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Schilderung der Hochzeit Margarethas und der Bartholomaeusnacht.

Der König von Frankreich, der König von Navarra, die Herzöge von Anjou und von Alençon und der Prinz von Condé trugen Uniformen, Kleider von blaßgelbem Atlas mit Perlen und Edelsteinen reich gestickt. Es wurde bemerkt, daß, ausgenommen den Bräutigam, alle Protestanten sehr einfach gekleidet waren, die katholischen Herren sich aber in der größten Pracht zeigten … Sie wurden von dem Kardinal von Bourbon nach einem Formular, worüber beide Parteien übereingekommen waren, getraut, am Sonntag den 17. August. Als Margaretha gefragt wurde, ob sie den König von Navarra zum Gemahl haben wollte, antwortete sie nicht; der Kardinal stieß sie von hinten an den Kopf, um sie ein Zeichen der Einwilligung geben zu lassen, in Ermangelung der Sprache. D'Avila sagte, der König selber habe sie an den Kopf gestoßen; darin kommen alle Historiker überein: die Prinzessin Margaretha als ein trauerndes Opfer der despotischen Gewalt zu schildern; denn ihr Bruder hatte ihr nur die Wahl zwischen dieser Heirat und dem Kloster gelassen. Dem Herzog von Guise, der sich etwas auf die Fußspitzen erhob, um Margaretha in jenem Moment recht in die Augen zu sehen, warf der König einen so entsetzlich drohenden Blick zu, daß er vor Schmerz und Entsetzen beinahe ohnmächtig ward. Die Prinzessin hörte dann die Messe, während der König von Navarra und die Protestanten in der Kirche und dem Kloster Notre-Dame umhergingen. Nach diesen Zeremonien führte Heinrich von Damville, Bruder des Marschalls von Montmorency, den Bräutigam zurück, der seine Braut in Gegenwart des Königs und der Königin Mutter umarmte und sich einige Zeit mit ihr unterredete … Nach dem Mittagessen ging der Hof nach dem Louvre zurück, wo der König die Cour annahm und die Stände der Stadt aufs herrlichste bewirten ließ. Dann eröffnete er den Ball, den er aber bald wieder unterbrach wegen des Balletts, in dem er eine der vorzüglichsten Rollen hatte. Man sah nämlich drei große Wagen in der Form von silbernen Felsen hereinkommen, auf jedem derselben saßen fünf Musiker mit verschiedenen Instrumenten; zwei stellten sich auf beide Seiten des Saales, auf dem dritten, der in der Mitte blieb, stand der berühmte Sänger Le Roy. Dann kamen drei Wagen mit Nischen, die von vier silbernen Säulen getragen wurden, in jeder war eine Meernymphe. Hierauf kamen noch vier Wagen welche Seetiere vorstellten, gleichfalls von Silber, mit einem Löwenkopf und einem Fischschwanz; auf diesem saßen Gottheiten auf vergoldeten Muscheln und in Goldstoff gekleidet. Zuletzt kam ein vergoldetes Seepferd, das den Neptun mit seinem Dreizack auf einer goldenen Muschel trug. Dieser Neptun war der König von Frankreich: auf dem ersten Wagen befanden sich der König von Navarra und die Prinzen von Geblüt. Alle diese Maschinen bewegten sich in dem großen Saal des Louvre, und wenn sie still standen, sangen die Musiker vortreffliche Verse, die eigens von den Hofpoeten dazu gedichtet waren. Einen großen Teil der Nacht brachte man damit zu, dieses Schauspiel zu bewundern, dann ging man auseinander … Den Tag darauf gab der König von Navarra in dem Hotel d'Anjou ein herrliches Mahl, der Ball im Louvre dauerte hernach bis tief in die Nacht. Die Feste am Mittwoch übertrafen alles an Pracht, was bis dahin gesehen worden war. In einem Saal des Palastes Bourbon, nah am Louvre, war ein Paradies oder eine Maschinerie, den Himmel vorstellend, erbaut; den Eingang zu diesem Himmel verteidigte der König und seine beiden Brüder in voller Rüstung; auf der andern Seite war die Hölle, in welcher eine große Anzahl von Teufeln und kleinen Teufelchen ein großes Rad mit kleinen Glöckchen unter seltsamen Gebärden und Sprüngen, mit vielem Lärm unaufhörlich herumdrehten. Ein Fluß mit dem Nachen des Charon trennte Hölle und Paradies. Weiter zurück hinter diesem sah man die elysäischen Gefilde wie einen schönen grünen Garten, mit Bäumen und Blumen, den ein Sternenhimmel umgab, nämlich ein Rad mit den zwölf Zeichen des Zodiakus, den sieben Planeten, und eine Menge kleiner Sterne von Kristall, welche alle durch die in dem Himmel herum verteilten Lichter erleuchtet waren. Die Bewegung des Rades drehte zugleich das Paradies umher, worin zwölf Nymphen im einfachen Gewande sichtbar waren.

