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Klar steigt empor der Morgenschein,
Um über'm grünen Golf zu schweben,
Beleuchtend Bahrins Palmenhain,
Und Kischma's ambraduft'ge Reben.
Frisch haucht Arabiens Uferland,
Und Duft, aus Indiens Meer entwandt,
Umspielt Selama's heil'ges Cap,
Und seiner sonn'gen Meerfluth Glänzen,
Die Frucht und Traub' oft zieht hinab,
Sammt manchen schöngeflochtnen Kränzen;
Weil frommer Seemann auf der Fahrt
Das Küstenopfer nimmer spart,
Daß er die Geister hülfreich finde
Zu klarer Luft und günst'gem Winde!
Die Nachtigall senkt ihr Gefieder
Nun von den hohen Bäumen nieder,
Wo nächtig unbelauscht sie sang;
Sie birgt sich vor dem Morgenstern
In der Granaten Duftumfang,
Umweht von junger Wolken Schwinge,
Vom Thau, den Himmelshauch erweckte,
So rein, daß er dem Sultanherr'n
Wohl die polirte Krönungsklinge,
Ob sie besprühn'd, doch nicht befleckte!
Und sieh! – die Sonne steigt von den Hügeln
Des Ostens rein auf Glorienflügeln!
Lichtengel! Der zu jener Zeit,
Wo sich dies Sternenchor gereiht,
In seines Meisters Feuerpfad
Zuerst vor all den Andern trat!
Wohin die Jahr', o Himmelszier,
Als Iran Deinen Flammenwegen
Sich, gleich den Blumen, wandt' entgegen? –
Als von dem Strand des Bendemir
Bis zu dem Nußhain Samarkands
Weit flammte Deiner Tempel Glanz?
Wo sind sie? Auf Kadessia's Plan
Magst du die blut'gen Schatten fragen,
Die vor der Welteroberer Bahn
Zerbrechen Irans Krone sahn,
Und Glaub' und Recht in Ketten schlagen! –
Frag' jenen Armen fernverbannt,
Ganz ungeliebt, ganz ungekannt,
Jenseit von Kaspiens Eisenpforte,
Fern an der Mossianberge Schnee, –
Fern seiner heimathlichen Orte
Jasminenlaub' und sonn'gem See! –
Doch glücklicher noch so verbannt,
Als im geliebten Vaterland
Das fremde Macht mit Fesseln band! –
O lieber streift er ruhelos,
Wo Freyheit und sein Gott ihm winken,
Als in der sanften Heimath Schooß
Vor fremde Götzen hinzusinken.
Ist Irans Stolz entflohn für immer?
Todt, gleich der Flamm' auf Mithra's Heerd?
Nein, Männer gib'ts noch, dienend nimmer
Dem Feind, so lang' noch Licht bescheert
Die Sonn' und Erd' ein Grab gewährt!
Ja, rasche Geister sind noch wach,
Für Unrecht zahlend Klingenschlag;
Manch Herz auch gibt's, drin Rachesaaten
Langsam, doch stark aufgehn zu Thaten,
Bis es, ob scheinbar Friede lacht,
Gleich Zeilan's Riesenpalme kracht,
Wenn ihre Blüth' im Donnerschüttern
Losbricht, daß rings die Wälder zittern!
Ja, Emir, er, der Deinen Thurm
Erklomm, – hätt' er Dich dort erreicht,
Du wüßtest, ob vor Ghebernsturm
Wohl ein Tyrannenhaupt sich neigt; –
Er ist nur einer von den Vielen,
Die hassend nach dem Moslem zielen,
Die – wissend, all umsonst sey Kampf,
Und der gesprengten Kette Krampf
Brech' in die Brust ertödtend ein
Deß, der zerbrach den ehrnen Reihn, –
Die doch den grimm'gen Ausgang wagen,
Mag nur nach langen Drängungstagen
Ihr Herz verblutend frey noch schlagen!
Du kennst sie! – Wen'ge Monden sind's,
Als mit dem Turbansheer, den Fahnen
Blutfarb, Dein heuchlerischer Prinz,
Dich sandt' auf Meeres Klippenbahnen
Hierher, und eine heil'ge Schaar
Hier, gleich am Port, gesammelt war,
Vom Land – jetzt nennst Du's frevelnd Dein –
Mit Speereslicht Dich fortzudräu'n!
