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Die Pfeife

Wusch ich mich schon vor einem Jahr
zum letzten Mal mit Seife,
so ward jetzt auch der Tabak rar.
Schwarz gähnt das Maul der Pfeife.

Ein kalter Ruch – Erinnerungswahn –
entdünstet trüb dem Rachen.
Die taubste Nuß, der hohlste Zahn
kann nicht so traurig machen.

Der Tabakbeutel schlaff und leer
rutscht grämlich durch die Hände.
Kein lustig blaues Wölkchen mehr
belebt die kahlen Wände.

Wo ist der Qualm, der mir im Raum
die fade Luft gesäuert,
der mich umwirkt mit süßem Traum,
den Genius mir befeuert?

Wo ist das braune Zauberkraut,
das alle Grillen bannte?
Verbraucht, verschmaucht, verraucht, verdaut –
dahin ins Unbekannte! ...

Da liegt er nun, der Pfeifenkopf,
ein Anblick zum Erbarmen,
und wartet, daß ihn jemand stopf.
Es hilft dir nichts, dir Armen.

So ging's dem Vaterlande auch.
Jetzt habt ihr die Erfahrung:
Erst hochgepafft den dicken Rauch,
und nachher fehlt's an Nahrung.

Die Seife schmolz dahin zu Schaum;
jetzt wäscht man sich mit Speichel
und raucht das Laub vom Lindenbaum
mit kleingeriebener Eichel.

Vertan, verpulvert, aufgezehrt,
was unser war alltäglich. –
Lieb Vaterland, jetzt heißt's: entbehrt! –
Der Rest ist arm und kläglich.

Wie viele Wochen, Tage noch
hält sich der Rest im Sacke?
Schon sickert er durchs Hungerloch
gleich meinem Rauchtabake ...

Was ward aus dir, lieb Vaterland?
Des eigenen Ruhms Attrappe,
ein ausgeblasenes Ei im Sand,
ein Siegesaar aus Pappe.

Herausgesogen bis zum Grund
der letzte Lebenstropfen –
ein leergebrannter Pfeifenschlund –
und nichts mehr nachzustopfen.


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