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Schluß

Von dem Gedränge der Menschen und den brennenden Lichtern ist es im Gerichtssaal sehr heiß geworden. Eine dumpfe Müdigkeit, die Folge der langen Verhandlungen und der vorgerückten Stunde, lastet in der Luft. Endlich wird die verschlossene und durch Posten bewachte Tür geöffnet. Mit dumpfem Gemurmel erhebt sich das Publikum von seinen Plätzen. Auch die Angeklagten erheben sich in ihrer Bank. In langer Reihe verlassen die Geschworenen den Beratungssaal.

In feierlicher Haltung verliest einer von ihnen laut und deutlich vier Fragen, von denen jede an einen der Angeklagten gerichtet ist. Nur mit einem kurzen »Schuldig« oder »Unschuldig« sollen diese Fragen beantwortet werden.

Viermal ertönt in der herrschenden Stille des reich erleuchteten und mit Menschen gefüllten Saales das Wort »schuldig«.

Nach einer kurzen Pause verliest ein anderer laut das gefällte Urteil:

»Peter, Stefan, Simon und Klemens Dziurdzia werden zum Verlust aller menschlichen und bürgerlichen Rechte, zu zehn Jahren schwerer Arbeit in den Gruben und zu lebenslänglicher Verbannung nach Sibirien verurteilt.«

Die Verurteilten lauschen und lauschen. Die Stimme, die das Urteil sprach, ist verstummt … Es ist geschehen … über das kreideweiße Gesicht Peters rollen die Tränen, eine nach der andern, ruhig und schwer. Langsam hebt der Mann die Hände und faltet sie über der Brust zusammen.

»Herr im Himmel, Herr der Erde, Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden!« sagt er laut und deutlich. Dann richtet er seine Blicke nach oben.

Stefan bleibt völlig unbeweglich. Nur in sein mit tausend Fältchen durchfurchtes Gesicht steigt eine blutige Röte, und aus seinen Augen schießt ein verzweifelter und zugleich gefährlicher Blitz.

Simon bleibt so, wie er sonst immer war: mit hängenden Armen, offenem Munde, naßtriefenden Augen und sturem Blick. Es könnte scheinen, daß ihm alles auf dieser Welt schon gleichgültig geworden ist oder daß er gar nicht verstanden hat, wie von nun an seine Zukunft sein soll.

Doch hinter diesem Säufer und Dummkopf erheben sich zwei junge und starke Arme, und zwei Hände, die durch Arbeit noch nicht hart und schwarz geworden sind, greifen krampfhaft in die Fülle der flachsblonden Haare. Klemens ergreift seinen Schopf mit beiden Fäusten und schluchzt laut auf …

Dann verlassen sie einzeln die Anklagebank, und langsam, mit schweren Schritten, treten sie durch die niedrige Tür, die sich vor ihnen geöffnet hat und durch die man einen Seitengang des Gebäudes sehen kann, der mit seiner Dunkelheit schwarz von der grellen Beleuchtung des Saales absticht; hinter dem letzten von ihnen verschwinden zwei bewaffnete Soldaten, die den Abschluß bilden. Langsam und geräuschlos schließt sich die niedrige Tür.

 


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