Hier, eh' du halb genaht dem Strand,
Hielt schon Empörung kühn Dir Stand. –
Empörung! Wort, deß Hauch entehrt! –
Wie oftmal schmähtest Du schon Thaten,
Wo heilig kämpfte Zung' und Schwert,
Ob kühngelungen, ob mißrathen!
Manch Herz, das Länder segnen sollte,
Sank welkend unter diesem Ruf,
Das, wenn ein Stündlein anders rollte,
Sich ew'gen Ehrentempel schuf!
Wie Dünst', aus warmer Erd' entrückt,
Wenn Frost alsbald sie niederdrückt,
Wenn sie vergeblich aufwärts streben,
Als dumpfe Nebel nieder schweben; –
Doch wenn Einmal mit lust'gen Schwingen
Sie über Bergesgipfel dringen,
Ziehn sie durch obrer Lüfte Gold
Als Sonnenglorien hoch und hold! –
Doch wer ist's, der, der Freyheit Schwinge
Am grünen See heißt aufwärts ziehn,
Vor dessen Säbels lichter Klinge
Geblendet Yemens Krieger flieh'n?
Wer kommt, umragt von Lanzenspitzen
Der Schaar aus Kerman's Felsensitzen? –
Der Bergschaar, wo noch treu zuletzt
Der Väter Sitten festbestehen, –
Als ob, wie Sonne noch sich letzt
Im Scheideglanz an Irans Höhen,
Auch hoch auf schnee'gem Berg noch immer
Strahlt ihres Dienstes letzter, letzter Schimmer!
'S ist Hafed! – Nahme, dessen Klang
Ein Zauberschrecken rings verbreitet!
Ruf' ihn, und sieh, ob schwach und bang
Der kühnste Arm nicht niedergleitet!
'S ist Hafed! Er – wie Moslems fluchten –
Verruchtester von den Verruchten,
Die je den Sieg der Ghebern suchten!
Er, dessen arge Schreckensmacht
Oft die Arab'sche Lagerwacht
Mit solchen Schauersagen füllt,
Daß jeder Kriegsmann sich verhüllt,
Den Mantel zieh'nd um Aug' und Ohr,
Befürchtend, Hafed steigt' empor!
Ein Mensch, glaubt man, von Grau'ngeberden,
Erzeugt aus Flammengluth und Erden,
Aus dem verhexten Königsstamme,
Deß Helm uralt die Feder schmückt,
Die Greif Simurgh, als Siegesamme,
Für ihn sich aus der Brust gepflückt!
Begabt durch Feuers Zorndämone,
Zu rächen ihre Tempelthrone,
Mit Zauberkraft, vor deren Wuth
Wohl Koran's Licht verlösch' in Blut.
Dies wußten Sagen reich zu melden,
Und warfen dieses Wunderlicht
Auf einen jungen glüh'nden Helden,–
Kühn, aber mehr als sterblich nicht,
Für Vaterland und frommen Heerd
Und Heimath stark in heil'ger Brunst:
Sein einz'ger Talisman sein Schwert,
Und Freyheit seine Zauberkunst! –
Er stammt aus jenem Heldenreigen,
Aus dessen Strombett Nahmen steigen,
Hochweihend all sein edles Blut;
So gilt die kleine Bergesfluth
Des Libanon als heilig rein,
Entquill'nd aus heil'ger Zedern Hain.
Nie bog sein Knie sich zahmerschlafft
Vor Moslems frecher Zwingherrschaft!
Er dessen Herz der Herrlichkeit
Uralten Glanzes war geweiht,
Sein Geist durchflammt von blutigrothen
Siegsglorien vieler edler Todten,
Er, ganz für Irans Pracht erkoren,
In Thrän' und Ketten dort geboren, –
Nicht er vermag die Schaar zu mehren
Der Sclaven, die sich knie'nd entehren,
Wenn Moslem stolz vorüber streicht,
Wie Busch, der sich dem Gifthauch beugt! –
Nein, – zürnend floh er vor dem Höhnen
Der Pracht: des Landes Schmach und Schmerz!
