmittel.

Ein weiteres Element, das ebenfalls als künstliches Düngemittel eine große Rolle spielt, ist das Kalium. Es kämmt in der Natur niemals in freiem Zustand vor und wir haben deshalb auch kein Interesse daran, es in diesem Zustande kennen zu lernen. Es erscheint in der Natur immer in Gestalt von Verbindungen mit anderen Elementen, namentlich mit Chlor, und diese Verbindung von Kalium und Chlor, die man Chlorkalium nennt, ist ein Stoff, der gewöhnlichem Kochsalz sehr ähnlich sieht, nämlich ein weißes, in Wasser lösliches Salz. In den Acker- und den Wiesenböden kommen Kalium-Verbindungen verhältnismäßig reichlicher vor, als Stickstoff und Phosphor. Indessen ist das Kalium dort meist nicht so leicht zugänglich, daß die Pflanzen aus dem Boden soviel entnehmen könnten, als sie für eine besonders günstige Entwicklung brauchen. Man bringt deshalb auch das Kalium in Gestalt von Chlorkalium oder anderen Verbindungen vorteilhaft auf den Ackerboden, um ein reichlicheres Wachstum zu erzielen.

Hier liegen nun die Sachen so, daß bisher auf der ganzen Erdoberfläche nur ein einziger Punkt oder vielmehr ein einziges Gebiet gefunden worden ist, wo Kaliumverbindungen sehr reichlich anzutreffen sind. Dieses Gebiet ist die norddeutsche Tiefebene, in welcher sich außerordentlich ausgedehnte Kochsalzablagerungen finden, die von kaliumhaltigen Salzen überdeckt sind. Früher hatte man diese kaliumhaltigen Salze als schädlich oder unbequem angesehen, da man sie forträumen mußte, um zu den Kochsalzlagern zu gelangen. Daher sind sie mit dem Namen der Abraumsalze versehen worden. Erst später kam ein technischer Chemiker namens Francke auf den Gedanken, daß hier eine außerordentlich wertvolle Quelle eines künstlichen kalihaltigen Düngemittels vorliegt, und seitdem ist die Kaliindustrie in diesem Teile Deutschlands zu einer großen Quelle des nationalen Wohlstandes geworden. Ähnlich wie das Petroleum, das in früherer Zeit ausschließlich in Amerika gefunden wurde und eine Quelle des amerikanischen Wohlstandes bildete, können wir in Deutschland das Kalium als einen nationalen Schatz ansehen. Alles Suchen und Forschen in den übrigen Erdteilen hat bisher noch nicht dazu geführt, ähnliche Lager von Kaliumsalzen zu entdecken, wie sie in Deutschland in außerordentlich großer Ausdehnung vorkommen. Und in dem Maße, als sich künftig die Verbesserung und Steigerung der Landwirtschaft ausdehnen wird, in dem Maße, als künstliche Düngemittel mehr und mehr eine selbstverständliche Notwendigkeit für den Betrieb der Landwirtschaft werden, ebenso wie die Steinkohle eine selbstverständliche Notwendigkeit für den Betrieb der Industrie ist, in dem Maße wird sich auch diese Monopolstellung Deutschlands weiter und weiter entwickeln und immer bedeutungsvoller werden. Es ist eine höchst wichtige Angelegenheit der deutschen Regierung, rechtzeitig die Verfügung über diese einzigartigen Schätze der privaten freihändigen Verwendung zu entziehen und sie im Sinne eines Nutzens der Gesamtnation zu verwalten. Schon hat man von amerikanischer Seite mit einigen Erfolgen versucht, die Hand auf diese deutschen Schätze zu legen und die Möglichkeit einer Monopolisierung, wie sie Amerika mit dem Petroleum lange Zeit erreicht hatte, für das deutsche Kali auszuschalten. Hoffentlich sind die maßgebenden Stellen in Deutschland fähig, die ganz außerordentliche Wichtigkeit der Sachlage zu erkennen, und bereit, alles Mögliche und Erforderliche zu tun, um dieses nationale Gut der Nation zu erhalten.

Von den übrigen in den Pflanzen vorkommenden Elementen, insbesondere dem Schwefel, dem Eisen, dem Kalzium, Silizium und einigen anderen, ist in bezug auf unsern Hauptgegenstand sehr wenig zu sagen. Auch sie machen einen Kreislauf derart durch, daß, sie aus dem Boden in den Pflanzenkörper übertragen werden und dann bei der weiteren Verwertung dieser Pflanzenkörper als Nahrungsmittel und Brennmaterial usw. wieder in den Boden zurückgelangen können. Sie sind aber in so großer Menge auf der Erdoberfläche vorhanden, daß keine besondere Notwendigkeit für einen Kreisprozeß, wie wir ihn beim Kohlenstoff insbesondere und auch beim Stickstoff kennen gelernt haben, für diese Elemente vorliegt. Auch in dem Falle, daß, von dem seitens der Pflanzen aufgenommenen Schwefel oder Eisen oder Kalzium gar nichts wieder in den Boden zurückgeht, also diese Mengen vollständig von dem Kreislauf ausgeschaltet würden, hätte man doch keine erhebliche Verarmung der Erdoberfläche an diesen Elementen zu befürchten und infolgedessen ist auch keinerlei besonderer Vorteil davon zu erwarten, daß man diese Elemente in den Ackerboden wieder zurückbringt, einzelne besondere Fälle ausgenommen, wo es ganz und gar an dem einen oder anderen dieser Elemente fehlt. Als Energieträger kommen diese Elemente gar nicht in Betracht, was schon mit ihrer ganz geringen Menge zusammenhängt, und so können wir die Betrachtung dieser Stoffgruppe abschließen.

 


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