Richard Nordhausen
Das Gespenst
Richard Nordhausen

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II.

Konrad Lasser hatte seine Arbeiter richtig eingeschätzt – die Streikbewegung, durch mancherlei Umstände geschürt und von einem tatkräftigen Führer geleitet, war in vollstem Gange. Die Nachgiebigkeit und Gewandtheit Martiensens, der eine Konrad ganz unerklärliche Furcht vor dem Ausstand an den Tag legte, hatte zwar besänftigend gewirkt und zur Anknüpfung langwieriger Unterhandlungen geführt; da aber Lasser trotz des dringenden Rates seines Schwiegersohnes keinen Schritt breit zurückweichen wollte und die Unzufriedenen ebenso hartnäckig auf ihren Forderungen bestanden, ließ sich endlich der Ausbruch des Lohnstreites nicht länger beschwören. Auch heut abend war von Kowalski, dem Leiter der Bewegung, eine öffentliche Versammlung aller Arbeiter der Lasserschen Werke einberufen, wozu man auch die beiden Chefs der Firma geladen hatte. Konrad lachte laut auf, als er das Schreiben empfing, und spottete dann in seiner hochmütigen Art über die Keckheit der Leute; Heinrich Martiensen aber erklärte bestimmt, die Verantwortung für den Kampf nicht tragen und jedenfalls sein Bestes tun zu wollen, ihm vorzubeugen. Es kam zu einem ziemlich erregten Wortwechsel zwischen den beiden Teilhabern, Heinrich, der sich sonst dem Älteren in jeder Beziehung beugte und nach seinen Wünschen handelte, blieb diesmal seltsamerweise fest und setzte seine Absicht, die Versammlung zu besuchen, durch.

Es war elf Uhr vorüber. Martiensen erwartend, saßen Konrad Lasser und seine Tochter auf der Veranda. Die junge Frau hatte sich über die Brüstung geneigt und horchte in die menschenleere Straße hinaus.

»Heinrich bleibt aber wirklich lange, Papa,« sagte sie, sich halb zu dem alten Herrn herumwendend, der nun auch rastlos hin und her wanderte und vor lauter Nervosität noch nicht dazu gekommen war, das Abendblatt zu Ende zu lesen. Viermal hatte er es in die Hand genommen und ebensooft wieder mißmutig auf den Tisch geworfen. So sehr er sich auch bemühte, seine Unruhe zu verbergen und Gleichgültigkeit zu heucheln, es gelang ihm schlecht; selbst er sah nun dem Ausgang des Turniers mit Spannung und Erregung entgegen.

»Es wird heiß hergehen, Mieze,« sagte er nach einer Weile. »Dieser Kowalski hat die Leute ganz in den Händen – und er soll ein brillanter Redner sein. Wie alle, die von nichts etwas verstehen und deshalb, statt vom Handwerk, vom Mundwerk leben. Na, vielleicht bringt unser schüchterner Heinrich die brüllenden Löwen zur Vernunft. Ich glaub's zwar nicht. Daß er überhaupt hingegangen ist, paß mal auf, das macht die Kerle nur übermütig.«

»Sie werden ihm doch nichts Böses tun?« fragte Marianne zerstreut und trat ins Zimmer zurück.

»Keine Ahnung. Dafür ist ja Polizei im Saale. Und seine Courage muß ihnen gefallen. So etwas kommt ja nicht alle Tage vor. Sage mal, Mieze – wundert's dich nicht auch, daß Heinrich auf einmal so tapfer ins Zeug geht? Ich versteh's nicht. Hat er dir gegenüber nichts geäußert?«

»Nein, Papa.«

»Na, meinetwegen. Und schließlich, wenn die Kerle durchaus hungern wollen, in Gottes Namen. Wir halten's aus. Uns pressiert es nicht so. Mach doch einmal Heinrich den Standpunkt klar, mir gelingt es nicht. Ich begreife ihn gar nicht – wie kann man denn gleich das Schlimmste fürchten, wenn nun wirklich ein paar Tage lang nicht alle Maschinen gehen. Dich hat er übrigens mit seiner Nervosität angesteckt.«

