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Ich begleite den König bei einem Jagdausflug. – Jagd auf wilde Thiere. – Whyna und ich gerathen durch einen Tiger in große Gefahr – Barbarei des Königs gegen meine junge Gebieterin. – Ich werde mit meinem Gefährten ausgelöst. – Wehmüthiger Abschied von Whyna. – Nach einem Zusammentreffen mit einem feindlichen Volke erreichen wir den Senegal. – Rückkehr nach England.
Meine Gefangenschaft hatte ungefähr drei Monate gedauert, als der alte König mit seinen vier Weibern und einem großen Negerhaufen die Stadt verließ, um in den Wäldern der Jagd obzuliegen. Meine Gefährten mußten zurückbleiben, ich aber erhielt die Weisung, meine Gebieterin zu begleiten – ein Befehl, dem ich um so bereitwilliger nachkam, weil ich hoffte, durch irgend ein Mittel meine Flucht zu bewerkstelligen, denn meine Furcht vor dem alten König war viel größer, als meine Zuneigung zu Whyna. Da ich mit Bogen, Pfeilen und Wurfspießen nicht sonderlich geschickt umzugehen wußte, so wurde ich mit einem starken Speer bewaffnet. Meine Gebieterin verstund sich auf Führung der ersteren Waffen zum Bewundern gut, denn ich hatte sie nie ihr Ziel verfehlen sehen, und sie nahm sich bei diesem Jagdausflug ganz besonders vortheilhaft aus. Ihre Behendigkeit, das Ebenmaß ihrer Glieder, ihr Muth und die geschickte Handhabung der Waffen – Alles dies gewann das Herz des alten Königs, und ich glaube, daß seine große Zuneigung zu ihr mehr in dieser, als in ihren übrigen Eigenschaften begründet war. So viel unterlag keinem Zweifel, daß die wilde Majestät ganz in sie vernarrt war, während sie ihrerseits solchen Einfluß auf ihn übte, daß sein sonst unbeugsamer Starrsinn sich ihr gegenüber brach. Da ihn sein Alter hinderte, die Jagd mitzumachen, so ließ er sie nur ungern von sich und verwarnte sie stets, sich ja nicht in nutzlose Gefahr einzulassen; kamen wir dann Abends ins Lager, so funkelten die Augen des alten Mannes entzückt, wenn er die Zurückkehrende willkommen hieß.
Unsere Jagdmethode bestand darin, daß wir mit einer Anzahl Leute in einem weiten Kreise das Land durchstörten, bis wir alles Wild in ein einziges Dickicht getrieben hatten; dann brachen die stärksten Krieger mit ihren langen Speeren in dasselbe hinein und scheuchten die Thiere heraus, welche nun von den im Kreise stehenden Jägern erlegt wurden.
Die Thiere, welche wir zu bestehen hatten, waren große schwarze Wildschweine, Leoparden, Schakale, Tiger, Panther und noch andere, die ich nicht zu nennen weiß. Trotz der Wildheit, mit welcher die meisten dieser Bestien herauszuspringen pflegten, wurden sie doch alsbald mit einem Schauer von Wurfspießen empfangen oder durch die starken Speere der Krieger durchbohrt, so daß nur wenige entkamen und nur selten durch sie ein Unglück geschah. Eines Tages jedoch, als die Treiber eben in ein Dickicht eingedrungen waren, hörte Whyna, die im Kreis der übrigen Jäger stand und auf die Jagd sehr erpicht war, etwas im Gebüsch rascheln; sie näherte sich dem Stande desselben, um den ersten Streich auf das herauskommende Thier führen zu können. Wie gewöhnlich befand ich mich in ihrer Nähe. Mit einmal stürzte ein großer Tiger hervor, nach welchem sie ihren Wurfspieß entsandte, ohne jedoch die Bestie in einem Grade zu verwunden, daß sie ungefährlich geworden wäre. Der Tiger wandte sich um, und ich bohrte ihm meinen Speer in die Kehle. Dies that ihm für einen Augenblick Einhalt; dann aber machte er wieder einen Sprung, unter welchem das Speereisen zwar tiefer hineindrang, zugleich aber der Schaft abknickte, so daß wir uns von der dringlichsten Gefahr bedroht sahen. Sowohl Whyna, als ich, wir beide ergriffen vor der Wuth des Thiers die Flucht; dieses aber war uns noch immerhin nahe genug, daß es trotz der von meinem Speer ihm versetzten Wunde uns mit zwei oder drei Sprüngen einholen konnte. Meine Gebieterin war so schnell wie der Wind und kam bald an mir vorbei; sie faßte mich bei dieser Gelegenheit an der Hand und schleppte mich mit solcher Eile fort, daß ich mich nur mit Noth auf den Beinen halten konnte. Die umstehenden Jäger waren über ihre Gefahr sehr erschrocken, und da sie wohl