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Mit Proviant war ich reichlich versehen; Wasser brauchte ich für mein Pferd nicht, da der Pflanzenwuchs im vollen Safte stand. Und so hatte ich weiter keine Sorge, als die Richtung beizubehalten und jede feindliche Begegnung zu vermeiden. Für das Erstere hatte ich den Ortssinn, die Sonne und den Compaß, und für das Letztere das Fernrohr, mit dessen Hilfe ich Alles erkennen konnte, bevor ich selbst gesehen wurde.
Der Tag verging ohne irgend ein Abenteuer, und am Abend legte ich mich hinter einem einsamen Felsen zur Ruhe. Bevor ich einschlief, kam mir der Gedanke, ob es nicht vielleicht besser sei, ganz bis Tekrit zu reiten, da ich dort ja ohne Aufsehen Vieles erfahren konnte, was mir zu wissen nothwendig war. Es war dies ein sehr überflüssiges Überlegen, wie ich am andern Morgen sehen sollte. Ich hatte nämlich sehr fest geschlafen und erwachte durch das warnende Schnauben meines Pferdes. Als ich aufblickte, sah ich fünf Reiter von Norden her grade auf die Stelle zukommen, an welcher ich mich befand. Sie waren so nahe, daß sie mich bereits gesehen hatten. Flucht lag nicht in meinem Sinne, obgleich mich der Rappe wohl schnell davongetragen hätte. Ich erhob mich also, saß auf, um für Alles gerüstet zu sein, und nahm den Stutzen nachlässig zur Hand.
Sie kamen im Galopp herbei und parirten ihre Pferde einige Schritte vor mir. Da in ihren Mienen nicht die geringste Feindseligkeit zu finden war, konnte ich mich einstweilen beruhigen.
»Sallam aaleïkum!« grüßte mich der Eine.
»Aaleïkum!« antwortete ich.
»Du hast hier diese Nacht geschlafen?«
»So ist es.«
»Hast Du kein Zelt, unter welchem Du Dein Haupt zur Ruhe legen könntest?«
»Nein. Allah hat seine Gaben verschieden ausgetheilt. Dem Einen gibt er ein Dach von Filz und dem Andern den Himmel zur Decke.«
»Du aber könntest ein Zelt besitzen; hast Du doch ein Pferd, welches mehr werth ist, als hundert Zelte.«
»Es ist mein einziges Besitzthum.«
»Verkaufst Du es?«
»Nein.«
»Du mußt zu einem Stamme gehören, der nicht weit von hier sein Lager hat.«
»Warum?«
»Dein Hengst ist frisch.«
»Und dennoch wohnt mein Stamm viele, viele Tagreisen von hier, weit, weit noch hinter den heiligen Städten im Westen.«
»Wie heißt Dein Stamm?«
»Uëlad German.«
»Ja, da drüben im Moghreb sagt man meist Uëlad statt Beni oder Abu. Warum entfernst Du Dich so weit von Deinem Lande?«
»Ich habe Mekka gesehen und will nun auch noch die Duars und Städte sehen, welche gegen Persien liegen, damit ich den Meinen viel erzählen kann, wenn ich heimkehre.«
»Wohin geht zunächst Dein Weg?«
»Immer nach Aufgang der Sonne, wohin mich Allah führt.«
»So kannst Du mit uns reiten.«
»Wo ist Euer Ziel?«
»Oberhalb der Kernina-Klippen, wo unsere Heerden am Ufer und auf den Inseln des Tigris weiden.«
Hm! Sollten diese Leute etwa gar Dschowari sein? Sie hatten mich gefragt: es war also nicht unhöflich, wenn auch ich mich erkundigte.
»Welchem Stamme gehören diese Heerden?«
»Dem Stamme Abu Mohammed.«
»Sind noch andere Stämme in der Nähe?«
»Ja. Abwärts die Alabeïden, welche dem Scheik von Kernina Tribut bezahlen, und aufwärts die Dschowari.«
»Wem bezahlen diese den Tribut?«
»Man hört es, daß Du aus fernen Landen kommst. Die Dschowari zahlen nicht, sondern sie nehmen sich Tribut. Es sind Diebe und Räuber, vor denen unsere Heerden keinen Augenblick sicher sind. Komm mit uns, wenn Du gegen sie kämpfen willst!«
»Ihr kämpft mit ihnen?«
»Ja. Wir haben uns mit den Alabeïden verbunden. Willst Du Thaten thun, so kannst Du es bei uns lernen. Aber warum schläfst Du hier am Hügel des Löwen?«
»Ich kenne diesen Ort nicht. Ich war müde und habe mich zur Ruhe gelegt.«
»Allah kerihm, Gott ist gnädig; Du bist ein Liebling Allah's, sonst hätte Dich der Würger der Heerden zerrissen. Kein Araber möchte hier eine Stunde ruhen, denn an diesem Felsen halten die Löwen ihre Zusammenkünfte.«
»Es gibt hier am Tigris Löwen?«
»Ja, am unteren Laufe des Stromes; weiter oben aber findest Du nur den Leopard. Willst Du mit uns reiten?«
»Wenn ich Euer Gast sein soll.«
»Du bist es. Nimm unsere Hand und laß uns Datteln tauschen!«
Wir legten die flachen Hände in einander, und dann bekam ich von Jedem eine Dattel, die ich aß, während ich fünf andere dafür gab, welche auch aus freier Hand verzehrt wurden. Dann schlugen wir die Richtung nach Südosten ein. Einige Zeit später passirten wir den Thathar, und die ebene Gegend wurde nach und nach bergiger.
Ich lernte in meinen Begleitern fünf ehrliche Nomaden kennen, in deren Herzen kein Falsch zu finden war. Sie hatten zur Feier einer Hochzeit einen befreundeten Stamm besucht und kehrten nun zurück voll Freude über die Festlichkeiten und Gelage, denen sie beigewohnt hatten.
Das Terrain hob sich mehr und mehr, bis es sich plötzlich wieder senkte. Zur Rechten wurden in weiter Ferne die Ruinen von Alt-Tekrit sichtbar, zur Linken, auch weit entfernt, der Dschebel Kernina, und vor uns breitete sich das Tal des Tigris aus. In einer halben Stunde war der Strom erreicht. Er hatte hier die Breite von wohl einer englischen Meile, und seine Wasser wurden von einer großen, langgestreckten, grün bewachsenen Insel getheilt, auf welcher ich mehrere Zelte erblickte.
»Du gehst mit hinüber? Du wirst unserem Scheik willkommen sein!«
»Wie kommen wir hinüber?«
»Das wirst Du gleich sehen, denn wir sind bereits bemerkt worden. Komm weiter aufwärts, wo das Kellek landet.«
Ein Kellek ist ein Floß, welches gewöhnlich zweimal so lang als breit ist. Es besteht aus aufgeblasenen Ziegenfellen, welche durch Querhölzer befestigt sind, über welche Balken oder Bretter gelegt werden, auf denen sich die Last befindet. Das einzige Bindemittel besteht aus Weiden. Regiert wird so ein Floß durch zwei Ruder, deren Riemen aus gespaltenen und wieder zusammengebundenen Bambusstücken gefertigt sind. Ein solches Floß stieß drüben von der Insel ab. Es war so groß, daß es mehr als sechs Reiter tragen konnte, und brachte uns wohlbehalten hinüber.
Wir wurden von einer Menge von Kindern, einigen Hunden und einem alten, ehrwürdig aussehenden Araber bewillkommt, welcher der Vater eines meiner Gefährten war.
»Erlaube, daß ich Dich zum Scheik führe,« sagte der bisherige Wortführer.
Auf unserem Wege gesellten sich mehrere Männer zu uns, die sich aber bescheiden hinter uns hielten und mich durch keine Frage belästigten. Ihre Blicke hingen voll Bewunderung an meinem Pferde. Der Weg ging nicht weit. Er endete vor einer ziemlich geräumigen Hütte, welche aus Weidenstämmen gefertigt, mit Bambus gedeckt und von innen mit Matten bekleidet war. Als wir eintraten, erhob sich ein stark und kräftig gebauter Mann von dem Teppiche, auf dem er gesessen hatte. Er war beschäftigt gewesen, sein Scharay auf einem Steine zu schärfen.
»Sallam aaleïkum!« grüßte ich.
»Aaleïk!« antwortete er, indem er mich scharf musterte.
»Erlaube mir, o Scheik, Dir diesen Mann zu bringen,« bat mein Begleiter. »Er ist ein vornehmer Krieger, so daß ich ihm mein Zelt nicht anzubieten wage.«
»Wen Du bringst, der ist mir willkommen,« lautete die Antwort.
Der Andere entfernte sich, und der Scheik reichte mir die Hand.
»Setze Dich, o Fremdling. Du bist müde und hungrig, Du sollst ruhen und essen; erlaube aber zuvor, daß ich nach Deinem Pferde sehe!«
Das war ganz das Verhalten eines Arabers: erst das Pferd und dann der Mann. Als er wieder eintrat, sah ich es ihm sofort an, daß ihm der Anblick des Rappen Achtung für mich eingeflößt hatte.
»Du hast ein edles Thier, Masch Allah; möge es Dir erhalten bleiben! Ich kenne es.«
Ah, das war allerdings schlimm! Vielleicht aber auch nicht!
»Woher kennst Du es?«
»Es ist das beste Roß der Haddedihn.«
»Auch die Haddedihn kennst Du?«
»Ich kenne alle Stämme. Aber Dich kenne ich nicht.«
»Kennst Du den Scheik der Heddadihn?«
»Mohammed Emin?«
»Ja. Von ihm komme ich.«
»Wohin willst Du?«
»Zu Dir.«
»Er hat Dich zu mir gesandt?«
»Nein, und dennoch komme ich als sein Bote zu Dir.«
»Ruhe Dich erst aus, bevor Du erzählst.«
»Ich bin nicht müde, und was ich Dir zu sagen habe, ist so wichtig, daß ich es gleich sagen möchte.«
»So sprich!«
»Ich höre, daß die Dschowari Deine Feinde sind.«
»Sie sind es,« antwortete er mit finsterer Miene.
»Sie sind auch die meinigen; sie sind auch die Feinde der Heddadihn.«
»Ich weiß es.«
»Weißt Du auch, daß sie sich mit den Abu Hammed und Obeïde verbunden haben, die Heddadihn in ihren Weidegründen anzugreifen?«
»Ich weiß es.«
»Ich höre, daß Du Dich mit den Alabeïden vereinigt hast, sie zu strafen?«
»Ja.«
»So komme ich zu Dir, um das Nähere mit Dir zu besprechen.«
»So sage ich nochmals: sei mir willkommen! Du wirst Dich erquicken und uns nicht eher verlassen, als bis ich meine Ältesten zusammengerufen habe.«
Nach kaum einer Stunde saßen acht Männer um mich herum und rissen große Fetzen Fleisches von dem Hammel, welcher aufgetragen worden war. Diese acht Männer waren die Ältesten der Abu Mohammed. Ich erzählte ihnen offen, wie ich zu den Haddedihn gekommen und der Bote ihres Scheik geworden war.
»Was willst Du uns für Vorschläge machen?« frug der Scheik.
