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Mühle; Hausflur. Die Hinterwand hat statt der Fenster eine Art offner hölzerner Galerie, wodurch man ins Freie sieht. Die Gegend ist ganz in Regen gehüllt. In den Pausen des Chors hört man stark regnen.
Steffen, der Müller; Nachbarn, Knechte, Mägde sitzen am Tisch und trinken. Justine und Ännchen warten auf.
Chor. Heut gilt es, wackre Leute!
Trinkt zu und stoßet an!
Müller und Bauersmann,
Die haben Festtag heute.
Steffen: In dreiunddreißig Tagen
Kein Tröpflein Regen mehr;
Nun rauscht's in Strömen her –
Nachbar, das will was sagen.
Chor: Trinkt zu und stoßet an!
Nun gießt es was es kann.
Laß regnen,
Regnen,
Regnen,
Für Müller und Bauersmann!
Steffen: Mein Mühlbach trocken,
Das Werk im Stocken,
Blieb alles verhocken,
Das ist kein Spaß.
Christel und Veit: Und Acker und Auen!
Es waren mit Grauen
Die Halmen zu schauen,
Auf glühendem Boden,
so spröde wie Glas.
Chor. Trinkt zu und stoßet an!
Nun gießt es was es kann.
Laß regnen,
Regnen,
Regnen
Für Müller und Bauersmann!
Christel: Ja, Kinder und Kindskinder werden davon erzählen.
Justine zum Müller: Vater, Ihr müßt nicht vergessen, daß Ihr's in den Kalender schreibt.
Steffen: Hast recht, Justine, oder in die Hauspostill, und jeder fromme Hausvater muß es tun mit tausend Dank. – Trinkt noch eins!
Veit: Seit Menschengedenken weiß man wenigstens hierzulande nichts von so einer langen entsetzlichen Dürre und Trockenheit.
Knechte und Mägde nacheinander: Das Erdreich wie ein Scherben. – Brunnen und Quellen wie verlechzt. – Mensch und Vieh hing alles die Köpfe. Und nun seit zwei Stunden macht's vom Himmel herunter, nichts desto schöner. – Man ist ordentlich wie neugeboren.
Justine: Es hellt sich auf.
Veit: Ein Sonnenblick, der geht vorüber.
Christel: Schaut, Gras und Baum da draußen stehn wie im Paradies so frisch, und die Wachtel schlägt aus dem Weizen, daß es eine Lust ist.
Steffen: Bald seh ich meine Räder wieder laufen, nächstens hört ihr meine drei Gänge wieder zusammenklappern.
Knechte. Wollen hinaus! kommt, wollen sehen, wie's steht im Feld. Im Gehn:
Laß regnen,
Regnen,
Regnen
Für Müller und Bauersmann!
Ab mit den Mägden und Ännchen.
Der Schulmeister Peterling kommt. Steffen, Matthes, Veit, Christel, Justine. Letztere unbekümmert um die andern, macht sich sonst zu schaffen, und setzt sich dann auf einen Hocker im Hintergrund, mit dem Gesichte gegen die lichter werdende Aussicht ins Freie gekehrt.
Schulmeister: Guten Morgen, Gevatter.
Steffen und Andere: Guten Morgen, Herr Schulmeister. Nicht wahr, das ist ein Jubel?
Schulmeister: Ich laß es gelten.
Christel: Ich hab da meine sonderlichen Gedanken.
Steffen: Was gilt's, ich weiß?
Christel: Ich meine halt, die Regenbrüder müßten durchs Land passiert sein.
Matthes: Just das denk ich auch.
Schulmeister: Ei, daß euch doch! – Schamt euch!
Christel: Man redt nur auch davon.
Veit zu Steffen: Was ist's denn mit der Sache, Herr Vetter? Ich bin hier fremd.