Mehrere irrende Ritter, vom Könige von Navarra angeführt, nahten sich, um die Nymphen aus dem Paradiese zu entführen, sie wurden aber von den drei Rittern, die es bewachten, zurückgetrieben. Nachdem sie einige Lanzen gebrochen und eine Zeitlang mit den Degen herumgefochten hatten, wurden sie von den Hütern des Paradieses in den Tartarus gestürzt und sogleich von den Teufeln in Fesseln gelegt. Dann kamen Merkur und Cupido von einem Hahn getragen vom Himmel herab und begrüßten mit Gesängen die Wächter des Paradieses wegen ihres Sieges. Darauf gingen die Ritter hin, holten die Nymphen und tanzten mit ihnen um einen Springbrunnen, der mitten im Saale stand, wohl eine Stunde lang, worauf sie sich von den einstimmigen Bitten aller bewegen ließen, die gefangenen Ritter zu befreien. Sie holten sie heraus und brachen einige Lanzen mit ihnen. Der ganze Saal war voller Funken und Blitze, die von dem Stoß ihrer Waffen hervorsprangen. Alles das verschwand aber, indem auf einmal ein Feuerwerk am Springbrunnen angezündet wurde, mit schrecklichem Getöse, mit Feuerströmen, die in wenigen Minuten die ganze Maschinerie zerstörten, und so endigte das gothische Schauspiel … Niemals hatte man den König und die Königin Mutter fröhlicher gesehen, sie vergaßen ganz den Schlaf bei diesen Festen und Ergötzlichkeiten. Aber die Musik war nur die Ouvertüre zu dem darauffolgenden Trauerspiel. Durch diese Feste suchte man die Protestanten zu zerstreuen, damit sie auf die Winke, die ihnen aus ganz Frankreich gegeben wurden, nicht achten sollten; bei dem Admiral gelang es ihnen auch völlig. Einige seiner Vertrauten aber waren nicht so ruhig als er; sie machten ihn auf die Anspielung in den Festen vom Mittwoch aufmerksam: dieser Himmel, der vergeblich vom König von Navarra und den Häuptern der Partei angegriffen ward, ihre Gefangennehmung in der Hölle, das Feuer, mit welchem das Schauspiel endigte, alles hatte ihnen Verdacht eingeflößt, und sie suchten ihn dem Admiral mitzuteilen. Am Donnerstag Morgen ging Langoiran zu ihm und nahm von ihm Abschied. Da er ihn um die Ursache dieser eiligen Abreise fragte, sagte Langoiran die prophetischen Worte: »Ich gehe, weil man Euch hier so gar wohl aufnimmt und bewirtet, ich mag mich lieber mit den Toren retten, als mit denen, die sich weise dünken, umkommen« … Den Donnerstag endigten die Festlichkeiten mit einem Turnier, das vor dem Louvre gehalten wurde. Der König, seine beiden Brüder, die Herzöge von Guise und von Aumale erschienen als Amazonen gekleidet von der einen Seite; von der andern der König von Navarra und sein Gefolge in türkischer Kleidung von Brokat und einem Turban; sie begegneten sich und kämpften Lanze gegen Lanze. Zu beiden Seiten waren Bühnen errichtet, auf denen die Königin Mutter, die Königin, Gemahlin Karls IX., die Königin Margaretha von Navarra, ihre Schwester die Herzogin von Lothringen und viele andere Damen saßen und dem Turniere zusahen.

