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Justine [Silvia], Viktor, Wendelin. Beide drücken durch Gebärden sogleich ihr Entzücken über das Mädchen aus. Auch Felix erscheint, bleibt aber nur wenige Minuten mit den Zeichen der größten Gleichgültigkeit und Zerstreuung.
Justine [Silvia]: Die Jägerin durchstreift das Holz
Von früh bis in die Nacht;
Sie weiß ein Wild gar schön und stolz,
Das lohnte wohl der Jagd.
Viktor für sich:
Wie schlank sie ist! wie kühn und stolz,
Wie ganz für mich gemacht!
Wendelin für sich:
Lock ich das Schätzchen hier ins Holz,
Dann, Mühle, gute Nacht!
Justine [Silvia] mit Hornbegleitung: Trara! Trara!
Justine [Silvia]: Das lohnte wohl der Jagd!
Viktor zugleich: Wie ganz für mich gemacht!
Wendelin zugleich: Nun, Mühle, gute Nacht!
Viktor hat sich ihr zärtlich genähert; Wendelin von der andern Seite nimmt ihre Hand.
Viktor: Hinweg diese Hand!
Wendelin: Was kannst du verbieten?
Die Hand ist soviel wie die deinige wert!
Justine [Silvia]: Was soll mir das all? so habt doch nur Frieden!
Justine [Silvia]: Noch weiß ich ja wahrlich nicht, was ihr begehrt.
Wendelin zugleich: Noch hat sie sich wirklich für keinen erklärt.
Viktor zugleich: Täuscht mich nicht mein Auge, so bin ich erhört.
Wendelin: O schießest du auf mich den Blick,
Er trifft und nimmt mich hin!
Viktor: Du suchst wohl nur den edlen Hirsch
Und läßt den Hasen ziehn!
Justine [Silvia]: Ei, wo der Has im Pfeffer liegt,
Das eben fragt sich ja,
Und hab ich nur erst das gewiß,
So ist der Hirsch schon da.
Trara! Trara!
Justine [Silvia]: Ich bin ihm ziemlich nah.
Viktor zugleich: Ich denk, er ist schon da!
Wendelin zugleich: Sie meinet mich, ja, ja.
Es faßt sie jeder an.
Viktor und Wendelin: O Schönste!
Justine [Silvia] zugleich: O Himmel!
Justine [Silvia]: Ich kann doch nicht beiden gehören!
Ich rufe die Schwester, die schlichte den Streit!
Viktor: Ich will nur von dir, von der Schwester nichts hören.
Wendelin: O laß dich beschwören!
Justine [Silvia]: O wär ich befreit!
Viktor zu Wendelin:
Das Schwert soll entscheiden. Hier sieh mich bereit!
Wendelin zugleich zu Justinen:
Was braucht es der Possen! Du gib den Bescheid!
Justine [Silvia] zugleich:
Ich rufe die Schwester; sie schlichte den Streit.
Sie entflieht, die Brüder ihr nach; dabei hört man die folgenden Ausrufungen auf und hinter der Bühne.
Viktor und Wendelin:
Halte! halte!
Justine [Silvia]: Laßt! o laßt mich!
Viktor: Süßes Mädchen!
Wendelin: Ach, wo bist du?
Viktor der auf der Szene mit Wendelin zusammenstößt:
Geh zum Teufel!
Wendelin: Serviteur.
Justine [Silvia] ersieht sich in dem Augenblick, da sie allein auf dem Schauplatz ist, den Vorteil, die Runde um den Busch zu machen, und geht, nachdem sie einmal im Vorübertanzen wie oben in ihrer natürlichen Gestalt erschienen, als Temire hervor; in diesem Augenblick trifft Wendelin auf sie. Auch Felix zeigt sich wieder, aber ganz kurz und teilnahmslos, wie oben.
Justine [Temire] gegen Wendelin:
Ha! wer ist das?
Wendelin: Welche Göttin?
Er fällt vor ihr auf die Kniee.
Viktor im Vorübereilen:
Ihre Schwester!
Wendelin indem Justine [Temire] wegläuft:
O verweile!
Viktor hinter der Szene:
O Geliebte!
Wendelin ebenso hinter der Szene, doch auf der entgegengesetzten Seite, wo Justine sich entfernt hat:
Gib Gehör!
Justine kommt, als Temire, abermals allein zum Vorschein, sie macht die Runde, und erscheint in ihrer natürlichen Gestalt im Augenblick, als beide Brüder von verschiedenen Seiten herbeikommen. Sie beide stehen in großer Verlegenheit.