wußten, was sie von dem Zorn des alten Königs zu gewärtigen hatten, wenn ihre Gebieterin durch den Tiger getödtet wurde, so warfen sie sich zwischen uns und die Bestie, welche sie endlich auch mit ihren Speeren erlegten, obschon in dem wilden Kampfe Einige um's Leben kamen und Viele verwundet wurden. Der ungewöhnlich große Kopf des Raubthiers wurde abgehauen und im Triumph zu dem alten König gebracht. Als dieser von der Gefahr hörte, welcher Whyna ausgesetzt gewesen, liebkoste er sie unter Thränen, und ich konnte mich dabei des Gedankens nicht erwehren, daß der alte Elende am Ende doch ein Herz habe. Whyna theilte dem König mit, wenn ich das Thier nicht mit meinem Speer durchbohrt und so seinen ersten Sprung verhindert hätte, wäre es um ihr Leben geschehen gewesen. Das Ungeheuer grinste mir hierauf mit einem häßlichen Lächeln zu, das, wie ich vermuthe, entweder Beifall oder Dankbarkeit bedeuten sollte.
Zu andern Zeiten galt die Jagd der großen Menge von Vögeln, die sich in den Wäldern vorfanden. Mau bediente sich bei derselben nur des Bogens und der Pfeile, so daß ich bei der ganzen Sache nichts zu thun hatte, als die von meiner Gebieterin erlegten Thiere aufzulesen und ihr die Pfeile zurückzugeben; sie schoß den Vogel stets in den Flügel – eine Fertigkeit, auf die sich außer ihr nur Wenige verstanden. Allmälig gewann ich die Jagd lieb, da sie zugleich auch mit Gefahr verknüpft war, und ich fühlte mich nie glücklicher, als wenn ich ihr obliegen konnte. Wir hielten gegen zwei Monate in den Wäldern aus; dann aber wurde der König der Sache überdrüssig, und wir kehrten nach der Stadt zurück, wo ich noch einige Zeit in derselben Weise, wie früher, fortlebte.
Ich würde mich in der Zuneigung meiner Gebieterin auch als Sklave vollkommen glücklich gefühlt haben, wenn nicht einige Tage nach unserer Rückkehr von der Jagd der alte Wütherich eine neue Probe von seiner unbegrenzten Grausamkeit abgelegt hätte, die uns Alle mit Bestürzung und Entsetzen erfüllte; denn wir entnahmen daraus, daß nicht einmal Whyna stets das wilde Ungeheuer zu bändigen im Stande war.
Eines Morgens bemerkte ich, daß einer von des Königs Wachen, der mich stets sehr liebevoll behandelt hatte und den auch ich liebgewonnen hatte, an den Henkerpfahl vor der Hütte angebunden war. Da ich wohl wußte, welch ein Schicksal ihm bevorstand, so eilte ich in Whyna's Hütte und langte daselbst in so trostlosem Zustande an, daß ich nicht zu sprechen vermochte. Ich konnte nur ihre Knie umklammern und den Namen des Negers wiederholen, indem ich zugleich auf den Pfahl deutete, an welchem er gefesselt war. Sie verstand mich, und da ihr gleichfalls an der Rettung des Mannes gelegen war, oder sie mir vielleicht einen Gefallen erweisen wollte, so eilte sie nach der großen Hütte, um bei dem alten Barbaren Schonung für den Unglücklichen zu erwirken. Dieser aber tobte in leidenschaftlicher Wuth umher, verweigerte geradezu die Begnadigung und erhob seinen Säbel, um dem Neger den Garaus zu machen. Whyna fiel ihm in den Arm, um den Hieb abzuwenden; doch jetzt verdoppelte sich die Wuth des Königs. Seine Augen funkelten wie glühende Kohlen; er warf ihr einen teuflischen Blick zu, ergriff sie beim Haar, zerrte sie vor seinen Füßen hin, erhob den Säbel und war augenscheinlich im Begriff, ihr den Kopf abzuhauen. Das Entsetzen und die Gefahr, in welcher sich meine Gebieterin befand, lähmte alle meine Gliedmaßen; indeß dachte ich doch, er werde den Streich nicht führen. Ich hatte keine Waffe, aber wenn er die grausame That begangen hätte, so würde ich ihren Tod gerächt haben, obschon ich dafür meines eigenen Lebens verlustig gegangen wäre. Endlich ließ aber das alte Ungeheuer ihr Haar los; er stieß sie mit dem Fuß von sich, so daß sie auf dem Sand fortrollte, und wandte sich sodann nach dem unglücklichen Gebundenen, dem er mit einem schrägen Aufwärtshieb seines Säbels die Seite bis zur Brust zertheilte, so daß die Eingeweide auf die Erde niederfielen. Hierauf sah er mit einem Blicke umher, ob dem uns das Blut in den Adern gerann, und dann ging er finster in seine Hütte zurück, uns Zeit lassend, uns von unserm Entsetzen wieder zu erholen.