Und jede Zähre, dessen Söhnen
Entpreßt, fiel flammig in sein Herz.
Wie Liebender im Sehnsuchtsdunkeln
Grüßt erster Liebe Hoffnungsblick,
Grüßt' er der ersten Schwerter Funkeln,
Aufglühn'd für Rach und Freyheitsglück!
Doch stemmt umsonst in dunkler Schlacht
Der Kermansjugend blüh'nde Pracht
Sich vor Al Hassans Uebermacht. –
Umsonst in lichter Waffenhelle
Vertheid'gen sie des Reiches Schwelle,
Das er im Frömmlerpomp bedroht; –
Vergebens dämmen sie, schon todt,
Ihm noch die Bahn!– Für jeden Speer
Diesseit, zählt tausend jenes Heer;
Auf jeden Held, das Ufer schützend,
Sieht man Myriaden Knechte blitzend, –
Ein Heer, gottlosen Eifers warm,
Davor hinsank manch' tapfer Arm,
Wie Datteln vor'm Heuschreckenschwarm.
Nun stand – um eine Stunde kaum
Fern von Harmosia's Hafenraum –
Ein Fels, dem Omanstrand entsteigend,
Sich schaurig nach der Fluth hin neigend
Er ragt' als letztes Glied empor
Von jener mächt'gen Bergeskette,
Die sich von Kaspiens Uferrohr
Streckt zu des grünen Seees Bette.
Um seinem Fuß stehn rings im Meer,
Gleich nackten Riesen, Klippen her,
Als hüthe diesen Golf ihr Troß;
Den Gipfel, kühn zum Wolkenschimmer
Aufragend, krönen Tempeltrümmer,
So hoch, daß oft der Abbatros
Im Schlummerflug die Mauern traf,
Und, wild aufstarr'nd aus luft'gem Schlaf,
Sich wundert, daß hier Menschen bauen,
Inmitten seiner wolk'gen Auen!
Tief unten grüßen finstre Schlünde
Graunvoll die Fluth, die vor dem Winde,
Nachtschwärmern gleich, eintost zu ihr; –
Oft heimlich rollt durch dies Revier
Der Finsterniß ein seltsam Flüstern, –
Die Sagen künden viel von düstern,
Unseel'gen Geistern, dort gefangen, –
Kaum wagt's ein Moslem sonder Bangen,
Im Zwielicht sich mit seinem Kahn
Dem öden Ghebernfels zu nahn.
Landwärts trennt von den klipp'gen Thürmen –
Fest wohl selbst vor der Zeiten Stürmen –
Der Menschen Wohnungen zumal
Ein weites, tiefes Zauberthal,
So grundlos, so mit Nacht umwoben, –
Kein Auge je drang da hindurch.
Ein Raum schien's für der Geister Toben,
Die, irr aus ihrem Grab erhoben,
Tanz hielten in der Hölenburg.
Gleich fernen Donnern drang ein Sausen
Herauf, als wie von mächt'ger Fluth.
Nicht Blick, nicht Ohr, weiß, ob das Brausen
Vom Meer kommt, in den nächt'gen Klausen
Gefangen, ob von Feuergluth.
Denn rings stand Klipp' und Felsenhang
Auf unterirdischer Flammen Gang.
Und sind auch längst schon hin die Jahre,
Wo hoch vom luftigen Altare
Die Flamme stieg zum Himmelsport,
Sind Priester längst und Pilger fort,
Die Flamme brennt am selben Ort,
Trotz Glück und Unglück, Noth, Gefahr,
Wie ew'ger Wille störungsbaar,
Tief, unauslöschlich, hell und klar!
Dorthin ist's wo mit kleiner Zahl
Besiegter Helden Hafed zieht
Und spricht: »willkommen schaurig Thal!
Dein Dunkel, selbst dem Eblis Qual,
Ist Himmel dem, der Ketten flieht!«
Auf schmalem, finsterm Brückenpfad,
Kund ihm nur und der Feldherrn Rath,
Ziehn sie zum Fels durch Schwindelgraus.
»Hier,« – ruft er, – »sind wir noch zu Haus!
Hier blutet man, durch Hohneslieder
Des frechen Moslems ungestört!
