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Mahnung der Gefallenen

Aus allen Gräbern der gefallenen Brüder
klopft das Gebein herauf: wir liegen wach
und horchen, was ihr treibt. Doch immer müder
wird euer Kampf. Selbst euer Wort klingt schwach.

Habt ihr uns dazu weinend eingegraben,
mit roten Schleifen unsre Gruft geschmückt,
daß unsre Mörder gute Tage haben
und daß die Faust, die uns erschlug, euch drückt?

Wir starben in dem Kampf, den zu gewinnen
wir euch mit unsrem Tode auferlegt.
Ihr schwurt uns Sieg. – Wollt ihr euch noch besinnen,
bis euch das Alter in die Grube fegt?

Kränkt euch nicht mehr das Elend und der Hunger?
Beugt ihr euch wieder willig unters Joch?
Schläft euer Geist? Und warum reißt kein junger,
kein starker Arm ihn zur Empörung hoch?

Genossen, schämt euch. Ihr seid klug geworden.
Wir kämpften. Ihr bedenkt, erwägt, bemeßt.
Die Feinde knechten euch; sie strafen, morden –
ihr unterhandelt, ihr erhebt Protest!

Ihr sitzt am selben Tisch mit ihresgleichen
und feilscht im Rat. – Sie handeln, ihr stimmt ab.
Sie bringen Jahr für Jahr uns frische Leichen; –
ihr bringt uns jährlich frisches Grün ans Grab. –

Die Waffen mögt ihr, nicht Protest erheben!
Dem Volke dient – euch selbst – doch nicht dem Staat!
Nicht kluger Vorsicht – weiht dem Kampf das Leben!
Statt weicher Eide leistet harte Tat! ...

Wir Toten liegen wach, doch ihr treibt Possen.
Erfüllt, was unser Tod von euch begehrt!
Erkämpfet uns die ewige Ruh, Genossen!
Rächt uns! Befreit die Welt! Heraus das Schwert!


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