Schulmeister: Das einfältige, abgeschmackte Märchen! da hätten wir's wieder! Kaum hab ich es den Jungen ausgetrieben, gleich, wie das Wetter umschlägt, fangen die Alten von vorn damit an. Man möchte aus der Haut fahren! Das miserable, hirnverrückte Zeug –
Steffen: Sprecht nicht so frech in meinem Hause, Herr! Ich kenne Leute dahinten im Gebirg, die haben die drei Brüder mehr denn einmal mit Augen gesehn.
Schulmeister: Seind Vanitäten, sag ich! Regen ist Regen, sag ich, die ganze Geschichte, physisch und barometrisch, ein Unsinn!
Steffen: Herr, haltet's Maul, wenn ich Euch gut zum Rate bin; Ihr wißt, ich kam Euch schon mal drüber in die Haare.
Schulmeister: Und wenn unsre Gevatterschaft drüber zum Henker fährt, ich bleibe dabei!
Steffen, Matthes, Christel dringen hitzig auf Peterling ein, während Veit mit Erstaunen zusieht:
Schmeißt ihn hinaus, den Ketzer!
Den unverschämten Schwätzer!
Schulmeister: Ihr Blinden, o ihr Tauben! ihr liegt im Aberglauben! O du heilige Vernunft, Wie lang währt deine Wiederkunft!
Die Andern: Hört doch den eiteln Tropfen!
Nur her! man muß ihn klopfen!
Der stolze Schulmeister
Glaubt an keine Geister,
Er glaubt an keine Teufel,
Er glaubt an keinen Gott,
Es ist ihm alles Trug und Spott!
Sie stoßen ihn zur Stube hinaus.
Steffen zurückkommend: Möcht ja einer die Schwerenot kriegen über so einem Tintenkleckser!
Veit: Aber sagt nur, um Gottes willen –
Matthes: Er hat sein Sach.
Christel: Verderbt uns die Schuljugend in Grundsboden hinein.
Matthes: Ich hab ihn brav gepufft.
Veit: Bitt Euch, sprecht doch, was war das für ein Handel? wer sind denn diese Regenbrüder?
Matthes: Davon habt Ihr in Eurem Gau noch nichts gehört?
Christel: Kommt, setzen uns! man muß ihm's explizieren. – Also, merkt auf. Es sind die Söhne Thebars, welcher ein König und Zauberer gewesen, übrigens fromm und wohltätig. Der hatte Streit bekommen mit seinem Freund und Bundsgenossen, dem mächtigen und wackeren Alrachnod; und wie dieser mit Feuer und Winden, so wütete Thebar mit ungeheuren Regengüssen und Wolkenbrüchen gegen seinen Feind. Darüber gingen fast zwei Landschaften zuschanden. Die Götter wollten den Unfug nicht leiden und nahmen die beiden hinweg von der Erde. Sie versöhnten sich aber noch vor ihrem Ende miteinander und wohnen jetzt in Eintracht bei den seligen Geistern. Ihre beiderseitigen Kinder, heißt es nun, büßen auf Erden noch an der Väter Schuld. Thebars Söhne ziehen durch die Welt, bald einzeln, bald zusammen, und befeuchten das Erdreich, wo es not tut. Wo sie nur immer stehn und gehn, versammeln sich schwere Wolken am Himmel, die laufen ihnen überall voraus. Zuweilen sieht man die Brüder so von der Ferne in grauen Regenmänteln durchs Ackerfeld wandeln und immer sieht man sie gern, denn sie kommen niemals zur Unzeit. Sodann, was von Alrachnods Töchtern gesagt wird, weiß jedes Kind.
Matthes: Ich muß nun gehn. Ades! Steffen, viel Dank für alles.
Steffen: Nicht Ursach. Kommt bald wieder. Matthes ab.
Veit zu Christel: Ja, weiter von Alrachnods Töchtern.