»Mich?«

»Ja. Leugne es nicht. Du bist ganz anders, seit einiger Zeit. Es wird hier furchtbar ungemütlich im Hause, finde ich. Ich habe dafür ein sehr feines Gefühl.«

»Aber Papa!« lachte Marianne. »Ich schwöre es dir, mir ist euer Arbeiterausstand so ungeheuer gleichgültig –«

»So? Dann ist es etwas anderes, das dich so seltsam macht. Mir gegenüber, ihm gegenüber. Ich habe dich genau beobachtet, du! Und Mieze, es kommt mir manchmal vor – ja, warum sollt' ich nicht offen sein gegen mein Kind –«

»Gewiß, Papa!« bat sie, indes ein seltsames Jucken ihre Mundwinkel umflog.

»Nun, siehst du, ich scheine mir manchmal hier verdammt überflüssig. Es ist ja auch kein Wunder. Zwei junge Leute wie ihr und ein so alter Graukopf, das harmoniert nicht auf die Dauer. Nein, rede nichts dagegen. Ich möchte kein Störenfried sein. Ich –«

»Liebster Papa! Hast du über mich zu klagen, so ... Ach ich weiß ja, ich bin nicht wie früher. Es ist etwas mit mir vorgegangen – ich weiß es selbst nicht.« Sie brach in Tränen aus und näherte sich dem Vater, der sie an sich zog und sie auf die Stirn küßte. »Papa, nicht wahr, es geht allen jungen Frauen so, wenn ...«

»Natürlich, natürlich!« beruhigte er sie. »Aber eben deshalb! Weißt du, so junge Ehen vertragen wirklich keinen dritten. Und darum hab' ich in den letzten Tagen, wo du ... na, Gott, es ist ja nichts dabei, aber du warst wirklich ein bißchen unfreundlich gegen mich, und vor allem gegen den guten Heinrich ... Sieh mal, er hat jetzt so schwer zu tragen, mach's ihm nicht noch drückender! – Kurz und gut, ich bin fest entschlossen, euch allein miteinander auskommen zu lassen.«

»Du willst von uns ziehen, Papa?« fragte sie ganz, entsetzt. »Nein, nein, das ertrag' ich nicht, gerade jetzt nicht. Ich fürchte mich so sehr. Mir ist, als müßte jeden Tag –!« Sie stockte und überlegte, ob sie dem Vater endlich offenbaren sollte, was sie auf jener Fahrt durch die Frühlingsnacht so tief, bis ins innerste Herz erschreckt hatte. Und sie entschied sich wieder dafür, das Geheimnis zu bewahren. »Nein, zieh nicht von uns fort, Papa.«

»Kleine Närrin du! Furcht? Vor wem denn? Lächerlich.« »Vater –ich weiß nicht – aber wenn Reinhold ...« Nun war es heraus. Sie wandte sich totenbleich zur Seite.

Der Fabrikant kniff die Lippen zusammen und sagte kein Wort. Es ward still im Raume, totenstill. Man hörte den Abendwind mit den Blättern des wilden Weines spielen, der den Balkon umrankte, hörte das leise Aufschlagen der Gardinen.

»Du meinst, er ist wieder in Berlin?« flüsterte Lasser endlich.

»Ich weiß nicht –«

»Und wenn schon!« rief der Fabrikant mit starker Stimme. »Er mag sich vor uns fürchten, nicht wir vor ihm. Kommt er aber trotzdem wieder, so – nun, so werde ich nicht vergessen, daß er das einzige Kind meines Bruders ist. Ich will ihn unterstützen, gewiß. – Ich weiß ganz gut, du bildest dir ein, ich hass' ihn – aber das ist albern. Aus Berlin freilich muß er fort. Muß er. Ich habe so 'ne Ahnung, Mieze, als könnt' er jeden Tag vor uns hintreten. Es ist zu – zu kurios. Wenn man jemanden wer weiß wo glaubt, in einer ganz anderen Welt – gerade wie bei einem Toten – und plötzlich merkt man, daß er doch noch da ist... Man sieht ihn nicht, aber man fühlt ihn.«

»Was du für Phantasien hast, Papa! Gerade wie Heinrich neulich im Tiergarten.«

»Du hast mich erst auf die Gedanken gebracht, Mieze. Ich fand vorgestern eine Photographie von ihm auf deinem Zimmer. Du weißt, ich ... ich vertrag' das nicht. Ich hab' es dir damals streng verboten, und du hast doch welche behalten.«

»Du hast mir gar nichts zu verbieten, Vater, nichts!« sagte sie sehr entschlossen und mit blitzenden Augen.

