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zur
Feier der silbernen Hochzeit
des
Herrn Geheimen Medizinalrats
Professors Dr. v. Esmarch
und
Ihrer Durchlaucht
Prinzessin Henriette zu Schleswig-Holstein.
Personen:
Frau Müller, Scheuerfrau.
Johanna, Hausmädchen.
Erster Lare.
Zweiter Lare.
Kilia.
Alma mater.
Hymen.
Hygieia.
Waldnymphe.
Feldnymphe.
Slesvigia.
Holsatia.
Caritas.
Zwei barmherzige Schwestern.
Kampfgenosse von 1848-51.
Kampfgenosse von 1870 u. 71.
Teutone.
Albertiner.
Lätitia.
Mr. Jonathan.
Nimrod.
Dekoration.
in Bühnenraum, ein größeres Zimmer darstellend, drei oder vier offene Kulissen an jeder Seite. Hintergrund ohne Tür und so eingerichtet, daß er, wie ein Vorhang, in die Höhe gezogen werden kann. Hinter dem Hintergrunde noch ein Raum in derselben Bühnenbreite von 3 m Tiefe, zur Aufstellung eines großen drei- oder vierstufigen Gruppenbildes. Rechts und links vom Publikum aus. Hinter der Bühne bereit: ein Tisch, zwei Stühle und Guirlanden.
Frau Müller (Scheuerfrau). Johanna (Hausmädchen).
Beide von links aus der Kulisse am Hintergrunde auftretend. Frau Müller voran mit Wassereimer, Leuwagen und Feudel; Johanna mit Eulbesen und Wischtuch.
Frau Müller.
(den Eimer niedersetzend).
Ach Gott! Ne! Ick kann all rein ni mehr! Wat so'n Fest dochen alles mit sick bringt, eh't noch ganz mal dar is!
Johanna.
Ja, dat is nu eenmal so! Wat is dat awers ock för'n Fest! Un för wat hört sick wat!
Frau Müller.
Bi uns to Hus, in min Dörp, heff ick so af un to doch ock all mal so'n sülwern Hochtidsdag mit belevt; ja, un ock sogar all sülben mal mit fiert!
Johanna.
So? wer sin denn, Fru Müllern?
Frau Müller.
Na, ick will man seggn, so vör en paar Jahrn, den Burvagt sin! Frilich man blots so als Schöttelfru, un för Daglohn, mit bi't Opwaschen in de Kök. Awers denn tonösten ock noch bi den olen Nachtwächter sin sülwern Hochtid, un dar hör' ick ock mit to de Gäst! un ameseert heff ick mi großartig! wat weer dat en Ball! Un danzt heff ick noch, als en junge Deern, de ganze Nacht hindör!
Johanna.
Dat begriep ick ni!
Frau Müller.
Wa so denn? Ick bin doch ock noch nich ut min beste Jahrn herut!
Johanna.
Ne, Fru Müllern, so meen ick dat ja nich! Ick meen ja man, dat so'n Lüd noch so veel öwer hebbt, ehr sülwern Hochtid noch ördentlich mit en Ball to fiern! wat ward alleen ni de Musik all kosten!
Frau Müller.
Ne, gar nix! de harrn wi ganz umsünst. Den Burvagt sin ole Foderknecht, de spei de Vikkelin, un de ole Schäper Peter Laß de Ziehharmonika! Un ick segg di, dat gung, Johanna! Alle möglichen Dänz' spelten de beiden! Hoppsa un Galopp, un en langsamen Walzer, un Tweetritt un Redowa, dat't man so'n Lust weer! Un des Namiddags kreeg de ganze Gesellschaft ock noch Kaffee un Koken; un ick segg di, dar wurr wat vermöbelt, Johanna!
Johanna.
Un denn schull se dat likers nix kost hebbn? Snidn Se doch nich op, Fru Müllern, un snacken Se een doch keen Löcher in'n Kopp!
Frau Müller.
Ne, gar nix! Dat weer doch mit en Kaffeeball, Johanna! un för de Mannslüd mit föffdig Penning Antree, un för de Frunslüd mit twintig. Se harrn sogar noch en schön Stück Geld darbi öwer! So harrn de Herr Geheimrat und de Fru Dörchlud dat ock man maken schullt! Un hier in de Stadt, een Mark för de Herrn un sößdig Penning för de Dams, harrn se ja geern nehmen kunnt, un war harrn se denn nich an Kosten spart!
Johanna.
Awer, Fru Müllern!
Frau Müller.
Na, wat hört dar nu nich för'n Geld to?! Sogar ördentlick en Bühne hebbt se opbu'n laten! Un all de Torten! un all de Bradens! un all de Win! Un alles, wat dar sunst noch an bimmeln un bammeln deit!
Johanna.
Awer, Fru Müllern, ick bitt' Se doch! Wi sünd doch in de Stadt un nich op'n Dörpen! Un unse Herr Geheimrat, so'n gelehrten un berühmten Mann, de is doch ock nich mit'n Nachtwächter to vergliken! Un noch darto mit so en Fru, mit en Prinzessin un en Dörchlud to'n Gemahlin, de dar sogar mit unse Kaiserin un unsen Kaiser verwandt is, de künnt doch ehr sülwern Hochtid nich mit en Kaffeeball fiern! Quatschen Se doch nich so'n Unsinn, Frau Müllern!
Frau Müller.
Gott ne! dat is wahr, Johanna, dar heff ick man in'n Ogenblick ja noch gar nich mal an dacht! Ne, dat harr doch ock nich angahn kunnt! Gott ne! wa dämelig vun mi!
Johanna.
Na, sehn Se wul?! Awers nu man an de Arbeit, Fru Müllern! Wi hebbt noch so veel to do'n, un sünd noch garni mal anfung'n! Sunst kümmt Dörchlud noch, und denn krigt wi'n Püster!
Frau Müller.
Ja, ja, Johanna! Gott ne, wa dämelig vun mi!
(Beide tun, als ob sie anfangen wollten zu eulen und zu feudeln. Da erscheinen rechts aus der Kulisse die Laren. Johanna und Frau Müller, sie gewahrend, stoßen einen Schrei aus und lassen vor Schrecken Eulbesen und Leuwagen aus der Hand fallen, die sie aber schnell wieder aufheben.)
Die Laren. Die Vorigen.
Die Laren.
(treten aus der zweiten oder dritten Kulisse rechts heraus und bleiben dann stehen).
Frau Müller.
Gott ne! wa verschrock ick mi, Johanna!
Johanna. (ängstlich).
Ja, ick ock, Fru Müllern!
Die Laren.
(treten gleichzeitig einen Schritt seitwärts vor. Die Frauen, sie neugierig und furchtsam ansehend, ebenso einen Schritt seitwärts zurück).
Frau Müller.
Ne, wat'n paar lüttje nüdliche Menschen!
Johanna. (ängstlich).
Die Laren.
(treten wieder gleichzeitig einen Schritt seitwärts vor; die Frauen wieder ebenso gleichzeitig einen Schritt seitwärts zurück).
Frau Müller.
Dat sünd gewiß en Paar, de sick verbistert hebbt un to Maskerad' wulln!
Johanna. (ängstlich).
Ja, ja, dat glöv ick ock, Fru Müllern! Wenn se uns man nix do't!
Frau Müller.
Ach, wat schull'n se wul! Dar seht se garni na ut!
Erster Lare.
Was wollt ihr Frauen? Macht euch eilig fort!
Johanna. (ängstlich).
Ach ja! (Sie will schnell fort, doch Frau Müller hält sie am Rock zurück.)
Frau Müller.
Deern, nu wes' doch keen Hasenfot!
Johanna. (ängstlich, schnell).
Ick bün ja man so bang!
Zweiter Lare.
Wir tun euch nichts! Du brauchst dich nicht zu fürchten!
Frau Müller (zu Johanna).
Na, sühst du wul! (Zum Publikum) Ne, würklich, en paar nüdliche, lüttje Menschen! (zu Johanna) Awers nu kumm, Johanna, nu lat uns dochen endlich mal anfangen!
Johanna.
Ja, Fru Müllern! (Beide tun wieder, als wenn sie mit ihrer Arbeit beginnen wollten.)
Die Laren.
(zugleich und gebieterisch.)
Frau Müller.
Na nu?! wat nu?!
Erster Lare.
Nun werden wir das Weit're schon besorgen
Und dieser Stätte heit'ren Schmuck verleih'n!
Frau Müller.