Hier stirbt man, ohne daß die Glieder
Der Leichen Moslemstritt entehrt.
Hier wetze seinen Schnabel Geyer
An noch nicht kalten Wangen! – Feyer
Und Lust, weil kein Tyrann uns droht
In letzter Qual, wird hier der Tod!«
Bey Nacht kam man zum Felsendamme.
Wild krampfig blitzte da die Flamme,
Die aus zerstörtem Altar brach,
Auf Hafeds Antlitz, als er sprach:
»'S ist aus. – Was Menschenkraft vermag, –
Wir thaten's! Will nun Iran schwach
Zuschaun, wie Held und Priester fallen
Vor sinnlich eitlen Frömmlings Macht,
Der Wollust hebt in Himmelshallen,
Und seinen Gott zum Kuppler macht, –
Will ein Geschlecht von Heldensprossen,
Die Adern – o zu bittrer Harm!
Von Zal's und Rustam's Blut durchflossen, –
Will's fröhnen diesem Neulingsschwarm, –
Von Mithra's altem Strahl sich wenden,
Neumod'schen Tempeln Opfer spenden, –
Woll'n sie vor Irans Feind sich bücken, –
Gut! Laßt sie, – bis des Landes Schrey'n
Zum Himmel dringt, und Knechtschaftsdrücken
Auch selbst dem Feigen wird zur Pein!
Bis die zu lang' verhehlte Schaam
Ihr Herz brennt, und Gewissensgram
Jedwede Thräne, feig versprüht,
Rück in die Seel' als Galle glüht! –
Hier noch gibt's Arme frey von Banden!
Hier Geister, frey von Sclavenschanden; –
Kein Knechts- und kein Satrapen-Fuß
Entweihte je noch diese Stelle!
Sind Wen'ge wir – strömt Lebensfluß
Schon fort aus unsrer Wunden Quelle, –
Zur Rache wohl noch gnügt die Welle.
Wie Pantherthier vom Bergesrunde
Des Libanon in nächt'ger Stunde
Den räuberischen Fremdling faßt,
So fassen wir den schlimmen Gast! –
Und ächzen Feindes kühnste Herzen
Vor Schwertergruß in Todesschmerzen,
Und lischt dann Hoffnungslicht uns aus, –
Hilft selbst nicht mehr Verzweiflungsgraus, –
Laßt hier uns ehrbar'n Tod erwerben!
Der Fels dann lehre künft'ge Erben
Für rettungslose Heimath sterben!« –
Die Feldherrn streckten Schwert an Schwert
Rings zum zerstörten Altarheerd.
Zwar starrten wild umher die Trümmer,
Einst hell von mächt'ger Fürsten Schimmer, –
Längst aus gesunkenen Heiligthumen
Schwand jenes Fest der Frücht' und Blumen,
Durch alter Magier Gastlichkeit
Für lust'ger Geister Schaar geweiht; –
Kein Priester der sich festlich neigt!
Kein Blatt mehr vom Granatenbaume, –
Nicht Sang, nicht Duft, der feyernd steigt, –
Kein Sonnenbild im öden Raume! –
Doch Gott, der ihre Väter hörte,
Hört wie am Heerd um's halbverstörte
Lichtfeuer sich zu kühner That
Vereint der wen'gen Herzen Rath, –
Noch wach in Iran's Graunverderben, –
Hier auf dem Flammenberg zu sterben, –
Die Letzten noch aus echtem Stamme
Vor letzter unzertretner Flamme!
Kühnleidende! – Ihr wußtet's nicht,
Wie mancher Mitleidsthräne Licht
Quillt einem magdlich holdem Feind,
Durch Lieben Euerm Leid vereint! –
Seestill, von Sünd' und Grübeln rein,
Schlief einst ihr Sinn! – Da warf hinein
Die Liebe mächt'gen Talisman,
Daß Wog' an Wog' in Wirbeln rann! –
Einst, Emir, blühte still Dein Kind,
In Schlachtlärms Mitten süß und lind, –
Sanft, wie auf Kampfesebnen sich
Die Lilie Persiens hebt, und glänzet,
Eh blut'ger Regen fürchterlich
Den goldigsüßen Kelch ihr kränzet.