Christel: Die eine haust da droben im Wald, man heißt's im Vogelsang; sie scheucht des Nachts das Wild von unsern Äckern, treibt dem Jäger auf Schußweite den Hirsch in die Hände, hilft heimlich den Köhlern beim Brennen, dem Schmied in der Werkstatt, und wo sie ihren Segen spricht im Dorf, da kommt kein Unglück aus mit Feuer. Die zweite sitzt im Schmerlensee, nur eine Stunde von hier; vorzeiten soll er Feuer und Schwefel gespieen haben, jetzt hat er ein eiskaltes Wasser, und das arme Kind muß drin frieren jahraus jahrein. Sie fängt zur Kurzweil in ihren langen Haaren die Fische, als wie in einem Netz, zusammen und schüttet sie früh morgens dem Fischer in den Kahn. Die dritte Tochter aber, nun, man soll's ja nicht sagen.
Veit: Redet doch aus!
Steffen: Laßt's gut sein.
Christel: Die hilft in der Mühle; damit ist alles gesagt.
Steffen zu Veit: Laßt Euch nichts weismachen!
Christel: Ja ja, es macht sich weiß – an deinen Säcken. Nein, Alter, wir sind ja unter uns, gesteh's. Man sagt sich allerhand ins Ohr von deinem Mädchen.
Veit: Zum Beispiel?
Steffen: Possen das.
Christel: Sie spaziert zuweilen mutterseelenallein auf unsern Bergen herum, setzt sich auf den höchsten Felsen, singt ein fröhlich Lied, und wenn sie in der Abendsonne ihre prächtigen Zöpfe losbindet, darf man drauf zählen, es wird gut Wetter. Dann streift sie oft weit in der Gegend umher, und wo ihr Kleid hinweht, da trocknet's Euch in einem Umsehn im Feld und auf den Straßen. Sie bindet ihr rotes Tüchlein dem Windmüller an die Flügel, daß sie sich alsbald drehen müssen wie ein Hexenhaspel.
Steffen: Wind! lauter Wind! siehst du, das täte sie ja schon mir nicht zuleid. Der Windmüller verpfuscht mir die Kundschaft ohnehin.
Christel: Soviel ist sicher: wenn mein Weib eine Wäsch hat, und sie bittet deine Tochter dazu, so haben die Windeln auf den Zäunen getrocknet, wie man eine Hand umkehrt.
Veit und Steffen: Ha! ha! ha! ha!
Veit: Mädchen, hör einmal! – Sie hört nicht, sie ist ganz in Gedanken.
Christel: Sie ist in die Aussicht verzückt.
Steffen: Laßt sie in Ruh.
Die Gegend vor der Galerie wird in diesem Augenblick ganz von der Sonne erleuchtet. Von einem entstehenden Regenbogen ist ein ziemlicher Abschnitt sichtbar; er scheint über die Galerie hinweg in die Stube hereinzubeugen und gegen die Stelle gekehrt, wo Justine sitzt. Plötzlich erschrickt sie mit Lachen und blickt verwundert in ihren Schoß.
Justine immer noch auf dem Stühlchen:
Vater! o helft mir!
Ha ha ha ha!
Helft mir auf die Füße!
Ha ha ha ha!
Nehmt hier den Plunder,
Und machet mich los!
Ich breche darunter,
Die Last ist zu groß!
Steffen: Was ist das? o Wunder!
Kommt doch nur schnelle!
Sie hat hier das helle
Gold in dem Schoß.
Christel: Ja wahrlich, Gold!
Veit: Welch eine Pracht!
Justine: Der Regenbogen, gebet acht,
Hat mir den seltnen Schatz gebracht!
Steffen mit den Andern geteilt:
Seht doch die Farben licht und klar!
Die roten, gelben, grünen, blauen,
Die ihr um Hals und Schulter tauen!
Sie netzen ihr das braune Haar.
Steffen: Die Münzlein aber, Herr, nicht wahr?
Veit: Form und Gepräge zwar –
Christel: Ist alt und sonderbar.
Justine. Und Röslein ihrer drei!
Steffen, Christel, Veit: Was sollen die dabei?
Justine: Drei Röselein, Drei Röselein!
Die sollen mir viel lieber sein.
Steffen, geteilt mit Christel und Veit:
Doch das ist bares,
Wahres,
Klares,
Gediegenes Gold!
Justine: Vater, nehmt's nur, wenn Ihr wollt!