»Keine. Über Eure Häupter sind mehr Jahre gezogen, als über mein Haupt. Es ziemt dem Jüngeren nicht, dem Alten die Wege vorzuschreiben.«
»Du sprichst die Sprache der Weisen. Dein Haupt ist noch jung, aber Dein Verstand ist alt, sonst hätte Mohammed Emin Dich nicht zu seinem Gesandten gemacht. Rede! Wir werden hören und dann entscheiden.«
»Wie viel Krieger zählt Dein Stamm?«
»Neunhundert.«
»Und die Alabeïde?«
»Achthundert.«
»Das sind siebzehnhundert. Genau halb so viel, als die Feinde zusammen zählen.«
»Wie viele Krieger haben die Haddedihn?«
»Elf hundert. Doch auf die Zahl kommt es oftmals weniger an. Wißt Ihr vielleicht, wann die Dschowari sich mit den Abu Hammed vereinigen wollen?«
»Am Tage nach dem nächsten Jaum el Dschema.«
»Weißt Du das genau?«
»Wir haben einen treuen Verbündeten unter den Dschowari.«
»Und wo soll diese Vereinigung geschehen?«
»Bei den Ruinen von Khan Kernina.«
»Und dann?«
»Dann werden sich diese beiden Stämme mit den Obeïde vereinigen.«
»Wo?«
»Zwischen dem Wirbel Kelab und dem Ende der Kanuzaberge.«
»Wann?«
»Am dritten Tage nach dem Versammlungstag.«
»Du bist außerordentlich gut unterrichtet. Wohin werden sie sich nachher wenden?«
»Grad nach den Weideplätzen der Haddedihn.«
»Was wolltet Ihr thun?«
»Wir wollten die Zelte überfallen, in denen sie ihre Frauen und Kinder zurücklassen, und dann ihre Heerden wegführen.«
»Würde dies klug sein?«
»Wir nehmen uns das wieder, was uns geraubt wurde.«
»Ganz richtig. Aber die Haddedihn sind elfhundert, die Feinde aber dreitausend Krieger. Sie hätten gesiegt, wären als Sieger zurückgekehrt und Euch nachgejagt, um Euch mit dem Raube auch Eure jetzige Habe wegzunehmen. Wenn ich Unrecht habe, so sagt es.«
»Du hast Recht. Wir dachten, die Haddedihn würden durch andere Stämme der Schammar verstärkt werden.«
»Diese Stämme werden vom Gouverneur von Mossul angegriffen.«
»Was räthst Du uns? Würde es nicht am besten sein, die Feinde einzeln zu vernichten?«
»Ihr würdet einen Stamm besiegen, und die andern beiden aufmerksam machen. Sie müssen kurz nach ihrer Vereinigung, also bei dem Wirbel El Kelab angegriffen werden. Wenn es Euch recht ist, wird Mohammed Emin am dritten Tage nach dem Jaum el Dschema mit seinen Kriegern von den Kanuzabergen herabsteigen und sich auf die Feinde werfen, während Ihr sie von Süden angreift und sie somit in den Strudel Kelab getrieben werden.«
Dieser Plan wurde nach längerer Berathung angenommen und dann noch auf das Eingehendste besprochen. Darüber war ein großer Theil des Nachmittags vergangen, und der Abend rückte heran, so daß ich mich veranlaßt sah, für die Nacht noch zu bleiben. Am andern Morgen aber wurde ich bei Zeiten wieder an das Ufer gesetzt und ritt denselben Weg zurück, den ich gekommen war.
Meine Aufgabe, die ein so schwieriges Aussehen gehabt hatte, war auf eine so leichte und einfache Weise gelöst worden, daß ich mich fast schämen mußte, es zu erzählen. Der Rappe durfte nicht so billig verdient werden. Was konnte ich aber noch thun? Ja, war es nicht vielleicht besser, den Kampfplatz vorher ein wenig zu studiren? Diesen Gedanken wurde ich nicht wieder los. Ich setzte also gar nicht über den Thathar zurück, sondern ritt an seinem linken Ufer nach Norden hinauf, um die Kanuzaberge zu erreichen. Erst als der Nachmittag beinahe zur Hälfte verflossen war, kam mir der Gedanke, ob nicht das Wadi Dschehennem, wo ich mit dem Engländer die Pferdediebe getroffen hatte, ein Theil dieser Kanuzaberge sei. Ich wußte diese Frage nicht zu beantworten, setzte meinen Weg fort und hielt mich später mehr nach rechts, um in die Nähe des Dschebel Hamrin zu kommen.
Die Sonne war beinahe bis zum Horizont niedergesunken, als ich zwei Reiter bemerkte, welche am westlichen Gesichtskreise erschienen und mit großer Schnelligkeit näher kamen. Als sie mich sahen, hielten sie einen Augenblick an, kamen aber dann auf mich zu. Sollte ich fliehen? Vor Zweien? Nein! Ich parirte also mein Pferd und erwartete sie.
Es waren zwei Männer, welche in dem rüstigsten Alter standen. Sie hielten vor mir an.
»Wer bist Du?« frug der Eine mit einem lüsternen Blick auf den Rappen.
So eine Anrede war mir unter Arabern noch nicht vorgekommen.
»Ein Fremdling,« antwortete ich kurz.
»Woher kommst Du?«
»Von Westen, wie Ihr seht.«
»Wohin willst Du?«
»Wohin das Kismet mich führt.«
»Komm mit uns. Du sollst unser Gast sein.«
»Ich danke Dir. Ich habe bereits einen Gastfreund, der für ein Lager sorgt.«
»Wen?«
»Allah. Lebt wohl!«
Ich war zu sorglos gewesen, denn noch hatte ich mich nicht abgewandt, so langte der Eine in den Gürtel, und im nächsten Augenblick flog mir seine Wurfkeule so an den Kopf, daß ich sofort vom Pferde glitt. Zwar dauerte die Betäubung nicht lange, aber die Räuber hatten mich doch unterdessen binden können.
»Sallam aaleïkum,« grüßte jetzt der eine. »Wir waren vorhin nicht höflich genug, und daher war Dir unsere Gastfreundschaft nicht angenehm. Wer bist Du?«
Ich antwortete natürlich nicht.
»Wer Du bist?«
Ich schwieg, trotzdem er seine Frage mit einem Fußtritt begleitete.
»Laß ihn,« meinte der Andere. »Allah wird Wunder thun und ihm den Mund öffnen. Soll er reiten oder gehen?«
»Gehen!«
Sie lockerten mir die Riemen um die Beine und banden mich an den Steigbügel des einen Pferdes. Dann nahmen sie meinen Rappen beim Zügel und – fort ging es, scharf nach Osten. Ich war trotz meines guten Pferdes ein Gefangener. Der Mensch ist oft ein sehr übermütiges Geschöpf!
Das Terrain erhob sich nach und nach. Wir kamen zwischen Bergen hindurch, und endlich sah ich aus einem Thale mehrere Feuer uns entgegenleuchten. Es war nämlich mittlerweile Nacht geworden. Wir lenkten in dies Thal ein, kamen an mehreren Zelten vorüber und hielten endlich vor einem derselben, aus welchem in diesem Augenblick ein junger Mann trat. Er sah mich und ich ihn – wir erkannten einander.
»Allah il Allah! Wer ist dieser Gefangene?« frug er.
»Wir fingen ihn draußen in der Ebene. Er ist ein Fremder, der uns keine Thar bringen wird. Sieh dieses Thier an, welches er ritt!«
Der Angeredete trat zu dem Rappen und rief erstaunt:
»Allah akbar, das ist ja der Rappe von Mohammed Emin, dem Haddedihn! Führt diesen Menschen hinein zu meinem Vater, dem Scheik, daß er verhört werde. Ich rufe die Andern zusammen.«
»Was thun wir mit dem Pferde?«
»Es bleibt vor dem Zelte des Scheik.«
»Und seine Waffen?«
»Werden in das Zelt gebracht.«
Eine halbe Stunde später stand ich abermals vor einer Versammlung von – Richtern. Hier konnte mein Schweigen nichts nützen, und ich beschloß daher, zu sprechen.
»Kennst Du mich?« frug der Älteste der Anwesenden.
»Nein.«
»Weißt Du, wo Du Dich befindest?«
»Nein.«
»Kennst Du diesen jungen, tapferen Araber?«
»Ja.«
»Wo hast Du ihn gesehen?«
»Am Dschebel Dschehennem. Er hatte mir vier Pferde gestohlen, welche ich mir wieder holte.«
»Lüge nicht!«
»Wer bist Du, daß Du so zu mir sprichst?«
»Ich bin Zedar Ben Huli, der Scheik der Abu Hammed.«
»Zedar Ben Huli, der Scheik der Pferderäuber!«
»Mensch, schweig! Dieser junge Krieger ist mein Sohn.«
»Du kannst stolz auf ihn sein, o Scheik!«
»Schweig, sage ich Dir abermals, sonst wirst Du es bereuen! Wer ist ein Pferderäuber? Du bist es! Wem gehört das Pferd, welches Du geritten hast?«
»Mir.«
»Lüge nicht!«
»Zedar Ben Huli, danke Allah, daß mir die Hände gebunden sind. Wenn das nicht wäre, so würdest Du mich niemals wieder einen Lügner heißen!«
»Bindet ihn fester!« gebot er.
»Wer will sich an mir vergreifen, an dem Hadschi, in dessen Tasche sich das Wasser des Zem-Zem befindet!«
»Ja, ich sehe, Du bist ein Hadschi, denn Du hast das Hamaïl umhangen. Aber hast Du wirklich das Wasser des heiligen Zem-Zem bei Dir?«
»Ja.«
»Gib uns davon.«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Ich trage das Wasser nur für Freunde bei mir.«
»Sind wir Deine Feinde?«
»Ja.«
»Nein. Wir haben Dir noch kein Leid gethan. Wir wollen nur das Pferd, welches Du geraubt hast, seinem Eigner wieder bringen.«
»Der Eigner bin ich.«
»Du bist ein Hadschi mit dem heiligen Zem-Zem, und dennoch sagst Du die Unwahrheit. Ich kenne diesen Hengst ganz genau; er gehört Mohammed Emin, dem Scheik der Haddedihn. Wie kommst Du zu diesem Pferde?«
»Er hat es mir geschenkt.«
»Du lügst! Kein Araber verschenkt ein solches Pferd.«
»Ich sagte Dir bereits, daß Du Allah danken sollst dafür, daß ich gefesselt bin!«
»Warum hat er Dir es geschenkt?«
»Das ist seine Sache und die meinige; Euch aber geht das nichts an!«
»Du bist ein sehr höflicher Hadschi! Du mußt dem Scheik der Haddedihn einen großen Dienst erwiesen haben, da er Dir ein solches Geschenk gibt. Wir wollen Dich nicht weiter darüber fragen. Wann hast Du die Haddedihn verlassen?«
»Vorgestern früh.«
»Wo weiden ihre Heerden?«
»Ich weiß es nicht. Die Heerden des Arabers sind bald hier, bald dort.«
»Könntest Du uns zu ihnen führen?«
»Nein.«
»Auch nicht,wenn wir Dir Deine Waffen und Dein Pferd wieder geben?«
»Nein.«
»Wo warst Du seit vorgestern?«
»Überall.«
»Gut; Du willst nicht antworten, so magst Du sehen, was mit Dir geschieht. Führet ihn fort!«
Ich wurde in ein kleines, niedriges Zelt geschafft und dort angebunden. Zu meiner Rechten und zu meiner Linken kauerte sich je ein Beduine nieder, welche dann später abwechselnd schliefen. Ich hatte geglaubt, die Entscheidung über mein Schicksal noch heute zu vernehmen, sah mich aber getäuscht; denn die Versammlung ging später, wie ich hörte, aus einander, ohne daß mir etwas über ihren Beschluß gesagt worden wäre. Ich schlief ein. Ein unruhiger Traum bemächtigte sich meiner. Ich lag nicht hier in dem Zelte am Tigris, sondern in einer Oase der Sahara. Das Wachtfeuer loderte, der Lagmi kreiste von Hand zu Hand, und die Märchen gingen von Mund zu Mund. Da plötzlich ließ sich jener grollende Donner vernehmen, den Keiner vergessen kann, der ihn einmal gehört hat, der Donner der Löwenstimme. Assad-Bei, der Heerdenwürger, nahte sich, um sein Nachtmahl zu holen. Wieder und näher ertönte seine Stimme – – ich erwachte.