Ah! nu warr ick awers klok! Denn sünd se wul am Enn en paar vun Herr Seiffert sin Dekoratörs un schüllt dat hier smuck maken? Un denn kamt se hier in so'n Kledasche an, vun Hinrichsen oder Vitense? Direkt ut de Maskerade vun'n Danzboden her? Wo hebbt Se denn de letzte Nacht herumschwutscht? Denn harr'n Se doch man leewer eerst to Hus gahn un sick umtrecken schullt!
Erster Lare.
Du irrst und blickst befangen! Was du meinst,
Das sind wir nicht!
Frau Müller.
So, nich? Wat sünd Se denn?
Zweiter Lare.
Wir beiden sind die Laren dieses Hauses.
Frau Müller.
Ach wat, Laren! Lari fari, Laren! De kennt wi nich!
Johanna.
Ne, Fru Müllern!
Zweiter Lare.
So sagen wir: die Götter dieses Hauses!
Doch den profanen Menschen unsichtbar.
Ihr aber seid uns beide längst bekannt!
Weil unter einem Dach mit euch wir wohnen.
Hausgötter sind wir, freundlich hier zu walten,
Und schirmend allen beizustehn, die hier
Sich mühevoll ihr trautes Heim geschaffen.
Frau Müller.
So? dat fehlt ock noch! Nu wüllt Se uns ock noch wat opbinn'n un uns optrecken? Glöben Se denn, dat wi so awerglöbisch sünd, sowat to glöben?! Nu will ick Se awers mal wat seggn! Nu maken Se man, dat Se wedder rutkamt. Sunst wüllt wi Se mal wisen, wo de Timmermann dat Lock laten. (Zu Johanna) Kumm, Johanna, feudelt wi se gau mal wedder an de Luft!
Johanna.
Ja, Fru Müllern! (Beide tun, als ob sie Leuwagen und Eulbesen gegen die Füße der Laren schieben wollten.)
Die Laren (zugleich rufend).
Halt!
(Frau Müller und Johanna weichen erschrocken etwas zurück.)
Frau Müller (ängstlich).
O Gott, Johanna! Dar weer dat rein, als harr ick 'n elektrischen Slag kregen!
Johanna (ängstlich).
Ick ock, Fru Müllern!
(Ganz kurze Pause.)
Erster Lare.
(gebieterisch nach der Kulisse rechts zeigend.)
Da draußen steht ein Tisch, holt ihn herein!
Frau Müller (ängstlich).
Ja, kumm! Johanna!
Johanna (ängstlich).
Ja, Fru Müllern! (Beide ab in die Kulisse rechts, aus welcher die Laren kamen.)
Erster Lare.
Wo stellen wir ihn hin? Ich meine, dort!
(nach einer Stelle links auf der Bühne ziemlich nach vorn zeigend.)
Zweiter Lare.
Ich mein' es auch! Der Eingang ist ja hier!
(nach der Kulisse rechts zeigend.)
Erster Lare.
(nach der Kulisse links zeigend).
Und dort der Ausgang! Also hier (hinzeigend) der Tisch! (Frau Müller und Johanna, ängstlich, mit dem Tisch kommend.)
Erster Lare.
(nach jener Stelle links auf der Bühne zeigend).
Dort stellt ihn hin! Geschwind!
Frau Müller (ängstlich).
Ach ja, geschwind, Johanna!
Johanna.
(ängstlich, während beide den Tisch dahin tragen).
Ja, Fru Müllern!
Erster Lare (zu den beiden).
Und noch zwei Stühle! schnell, bringt sie herein!
Frau Müller (ängstlich).
Ach ja, kumm, Johanna! Die beiden Stühle!
Johanna. (ängstlich).
Ja, Fru Müllern! (Beide ab, wie vorhin.)
Erster Lare.
Die stellen wir zu jeder Seite einen!
Zweiter Lare.
Für sie den einen und den andern ihm!
(Frau Müller und Johanna, jede mit einem Stuhl kommend.)
Erster Lare (dahin zeigend).
Dort an den Tisch! zu jeder Seite einen!
Frau Müller (ängstlich).
Ja, kumm, Johanna!
Johanna. (ebenso).
Ja, Fru Müllern! (Während beide die Stühle hinsetzen, zu jeder Seite des Tisches einen.)
Erster Lare (zu den beiden).
So, nun auch das Gewinde, was da draußen
Noch der Bestimmung harrt, bringt es herein!
Frau Müller (ängstlich).
Ja! kumm Johanna, das Gewinde!
Johanna. (ängstlich).
Ja, Fru Müllern! (Beide ab, wie vorher.)
Erster Lare.
(nach der Kulisse rechts sehend).
Ich schmück' den Eingang hier!
Zweiter Lare.
(nach der Kulisse links sehend).
Und ich den Ausgang!
Frau Müller und Johanna.
(Jede ein Stück Guirlande bringend.)
Frau Müller (ängstlich).
So, hier ist das Gewinde!
Johanna. (ängstlich).
Ja, die Guirlanden! (Sie legen die Guirlanden nieder.)
Erster Lare.
Nun, was steht ihr da! Wo sind die Büsten?
Nun holt uns auch geschwind die Büsten her!
Frau Müller (ängstlich).
Ach Gott, die Büsten, Johanna! Wo sind die Büsten?
Johanna.
De hebbt Se ja eerst güstern sülben na Hulbe bröcht.
Frau Müller (ängstlich).
Ach Gott, ja! He schull se gau noch mal vun Frischen wedder witt maken! De sünd am Enn noch garni wedder hier.
Erster Lare.
Dann schnell zu Hulbe! Holt sie beide her!
Doch seid behutsam, stoßet nirgends an,
(Zu Frau Müller) Du trägst den Herrn Geheimrat!
(Zu Johanna) Du die Durchlaucht,
Und bringt sie beide in den großen Saal,
Wo später wir beschäftigt, ihn zu schmücken.
Frau Müller.
(im Abgehen zu Johanna).
Gott Loff un Dank! Dat wi man wedder rutkamt, Johanna!
Johanna.
Ja, Fru Müllern, Gott Loff un Dank! (Beide durch die Kulisse am Hintergrunde links ab.)
Erster Lare.
So! nun die Hände rasch ans Werk, mein Bruder!
Der Ein- und Ausgang harren noch des Schmucks!
Nun setzen wir die Stühle an und schmücken
Sie beide noch mit einer Blumenkette,
Dann wär' schon alles zum Empfang bereit.
Es drängt auch schon die Zeit!
(Holt schnell den einen Stuhl, ihn vor den Eingang rechts stellend) Hier wollte ich's!
Zweiter Lare.
(ebenso seinen Stuhl vor den Ausgang links stellend.)
Und hier wollt ich's!
(Beide nehmen jeder eine Guirlande, steigen auf die Stühle und hängen die Guirlanden über die oberhalb des Ein- und Ausgangs angebrachten Haken.)
Erster Lare.
(vom Stuhl steigend. Der zweite desgleichen. Der erste den Eingang betrachtend).
So! nein, wie schön! Die lieben Blumen alle,
Wie sie das Herz erfreu'n mit ihrer Pracht!
Nun harr't der Gäste schon die kleine Halle
Empfangsbereit, und wie das schön sich macht!
(Stimmen draußen.)
Ha, Stimmen hör' ich draußen, nah' der Schwelle!
Die Stühle, Bruder, schnell damit zur Stelle!
(Jeder setzt schnell seinen Stuhl wieder an die alte Stelle und beide wenden sich der Kulisse rechts zu, wo sie, einer an jeder Seite, wie zum Empfang der Gäste bereit stehen.)
Kilia. Alma mater. Die Laren.
(Unverständliche Stimmen draußen.)
Kilia. (im Eintreten).
Mir gebührt die Ehre!
Alma mater (ebenso).
Nein, mir!
Kilia.
Er ist doch mein Sohn!
Alma mater.
Und der meinige doch auch!
Kilia.
Ein Bürger dieser Stadt!
Alma mater.
Und ihrer Alma mater doch nicht minder!
Kilia.
All' meine Straßen prangen festgeschmückt!
Alma mater.
Und auch in meinen Hallen glänzt die Freude!
Kilia.
So mag das Los entscheiden!
Alma mater.
Aber nein!
Ich denk', wir teilen beid' uns in die Freude!
So scheint es auch der trauten Laren Wunsch.
Zwei Stühle stehen dort, du nimmst den einen
Den andern ich!
Erster Lare.
Ach ja! vieledle Frau'n,
So dachten wir's!
Zweiter Lare.