– Drei Röselein,
Drei Röselein,
Die sollen mir viel lieber sein.
Steffen: Da wär ich ja auf einmal reich!
Christel und Veit: Da wärt Ihr ja auf einmal reich!
Justine: Christel, dies Händchen voll für Euch.
Veit, wart' nur, Ihr bekommet gleich.
Die drei Beschenkten: Danken schön! danken schön!
Das ist ein allerliebster Streich.
Justine steckt die schönste der Rosen an die Brust, die zwei übrigen ins Haar:
Drei Röselein,
Drei Röselein!
Ein Mädchen tritt ein, außer Atem. Die Vorigen.
Mädchen: Um Gottes willen, wißt ihr schon –?
Die Anderen sämtlich nach- und miteinander:
Was meinst du? was wissen? wovon?
Gibt's Händel, gibt's Totschlag und Mord?
Sprich, droht Überschwemmung dem Ort?
Ist Feuer im Dache?
Zur Sache, zur Sache!
Justine: Verzeiht, daß ich lache!
Ein Mühlknecht tritt herein, ebenso wie vorhin das Mädchen und jene Strophen wiederholen sich auf gleiche Weise.
Das Mädchen und der Knecht geteilt:
Mir fuhr der Schreck durch die Glieder,
Ich sah – wir sahn – die Regenbrüder!
Die Anderen: Die Regenbrüder?
Was?
Justine: Ach das war prächtig! ein herrlicher Spaß!
Ännchen tritt ein:
Da droben auf dem Hügel,
Da standen sie, ja ja!
Gewiß, in einer Reih,
Gewißlich, alle drei,
Wie die heilgen drei Könige standen sie da,
Als wie in einer Gloria.
Steffen, Veit, Christel, Justine zugleich.
Steffen: Ich glaube fast sie reden wahr.
Christel: Das ist doch wirklich sonderbar.
Veit: Nach dem, was wir vorhin gesehn,
Kann solch ein Wunder leicht geschehn.
Justine: Wo sind sie denn? ich muß gestehn,
Die nassen Pelze möcht ich sehn!
Steffen zu Justinen:
Nimm dich in acht, dich könnt es reuen,
So etwas leidet keinen Spott.
Wie? wenn sie kämen, dich zu freien?
Justine: Was fällt Euch ein? Bewahr mich Gott!
Steffen: Ich weiß nicht, vorhin, die Geschenke,
Die Rosen –
Justine: Nun?
Steffen: Je nun, ich denke
Die fielen doch nicht aus der Luft.
Justine mit ihm zugleich:
Die fielen eben aus der Luft!
Christel, Veit, das Mädchen und der Knecht:
Sie kommen! sie kommen! Aufs Haus zu, gerade!
Christel und Veit: O Schrecken! O Gnade!
Steffen zu den übrigen:
Stellt euch in Parade!
Zu Ännchen:
Geschwinde, räum auf!
Die Vorigen. Felix, Viktor, Wendelin.
Die drei Brüder kommen in langen grauen Regenmänteln, ohne Ärmel; die Mantelkragen reichen nicht ganz auf die Mitte des Leibes. Sie tragen Hüte mit sehr breiter runder Krempe und entblößen anfangs das Haupt nicht. Die Gesichter sind bis an den Mund mit einem Tuche verhängt, welches Augen hat. Justine zwingt sich, ihr Lachen zu unterdrücken.
Steffen, Christel, Veit, Justine:
Seid uns feierlich willkommen,
Edle Herrn, seid hoch verehret!
Großes habt ihr heut bescheret,
Nehmt aus unsrem Mund den frommen
Dank des ganzen Dorfes an!
Die drei Brüder: Haben's herzlich gern getan.
Steffen beiseite zu Justine:
Bitte dich, sei doch manierlich!
Justine: Dieses Kleeblatt! wie possierlich!
Steffen: Sprich mit ihnen, fang was an!