*

Nun wurden die festlichen Kränze gegen Trauerzypressen vertauscht, und die Ausführung des entsetzlichen Vorsatzes begann. Das erste Opfer war der brave Gaspard von Coligny. Er focht und kommandierte die Armee unter Franz I., Heinrich II., Franz II. und Karl IX. Er war der Wiederhersteller der Disziplin bei den Armeen, keiner im Rat kam ihm an Weisheit gleich, noch weniger auf dem Schlachtfeld jemand an Tapferkeit. Maureyel, der den Guisen angehörte, schoß nach ihm aus einem Fenster, den Freitag Morgen, als er, einige Depeschen lesend, zu Fuß vom Louvre hinunterging. Die Wunde wurde gleich für tödlich erklärt. Der Hof hatte geglaubt, der Anblick des verwundeten Chefs würde die Protestanten zur Rache an den Guisen, den Urhebern des Mordes, auffordern, und so würde Karl der IX. seine Feinde sich untereinander selbst aufreiben sehen. Coligny faßte demungeachtet keinen Argwohn gegen den König; auf den Tod verwundet, verteidigte er doch gegen die von seiner Partei, denen dieser Schlag die Augen vollends geöffnet hatte, noch immer die Aufrichtigkeit und die Treue Karls IX. Man drang vergeblich in ihn sich aus Paris tragen zu lassen. Er verwarf ihren Rat und Argwohn und beschäftigte sich mit nichts als mit dem Heil seiner Seele. Der König tat sehr erschrocken wegen dieses Mordes. Als man ihm die Nachricht davon brachte, spielte er gerade Federball; er warf wie im Schrecken das Racket nieder, zerbrach es, und rief mit einem Fluch: »Werde ich niemals Ruhe erlangen?« Der König von Navarra und sein Vetter, der Prinz von Condé, kamen sogleich zu ihm, beklagten sich und forderten Urlaub, die Stadt verlassen zu dürfen, weil ihr Leben hier nicht sicher sei. Der König war aber so voller Zorn und Ärger (er rief: er selbst wäre durch diesen Streich verwundet!), und die Königin Mutter schien so wahrhaft bekümmert, daß jene unmöglich auf ihrer Forderung bestehen konnten. Weit weniger noch, da der König eine Kommission ernannte, das Verbrechen zu untersuchen; da er selber, von seinem ganzen Hof umgeben, den Admiral besuchte, und indem er ihn mit Schwüren und Versicherungen zu beruhigen suchte, sagte er: »Ihr werdet vielleicht geheilt von Eurer Wunde; ich selbst aber empfinde eine tödliche Betrübnis; eher aber will ich Verzicht tun auf das Heil meiner Seele, als nicht eine denkwürdige Rache ausüben!«