Und seid ihr des zufrieden,
Habt an den Tisch ihr beide, der euch trennt,
Gemeinsam gleiche Rechte!
Kilia.
So setzen wir uns denn, und Eintracht sei
Alma mater.
Und Frieden, Schwester, zwischen dir und mir!
(Beide setzen sich.)
(Die Laren in die Kulisse schauend.)
Erster Lare.
(Zur Alma mater und Kilia.)
Vieledle Frau'n, ein schöner Jüngling naht,
Und seine Schultern schmücken goldne Flügel,
Auch trägt er eine Fackel in der Hand
Und einen langen Schleier, zart und duftig
Und wie der Schnee so blendend weiß!
Kilia. und Alma mater (zugleich und aufstehend).
Er komme!
Hymen (schnell ein- und etwas vortretend).
Erster Lare.
Da ist er schon! (zu Hymen) Nun künde dein Begehr!
Hymen. Die Vorigen.
Hymen (mit Fackel und Schleier, außerdem mit einem Silberkranz und Silberstrauß).
Ich bin der Gott der Ehe, Hymen! und
Wo zwei sich finden, segne ich den Bund!
Und weihe ihnen froh das Hochzeitslied,
Wie es vor alters war. Und was ich seh',
Ob's Freude bringt dem Herzen oder Weh',
Das flechte ich hinein in meinen Sang,
Und laut're Wahrheit gibt ihm laut'ren Klang!
Fern, wo das Meer umbraust den Strand,
Den kaum ein Blümlein zieret,
Und König Helgo von Helgoland
Sein kleines Reich regieret,
Da kommen Gäste von allseits her,
Sich an dem Segen zu laben,
Wie ihn nur spenden kann das Meer
Mit seiner Fülle von Gaben.
Und einmal in des Königs Palast,
Sein einsam Leid zu verschmerzen,
Verweilt ein gar seltener, lieber Gast
Mit tiefem Weh' im Herzen.
Sie war wohl eines Herzogs Kind
Und trug eine Fürstenkrone,
Und konnte wohl geben als Angebind'
Gold und Edelstein' viel zum Lohne.
Und da kam ein verlassener, einsamer Mann,
Und krank am Herzen wie jene,
Auf König Helgos Eiland an
Und den Frieden suchend, Eirene!
Und
sie brachte ihn in der Freude Glanz,
Wo so mancher Bund schon geschlossen,
Und
sie brachte den grünen Myrthenkranz
Von schimmernder Blüte umsprossen.
Doch ach, nur kurz währt des Lebens Mai,
Welch' anderes Bild zeigt die Bühne!
Es rollten der Jahre so viele vorbei,
Und zum Silberkranz' ward der grüne!
Mit Wehmut denken wohl beide zurück,
Doch auch mit Freud' an die Stunden,
Denn eins ist geblieben, der
Liebe Glück!
Wieviel auch dahin geschwunden!
So bring' ich heut' zu des Festes Glanz
Den beiden als neues Geschmeide,
Den silbernen Strauß und den silbernen Kranz'
(legt Strauß und Kranz auf den Tisch)
Gott bittend, er segne sie beide!
Gott bittend, er lasse den beiden hold
Noch viele der glücklichsten Jahre,
Daß mählich sich wandle in lauteres Gold
Das Silber dem glücklichen Paare!
Kilia.
Das wünschen wir mit dir! Nimm deine Gaben
(ihm sie reichend)
Und bring' sie selber dem beglückten Paar'!
Alma mater.
Daß sich daran ihr Herz und Sinn mag laben!
(Hymen mit Strauß und Kranz rasch links ab.)
Erster Lare.
(nachdem er in die Kulisse rechts gesehen).
Vieledle Frau'n schon wieder eine and're!
Und hehr und lieblich ist sie von Gestalt!
Alma mater.
Laßt sie nur ein! Und was sie sagt, es wand're
Zu allen hin, sie fesselnd mit Gewalt!
Erster Lare.
Da ist sie schon!
Hygieia. Kilia. Alma mater. Die Laren.
Hygieia.
(In der Linken eine Schale, in der Rechten eine Schlange haltend.)
Hygieia bin ich,
Die aus der Schale
Die Schlange tränkt,
Das Symbol der Gesundheit!
Alma mater.
Ich kenne dich, und bin auch dir bekannt,
Denn, wo mein Haus steht, gehst du ein und aus
Und hilfst mir schaffen an dem edlen Werk'
Im Dienst' der Menschheit, der Humanität!
Hygieia.
(mit tiefer Rührung).
O,
Alma mater!
Und das höchste Gut
Des Lebens, die Gesundheit, wünsch' ich heut'
Dem Jubelpaare,
Das so hoch beglückt
Und so silbergeschmückt
Ward im Reigen der rollenden Jahre!
Ich fei're ihn
Und sie mit ihm zugleich,
Denn Mann und Weib sind eins,
Ein Leib und eine Seele!
Alma mater.
Da tust du Recht!
Denn was den einen freut
Und schmerzt, das freut und schmerzt ja auch zugleich
Das Herz des andern! Aber sei es denn
Nur Freude, was du bringst!
Hygieia.
Die bringe ich!
Ihn freudig preisend!
(Mit erzählendem Pathos.)
Es zog ein Mann aus Jerusalem
Hinab die Straße gen Jericho
Und fiel da unter die Mörder.
Und die raubten ihn aus und ließen ihn
Halbtot am Wege liegen,
Und es zog ein Priester die Straße hin
Und sah ihn liegen
Und ging vorüber!
Desgleichen die Straße auch ein Levit
Und sah ihn liegen
Und ging vorüber!
Und dann kam ein Samariter!
Und da er ihn sah,
Da jammert' ihn sein,
Und ging hin zu ihm,
Und mit Öl und Wein
Verband er ihm seine Wunden
Und hub ihn auf sein Tier
Und führte in die Herberg' ihn
Und pflegete sein.
Und andern Tags,
Da er reisen wollte,
Zog er Geld heraus
Und gab's dem Wirt
Und sprach zu ihm:
Nun pflege sein!
Und was du mehr
Wirst dartun noch,
Das zahl' ich dir,
Sobald ich wiederkomme!
Und der dies Gleichnis einem Schriftgelehrten
Einmal erzählte, fügte noch hinzu:
So gehe hin und tue du desgleichen!
Und hat's denn nicht der Jubilar getan?!
Das Samariterwesen blühte nicht
So schön bei uns, hätt' er nicht den Gedanken
Zu solcher Höhe es empor zu bringen
Aus England mitgebracht! So eigentlich
Ward er im deutschen Reiche
Des Samariterwesens Neubegründer!
Alma mater.
Ja, freudig muß
Ihn dessen jeder rühmen!
Hygieia.
Wie viel Wunden,
Die graus'ger Mord in blut'gen Schlachten schlug,
Nichtachtend, daß auch ihm der Tod so nah',
Hat er nicht schon verbunden! Und wie Großes
Zum Heil' der Menschheit, wo in höchster Not
An seiner Kunst ein Menschenleben hängt,
Hat er nicht schon erfunden!
Das Blut ist ein besondrer Saft,
Es pulst in ihm die Lebenskraft,
Und wird's vergossen, verfließt wohl oft
Zugleich die Lebenskraft damit.
Alma mater.
Und es erfand der Glückliche unverhofft
Die Kunst, es so zu gestalten,
Daß nun auch unter des Chirurgen Schnitt
Dem Körper es bleibt erhalten!
Und eine Erfindung ist es, die
Unschätzbar bleibt für die Chirurgie
Und die nimmermehr wird veralten!
Alma mater.
Ja gewiß. Und was ihn drang,
So viel zu schaffen früh und spät
Zu andrer Heil sein Lebenlang,
War Nächstenlieb' und Humanität!
Hygieia.
Und ihn hat getragen der Götter Gunst,
Mit dem Glück sein Leben verkettet,
Und er hat ein Meister in seiner Kunst,
Schon so vielen das Leben gerettet!
Ja, wie vieles, seit wir ihn schaffen sah'n,
Hat er für das rote Kreuz getan!
Das stets zu fördern ihm Herzenslust
Und das nun das schönste auf seiner Brust!
Und der große herrliche Frauenverein!
Wie muß es für sein Gemüte
Erfreuend und erhebend sein,
Daß gelangt' er zu solcher Blüte!
Und wo ein Lazarett nur steht,
Durch welches die Genesung geht,
Hat sicher der hochgeliebte Mann,
Daß es also ist, gut Teil daran!