Wendelin: Verzeiht!
Viktor: Verwünscht!
Justine: Wie so verlegen!
Wendelin: Wo flieh ich hin?
Viktor: Wo kommt Ihr her?
Justine: Es scheint, ich kam euch ungelegen?
Viktor: O keineswegs.
Wendelin: Ich bitte sehr.
Justine: Genug, genug; spart Euch die Lügen!
Viktor: Wir wollten bloß –
Wendelin: Spazierengehn.
Viktor: Hier ist's gar hübsch –
Justine: Nun, viel Vergnügen!
Wendelin: Euch ebenfalls.
Viktor: Wir danken schön.
Beide Brüder ab.
Justine allein: Ha, ha, ha, ha! So weit wäre der Hokuspokus gelungen. Sie sind angebrannt bis über die Ohren. Gut, gut, ich bin nicht eifersüchtig. Dafür, daß mir die Schwestern auf ein Viertelstündchen ihre Schönheiten borgen mußten, hab ich ihnen zwei Liebhaber geangelt, von denen sie sich noch diese Stunde nichts träumen lassen. Der Himmel gibt's den Seinigen im Schlaf. Ich hoffe, die beiden Pärchen werden sich nun doch über kurz oder lang in der Wirklichkeit einander begegnen, denn nun haben die zwei Liebesritter schon keine Rast noch Ruhe mehr, bis jeder seine verlorne Dame wieder aufgefunden hat. Dann mögen sie den Handel vollends unter sich ausmachen. Mit der Hauptsache wären wir fertig, das heißt, ich müßte mich sehr irren, oder ich weiß nun, was ich zu tun habe. Denn daß diese verliebten Zeisige mich so schnell vergessen und verschmerzen können, sobald ihnen ein anderes hübsches Gesichtchen über den Weg läuft, das, denk ich, ist Beweises genug, daß Justine für keinen von ihnen gewachsen sei. Wie ganz anders hat sich doch Felix erzeigt! O Felix! so ist es wahr, so hat mein Herz mich nicht getäuscht? Und doch – wenn diese Hoffnung noch immer zu voreilig wäre, wenn gar jenes kecke Spiel den Göttern mißfallen hätte, wenn meine Schwestern – Nicht doch! Die Hand auf der Brust. Hier, hier ist eine Stimme, der darf ich trauen.
Wo bleibt mein Freund? Muß er mir fehlen
Im hoffnungsreichsten Augenblick!
Muß ihn noch Angst und Zweifel quälen,
Und ahnt er nichts von seinem Glück?
Bald, bald erscheint ja wohl die Stunde,
Dann tret ich vor den Liebsten hin,
Die sel'ge Botschaft auf dem Munde,
Daß ich nun sein auf ewig bin.
Sie legt sich auf den Rasen und entschläft.
Justine. Felix kommt und betrachtet die Schlafende.
Felix: Wie fromm und gut,
Von Sommerluft umfächelt,
Des Mädchens Lippe lächelt,
Indes die Hand,
Die liebe Hand
Am unschuldsvollen Busen ruht.
Dir duftet süß
Des Schlafes heilge Rose;
Doch ach, der Hoffnungslose,
Einmal verkannt,
Er bleibt verbannt
Aus deines Traumes Paradies.
Justine erwacht. Beide sehn sich schweigend an, er will sich zurückziehn.
Justine: O bleib! Wie magst du fliehen!
Hab ich dir weh getan?
Sag mir, es sei verziehen,
Und hier nimm Frieden an.
Felix: Welch eines Engels Grüßen?
Ihr Götter, hört ich recht?
Hier lieg ich dir zu Füßen,
Dein Diener und dein Knecht.
Justine: Steh auf – Darf ich dir sagen,
Was ungern sich verschweigt?
Felix: Darf ich zu denken wagen,
Was dieser Blick mir zeigt?
Justine: Mein Freund!
Felix: Geliebtes Leben!
Sprich! ende meine Pein!
Justine: Wohlan: wie sollt ich beben –
Dich lieb ich! dich allein!
Umarmen sich.
Felix. Justine die Meine! o kann ich es glauben?
Justine: Dich halt ich im Arme, wer will dich mir rauben?
Und doch...
Felix: Was beklemmt dir aufs neue die Brust?
Justine: Nein, weg, Angst und Sorgen!
Hier bin ich geborgen!