War das ein Traum gewesen? Neben mir lagen die beiden Abu-Hammed-Araber, und ich hörte, wie der Eine die heilige Fatcha betete. Da grollte der Donner zum dritten Male. Es war Wirklichkeit – ein Löwe umschlich das Lager.
»Schlaft Ihr?« frug ich.
»Nein.«
»Hört Ihr den Löwen?«
»Ja. Heute ist es das dritte Mal, daß er sich Speise holt.«
»Tödtet ihn!«
»Wer soll ihn tödten, den Mächtigen, den Erhabenen, den Herrn des Todes?«
»Feiglinge! Kommt er auch in das Innere des Lagers?«
»Nein. Sonst ständen die Männer nicht vor ihren Zelten, um seine Stimme vollständig zu hören.«
»Ist der Scheik bei ihnen?«
»Ja.«
»Gehe hinaus zu ihm, und sage ihm, daß ich den Löwen tödten werde, wenn er mir mein Gewehr gibt.«
»Du bist wahnsinnig!«
»Ich bin vollständig bei Sinnen. Geh hinaus!«
»Ist es Dein Ernst?«
»Ja; packe Dich!«
Es hatte sich eine ganz bedeutende Aufregung meiner bemächtigt; ich hätte meine Fessel zersprengen mögen. Nach einigen Minuten kehrte der Mann zurück. Er band mich los.
»Folge mir!« gebot er.
Draußen standen viele Männer, mit den Waffen in der Hand; aber Keiner wagte es, aus dem Schutze der Zelte zu treten.
»Du hast mit mir sprechen wollen. Was willst Du?« frug der Scheik.
»Erlaube mir, diesen Löwen zu erlegen.«
»Du kannst keinen Löwen tödten! Zwanzig von uns reichen nicht aus, ihn zu jagen, und mehrere würden sterben daran.«
»Ich tödte ihn allein; es ist der erste nicht.«
»Sagst Du die Wahrheit?«
»Ich sage sie.«
»Wenn Du ihn erlegen willst, so habe ich nichts dagegen. Allah gibt das Leben und Allah nimmt es wieder; es steht Alles im Buche verzeichnet.«
»So gib mir mein Gewehr!«
»Welches?«
»Das schwere, und mein Messer.«
»Bringt ihm beides,« gebot der Scheik.
Der gute Mann sagte sich jedenfalls, daß ich ein Kind des Todes und er dann unbestrittener Erbe meines Pferdes sei. Mir aber war es um den Löwen, um die Freiheit und um das Pferd zugleich zu thun, und diese Drei konnte ich haben, wenn ich in den Besitz meiner Büchse gelangte.
Sie wurde mir nebst dem Messer gebracht.
»Willst Du mir nicht die Hände frei machen lassen, o Scheik?«
»Du willst wirklich nur den Löwen erschießen?«
»Ja.«
»Beschwöre es. Du bist ein Hadschi; schwöre es bei dem heiligen Zem-Zem, welchen Du in der Tasche hast.«
»Ich schwöre es!«
»Löst ihm die Hände!«
Jetzt war ich frei. Die anderen Waffen lagen im Zelte des Scheik, und vor demselben war der Rappe. Ich hatte keine Besorgniß mehr.
Es war die Stunde, in welcher der Löwe am liebsten um die Heerden schleicht, die Zeit kurz vor dem Morgengrauen. Ich fühlte an meinen Gürtel, ob der Patronenbeutel noch vorhanden sei, dann schritt ich bis zum ersten Zelte vor. Hier blieb ich eine Weile stehen, um mein Auge an die Dunkelheit zu gewöhnen. Vor mir und zu beiden Seiten gewahrte ich einige Kameele und zahlreiche Schafe, die sich zusammengedrängt hatten. Die Hunde, welche sonst des Nachts die Wächter dieser Thiere sind, waren entflohen und hatten sich hinter oder in die Zelte verkrochen.
Ich legte mich auf den Boden nieder und kroch leise und langsam vorwärts. Ich wußte, daß ich den Löwen noch eher riechen würde, als ich ihn bei dieser Dunkelheit zu Gesichte bekommen konnte. Da – – es war als ob der Boden unter mir erbebte – erscholl der Donner dieser Stimme seitwärts von mir, und einige Augenblicke darauf vernahm ich einen dumpfen Schall, wie wenn ein schwerer Körper gegen einen andern prallt – ein leises Stöhnen, ein Knacken und Krachen wie von zermalmt werdenden Knochen – und da, höchstens zwanzig Schritte vor mir funkelten die beiden Feuerkugeln: – ich kannte dieses grünliche rollende Licht. Ich hob das Gewehr trotz der Dunkelheit, zielte, so gut es gehen wollte, und drückte ab.
Ein gräßlicher Laut durchzitterte die Luft. Der Blitz meines Schusses hatte dem Löwen seinen Feind gezeigt; auch ich hatte ihn gesehen, der auf dem Rücken eines Kameeles lag und den Halswirbel desselben mit seinen Zähnen zermalmte. Hatte ich ihn getroffen? Ein großer, dunkler Gegenstand schnellte durch die Luft und kam höchstens drei Schritte vor mir auf den Boden nieder. Die Lichter funkelten abermals. Entweder war der Sprung schlecht berechnet gewesen, oder das Thier war doch verwundet. Ich kniete noch fast im Anschlage und drückte den zweiten und letzten Schuß los, nicht mitten zwischen die Augen, sondern gerade mitten in das eine Auge hinein. Dann ließ ich die Büchse blitzschnell fallen und nahm das Messer zur Hand – der Feind kam nicht über mich; er war von dem tödtlichen Schusse förmlich zurückgeworfen worden. Trotzdem aber zog ich mich einige Schritte zurück, um wieder zu laden. Ringsum herrschte Stille; auch im Lager war kein Hauch zu hören. Man hielt mich wohl für todt.
Sobald aber der schwächste Schimmer des Tages den Körper des Löwen einigermaßen erkennen ließ, trat ich hinzu. Er war todt, und nun machte ich mich daran, ihn aus der Haut zu schälen. Ich hatte meine Gründe, nicht lange damit zu warten. Es fiel mir gar nicht ein, diese Trophäe zurückzulassen. Die Arbeit ging mehr nach dem Gefühle als nach dem Gesichte vor sich, war aber doch beendet, als der Morgenschimmer etwas kräftiger wurde.
Jetzt nahm ich das Fell, schlug es mir über die Schulter und kehrte in das Lager zurück. Es war jedenfalls nur ein kleines Zweiglager der räuberischen Abu Hammed. Die Männer, Frauen und Kinder saßen erwartungsvoll vor ihren Zelten. Als sie mich erblickten, erhob sich ein ungeheurer Lärm. Allah wurde in allen Tönen angerufen, und hundert Hände streckten sich nach meiner Beute aus.
»Du hast ihn getödtet?« rief der Scheik. »Wirklich? Allein?«
»Allein!«
»So hat Dir der Scheïtan beigestanden!«
»Steht der Scheïtan einem Hadschi bei?«
»Nein; aber Du hast einen Zauber, ein Amulett, einen Talisman, mit Hilfe dessen Du diese That vollbringst?«
»Ja.«
»Wo ist er?«
»Hier!«
Ich hielt ihm die Büchse vor die Nase.
»Das ist es nicht. Du willst es uns nicht sagen. Wo liegt der Körper des Löwen?«
»Draußen rechts vor den Zelten. Holt ihn Euch!«
Die meisten der Anwesenden eilten fort. Das hatte ich gewünscht.
»Wem gehört die Haut des Löwen?« frug der Scheik mit lüsternem Blick.
»Darüber wollen wir in Deinem Zelte berathen. Tretet ein!«
Alle folgten mir; es waren wohl nur zehn oder zwölf Männer da. Gleich beim Eintritt erblickte ich meine anderen Waffen; sie hingen an einem Pflock. Mit zwei Schritten stand ich dort, riß sie herab, warf die Büchse über die Schulter und nahm den Stutzen in die Hand. Die Löwenhaut war mir infolge ihrer Größe und Schwere sehr hinderlich; aber es mußte doch versucht werden. Rasch stand ich wieder unter dem Eingang des Zeltes.
»Zedar Ben Huli, ich habe Dir versprochen, mit dieser Büchse nur auf den Löwen zu schießen – – –«
»Ja.«
»Aber auf wen ich mit diesem anderen Gewehre schießen werde, das habe ich nicht gesagt.«
»Es gehört hierher. Gib es zurück.«
»Es gehört in meine Hand, und die wird es behalten.«
»Er wird fliehen – haltet ihn!«
Da erhob ich den Stutzen zum Schuß.
»Halt! Wer es wagt, mich zu hindern, der ist eine Leiche! Zedar Ben Huli, ich danke Dir für die Gastfreundschaft, welche ich bei Dir genossen habe. Wir sehen uns wieder!«
Ich trat hinaus. Eine Minute lang wagte es Keiner, mir zu folgen. Diese kurze Zeit genügte, den Rappen zu besteigen und die Haut vor mich hinzunehmen. Als sich das Zelt wieder öffnete, galoppirte ich bereits am letzten Zelte vorbei.
Hinter mir und zur Seite, wo der Körper des Löwen lag, erscholl ein wüthendes Geschrei, und ich bemerkte, daß alle zu den Waffen und zu den Pferden rannten. Als ich das Lager hinter mir hatte, ritt ich nur im Schritte. Der Rappe scheute vor dem Felle; er konnte den Geruch des Löwen nicht vertragen und schnaubte ängstlich zur Seite. Jetzt blickte ich rückwärts und sah die Verfolger zwischen den Zelten förmlich hervorquellen. Nun ließ ich den Hengst traben, und erst als der vorderste Verfolger in Schußweite gekommen war, wollte ich den Rappen weiter ausgreifen lassen; ich besann mich aber anders. Ich hielt, drehte mich um und zielte. Der Schuß krachte, und das Pferd brach unter seinem Reiter todt zusammen. Diesen Pferdedieben konnte eine solche Lehre nichts schaden. Nun erst ritt ich Galopp, wobei ich den abgeschossenen Lauf wieder lud.
Als ich mich abermals umwandte, waren mir Zwei wieder nahe genug gekommen; ihre Flinten freilich hätten mich nicht zu erreichen vermocht. Ich hielt wieder, drehte um und zielte – zwei Schüsse knallten nach einander und zwei Pferde stürzten nieder. Das war den Andern doch zu viel; sie stutzten und blieben zurück. Als ich mich nach längerer Zeit wieder umschaute, erblickte ich sie in weiter Ferne, wo sie bloß noch meinen Spuren zu folgen schienen.
Jetzt jagte ich, um sie irre zu leiten, beinahe eine Stunde lang stracks nach West fort; dann bog ich auf einem steinigen Boden, wo die Hufspuren nicht zu sehen waren, nach Norden um und hatte bereits gegen Mittag den Tigris beim Strudel Kelab erreicht. Er liegt kurz unter dem Einflusse des Zab-asfal, und nur wenige Minuten unterhalb ist die Stelle, an welcher die Kanuzaberge in das Gebirge von Hamrin übergehen. Dieser Übergang geschieht durch einzelne isolierte Erhöhungen, welche durch tiefe und nicht sehr breite Thäler getrennt werden. Das breiteste Thal von ihnen wurde jedenfalls von den Feinden zum Durchzuge gewählt, und so prägte ich mir das Terrain und die Zugänge zu demselben mit der möglichsten Genauigkeit ein; dann eilte ich dem Thathar wieder entgegen, den ich am Nachmittage erreichte und überschritt. Das Verlangen trieb mich zu den Freunden; aber ich mußte das Pferd schonen, und hielt daher noch eine Nachtruhe.
Am andern Mittag kam mir die erste Schafheerde der Haddedihn wieder vor Augen, und ich ritt im Galopp auf das Zeltlager los, ohne auf die Zurufe zu achten, welche von allen Seiten erschollen. Der Scheik hatte aus ihnen geschlossen, daß etwas Ungewöhnliches vorgehe, und trat eben aus dem Zelte, als ich vor demselben anlangte.