Und bräch' ein Krieg mal wieder aus,
Er bliebe sicherlich nicht zu Haus,
Und hochbeglücket würd' er sehen,
Wie viel durch sein Verdienst geschehen!
Und was er mit der Feder schuf,
Auch hier ein Meister in seinem Beruf',
Viel' schöne Werke und viel begehrt,
Das ist und bleibt von größtem Wert'!
Alma mater.
Ja, darum wurde ihm auch schon
Viel Ehr' zum wohlverdienten Lohn'!
Mit Titeln und Orden ist er reich geschmückt
Und hat wohl alles, was ein Herz beglückt.
Fas!!!
Hygieia.
und Humanitas!!!
Erster Lare.
Schon wieder zwei, vieledle Frau'n!
Zweiter Lare.
Und wie Maililien anzuschau'n,
Erscheinen dort im Hintergrund'
Zu geben ihre Freude kund!
Alma mater.
Sie mögen kommen alle beid'!
Kilia.
Willkommen uns in uns'rer Freud'!
Eine Waldnymphe. Eine Feldnymphe. Alma mater. Kilia. Die Laren.
(Die Häupter der Nymphen sind geschmückt mit passenden kleinen Kränzen von Feldblumen. Sie tragen jede einen Strauß, die eine von Butterblumen und Vergißmeinnicht, die andere von Kornraden, Mohn und grünen Ähren.)
Waldnymphe.
Wo im Eichen- und Buchenwald'
Des Kuckucks Ruf so froh erschallt
Und unterm grünen Blätterdach'
Das Echo ruft ihn hallend nach,
Und wo der Dorn- und Haselstrauch
Bekränzen die üppigen Felder auch,
Die volle Ähre aufwärts dringt
Und hoch darüber die Lerche singt,
Und wo da in der Wiese Grün
Die gelben Butterblumen blüh'n
Und Primeln und Vergißmeinnicht
Mit ihrem lieblichen Angesicht,
Und wo da blüh'n im blauen Teich'
Die Wasserlilien so reich
Und als Sylphiden mit leichtem Sinn
Libellen gaukeln drüber hin,
Und wo im Rohr der Rohrspatz singt,
Und auch sein Lied zum besten bringt,
Und wo im Busch Zaunkönig thront,
Rotkehlchen und Blaumeischen wohnt,
Und wo am Wall Goldammer fest
Sich baut ihr kleines, trautes Nest,
Auf seinen Raub Neuntöter schießt
Und auf den Dorn die Fliegen spießt,
Und wo die Wachtel abends lockt,
Und wo im Klee der Hase hockt,
Und wo da aus dem Dickicht schaut
Mit frommen Aug' mein Rehlein traut,
Und wo da stehn auf Ufers Höh'n
Die alten Stämme, ewig schön,
Und wo da rauscht die See am Strand',
Da ist dein liebes Heimatland!
Feldnymphe.
Da hebt sich deiner Väter Schloß.
In dem dein Kindheitstraum verfloß
Und spiegelt froh und wohlgemut
Sich heut' noch in der blauen Flut.
Und »Henriette!« schallt es hier
Ringsum im grünen Waldrevier,
Und »Henriette!« schallt es dort,
Wo rauscht die Welle fort und fort!
Und »Henriette!« schallt's im Hag
Und schallt's im Nachtigallenschlag!
Und »Henriette« schallt's im Feld,
Rings durch die liebe Heimatswelt!
Du hast doch hier als Kind gespielt,
Wo sich dein Herz so froh gefühlt,
Und wo geblüht der Apfelbaum,
Vielleicht geträumt den schönsten Traum!
Und darum kommen heute wir,
Der Heimat Gruß zu bringen dir,
Wir, die noch heut' dieselben sind,
Du liebes, teures Fürstenkind!
Und ob dein Fuß uns längst verließ,
Erinn'rung ist ein Paradies,
In dem, wenn auch die Zeit enteilt,
So gern das Herz noch träumend weilt!
Wir feiern dich herzinniglich!
Und grüßen dich und küssen dich!
Und bringen froh dem Jubelpaar'
Die Blumen deiner Heimat dar!
Alma mater.
O, geht und bringt jedwede ihre Gabe,
So froh wie hier, der teuren Durchlaucht dar,
Daß sich daran ihr Herz erquick' und labe!
Welch eine Freude unserm Jubelpaar'!
(Die Nymphen mit entsprechender Verneigung gegen die Frauen links ab, ihre Sträuße mitnehmend.)
Erster Lare.
(nachdem er in die Kulisse gesehen).
Vieledle Frau'n, schon wieder kommen zwei,
Die schauen drein wie Lilien im Mai!
Zweiter Lare.
(nachdem er gleichfalls in die Kulisse gesehen).
Noch schöner als die Lilien, die bleichen,
Und schon mit roten Rosen zu vergleichen!
Alma mater.
Dann laßt sie kommen, führet sie herein,
Kilia.
Damit auch wir der Frauen uns erfreu'n!
Erster Lare.
(in die Kulisse sprechend).
Nun kommt! Ihr sollt uns liebe Gäste sein!
(Slesvigia und Holsatia treten auf, jene das Haupt mit einem Buchenkranz, diese mit einem Eichenkranz geschmückt, und die eine einen größeren Kranz von Buchenzweigen, die andere einen solchen von Eichenzweigen in der Hand tragend.)
Slesvigia. Holsatia. Kilia. Alma mater. Die Laren.
Slesvigia.
(etwas vorschreitend, getragen und feierlich).
Schleswig-Holstein meerumschlungen,
Deutscher Sitte hohe Wacht!
Holsatia. (ebenso).
Wahre treu, was schwer errungen,
Bis ein schönrer Morgen tagt!
Slesvigia (ebenso).
Teures Land, du Doppeleiche,
Unter einer Krone Dach
Holsatia (ebenso).
Stehe fest und nimmer weiche,
Wie der Feind auch dräuen mag!
Slesvigia.
Und es dräute der Feind,
Und dänisch sollten werden
Die deutschen Lande!
Da sprengte der Freiheit Ruf die Bande!
In Frankreich stürzte der Königsthron,
Und die Revolution
Drang über den Rhein
Auch nach Deutschland hinein!
Und in Berlin
War einer, wer rühmte und priese nicht ihn?!
Der später, wie es der Himmel gefügt,
So Großes getan und so glorreich gesiegt,
Wie noch nie ein Held
Auf der ganzen Welt!
Der auch uns befreit
Und den Erzfeind schlug!
Der da schuf Alldeutschlands Einigkeit
Und die herrlichsten aller Kronen trug!
O, der glorreichen Zeit!
Holsatia.
Aber vorher,
Eh' das alles so kam,
Als wir noch selbst unsre eigne Wehr
Und der erste Krieg seinen Anfang nahm,
Wie war es da?
Zersplittert war Germania!
Und auch wir, ihre beiden lieben Kinder,
Ob auch mutbeseelt,
Doch so hart bedrängt wie sie, nicht minder!
Und Schleswig-Holstein ungedeelt,
Der drohenden Vernichtung nah'!
Und was geschah?
Da entbrannte der Krieg!
Von weither kamen der Brüder Scharen,
Um mit dem Schwerte
An unserer Seite, kampfbereit,
Uns beizustehen in schwerster Zeit.
Doch in den Jahren,
Solang' er währte, der erste Krieg,
Nicht immer waren
Auf unserer Seite das Glück und der Sieg!
Slesvigia.
Eckernförde! Kolding! Fridericia!
Wer wüßte nicht, was dort geschah?!
Und Idstedt! Friedrichstadt und dann
Nahten noch schlimmere Zeiten heran:
Als wir, gleich Hörigen und Knechten,
Nicht mehr durften unser eignes Recht verfechten!
Aber wer wollt den Zusammenhang bestreiten
In der großen Kette der Begebenheiten,
Wo der eine Ring in dem andern hängt
Und die eine Tat zu der andern drängt?!
Översee!
Wo so rot gefärbt den weißen Schnee,
So mutvoll und siegesfroh zugleich
Die Soldaten des Kaisers von Österreich!
Und Düppel dann mit der Schanzen sieben,
Wo so manch' ein braver Preuße geblieben!
Und dann der siebentägige Krieg,
Und welch' ein Ringen! und welch ein Sieg!
Holsatia.
Und nach den sieben Tagen,
Wie wurde dann erst geschlagen!
Bei Spichern, wo Turkos und Zuav' retiriert!
Und bei Wörth, wo unser Fritz kommandiert!
Und dann über'n Rhein! über'n Rhein!
Alldeutschland nach Frankreich hinein!!!