Den Sonnabend früh hielt man den Admiral für weniger gefährdet. Der König von Frankreich sandte seine Edelleute sehr oft, sich nach ihm zu erkundigen; der König von Navarra verließ ihn gar nicht, und auch Margaretha besuchte ihn. Das beste Einvernehmen schien zwischen dem Hof und den Protestanten zu herrschen, als man des Abends zu Coligny kam und ihm sagte: man nehme in allen Quartieren eine allgemeine Bewegung wahr, eine große Anzahl Bewaffneter würden in den Häusern der Katholiken, und Lastträger, mit Waffen aller Art beladen, in dem Louvre bemerkt nebst noch tausend andern Zurüstungen zum Krieg und zum Kampf. Aber Teligny, der Schwiegersohn des Admirals, der unglücklicherweise von seiner eigenen Redlichkeit auf die andern schloß, schalt sie feige Memmen, verwarf ihre Meinung als gar nicht begründet, und war überzeugt, die nach dem Louvre getragenen Waffen wären zum Angriff einer Festung bestimmt, die in dem Schloßhof zur Belustigung des Königs und des Hofes erbaut wäre … Die Königin Mutter ging mit ihren Geheimen Räten, dem König, der Königin seiner Gemahlin, den Herzögen von Anjou, von Nevers, dem Bastard von Angoulème, dem Kanzler Birague, dem Marschall von Tavannes und dem Grafen von Rais in dem Garten der Tuilerien spazieren. Da ward der letzte Entschluß zum Blutbade gefaßt, das Verderben der Protestanten beschworen! Die einzige Rücksicht, die ihnen von einiger Bedeutung schien, war die auf den König von Navarra und den Prinzen von Condé. Der Rat war einstimmig der Meinung, das Leben des Königs von Navarra zu schonen: die soeben geschlossene Verbindung, sagten sie, und die königliche Würde erfordern es. Überdies würde die allgemeine Metzelung schon an sich sehr verabscheut werden, weit mehr aber noch, wenn man den König, den nahen Verwandten Seiner Majestät, den Gemahl seiner Schwester, in dem Palast, unter den Augen seines Schwagers, des Königs, und gleichsam in den Armen seiner Gemahlin ermorden wollte. Alles, was man tun würde, um die Schuld auf die Guisen allein zu wälzen, würde nicht hinreichen, den König jemals von dieser schrecklichen Untat zu reinigen! Mehr Schwierigkeiten gab es den Prinzen Condé zu retten; er hatte noch den ganzen Haß gegen sich, den der Hof gegen seinen Vater gehegt; indessen retteten ihn doch sein Rang, seine Würden und der Herzog von Nevers, der ihn beschützte und sich für seine Treue und Unterwürfigkeit verbürgte. Die älteren Verbindungen, welche den Herzog von Nevers und den Prinzen Condé vereinigten, wurden durch die Vermählung des letzteren mit Maria von Cleves, Schwester der Gemahlin des Herzogs von Nevers, erneuert und befestigt. Er wurde also von der Liste der Schlachtopfer ausgestrichen, sowie auch sein Vetter, der König von Navarra. Man schaudert, wenn man sieht, wie das Leben des besten Fürsten, Heinrichs IV., und das Glück, dessen Frankreich unter seiner Regierung genoß, von einem so geringen Umstand abhing!

Alles war bald bereit; die Guisen mit ihren Gendarmen umgaben das Louvre, und erwarteten das Zeichen, das eine Glocke eine Stunde vor Tagesanbruch geben sollte. Katharina glaubte einige Ungewißheit bei dem Könige wahrzunehmen und ging noch um Mitternacht zu ihm in sein Zimmer, von ihren Geheimen Räten begleitet. Sie suchte ihn in seinen Vorsätzen zu stärken, stellte ihm vor, wie er durch diese Ungewißheit eine Gelegenheit vorübergehen ließe, seine Feinde zu verderben, die Gott selber ihm in seine Hände gegeben; »und«, setzte sie hinzu, »ist es nicht besser diese faulen Glieder zu zerstören als den Schoß der Kirche, die Braut des Herrn?« – Wer erkennt an dieser Sprache dieselbe wieder, die, als man den üblen Ausgang einer Schlacht gegen die Protestanten fürchtete, sich mit dem größten Leichtsinn tröstete und sagte: »Nun, wenn sie siegen, so gehen wir zur Predigt anstatt Messe zu hören!« Ihre Vorwürfe der Lauigkeit und der Feigherzigkeit setzten Karl IX. in Wut. Er gibt den Mordbefehl – und sogleich wurde vom nächsten Turm beim Louvre Sturm geläutet! Dies geschah Sonntag den August am Tage des heiligen Barthelemy.