Er schwieg wieder und betrachtete seine ringgeschmückten Hände. »Ich habe es deinetwegen verboten, Kind!« preßte er dann hervor. »Laß die Toten ihre Toten begraben. Du machst dich und mich krank, wenn du immer wieder Erinnerungen weckst – zwecklose und quälende Erinnerungen ... ja. Und was ich dir sagen wollte. Ich werde wieder heiraten.«

»Du?«

»Sehr bald sogar. Mit Heinrich hab' ich bereits gesprochen. Es ist besser für uns alle. Ich werde Fräulein Minden heiraten.«

»Also doch. Doch die Schauspielerin.«

»Ja. Es tut mir leid, daß sie dir nicht gefällt.«

»O bitte, ganz im Gegenteil. Und meinen herzlichsten Glückwunsch, Papa. Es hat freilich lange genug gedauert.«

»Es war mancherlei zu überwinden, mancherlei, wovon ich nicht mit dir sprechen kann, was aber wesentlich dazu beitrug, meine Laune in der letzten Zeit zu verschlechtern. Gott sei Dank, daß es überstanden ist. Ich habe jetzt Garantien – hm – überzeugt hab' ich mich, daß gewisse hämische Klatschereien auf gröbster Unwahrheit beruhen.«

»O, das freut mich.«

»Das freut dich! Nun, ich habe einen schweren Kampf gekämpft. Aber –« seine Stimme senkte sich etwas, und er vermied Mariannens Blicke – »ich liebe sie. Ich glaube zuversichtlich, daß mir an ihrer Seite ein neues, glückliches Leben beschert ist, trotz alledem. Und darum hab' ich vergessen, was zwischen uns lag – vollkommen vergessen.«

Sie verstand ihn; jede Silbe, jeden Ton verstand sie. Aber es bereitete ihr unsägliches Vergnügen, nun auch aus seinem Munde zu hören, was sie längst auf Umwegen erfahren hatte. »Ja, Papa – willst du nicht ganz offen gegen mich sein. Ich verstehe dich sehr schwer.« »Hm.« Er nahm die Zeitung in die Hand und zerknüllte sie. »Erfahren wirst du's doch, und es ist ja nichts, dessen ich mich zu schämen brauchte. Vielmehr er. Du verstehst. Der – der Amerikaner.«

»Reinhold?«

»Ja, ja, unser lieber, teurer Reinhold.« Er sah sie mißtrauisch an. »Wenn du's also wirklich noch nicht weißt ... Ich kenne Fräulein Minden schon an die sieben Jahre. Ich dachte vom ersten Augenblick daran, sie in mein Haus zu führen. Ich habe sie sehr, sehr geliebt. Und ich durfte hoffen – ich hatte alle Veranlassung zu dem Glauben, daß ich ihr nicht gleichgültig war. Nun, und ... na, ich zauderte eine Weile, dir eine Stiefmutter ins Haus zu bringen. –«

»Unsinn, Papa. Danach hättest du gerade gefragt. Aber erzähle weiter.«

»Und siehst du, da wollte es der Zufall, daß – daß er mich in ihrer Gesellschaft traf. Ich mußte ihn mit ihr bekannt machen, und das Weitere – das weißt du vielleicht besser als ich.«

»Sie verkehrten miteinander?«

»Ja, ja. Aber sie hat mir gestern wieder mit den heiligsten Eiden beteuert, daß es ihrerseits nur ein lustiger Spaß gewesen sei – daß sie ihm nie erlaubt habe, diese Grenzen auch nur im geringsten zu überschreiten. Nun – das gab den Ausschlag für mich.«

Marianne lachte höhnisch. »Nun – und das glaubst du?«

»Warum sollte ich es nicht glauben? Was war denn Liebenswertes an dem unreifen, überspannten Burschen? Unverzeihlich fand ich nur, daß Thessa sich so intim mit ihm einließ, ihre Stellung zu mir ganz vergaß, sogar Geschenke von ihm annahm –«