Beide: Uns winket ein neuer, ein lieblicher Morgen!
Hilf Himmel! wie trag ich die Angst und die Lust!
O Himmel, wie trag ich nur alle die Lust!
Beide ab.
Gegend am See und Wald, wie im fünften Auftritt des ersten Akts.
Temire und Silvia unsichtbar.
Silvia aus dem Walde:
Temire
Was machst du?
Temire aus dem See:
Ich friere usw.
Sie wiederholen ihr Duett aus dem ersten Akt.
Temire: Ach, Silvia, mit der Hoffnung geht's auf die Neige. Ich fange an zu glauben, was die beiden Springinsfelde sagten: wir können grau werden, bis unsre Ritter kommen.
Silvia: Mich dünkt, am liebsten ließest du dich doch vom Jüngern aus dem Wasser ziehn, vom Grünen. Er hat die Farbe deines Sees. Ist das nicht artig?
Temire: Ach geh.
Silvia: Es ist ein ganz hübscher Fisch.
Temire: Und der andre? Dir leuchtet wohl sein mutig Wesen ein?
Silvia: Es läßt ihm erträglich. Was geht's mich an.
Temire: Ja, wie mögen wir nur noch von ihnen sprechen, da sie uns so höhnisch im Stich gelassen haben.
Silvia: Höre, es heißt aber doch auch nicht wenig von einem jungen Mann verlangt, wenn er ein Mädchen lieben soll, das er noch gar nicht sah.
Temire: Wir sagten ihnen, wir wären weder Kröten noch Ungeheuer. Es ist auch gar kein Glaube mehr unter den Männern.
Silvia: Du hast recht. Denn wären wir häßlich, wir könnten's ihnen ja nicht zumuten.
Temire: Wenn Sie's doch nur so gewiß wüßten wie wir! – das nächste Mal aber hätt ich auch gute Lust, aus dem Wasser zu springen.
Silvia: Um Gottes willen nicht! Da wären wir beide auf immer zugrunde gerichtet.
Temire: Unsere naseweise Schwester in der Mühle drunten hat eigentlich die größte Schuld an unserm Jammer. Wenn sie nur nicht so nahe bei uns wohnte; aber da will keiner einen Wurf aufs Ungewisse tun.
Silvia: Sprich nicht so hart von ihr; sie meint's gewiß nicht schlimm mit uns.
Temire: Du hast gut reden, du bist im Trocknen, ich friere fast zu Eis – huhu!
Silvia: Es kann auf einmal anders kommen. Ich habe heut sechsblättrigen Klee im Wald gefunden.
Temire: Zum wievieltenmal? Den findest du fast alle Tage, aber der hat noch nie was Guts gebracht.
Silvia: Ach!
Temire: Ihr Götter!
Silvia: Will nimmer
Von Hoffnung
Ein Schimmer –
Beide: Kein Retter
Erscheinen?
Temire: Ihr Götter,
Kein Licht?
Silvia: Geduld nur,
Temire,
Verliere
Den Glauben,
Die Hoffnung nur nicht.
Viktor und Wendelin, welche während des Gesangs von verschiedenen Seiten, fast zu gleicher Zeit, suchend gekommen sind, sehen erstaunt umher.
Viktor: Was hör ich?
Wendelin: Täuscht mich Ohr und Sinn?
Beide: Die Stimme meiner Jägerin! | Fischerin!
Sie bergen sich in Busch und Rohr!
O süße Schwestern, kommt hervor!
Silvia und Temire:
Laßt euren unverschämten Scherz.
Viktor gegen den Wald. Wendelin gegen den See:
Komm, Liebchen, an mein glühend Herz!
Beide Schwestern: Wer ist es, den ihr sucht?
Beide Brüder: Umsonst ist eure Flucht!
Viktor dringt ins Dickicht, Wendelin in den Schilf, alle viere wiederholen die vorhergehenden Strophen, die Schwestern lachen dazwischen, endlich kommen die Brüder zurück.
Wendelin: Ich habe nichts gefunden.
Viktor zugleich: Meine Hände sind voll Wunden!
Die Schwestern zugleich: Das sind mir feine Kunden!
Die Brüder: O hört uns flehn!
O laßt euch sehn!
Die Schwestern: Wen sucht ihr?
Die Brüder nach zwei Seiten:
Dich!
Die Schwestern: Mich?
Die Brüder. Ja dich!