Justine gefaßt, tritt zu den Brüdern, verbindlich mit etwas Schalkheit:
Gleich vom Wetter
Diskurieren,
Sagt der Städter,
Sei gemein;
Aber diesmal mag's passieren,
Denn es scheint am Platz zu sein.
Viktor: Mache dies dich nicht verlegen!
Wendelin: Reden wir nur immer zu.
Felix: Sind wir die Gebrüder Regen,
Kind, so bist die Sonne du.
Justine: Beide sind sich schlecht gewogen,
Haben stets verschiednen Sinn.
Felix: Doch der siebenfarbne Bogen
Deutet auch auf Frieden hin.
Viktor: Kurz, wir gehn auf Freiersfüßen –
Justine: Sehe weder Hand noch Fuß!
Wendelin: Einen wirst du wählen müssen –
Alle drei: Jeder hofft auf einen Kuß.
Viktor, Felix, Wendelin unter sich:
Dieses Röslein! Gutes Zeichen!
Einer wird schon ihr Gemahl!
Veit zu Justinen:
Seid gescheit, laßt Euch erweichen
Wählet einen aus der Zahl!
Steffen zugleich:
Rätlich ist's noch auszuweichen,
Denn man wählet nur einmal.
Justine zugleich:
Da sich alle dreie gleichen,
Hab ich eine schlimme Wahl.
Veit zugleich:
Da sich alle dreie gleichen,
Hat sie eine schlimme Wahl.
Wendelin: Ist es etwa unsre Tracht,
Was dich scheu und stutzig macht?
Viktor: Nun, dem wird zu helfen sein.
Sie legen Mäntel und Hüte ab und stehen in zierlicher altdeutscher Kleidung, noch besser in byzantinischer, da. Bei Viktor ist die Hauptfarbe Purpurrot, bei Wendelin Meergrün. Felix bleibt verhüllt.
Steffen, Christel, Veit, Justine:
Ach, wie schön! wie reich! wie fein!
Steffen: Einer will sich nicht entdecken.
Christel: Sorgt vielleicht, sie zu erschrecken.
Veit: Dieses muß Verdacht erwecken,
Hier ist's nicht ganz rein, nein, nein!
Justine zu Felix:
Herr, Ihr allein wollt uns mißgönnen
Den Anblick Eurer Herrlichkeit?
Felix. Verzeiht die Grille, schöne Maid!
Ihr mögt es Stolz, mögt's Demut nennen,
Ich denke, Kleid ist doch nur Kleid.
Justine teilweise Steffen für sich:
Mir scheint, er spricht nicht unverständig,
Und Augen hat er gar lebendig,
Ein hübsches Kinn und Lippenpaar;
Jedoch ein Trotzkopf, das ist klar.
Felix: Nun mögt Ihr's überlegen!
Viktor: Drei Tage habt Ihr Zeit.
Justine: Drei Tage?
Viktor: Ich sage
Drei Tage!
Alle drei Brüder: Drei Tage habt Ihr Zeit.
Nun mögt Ihr's überlegen:
Und wir Gebrüder Regen,
Wir bleiben nie zu weit.
Steffen, Christel, Veit:
Viel Dank für allen Segen,
Ihr Herrn, den ihr gestreut!
Die Brüder: Es hat uns sehr gefreut,
Empfehlen uns für heut.
Während dieser Abschiedsworte bietet Justine ihre Hand dem Viktor und Wendelin, welche sie küssen. Felixen versäumt sie, mehr aus Befangenheit als mit Vorsatz.
Justine allein, während Steffen, Christel, Veit die Brüder begleiten. Sie ist nachdenklich:
Ich hab ihm keine Hand gegeben,
Und weiß doch wahrlich nicht warum?
Er sah mich traurig an und stumm,
Er ging – ich stand so kalt daneben;
Er sah sich nochmals nach mir um!
Wenn er nun ungleich von mir dächte,
Wenn mich's um seine Neigung brächte –
Ich zittre schon, bei meinem Leben!
Und wüßte doch auch nicht warum
Ich hab ihm keine Hand gegeben:
Justine, siehst du, das war dumm!