»Und ihn zugrunde richtete.«

»Ach, keine Idee. Keine Idee. Wer weiß, wo und mit wem er damals die Gelder durchgebracht hat – mit Fräulein Minden jedenfalls nicht. Sie stellt es ganz entschieden in Abrede. Was er ihr geschenkt hat, ist eigentlich nicht der Rede wert – ich habe mich davon überzeugt. Und Fräulein Minden beklagt ihre Verirrung, wie sie's nennt, heute aufs tiefste. Sie –«

»Ja, sie ist alt geworden, Papa, und braucht Versorgung.«

»Marianne!« Der Fabrikant reckte seine imposante Gestalt hoch empor. »Du sprichst von meiner Braut!«

»Pardon – du sprichst von ihr. Du hast die Unterhaltung eröffnet. Mir – mir liegt jede Neugier und jedes Interesse an den Gefühlen dieser Dame fern, und ihre Aussagen sind mir – mindestens – höchst gleichgültig.«

»Hätte ich geahnt, daß du dich solcher Wendungen bedienst und von vornherein solche Empfindungen gegen die künftige Frau deines Vaters hegst –«

»Und du willst sie wirklich heiraten – sie, die dich, die Reinhold, die euch beide schmählich betrogen hat – Vater – bist du denn blind?«

»Schweig, sag' ich dir! Schweig!« zischte Lasser, einen Schritt ans sie zutretend. »Meinst du denn, ich könnte mir nicht denken, warum du Fräulein Minden auch heute noch so unbarmherzig anklagst? Hahaha!«

Marianne zitterte am ganzen Leibe, und ihre Hände waren krampfhaft ineinander verschlungen. Sie suchte nach Worten, unkindlichen, beleidigenden, haßerfüllten Worten, die all ihrem Grimm und ihrem Zorn Ausdruck geben sollten, all ihrer wütenden Trauer um ihr verlorenes Leben. Da klangen Schritte im Nebenzimmer, und gleich darauf trat Heinrich mit kurzem Gruße ein. Er hatte offenbar erwartet, daß beide ihm entgegeneilen, ihn mit neugierigen Fragen bestürmen würden; als er sie aber lautlos, mit finsteren Mienen dastehen sah, seufzte er, warf sich in den nächsten Sessel und sagte nur: »Also Streik.«

» Streik!« wiederholte Lasser mechanisch. » Sie hätten sich also alle Mühe sparen können. Es ist gekommen, wie ich sagte. Es war ja auch vorauszusehen.«