Was meine Gebieterin betraf, so war sie zu gleicher Zeit von Schrecken und Wuth erfüllt. Sobald ich sie nach ihrer Hütte zurückgeführt hatte und wir allein waren, machte sie dem Sturm der Leidenschaften, der ihren Busen schwellte, Luft, verwünschte ihren Gatten in den ungezügeltsten Ausdrücken des Eckels und Abscheus, und beklagte in der bittersten Weise ihr Geschick, welches sie an ein solches Ungeheuer gefesselt hatte. Zitternd ob der Gefahr, welcher ich sie blos gestellt hatte, und durch ihre Lage gerührt, konnte ich nicht umhin, meine Thränen mit den ihrigen zu vermischen und durch Liebkosungen sowohl, als Beileidsbezeugungen ihre Aufregung zu beschwichtigen. Hätte mich der alte König damals gesehen, so weiß ich nicht, was aus uns beiden geworden wäre; aber ich kümmerte mich in jenem Augenblicke um nichts. Jung und heftig, wie ich war, hatte ich mir fest vorgenommen, daß der Wütherich sich weder an mir, noch an ihr ungerächt vergreifen sollte. Endlich war sie unter Schluchzen eingeschlummert, und ich bezog meinen gewöhnlichen Posten vor der Hütte. Ich hatte wohl daran gethan, denn es stund nicht fünf Minuten an, als der alte Kerl, dessen Zorn sich inzwischen gelegt hatte, aus seinem Zelt gegen die Hütte herkam, um Whyna wieder zu begütigen, da sie für sein Glück unerläßlich war. Er behandelte sie nachher wieder mit seiner gewohnten Freundlichkeit; indeß bemerkte ich doch, daß sich von der eben beschriebenen Scene an, ihre Abneigung gegen ihn verdoppelt hatte.
In den verschiedenen Hütten, die innerhalb der Einzäunung standen, wohnten mehrere Dutzend Frauenspersonen, die, wie ich hörte, insgesammt Weiber des alten Monarchen waren, obschon wir nie andere, als die vier, die wir bei unserm Anlangen kennen gelernt hatten, in seiner Gesellschaft bemerkten. Durch die Vermittlung meiner wohlwollenden Gebieterin fand ich stets Gelegenheit, meine Gefährten mit Geflügel und Wildpret, das auf der Königlichen Tafel übrig blieb, zu versehen, und ihrer Vorsorge hatten sie es zu danken daß sie stets freundlich und mild behandelt wurden.
So blieb ich noch weitere zwei Monate in meiner Gefangenschaft, bald glücklich im Umgang mit Whyna, bald elend in der Anwesenheit des Königs, dessen Auge stets einen niederschlagenden Einfluß auf seine ganze Umgebung übte. Endlich erhielten wir eines Morgens Befehl zum Antreten und wurden von einem großen Haufen umringt, der mit Speeren, Wurfspießen und Vogelpfeilen bewaffnet war – ich sage Vogelpfeilen, weil diejenigen, welche im Krieg Dienste thun mußten, größere Stärke besaßen. Wir erfuhren nun, daß wir nach einem andern Platz gebracht werden sollten, aber warum dies geschah und wohin man mit uns wollte, konnten wir nicht ausfindig machen. Bald nachher wichen unsere Wächter auseinander, um Whyna Platz zu machen. Sie nahm die Federkrone von meinem Kopf und die Fesseln von meinem Arm und Beine, worauf sie hinging und sie dem König zu Füßen legte. Sie kehrte dann zurück und theilte mir mit, daß ich sammt allen meinen Gefährten frei sei; wenn ich übrigens Lust dazu habe, so sei es mir, aber nur mir allein gestattet, bei ihr zu bleiben.