»Hamdullillah, Preis sei Gott, daß Du wieder da bist!« begrüßte er mich. »Wie ist es gegangen?«
»Gut.«
»Hast Du etwas erfahren?«
»Alles!«
»Alles? Was?«
»Rufe die Ältesten zusammen; ich werde Euch Bericht erstatten.«
Jetzt erst bemerkte er die Haut, welche ich auf der andern Seite des Pferdes herabgeworfen hatte.
»Maschallah, Wunder Gottes, ein Löwe! Wie kommst Du zu diesem Felle?«
»Ich habe es ihm abgezogen.«
»Ihm? Dem Herrn selbst?«
»Ja.«
»So hast Du mit ihm gesprochen?«
»Kurze Zeit.«
»Wie viele Jäger waren dabei?«
»Keiner.«
»Allah sei mit Dir, daß Dich Dein Gedächtniß nicht verlasse!«
»Ich war allein!«
»Wo?«
»Im Lager der Abu Hammed.«
»Die hätten Dich erschlagen!«
»Sie haben es nicht gethan, wie Du siehst. Sogar Zedar Ben Huli hat mir das Leben gelassen.«
»Auch ihn hast Du gesehen?«
»Auch ihn. Ich habe ihm drei Pferde erschossen.«
»Erzähle!«
»Nicht jetzt, nicht Dir allein, denn sonst muß ich Alles öfters erzählen. Rufe die Leute, und dann sollst Du Alles ausführlich hören!«
Er ging. Ich wollte eben in sein Zelt treten, als ich den Engländer im vollsten Galopp daherstürmen sah.
»Habe soeben gehört, daß Ihr da seid, Sir,« rief er schon von weitem. »Habt Ihr gefunden?«
»Ja; die Feinde, das Schlachtfeld und Alles.«
»Pah! Auch Ruinen mit Fowling-bull?«
»Auch!«
»Schön, sehr gut! Werde graben, finden und nach London schicken. Erst aber wohl kämpfen?«
»Ja.«
»Gut, werde fechten wie Bayard. Ich auch gefunden.«
»Was?«
»Seltenheit, Schrift.«
»Wo?«
»Loch, hier in der Nähe. Ziegelstein.«
»Eine Schrift auf einem Ziegelstein?«
»Yes! Keilschrift. Könnt Ihr lesen?«
»Ein wenig.«
»Ich nicht. Wollen sehen!«
»Ja. Wo ist der Stein?«
»In Zelt. Gleich holen!«
Er ging hinein und brachte seinen kostbaren Fund zum Vorschein.
»Hier, ansehen, lesen!«
Der Stein war beinahe vollständig zerbröckelt, und die wenigen Keile, welche die verwitterte Inschrift noch zeigte, waren kaum mehr zu unterscheiden.
»Nun?« frug Master Lindsay neugierig.
»Wartet nur. Das ist nicht so leicht, als Ihr denkt. Ich finde nur drei Worte, die vielleicht zu entziffern wären. Sie heißen, wenn ich nicht irre: Tetuda Babrut ésis.«
»Was heißt das?«
»Zum Ruhme Babylon's aufgeführt.«
Der gute Master David Lindsay zog seinen parallelogrammen Mund bis hinter an die Ohren.
»Lest Ihr richtig, Sir?«
»Ich denke es.«
»Was daraus nehmen?«
»Alles und nichts!«
»Hm! Hier doch gar nicht Babylon!«
»Was sonst?«
»Niniveh!«
»Meinetwegen Rio de Janeiro! Reimt Euch das Zeugs da selbst zusammen oder aus einander; ich habe jetzt keine Zeit dazu.«
»Aber warum ich Euch mitgenommen?«
»Gut! Hebt den Ziegelkloß auf, bis ich Zeit habe!«
»Well! Was habt Ihr zu thun?«
»Es wird gleich Sitzung sein, in der ich meine Erlebnisse zu erzählen habe.«
»Werde auch mitthun!«
»Und übrigens muß ich vorher essen. Ich habe Hunger wie ein Bär.«
»Auch da werde mitthun!«
Er trat mit mir in das Zelt.
»Wie seid Ihr denn mit Eurem Arabisch fortgekommen?«
»Miserabel! Verlange Brot – Araber bringt Stiefel; verlange Hut – Araber bringt Salz; verlange Flinte – Araber bringt Kopftuch. Schauderhaft, schrecklich! Lasse Euch nicht wieder fort!«
Nach der Rückkehr des Scheik brauchte ich nicht lange auf das Mahl zu warten. Während desselben stellten sich die Geladenen ein. Die Pfeifen wurden angezündet; der Kaffee ging herum, und dann drängte Lindsay:
»Anfangen, Sir! Bin neugierig.«
Die Araber hatten wortlos und geduldig gewartet, bis mein Hunger gestillt war; dann aber begann ich:
»Ihr habt mir eine sehr schwere Aufgabe gestellt, aber es ist mir wider alles Erwarten sehr leicht geworden, sie zu lösen. Und dabei bringe ich Euch eine so ausführliche Nachricht, wie Ihr sie sicherlich nicht erwartet habt.«
»Rede!« bat der Scheik.
»Die Feinde haben ihre Rüstungen bereits vollendet. Es sind die Orte bestimmt, wo die drei Stämme sich vereinigen, und ebenso ist die Zeit angegeben, in der dies geschehen wird.«
»Aber Du hast es nicht erfahren können!«
»Doch! Die Dschowari werden sich mit den Abu Hammed am Tage nach dem nächsten Jaum el Dschema bei den Ruinen von Khan Khernina vereinigen. Diese beiden Stämme stoßen dann am dritten Tage nach dem Jaum el Dschema zwischen dem Wirbel El Kelab und dem Ende der Kanuzaberge mit den Obeïde zusammen.«
»Weißt Du das gewiß?«
»Ja.«
»Von wem?«
»Von dem Scheik der Abu Mohammed.«
»Hast Du mit ihm gesprochen?«
»Ich war sogar in seinem Zelte.«
»Die Abu Mohammed leben mit den Dschowari und Abu Hammed nicht in Frieden.«
»Er sagte es. Er kannte Deinen Rappen und ist Dein Freund. Er wird Dir mit dem Stamme der Alabeïden zu Hilfe kommen.«
»Sagst Du die Wahrheit?«
»Ich sage sie.«
Da sprangen alle Anwesenden auf und reichten sich jubelnd die Hände. Ich wurde von ihnen beinahe erdrückt. Dann mußte ich Alles so ausführlich wie möglich erzählen. Ich that es. Sie glaubten Alles, nur daß ich den Löwen so ganz allein und dazu noch bei stockfinsterer Nacht erlegt haben wollte, das schienen sie sehr zu bezweifeln. Der Araber ist gewohnt, dieses Thier nur am Tage und zwar in möglichst zahlreicher Gesellschaft anzugreifen. Ich legte ihnen endlich das Fell vor.
»Hat diese Haut ein Loch?«
Sie besahen es höchst aufmerksam.
»Nein,« lautete dann der Bescheid.
»Wenn Araber einen Löwen tödten, so hat die Haut sehr viele Löcher. Ich habe ihm zwei Kugeln gegeben. Seht her! Die erste Kugel war zu hoch gezielt, weil er zu entfernt von mir war und ich in der Finsterniß nicht ganz genau zu zielen vermochte. Sie hat die Kopfhaut gestreift und das Ohr verletzt. Hier seht Ihr es. Die zweite Kugel gab ich ihm, als er zwei oder drei Schritte von mir war; sie ist ihm in das linke Auge gedrungen. Ihr seht dies hier, wo das Fell versengt ist.«
»Allah akbar, es ist wahr! Du hast dieses furchtbare Thier so nahe an Dich herankommen lassen, daß Dein Pulver seine Haare verbrannte. Wenn es Dich nun gefressen hätte?«
»So hätte es so im Buche gestanden. Ich habe diese Haut mitgebracht für Dich, o Scheik. Nimm sie von mir an und gebrauche sie als Schmuck Deines Zeltes!«
»Ist dies Dein Ernst?« frug er erfreut.
»Mein Ernst.«
»Ich danke Dir, Emir Hadschi Kara Ben Nemsi! Auf diesem Felle werde ich schlafen, und der Muth des Löwen wird in mein Herz einziehen.«
»Es bedarf dieser Haut nicht, um Deine Brust mit Muth zu erfüllen, den Du übrigens auch bald brauchen wirst.«
»Wirst Du mitkämpfen gegen unsere Feinde?«
»Ja. Sie sind Diebe und Räuber und haben auch mir nach dem Leben getrachtet; ich stelle mich unter Deinen Befehl, und hier mein Freund wird dasselbe thun.«
»Nein. Du sollst nicht gehorchen, sondern befehlen. Du sollst der Anführer einer Abtheilung sein.«
»Davon laß uns später sprechen; für jetzt aber erlaube mir, an Eurer Berathung Theil zu nehmen.«
»Du hast Recht; wir müssen uns berathen, denn wir haben nur noch fünf Tage Zeit.«
»Hast Du mir nicht gesagt, daß es eines Tages bedürfe, um die Krieger der Haddedihn um Dich zu versammeln?«
»So ist es.«
»So würde ich an Deiner Stelle heute die Boten aussenden.«
»Warum noch heute?«
»Weil es nicht genug ist, die Krieger beisammen zu haben. Sie müssen auf diesen Kampf eingeübt werden.«
Er lächelte stolz.
»Die Söhne der Haddedihn sind seit ihren Knabenjahren bereits den Kampf gewöhnt. Wir werden unsere Feinde überwinden. Wie viel streitbare Männer hat der Stamm der Abu Muhammed?«
»Neunhundert.«
»Und die Alabeïde?«
»Achthundert.«
»So zählen wir achtundzwanzighundert Mann; dazu kommt die Überraschung, da uns der Feind nicht erwartet; wir müssen siegen!«
»Oder wir werden besiegt!«
»Maschallah, Du tödtest den Löwen und fürchtest den Araber?«
»Du irrst. Du bist tapfer und muthig; aber der Muth zählt doppelt, wenn er vorsichtig ist. Hältst Du es nicht für möglich, daß die Alabeïde und Abu Muhammed zu spät eintreffen?«
»Es ist möglich.«
»Dann stehen wir mit elfhundert gegen dreitausend Mann. Der Feind wird erst uns und dann unsere Freunde vernichten. Wie leicht kann er erfahren, daß wir ihm entgegen ziehen wollen! Dann fällt auch die Überraschung weg. Und was nützt es Dir, wenn Du kämpfest und den Feind nur zurückschlägst? Wäre ich der Scheik der Haddedihn, ich schlüge ihn so darnieder, daß er auf lange Zeit sich nicht wieder erheben könnte und mir jährlich einen Tribut bezahlen müßte.«
»Wie wolltest Du dies beginnen?«
»Ich würde nicht wie die Araber, sondern wie die Franken kämpfen.«
»Wie kämpfen diese?«
Jetzt erhob ich mich, um eine Rede zu halten, eine Rede über europäische Kriegskunst, ich, der Laie im Kriegswesen. Aber ich mußte mich ja für diesen braven Stamm der Haddedihn interessiren. Ich hielt es keineswegs für eine Versündigung an dem Leben meiner Mitmenschen, wenn ich mich hier betheiligte; es lag vielmehr wohl in meiner Hand, die Grausamkeiten zu mildern, welche bei diesen halbwilden Leuten ein Sieg stets mit sich bringt. Ich beschrieb also zunächst ihre eigene Fechtart und schilderte die Nachtheile derselben; dann begann ich die eigentliche Auseinandersetzung. Sie hörten mir aufmerksam zu, und als ich geendet hatte, bemerkte ich den Eindruck meiner Worte an dem langen Schweigen, welches nun folgte. Der Scheik ergriff zuerst wieder das Wort:
»Deine Rede ist gut und wahr; sie könnte uns den Sieg bringen und vielen der Unserigen das Leben erhalten, wenn wir Zeit hätten, uns einzuüben.«
»Wir haben Zeit.«
»Sagtest Du nicht, daß es lange Jahre erfordere, ein solches Heer fertig zu machen?«
»Das sagte ich. Aber wir wollen ja nicht ein Heer bilden, sondern wir wollen bloß die Obeïde in die Flucht schlagen, und dazu bedürfte es einer Vorbereitung von nur zwei Tagen. Wenn Du heute noch Deine Boten aussendest, so sind die Krieger morgen beisammen; ich lehre sie den geschlossenen Angriff zu Pferde, welcher die Feinde über den Haufen werfen wird, und den Kampf zu Fuße mit dem Feuergewehr.«
Ich nahm ein Kameelstöckchen von der Wand und zeichnete auf den Boden.