Viktor: Dich mit dem rabenschwarzen Haar,
Mit deinem braunen Augenpaar,
Dich, der ich ganz ergeben bin,
Dich such ich, holde Jägerin!
Temire: Ha, Silvia, Verräterin!
Du hast dich ihm gezeigt? Wir sind verloren!
Silvia: Ich nicht! bei allen Göttern sei's geschworen!
Wendelin: Dich mit dem feuchten blonden Haar,
Mit deinem blauen Augenpaar,
Dich, der ich ganz ergeben bin,
Dich such ich, holde Fischerin!
Silvia: Temire hättest du – –?
Temire: Nein, nein!
Beide Mädchen: Was mag das für ein Wunder sein?
Silvia: Wo habt ihr uns gesehn?
Viktor: Ihr Lieben!
Auf der Wiese da drüben!
Mit dem Federbarett, mit dem Speer in der Hand –
Von Hörnern begleitet.
Wendelin: Mit dem grünen Schleier, dem Perlenband!
Flötenbegleitung.
Temire: Silvia!
Silvia: Schwester!
Temire: Weißt du Rat?
Silvia: Gib acht, die Stunde der Rettung naht.
Beide Schwestern: Was wollt ihr?
Beide Brüder: Ewige Lieb und Treu.
Die Schwestern jubelnd:
Lieb und Treue? – so schwört!
Die Brüder: Es sei!
Wir schwören!
Die Schwestern: Sie schwören!
Die Brüder: Ruft die Götter zu Zeugen herbei!
Wir schwören euch ewige Lieb und Treu.
Sie wiederholen es knieend.
Temire: Silvia, wagen wir's nun?
Silvia: Temire, dürfen wir's tun?
Die Brüder: Geliebte Fraun,
O laßt euch schaun!
Die Schwestern: Ja der Bannfluch ist zerrissen!
Silvia: Aus des Waldes Finsternissen –
Temire: Aus der Wellen kaltem Schoß –
Silvia: Aus dem unwirtbaren Moos –
Beide: Eilen wir, betten uns weich und warm,
Eilen der Liebe, der Liebe, der Lieb in den Arm!
Silvia und Temire kommen aus dem Wald und See hervor, beide Paare umarmen sich.
Zu vieren: Komm, süßes Leben! du bist mein!
Mit diesem Kuß auf immer dein!
Fest halt ich dich umwunden.
Nun fang ich erst zu leben an.
Ach, wie ein Traum und böser Wahn
Ist alle Not verschwunden.
Temire: Doch woher ist uns dies Heil erschienen?
Wem danken wir dies Glück?
Silvia nach der Seite gewendet, ausrufend;
Justinen!
Felix und Justine treten auf.
Justine: Heil euch, ihr Schwestern!
Es ist gelungen!
Des Schicksals Tücke
Hab ich bezwungen.
Genießet euer Glück!
Felix: O einziger Augenblick!
Silvia und Temire:
O fröhliche Kunde!
Viktor und Wendelin:
O selige Stunde!
Alle umarmen sich.
Silvia und Temire: Doch sage, wie es mit der Rettung ging!
Justine: Durch des Vaters Zauberring
Hab ich mich in euch verwandelt,
Und euch diesen Herrn gezeigt.
Zu Viktor und Wendelin, die ihr Erstaunen zu erkennen geben wollten, etwas leiser:
Wollt ihr euch verraten? Schweigt!
Viktor und Wendelin beiseite zu Justinen:
So hast du an uns gehandelt?
Justine ebenso:
Still! die Strafe war gering!
Wenn ich euch hier schonen soll:
Keinen Vorwurf! keinen Groll!
Felix: So ist der alte Götterspruch erfüllt,
Und Thebar und Alrachnod sind
In ihrer Kinder Liebe nun vereint.
Viktor und Wendelin:
Was hör ich? Wie? Alrachnods Töchter?
Silvia und Temire:
Und Thebars Söhne?
Justine: Ja, die Regenbrüder!
Felix: Drei glückliche Paare!
So wollten es die Himmlischen,
Und legten in Justinens Hand
All unser Los. – O küsset diese Hand!
Die Anderen: Nimm unsern Dank, o holde Retterin!
Justine: Seid glücklich!
– Hier ist mein seligster Gewinn,
Mein schönster Lohn an dieser treuen Brust!
Alle: Nun ist jedes Leid geendet,
Holde Sterne leuchten wieder,
Und die Götter sind versöhnt!
Wendet, sel'ge Väter, wendet
Auf die Schwestern, auf die Brüder
Segenvoll die Blicke nieder!