Slesvigia.
Und es hat einmal einer gesagt:
»
Mein Recht ist eure Rettung!«
Und so ist es gekommen!
Sein Recht ward uns're Rettung!
Holsatia.
Nun sind wir frei von Dänemark!
Und unsre Mutter, so schön und stark,
Alldeutschland ist's Germania!
(zur Musik) Stimm schnell mit ein. Frau Musika!
Alldeutschland hoch! Vivat Hurra!
(Zugleich mit dem Hurrah einmaliger Orchestertusch. Slesvigia und Holsatia mit entsprechender Verneigung links ab.)
Erster Lare.
(nachdem er in die Kulisse gesehen).
Drei edle Frauen, so freundlich und mild,
Die eine in einem weißen Gewand',
Die andern in dunkle Kleider gehüllt,
Sie führt sie freundlich an der Hand!
Alma mater.
Laßt sie nur kommen auch zu dreien,
Daß sie uns künden, wer sie seien!
Erster Lare.
(in die Kulisse sprechend).
So kommt denn nun und tretet ein,
Auch ihr sollt uns willkommen sein!
(Caritas und zwei Schwestern treten ein, die eine einen Kranz Rosen, die andere einen Kranz von Lorbeerzweigen in der Hand.)
Die Caritas. Zwei barmherzige Schwestern. Kilia. Alma mater. Die Laren.
Alma mater. (froh und tiefbewegt).
O,
Caritas, auch du?! Wie das mich freut,
In dieser Stunde dich auch hier zu sehn
Und mit dir jene, die auch mir so lieb!
Caritas.
Wie könnt' ich fehlen?! und die Schwestern auch.
Die lieben, guten, welche ja so oft
An meiner Seite und in seinem Dienst',
Wenn ich unsichtbar, hülfreich ihn umstanden
Und Menschenliebe übend, so wie er,
Am Bett des Kranken Lindrung und Erquickung
Den Armen brachten, die in Schmerz und Leid,
Und ihnen der Genesung Trost gewährten!
Alma mater.
Und die, wenn es das Schicksal anders will,
Dem auch die Parzen, die den Faden spinnen
Gehorchen müssen, und der Todesengel
Die Fackel neigt, wie Himmlische so hold
Und sanft und lind dem Sterbenden die letzte
Und schwerste Stunde zu ertragen helfen!
Die Kissen glättend, von der bleichen Stirn
Den Angstschweiß trocknend und des Fiebers Glut
Mit kühlem Umschlag dämpfend, und den Lippen
Vielleicht die letzten Tropfen schon gewährend,
Im Samariterdienst der Liebe stehn!
Kilia.
Wie viele Bürger meiner lieben Stadt
Sind ihnen nicht zum wärmsten Dank verpflichtet,
Weil sie, wenn es die Not erheischte, kamen
In jedes Haus und freundlich Hülfe brachten!
Und nicht allein bei uns, nein, überall
In unserer Provinz und überall
Im großen, deutschen Reich' begegnet man
Den lieben Schwestern, die, wie fleiß'ge Bienen,
So emsig walten, Not und Kummer wehrend,
Und Trost und Hülfe bringend überall,
Wohin bedrückte Menschen sie gerufen!
Caritas (mit entsprechender Betonung).
Das Leid in seiner Nacht beglücken,
Als Mensch auch wirklich Mensch zu sein,
Den Bruder an die Brust zu drücken!
Ein Leben schließt's voll Wonne ein!
Die Welt ist ja so reich an Schmerzen,
Wer nie der Tränen Glut gekühlt,
O, der hat nie in seinem Herzen
Das Himmelreich der Lieb' gefühlt!
Alma mater.
O,
Caritas! du sprichst mir aus dem Herzen!
(Zu den Schwestern) Und ihr, geliebte Kinder meines Hauses,
In ihrem Dienst', gleich stillen Engeln waltend,
Wo Not und Leid und Schmerz und Weh und Nacht
Die armen Menschen foltern, habet Dank
Für alle Liebe!
Caritas.
Nun, so bringen wir
Die Kränze unserm teuren Jubelpaar'!
Den Kranz von Rosen ihr, denn Rosen sind
Der Liebe liebste Blumen, und den grünen
Von Lorbeerzweigen ihm! Kommt liebe Schwestern,
Und bringet dem Verdienste seine Kronen!
(alle drei, die Schwestern mit entsprechender Verneigung gegen die Frauen, links ab.)
Erster Lare (nachdem er in die Kulisse gesehen).
Ha! kaum die einen fort, da kommen schon
Die andern wieder, uns um Einlaß bittend,
Und diesmal sind's zwei alte Kampfgenossen,
Die ihres Kameraden schönes Fest
Mit zu verschönern freudig helfen wollen!
Alma mater.
Auch diese sollen uns willkommen sein.
Erster Lare (in die Kulisse rufend).
Ihr alten Kriegskameraden, tretet ein!
(Die beiden alten Kampfgenossen treten ein.)
Kampfgenosse von 48 bis 51. Kampfgenosse von 70 u. 71. Kilia. Alma mater. Die Laren.
Kampfgenosse v. 48 (Peter).
(Zu dem Kampfgenossen von 70 (Jochen) gleich nach dem Eintreten. Jochen aus einer kurzen Pfeife rauchend.)
Na, Jochen, dar sünd wi nu! Nu nimm man eerst mal de Piep ut't Mul!
Kampfgenosse v. 70.
(die Pfeife in die Tasche steckend).
Ja, wenn du dat meenst!
Kampfgenosse v. 48.
Un denn mak di nu ock man en beten nett un schaneerlich, dat wi uns ni blameert, hier mank all de vörnehmn Lüd un hogen Herrschaften.
Kampfgenosse v. 70.
Ja, wenn du dat meenst!
Kampfgenosse v. 48.
Na, un hier hebbt wi uns denn ja wul toeerst to melden.
(Zur Kilia und Alma mater, Kratzfuß machend, Jochen ebenfalls.)
Wi sünd en paar ole Kampfgenossen! Ick sogar all een vun achunveerdig bet eenunföffdig! Un hier, wat min Nawer Jochen is, vun achteinhundertsöbndig un eenunsöbndig.
Kampfgenosse v. 70.
Ja, nun achteinhundertsöbndig un eenunsöbndig!
(Nimmt seine Pfeife aus der Tasche und fängt wieder an zu rauchen.)
Kilia.
Ist mir lieb zu hören.
Kampfgenosse v. 48.
(Zu Kilia und Alma mater, einen Kratzfuß machend, Jochen ebenfalls.)
Na, denn nehmen Se uns dat man nich öbel.
Kampfgenosse v. 70.
Ja, nehmen Se uns dat man ni krumm,
Kampfgenosse v. 48.
Dat wi so fri weern, uns ock mit intostelln to den Herrn Geheimrat Professer un de Fru Dörchlud ehr sülwern Hochtid.
Kilia und Alma mater
(zugleich).
Ei, bewahre!
Kampfgenosse v. 48.
(Zu dem von 70).
Na, Jochen, nu nehm doch de ol Piep ut't Mul!
Kampfgenosse v. 70.
Ja, wenn du dat meenst! (Steckt die Pfeife wieder in die Tasche.)
Kilia.
Tragt keine Sorge, große Freude wird
Es ihm und Durchlaucht sicherlich bereiten,
Wenn ihr anch ihnen eure Wünsche bringt.
Kampfgenosse v. 48.
Ja, dat muß ick wul! Denn muß ick ja unsen leewen, smucken, jungen Herrn Dokter vun dartomal ni mehr kennen! Dat is mi noch, als weer't eerst güstern wesen! Ick weer dar noch en ganz blotjungen Menschen un mit bi de Turners! Un he weer bi de Studenten! Awers en Turner weer he ock! Un wat för een, so recht een ut alle veer Effen! Na un denn rückten wi ut, so merrn in de Nacht! mit'n Extratogg, na Rendsborg.
Kilia.
Mir unvergeßlich bleibet diese Nacht!
Alma mater.
Mir auch! Welch eine Märznacht war's,
Des Völkerfrühlings! Wie ein Sturmwind brauste
Mit einemmal es durch die Lande hin,
Den Winter jagend vor sich her gen Norden,
Und schon mit lautem Ruf' die Blumen weckend,
Die all' noch schliefen und das erste Grün!
(Jochen nimmt die Pfeife aus der Tasche und raucht kalt.)
Kampfgenosse v. 48.