»Schau hierher! Hier fließt der Tigris; hier ist der Wirbel; hier liegen die Hamrin- und hier die Kanuzaberge. Der Feind trifft hier zusammen. Die beiden ersten Stämme kommen am rechten Ufer des Flusses heraufgezogen, hinter ihnen im Stillen unsere Verbündeten, und die Obeïde setzen von dem linken Ufer herüber. Um zu uns zu gelangen, müssen sie zwischen diesen einzelnen Bergen hindurch; diese Wege alle aber führen in das große Thal Deradsch, welches das Thal der Stufen heißt, weil seine steilen Wände wie Stufen emporsteigen. Es hat nur einen Eingang und einen Ausgang. Hier müssen wir sie erwarten. Wir besetzen die Höhen mit Schützen, welche den Feind niederschießen, ohne daß ihnen selbst ein Leid geschehen kann. Den Ausgang verschließen wir mit einer Brustwehr, welche auch von Schützen vertheidigt wird, und hier in diesen zwei Seitenschluchten hüben und drüben verbergen sich die Reiter, welche in demselben Augenblick hervorbrechen, wenn der Feind sich vollständig im Thale befindet. Am Eingange wird er dann von unseren Verbündeten im Rücken angegriffen, und sollten diese ja nicht zur rechten Zeit eintreffen, so wird er ihnen auf der Flucht entgegen getrieben.«
»Maschallah, Deine Rede ist wie die Rede des Propheten, der die Welt erobert hat! Ich werde Deinen Rath befolgen, wenn die Anderen hier damit einverstanden sind. Wer dagegen ist, der mag sprechen!«
Es widersprach Keiner; darum fuhr der Scheik fort:
»So werde ich gleich jetzt die Boten aussenden.«
»Sei vorsichtig, o Scheik, und laß Deinen Kriegern nicht sagen, um was es sich handelt; es wäre sonst sehr leicht möglich, daß der Feind von unserem Vorhaben Nachricht erhält.«
Er nickte zustimmend und entfernte sich. Sir David Lindsay hatte dieser langen Unterredung mit sichtbarer Ungeduld zugehört; jetzt ergriff er die Gelegenheit zum Sprechen:
»Sir, ich bin auch hier!«
»Ich sehe Euch!«
»Wollte auch 'was hören!«
»Meine Erlebnisse?«
»Yes!«
»Konntet denken, daß ich meinen Vortrag nicht in englischer Sprache halten würde. Sollt aber jetzt das Nöthige erfahren.«
Ich theilte ihm in aller Kürze meine Erzählung und dann den Inhalt der darauf folgenden Besprechung mit. Er war wie elektrisirt.
»Ah! Kein wilder Angriff, sondern militärische Körper! Evolution! Choc! Taktik! Strategie! Feind umzingeln! Barrikade! Prächtig! Herrlich! Ich auch mit! Ihr seid General, ich bin Adjutant!«
»Würden uns Beide wundervoll ausnehmen in diesen Stellungen! Ein General, der von der Kriegführung soviel versteht, wie das Flußpferd vom Filetstricken, und ein Adjutant, der nicht reden kann! Übrigens wird es für Euch gerathener sein, wenn Ihr Euch von der Sache fern haltet.«
»Warum?«
»Wegen des Viceconsuls in Mossul.«
»Ah! Wie?«
»Man vermuthet, daß er hierbei seine Hand im Spiele habe.«
»Mag die Hand wegnehmen! Was geht mich Consul an? Pah!«
Jetzt kam der Scheik wieder. Er hatte die Boten ausgesandt und brachte allerlei neue Gedanken mit:
»Hat der Scheik der Abu Muhammed gesagt, welchen Theil der Beute er erwartet?«
»Nein.«
»Was fordern die Alabeïden?«
»Ich weiß es nicht.«
»Du hättest fragen sollen!«
»Ich habe nicht gefragt, weil ich als Scheik der Haddedihn nicht nach Beute fragen würde.«
»Maschallah! Wornach sonst! Wer ersetzt mir meinen Schaden?«
»Der besiegte Feind.«
»Also muß ich doch in seine Weideplätze einbrechen und seine Weiber und Kinder nebst seinem Vieh fortführen!«
»Das ist nicht nothwendig. Willst Du gegen Frauen Krieg führen? Du gibst die Gefangenen, welche wir machen werden, wenn wir glücklich sind, nicht eher frei, als bis Du erhalten hast, was Du forderst. Ist unser Sieg vollständig, so verlangst Du einen jährlichen Tribut und behältst den Scheik oder einige Anverwandte von ihm als Geiseln zurück.«
Es wurde nun über diesen Punkt berathen. Man nahm ihn an.
»Und nun noch das Letzte,« bemerkte ich dann. »Es ist nothwendig, daß wir von allen Bewegungen unserer Feinde und unserer Verbündeten Kenntniß erhalten. Wir müssen daher von hier bis nach El Deradsch eine Postenlinie ziehen.«
»Wie meinst Du das?«
»In El Deradsch verstecken sich zwei unserer Krieger, von denen Du überzeugt bist, daß sie treu sind. Sie lassen sich nicht sehen und beobachten Alles. Von El Deradsch bis hierher stellst Du in gewissen Entfernungen Andere auf; es genügen vier Mann, welche darauf zu achten haben, daß sie mit keinem Fremden zusammenkommen, und uns Alles berichten, was die ersten Zwei erkunden. Einer trägt die Kunde zum Andern und kehrt dann auf seinen Posten zurück.«
»Dieser Plan ist gut; ich werde ihn befolgen.«
»Eine eben solche Linie, nur etwas weitläufiger, stellst Du auf zwischen hier und den Weideplätzen der Abu Mohammed. Ich habe das mit ihrem Scheik bereits besprochen. Er wird die Hälfte dieser Linie mit seinen Leuten bilden. Kennst Du die Ruine El Farr?«
»Ja.«
»Dort wird sein äußerster Posten zu treffen sein.«
»Wie viele Männer werde ich dazu brauchen?«
»Nur sechs. Die Abu Mohammed stellen ebenso viele. Wie viele Krieger hast Du hier im Lager?«
»Es können vierhundert sein.«
»Ich bitte Dich, sie zu versammeln. Du muß noch heute Musterung über sie halten, und wir können unsere Übungen heute noch beginnen.«
Das brachte reges Leben in die Versammlung. Binnen einer halben Stunde waren die vierhundert Mann beisammen. Der Scheik hielt ihnen eine lange, blühende Rede und ließ sie am Ende derselben auf den Bart des Propheten schwören, die Rüstung gegen keinen Unberufenen zu erwähnen; dann befahl er ihnen, sich in Reihe und Glied aufzustellen.
Wir ritten die lange Reihe hinab. Alle waren zu Pferde; ein jeder hatte Messer, Säbel und die lange, befiederte Lanze, welche bei besserer Schulung eine fürchterliche Waffe sein könnte. Viele trugen auch den gefährlichen Nibat oder die kurze Wurflanze nebenbei. Die Schießwaffen ließen Vieles zu wünschen übrig. Einige Krieger hatten noch den alten Lederschild nebst Köcher, Pfeil und Bogen. Andere besaßen Luntenflinten, die ihren Eigenthümern gefährlicher waren, als dem Feinde, und die Übrigen hatten Perkussionsgewehre mit überlangen Läufen.
Letztere ließ ich vortreten, die Andern aber schickte ich fort, mit der Bemerkung, morgen in aller Frühe wieder zu kommen. Die Zurückgebliebenen hieß ich absitzen und Proben ihrer Fertigkeit im Schießen ablegen. Im Allgemeinen konnte ich mit ihnen zufrieden sein. Es waren gegen zweihundert Mann. Ich bildete zwei Compagnien aus ihnen und begann meinen Instruktionsunterricht. Dieser war allerdings nicht weit her. Die Leute sollten im Takte marschiren und laufen können und ein Schnellfeuer unterhalten lernen. Sie waren gewohnt, nur zu Pferde anzugreifen und den Feind zu necken, ohne ihm ernstlich Stand zu halten; jetzt kam Alles darauf an, sie soweit zu bringen, daß sie zu Fuße einen Angriff aushalten lernten, ohne die Fassung zu verlieren.
Am andern Morgen nahm ich die Andern vor. Bei ihnen galt es, sie zu einem geschlossenen Angriff mit der Lanze zu befähigen, nachdem sie ihre Gewehre abgeschossen hatten. Ich kann sagen, daß die Leute sehr schnell begriffen und überaus begeistert waren.
Gegen Abend hörten wir, daß die Verbindung mit den Abu Mohammed hergestellt sei, und bekamen zu gleicher Zeit die Nachricht, daß ihr Scheik von meinem Abenteuer bei den Abu Hammed bereits gehört habe. Es ging Antwort zurück, und von diesem Augenblick an wurde ein durch die Posten vermittelter unausgesetzter Verkehr unterhalten.
Schon war es beinahe dunkel, als ich nochmals den Rapphengst bestieg, um einen Schnellritt hinein in die Savanne zu machen. Ich war noch gar nicht weit gelangt, so kamen mir zwei Reiter entgegen. Der Eine hatte eine gewöhnliche, mittelmäßige Gestalt, der Andere aber war sehr klein von Statur und schien von der Unterhaltung mit seinem Begleiter ganz außerordentlich in Anspruch genommen zu sein, denn er focht mit Armen und Beinen in der Luft, als wolle er Mücken morden.
Ich mußte unwillkürlich an meinen kleinen Halef denken.
Ich galoppirte auf sie zu und parirte vor ihnen mein Pferd.
»Maschallah, Sihdi! Bist Du es wirklich?«
Er war es allerdings, der kleine Hadschi Halef Omar!
»Ich bin es. Ich habe Dich bereits von Weitem erkannt.«
Er sprang vom Pferde herab und faßte mein Gewand, um es vor Freude zu küssen.
»Hamdullillah, Preis sei Gott, daß ich Dich wiedersehe, Sihdi! Ich habe mich nach Dir gesehnt, wie der Tag nach der Sonne.«
»Wie geht es dem würdigen Scheik Malek?«
»Er ist wohlauf.«
»Amscha?«
»Ebenso.«
»Hanneh, Deine Freundin?«
»O, Sihdi, sie ist wie eine Houri des Paradieses.«
»Und die Andern?«
»Sie sagten mir, daß ich Dich grüßen solle, wenn ich Dich fände.«
»Wo sind sie?«
»Sie sind am Abhange des Schammargebirges zurückgeblieben und haben mich an den Scheik der Schammar vorausgesandt, damit ich bei ihm um Aufnahme bitten solle.«
»Bei welchem Scheik?«
»Es ist ganz gleich; bei dem, auf welchen ich zuerst treffe.«
»Ich habe bereits für Euch gesorgt. Da drüben ist das Lager der Haddedihn.«
»Das sind Schammar. Wie heißt ihr Scheik?«
»Mohammed Emin.«
»Wird er uns aufnehmen? Kennst Du ihn?«
»Ich kenne ihn und habe bereits mit ihm von Euch gesprochen. Sieh diesen Hengst! Wie gefällt er Dir?«
»Herr, ich habe ihn bereits bewundert; er ist sicher der Abkömmling einer Stute von Koheli.«
»Er gehört mir; er ist ein Geschenk des Scheik. Nun kannst Du sehen, daß er mein Freund ist!«
»Allah gebe ihm dafür ein langes Leben! Wird er auch uns aufnehmen?«
»Ihr werdet ihm willkommen sein. Kommt, und folgt mir jetzt.«
Wir setzten uns in Marsch.