Eure Eintracht ist gekrönt.
Justine: Die Dorfbewohner nahn!
Die Anderen: Sie ziehn geschart heran.
Justine: Sie suchen uns. Willkommen!
Chor der Landleute; an ihrer Spitze Steffen, Ännchen, Veit, Christel, Matthes und der Schulmeister.
Chor: Ja, wir eilen euch entgegen:
Eurem Bunde Heil und Segen!
–O wie selig alle sind!
Justine: O mein Vater!
Steffen zwischen Ehrfurcht und Liebe: Himmlisch Kind
Getilgt ist nun die alte Schuld.
Der Himmel schenkt euch seine Huld
Du hast der Götter Sinn verstanden,
Frei seid ihr von den Unglücksbanden.
Justine: O Vater, Dank für deine Pflege!
Steffen: Du fandest selbst die rechten Wege.
Justine: Mein Ännchen! Freunde!
Ännchen: Welches Glück!
Veit, Christel, Matthes, Schulmeister:
Ja, wir wünschen, wünschen Glück.
Schulmeister mit Kratzfüßen:
Cum salva venia –
Auch Peterling ist da!
Fratres reverendissimi,
Jetzt glaub ich felsenfest an Sie!
Steffen, Veit, Christel: So glaubt Ihr endlich doch?
Schulmeister: Vivat! Es leben die Gespenster, die Hexen,
Die Zauberer, die Kobolde, die Feen, die Elfen,
Sie leben alle hoch!
Und die Herren Regenbrüder, sie leben dreimal hoch!
Wendelin: Spannt mal auf, Schulmeister,
Euern Schirm!
Schulmeister zitternd, für sich:
Recht gern!
Alle guten Geister
Loben Gott den Herrn!
In der Dienstfertigkeit und Angst stülpt er den Regenschirm so heftig auf, daß derselbe überschnappt und oben eine Schüssel bildet. Alle lachen. Wendelin schüttelt seinen Mantel gegen ihn. Man hört Münzen klingend in den Schirm fallen.
Wendelin: Nehmt hier ein kleines Schmerzengeld
Für den gehabten Schreck.
Viktor: Jetzt aber, wenn es Euch gefällt,
Macht Euch geschwind hinweg.
Schulmeister: Ago immenses gratias!
Das war ein exzellenter Spaß!
Und wenn ich wieder fliegen soll,
Mein Seel, So steh ich zu Befehl. Ab.
Die Brüder und Schwestern zu den Landleuten:
Euch, Freunde, bleiben wir gewogen,
Wie wir es immerdar gewesen:
Wir wollen euch verleihn
Regen,
Segen
Und Gedeihn!
Chor der Landleute: Bleibt uns gewogen, hohe Wesen!
Ja, wollet uns verleihn
Regen,
Segen
Und Gedeihn!
Felix zu den Seinen:
Wir aber, o Geliebte, wir
Behalten unsre Heimat hier,
Sind in geschwisterlichem Frieden
Auf ewig, ewig ungeschieden.
Zu sechsen: Ja in geschwisterlichem usw.
Justine gibt Felixen ihren Zauberring. Er beschreibt damit einen Bogen durch die Luft, in dessen Richtung ein Meteor erscheint und gegen den Hintergrund schwebt; dieser öffnet sich und man erblickt ein blendend erleuchtetes Feenschloß, aus welchem eine sanfte Flötenmusik ertönt. Das Portal tut sich auf und die Feenkinder gehen hervor, welche die drei Paare tanzend bekränzen.
Alle: Schöne, wunderbare Stunde!
Heil und Segen diesem Bunde!
Die Brüder und Schwestern wie oben:
Nun ist jedes Leid geendet usw.
Es geschieht ein leichter Donnerschlag. Die Brüder werfen ihre Mäntel, die ihnen bisher, vorn halb geöffnet, über die Schultern hingen, ab; die Mäntel lösen sich in Nebel auf, der langsam in die Höhe steigt und eine Wolke bildet, welche bald von einem rosenroten Schein erhellt wird, alsdann sich teilt und einen Regen von Rosen herabsendet.
Alle: O herrlicher Regen,
Den Götter uns streun,
Mit himmlischem Segen
Dies Bündnis zu weihn!
Die drei Paare, von den Feenkindern geleitet, gehen in das Schloß. Die Landleute verharren, nach ihnen gewendet, in einer feierlichen Stellung, bis der Vorhang fällt.