Un een, twee, dree, dar weern wi dar, un in Rendsborg weern ja noch de Dänen, un een, twee, dree, dar harrn wi se, un de Festung darto! un keen Truppen Blot wurr darbi vergaten! Awers denn gung dat wider na't Norden herop, na Flensborg hin, un denn keem ock all de Slacht bi Bau.
Kampfgenosse v. 70.
Du, Peter, nu verteil dat dochen gau mal, wasücken als dat weer, du heft se ja mitmakt un hest mi dat ja all so mennigmal vertellt.
Kampfgenosse v. 48.
Holt Mul! un stek doch eerst de Piep mal wedder in de Tasch.
Kampfgenosse v. 70.
Ja, wenn du dat meenst, Peter! (Steckt die Pfeife wieder ein.)
Kampfgenosse v. 48.
Un dat Slimmste weer, dat wi de Slacht verlarn.
Kilia.
Es war ein Leid,
So bald nach all der Freud'!
Alma mater.
All' meine Söhne,
Die hoffnungsvollen Blüten dieses Landes!
Kilia.
Kampfgenosse v. 48.
Ja, dat mögen Se wul man seggn, Madam, wi hebbt uns wehrt als de Löwen, awers de Öwermacht weer to grot! Unse Kummandör, Major Michelsen, ick seeg em noch, als he dar so mit den Sawel hoch vöran vörwarts störm un uns toreep: »Mir nach, Kinder, für unsern Herzog und Schleswig-Holstein!« Un als he dar den Schuß kreeg un koppöwer flog. üns' arme Kummandör! so swar blasseert un noch darto gefangn! De Dänen slepen em noch mit op't Schip, un dar is he storben! Na, un als dat denn so kummnt, dar mussen wi rittereern na de Stadt hendal, un de Dänen uns jümmers op de Hacken! Un denn gung dat wider, dör de Gaardns un bi de Gaardns herum. Na, un hier passeer dat denn, wat ick denn doch egentlich noch gau mal vertelln wull! Kreeg dar een en Schuß ganz in min Neegde, dat he ludhals opschreeg, un als ick mi umseeg, dar leeg he ock all an de Eer un flog mit de Arm un Been um sick, un dat Blot sprung em ut de Wunn herut, meist so to'n Verglik, als dat Water ut'n Springbrunn'! Un in densülwigen Ogenblick leeg unse junge Herr Dokter ock all bi em op de Kneen, un denn so mit de eene Hand kneep he em de Ader tohopen, dat he sick ni verblöden de, un mit de anner wöhl he in de Verbandtasch herum, un dar smeet ick denn de Flint an de Sit, um em to hölpen.
Kilia.
Das war brav von dir!
Alma mater.
Ich kenne meine Söhne!
(Zum Kampfgenossen v. 48.) Nun, und was weiter dann?
Kampfgenosse v. 48.
Ja, dar schreeg dat mit eenmal »Hurrä!« un als wi opkeeken, weern wi umzingelt vun luter Dänen.
Alma mater.
Und wie dann weiter, lieber Freund, laß hören!
Kampfgenosse v. 48.
Ja, dar neehm'n uns denn beide mit na Kopenhagen un op de Dronning Maria. War seeten wi denn gefangen mit all de annern. Un wil wi uns nu dochen all eenmal kenn'n, so bleebn wi gude Frünn, dat heet, ick heel en Barg vun em, un he ock vun mi, ick putz sin Knöp un sin Steweln un weer so quanzwis sin Bedeenter, so lang, bit wi wedder fri keem'n, Un denn tonacher drop ich noch eenmal wedder mit em tohopen, awers nich in't Feld. Dar leeg ick mit min to Schann schaten Been in en Lazaret, wo he de erste Dokter weer. Un dar heff ick vele Dag legen twischen Dot un Leben, un Dag un Nach hett he na mi sehn un sick um mi bekümmert, bit ick wedder beter weer. He hett mi dat Leben rett un ähnlich is dat ock to'n Verglik mit Jochen we'n, is dat ni, Jochen?
Kampfgenosse v. 70.
Ja, dat schull ick meen!
Kampfgenosse v. 48.
Awers eerst so'n twintig Jahr later. Dar weer he all en groten Mann un harr en groten Namn. Un Jochen, den harrn dar mal de Parlewus in de Kniep hatt, bi Gravelotte, wo de Sleswig-Holsteener ock ehr gudes Deel mit an harrn, un mit en Mitralljöse harrn se em dar een anwischt, dat he forts so'n Stücker veer in sin Belly kregen.
Kampfgenosse v. 70.
Ne, fief! Peter, fief!
Kampfgenosse v. 48.
Na, denn fief! un wat hebbt se dar nich allns mit em opstellt un an em rumsneden!
Kampfgenosse v. 70.
Ja, un meisttiden hebbt se mi jümmers eerst dun makt, un wenn ick denn wedder nüchtern weer, denn weer dat allemal, als harr ick'n bannigen Brand hatt!
Kampfgenosse v. 48.
Un dar hett he denn, Gott weet wa lang, noch vör de Dokters legen in een vun de groten Lazeretten bi Berlin, op'n Tempelhofer Feld, wo de Professer een vun de Allerböwersten öwer alle Lazaretten weer un wat he dar an Jochen da'n, dat mutt em Jochen ewig danken. He weer ja ock en Eiderstedter, ebn als Jochen!
Kampfgenosse v. 70.
Ja, dat schull ick meen'n, Peter!
Kampfgenosse v. 48.
He weer ut Tönn', un Jochen is ja ock ut Tönn'!
Kampfgenosse v. 70.
Ja, ick bün ock ut Tönn!
Kampfgenosse v. 48.
Un als wi nu beide to hörn kreegn, dat he hüt sin sülwern Hochtid fiert, hebbt wi uns op de Reis' makt, um em unse Glückwünsch' dartobringen.
Alma mater.
Da tut ihr recht daran, es wird ihn freu'n,
Auch euch, als liebe alte Kameraden
Aus ferner Zeit hier wieder zu begrüßen!
Kampfgenosse v. 48 (im Abgehen).
Na, denn kumm man, Jochen, denn man rin. Awers dat du mir dar ni wedder mit de Piep kummst.
Kampfgenosse v. 70 (im Abgehen).
Ne, wenn du dat meenst!
Erster Lare.
(nachdem er in die Kulisse gesehen).
Zwei lustige Studenten kommen dort!
Es hat sich gar der Bruder Studio
In Wichs geschmissen! Schau'n die prächtig aus!
Zweiter Lare.
Das Band des einen ist blau, weiß und gold
Alma mater.
Das sind die Farben der Teutonia.
Erster Lare.
Und weiß und lila sind des andern Farben!
Alma mater.
Die tragen meine lieben Albertiner!
Nach mir sich nennend, und ich selber ja!
Es sind mir beide tausendmal willkommen!
(Zu Kilia) Und dir doch auch gewiß, Frau Kilia!
Kilia.
Von ganzem Herzen! Nannten wir uns nicht
Von jeher Schwestern?! seit mein liebes Kiel
Auch eine Musenstadt, und du vor allem
Ihr ein so schöner und so teurer Schmuck!
Wie unansehnlich auch dein erstes Heim,
Des alten Schlosses traute Nachbarin,
Die alte Universität, die nun
Treu mütterlich des Landes Schätze hütet!
Und waren nicht von jeher ihre Bürger,
Die akademischen, auch meine Freunde,
Und meiner Bürgerschaft, auch wenn sie selbst
Im tollen, ausgelassenen Übermut'
Der Jugendlust mir manchen Streich gespielt!
Hier Fenster klirren ließen, oder dort
Spät abends einem als verdienten Lohn
Wohl gar ein lärmend Katzenständchen brachten,
Worüber doch am frühen Morgen schon
Die meisten meiner Bürger herzlich lachten!
Kiel, ohne sie, wärst du auch mir genommen!
Vieltausendmal sind beide mir willkommen!
Zweiter Lare.
(in die Kulisse rufend).
Ihr Herren, bitte! Hochwillkommen beiden
Und auch wir Laren grüßen euch mit Freuden!
(Studenten treten ein.)
Zwei Studenten: Teutone. Albertiner. Kilia. Alma mater. Die Laren.
Albertiner.
Sprich du zuerst!
Teutone.
Nein, du!
Albertiner.
Nun ja, wozu
Darüber hier noch streiten auf der Schwelle?
Ich tu's, und du nach mir, an dieser Stelle
Mit offnem Herzen und das Auge helle!
Als Burschenschafter stehen beide wir
Dem Burschenschafter gegenüber hier!