»Sihdi,« meinte Halef, »die Wege Allah's sind unerforschlich. Ich glaubte, lange nach Dir fragen zu müssen, ehe ich eine Kunde bekäme, und nun bist Du der Erste, dem ich begegne. Wie bist Du zu den Haddedihn gekommen?«
Ich erzählte ihm das Nöthige in Kürze und fuhr dann fort:
»Weißt Du, was ich jetzt bei ihm bin?«
»Nun?«
»General.«
»General?«
»Ja.«
»Hat er Truppen?«
»Nein. Er hat aber Krieg.«
»Gegen wen?«
»Gegen die Obeïde, Abu Hammed und Dschowari.«
»Das sind Räuber, die am Zab und Tigris wohnen; ich habe sehr Vieles von ihnen gehört, was nicht gut ist.«
»Sie rüsten gegen ihn. Sie wollen ihn unversehens überfallen; wir aber haben davon gehört, und nun bin ich sein General, der seine Krieger unterrichtet.«
»Ja, Sihdi, ich weiß, daß Du Alles verstehst und Alles kannst, und es ist ein wahres Glück, daß Du kein Giaur mehr bist!«
»Nicht?«
»Nein. Du hast Dich ja zum wahren Glauben bekehrt.«
»Wer sagt Dir das?«
»Du warst in Mekka und hast den heiligen Brunnen Zem-Zem bei Dir; folglich bist Du ein guter Moslem geworden. Habe ich Dir nicht stets gesagt, daß ich Dich bekehren würde, Du magst wollen oder nicht?« –
Wir erreichten das Lager und stiegen vor dem Zelte des Scheik ab. Als wir eintraten, hatte er seine Räthe bei sich.
»Sallam aaleïkum!« grüßte Halef.
Sein Begleiter that dasselbe. Ich übernahm es, sie vorzustellen.
»Erlaube mir, o Scheik, Dir diese beiden Männer zu bringen, welche mit Dir sprechen wollen. Dieser hier heißt Nasar Ibn Mothalleh, und dieser ist Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah, von dem ich Dir bereits erzählt habe.«
»Von ihm?«
»Ja. Ich habe ihn nicht bei seinem vollen Namen, sondern kurz nur Hadschi Halef Omar genannt.«
»Dein Diener und Begleiter?«
»Ja.«
»Der Abu-Seïf, den Vater des Säbels, erschlagen hat?«
»Ja. Er gehört jetzt zu dem Stamme der Ateïbeh, dessen Scheik Dein Freund Malek ist.«
»Seid mir willkommen, Ihr Männer von Ateïbeh! Sei mir willkommen, Hadschi Halef Omar! Deine Gestalt ist klein, aber Dein Muth ist groß, und Deine Tapferkeit ist erhaben. Möchten alle Männer so sein, wie Du! Bringst Du mir Kunde von Malek, meinem Freunde?«
»Ich bringe sie. Er läßt Dich grüßen und fragen, ob Du ihn und die Seinigen in den Stamm der Haddedihn aufnehmen magst.«
»Ich kenne sein Schicksal, aber er soll mir willkommen sein. Wo befindet er sich jetzt?«
»Am Abhange des Schammargebirges, eine und eine halbe Tagreise von hier. Ich höre, daß Du Krieger brauchst?«
»So ist es. Es ist Feindschaft ausgebrochen zwischen mir und denen, die neben uns wohnen.«
»Ich werde Dir sechzig tapfere Leute bringen.«
»Sechzig? Hier mein Freund Hadschi Kara Ben Nemsi hat mir doch gesagt, daß Ihr weniger seid!«
»Wir haben auf unserer Reise die Reste des Stammes Al Hariel bei uns aufgenommen.«
»Was tragt Ihr für Waffen?«
»Säbel, Dolch, Messer und lauter gute Flinten. Mehrere haben sogar auch Pistolen. Wie ich mit den Waffen umzugehen verstehe, wird Dir mein Sihdi sagen.«
»Ich weiß es bereits. Aber dieser Mann ist kein Sihdi, sondern ein Emir; merke es Dir!«
»Ich weiß es, Herr; aber er hat mir erlaubt, ihn Sihdi zu nennen. Soll Einer von uns sofort aufbrechen und Scheik Malek mit den Seinen herholen, da ihr Krieger braucht?«
»Ihr seid müde.«
»Wir sind nicht ermüdet. Ich reite sofort zurück.«
Sein Begleiter fiel ihm in die Rede:
»Du hast Deinen Sihdi hier gefunden und mußt bleiben; ich werde zurückkehren.«
»Nimm zuvor Speise und Trank zu Dir,« meinte der Scheik.
»Herr, ich habe einen Schlauch und auch Datteln auf meinem Pferde.«
Der Scheik wandte sich ihm zu:
»Aber Dein Pferd wird müde sein. Nimm das meinige; es hat mehrere Tage ausgeruht und wird Dich schnell zu Malek bringen, den Du von mir grüßen mögest!«
Dies nahm er an und bereits nach wenigen Minuten befand er sich auf dem Rückwege nach den Bergen von Schammar.
»Emir,« sagte der Scheik zu mir, »weißt Du, was meine Krieger von Dir sagen?«
»Nun?«
»Daß sie Dich lieben.«
»Ich danke Dir!«
»Und daß sie den Sieg gewinnen müssen, wenn Du bei ihnen bist.«
»Ich bin jetzt mit ihnen zufrieden. Wir werden morgen ein Manöver veranstalten.«
»Wie? Was?«
»Ich habe bis heute achthundert Mann beisammen. Die Letzten werden morgen früh nachkommen. Sie sind schnell eingeübt, und dann stellen wir den Kampf vor, den wir mit den drei Stämmen haben werden. Die Hälfte sind die Haddedihn, die andere Hälfte sind die Feinde. Drüben die alten Ruinen gelten als die Berge von Hamrin und Kanuza, und so werde ich es Deinen Kriegern zeigen, wie sie dann gegen die wirklichen Feinde zu kämpfen haben.«
Diese Ankündigung steigerte die bereits vorhandene Begeisterung um das Doppelte, und als sich die Kunde davon hinaus vor das Zelt verbreitete, erhob sich ein lauter Jubel über das ganze Lager, welches sich während des heutigen Tages infolge der unausgesetzten Zuzüge bedeutend vergrößert hatte.
Was ich vorausgesagt hatte, das geschah:
Am andern Mittag waren wir vollzählig. Ich hatte Offiziere und Unteroffiziere ernannt, welche jeden Neuangekommenen, nachdem ich ihm seinen Platz angewiesen hatte, sofort einübten. Am Spätnachmittag begann das Manöver und fiel zur allgemeinen Zufriedenheit aus. Das Fußvolk schoß ganz exakt, und die Chocs der einzelnen berittenen Körper wurden mit eleganter Sicherheit ausgeführt.
Noch während des Manövers kam das letzte Glied unserer Postenkette herbeigeritten.
»Was bringst Du?« frug der Scheik, dessen Antlitz vor Zufriedenheit glänzte.
»Herr, gestern haben sich die Dschowari mit den Abu Hammed vereinigt.«
»Wann?«
»Gegen Abend.«
»Und die Abu Mohammed?«
»Sind bereits hinter ihnen her.«
»Haben sie Kundschafter vor sich her gesandt, damit ihr Marsch nicht verrathen wird, wie ich es angerathen habe?«
»Ja.«
Der Mann hielt noch bei uns, als ein Anderer angeritten kam. Es war das diesseitige Glied der Kette nach dem Thale von Deradsch hinüber.
»Ich bringe eine wichtige Nachricht, Emir.«
»Welche?«
»Die Obeïde haben Leute vom Zab herübergesandt, um die Gegend zu untersuchen.«
»Wie viel Männer sind es gewesen?«
»Acht.«
»Wie weit sind sie gekommen?«
»Bis durch El Deradsch hindurch.«
»Haben sie unsere Leute gesehen?«
»Nein, denn diese hielten sich sehr verborgen. Dann haben sie im Thale gelagert und Vieles miteinander gesprochen.«
»Ah! Hier hätte es möglich sein sollen, sie zu belauschen!«
»Es war möglich, und Ibn Nazar hat es gethan.«
Ibn Nazar war einer von den beiden Posten, welche das Thal Deradsch bewachen sollten.
»Was hat er gehört? Wenn es wichtig ist, soll er eine Belohnung erhalten.«
»Sie haben gesagt, daß morgen genau zur Mittagszeit die Obeïde übersetzen wollen, um die Abu Hammed und Dschowari zu treffen, die dann ihrer bereits warten werden. Sie wollen hierauf bis nach El Deradsch vordringen und dort während der Nacht lagern, weil sie glauben, dort nicht gesehen zu werden. Am nächsten Morgen nachher wollen sie über uns herfallen.«
»Sind diese acht Männer wieder fortgeritten?«
»Nur sechs von ihnen. Zwei mußten zurückbleiben, um das Thal zu bewachen.«
»Reite zurück, und sage Ibn Nazar und seinem Gefährten, daß ich heute noch selbst zu ihnen kommen werde. Einer soll zurückbleiben, um die Beiden zu bewachen, und der Andere mag mich beim letzten Posten erwarten, um mir den Weg zu zeigen, wenn ich komme.«
Der Mann ritt ab. Der Vorige wartete noch auf Antwort.
»Du hast gehört, was jener meldete?« frug ich ihn.
»Ja, Emir.«
»So trage unsere Bitte weiter an den Scheik der Abu Mohammed. Er soll sich hart hinter dem Feinde halten und sich nicht sehen lassen. Ist derselbe in das Thal Deradsch eingedrungen, so soll er ihn sofort im Rücken angreifen und ihn ja nicht wieder herauslassen. Alle Thäler zwischen El Hamrin und El Kanuza sind zu besetzen. Das Übrige wird unsere Sorge sein.«
Er jagte davon. Wir aber brachen unsere Übung ab, um den Leuten Ruhe zu gönnen.
»Du willst nach Deradsch?« frug der Scheik auf dem Rückwege.
»Ja.«
»Warum?«
»Um die beiden Spione gefangen zu nehmen.«
»Kann dies kein Anderer verrichten?«
»Nein. Die Sache ist so wichtig, daß ich sie selbst übernehme. Wenn diese Zwei nicht ganz ruhig und sicher aufgehoben werden, so ist unser schöner Plan vollständig verdorben.«
»Nimm Dir einige Männer mit.«
»Das ist nicht nöthig. Ich und unsere beiden Posten, das ist genug.«
»Sihdi, ich gehe mit!« meinte Halef, welcher nicht von meiner Seite gewichen war.
Ich wußte, daß er auf der Erfüllung dieses Wunsches bestehen werde, und nickte ihm also Gewährung.
»Ich weiß nur nicht, ob Dein Pferd einen so schnellen Ritt aushalten wird. Ich muß während der Nacht hin und zurück.«
»Ich werde ihm eines von meinen Pferden geben,« meinte der Scheik.
Eine Stunde später waren wir unterwegs: ich auf dem Rappen, und Halef auf einem Goldbraunen, der seinem Herrn alle Ehre machte. Wir legten die Strecke bis zum letzten Posten in sehr kurzer Zeit zurück. Dort erwartete uns Ibn Nazar.