Leichtherz'ges Mädchen, unerschreckt,
Da Himmels Macht den Vater deckt,
Stand sie ob Deinen Blutgeschichten
Achtlos und heiter hoch im Lichten; –
Und wenn den Harem Du entlang
Im Zorne gingst, und Dir entgegen
Ihr Singen holdbeschwicht'gend klang, –
Du schaltest nicht! O Tönesegen,
Wie Engelslied, so nah gespielt
Am Abgrund, daß Verdammt' es kühlt! –
Viel anders nun! In Liebespein
Ward Gluth ihr Geist, ihr Antlitz Trauer.
Sie denkt nur Eins! Nur Eins allein, –
Und ach, das droht mit Wahnsinnsschauer!
Noch hört sein Wort sie wiederhallen:
»Du weinst um meinethalb mit Allen!« –
Und bitterlich – da Moslems Erz
Tagtäglich blitzt im blut'gen Siegen –
Beweint sie des Geliebten Herz
In allen Ghebern, die erliegen.
Wo sie gezückten Säbel sieht, –
Sein Blut scheint roth ihn zu umweben! –
Wo rasch ein Pfeil durch Lüfte flieht, –
Ihm, meynt sie, ihm dring' er in's Leben!
Nicht rasch mehr, wie auf luft'ger Schwinge,
Holt sie zum Kampf Al-Hassan's Klinge, –
Und hätten nicht die Nebelringe,
Die schuldbefleckten Geist umfahn,
Auch seinem Aug' ihr Recht gethan, –
Längst wüßt' er schon aus ihrem Zittern,
Wenn heim er kam von Blutgewittern, –
Die Zung' ihr lallt, – das Aug' ihr irrt, –
Gang, Leben, Schönheit ganz verwirrt, –
Längst wüßt' er: nur der Liebe Macht
Hat solche Wandlung hier vollbracht!
Nicht Liebe, die so reine Brust
Gesegnet hätt' in frommer Lust; –
Nicht das beglückte, offne Lieben,
In Welt und Himmel eingeschrieben,
Dem Beyfall rings die Erde zollt,
Dem Freundesblick und Heimath lächeln,
Das jedes Band, dem Herzen hold,
Festzieht mit süßer Seufzer Fächeln, –
Nein, Hinda! – Was in Dir erglüht, –
Aus Angst, Schaam, Noth ist es erblüht!
Vom Hoffnungsgruß nie angeklungen,
Liegt's in der Seele Nacht verbannt,
Wie Schätze, durch Verrath errungen, –
Wie Götze, dem kein Opfer sprüht,
Wo blasse Wächter hatten Stand,
Wenn Andre längst der Schlaf umwand!
Schon siebenmal lag nächt'ges Dunkel
Auf Omans Fluth, seit, fortgebannt,
Ihr in des Mondenlichts Gefunkel
Ihr schnelles Ghebernschiff entschwand; –
Und stets um mitternächt'ge Stunde
Geht weinend sie zur Thurmesrunde,
Und späht, ob Er nicht wiederkehrt,
Deß Lächeln Thränen ihr gelehrt.
Umsonst bleibt Wachen, Weinen, Lauschen, –
Nie hört sie seiner Barke Rauschen:
Des Uhus einsamlicher Schrey,
Die Eule, flatternd schwarz vorbey, –
Oft auch verhaßte Geyer, nah
Mit blutig schweren Flügeln schlagend,
Den Duft vom heut'gen Mahl noch tragend, –
Das war es, was sie hört' und sah.
Am achten Morgen strahlt der Blick
Al-Hassans hell in Lustverklärung; –
Welch ungeheures Mißgeschick
Labt ihn, erlabt nur durch Zerstörung?
Das Leuchten auf dem Herkend-See
Um Mitternacht, kann nahes Weh
Und Schiffbruch so gewiß kaum machen,
Als wenn Al-Hassans Augen lachen!
»Auf, Tochter, auf! Die Kerna blies! –
Wohl Todt' erstehn vom Grabverließ
Vor ihrem Klang. Du schläfst? Erwache!
Sieh, Kind, sieh mein' und Himmels Rache!
Den Tag sieh, reich an Heidenblut,
Wie's nie noch quoll in Omans Fluth.