Auf dieses Signal liefen die Soldaten nach dem Louvre, wo die Metzelei ihren Anfang nehmen sollte. Einige protestantische Edelleute drangen mit hinein, um den Grund dieser Unruhen zu erfragen; sie erhielten die Antwort, es wären Anstalten zu einem Turnier, und als sie weiter in den Palast vordringen wollten, um mehr zu erfahren, wurden sie von den Wachen und den Schweizern niedergestoßen. Sogleich ging der Herzog von Guise nach dem Hause des Admirals, wirft die Türen ein und macht einen Teil seiner Leute nieder. Das Geräusch der Waffen unterrichtete den heldenmütigen Coligny von seinem Schicksal, und daß seine letzte Stunde gekommen sei; er stand mit großer Anstrengung auf, kleidete sich an und schickte alle zurück, die ihm Hilfe anboten. »Meine Freunde,« sagte er, »menschliche Hilfe kann ich fernerhin nicht mehr brauchen; ich nehme aus Gottes Hand willig meinen Tod, ihr aber eilt euch zu retten!« Dann kniete er bei seinem Bett nieder; die Mörder drangen ein, einer von ihnen, Besme genannt, fragte ihn, ob er der Admiral sei. »Junger Mensch,« antwortete er, »billig solltest du meine grauen Haare ehren; um vieles wirst du aber mein Leben nicht abkürzen!« In demselben Moment erhielt er auch den Todesstreich und starb mit den Worten: »Stürb ich doch durch den Arm eines Ritters und nicht durch einen Troßbuben!«

Der Herzog von Guise hatte die Grausamkeit, mit seinem Schnupftuch ihm das Blut vom Gesicht zu waschen, um es recht zu erkennen. Der wütende, blutdürstige Pöbel warf sich auf seinen entseelten Körper und schleifte ihn durch den Kot, so wie er es sich selbst prophezeit hatte.

*

Als der König von Navarra das Schlafzimmer seiner Gemahlin verließ, kam eine starke Wache ihm entgegen; ihm und dem Prinzen Condé wurde befohlen, ihr zu folgen, und man nahm ihnen ihre Degen. Sie gehorchten und man führte sie zum König. In dem Vorsaal mußten sie mitansehen, wie man ihre Edelleute und treuesten Diener ermordete. Karl IX., die Augen rot vor Zorn und ganz außer sich selbst, erklärte ihnen: alles was sie sähen, geschähe auf seinen Befehl, weil er kein anderes Mittel finden könnte, den Bürgerkrieg zu endigen; er würde nie vergessen, welches Übel sie in seinem Reiche durch die Partei gestiftet hätten, von welcher sie selber sich als Anführer erklärt; er versicherte sie seines ganzen Hasses, er nehme jedoch mehr auf ihre nahe Verbindung und Verwandtschaft Rücksicht als auf sein Gefühl, darum wolle er ihnen verzeihen, wenn sie sich bekehren und zur katholischen Kirche zurückkehren wollten; »denn«, fügte er hinzu, »ich bin entschlossen, nur eine Religion in meinen Staaten zu dulden, und euch wie die übrigen Protestanten zu behandeln, wofern ihr nicht jenen Irrlehren abschwört.«

Der König von Navarra beschwor ihn demütig sich seines Versprechens zu erinnern und des Bandes, welches sie vereinigte; übrigens versicherte er ihn, er sei bereit ihm jede Genugtuung zu geben, wenn Seine Majestät nur auch in Betracht ziehen möchte, wie hart es ihm sein müßte, die Religion seiner Väter zu verlassen! – Der Prinz Condé antwortete ihm mit mehr Festigkeit; der König geriet aufs äußerste in Wut gegen ihn, schimpfte ihn einen Trotzigen, einen Aufrührer, Rebellen, Sohn eines Rebellen, und erklärte ihm, er würde ihm den Kopf abhauen lassen, wenn er in drei Tagen seinen Entschluß nicht geändert hätte.

Zu dieser Zeit wahrscheinlich bat Margaretha den König um Gnade für ihren Gemahl, für dessen Leben sie fürchtete, denn sie wußte nichts von dem Beschluß in dem geheimen Rat, in betreff seiner, und der Zorn und die Wut ihres Bruders Karl erschreckten sie. Sie sah, wie dieser ganz kaltblütig die Ermordung der Edelleute des Königs von Navarra mitansah, die im Hof des Louvre hingerichtet wurden; wie er ganz ruhig die Vorwürfe wegen seiner Grausamkeit und seiner Verräterei mitanhörte, die ihm Piles, der brave Verteidiger von St. Jean d'Angely, machte in dem Augenblicke, da er schändlich ermordet wurde; sie hörte ihn aus dem Fenster des Louvre auf die armen Schlachtopfer schießen, die sich durch Schwimmen über die Seine zu erretten dachten; sie zitterte also gewiß nicht ohne Ursache für das Leben ihres Gemahls. Brantôme versichert, von einer großen Fürstin gehört zu haben, sie sei ihrem Bruder zu Füßen gefallen und habe ihn beschworen, ihren Gemahl zu verschonen; und der König habe es ihr nur mit Mühe bewilligt, obgleich sie seine geliebte Schwester war. Der Autor des »Lebens der Katharina von Medizis«, ein eifriger Protestant, versichert: der König von Navarra verdanke einzig seine Rettung seiner Gemahlin, der Schwester Karls IX. Sie selber sagt nichts davon in ihren Memoiren; da sie diese aber während des Lebens ihres Gemahls geschrieben, so hat sie wohl aus Delikatesse vermieden davon zu sprechen, um nicht eine Art von Vorwurf zu machen.