»Du hast die beiden Männer belauscht?« frug ich ihn.
»Ja, Herr.«
»Du sollst eine Extragabe von der Beute erhalten. Wo ist Dein Gefährte?«
»Ganz in der Nähe der beiden Kundschafter!«
»Führe uns!«
Der Ritt ging weiter. Die Nacht war halbdunkel, und bald erblickten wir den Höhenzug, hinter welchem El Deradsch lag. Ibn Nazar bog seitwärts ein. Wir mußten ein Felsengewirr erklimmen und gelangten an den Eingang einer dunklen Vertiefung.
»Hier sind unsere Pferde, Herr.«
Wir stiegen ab und brachten auch unsere Pferde hinein. Sie standen so sicher, daß wir sie gar nicht zu bewachen brauchten. Dann schritten wir auf dem Kamme des Höhenzugs weiter, bis sich das Thal zu unseren Füßen öffnete.
»Nimm Dich in acht, Herr, daß kein Stein hinabfällt, der uns verrathen könnte!«
Wir stiegen vorsichtig hinab: ich hinter dem Führer und Halef hinter mir, immer Einer in den Fußstapfen des Andern. Endlich langten wir unten an. Eine Gestalt kam uns entgegen.
»Nazar?«
»Ich bin es. Wo sind sie?«
»Noch dort.«
Ich trat hinzu.
»Wo?«
»Siehst Du die Ecke des Felsens dort rechts?«
»Ja.«
»Sie liegen dahinter.«
»Und ihre Pferde?«
»Haben sie etwas weiter vorwärts angebunden.«
»Bleibt hier und kommt, wenn ich Euch rufe. Komm, Halef!«
Ich legte mich zur Erde nieder und kroch vorwärts. Er folgte mir. Wir gelangten unbemerkt an die Ecke. Ich spürte Tabaksgeruch und hörte zwei halblaute Stimmen mit einander reden. Nachdem ich bis hart an die Kante vorgedrungen war, konnte ich die Worte verstehen:
»Zwei gegen sechs!«
»Ja. Der Eine hat schwarz und grau ausgesehen, ist lang und dünn gewesen, wie eine Lanze, und hat ein graues Kanonenrohr auf dem Kopfe gehabt.«
»Der Scheïtan!«
»Nein, sondern nur ein böser Geist, ein Dschin.«
»Der Andere aber ist der Teufel gewesen?«
»Wie ein Mensch, aber fürchterlich! Sein Mund hat geraucht, und seine Augen haben Flammen gesprudelt. Er hat nur die Hand erhoben, und da sind alle sechs Pferde todt zusammengestürzt, mit den andern vier aber sind die zwei Teufel – Allah möge sie verfluchen – durch die Luft davongeritten.«
»Am hellen Tage?«
»Am hellen Tage.«
»Gräßlich! Allah behüte uns vor dem dreimal gesteinigten Teufel! Und dann ist er gar in das Lager der Abu Hammed gekommen?«
»Gekommen nicht, sondern sie haben ihn gebracht.«
»Wie?«
»Sie haben ihn für einen Mann gehalten und sein Pferd für den berühmten Rappen des Scheik Mohammed Emin el Haddedihn. Sie wollten das Pferd haben und nahmen ihn gefangen. Als sie ihn aber in das Lager brachten, erkannte ihn der Sohn des Scheik.«
»Er hätte ihm die Freiheit geben sollen.«
»Er glaubte immer noch, daß er vielleicht doch ein Mensch wäre.«
»Hatten sie ihn gefesselt?«
»Ja. Aber da kam ein Löwe in das Lager, und der Fremde sagte, er wolle ihn ganz allein erlegen, wenn man ihm seine Büchse gebe. Man gab sie ihm, und er ging in die dunkle Nacht hinaus. Nach einiger Zeit fielen Blitze vom Himmel, und es krachten zwei Schüsse. Nach einigen Minuten kam er. Er hatte das Fell des Löwen umgeworfen, stieg auf sein Pferd und ritt durch die Luft davon.«
»Hat ihn Keiner halten wollen?«
»Doch; aber die Männer griffen in die Luft. Und als man ihm nachjagte, fielen drei Kugeln vom Himmel, welche die drei besten Pferde tödteten.«
»Woher weißt Du das?«
»Der Bote erzählte es, welchen Zedar Ben Huli an unseren Scheik sandte. Glaubst Du nun, daß es der Scheïtan war?«
»Er war es.«
»Was würdest Du thun, wenn er Dir erschiene?«
»Ich würde auf ihn schießen und dazu die heilige Fatcha beten.«
Ich trat um die Ecke und stand vor ihnen.
»So bete sie!« gebot ich ihm.
»Allah kerihm!«
»Allah il Allah, Mohammed rasuhl Allah!«
Diese beiden Ausrufe waren Alles, was sie hervorbrachten.
»Ich bin der, von dem Du erzählt hast. Du nennst mich den Scheïtan; wehe Dir, wenn Du ein Glied regst, um Dich zu vertheidigen! Halef, nimm ihnen die Waffen!«
Sie ließen dies ruhig geschehen; ich meinte, ihre Zähne klappern zu hören.
»Binde ihnen die Hände mit ihren eigenen Gürteln!«
Damit war Halef bald fertig, und ich konnte fest überzeugt sein, daß die Knoten nicht aufgehen würden.
»Jetzt beantwortet mir meine Fragen, wenn Euch Euer Leben lieb ist! Von welchem Stamme seid Ihr?«
»Wir sind Obeïde.«
»Euer Stamm geht morgen über den Tigris?«
»Ja.«
»Wie viele Krieger habt Ihr?«
»Zwölf hundert.«
»Womit sind sie bewaffnet?«
»Mit Pfeilen und Flinten mit der Lunte.«
»Habt Ihr auch andere Flinten und vielleicht Pistolen?«
»Nicht viele.«
»Wie setzt Ihr über – auf Kähnen?«
»Auf Flößen; wir haben keine Kähne.«
»Wie viele Krieger haben die Abu Hammed?«
»So viel wie wir.«
»Wie sind diese bewaffnet?«
»Sie haben mehr Pfeile als Flinten.«
»Und wie viele Männer bringen Euch die Dschowari?«
»Tausend.«
»Haben diese Pfeile oder Flinten?«
»Sie haben Beides.«
»Kommen bloß Eure Krieger herüber, oder werdet Ihr diese Gegend auch mit Euren Heerden überziehen?«
»Nur die Krieger kommen.«
»Warum wollt Ihr die Haddedihn bekriegen?«
»Der Gouverneur hat es uns befohlen.«
»Er hat Euch nichts zu befehlen; Ihr gehört unter den Statthalter von Bagdad. Wo sind Eure Pferde?«
»Dort.«
»Ihr seid meine Gefangenen. Bei jedem Versuche, zu entkommen, werde ich Euch niederschießen. Nazar, kommt!«
Die beiden Anderen kamen herbei.
»Bindet diese beiden Männer hier fest auf ihre Pferde!«
Die Obeïde ergaben sich in ihr Schicksal; sie stiegen ohne Weigerung auf und wurden auf ihren Thieren so befestigt, daß an eine Flucht gar nicht zu denken war.
Hierauf gab ich den Befehl:
»Jetzt holt unsere Pferde drüben herab, und bringt sie an den Eingang zum Thale. Ibn Nazar, Du bleibst hier in El Deradsch zurück; der Andere aber mag Halef die Gefangenen nach dem Lager transportiren helfen.«
Die beiden Haddedihn verschwanden, um unsere Pferde am äußersten Abhange des Thales hinabzuleiten. Dann stiegen wir auf und kehrten zurück, während Ibn Nazar auf seinem Posten verblieb.
»Ich werde Euch voraneilen; kommt so schnell wie möglich nach.«
Mit dieser Weisung gab ich meinem Pferde die Schenkel. Ich that dies aus zwei Gründen: erstens war meine Gegenwart im Lager nöthig, und zweitens hatte ich heute einmal Gelegenheit, das Geheimniß und den höchsten Leistungsgrad meines Hengstes zu probiren. Er flog leicht, wie ein Vogel, über die Ebene dahin; der schnelle Lauf schien ihm sogar Vergnügen zu machen, denn er wieherte einige Male freudig auf. Plötzlich legte ich ihm die Hand zwischen die Ohren – –
»Rih!« – –
Auf diesen Ruf legte er die Ohren zurück; er schien länger und dünner zu werden, schien zwischen den Lufttheilchen hindurchschießen zu wollen. Dem bisherigen Galopp hätten hundert andere auch gute Pferde nicht zu folgen vermocht, aber gegen das, was nun erfolgte, war er wie die Windstille gegen eine rasende Bö, wie der Gang einer Ente gegen den Flug einer Schwalbe. Die Geschwindigkeit einer Lokomotive oder eines Eilkameeles hätte nicht vermocht, diejenige dieses Pferdes zu erreichen, und dabei war der Lauf desselben überaus glatt und gleichmäßig. Es war wirklich nicht zu viel, was Mohammed Emin zu mir gesagt hatte: »Dieses Pferd wird Dich durch tausend Reiter hindurchtragen, und ich fühle mich unendlich stolz, der Besitzer dieses ausgezeichneten Renners zu sein.«
Doch ich mußte daran denken, diese äußerste Anspannung aller Kräfte zu beenden; ich ließ den Rappen in Gang fallen und legte ihm liebkosend die Hand an den Hals. Das kluge Thier wieherte freudig bei diesem Beweis meiner Anerkennung und trug stolz den Hals.
Als ich das Lager erreichte, hatte ich vom Wadi Deradsch nur den vierten Theil der Zeit gebraucht, welche zu dem Hinwege nothwendig gewesen war. In der Nähe des Zeltes, welches der Scheik bewohnte, hielt auf Kameelen und Pferden eine Menge dunkler Gestalten, die ich wegen der Dunkelheit nicht genau zu erkennen vermochte, und im Zelte selbst wartete meiner eine sehr angenehme Überraschung: – Malek stand vor dem Scheik, welcher soeben im Begriffe war, Worte der freundlichsten Begrüßung auszusprechen.
»Sallam!« begrüßte mich der Ateïbeh, indem er mir beide Hände entgegenstreckte. »Meine Augen freuen sich, Dich zu sehen, und mein Ohr ist entzückt, die Schritte Deines Fußes zu vernehmen!«
»Allah segne Deine Ankunft, Freund meiner Seele! Er hat ein Wunder gethan, um Dich heute schon zu uns zu bringen.«
»Welches Wunder meint Deine Zunge?«
»Wir konnten Dich heute unmöglich erwarten. Es sind ja drei Tagreisen von hier bis zum Dschebel Schammar und zurück!«
»Du sagest die Wahrheit. Aber Dein Bote brauchte nicht bis zum Berge der Schammar zu reiten. Nachdem er mit Halef uns verlassen hatte, erfuhr ich von einem verirrten Hirten, daß die Krieger der Haddedihn hier ihre Heerden weiden. Ihr Scheik, der berühmte und tapfere Mohammed Emin, ist mein Freund; Hadschi Halef konnte nur auf ihn und keinen Anderen getroffen sein, und so beriethen wir uns, nicht auf seine Rückkehr zu warten, sondern seiner Botschaft zuvorzukommen.«
»Dein Entschluß war gut, denn ohne ihn hätten wir Dich heute nicht begrüßen können.«
»Wir trafen den Boten auf der Mitte des Weges, und mein Herz freute sich, als ich erfuhr, daß ich Dich, o Hadschi Kara Ben Nemsi, bei den Kriegern der Haddedihn finden werde. Allah liebt Dich und mich; er leitet unsere Füße auf Pfade, welche sich wieder begegnen. Doch sage, wo ist Hadschi Halef Omar, der Sohn meiner Achtung und meiner Liebe?«
»Er befindet sich unterwegs hieher. Ich ritt voraus und ließ ihn mit zwei Gefangenen zurück; in kurzer Zeit wirst Du ihn sehen.«
»Es ist Dir gelungen?« frug mich Mohammed Emin.