»Nichts war vorauszusehen!« gab der andere einigermaßen verletzt zurück. »Ich sage Ihnen, alles ging vortrefflich. Als ich erschien, machten mir alle sehr ehrerbietig Platz. Und dann hob der Tanz an. Erster war Naumann, sprach sehr vernünftig, von seinem Standpunkt aus. Lohnerhöhung und Verkürzung der Arbeitszeit, na ja, sehr ideale Forderungen, aber bei dem schlechten Geschäftsgang! Hernach kam ein kleiner Krächzer an die Reihe, schimpfte mörderlich und wurde von einigen ausgelacht. Ich merkte schon, es war Stimmung für uns da. Dann der alte Kassierer, der Paul, ein sehr verständiger Kerl. Der meinte, mit dem Streikfonds stünde es man so so, und Zuzug wäre schlecht fernzuhalten; man sollte um Gottes willen nicht leichtsinnig vorgehen und erst die Lage genau prüfen. Nach ihm redeten noch mehrere. Was sie zu reden pflegen, von Kapitalismus, Ausbeutung und Notstand. Lauter Dummheiten, aber na, die Kerle hörten's gern und schrien immer wütender Bravo. Endlich kam ich zu Worte. Alles war mäuschenstill. Ich machte ihnen nun klar, daß wir keine Arbeiterschinder wären. Daß wir mit die höchsten Löhne in der Branche zahlen. Das Geschäft gehe jämmerlich schlecht, wie jeder wisse. Wir seien auch gar nicht abgeneigt, im Winter, wenn die Aufträge wieder zahlreicher einliefen und höheren Gewinn ergäben, unter Umständen die Löhne freiwillig aufzubessern. Jetzt, wo wir zum Teil auf Vorrat arbeiteten, gehe es nicht. Ich rechnete ihnen unsere Unkosten aus und unsern Verdienst. Ich glaube, Herr Lasser, ich sprach ganz gut. Sie schrien nicht Bravo, aber sie lärmten und ulkten auch nicht. Ein gutes Zeichen. Und als nun noch der dicke Schulze aus der Tischlerei aufstand und mir recht gab und mehreres von uns erzählte und sagte, die Familienväter würden es sich doch sehr überlegen, ehe sie so leichtsinnig einen Streik vom Zaune brächen – es gäbe wahrhaftig Fabriken, wo ein Streik tausendmal angebrachter sei, und die Arbeiter hielten doch's Maul und seien froh, daß sie nicht zu hungern brauchten, so liege das Geschäft – da stimmte ihm von den Alten die Mehrheit zu. Nur die ganz Grünen, die blökten. Der Polizeileutnant, neben dem ich stand, sagte mir: rsaquo;Es geht gut – Sie gewinnen – kenne das!rlsaquo; Und da auf einmal, was soll ich euch erzählen, ist plötzlich ein Kerl aufs Podium geklettert, ein ganz verwahrlostes, ruppiges Subjekt, der Kowalski – ich muß die Galgenphysiognomie schon mal irgendwo gesehen haben – und läßt einen Speech los – zum Davonlaufen. Alles war paff. Gelernt muß der Bursche was haben, und er wußt' es von sich zu geben, das will ich nicht bestreiten. Verständige Leute hätten ja über den Blödsinn gelacht. Aber unsere Arbeiter – unsere Arbeiter! Sind ja völlig unreif. Der Kowalski, das ist der richtige Hetzer und Aufwühler. Der redete nun eine halbe Stunde lang mit dem Organ von vierzig Bären, und Worte gebrauchte er – Worte! Gegen den war nicht aufzukommen. Die Kerle wurden wie toll, rasten und tobten, daß der Saal dröhnte, sie schrien jeden nieder, der ihnen vernünftig zuredete. Mich ließen sie überhaupt nicht mehr sprechen. rsaquo;'s ist besser, Sie gehen,rlsaquo; sagte mir der Polizeionkel. rsaquo;Hier ist doch nichts mehr zu machen. Kenne das.rlsaquo; Und richtig. Der Vorsitzende fragte, ob ich gewillt sei, die Bedingungen der Kommission anzunehmen. rsaquo;Nein,rlsaquo; sagte ich. Da haben sie dann, mit allen gegen fünf Stimmen, den Streik proklamiert.«

Heinrich hatte seinen Bericht unter heftigen Gestikulationen vorgetragen, jetzt erwartete er die teilnehmenden Äußerungen seiner Verwandten. Aber nur Lasser brachte ein »Na, 's wird auch so gehen!« hervor.

»Ihr seid ja merkwürdig heut' abend! Was ist denn wieder passiert?« fragte Martiensen endlich gekränkt. »Die Sache interessiert euch wohl gar nicht? Da hätt' ich mir freilich die Mühe sparen können, Sie hatten ganz recht, Herr Lasser.« Trotzdem begann er von neuem, alle möglichen Einzelheiten aus der Versammlung zu erzählen, und als er genügend von seiner Rede berichtet und geschwärmt hatte, beschäftigte er sich eingehend mit seinem Hauptgegner.

»Weißt du, Mieze,« wandte er sich plötzlich unvermittelt an seine Frau, die gelangweilt dagesessen und nur mühsam ihr Gähnen verborgen hatte, »jetzt fällt mir auch ein, wo ich den Kowalski schon gesehen habe. Jetzt fällt mir's ein. Dienstag nacht, als wir durch die Leipziger Straße fuhren, an den Arbeitern vorbei – ich Esel gab ihm noch ein Fünfgroschenstück –«

»Heinrich!« Das war der Aufschrei einer Nachtwandlerin, die aus ihrem Traumgang erweckte.

»Aber was ist dir denn, Kind? – Sehen Sie doch, Vater – lieber Gott, Mieze ist ohnmächtig geworden!«


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