Der eine Zierde aller Burschenschaft
Mit seines Geistes genialer Kraft!
Was er vollbracht und tapfer sich errang,
Hat ihm in ihrem Loblied' schon gesungen,
Die Hygieia, die dem Jubilar
Von jeher seine Allerliebste war,
Zugleich mit dir, geliebte Alma mater,
In allem, was zu deiner Freude tat er!
Und dennoch könnt' euch heute um sein Walten
Wohl eine Dritte noch die Stange halten,
Die, eifersüchtig, mit euch um den Preis,
Auch ihre Rechte hochzuhalten weiß!
(Zur Durchlaucht.)
Wat schall ick di seggn? süh, dat is so schön
Und darum dünkt mi just fast, ick mut dat dohn!
Dat du in Leevde, de dar ewig grön
Un unbekümmert um din Fürstenkron',
De ebenso hell noch strahlt in düsse Stund,
Din Hand und Hart em geevst to'n Lebensbund!
De Leevde is dat schönste op de Eer,
Un rode Rosen sünd ehr leevsten Blom,
Dat gifft ock nix mehr, wat noch schöner weer
Hier nerr'n, un babn in'n blauen Himmelsdom!
Uns' Herrgott is de Levvde sülbn, und süh,
Hier all min roden Rosen streu ick di!
(tut es.)
Teutone.
O, Bruderherz, was bleibt mir noch? Doch eins,
Gepriesen sei auch dieses hier, wie keins!
Daß wir Teutonen schon so manch einmal
Die Ehre hatten, in der Gäste Zahl
Auch ihn zu seh'n, den teuren Jubilar,
Mit einst so dunklem, nun schneeweißem Haar'!
Der aller Gäste liebster stets uns war:
O, mög' es manch ein Jahr noch so verbleiben,
Das ist's, warum ich heut' die Götter bitte,
Daß wir Teutonen, ihn in uns'rer Mitte,
Auf ihn noch viele Salamander reiben!
Un di, als min Kolleg dat mak,
Bi ehr, in uns' leev' Modersprak,
Wünsch ick ehr ut ehr Hart herut:
Blif du dat Leevste an ehr Sit
Noch lange, lange, lange Tid,
So seel'nvergnögt, als hier in'n Saal
Du bi ehr büst in düste Stund'!
Dat sprickt Teutonia dör min Mund
Un streut di ock ehr Blom hendal!
(tut es.)
Alma mater.
Habt Dank für eure Worte, meine Lieben!
Wie ganz empfinde ich, was euch getrieben,
So froh hier eines Herzens zu erscheinen!
Nun eilt, euch mit den andern zu vereinen!
Kilia.
Und eh' ihr geht, ihr lieben Musensöhne,
Sagt Kilia euch Dank für alles Schöne,
Was ihr soeben, brüderlich verbündet,
Uns und dem teuren Jubelpaar' verkündet.
Albertiner.
So gehn wir denn, nun uns're Zeit geendet,
Teutone.
Dahin, wohin die andern sich gewendet!
(Beide umfassen sich, wie sie beim Auftreten erschienen sind, mit den Armen und gehen nach stummer Verabschiedung gegen Kilia und Alma mater links ab.)
Erster Lare.
(nachdem er in die Kulisse gesehen, zu Kilia und Alma mater).
Schon wieder eine! und im Schmuck' der Rosen
Die sie umblüh'n, und duftend sie umkosen!
Zweiter Lare.
(ebenso.)
So schön, wie keine! wonnesüß und rein!
Es könnt wohl auch die Freude selber sein.
Alma mater und Kilia.
(zugleich.)
O, laßt sie ein!
Lätitia. Kilia. Alma mater. Die Laren.
Lätitia.
Ich bin es ja!
Lätitia!
Auch wenn ich körperlos, erkennt der Mensch
Noch besser mich und trägt nach mir Verlangen;
Dann bin ich ja sein liebstes, schönstes Gut,
Hier von der Wiege bis zum Grabe, denn,
Wo ich ihm lächle, blüht ihm ja das Glück,
Weil meines Daseins Wesen ist die Freude!
Alma mater.
Die Freude, ja! die nur vom Himmel kommt,
Wie strahlend Sonnengold der dunklen Erde
Und die im Liede ja als Götterfunken
Und Tochter aus Elysium gepriesen.
Lätitia.
Auf Rosen wandle ich dahin, und wo
Mein Fuß berührt die Erde, sprießen sie!
Und Rosen, rote Rosen schmücken mich
Und blühn im duft'gen Kranz' um meine Stirn!
Und daß ich heut' in menschlicher Gestalt
Hier mit erscheine, seht, das ist gescheh'n,
Weil's auch die andern tun, Frau Kilia,
Frau Alma mater und die lieben Laren,
Zur Feier dieses Tages und zur Ehre
Dem teuren vielgeliebten Jubelpaar'!
Ich mußte kommen, weil ja ohne mich
Doch alles kalt und öd' und nichtig ist
Und ich der Stunde erst den Wert verleihe!
So schwebe ich vorüber, Blumen streuend,
Die schönsten aller, meine roten Rosen
Auf alle nieder, auch in diesen Räumen!
Und wo die beiden Lieben ich erschau',
Um deretwillen heut' ich hier erschienen,
Da soll es Rosen schnei'n, wie Blütenflocken
Zur Frühlingszeit, der lieblichsten im Jahr',
Hernieder auf der Alten graues Haar
Und auf der frohen Jugend goldne Locken!
Alma mater.
Lätitia, du süßes Kind,
Gepriesen als ein Götterfunken,
So schwebe denn hinein geschwind
Und mach' die Herzen alle trunken!
Kilia.
Ja, schmücke du das graue Haar,
Das schon geschmückt mit weißen Flocken,
Und flicht dem lieben Jubelpaar'
Noch Rosenknospen in die Locken!
Lätitia.
Das will ich tun, ihr lieben beide,
Lätitia! Ich selbst, die Freude!
(Lätitia noch nicht gleich abgehend. Hinten in der Kulisse verschiedene Stimmen, unverständlich durcheinander. Alma mater, Kilia, Lätitia und die Laren sehen überrascht dahin.)
Alma mater (schnell).
Horch!
Kilia (schnell).
Was ist das?
Mr. Jonathan. Alma mater. Kilia. Lätitia. Die Laren.
Mr. Jonathan.
(noch in der Kulisse, laut).
No, not! No, not! I will, I will! (Er tritt rasch auf.) Ah (mit dem Fuß stampfend) god damn! (zur Alma mater) Was sein you for ein woman?
Alma mater (empört)
Unerhört! (zu Mr. Jonathan) Ich bin die Alma mater!
Mr. Jonathan.
Yes! Wuas wohl soll heißen: alte Mutter.
Alma Mater (empört)
Der Unverschämte!
Mr. Jonathan.
(auf Frau Kilia zeigend).
Und wuas sein das für ein woman?
Kilia (empört).
Ich, mein Herr! ich bin die Mutter dieser Stadt!
Mr. Jonathan.
So?! Auch ein Mutter! So ein altes Mutter, wuas hat vielleicht noch ein schönes Tochter und wuas wird werden perhaps vielleicht noch einmal Schwiegermutter!
Kilia (empört).
Entsetzlicher! Wer seid ihr und was wollt ihr?
Mr. Jonathan.
Wuas I am?! and wuas I will?! I am Mister Jonathan from Davenport in Jowa, yes! and came here to bring das Jubelpaar von silver meine Wünsche von Glück! To what, I have come expressly mit steamer von New-York.
Kilia.
Seid ihr denn mit dem Jubelpaar' bekannt?
Mr. Jonathan.
Yes! very well! sogar befreundet sein ich mit sie.
Alma mater.
Mr. Jonathan.
Oh no, not unbegrieplich, I sein doch gewesen mit auf die großes steamer, das Trave. Als sie sein gereist in das erste Koje from Bremerhaven über das Atlantic Ocean to New-York! Oh yes! und auf die ship sein ich geworden befreundet mit sie!
Kilia.
Wir sind erstaunt zu hören!
Mr. Jonathan.
No, no, I am not so! and als da sein einmal gekommen ein großes Sturm, wuas hat gemacht geschunkelt das ship (er macht mit seinem Oberkörper eine schaukelnde Bewegung), da sein geworden many passenger very sick von die See so, so very sick, daß auch nicht das berühmte Professor and Geheimrat von die Medizin sie hat machen können wieder besser.
Alma mater.
Für diese Krankheit gibt es keine Mittel.
Doch Durchlaucht wurde stets davon verschont!