Anfangs gab ich keine Antwort. Sie bat mich dann in der angelegentlichsten Weise, als ihr Sklave bei ihr zu bleiben; da sie nicht wagen durfte, ihre Gefühle auszudrücken, oder ihrer Ueberredungskunst durch Liebkosungen Kraft zu geben, so stampfte sie heftig und ungeduldig mit ihren kleinen Füßen. Der Kampf in meinem eigenen Herzen war sehr schwer. Ich vermuthete, wir sollten irgend einem andern König zum Geschenk gemacht werden und fühlte wohl, daß ich nirgends anders eine so leichte und angenehme Knechtschaft finden konnte, wie sie mir hier zu Theil geworden. Auch war ich Whyna aufrichtig zugethan, ja letzter Zeit sogar mehr als zugethan, denn ich hing mit ganzer Seele an ihr, so daß ich fühlte, meine Lage könne gefährlich werden. Wäre der alte König todt gewesen, so hätte ich mich wohl darein finden können, mit ihr mein Leben zu verbringen; auch war ich ungeachtet der Vorstellungen meiner Gefährten noch unschlüssig, als der Negerhaufen ein wenig aus einander wich und ich des alten Königs ansichtig wurde, welcher mir Blicke zuwarf, daß ich mich wohl überzeugt fühlen konnte, seine Eifersucht sei endlich rege geworden und mein Leben keinen Heller werth, wenn ich in seinem Bereiche bleibe.
Auch Whyna wandte sich um und begegnete dem Blicke des alten Königs. Ob sie in seinem Gesichte eben das las, was ich, kann ich nicht sagen; aber so viel ist gewiß, daß sie keine Beredungsversuche mehr machte, sondern uns mit der Hand winkte, wir sollten unsere Wanderung antreten. Sie zog sich dann langsam zurück und wandte sich, an ihrer Hütte angelangt, noch einmal gegen uns um. Wie warfen uns insgesammt vor ihr nieder und brachen sodann auf. Sie stand vor der Thüre ihrer Hütte und winkte uns zwei oder dreimal mit der Hand zu – Bewegungen, aus denen unsere Hüter Anlaß nahmen, uns zu nöthigen, daß wir uns jedesmal auf's Neue zu Boden warfen. Endlich ging sie nach der Anhöhe hinauf, wo sie zu beten pflegte, und winkte uns zum letztenmal zu. Ich bemerkte noch, wie sie zu Boden sank und ihr Haupt in die Richtung kehrte, in welcher sie ihre Gebete darzubringen gewohnt war.
Wir setzten nun unsere Wanderung in nordwestlicher Richtung fort und wurden von unsern Wachen mit der größten Freundlichkeit behandelt. Jeden Tag wurde von 10 Uhr bis Abends 4 Uhr Halt gemacht, und dann marschirten wir weiter bis in die Nacht hinein. Die zerstreuten Weiler, an denen wir vorbei kamen, versahen uns mit Korn, und unser Gefolge sorgte mit seinen Bogen und Pfeilen für Fleisch und Geflügel. Gleichwohl waren wir in großer Angst, denn wir wußten nicht, wohin es ging, und Niemand schien geneigt oder im Stande zu sein, uns Auskunft darüber zu ertheilen. Oft dachte ich an Whyna und bisweilen bereute ich sogar, daß ich nicht bei ihr geblieben war, weil ich in eine noch schlimmere Sklaverei zu fallen fürchtete; aber die Erinnerung an den teuflischen Abschiedsblick des alten Königs reichte zu, mir die Ueberzeugung zu geben, es sei doch am Besten so, wie es sei. Nun ich meine Gebieterin verlassen hatte, dachte ich ohne Unterlaß an ihr Wohlwollen, an ihre schönen Eigenschaften und an ihre Zuneigung zu mir; es wird vielleicht sonderbar erscheinen, wenn ich sage, daß ich wirklich Liebe zu einer Schwarzen empfand, gleichwohl kann ich es nicht in Abrede ziehen. Ich vermochte dem Drang meines Herzens nicht zu widerstehen, und dies ist die einzige Entschuldigung, die ich vorzubringen im Stande bin.