Noch vor der nächsten Dämmerung Schein
Ist Feindes Kopf und Herz schon mein;
Eh' mich zu Nacht der Schlaf mag kühlen,
Soll mir sein Blut die Händ' umspülen!« –
»Sein Blut!« – So ruft sie matt. Sie kennt
Nur Einen, wo man Menschen nennt; –
»Ja Kind, – trotz Klipp' und Thurmes Macht,
Wird Hafed unser diese Nacht.
Dank siegender Verrätherey!
Wär' die nicht, – jenes Band, die Frechen
In Stolz verbindend wild und frey, –
Kaum Alla selbst wohl möcht' es brechen.
Der teuflische Rebell, deß Schwert
Mit Leichen meinen Pfad mir wehrt,
Deß Lügenzauber fast die Klingen
Des Himmels rückwärts weiß zu zwingen,
Lernt nächtig mit all seiner Zahl,
Wie tief eindringt Arabiens Stahl,
Wenn Gott und Rache ruft zumal!
Und – o Prophet – beym Kronenband, –
Dein Schmuck auf Ohods blut'gem Land –
Widm' ich für jedes Ach der Schmerzen,
Das stöhnt aus dieser Heiden Herzen,
Zu Deines höchsten Tempels Pracht
Ein Gemmenlicht aus Persiens Schacht.
Doch ha, – sie sinkt, – welch wilder Blick? –
Wie bleich der Mund? – Du mußt zurück,
Kind, o mein Kind, zu Heimathsauen, –
Du kannst dies Blutgefild nicht schauen.
Nie hätt' ich, zartes Mägdlein, Dich
Geführt zu Bildern, rauh für Männer, –
Doch hofft' ich, Muhammed's Bekenner,
Gleich beugten mir die Perser sich.
Statt Sclaven find' ich zorn'ge Brenner
Doch ruhig, Maid! Der Wind, der jetzt
Die Fieberstirn Dir kühlend netzt,
Soll Dich noch heut vom Ufer blasen,
Und eh' vor nächt'gem Kampfesrasen
Ein Tröpflein Blut dort oben fällt,
Grüßt Dich Arabiens Blüthenwelt.« –
Sein blutig's Dräu'n war allzuwahr.
Ein Böswicht in der kleinen Schaar,
Die Hafeds Adlerauge zählte,
Und zu des Gluthbergs Helden wählte, –
Ein Glaubensloser zeigt' um Gold
Den Pfad, der schattig auf sich rollt
Zur Felshöh', wo noch Freyheit stand
In letzter Wehr mit Blut und Brand.
Er lag nach jener grausen Nacht,
Wo stritten in des Ausfalls Macht
Die Ghebern ihre Abschiedsschlacht, –
Er lag, – nicht todt mit edlen Leichen.
Die Sonne, statt ihm Glanz zu reichen
Aufs Grab, sah den Verräther schleichen. –
Und während die paar Rückgekehrten
Zum Fels mit edler Trauer ehrten
Sein Angedenken sammt der Schaar,
Die ehrbar dort gefallen war,
Lebt er, und hat in Morgens Pracht
Sie, Treu' und Himmel frech verlacht.
O Zungen, Zungen, ihm zu fluchen,
Daß Bosheit, wie ein tödtlich Gift,
Die Tapfern mordlich weiß zu suchen,
Und sie in schönster Stunde trifft!
Mög' unbeglückter Lebensbecher
Verrathvoll schwellen solchem Zecher, –
Mit Hoffnung lockend und versprühend,
Mit Freude, welkend im Genuß,
Gleich Sodomsäpfeln, frisch erglühend
Fernher, und Asch' im Lippenkuß.
Der Heimath Fluch, der Kinder Schmach,
Soll er, wann Fried' und Ehr' ihm brach,
Mit flamm'ger Lipp' und dunstesschwach
Ersterben in der Wüste Gluth, –
Derweil ihm gauklerisch die Fluth
Von Seeen – scheinbar nah – entflieht,
Gleich Hoffnungen, die er verrieth!
Und wenn zuletzt sein Auge bricht,
Prophet, laß ihn Verdammung finden!
Laß, nah' dem Paradieseslicht,
Ihn Himmel schau'n und Höll' empfinden! |