Mr. Jonathan.
Yes! Durchlaucht sein gewesen nicht sick von die See! Aber, ay, yes! Es tut geben doch ein Mittel for die sick-ness von die See, wuas sein drops in ein little Glas, and wuas sein von mich gefunden, and wuas hat gemacht mir zu ein reiches Mensch, yes! Nun I am Fabrikant von the drops and tu immer reisen auf die steamer hin und her, zu probiren and zu machen noch mehr berühmt meine drops gegen die sick-ness von die See!
Erster Lare (spöttisch).
Gegen die sick-ness von die See (zugleich mit dem anderen Laren lachend). Ha! Ha! Ha! Ha!
Mr. Jonathan (aufgebracht).
Wuas lacht you dumme boys (tut als ob er boxen wollte). God damm! I box you!
Erster Lare.
(ängstlich und rasch zurückweichend).
Nein, nein, mein lieber Mr. Jonathan,
Um Jovis Willen keine Laren boxen,
Die auf des Hauses Glück und Frieden passen,
Sonst könnt' euch die gerechte Strafe fassen!
Zweiter Lare.
Sonst rufen wir um Schutz die Götter an
Und dann mein lieber Mr. Jonathan,
Ergeht's euch schlecht, drauf könnt ihr euch verlassen!
Mr Jonathan.
Ay no! wuas dummes Zeug, I tu nicht fürchten mich vor die Götter, das sein Aberglauben! Und als wir gekommen sein an in New-York, sein wir geworden wieder entzwei.
Erster Lare (spöttisch).
Entzwei geworden! (Beide Laren lachen) Hahahaha!
Mr. Jonathan.
Wuas tun you wieder lachen dumme boys! I mean, gekommen von einander, and Ich sein weitergereist to my native-town Davenport and das Geheimrat und Professor von Medizin und Prinzeß Durchlaucht haben besucht alle großen Citys, und sein auch gekommen in Davenport und haben besucht mir in mein home, um wuas I have gebeten sie bei dem Abschied and wuas sein gewesen für mir ein großes Ehre. Oh yes, ein ganz großes Ehre! I am a rich man and I have plenty money and eine große Haus in Davenport, yes, very well, da sein sie gewesen als meine Gäste eine Tag and haben mir geladen ein, auch zu kommen zu ihre Gast nach Kiel! and nun sein ich gekommen mit das steamer zu das Hochzeit von Silber, oh yes!
Alma mater.
Das ist sehr hübsch, es wird sie beide freu'n,
Sie sind im großen Saal', geht nur hinein.
Mr Jonathan.
Yes! I thank you and werde ich sehen auch wieder an das große Saal the beautiful girl mit die Rosen und was tut heißen Lätitia?
Kilia.
Auch sie ist dort und streuet ihre Rosen,
Das alle froh, verspürend ihre Näh',
Der Freude süßer Wonne sich erfreu'n.
Mr. Jonathan.
Oh yes! der Freude süßes Wonne!
(Geht links ab, nachdem Nimrod, ihn noch gewahrend, auftritt.)
Nimrod. Alma mater. Kilia. Die Laren.
Nimrod.
Ha! Das war ja wieder der verrückte Yankee mit seinem Splien. (Zur Alma mater und Kilia) Entschuldigen Sie meine Damen, daß ich so schnell hinterherkomme (die Hand an den Hut legend) Ich mache gehorsamst Reverenz!
Kilia.
Das tun wir gern! Und heißen Sie auch froh
Willkommen zu dem schönen Silberfeste.
Nimrod.
Ja, ich mußte doch auch mit teilnehmen und hier erscheinen. Ich bin doch ein alter Jäger! Und das edle Waidwerk ist doch heute auch noch sein Pläsier!
Alma mater.
Ja, freilich, das ist mir nicht unbekannt!
Kilia.
Und mir desgleichen nicht.
Nimrod.
Na, sehn Sie wohl, meine Damen?! Und darum bin ich ja heute g'rade hier! Und einen Gemsbock hab' ich mitgebracht, einen Kapitalbock, mit zu dieser Feier, daran er sich, wenn sie vorbeigerauscht, nachfeiernd noch erfreuen möge, und auch sie, die seine, un'sre liebe Durchlaucht! Ist freilich diesmal nicht von ihm erlegt, sondern von mir, seinem alten, getreuen Förster und Jäger, weit fern in seinem schönen Jagdgebiet in unserm lieben Bayernland, wo er alljährlich zur Erholung weilt und oft mit seinem Freunde, dem Augenarzte, unserm Prinzen Ludwig, in der schönen Ferienzeit zu jagen pflegt und ich mit den beiden.
Alma mater.
Da ist uns wohlbekannt!
Nimrod.
Nun ja, und doch
Nicht so bekannt wie mir! Wie manch einmal
Sah ich den immerhin schon alten Herrn
Ganz früh im dunkeln noch und in der Hand
Die Leuchte und die Büchse auf dem Rücken,
Besteigen das Gebirg', um, schußbereit,
Sobald es tagte, den Gemsbock zu erlegen,
Den ich, nachkletternd ihm, dann trug zu Tal!
Alma mater.
Das wissen wir, er hat's im frohen Kreise
Befreundeter Kollegen oft erzählt.
Nimrod.
Nun ja! Doch wißt ihr nicht, was überdies
Ich ihm und Ihrer Durchlaucht mitgebracht
Zu ihrem schönen Fest'! Ein ganzes Fuder
Der schönsten grünen Tannen, groß und klein,
Man bringt sie nach der Bühne schon hinein,
Dort werdet ihr sie gleich, ihr edlen beide,
Im großen Festspielbilde selber sehen,
In welchem ihr wohl auch mit werdet stehen,
Als schöner Schmuck, dem Jubelpaar' zur Freude.
Alma mater.
Wenn's sein muß, gern!
Das bleibt uns unbenommen!
Nimrod.
Dann bitt' ich freundlichst, gleich mir nach zu kommen!
(links ab.)
Alma mater (zur Kilia).
Nun, wollen wir's?
Kilia.
Warum nicht! Mag's geschehen!
Alma mater.
Ich bin bereit!
Kilia.
Ich auch, im Bild zu stehen!
Alma mater.
So laßt uns eiligst zu den andern gehen!
Kilia.
(zu den Laren).
Euch aber bitten wir, geliebte Laren,
Noch bis zum Schluß des Amtes treu zu wahren!
(Beide links ab.)
Erster Lare.
Der Augenblick ist günstig! Nun, geschwind
Hinunter, wo die beiden Lieben sind!
Zweiter Lare.
Ich hab' mein Buch! (Zieht schnell ein Buch aus dem Busen.)
Erster Lare.
Ich meines auch, desgleichen (ebenso.)
Zweiter Lare.
Komm, Bruder, daß wir's freudig überreichen.
(Beide gehen rasch von der Bühne herab die Stufen hinunter, welche sich zu beiden Seiten vor der Rampe befinden, der eine die einen, der andere die andern Stufen, während der Dialog weiter geht.)
Was hier dem Jubelpaar' im frohen Spiel
So schnell vorüber ging, ist's auch nicht viel,
Ist's doch von uns ein herzlich' Liebeszeichen!
Erster Lare.
(vor die Durchlaucht tretend und ihr das Buch überreichend).
Nun, hier ist mein's!
Zweiter Lare.
(vor den Geheimrat tretend und ihm das Buch überreichend.)
Und hier ist meins daneben!
(Zur Musik.) Frau Musika, pass' auf: Wir lassen leben
Die beiden, unsre Gaben bringend dar,
(an das Publikum) Und alle ruft es mit!: dem Jubelpaar
Ein Vivat hoch!
(gleichzeitig von allen Anwesenden mit Orchestertusch.)
Zweiter Lare.
Und noch einmal: Vivat hoch! (gleichzeitig von allen Anwesenden mit Orchestertusch.)
Erster Lare.
Und noch einmal: Vivat hoch! (gleichzeitig von allen Anwesenden mit Orchestertusch).
(Unmittelbar nach dem letzten Hoch geht der Hintergrund in die Höhe und man sieht ein großes Gruppenbild in bengalischer Beleuchtung, nach welchem hin, auch noch an derselben Stelle stehend, die Laren in hübscher passender Stellung unverwandt ihre Blicke richten, während von dem Orchester sofort die Melodie intoniert wird:)
Hoch soll'n sie leben!
Hoch soll'n sie leben!
Dreimal hoch!
(Noch zweimal zu wiederholen.)
(Der andere Vorhang fällt.)