Unsere Wachen theilten uns nun mit, daß es jetzt eine Strecke weit durch das Gebiet eines andern Königs gehe, und sie wußten nicht, welchen Empfang sie von demselben zu gewärtigen hätten. Hierüber kamen wir jedoch bald ins Klare, denn wir bemerkten einen Haufen hinter uns, der jeder unserer Bewegungen folgte, ohne uns übrigens anzugreifen, und eine Weile später vertrat uns vorn eine noch größere Abtheilung den Weg. Wir entnahmen hieraus, daß es auf feindselige Kundgebungen abgesehen war, weßhalb der Führer unseres Haufens den Befehl zum Angriff ertheilte; zuvor versah er uns mit starken Speeren, weil dies die einzigen Waffen waren, die wir zu führen wußten, und forderte uns auf, am Gefecht Theil zu nehmen. Der Feind war bei Weitem zahlreicher, als wir, aber unsere Hüter bestanden aus auserlesenen Kriegern. Was uns Weiße dagegen betraf, so hielten wir zusammen und machten unter uns aus, wir wollten uns gegen jeden Angriff vertheidigen, keinesfalls aber irgend einer Partie dadurch Anstoß geben, daß wir uns unnöthigerweise in den Kampf mengten, sintemal es für uns gleichgültig sein konnte, wem wir gehörten.
Die Schlacht, oder vielmehr der Scharmützel war bald im Gange. Die Feinde zerstreuten sich und schossen ihre Pfeile hinter den Bäumen hervor. So ging es einige Zeit, ohne daß auf irgend einer Seite wesentlicher Schaden angerichtet worden wäre, bis uns zuletzt unsere Gegner schärfer auf den Leib rückten. Der Führer unserer Wache hatte den des feindlichen Haufens getödtet, welcher sofort zurückzuweichen begann; aber jetzt tauchte eine neue Abtheilung auf, welche es auf uns Weiße abgesehen hatte. Sie fand bei uns einen entschlossenen Widerstand, und da uns unsere Krieger zu Hülfe kamen, so wurde die Verwirrung bald allgemein. Der Feind konnte nicht verhindern, daß einige Gefangene gemacht wurden; diese waren jedoch meist mit den Vogelpfeilen verwundet, deren Spitzen die Gestalt eines S hatten und beim Ausziehen große Schmerzen verursachten. Ich bemerkte, daß das einzige Heilmittel, welches sie in Anwendung brachten, darin bestand, daß sie ein gewisses Kraut gekaut auf die blutende Wunde legten; war jedoch ein Knochen beschädigt, so hielt man die Verletzung für tödtlich.
Wir wandten uns jetzt wieder ostwärts, um in unser eigenes Gebiet zurückzukehren, während wir die Gefangenen und Verwundeten in einem Dorfe zurückließen. Nachdem wir Verstärkung an uns gezogen, machten wir einen Umweg, um die feindliche Nachbarschaft zu vermeiden und setzten unsern Weg fort. Am achten Morgen, als wir eben zum Rasten Halt machen wollten, rief einer der Krieger, der einen Berg vor uns bestiegen hatte, uns zu und winkte mit der Hand. Wir eilten ihm nach und konnten, sobald wir den Gipfel erreicht hatten, im Anblick der britischen Flagge schwelgen, welche jenseits des Flusses auf dem Fort Senegal flatterten. Wir begriffen nun, daß wir auf die eine oder die andere Weise ausgelöst worden waren, und so stellte sich's denn auch heraus; denn der Gouverneur, welcher in Erfahrung gebracht hatte, daß wir im Lande weiter oben gefangen seien, hatte Leute abgesandt, welche dem alten König für unsere Befreiung ein schönes Geschenk boten. Später erfuhr ich, daß der in Gütern für uns bezahlte Preis ungefähr 56 Schillinge für den Kopf betragen hatte. Der Gouverneur nahm uns wohlwollend auf, ließ uns kleiden und sandte uns nach dem Schiff hinunter, das mit voller Ladung in der Rhede lag und am nächsten Tage auszusegeln gedachte. Unsere Kameraden empfingen und bewillkommten uns, wie Menschen, die vom Tode erstanden sind.
Zwei Tage später stachen wir in die See und langten nach einer glücklichen Fahrt wohlbehalten in Liverpool an.