»Ja. Die Kundschafter sind in unserer Hand; sie können uns nicht schaden.«
»Ich höre,« meinte Malek, »daß Feindschaft ausgebrochen ist zwischen den Haddedihn und den Räubern am Tigris?«
»Du hast recht gehört. Morgen, wenn die Sonne am höchsten gestiegen ist, werden unsere Gewehre donnern und unsere Säbel blitzen.«
»Ihr werdet sie überfallen?«
»Sie wollen uns überfallen, wir aber werden sie empfangen.«
»Dürfen Euch die Männer der Ateïbeh ihre Säbel leihen?«
»Ich weiß, daß Dein Säbel ist wie Dsu al Fekar, dem Niemand widerstehen kann. Du bist uns hoch willkommen mit Allen, welche bei Dir sind. Wie viele Männer sind bei Dir?«
»Einige mehr als fünfzig.«
»Sie sind müde?«
»Ist der Araber müde, wenn er den Schall der Waffen hört und das Getöse des Kampfes vernimmt? Gib uns frische Pferde, und wir werden Euch überall folgen, wohin Ihr uns führen mögt!«
»Ich kenne Euch. Eure Kugeln treffen sicher, und die Spitzen Eurer Lanzen verfehlen nie ihr Ziel. Du wirst mit Deinen Männern die Schanze verteidigen, welche den Ausgang des Schlachtfeldes verschließen soll.«
Während dieser Unterredung saßen seine Leute draußen ab; ich hörte, daß ihnen ein Mahl aufgetragen wurde, und auch das Zelt des Scheik wurde reichlich mit Speise versehen. Wir hatten das Abendessen noch nicht beendet, als der kleine Halef eintrat und die Ankunft der Gefangenen meldete. Diese wurden dem Scheik vorgeführt. Er sah sie verächtlich an und frug:
»Ihr seid vom Stamme der Obeïde?«
»So ist es, o Scheik.«
»Die Obeïde sind Feiglinge. Sie fürchten sich, die tapferen Krieger der Haddedihn allein zu bekämpfen, und haben sich deßhalb mit den Schakalen der Abu Hammed und der Dschowari verbunden. Ihre Übermacht sollte uns erdrücken; wir aber werden sie auffressen und verzehren. Wißt Ihr, was die Pflicht eines tapferen Kriegers ist, wenn er einen Feind bekämpfen will?«
Sie sahen zu Boden und antworteten nicht.
»Ein tapferer Ben Arab kommt nicht wie ein Meuchelmörder; er sendet einen Boten, um den Kampf zu verkündigen, damit der Streit ein ehrlicher sei. Haben Eure Anführer dies gethan?«
»Wir wissen es nicht, o Scheik!«
»Ihr wißt es nicht? Allah verkürze Eure Zungen! Euer Mund trieft von Lüge und Falschheit! Ihr wißt es nicht und hattet doch den Auftrag, das Thal Deradsch zu bewachen, damit ich keine Kunde von Eurem Einfalle erhalten könne! Ich werde Euch und die Euren so behandeln, wie sie es verdienen. Man rufe Abu Mansur, den Besitzer des Messers!«
Einer der Anwesenden entfernte sich und kehrte bald darauf mit einem Mann zurück, der ein Kästchen bei sich trug.
»Man binde sie, daß sie sich nicht regen können, und nehme ihnen das Marameh ab!«
Dies geschah, und dann wandte sich der Scheik an den neu Angekommenen:
»Was ist die Zierde des Mannes und des Kriegers, o Abu Mansur?«
»Das Haar, welches sein Angesicht verschönt.«
»Was gehört einem Manne, der sich fürchtet, wie ein Weib, und der die Unwahrheit sagt, wie die Tochter eines Weibes?«
»Er soll wie ein Weib und wie die Tochter eines Weibes behandelt werden.«
»Diese beiden Männer tragen Bärte, aber sie sind Weiber. Sorge dafür, Abu Mansur, daß man sie als Weiber erkenne!«
»Soll ich ihnen den Bart nehmen, o Scheik?«
»Ich gebiete es Dir!«
»Allah segne Dich, Du Tapferer und Weiser unter den Kindern der Haddedihn! Du bist freundlich und milde gegen die Deinen und gerecht gegen die Feinde Deines Stammes. Ich werde Deinem Befehle gehorsam sein.«
Er öffnete sein Kästchen, welches verschiedene Instrumente enthielt, und nahm einen Schambijeh hervor, dessen blanke Klinge im Scheine des Zeltfeuers funkelte. Er war der Barbier des Stammes.
»Warum nimmst Du nicht das Bartmesser?« frug ihn der Scheik.
»Soll ich mit dem Messer den Bart dieser Feiglinge wegnehmen und dann mit ihm den Scheitel und die Schuschah der tapferen Haddedihn berühren, o Scheik?«
»Du hast Recht; thue, wie Du es Dir vorgenommen hast!«
Die gebundenen Obeïde wehrten sich nach Möglichkeit gegen die Manipulation, mit welcher die allergrößte Schande für sie verbunden war; ihr Sträuben aber half ihnen nichts. Sie wurden festgehalten, und der Dolch Abu Mansur's war so scharf, daß die Barthaare vor ihm wie vor der Schneide eines Rasirmessers wichen.
»Nun schafft sie hinaus,« gebot der Scheik. »Sie sind Weiber und sollen von den Weibern bewacht werden. Man gebe ihnen Brod, Datteln und Wasser; versuchen sie aber, zu entkommen, so gebe man ihnen eine Kugel!«
Das Abscheeren des Bartes war nicht nur eine Strafe, sondern wohl auch ein gutes Mittel, die Gefangenen an einem Fluchtversuche zu hindern. Sie wagten es jedenfalls nicht, sich bei den Ihrigen ohne Bart sehen zu lassen. Jetzt erhob sich der Scheik und zog sein Messer. Ich sah es seiner feierlichen Miene an, daß nun etwas Ungewöhnliches erfolgen und daß er dabei vielleicht eine Rede halten werde.
»Allah il Allah,« begann er; »es gibt keinen Gott außer Allah. Alles, was da lebt, hat er geschaffen, und wir sind seine Kinder. Warum sollen sich hassen, die sich lieben, und warum sollen sich entzweien, die einander angehören? Es rauschen viele Zweige im Walde, und auf der Ebene stehen viele Halme und viele Blumen. Sie sind einander gleich, darum kennen sie sich und trennen sich nicht. Sind wir einander nicht auch gleich? Scheik Malek, Du bist ein großer Krieger, und ich habe zu Dir gesagt: ›Nanu malihin – wir haben Salz mit einander gegessen.‹ Hadschi Emir Kara Ben Nemsi, auch Du bist ein großer Krieger, und ich habe zu Dir gesagt: ›Nanu malihin.‹ Ihr wohnt in meinem Zelte; Ihr seid meine Freunde und meine Gefährten; Ihr sterbet für mich, und ich sterbe für Euch. Habe ich die Wahrheit gesagt? Habe ich recht gesprochen?«
Wir bejahten durch ein ernstes, feierliches Kopfnicken.
»Aber das Salz löst sich auf und vergeht,« fuhr er fort. »Das Salz ist das Zeichen der Freundschaft; wenn es sich aufgelöst hat und aus dem Körper verschwunden ist, so ist die Freundschaft zu Ende und muß wieder erneuert werden. Ist das gut, ist das genügend? Ich sage nein! Tapfere Männer schließen ihre Freundschaft nicht durch das Salz. Es gibt einen Stoff, der nie im Körper vergeht. Weißt Du, Scheik Malek, was ich meine?«
»Ich weiß es.«
»So sage es.«
»Das Blut.«
»Du hast recht gesagt. Das Blut bleibt bis zum Tode, und die Freundschaft, die durch das Blut geschlossen wird, hört erst auf, wenn man stirbt. Scheik Malek, gib mir Deinen Arm!«
Malek merkte ebenso gut wie ich, um was es sich handelte. Er entblößte seinen Unterarm und hielt ihn Mohammed Emin dar; dieser ritzte ihn leicht mit der Spitze seines Messers und ließ die hervorquellenden Tropfen in einen kleinen, mit Wasser gefüllten, hölzernen Becher fallen, welchen er darunter hielt. Dann winkte er mich herbei.
»Emir Hadschi Kara Ben Nemsi, willst Du mein Freund sein und der Freund dieses Mannes, der sich Scheik Malek el Ateïbeh nennt?«
»Ich will es.«
»Willst Du es sein bis zum Tode?«
»Ich will es.«
»So sind Deine Freunde und Feinde auch unsere Freunde und Feinde, und unsere Freunde und Feinde sind auch Deine Freunde und Feinde?«
»Sie sind es.«
»So gib mir Deinen Arm!«
Ich that es; er schnitt leicht durch die Haut und ließ die wenigen Blutstropfen, welche hervorquollen, in den Becher fallen. Dann that er dasselbe an seinem Arm und schwenkte zuletzt den Becher, um das Blut gut mit dem Wasser zu vermischen.
»Jetzt theilt den Trank der Freundschaft in drei Theile und genießt ihn mit dem Gedanken an den Allwissenden, der unsere geheimsten Gedanken kennt. Wir haben sechs Füße, sechs Arme, sechs Augen, sechs Ohren, sechs Lippen, und dennoch sei es nur ein Fuß, ein Arm, ein Auge, ein Ohr und eine Lippe. Wir haben drei Herzen und drei Köpfe, aber dennoch sei es nur ein Herz und ein Kopf. Wo der Eine ist, da wandeln die Andern, und was der Eine thut, das thue der Andere so, als ob seine Gefährten es thäten. Preis sei Gott, der uns diesen Tag gegeben hat!«
Er reichte mir den Becher dar.
»Hadschi Emir Kara Ben Nemsi, Dein Volk wohnt am weitesten von hier; trink Deinen Theil zuerst und reiche dann den Becher unserem Freunde.«
Ich hielt eine kurze Anrede und that einen Schluck; Malek folgte mir, und Mohammed Emin trank den Rest aus. Dann umarmte und küßte er uns, während er Jedem sagte:
»Jetzt bist Du mein Rafik, und ich bin Dein Rafik; unsere Freundschaft sei ewig, wenn auch Allah unsere Wege scheiden mag!«
Die Kunde von diesem Bunde verbreitete sich schnell durch das ganze Lager, und wer auch nur das kleinste Vorrecht oder die geringste Vergünstigung zu besitzen glaubte, der kam in das Zelt, um uns zu beglückwünschen. Dies nahm eine nicht geringe Zeit in Anspruch, so daß wir erst spät wieder nur zu Dreien bei einander saßen.
Wir mußten Scheik Malek eine Beschreibung des Terrain liefern, auf welchem der Kampf voraussichtlich stattfinden werde, und ihn mit unserem Vertheidigungsplane bekannt machen. Er billigte denselben vollständig und frug zuletzt:
»Können die Feinde nicht nach Norden entweichen?«
»Sie könnten zwischen dem Flusse und dem Dschebel Kanuza, das ist also längs des Wadi Dschehennem, durchbrechen; aber wir werden ihnen auch diesen Weg verlegen. Scheik Mohammed, hast Du angeordnet, daß Werkzeuge vorhanden sind, um eine Brustwehr zu errichten?«
»Es ist geschehen.«
»Sind die Frauen ausgewählt, welche uns begleiten sollen, um die Verwundeten zu verbinden?«
»Sie sind bereit.«
»So laß Pferde aussuchen für unsern Gefährten und seine Männer. Wir müssen aufbrechen, denn der Tag wird bald erscheinen.«