Das Gemetzel dauerte noch sechs Tage mit einer höllischen Blutgier fort; fünfhundert Edelleute wurden ermordet, und mehr als viertausend Personen jedes Geschlechts und Alters, von dem Kinde im Mutterleibe bis zum achtzigjährigen Greis. Nicht Rang noch Wissenschaft, ja selber die Religion, wurden in diesen unseligen Tagen verschont. Peter Ramus, ein berühmter Mathematiker und ein guter Katholik, starb durch einen seiner Neider, der den Tumult benutzte, ihn zu ermorden. Denis Lambin, ein gelehrter Kommentator, auch gut katholisch, starb vor Schrecken, da er Ramus ermordet sah; Perrot, ein geschickter Rechtsgelehrter, ward ermordet; auch der berühmte Musiker Claude Gondimel zu Lyon; der unglückliche Francourt, Kanzler von Johanna d'Albret, der allein sie dazu bewog in diese Verbindung zu willigen.

Die Provinzen folgten fast alle dem Beispiel der Hauptstadt; während des ganzen Septembermonates waren die Bürger Frankreichs in zwei Parteien geteilt: in Henker und Hingerichtete! Einige Gouverneure in den Provinzen versagten diesem entsetzlichen Befehl den Gehorsam; ihre Namen wurden schon tausendmal genannt und verdienen immer wieder genannt zu werden und zu der spätesten Nachwelt zu gelangen. Es waren die Grafen von Tendes in der Provence und von Charni in Burgund, die Herren von St. Huran in Auvergne, Tannegui le Veneur zu Rouen, von Gordes in der Dauphine, von Mandelot zu Lyon, von Ortez zu Bajonne, und von Strozzi in Guyenne; laßt uns zuletzt noch den Scharfrichter zu Lyon nennen, der zu den Mördern sagte, als sie ihn zum Morden aufhetzen wollten: »Meine Hände arbeiten nur für Recht und Gericht!«

Am Sonntag und Montag war das Wetter schön und heiter in Paris; der König stand am Fenster und sagte: »Ich glaube das Wetter freut sich über die Hinrichtung der Hugenotten!«

Am Barthelemytage war auf dem Gottesacker der Innozenz ein Weißdorn aufgeblüht; dies wurde für ein Wunder gehalten und trug nicht wenig dazu bei, die Einbildung des Volkes zu erhitzen und ihre Wut zu erhöhen. Karl IX., seine Brüder, die drei Königinnen und alle Damen des Hofes gingen noch denselben Abend hin, das Wunder zu sehen. Auf dem Rückwege besahen sie die Körper der Erschlagenen; unter anderen wollte die Königin Mutter den Leichnam des Prinzen von Soubise sehen, der mit seiner Frau im Prozeß wegen Unvermögens war … Wer kann alle die Gotteslästerungen erzählen, die diese Ungeheuer, diese eingefleischten Teufel in der Wut und während den Mordgreueln ausstießen! Das Stürmen, das unaufhörliche Schießen, das entsetzliche Schreien der zu Tode Gemarterten und das Geheul der Mörder, die aus den Fenstern geworfenen Körper, welche man unter sonderbarem Zischen und Pfeifen durch die Straßen schleifte, das Einschlagen der Türen und Fenster mit Steinen und das Plündern von mehr als sechshundert Häusern … es ist ein ewig dauerndes Bild des Entsetzens und Elends!


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